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Der Weihnachtswolf

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22.12.2020
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Der Weihnachtswolf

Es war einmal ein weißer Winter. Die Schneeflocken fielen auf das weite Land und fielen und fielen tagelang. Genossen die Menschen anfangs noch die Behaglichkeit in ihren warmen Hütten, so wurde ihnen bald bange zumute. Schließlich waren alle Wege begraben, das Wasser in den Fässern gefroren, die Speisekammern leer und das Brennholz Asche. Die Schneeflocken kümmerten sich nicht darum und rieselten einfach weiter. Am Heiligabend schickte die Frau ihren Mann in den Wald, denn es war nicht mal mehr ein Krümel Essen im Haus und es graute sie der Gedanke an die kommenden Tage. Die Kinder des Dorfes kamen zusammen und winkten dem Mann nach, als er im Schneegestöber verschwand und in den Wald stapfte, das Gewehr über seiner Schulter. Vielleicht würde sich ein Reh vor seine Flinte verirren oder ein Hirsch oder wenigstens ein Hase, hoffte er. Doch kein Tier war zu sehen, nicht einmal Spuren im Schnee. Und während er immer tiefer in den Wald stapfte, sank die Sonne und es wurde finster in den Wäldern, in denen sich nichts rührte und kaum etwas zu hören war außer dann und wann ein Ast der unter dem Gewicht des Schnees von seinem Baum krachte. Als der Mann eine Lichtung betrat, spürte er etwas. Glühende Augen starrten ihn aus dem Dunkeln an.

Der Wolf entstammte einem sehr kleinen Rudel. Auch sie hatten kaum noch etwas zum Leben und so war auch er von seiner Frau in den Wald geschickt worden. Seit einigen Tagen streifte er nun schon umher, ohne dass er auch nur die kleinste Spur entdeckt hatte. Fast hatte er sich schon damit abgefunden, unter der immer dickeren Schneedecke einzuschlafen, da erblickte er etwas am anderen Ende der Lichtung. Ein Mensch. Und der Wolf wusste: Dieser dünne Mann war die einzige Chance seine Familie durch den Winter zu bringen. Er betrachte den Mann aus seiner Deckung heraus, spürte, dass auch er ihn entdeckt hatte, sah wie er nun ganz langsam voran schlich, einen Stock von seiner Schulter zog, den Stock auf ihn richtete. Der Wolf sammelte seine Kraft, fokussierte ganz auf sein Ziel. Gleich würde er mit einem Satz über Lichtung springen, seine Zähne in das Fleisch des Menschen bohren… „Klick“, es machte „Klick“ und dann noch einmal „Klick“.

Der Mensch schaute erschrocken auf den Lauf seiner Waffe, setze sie noch einmal an, doch wieder nur „Klick“. Er blickte zur Waffe, er blickte zum Wolf. Die Augen leuchteten ihn stechend an. All seine Entschlossenheit verwandelte sich in Angst. In diesem Duell war nun das Tier an der Reihe. Mit einem „Klick“ war der Mensch vom Jäger zur Beute geworden. Panisch stapfte er zurück in die Dichte des Waldes, stolperte. Ein schwarzer Schatten sprang über die Lichtung. Ein Wimpernschlag später tobte die wilde Fratze des Wolfes über ihm, die gebleckten Zähne, der heiße Speichel, der kalte Mond bildete die Kulisse für seine letzten Augenblicke. Sie rangen um ihr Leben. Kaum war es dem Mann gelungen, den Wolf herumzuwirbeln, seinen Hals zu packen, befreite sich der Wolf mit einem Biss in den Arm, und wieder wirbelten sie herum bis der Mann auf dem Rücken lag. Der Wolf riss sein geiferndes Maul in die Höhe, um mit noch mehr Wucht auf den Mann niederzugehen. Da, ein Faustschlag auf die Schnauze, ein zweiter direkt ins Maul, der Arm des Mannes tief im Schlund des Wolfes, der nun verzweifelt zappelte wie ein frisch gefangener Fisch am Haken. Der Mann erhob sich ganz ruhig und schliff das sich windendende Tier über die Lichtung, deren winterliche Anmut längst den Spuren des Kampfes gewichen war. Der Mann hob den Wolf empor, griff mit seiner freien Hand in den Gaumen des Tieres, lockerte so den Kiefer und löste seinen blutriefenden Unterarm. Der Wolf fiel zu Boden, hinein in einen bereits ausgebreiteten Sack, der sich sofort über ihm schloss.

Ein Wolf war kein Reh, aber besser als nichts, dachte der Mann. Es war ein mühsamer Marsch zurück, er schwitze in seinem dicken Mantel und unter der Last seiner Beute. Auch spürte er ein Fieber in sich aufsteigen, klebrig-warme Träume von Kesseln und Feuern mischten sich in seine Gedanken, während er tiefer und tiefer in in den immer dunkleren Wald stapfte. Kurz war ihm, als höre er ein Wimmern aus dem Sack, als flehte ihn der Wolf an in einer Sprache, die nur die sie beiden verstünden. „Lass mich frei, Mann, lass mich frei!“. Schließlich sank der Mann auf die Knie, bereit vornüberzukippen, hinein in seine Träume. Da sah er in der Entfernung ein Licht brennen. Unter Stöhnen richtete er sich auf, schulterte den Wolf abermals. Mit letzter Kraft erreichte er eine kleine Holzhütte und riss die Tür auf. Die Behaglichkeit, die im entgegenströmte, war das ganze Gegenteil des Dramas, das er mitbrachte. Er warf den Sack in eine Ecke, sah gar nicht, dass da bereits ein großer, prall gefüllter Sack lag. Wie im Traum stolperte er zum Kamin, kauerte sich davor und nahm die Wärme in sich auf, so gut es ging. Das letzte, was er sah, bevor er in einen tiefen, traumlosen Schlaf fiel, waren dicke Stiefel, rote Hosenbeine und die schemenhafte Gestalt eines alten Mannes mit weißem Rauschebart, der selig in seinem Sessel schnarchte. Eine besondere Wärme schien von diesem alten Mann auszugehen.

Als der junge Mann erwachte, war der alte Mann fort. Hatte es ihn denn je gegeben? Mit einem Ruck drehte er sich zur Ecke um, in die er seinen Sack geschmissen hatte. Der war noch da. Zumindest dies war kein Traum gewesen. Beeil dich, Mann, deine Kinder hungern, während du dich hier im Warmen ausruhst. Eilig schulterte er wieder den Sack und stapfte abermals raus in den Schnee. Das Gezappel war vorbei. Der Sack ließ sich nun ganz bequem tragen. Zwar hatte der Wolf in der Nacht, als der Mann schlief, noch einmal alle seine Kraft zusammengenommen, doch stellte es sich als unmöglich heraus, den Sack auch an der dünnsten Stelle oder den Nähten aufzubeißen. Nicht mal ein kleines Löchlein wollte sich öffnen. Und so hatte sich der Wolf schon vor Sonnenaufgang seinem Schicksal ergeben und wand sich auch nicht mehr, als er erneut über die Schulter geworfen wurde. Während er so hin und herschaukelte in seinem dunklen Stoffverließ dachte er nicht daran, was aus ihm werde würde. Er träumte vom Sommer und vom Toben mit seinen Kindern. Der Rückweg ging mühelos und schnell. Der Mann musste nur seinen eigenen Spuren im Schnee folgen und er war vor Sonnenuntergang Zuhause. Erleichtert und voller Freude empfing ihn seine Frau, die schon von Weitem gesehen hat, dass ihr Mann etwas aus dem Wald mitgebracht hatte. Auch bei den Kinder war zunächst die Freude groß, dann die Neugier: „Papa, was ist in dem Sack? Ist da etwas zu Essen drin, Papa?“. Dem Mann war schwer ums Herz, denn er hatte Mitleid mit dem Wolf. „Wer weiß?“ dachte er, „vielleicht hat er auch Frau und Kinder, die nun auf ihn warten“.

Tief im Wald lag die Höhle der Wölfe. Die Kleinen waren so früh erwacht wie sonst nie und drängten sich mit den ersten Sonnenstrahlen um das kleine Erdloch, dass den Eingang zur Höhle markierte. Jeder wollte der erste sein, der Papa sieht, los eilen, ihn begrüßen, ihm beim Tragen der Beute helfen, als wäre es ihr eigener Triumph. Gestern war Papa losgezogen. Heute würde er wiederkommen. Das hatte er versprochen. Deswegen hatte die Kleinen auch keine Angst als der Tag immer älter wurde und sie von ihrem Vater nicht die zarteste Witterung vernahmen. Mit jeder Stunde des Wartens malten sich die Kleinen die Jagd des Vaters immer aufregender und gefährlicher aus, die Beute immer größer, den Vater immer heldenhafter. Bald schon würde Papa da sein und alles erzählen. Plötzlich knackte es im Unterholz. Drei Paar Ohren drehten sich in die Richtung des Geräuschs, spannten sich auf, die warmen Schnäuzchen in die kalte Luft gestreckt. Doch da war ... nichts. Und plötzlich … rummmms… stand ein riesiger Mann vor der Höhle und beugte sich zu den Kleinen herunter, die ganz vor Schreck erstarrt waren.

Der junge Mann im Dorf wendete den Blick ab als er den Sack vorsichtig öffnete. Was hatte er bloß dem armen Wolf angetan? Er wollte nicht dabei sein, nicht sehen, wie sich die Augen seiner Familie mit Abscheu füllten. Und als genau in diesem Moment ein wildes Wolfsheulen das Dorf erreichte, wusste er, dass es ihm galt. Der Wald klagte ihn an, verfluchte ihn, krepieren sollten sie, wie der Wolf, verdient hatten sie’s, verdient hatte er’s. Dann brach unbändiger Jubel aus, die Kinder schmiegten sich um seine Beine „Danke, Papa, Danke“. Und der Mann öffnete die Augen: der Sack war voller Geschenke und leckerer Dinge, Küchlein und Keksen, Gänseschmalz und Früchtebrot.

Der alte Mann im Wald öffnete seine riesige Hand, in der drei große Hundekuchen lagen, die die Kleinen sofort wegschlabberten. Vorsichtig kam nun auch die Mutter zum Eingang der Höhle, noch nie hatte sie einen Menschen aus solcher Nähe gesehen. Menschen, das waren für sie fremde und kaltblütige Wesen aus einer anderen Welt. Doch dieses Exemplar war anders: Seine Augen funkelten liebevoll als ihre Kleine ihm aus der großen Hand fraßen und als er die Mutter sah, hob er die Augenbrauen als wollte er ihr sagen „Ich habe etwas Tolles für dich“. Da holte er einen großen, schweren Sack hinter sich hervor, öffnete ihn vor den Augen der Wölfe und was war die Freude groß und als Papa Wolf auf dem Sack sprang, wohl genährt und fröhlich, endlich bei seiner Familie. Zusammen stimmten sie ein Heulen an, wie es der Wald noch nie gehört hatte.
So groß war ihre Freude, dass sie gar nicht bemerkten, wie der alte Mann im Schnee verschwand, jetzt, wo die Tage wieder länger wurden.

 
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Hallo @Bananabill

Wie schön, ein Weihnachtsmann, der auch die Tiere beschert.

Nimm dir von dem was mir aufgefallen ist was du brauchen kannst.
Rechtschreibung und Grammatik sind allerdings nicht meins.

Es war einmal ein weißer Winter.
Diesen Anfang finde ich sehr banal und der Anfang einer Geschichte ist etwas wichtiges.
Die Schneeflocken fielen auf das weite Land und fielen und fielen und fielen tagelang.
Das die Schneeflocken dreimal fielen ist zweimal zuviel. Es ist schon klar wenn es Tage lang schneit, dass es dann viel Schnee gibt.

waren alle Wege begraben, das Wasser in den Fässern gefroren, die Speisekammern leer und das Brennholz Asche. Die Schneeflocken kümmerten
sich nicht darum und rieselten einfach weiter.
Ich würde hier die Geschichte mit einem „Es waren alle Wege begraben beginnen ... denn deine Schneeflocken rieseln hier weiter.
Am Heiligabend schickte die Frau ihren Mann in den Wald,
denn es war nicht mal mehr ein Krümel Essen im Haus und es graute sie der Gedanke an die kommenden Tage.
denn Füllwörter machen einen Text unschön.
Das „und" würde ich auch herausnehmen.
Die Kinder des Dorfes kamen zusammen und winkten dem Mann nach, als er im Schneegestöber verschwand und in den Wald stapfte, das Gewehr über seiner Schulter.
Mir ist aufgefallen dass du sehr lange Sätze schreibst, es wäre gut die Langen zu kürzen. Das klingt sonst so verschachtelt und man tut sich auch beim Lesen leichter, wenn die Sätze kürzer sind.
Die Kinder des Dorfes kamen zusammen und winkten dem Mann nach,
Warum nicht nur seine eigenen Kinder?
Und während er immer tiefer in den Wald stapfte, sank die Sonne und es wurde finster in den Wäldern, in denen sich nichts rührte und kaum etwas zu hören war außer dann und wann ein Ast der unter dem Gewicht des Schnees von seinem Baum krachte.
Während er immer tiefer ... Du benutzt oft „und ". Hier wieder ein langer Satz.
Auch sie hatten kaum noch etwas zum Leben und so war auch er von seiner Frau in den Wald geschickt worden.
„Auch" kannst du beide Male weglassen.
von seinem Baum krachte.
vom Baum krachte.
Der Wolf entstammte einem sehr kleinen Rudel
Wann ist ein Rudel sehr klein?
Auch sie hatten kaum noch etwas zum Leben und so war auch er von seiner Frau in den Wald geschickt worden.
„Auch"weglassen.
einigen Tagen streifte er nun schon umher, ohne dass er auch nur die kleinste Spur entdeckt hatte.
Ich weiß du magst das Wort aber auch hier würde ich es weglassen. Vielleicht schaust du einmal deinen ganzen Text danach durch.
Fast hatte er sich schon damit abgefunden, unter der immer dickeren Schneedecke einzuschlafen
Er hatte sich schon damit ab gefunden
. Er betrachte den Mann aus seiner Deckung heraus, spürte, dass auch er ihn entdeckt hatte, sah wie er nun ganz langsam voran schlich, einen Stock von seiner Schulter zog, den Stock auf ihn richtete.
auch,
ein langer Satz
All seine Entschlossenheit verwandelte sich in Angst. In diesem Duell war nun das Tier an der Reihe. Mit einem „Klick“ war der Mensch vom Jäger zur Beute geworden.
Gefällt mir dieser Satz
Kaum war es dem Mann gelungen, den Wolf herumzuwirbeln, seinen Hals zu packen, befreite sich der Wolf mit einem Biss in den Arm, und wieder wirbelten sie herum bis der Mann auf dem Rücken lag. Der Wolf riss sein geiferndes Maul in die Höhe, um mit noch mehr Wucht auf den Mann niederzugehen. Da, ein Faustschlag auf die Schnauze, ein zweiter direkt ins Maul, der Arm des Mannes tief im Schlund des Wolfes, der nun verzweifelt zappelte wie ein frisch gefangener Fisch am Haken. Der Mann erhob sich ganz ruhig und schliff das sich windendende Tier über die Lichtung, deren winterliche Anmut längst den Spuren des Kampfes gewichen war. Der Mann hob den Wolf empor, griff mit seiner freien Hand in den Gaumen des Tieres, lockerte so den Kiefer und löste seinen blutriefenden Unterarm. Der Wolf fiel zu Boden,
selbst für ein Märchen, klingt dieses Duell für mich sehr unglaubwürdig.
als flehte ihn der Wolf an in einer Sprache, die nur die sie beiden verstünden. „Lass mich frei, Mann, lass mich frei!“

flehte ihn der Wolf an: Lass mich frei, Mann, lass mich frei. Das mit der Sprache die nur die beiden verstünden, in diesem Moment, finde ich unpassend.
, in die er seinen Sack geschmissen hatte.
In der sein Sack stand
Zwar hatte der Wolf in der Nacht, als der Mann schlief, noch einmal alle seine Kraft zusammengenommen, doch stellte es sich als unmöglich heraus, den Sack auch an der dünnsten Stelle oder den Nähten aufzubeißen. Nicht mal ein kleines Löchlein wollte sich öffnen. Und so hatte sich der Wolf schon vor Sonnenaufgang seinem Schicksal ergeben und wand sich auch nicht mehr, als er erneut über die Schulter geworfen wurde. Während er so hin und herschaukelte in seinem dunklen Stoffverließ dachte er nicht daran, was aus ihm werde würde. Er träumte vom Sommer und vom Toben mit seinen Kindern.
würde ich weglassen.
Kommt mir unlogisch vor, da der Wolf ja nicht mehr im Sack ist.

Ich muss jetzt aufhören nur noch ein Schlusswort ich würde es spannender finden, wenn deinem Protagonist etwas passieren würde.
Zumal ich dieses Duell ...
Wenn zum Beispiel der Mann sich schwer verletzen würde und der Wolf bei dem Versuch ihn zu retten fast ums Leben kommt und er den vermeintlich toten Wolf in dem Sack mitnimmt.

Das sind alles meine Gedanken zu deinem Text den ich gern gelesen habe.
Lieber Gruß und einen schönen Abend
CoK

 

Hallo CoK, vielen lieben Dank für Dein sehr hilfreiches Feedback und das Erhellen mancher blinder Flecken. Mir ist gar nicht aufgefallen, wie oft ich Füllwörter benutze. Ich werde die Geschichte die Tage überarbeiten. Besten Dank noch einmal und ein gesundes neues Jahr, Bananabill

 

Hallo @Bananabill


Das ist deine erste Geschichte und mir ging es beim ersten Mal so, es hat mich fast erschlagen, wie viel ich falsch gemacht hatte.
Wir sind alle auf dem Weg. Das wichtigste ist, denke ich, wir haben Spaß am Schreiben und Freude am dazu lernen.

Liebe Grüße
CoK

 

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