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Der Weg

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15.04.2021
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Der Weg

Nach der Arbeit verlässt er das Büro, nur um in einen Platzregen zu kommen.
Plötzlich aller Weihnachtsgefühle beraubt steht er da und betrachtet die grauen Silhouetten. Alles Rot und Grün ergibt sich den matten, den faden, ja den öden Farben. Er hebt die Hand und ein Taxi fährt an ihm vorbei.
Ein gelber Regenmantel schiebt sich an der Hand einer telefonierenden Mutter an ihm herüber und tritt ihm dabei beinahe auf die teuren Büroschuhe. Die Frau telefoniert weiter, schenkt dem hüpfenden gelben Etwas kaum Beachtung. „Frohes Fest“, brummt er und sieht, wie der gelbe Regenmantel mit einer Hand voller Glitzer und winziger Papiersterne winkt. Ein Blick auf seinen grauen Mantel verrät ihm, dass auch er jetzt glitzert.
Mit einem müden Seufzen beschließt er die U-Bahn zu nehmen und dreht sich in Richtung Unterführung. Das Grau des Himmels breitet sich um ihn herum aus, es verschluckt die gelben Taxis, die Mülltonnen neben dem Bürokomplex, die Sterne an den Straßenlaternen.
In der Unterführung versperrt ihm eine Gruppe schnatternder Touristen, allesamt ausgestattet mit Glühwein und Mutzen To-Go, den Weg. Geduldig wartet er, dass der Weg frei wird und summt leise für sich „Ihr Kinderlein kommet“, was die angeheiterte Gruppe dazu anstiftet in einem undefinierbaren Akzent mit ein zu steigen. Eine Woge der Heiterkeit und des angetrunkenen Geschaukels breitet sich in der Unterführung aus. Ein halbes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, bis auf der Rolltreppe eine heiße, klebrige Flüssigkeit seinen Nacken trift.
Fluchend stolpert er einen Schritt vorwärts, alle weihnachtliche Heiterkeit von dem brennenden Getränk das ihn durchnässt hinfort gespült. Entschuldigungen in einer Sprache die er nicht versteht und ein paar halbherzige Versuche ihn mit einem grauen Schal ab zu tupfen bringen ihn in Verlegenheit bis er die Gruppe Touristen an dem Gleis abschütteln kann.
Die U-Bahn ist leer, kaum jemand fährt jetzt aus der Stadt hinaus, alle wollen weiter hinein in das pulsierende Herz der Weihnachtsmärkte, der Buden und Einkaufszentren. Er setzt sich auf den erstbesten sauberen Platz und betrachtet die Werbeanzeigen des Abteils bis er umsteigen muss. Mit hängenden Schultern, glitzernd und nach Rum, Zimt und Früchten riechend verlässt er die U-Bahn. Vor ihm sind grau geflieste Wände, Mülleimer und Kippen die eine Spur zur defekten Rolltreppe bilden. Er wendet sich zum Fahrstuhl, roch Erbrochenes und nimmt die Treppe. Die grauen Fliesen and den Wänden werden schwarz, seine Laune ist von Weihnachten so weit entfernt, wie Pontius Pilatus von Geschenken. Die schwarzen Fliesen werden dunkelblau, dann hellblau und er verlässt die Treppe.
Vor ihm tummeln sich Reisende in den billigen Ramschgeschäften die die unterirdische Passage säumen und die letzten Weihnachtskarten, Weihnachtsmützen und kleine Schachteln, gefüllt mit reduzierter Schokolade, ergattern. Wie das Meer wogen die Massen um ihn herum, schwappen von Geschäft zu Geschäft, fließen die Treppen zu den Gleisen herab oder hinauf. Er setzt seinen Weg durch die stürmische See fort, Kurs auf sein nächstes Gleiß gesetzt und wünscht sich auf ein anderes Taxi gewartet zu haben. Das Meer teilt sich, eine Insel aus einem Geigenkoffer, einem Laternenlicht und einer Musikantin die „Halleluja“ übt erscheint vor ihm. Abrupt bleibt er stehen, das Lied könnte er im Schlaf mit singen. Bei der zweiten Strophe finden die Augen der Musikantin ihn und mustern seinen glitzernden Mantel und den Glühweinfleck an seinen Kragen. Sie kichert und beendet ihr kleines Konzert, packt sorgfältig ihre Geige ein und nimmt die Laterne in die Hand. „Fröhliche Weihnachten, Papa!“ Sie fällt ihm um den Hals, es riecht nach Rum, Gewürzen und Früchten. „Fröhliche Weihnachten“ murmelt er in ihr Haar, der Glitzer von seinem Mantel verteilt sich jetzt auch auf ihrer Jacke. Er nimmt ihr den Geigenkoffer ab und fährt nach Hause.

 

Guten Abend @Indy,

und herzlich Willkommen hier im Forum. Deine Geschichte konnte mich nicht überzeugen. Das liegt vor allem an drei Punkten. Erstens fand ich den Text anstrengend zu lesen, weil du für meinen Geschmack zu schnell zwischen unterschiedlichen Ereignissen wechselst. Ich war gerade dabei mir einen Mann im Platzregen vorzustellen und plötzlich hat er Weihnachtsgefühle. Da hat für mich der Zusammenhang gefehlt. Zweitens war mir nicht klar, was du eigentlich erzählen willst. Was ist die Kernaussage deines Textes? Warum hast du den Text geschrieben, was möchtest du mir als Leser damit vermitteln? Ich bin jemand, der gerne einen roten Faden hat, an dem ich mich orientieren kann. Das hat mir bei deiner Geschichte gefehlt. Drittens finde ich deinen Text sprachlich noch verbesserungswürdig. Teilweise vermischt du die Zeiten, was mich als Leser total rausgebracht hat und ich finde, dass du zu viel Farben verwendest (mir kam das überladen vor).

Nach der Arbeit verlässt er das Büro, nur um in einen Platzregen zu kommen.
Plötzlich aller Weihnachtsgefühle beraubt steht er da und betrachtet die grauen Silhouetten.
Das ging mir zu schnell, ich konnte mich nicht gut auf diesen abrupten Wechsel einstellen. Erst steht er noch im Regen und dann ist auf einmal Weihnachten. Ich würde dir raten, mit dem zweiten Satz zu beginnen, allerdings ist das nur meine subjektive Meinung. Ist ja immer wichtig, dass du deine eigenen Entscheidungen triffst, was den Text angeht.

Ein gelber Regenmantel schiebt sich an der Hand einer telefonierenden Mutter an ihm herüber und tritt ihm dabei beinahe auf die teuren Büroschuhe. Die Frau telefoniert weiter, schenkt dem hüpfenden gelben Etwas kaum Beachtung.
Ich finde das zu umständlich formuliert. Du beschreibst ein Kind, das einen gelben Regenmantel trägt und ihm fast auf die Schuhe tritt. Vielleicht kannst du das etwas klarer ausdrücken?

Ein halbes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, bis auf der Rolltreppe eine heiße, klebrige Flüssigkeit seinen Nacken trift.
Was ist denn ein "halbes Lächeln"? Konnte ich mich nichts drunter vorstellen. Ist er am Grinsen?

Vor ihm sind grau geflieste Wände, Mülleimer und Kippen die eine Spur zur defekten Rolltreppe bilden.
Kleinigkeit: Komma hinter "Kippen".

Er wendet sich zum Fahrstuhl, roch Erbrochenes und nimmt die Treppe.
Hier ein Beispiel für einen Zeitenfehler: "roch".

„Fröhliche Weihnachten“ murmelt er in ihr Haar,
Komma vor "murmelt.

Ich weiß noch, als ich hier meine erste Geschichte hochgeladen habe, die nicht funktioniert hat. Lass dich demnach von meinem Kommentar nicht erschrecken. Mein Ziel ist es, dir meinen subjektiven Leseeindruck so ehrlich wie möglich zu schildern, damit du dich verbessern kannst. Nimm dir raus, was du brauchen kannst.

Beste Grüße
MRG

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @Indy ,

Deinen Text an sich finde ich gut. Was mir fehlt ist das "magische", das in der Geschichte ja so wichtig ist. Einen Tipp kann ich dir geben, weil das bei mir genauso ist: versuch vielleicht, die Informationen weniger effektiv einzubringen, und achte auf das Tempo das du den Lesern angibst.

Hier meine Anmerkungen. Mach daraus was du willst. :-)

Ein gelber Regenmantel
Ich würde diese Beschreibung nicht zwei Mal im gleichen Absatz benutzen. Außerdem hatte ich Mühe, das "Niedliche" daran (wenn das deiner Absicht entspricht) zu finden. Daraus mehr eine Person, statt einem "Etwas" zu machen würde mir gefallen.
Das Grau des Himmels breitet sich um ihn herum aus, es verschluckt die gelben Taxis,
Ohne "es", würde ich schreiben :)
Vor ihm sind grau geflieste Wände, Mülleimer und Kippen die eine Spur zur defekten Rolltreppe bilden.
Ich weiß nicht wirklich, was ich mir darunter vorstellen kann...
Die schwarzen Fliesen werden dunkelblau, dann hellblau und er verlässt die Treppe.
Hier habe ich beim Lesen gestockt. Wenn man im Dezember von der Arbeit kommt, ist es in der Regel schon dunkel, fast stockfinster. Gerade wenn man dann noch U-Bahn gefahren ist. Vielleicht kannst du präzisieren, dass er früh Feierabend hat...?
und die letzten Weihnachtskarten, Weihnachtsmützen und kleine Schachteln
kleinen
Er setzt seinen Weg durch die stürmische See fort, Kurs auf sein nächstes Gleiß gesetzt und wünscht sich auf ein anderes Taxi gewartet zu haben.
Ich würde schreiben: Das nächste Gleis ansteuernd setzt er seinen Weg durch die stürmische See fort, und wünscht sich, er hätte auf ein anderes Taxi gewartet.
einer Musikantin die „Halleluja“ übt
"Übt" finde ich unpassend...
Abrupt bleibt er stehen, das Lied könnte er im Schlaf mit singen.
Ich würde nach "stehen" einen Punkt setzen. Dann ist der Satz selbst auch abrupt. Außerdem würde ich das ausführlicher erklären, warum er das Lied so gut kennt.
Er nimmt ihr den Geigenkoffer ab und fährt nach Hause.
Was ist mit der Tochter??

Viele Grüße
Yann

 

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