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Der Weg

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05.04.2005
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Der Weg

Er machte sich auf den Weg, sie auch. Aber wo gingen sie nur hin? Wohin führte sie der Weg?
„Immer der Nase lang“, sagte sie,
„weiß“, behauptete er,
„nach!“ verbesserte sie sich.

Sie gingen eine zeitlang, sie sprach wenig und er hörte zu, so gut er eben konnte. Manchmal wurde ihm das zu viel und er schaltete einfach ab, ging seinen Gedanken nach. Er dachte an morgen, an sein Kind.
Sie meinte: „Du bist einfach strukturiert!“,
„ich habe nichts strukturiert“.
Morgen wird sicher ein besserer Tag, dachte er im Stillen. „Morgen wird ein besserer Tag“, sagte er zu ihr.
„warum“,
„habe ich so im Gefühl“,
„welches?“
„Liebe!“
„ach so“
„allerdings!“.

So gingen sie weiter. „ist es noch weit?“, fragte sie.
„wir müssen weiter gehen“
„weiter als gestern?“
„vielleicht“.
Sie stolperte über einen Stein. „ist Dir was passiert?“
„ja“
„was?“
„ich bin schwanger!“
„vielleicht sollten wir dann nicht so weit gehen“
„ich schaff das schon.“
Er ging langsamer. „Hast Du meine Schwester so gerne wie mich?“, wollte sie wissen
„ich hasse Dich nicht“
„warum?“
„Du bist mir egal“.

Sie gingen ein Stück weiter. Ein Mann stand an der Straße und guckte ihnen entgegen. „guten Tag“, sagten sie im Chor.
„ein bisschen spät, finden sie nicht?“
„stimmt, die Sonne geht bald unter“, stellt er fest
„ich habe sie schon vor einer Stunde gesehen und gegrüßt.“
„dann können sie sicher weit sehen“, stellte sie fest.
„ja!“
„ist das eine Bürde?“, wollte er wissen
„jeder muss sich überwinden!“, gestand der Mann.
„Mein Name ist Karl“ stellte sich der Mann vor.
„Das ist sie!“, stellte er sie vor.
„Ihre Frau?“
„ja, sie ist eine Frau“
„schön!“ befand Karl.
„was?“, fragte sie.
„die Tatsache Euch zu treffen."
„und ich bin er“ stellte er sich vor.
„du bist Karl?“, fragte sie.
„gerne wäre ich er“ antwortete er.
„dann könntest Du weit sehen“,
„vielleicht sieht er das Ziel“.
„Ihr redet ganz schön viel“
„ja, sie fiel eben fast hin! Haben sie das gesehen?“
„nein, ich sah nur, dass sie schwanger ist!“.
„Ach, wenn Du nur Karl wärst, dann könntest Du mir sagen, wie weit das Ziel entfernt ist.“
„neun Monate schätze ich“, schätze Karl.
„Wollen sie uns ein Stück begleiten?“
erkundigte er sich „das mache ich schon ein ganzes Weilchen“
„eigentlich mag ich keine fremden Männer“ entgegnete sie.
„das ist Karl!“,
„stimmt, ich habe ihn schon ins Herz genommen“.
„gefasst“, verbesserte Karl,
„geschlossen“, meinte er.
„Gebet“ verbesserte sie sich.

Die drei gingen eine Zeit lang weiter. Er nahm Karl bei der Hand. „Ich kann schon alleine gehen“
„ich war mir nicht sicher“.
„fühlst Du Dich jetzt sicherer?“
„ein bisschen.“
So gingen Karl und er Hand in Hand, sie aber ganz allein.
„daran kannst Du Dich schon mal gewöhnen“ rief Karl ihr zu.
„woran?“
„allein zu sein.“
„ich werde bald Mutter, dann ist das Alleinsein vorbei“.
Sie sahen etwas am Himmel „guckt nicht hin“ sagte er zu Karl und ihr.
„was ist es" fragte sie,
„ein ziemlicher Hingucker“ antwortete Karl.
„Du siehst immer ein bisschen mehr als wir“ befand sie.
„ich habe eine Brille“, sagte Karl.
„hoffentlich hat mein Kind auch eine Seh..“
„Rose?“, frage er
„Behinderung?“, fragte Karl.
„Hilfe!“ verbesserte sie sich.
„ist es schon so weit?“
„weiß ich nicht, frag Karl“
„Karl?“
„Ja!?“ sagte Karl aus den Gedanken gerissen
„dann ist ja alles gut!“, schlussfolgerte er.
Der Hingucker kam näher. „guckt mal ein F wie Vogel“, meinte er
„Flugzeug“ verbesserte sie.
Er drückte Karls Hand fester. Karl ließ die Hand los.
„Hallo Hingucker“ rief sie.
„bist Du verrückt?“, fragte er
„manchmal!“,antwortete sie.
„wonach“ fragte Karl.
„Essen“.
„Ruhr?“, fragte Karl.
„nein, die Ruhr mag ich nicht“, gestand sie.
Der Hingucker begrüßte Karl „sei begrüßt“,
„ge!“ verbesserte sie.
„Jetzt mach aber mal den Punkt“, raunzte er sie an.
„den hast Du gefunden, deshalb bin ich schwanger!“
„ich habe ihn nicht gesucht“ sagte er.
„wonach warst Du auf der Suche“ fragte der Hingucker.
„nach dem Weg.“
„warum fragst Du nicht einfach?“, meinte Karl.
„wen?“ wunderte er sich.
„den Typ mit den Flügeln“
„ach deshalb konnten Sie fliegen“, stellte sie fest.
„Ja“.
„Sind Sie ein Vogel“, fragte er.
„Nein“.
„Ein Flugzeug?“ bohrte er.
„weder noch!“
„Er ist ein Bote!“, sagte Karl.
„Post?“, fragte er.
„Nein“ sagte Karl.
„ich kenne Euer Ziel“, behauptete der Bote
„Der Weg ist das Ziel“ meinte er.
„Folgt mir!“

Sie gingen auf einen Berg. Der Bote zeigte mit einem Finger auf eine Stadt. „Da“ sagte er.
Karl spreizte seine Flügel: „in Wirklichkeit heiß ich Karl El“
„Bundy?“, fragte sie.
Karl El konnte das nicht mehr hören. Er war mit dem Hingucker schon weggeflogen.
"Karl El ist auch ein echter Hingucker", stellte sie verblüfft fest.

Er nahm sie an die Hand und ging mit ihr zur Stadt. Auf einem Schild stand Kommunikation.
„Das kann ich nicht“, sagte er.
„Kann ich auch“, sagte sie.

 

Eine formale Anmerkung: Kannst Du bitte nach wörtlicher Rede eine neue Zeile anfangen, wenn der Sprecher wechselt? Das ist dann viel leichter lesbar. Danke! :)

 

So besser? Ich hatte das schon so, aber ich hatte Angst, dass der Text sonst so zerrupft wird...

 

Saustark.
...
Saustark.

Ich,... was soll ich dazu noch....


Saustark... ;D

 

Skurril, verdreht, seltsam - wie das Leben. Es lebe die Kommunikation.

Ein tolles Lehrstück. Hut ab!

P.S.: Die Namesgleichheit ist reiner Zufall. Auf mir sind noch keine Leute in eine Stadt namens Kommunikation gelaufen ...

 

Hallo ecki,

von allen Texten, die du bisher hier eingestellt hast, hat mich diese am meisten überzeugt. Ich könnte nicht behaupten, sie verstanden zu haben, aber die Assoziationsketten, die du aufbaust, verbreiten eine wunderbare manchmal etwas sentimetale Stimmung. Einer der Texte, die ich nicht verstehe und trotzdem mag, weil ich nicht das Gefühl habe, der Autor spielt hier Verstecken mit mir.

Bin wirklich sehr angetan.

Lieben Gruß, sim

 

Hi ecki!

Wirr - das ist mein erster Eindruck.
Es scheint aber eine Systematik zu geben, auch wenn sie nur aus Assoziationen besteht.

Manchmal fand ich es lustig, manchmal aber auch etwas eintönig. Mhm, mehr kann ich nicht dazu sagen.

Eines würde mich interessieren: wieso dieser permantene Wechsel zwischen Groß- und Kleinschreibung, gibt es da eine Systematik dahinter oder ist das beliebig...?

Und noch etwas: Ist Karl El eine Anspielung auf Kal-El (Superman)?

In diesem Sinne
c

 

Eines würde mich interessieren: wieso dieser permantene Wechsel zwischen Groß- und Kleinschreibung, gibt es da eine Systematik dahinter oder ist das beliebig...?

ehrlich gesagt, wollte ich nach jedem Punkt groß schreiben, aber als ich gerade nach deiner Frage die Geschichte durchgelesen habe, ist mir aufgefallen, dass es nicht der Fall ist. Ich werde das die Tage ändern.

Und noch etwas: Ist Karl El eine Anspielung auf Kal-El (Superman)?

Nein, ich kenne Superman gar nicht. Der heißt doch Clark Kent, oder? Das habe ich aus der christlichen Mythologie. Ein Engel ist erst ein Engel, wenn er den Namenszusatz EL hat. Deshalb heißt der Propeht im AT auch Micha und nicht MichaEl. Erst das El macht den Gottesboten zum Engel. Ich hatte überlegt Karl Micha zu nennen, aber das schien mir zu offensichtlich und dann hätte sich bestimmt keiner gefragt, warum dieses El nach dem Namen kommt

Manchmal fand ich es lustig, manchmal aber auch etwas eintönig. Mhm, mehr kann ich nicht dazu sagen..

Eigentlich sollte es nur eintönig sein.. ein bisschen langartmig.. In meiner Vorstellung gehen zwei Menschen ein Weg entlang, können kaum mit einander kommunizieren und dieser Weg ist lang. So soll die Geschichte auch wirken langartmig und eintönig, so wie der Weg eben ist.

Dass es lustig scheint, liegt in Deiner Interpreation, eigentlich ist es tieftraurig.

Grüße Ecki

 

"Ich finde", sagte er,
"die Geschichte", sagte sie,
"ziemlich schlecht", sagte er,
"gut", verbesserte sie ihn

 

Irgendwie komisch-vertraute Dialoge. Auch wenn ich sie so noch nie geführt habe, kommt mir manches davon irgendwie doch bekannt vor. Mir gefällt die Geschichte gut. Ich werde sie später nochmal lesen und wirken lassen.

ecki schrieb:
... dachte er im Stillen.
Sag, denkt man nicht immer im Stillen? Nein, eigentlich nicht - man kann auch laut denken. Aber andererseits ist das ja eher die ungewöhnliche und deshalb erwähnenswerte Situation, was bei "normalem" Denken (im Stillen) nicht notwendig ist. Aber das ist Geschmackssache.

Lg, Chriswoods

 

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