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Der Wolke Folgen

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23.08.2005
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Der Wolke Folgen

Vor nicht allzu langer Zeit gab es eine kleine Wolke, die sich direkt über der Nordsee gebildet hatte und Richtung Küste zog. Schon kurz nach ihrer Entstehung wurde sie von einem Matrosen entdeckt.
Warum ihm gerade diese Wolke ins Auge fiel, schien ihm etwas befremdlich, denn sie unterschied sich kaum von all den anderen Wolken, die er am Himmel sah. Nur ein winziges Detail, das er nicht ausmachen konnte, ließ ihm die kleine Wolke interessant erscheinen.
Jedes Mal, wenn er sich seine Wolke anschaute, überkamen ihn Sehnsucht, Traurigkeit und Freude nahezu gleichzeitig. Und so stand er trotz einer scharfen Brise, wann immer er konnte, an Deck und beobachtete den Himmel.

Nach zwei Tagen des Glücks stellten sich jedoch die ersten Hindernisse ein. Die Wolke begann, vom Kurs des Schiffs abzuweichen und entfernte sich - nur minimal, aber für den Liebhaber auffallend. Eine Weile konnte der Matrose diesen Zustand ertragen, doch schon bald wollte er der Wolke folgen, um sie weiter beobachten zu können. Nur wie sollte er dies tun? Auf seinem Schiff war er nur Matrose ohne Rechte und vor allem ohne Befugnis, den Kurs zu wechseln.
Dennoch begab er sich zum Kapitän und fragte ihn um Rat.
"Ahh. Mein Junge! Wie kann man denn in eine lausige Wolke vernarrt sein? Das ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht untergekommen. Und warum sollte ich gerade dieser Wolke hinterherfahren und nicht irgendeiner anderen."
"Na ja ... So genau ... Es ist halt meine ganz spezielle Wolke. Wenn ich sie sehe, dann ..."
"Papperlapapp! Meine Junge, du solltest auf den Boden der Tatsachen zurückkehren und dir solche Dummheiten aus dem Kopf schlagen! Oder noch besser: Geh zu einem Psychiater und lass dir von dem deine Flausen austreiben!"
Tief gekränkt verließ der Matrose die Kapitänskajüte und begab sich wieder an Deck.
"Eigentlich hat er nicht ganz Unrecht, der Kapitän", dachte sich der Matrose. "Aber was kann ich dafür, dass mir diese Wolke so gefällt ... Es scheint mir so, als sei es mein Schicksal, Wolken zu folgen und zu studieren."
Dann hatte er mit einem Mal eine rettende Idee. Er konnte eines der Rettungsboote nehmen und seiner Wolke hinterherfahren. Endlich würde er sie ungehindert verfolgen können.
So blieb er bis spät in der Nacht auf, schlich in die Küche und dann zu einem Rettungsboot mit Motor, den er aber nur in Notfällen benutzen wollte. Schnell und leise entfernte er sich vom Schiff. Zur Sicherheit nahm er einen Kompass mit, um auch bei Dunkelheit den Kurs der Wolke nicht zu verfehlen.

Der Matrose hatte sich mit Proviant und Decken eingedeckt und so konnte er der Wolke problemlos folgen. Während der langen Tage und Nächte auf See überkamen ihn oft Zweifel an seinem Tun, aber jedes Mal versicherte er sich, dass er das Richtige im Sinn hatte und es nichts zu bereuen gäbe. Indes wurde die kleine Wolke immer kleiner. Tag für Tag schwand sie - erst langsam, und als sie eine gewisse Größe unterschritten hatte immer schneller. Noch immer war das Interesse des Matrosen ungebrochen, auch wenn er sich nun Gedanken machte, was er nach "Der Wolke" machen sollte. Bei seiner alten Mannschaft war er sicher nicht mehr gern gesehen. Vielleicht war es eine gute Idee, den Beruf zu wechseln; einen Beruf zu ergreifen, der ihn immer in die Nähe von Wolken und anderen Naturerscheinungen bringen würde. Die Idee gefiel ihm nicht schlecht und so folgte er der mittlerweile winzigen Wolke mit noch mehr Enthusiasmus.

Nach einigen Tagen - der Matrose hatte aufgehört, zu zählen - war die Küste in Sicht. Vorfreude keimte in ihm auf. Bald würde er seine Familie wiedersehen. Doch bevor er die Küste tatsächlich erreichte, braute sich aus heiterem, sonnigen Himmel ein Unwetter zusammen. Die kleine Wolke wurde praktisch zerrissen und vom Sturm aufgesogen, so wie das Herz des Matrosen, der hilflos zuschauen musste. So schnell hatte er nicht mit dem Ende seiner Wolke gerechnet.
Während er noch um die Wolke trauerte nahm der Sturm erheblich zu. Hohe Wellen und ein gnadenloser Wind beutelten seine kleine Nussschale, bis sie nachgab und den Matrosen in das kalte Nordseewasser entließ.
'Muss ich nun wie meine Wolke untergehen ...?', fragte sich der Matrose, bevor das Wasser sich seiner vollends bemächtigte. Von Wellen getragen gelangte er bewusstlos an die Küste, die er zuvor bereits erblickt hatte.
Das Schicksal hatte es gut mit ihm gemeint und sein Leben verschont. Im Gegensatz dazu hatte sich der Sturm erbarmungslos über das Schiff seiner ehemaligen Mannschaft hergemacht und niemanden lebend entrinnen lassen.
Einerseits glücklich sein Leben und seine kuriosen Studien fortführen zu können und andererseits traurig wegen des unglückseligen Endes seiner Mannschaft begab er sich bald auf neue Reisen und folgte der einen oder anderen Erscheinung, niemals vergessend wie alles begonnen hatte.

 

Hallo HienTau,

die Geschichte gefällt mir recht gut. Du erzählst ein kleines Märchen von jemandem, der seiner Leidenschaft folgt und damit glücklich wird, auch wenn die Interessen wechseln und für seine Umwelt immer wolkig bleiben. Das ist ein sehr schönes Bild.

Von der Erzähldichte finde ich die ersten zwei Absätze am besten, der dritte fällt etwas ab, wirkt überstürzt.

Der Titel könnte besser sein, mir fallen spontan "(Der) Wolkenfolger", "Wolken folgen", "Der Wolke folgen" (oder "Der Wolke Folgen") ein.

Details:

Endlich würde er sie bis zu ihrem Ende verfolgen können.
Die Formulierung fand ich nicht so passend. "Verfolgen" hat hier mit "Ende" so einen negativen Beigeschmack.
folgte dem Kurs der Wolke anhand eines Kompasses
Wieso braucht er dazu einen Kompass? Ich bin kein Segler, aber ich denke, dass es reicht, tagsüber in Richtung der Wolke zu fahren.
Womit er jedoch auch nicht gerechnet hatte war das Ausmaß des Sturms.
Könnte besser formuliert sein: "Auch überraschte ihn ..." oder so.

Insgesamt eine schöne Idee, gut erzählt, die noch etwas Sorgfalt am Schluss gebrauchen könnte.

Grüße,
Naut

 

Hallo Naut,

Danke für deine hilfreichen Anmerkungen. Einige Formulierungen waren wirklich noch nicht sehr rund. Mit dem Schluss bin ich auch nicht so recht zufrieden, mir will im Moment nichts einfallen, was dem letzten Absatz mehr Raum verschafft :sad:

Den Kompass nimmt der Matrose übrigens mit, um der Wolke auch bei Dunkelheit folgen zu können. Wahrscheinlich ist der Tageszeitenwechsel nicht so gut herübergekommen.
Den Titel "Der Wolke Folgen" finde ich ausgesprochen gut, weil doppeldeutig. Vielleicht erbarmt sich ein Mod und benennt sie entsprechend um.

Gruß,
HienTau

 

Hallo Hien Tau,

leider kann ich mich Nauts positiven Worten nicht wirklich anschließen - die Idee finde ich zwar recht schön. Der Mann ändert sein Leben für seine Träume - wer hat dazu schon den Mut? Natürlich wird er deswegen von den anderen komisch angeschaut! Das Ende der Mannschaft hingegen empfand ich schon fast als Schlag mit der Moralkeule. Es hätte für mich ausgereicht, wenn er durch die Wolke quasi seine wahre Bestimmung gefunden hätte.

Der Stil liest sich zwar gut, wirkt aber an manchen Stellen etwas leblos, wie eine Nacherzählung. Ich glaube zwar, dass du das absichtlich so gemacht hast, um sie einem Märchen anzulehnen, aber mein Geschmack ist es halt nicht.

LG
Bella

 

Hallo bella,

Der Stil liest sich zwar gut, wirkt aber an manchen Stellen etwas leblos, wie eine Nacherzählung. Ich glaube zwar, dass du das absichtlich so gemacht hast, um sie einem Märchen anzulehnen, aber mein Geschmack ist es halt nicht.

Das war mir bisher gar nicht bewusst. Offenbar ist die Geschichte teils lebendig, teils etwas trocken. Märchen/Parabeln sind oftmals entweder das Eine oder das Andere, schätze ich. Das hilft mir sicherlich bei einer der nächsten Geschichten ...

Das Ende der Mannschaft hingegen empfand ich schon fast als Schlag mit der Moralkeule.

Das kann man wohl durchaus so verstehen (auch wenn ich es so gar nicht geplant hatte).

Danke dir auf jeden Fall für deinen Kommentar.

Gruß,
HienTau

 

Vor nicht allzu langer Zeit gab es eine kleine Wolke
Vor gar nicht allzu langer Zeit ... in einem unbekannten Land ... war eine Biene sehr bekannt ... von ihr sprach alles [oder so] weit und breit. Uuuuund diese Biene, die ich meine nennt sich Maajaaaaaaa ... ;)

Hi Hientau,

was ist der Sinn dieser Geschichte? "Halte dich nicht an die Regeln, geh deinen eigenen Weg, dann überlebst du?" (übertrieben ausgedrückt jetzt)

Na ja, also, mit der Geschichte konnte ich nicht viel anfangen, sorry.

Tserk!
Gefundene Fehler:

Der Wolke Folgen
folgen
"Eigentlich hat er nicht ganz unrecht, der Kapitän", dachte sich der Matrose.
Unrecht
"Aber was kann ich dafür, dass mir diese Wolke so gefällt ... Es scheint mir so, als sei es mein Schicksal, Wolken zu folgen und zu studieren"
studierenPUNKT
Der Matrose hatte sich gut mit proviant und Decken gut vorgesorgt und so konnte er der Wolke problemlos folgen.
eins weg, würde aber sogar beide streichen; Proviant
aber jedes Mal versicherte er sich, dass er das Richtige im Sinn hatte und es nichts zu Bereuen gäbe.
bereuen

 

Hallo Tserk,

Ist schon eine sehr ähm... spezielle Geschichte, aber ich stehe weiterhin zu der dick aufgetragenen Majaideologie! :)
Danke für deine Anmerkungen, die (ziemlich überflüssigen) Fehler hab ich behoben (außer den Titel, der muss so).

Gruß,
HienTau

 

Hallo Hien Tau,

Warum ihm gerade diese Wolke ins Auge fiel, schien ihm etwas befremdlich, denn sie unterschied sich kaum von all den anderen Wolken, die er am Himmel sah. Nur ein winziges Detail, das er nicht ausmachen konnte, ließ ihm die kleine Wolke interessant erscheinen.
Jedes Mal, wenn er sich seine Wolke anschaute, überkamen ihn Sehnsucht, Traurigkeit und Freude nahezu gleichzeitig.

Bei seiner alten Mannschaft war er sicher nicht mehr gern gesehen.
Ach wieso, er hat ja nur ein Rettungsboot geklaut. :Pfeif:

Doch bevor er die Küste tatsächlich erreichte, braute sich aus heiterem, sonnigen Himmel ein Unwetter zusammen.

andererseits traurig wegen dem unglückseligen Ende seiner Mannschaft
der Dativ ist dem Genitiv sein Tod: andererseits traurig wegen des unglückseligen Endes seiner Mannschaft

Ein modernes Märchen mit einer allgemeingültigen Aussage: Folge deinem innersten Impuls, und es bringt dir Glück. Sie gefällt mir, aber du könntest mehr Spannung aufbauen:
- wie sieht die für andere unscheinbare Wolke in seinen Augen aus?
- nenn die Küste nicht schon vor dem Unwetter, lass sie eher unvermittelt auftauchen
- verpacke seinen Berufswunsch in einen spannenden Monolog ("was soll ich nur tun? Zurück kann ich nicht ... )

Das sind natürlich nur Vorschläge. Dazu noch einer:

- Feiere schön. :anstoss: Alles Gute zum Geburtstag!

Gruß, Elisha

 

Hallo Elisha,

Danke für deinen Kommentar. Ich fühle mich langsam ernsthaft dazu motiviert, die Geschichte etwas zu überarbeiten. Deine Vorschläge sind eine gute Anregung dafür. Bei meinem nächsten Nordseebesuch mache ich mich mal an die Arbeit.
Mit dem Feiern hat's ganz gut ... geklappt ;) Dafür aber heute früh nicht so mit dem Aufstehen.

Gruß,
HienTau

 

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