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Der Wandel

Cat

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06.03.2002
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Der Wandel

Seit der Zauberer unter ihnen lebte, schien Golos Welt aus den Fugen zu geraten. Nichts war mehr wie zuvor. Die Erwachsenen, allesamt kräftige, kampfeslustige Trolle, rümpften die Nase, wenn sich ihre Söhne und Töchter auf den Weg zur Heldenlichtung machten. Dort, wo einst ihre Vorfahren die große Schlacht gegen die Drachen gewannen, wurde nun gestandenen Trollen Schulunterricht erteilt. Statt Lanzenstechen, Felsenschleudern und Morgensternwurf lehrte man den Halbwüchsigen nun Mathematik, Philosophie und Geschichte. Mit ihren riesigen krallenbesetzten Pranken mussten die Trollkinder grazile Federn halten, um damit auf Rollen aus Pergament zu kritzeln. Schreiben, so tönte der Zauberer vor den skeptischen Eltern, trug dazu bei, das Leben der jungen Trolle in richtige Bahnen zu lenken. Wie auch alle anderen Fächer, die er lehrte.

Die Meinungen gingen weit auseinander. So mancher der Alten hätte den wichtigtuerischen Magier lieber zum Frühstück verspeist, als dass er ihm seine Kinder anvertraute. Doch Dimarus hatte ihnen freien Zugang zu seiner Diamantmine gewährt, unter der Bedingung, die jüngeren Trolle unterrichten zu dürfen. Dieses Angebot konnten die monströsen Wesen nicht ausschlagen. Zu sehr waren sie von dem Gedanken besessen, die größte Waffe der Welt aus dem härtesten aller Materialien zu schmieden. Mit ihr würde der stärkste Gegner bezwungen werden, der zäheste Drache und der größte Riese besiegt.

In Golos Kopf schwirrten die Zahlen so wirr umher wie ein Schwarm Mücken. Wie viel war noch einmal sieben und neun? Er kniff die schwarzen Augen zusammen, um besser nachdenken zu können. Doch kurz darauf riss er sie wieder auf, so dass die roten Pupillen darin aufblitzten, als hätte jemand ein Feuer darin entzündet. Voller Eifer schrieb er die Lösung auf das Pergament und präsentierte sie stolz vor Dimarus.

Anfangs hatte sich Golo gegen den Unterricht aufgelehnt, wie jeder seiner Artgenossen. Doch als der Magier einen der Schüler verzauberte und statt seines hörnerbesetzten Trollschädels plötzlich ein niedlicher Hundekopf auf seinen wuchtigen Schultern saß, fügten sie sich in ihr Schicksal. Nichts war schlimmer für einen Troll, als sich der Lächerlichkeit preiszugeben.

Dimarus lächelte Golo zu, als er ihm das richtige Ergebnis vorlegte. Er hielt ihn mittlerweile für den begabtesten seiner Eleven. Natürlich gab Golo es nicht zu, doch wenn der Zauberer ihn beobachtete, so gewann er den Eindruck, dass dieser Schüler sogar Freude am Lernen fand. Auf ihn würde er ein besonderes Augenmerk legen.
Doch auch allen anderen jungen Trollen wollte Dimarus beibringen, dass das Leben nicht nur aus Kampf, Hass und Grausamkeit bestand. Ihre Eltern würde er nicht mehr davon überzeugen können. Sie hatten bereits Jahrzehnte lang gemordet, waren verroht und dachten an nichts anderes, als eine Waffe zu schmieden, die ihnen die Weltherrschaft sichern sollte. Dafür wühlten sie sich seit geraumer Zeit durch seine Diamantmine, klopften kübelweise Steine von den Wänden, um am Ende mehrerer Tage ein winziges Diamantkörnchen zu Tage zu fördern. Bis ihnen gelänge, so viel davon abzubauen, um ein Schwert daraus zu schmieden, sollte er die Jungen fertig ausgebildet haben. Er hoffte, dass viele der Alten diesen Zeitpunkt gar nicht mehr erleben oder dann bereits zu schwach für einen Kampf sein würden.
Dimarus erklärtes Ziel war es, die jungen Trolle zu kultivieren, ihnen Werte zu vermitteln und ein für alle Mal ihren Kampfesgeist auszulöschen. Niemand sollte sich mehr von ihnen bedroht fühlen. Die Drachen sollten fortan in Ruhe in den Wäldern leben, ohne Angst um ihre Haut haben zu müssen. Nie mehr würden menschliche Siedlungen abgebrannt und ihre Bewohner verspeist werden.


Nachdem zwei Winter vergangen waren, hatte sich Golo zu einer Art Anführer entwickelt. Die anderen Schüler respektierten ihn und bewunderten seine schulischen Leistungen. Jeden Streit, der unter ihnen entbrannte, vermochte Golo zu schlichten, jeden Kampfesversuch im Keim zu ersticken.
Dimarus war zu recht stolz auf ihn.
Bald beschloss er, dass die Zeit reif war, Golo ein wenig von der Welt zu zeigen. So nahm der Magier ihn eines Tages mit auf eine kleine Reise, die sie in die Nähe eines Menschendorfes führte. Auf dem Weg dorthin versuchte Dimarus, seinen Schüler für die Lebensweise der Menschen zu begeistern. Er erzählte ihm von den Häusern, in denen sie lebten, von Berufen, die sie ergriffen. Golo erfuhr, dass sie an Götter glaubten, denen sie huldigten, dass Männer wie Frauen ihren Leib mit Kleidung bedeckten, und dass sie außer Fleisch auch andere Dinge zu sich nahmen, die so seltsame Namen wie Kohl oder Rüben trugen. Dimarus berichtete von Ackerbau und Viehzucht, berühmten Medicussen, Dichtern und Gelehrten. Golo gewann bald den Eindruck, dass es sich um ganz besonders kluge Lebewesen handelte und schämte sich ein wenig für seine Eltern, die den Menschen so viel Unheil zugefügt hatten.

Am Waldrand versteckten sie sich hinter Bäumen und Büschen und spähten durch das Blattwerk hindurch. Golo erkannte ein kleines Bauwerk. Ein Haus, in dem Menschen wohnten, erklärte ihm Dimarus. Erstaunt betrachtete Golo das Gebäude, aus dessen Dach feiner Rauch aufstieg. Ganz anders als die Zelte aus Drachenhäuten, in denen die Trolle lebten. Hinter dem Haus vernahmen sie plötzlich Stimmen. Unwillkürlich hielt Golo den Atem an, als sich zwei Männer mit geschulterten Spaten zeigten und geradewegs auf den Eingang des Hauses zuschritten. An der Hauswand stellten sie ihre Werkzeuge ab und verschwanden dann lachend im Inneren. Golo atmete aus. So sahen also die Menschen aus. Von kleiner Gestalt waren sie, ohne Hörner und Hufe. Ihre Haut spannte sich glatt über den Körper und war nicht wie die seine von unzähligen rissigen Runzeln überzogen. Ansonsten erschienen sie ihm eher unspektakulär. Lebewesen, die ihrer Arbeit nachgingen, aßen und tranken. Das Bild, das sich Golo auf dem Weg hierher von ihnen gemacht hatte, verblasste zusehends, und er wollte Dimarus bereits vorschlagen, die Heimreise anzutreten, als sich die Haustür erneut öffnete. Ein Geschöpf trat daraus hervor, das sich gänzlich von den Männern unterschied, die es zuvor betreten hatten. Die Haut des Wesens leuchtete in einer zarten Blässe und schien noch viel feiner und glatter als die ihrer Artgenossen. Statt eines dunklen Schopfes hingen ihr helle, beinahe weiße feine Strähnen hinab bis zu den Hüften. „Wie schön, jetzt bekommst du auch noch das andere Geschlecht zu sehen. Ein Mädchen“, flüsterte Dimarus. „Ein Mädchen“, wiederholte Golo seufzend. Einmal hatte er in seiner Kindheit eine Elfin gesehen, deren Anmut in seinem Gedächtnis bis heute haftete. Nun wurde diese Erinnerung ausgelöscht, denn das Mädchen erschien ihm tausendmal schöner. Grazilen Schrittes ging es zum Brunnen und pumpte mittels eines langen Hebels Wasser daraus hervor.

„Jetzt können wir gehen“, schlug Dimarus vor, als das Mädchen wieder ins Haus zurückgekehrt war. Nur mühsam konnte sich Golo losreissen. Am liebsten hätte er gewartet, bis die Türe erneut aufschwang und das liebliche Kind daraus hervortrat. Doch Dimarus war schon vorausgeeilt. Rumpelnd erhob sich der Troll und stapfte seinem Lehrmeister hinterher.

Den Rest der Reise schwelgte Golo in Träumen. Er stellte sich vor, das Haar des Mädchens zu berühren, sie mit in das Trolldorf zu nehmen. Wie schön es wäre, wenn sie neben ihm in seinem Zelt schliefe. Wenn er morgens die Augen aufschlug und als erstes ihr schönes Antlitz erblickte. Unvorstellbar, wie sich ihre Haut anfühlen mochte. Glatt und warm wie ein vom Wasser geschliffener Stein, der in der Sonne lag? Oder eher geschmeidig wie ein frisches Drachenherz? Es bereitete ihm unsägliche Qualen, dass er es nie erfahren würde.
Traurig kehrte er zu den übrigen jungen Trollen zurück, die begierig auf seinen Bericht warteten, doch er fertigte sie nur kurz ab. Die anderen wunderten sich, denn die Reise schien Golo verändert zu haben. Auch Dimarus fiel auf, wie der einst interessierte Schüler sich in einen unkonzentrierten Träumer verwandelt hatte.

Einige Tage später wachte Golo früh am Morgen auf. Jemand schrie. Getrampel und Gebrüll folgten. Verschlafen streckte er den Kopf aus seinem Zelt. Es dämmerte bereits, doch die Trolle standen üblicherweise erst auf, wenn die Sonne schon hoch am Himmel stand. Nicht so heute. Es herrschte ein wildes Durcheinander. Während die Alten sich bewaffneten, sich Morgensterne um die Schultern hängten und soviele Schwerter und Speere ergriffen, wie sie nur tragen konnten, hatten sich die Jungen in einer Gruppe zusammengestellt und riefen alle zugleich etwas, so dass Golo nichts davon verstehen konnte. Erst als einer von ihnen zum Himmel deutete, sah Golo, was den Aufruhr verursacht hatte.
Die Drachen befanden sich im Anflug auf das Trolldorf. Es mussten Dutzende sein, die mit weit ausgebreiteten Flügeln heranglitten, bereit, ihre fürchterliche Waffen einzusetzen. Doch sie kamen nicht allein. Auf ihren Rücken saßen Gestalten. Jeder der Drachen trug einen Reiter durch die Luft. Golo verließ sein Zelt und stand etwas verloren inmitten der umherlaufenden Erwachsenen herum. Eine Hand legte sich an seine Hüfte. „Die Menschen haben sich mit den Drachen verbündet“, teilte ihm Dimarus mit sanfter Stimme mit. „Es ist nun an euch, zu zeigen, was ihr gelernt habt. Benutzt euren Intellekt, um den Streit zu schlichten. Sprecht mit ihnen, zeigt euren guten Willen.“ Benommen nickte Golo.
Der erste Feuerstoß setzte das Zelt seiner Eltern in Brand. Wütend rannten diese herbei und schleuderten Lanzen nach dem Drachen und dem Mann auf seinem Rücken, der hinab gerissen wurde und in die Flammen stürzte.

Nach und nach kreisten immer mehr Drachen über das Dorf. Gerade wollte Golo sich Gehör verschaffen und die Angreifer mit Worten besänftigen, als ein Drache so niedrig an ihm vorbeiflog, dass er in die Augen seines Reiters blicken konnte. Sie waren von einem wässrigen Blau und blickten entschlossen und kühn. Sein helles Haar wehte im Fahrtwind wie ein Schleier. Blass leuchtete das Gesicht des Mädchens, noch blässer, als Golo es in Erinnerung hatte. Ein Speer flog heran und bohrte seine Spitze tief in das Drachenfleisch. Der Schütze, ein Freund von Golos Vater, stieß einen Siegesschrei aus. Golo rannte los und streckte die Hände aus. Ihr durfte nichts geschehen! Sie landete sanft in seinen Armen. Wie erstarrt lag das Mädchen in den Pranken des Ungetüms. Sein widerlicher Geruch stieg ihr in die Nase. Ihr betörender Duft ließ Golo für einen Moment die Augen schließen. Langsam, um sie nicht zu sehr zu erschrecken, legte er seine Klauen auf die nackte Haut ihre Armes und fühlte ihr Fleisch. Dimarus trat herbei und flüsterte: „Setz’ sie wieder ab. Sie ist völlig verstört.“ Doch Golo hörte nicht. Wie verzaubert saugte er ihr liebliches Aroma auf und spürte ihren glatten Leib. Dann biss er zu.
Knochen splitterten knackend, Blut schoss hervor. Dimarus bückte sich rasch nach einem Schwert, das einer der Trolle verloren hatte.
Golo verbiss sich in das Mädchen, zerfetzte ihren Körper, bis er an ihre Eingeweide gelangte, die er gierig in sein Maul saugte. In seinen Augen spiegelten sich die Flammen der brennenden Zelte.

Mit einem Aufschrei stach Dimarus zu. Tief bohrte sich das Schwert in das blutende Herz des Magiers.

 

Hallo Cat,

deine Geschichte lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Einerseits sehe ich eine Art Konsens, dass sich die wahre Natur von Dingen nun einmal nicht ändern lässt, und dass man manchmal Situationen nur noch schlimmer macht, wenn man sich einmischt. Denn dein Magier hat es ja nun nicht geschafft, die Trolle tatsächlich zu verändern.
Das hat mir ganz gut gefallen.

Andererseits fand ich die Story streckenweise nicht so schön geschrieben, hier und da hätte sie noch etwas Ausbau vertragen können, und teilweise fand ich Passagen unlogisch. Ein paar Beispiele:

So mancher der Alten hätte den wichtigtuerischen Magier lieber zum Frühstück verspeist, als dass er ihm seine Kinder anvertraute. Doch Dimarus hatte ihnen freien Zugang zu seiner Diamantmine gewährt, unter der Bedingung, die jüngeren Trolle unterrichten zu dürfen.

Was genau hält die Trolle davon ab, jetzt, wo sie wissen, wo die Mine ist, den Magier zu verspeisen? Ich hatte nicht den Eindruck, dass sie so moralisch sind, dass sie sich unbedingt an ihr Versprechen halten müssen.
Kannst du den Druck, den der Magier auf die trolle ausübt, nicht irgendwie anders begründen? Vielleicht hat er ja die Mine "verflucht", so dass die Trolle nicht mehr reinkönnen, wenn er tot ist (oder zumindest die Trolle glauben das).
Dimarus lächelte Golo zu, als er ihm das richtige Ergebnis vorlegte. Er hielt ihn mittlerweile für den begabtesten seiner Eleven.

Der Perspektivwechseln hier hat mich total verwirrt. Vielleicht kannst du durch Absatzformatierung das deutlicher trennen, kursiv oder so.

Dimarus erklärtes Ziel war es, die jungen Trolle zu kultivieren, ihnen Werte zu vermitteln und ein für alle Mal ihren Kampfesgeist auszulöschen. Niemand sollte sich mehr von ihnen bedroht fühlen. Die Drachen sollten fortan in Ruhe in den Wäldern leben, ohne Angst um ihre Haut haben zu müssen. Nie mehr würden menschliche Siedlungen abgebrannt und ihre Bewohner verspeist werden.

Hier finde ich es etwas schade, nicht mehr über Dimarus' Motivation zu erfahren. Warum hat er sich denn dieses hohe Ziel gesteckt?

Nachdem zwei Winter vergangen waren, ... die den Menschen so viel Unheil zugefügt hatten.

Den Abschnitt empfinde ich als zu berichtend, ich finde, ein zwei kleine Szenen hätten dem gut getan, wenn der Magier dem Troll etwas erklärt, oder so.
Deswegen empfand ich den Übergang zum nächsten Abschnitt, wo du nicht mehr berichtest, etwas zu abrupt.

So sahen also die Menschen aus.

Ich hatte den Eindruck, Dimarus sei ein Mensch. Oder ist es ein Troll-Magier? Dann solltest du erklären, wie er zu seinem Wissen und seinen Erkenntnissen gekommen ist. Ansonsten kennt ja Golo schon Menschen ;)

denn das Mädchen erschien ihm tausendmal schöner.

die ganze Schwärmerei für das Mädchen finde ich ziemlich seltsam. Mit dem Ende funktioniert es wieder, aber hier sprichst du davon, dass er sie wirklich schön findet. Wenn die Trolle aber so anders aussehen als die menschen (runzlige Haut, Größe, Hörner), halte ich es für unwahrscheinlich, dass sie sich von einem anderen Wesen angezogen fühlen. Ich meine, es muss ja auch so was wie Troll-Schönheitsideale geben. Und die sind bestimmt nicht schlank, zart und blond ;)

Es ist nun an euch, zu zeigen, was ihr gelernt habt. Benutzt euren Intellekt, um den Streit zu schlichten. Sprecht mit ihnen, zeigt euren guten Willen.

irgendwie coole Stelle, allerdings finde ich es fast ein bisschhen zu naiv, im Angesicht anfliegender Drachen.

Sein widerlicher Geruch stieg ihr in die Nase.

den plötzlichen Perspektivwechsel zum Mädchen finde ich ungeschickt.

Dann biss er zu.

:thumbsup: Das hat mich überrascht

Mit einem Aufschrei stach Dimarus zu. Tief bohrte sich das Schwert in das blutende Herz des Magiers.

Er bringt sich selber um? Ich hätte gedacht, zumindest erst seinen Schüler ;)

Tja, wie gesagt, die Aussage und die Idee gefallen mir, bei der Umsetzung hätte mMn noch mehr kommen können.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hi Cat,
im Wesentlichen schließe ich mich der Felsenkatze da an. Die Geschichte ist wirklich nett, aber die Ausführung lässt noch ein bisschen zu wünschen übrig.
Das Ende war mir zu sehr aus dem Hut gezaubert. Zuerst heißt es, es darf nichts geschehen, dann beißt er plötzlich zu - da habe ich mich als Leser verarscht gefühlt, vor allem, weil dieser Wandel deines Trolls in der Geschichte nirgendwo angedeutet wird. Daran solltest du noch arbeiten.
Ansonsten: Gern gelesen.

gruß
vita
:bounce:

 

Hallo Cat!
Eigentlich wollte ich Deine Geschichte gar nicht lesen, aber dann war ich auf einmal doch am Ende. Obwohl sie stellenweise wirklich noch etwas mehr ausgeführt werden kann, wie meine Vorgängerinnen schon bemerkten, hat sie mir wirklich sehr gefallen. Ich lese allerdings nicht wie Felsenkatze die Botschaft darin, dass sich die wahre Natur nicht ändern lässt. Ich fand es viel intereassanter, dass dadurch, dass er sie verzehrt und zerreißt und sie dabei liebt (ohne obwohl) der vereinnahmende und besitzanzeigende Aspekt von Liebe in Erscheinung tritt. Es hat mich wirklich sehr an "das Parfüm" von Süsskind erinnert, wo sich Mord und Liebe auch seltsam und ähnlich vermischen, einfach aus dem Willen heraus rücksichtslos das haben zu wollen, was man liebt. Noch eher passt eigentlich das Ende, wo Verzückung in Ekstase und schließlich mänadische Raserei, Körperzerreißen mit bloßen Händen umschlägt (also bei Süskind). So war also in ungefähr meine Lesart des Schlusses.
Interessant fand ich auch, dass Du eine phantastische Lebensform gewählt hast, die nicht oft auftaucht und bei der es umso interessanter war, eine Schilderung ihres Lebenswandels, ihrer Tradition und Gefühle zu lesen. Nicht verstanden habe ich, warum sich der Zauberer umbringt. Weil sein Projekt gescheitert ist? Es wirkt unglaubwürdig, wenn er sich ohne große Reflektion, Vorwürfe oder sprachlose Erschütterung sofort ein Schwert grabscht und sich umbringt, finde ich. Außerdem sah es am Anfang so aus, als ob die Trolle immer alle angreifen und sie deswegen befriedet werden müssen. Ich fand, so kriegerisch zu sein hat durchaus seine praktischen Gründe, wenn man jederzeit damit rechnen muss, von zig Drachen angegriffen zu werden. Der Angriff selbst war mir auch nicht ganz klar. Wieso greifen auf einmal Menschen an? Und vielleicht könntest Du diesen grandiosen stunt, vom Drachenrücken in Trollarme noch etwas ausmalen.
Schön fand ich auch den Titel in Bezug auf die Geschichte. Der Wandel vom Ungeheuer zum zivilisierten Troll oder umgekehrt? Vielleicht hatte Felsenkatze ja doch recht. Da kann man dann schon resignieren.
Also - schöne Geschichte die deswegen ruhig konkreter sein darf,
schönen Gruß,

X.

ps: Ich würde nicht den Namen Golo nehmen. Ich musste immer an Golo Mann denken.

 

Wieviel war noch einmal sieben und neun?
Wie viel

Hallo Cat,
das Ende habe ich nicht verstanden.

Mit einem Aufschrei stach Dimarus zu. Tief bohrte sich das Schwert in das blutende Herz des Magiers.
Dimarus ist doch der Magier? Also bringt er sich selbst um? Dann war die ganze Geschichte ziemlich sinnlos. Genauso das Zubeißen von Golo, was sollte das?

Den Schreibstil fand ich gut!

Bruder Tserk

 

Hi Cat

also mir hat die Kg eigentlich ganz gut gefallen. Die Idee finde ich gelungen, aber teilweise sehr erzählend rübergebracht. Vielleicht kann man das an einigen Stellen noch mit wörtlicher Rede würzen(?) :sealed:

Was ich auch gelungen finde ist, dass die Arbeit letztlich nicht gelingt. Das ist zwar irgendwoo traurig, aber mal neben den überraschenden Effekt (als troll zubeißt) ,ist das nur "logisch". Das wäre einfach wider die Natur und käme ziemlich unglaubwürdig. ;)

Die Ambitionen des Magiers könnten / sollten noch stärker herausgearbeitet werden. Warum tut er das alles. Ein bisschen Biografie käme gut. Braucht gar nicht viel zu sein, ein Paar aussagekräftige Sätze an den richtigen Stellen, würden bestimmt reichen... :)

Was mir überhaupt nicht gefällt ist der Schlussatz.
Mal abgesehen davon, dass der ziemlich holpert, ist er recht unsinnig. MMn ruiniert er alles. Wirkt aufgesetzt. :dozey:

Ansonsten gerne gelesen
grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo zusammen,

erst einmal vielen Dank fürs Lesen und für eure interessanten Kommentare!

Da jeder von euch den Schluss erwähnt hatte, möchte ich erläutern, was ich mir dabei gedacht habe:
In dem Augenblick, in dem Golo zubeißt, sieht Dimarus seine Aufgabe, die er sich gestellt hat, als gescheitert an. Sein ganzes Wirken, sein jahrelanger Versuch, die Trolle zu ändern, war vergebens. Er erkennt, dass sich die Trolle nie ändern werden und ihre Bösartigkeit immer wieder durchkommen wird. Er wird sich seiner Naivität bewusst und fühlt sich als kompletter Versager.
Sein Herz „blutet“ angesichts des Scheitern seiner ihm so am Herzen gelegenen Aufgabe, so dass er sich das Leben nimmt.

Fast alle haben bemängelt, dass ich die Geschichte etwas mehr ausführen könnte. Es ist, glaube ich, ein häufiger Fehler von mir, zu schnell in der Handlung vorankommen zu wollen und deshalb Manches zu kurz abzuhandeln. Andererseits ist es, finde ich, immer eine Gratwanderung. Wie viel an solchen Ausführungen und Erläuterungen von Hintergründen verträgt eine Kurzgeschichte?

Zitat Xulius:

Eigentlich wollte ich Deine Geschichte gar nicht lesen, aber dann war ich einmal doch am Ende.

Vielleicht geht dieser Effekt (über den ich mich übrigens sehr gefreut habe), bei allzu ausschweifenden Erklärungen verloren? Aber ihr habt wohl recht, ein paar Sätze mehr könnten der Geschichte wirklich nicht schaden.

@Felsenkatze

Ich hatte den Eindruck, Dimarus sei ein Mensch. Oder ist es ein Troll-Magier? Dann solltest du erklären, wie er zu seinem Wissen und seinen Erkenntnissen gekommen ist. Ansonsten kennt ja Golo schon Menschen
Stimmt, daran hätte ich denken müssen. Sagen wir, er hat außer Dimarus noch keinen Menschen gesehen, ok? ;)

Ansonsten werde ich einige deiner Anregungen übernehmen, andere überdenken.

@Vita
Den Leser zu verarschen, liegt mir völlig fern, schade dass du das so empfunden hast. :(
Golo ist sich seiner Bösartigkeit bis zum Schluss selbst nicht bewusst. Erst die Berührung mit der Haut des Mädchens und ihr Geruch lösen diese „Urinstinkte“ aus, deshalb der plötzliche Wandel.

@Xulius
Deinen Vergleich mit dem „Parfum“ (eines meiner Lieblingsbücher) finde ich interessant. Ich muss aber zugeben, dass ich beim Schreiben daran nicht gedacht hatte. Vielleicht ist es ja eine Mischung aus beidem – das Durchschlagen der wahren Natur des Trolls gepaart mit dem Verlangen, das Mädchen zu besitzen.

@Tserk
Freut mich, dass dir der Schreibstil gefallen hat! Der Fehler mit wie viel ist behoben, alles andere habe ich weiter oben erläutert.

@weltenläufer
Der Schlusssatz scheint wirklich nicht auf viel Gegenliebe zu stoßen... ich hoffe, durch meine obige Erklärung wird einiges klarer...
Eine kurze Biografie des Magiers könnte ich in der Tat einbauen (auch Felsenkatze hatte sich ja gewünscht, mehr über dessen Motivation zu erfahren).


Viele Grüße und danke nochmal
Cat

 

hi cat nochma

Da jeder von euch den Schluss erwähnt hatte, möchte ich erläutern, was ich mir dabei gedacht habe:
In dem Augenblick, in dem Golo zubeißt, sieht Dimarus seine Aufgabe, die er sich gestellt hat, als gescheitert an. Sein ganzes Wirken, sein jahrelanger Versuch, die Trolle zu ändern, war vergebens. Er erkennt, dass sich die Trolle nie ändern werden und ihre Bösartigkeit immer wieder durchkommen wird. Er wird sich seiner Naivität bewusst und fühlt sich als kompletter Versager.
Sein Herz „blutet“ angesichts des Scheitern seiner ihm so am Herzen gelegenen Aufgabe, so dass er sich das Leben nimmt.

Diese Erklärung hätte ich nicht gebraucht - ist schon klar, warum er sich umbringt.
Ich finde einfach nur dieser Satz ist aufgesetzte Theatralik - und die ruiniert den gelungenen Ausklang deiner Geschichte.

grüßlichst
weltenläufer

 

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