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Der zu klein gewordene Pulli

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07.02.2005
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Der zu klein gewordene Pulli

Nichts ist für die Ewigkeit, dachte sie beim Anblick ihres Lieblingspullovers, in den sie sich immer wieder versucht hatte hineinzuzwängen – sich auch nicht des Anblicks gestört hatte, wenn dieser schon nicht einmal mehr ihren Bauchnabel verdeckte.
Der Winter war vorbei und die ersten Sonnenstrahlen zwängten sich durch die Wolken, der Wetterbericht verriet nur gutes, sodass sie mal wieder ihren Pulli rausholte und den Kampf mit dem Anziehen auf sich nahm. Nur heute morgen, heute morgen, war irgendwie alles anders. Sie starrte in ihren großen auf dem Flohmarkt als Schnäppchen ergatterten Spiegel und konnte nicht glauben was sie da sah.
Sie hörte sich innerlich fluchen, fragte sich ob der Spiegel kaputt sei. Sie war fest davon überzeugt sich bald möglichst einen neuen zu kaufen und dieses Ding über den Jordan zu schicken. „So eine Unverschämtheit“, sagte sie. „Und für dich habe ich Geld ausgegeben“, schnaubte sie ihn an.
„Glaubst du mir jetzt, dass der Pulli zu klein ist?“, hörte sie eine Stimme, dessen Spiegelbild sich hinter ihr auftat.
Es war ein Fehler von ihm, so etwas zu äußern, ein noch größerer sie auf ihre Antwort der Spiegel sei kaputt auszulachen. Es dauerte nur fünf Minuten und da war sie auch schon wieder alleine. Man könnte meinen sie hätte das schon hunderte Male geprobt, so schnell waren seine Koffer gepackt und er vor die Tür gesetzt.
Innerlich wusste sie natürlich, dass die leckeren Haferflockenplätzchen von ihrer Oma ihres dazu beigetragen hatten, dass der Pulli nur noch bis unter ihren Busen reichte und sich darunter ein großer Bauch auftat. Aber eingestehen wollte sie sich das nicht.
Sie bemerkte, dass vieles in letzter Zeit eine Wendung in ihrem Leben nahm und sie wusste eigentlich gar nicht, warum sie sich diesen immer und immer wieder aussetzte.
Denn schmerzlich waren sie alle und auch die Sprüche von Lars ließen sie nicht kalt.
Es konnte ja auch schließlich keiner verstehen, warum sie der alten Dame aus der Nachbarschaft nachtrauerte, die vergangene Woche verstorben war. Aber ihr kam es so vor, als hätte diese immer ein freundliches Wort für sie übrig gehabt. Vielleicht auch einfach nur ihre nette Art zu grüßen, die in ihr ein wohliges warmes, heimisches Gefühl auslöste und ihre längst verstorbene Großmutter ein Stück bei ihr sein ließ.
Lars sagte auf ihr Ableben hin, wieder eine alte weniger, gut für die Rentenkasse. Na toll, was sagt man dazu. Warum tat sie sich das nur an?
Sie wurde nicht wirklich verstanden und eigentlich sprach sie mehr mit sich selbst als mit anderen.
Sie dachte daran in ihrem Leben grundlegend etwas zu verändern. Und mit dem Rausschmiss Lars, hatte sie ja schon mal einen guten Anfang gemacht.
Vielleicht wird sie auch ihre Zelte hier abbrechen. Weihnachten gibt es überall, somit muss sie auf ihre Weihnachtsplätzchen auch nicht verzichten.
Und sind wir doch mal ehrlich, Ein Pulli ist ein Pulli, sie ist wie sie ist und das vielleicht nicht für immer, denn wie sie schon sagte, nichts ist für die Ewigkeit.

 

hallo celine,

ein so ein kleiner pulli, der gehört doch noch in ihre kindertage, wie hat sie denn ihre schultern da rein bekommen? es ist klar, der pulli ist das symbol am festhalten von vergangenem. der rausschmiss von lars ist das symbol für den neuanfang. die intention ist damit aber sehr trivial. was weiss der leser über die frau? sie hängt an der vergangenheit, kann resolut und empfindlich sein, hat übergewicht und geht gerne auf flohmärkten. aber wirklich erfährt der leser nichts von ihr. in deiner geschichte wird nicht viel erzählt. es geht nicht in die tiefe. die alte frau, die verstorben ist, sie fliegt einmal kurz durch die geschichte. es ist nicht gut, personen nur flüchtig einzubringen, es macht die geschichte nicht rund. das gleiche gilt für die beziehung zwischen lars (wer und was ist lars?) und der frau.

der erzählstil ist ungeübt. durchaus angemessen gewählt, aber leider achtest du nicht auf den neutralen charakter des neutralen erzählers. eine ich-erzählung wäre hier wesentlich sinnvoller, und diese sogar in der gegenwart, besonders deswegen, weil der schluss die zukunft betrifft.

im einzelnen:

Nichts ist für die Ewigkeit, dachte sie beim Anblick ihres Lieblingspullovers, in den sie sich immer wieder versucht hatte hineinzuzwängen – sich auch nicht des Anblicks gestört hatte, wenn dieser schon nicht einmal mehr ihren Bauchnabel verdeckte.

"nicht" ist dreifach. eines der beiden letzten "nichts" könntest du mit "kaum" ersetzen.

Nichts ist für die Ewigkeit, dachte sie beim Anblick ihres Lieblingspullovers, in den sie sich immer wieder versucht hatte hineinzuzwängen – sich auch nicht des Anblicks gestört hatte, wenn dieser schon nicht einmal mehr ihren Bauchnabel verdeckte.
Der Winter war vorbei und die ersten Sonnenstrahlen zwängten sich durch die Wolken, der Wetterbericht verriet nur gutes,

"zwängen" ist ein markantes wort, eine doppelung ist zu aufflällig. das "zwängten" hinter "Sonnenstrahlen" könnte auch "drängten" heissen.

Nur heute morgen, heute morgen, war irgendwie alles anders.

die vergangenheitsform von "heute" ist "an diesem Tag"
besser wäre es, auf diese wiederholung zu verzichten. Nur an diesem Tag, an diesem Morgen, war irgendwie alles anders."

Sie starrte in ihren großen auf dem Flohmarkt als Schnäppchen ergatterten Spiegel und konnte nicht glauben was sie da sah.
Sie hörte sich innerlich fluchen, fragte sich ob der Spiegel kaputt sei. Sie war fest davon überzeugt sich bald möglichst einen neuen zu kaufen und dieses Ding über den Jordan zu schicken.

wenn es zu ihrer charakterisierung gehört, ein flohmarktbummler zu sein, sollte dieser hinweis in der einleitung stehen, sonst klingt es nachgeworfen, und dieser nachwurf ist für diesen satz da oben im verhältnis viel zu lang.
"Jordan", das ist für einen neutralen erzähler viel zu umgangsprachlich.

Es war ein Fehler von ihm, so etwas zu äußern, ein noch größerer sie auf ihre Antwort der Spiegel sei kaputt auszulachen.

hinter "größerer" unbedingt ein komma zugunsten des verständnisses

„Glaubst du mir jetzt, dass der Pulli zu klein ist?“, hörte sie eine Stimme, dessen Spiegelbild sich hinter ihr auftat.
Es war ein Fehler von ihm, so etwas zu äußern, ein noch größerer sie auf ihre Antwort der Spiegel sei kaputt auszulachen. Es dauerte nur fünf Minuten und da war sie auch schon wieder alleine. Man könnte meinen sie hätte das schon hunderte Male geprobt, so schnell waren seine Koffer gepackt und er vor die Tür gesetzt.

was denkst du, wie lange ich armer leser gebraucht habe, zu begreifen, dass nicht der spiegel sondern ein mann vor die tür gesetzt wurde. ich musste insgesamt drei mal lesen, also zwei mal zurück im text und verständnislesen proben. also es wäre besser, wenn du eine solche person nicht so rätselhaft einbindest. vielleicht den mann sogar in die einleitung einbauen.

Innerlich wusste sie natürlich, dass die leckeren Haferflockenplätzchen von ihrer Oma ihres dazu beigetragen hatten, dass der Pulli nur noch bis unter ihren Busen reichte und sich darunter ein großer Bauch auftat. Aber eingestehen wollte sie sich das nicht.

nicht "Busen" sondern "Brust", die erotik sollte jetzt sich nicht hierher verirren!

Sie bemerkte, dass vieles in letzter Zeit eine Wendung in ihrem Leben nahm und sie wusste eigentlich gar nicht, warum sie sich diesen immer und immer wieder aussetzte.

stolperchen! "diesen" >> "dieser"
"vieles" gross

Denn schmerzlich waren sie alle und auch die Sprüche von Lars ließen sie nicht kalt.

ach, der mann heisst "lars". wieso erfährt der leser das an dieser stelle? namen sollten zum ersten vorstellen der person eingeführt werden, alles andere ist nachgeworfen!

Aber ihr kam es so vor, als hätte diese immer ein freundliches Wort für sie übrig gehabt.

ihr kam es nur so vor? freundliche worte haben eigentlich den charakter der eindeutigkeit.

Lars sagte auf ihr Ableben hin, wieder eine alte weniger, gut für die Rentenkasse. Na toll, was sagt man dazu.

"Was sagt man dazu" da fehlt ein fragezeichen, ausserdem sollte ein neutraler erzähler auf wertungen verzichten.
"alte" besser gross

Und mit dem Rausschmiss Lars, hatte sie ja schon mal einen guten Anfang gemacht.

entweder vor "Lars" auch ein komma oder besser kein komma und vor "Lars" ein "von"

Vielleicht wird sie auch ihre Zelte hier abbrechen. Weihnachten gibt es überall, somit muss sie auf ihre Weihnachtsplätzchen auch nicht verzichten.

"auch" ist doppelt. das erste "auch" ist sowieso nicht glücklich.

Und sind wir doch mal ehrlich, Ein Pulli ist ein Pulli, sie ist wie sie ist und das vielleicht nicht für immer, denn wie sie schon sagte, nichts ist für die Ewigkeit.

"Und sind wir doch mal ehrlich", wer sagt das? der neutrale erzähler?
vor "wie" ein komma

fazit: keine herausragende handlung, nicht wirklich rund mit etwas dürftigem inhalt und einem trivialen schluss. ich denke, dass du noch übst. ich empfehle, viel zu lesen und immer weiter geschichten zu schreiben. diese geschichte hier ist eine typische geschichte von den anfängen. du wirst bestimmt von mal zu mal besser werden.

bis dann

barde

 

Hallo, danke für deine ausführliche Antwort. Du liegst richtig, ich schreibe noch nicht so lange und probiere noch viel aus. Was sagst du zu den anderen Geschichten? Gruß Celina

 

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