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Der Wind

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13.01.2005
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Der Wind

Der Wind streift sein Gesicht. Unwillkürlich schließt er die Augen, weil sein Inneres sie nicht benutzen will und erinnert sich an das erste Mal, als er sie sah. Ihr langes, braunes Haar wurde von einer seichten Brise in die Höhe geweht, als wäre sie eins mit der Natur. Seine Haut zittert. Sie stand neben ihm und ihr unvergleichliches Gesicht und ihr zarter Körper waren eingehüllt in strahlendes Weiß. Ihre Lippen bewegten sich unendlich langsam aufeinander zu um in noch längerer Unendlichkeit miteinander verbunden zu sein. Ein Moment ewiger Zeitlosigkeit. Der Wind wird stärker. Die Bilder in seinem Kopf werden wirklich, wirklicher als die Realität, die für ihn nicht mehr ist. Ihr Blick, wenn er ihr sanft die Haare aus dem Gesicht streicht, Umarmungen und Leidenschaft. Berührungen streichen über seine Haut. Ihr Geruch strömt durch seine Nase. Er weiß, dass er sie liebt. Der Wind drückt ihm die Augenlider nach oben und er sieht sie vor sich. In diesem kalten Raum liegt sie auf dem Bett, ihre Haut hebt sich kaum von den bleichen Wänden ab, welche sie einschließen. Er schaut tief in ihre kalten warmen Augen und die Worte dröhnen durch seinen Kopf, in jedem Augenblick gegenwärtig. Keine Hoffnung. Das Ende wird nicht leicht werden. Er setzt sich auf das Bett und legt seine Arme um sie. Er küsst ihren Mund und schmeckt auf den Lippen den Saft des Todes. Mit schwacher, weicher Stimme flüstert sie in sein Ohr, wie sehr sie ihn liebt. Dann schließt sie ihre Augen. Auch er schließt seine Augen und hört nicht, wie die Menschen erschrocken aufschreien. Er schlägt auf dem Bürgersteig auf und ist sofort tot.

 

Hallo Pico,

deine Geschichte hat mir vom erzählerischen sehr gut gefallen, du schreibst interessant und auch die Kürze der Geschichte finde ich für dieses Thema sehr passend, da der Protagonist wohl selber nicht mehr sehr viel Zeit hatte...
Allerdings verwirren mich ein paar Dinge. So habe ich zum Beispiel nicht ganz verstanden, wo er sich nun wirklich befindet, in einem Krankenzimmer oder auf der Straße.
Ich nehme an, das hat mit diesem Satz zu tun:

Die Bilder in seinem Kopf werden wirklich, wirklicher als die Realität, die für ihn nicht mehr ist.
Aber so ganz klar ist mir das wie gesagt nicht geworden.
Und dann gab es ein paar Bilder, die mir nicht so gut gefallen haben, da sie ein bisschen sehr übertrieben waren. Z.B.:
Der Wind drückt ihm die Augenlider nach oben
Das ist mir jetzt so jedenfalls noch nicht passiert. ;)
Ich denke auch hier, dass du eben sehr nahe an seiner Warnehmung schreiben möchtest, aber für mich klingt es sehr seltsam.

Aber ansonsten finde ich deinen Beitrag wirklich gut.

Gruß
Zentralkraftfeld

 

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