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Der Zwischenfall im Büro

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08.01.2002
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Der Zwischenfall im Büro

Es sind noch keine zwei Stunden vergangen. Noch keine zwei Stunden seit dem Zwischenfall im Büro, sofern man so etwas Zwischenfall nennen kann.
Während ich gehe, dringt die Stimme unserer Sekretärin immer wieder zu mir durch. Ihre Verzweifelten Rufe, während Sie unter dem Schrank eingeklemmt um Hilfe ruft. Ich habe die Bilder noch genau vor mir. Wie der seltsame, schwarze Mann auf dem Schrank umherhüpft. Wie jedesmal, wenn er auftritt, die arme Frau einen Luftstoss von sich gibt, von dem man meinen könnte, das ihr jeden Moment die Augen aus den Höhlen quellen.
Das geschah dann auch.
Die Bilder ihrer Augen, die, wie sterbende Fische zuckend, aber mit lebendigem Blick, aus den dunklen Augen-höhlen hängen, gehen mir nicht mehr aus dem Kopf.
Ich versuche, mich abzulenken. Also stelle ich mir einen warmen Ort vor,
(helft mir!)
irgendwo am Meer, mit weissen Sand und schattenspendenden Palmen, wo die Wellen rauschen
(so helft mir doch!)
und man die Seemöven hören kann. Im warmen Sand liegend,
(bitte)
und die Sonne strahlt ihre angenehme Wärme aus,
(bitte!!)
...
(BITTE!!!)
Ich schaffe es nicht.
Dieser seltsame, schwarze Mann, ganz eingekleidet in Schwarz. Sein Gesicht in schwarze Tücher gehüllt. Die-se seltsamen Atemgeräusche. Die hastigen Bewegungen. Nicht nervös, sondern schnell und kontrolliert.
Ich bin davongelaufen.
Ich konnte den Anblick der Frau, die grässliche Schreie von sich gab, während ihre Augen zuckend an ihren Wangen herabhingen, nicht mehr ertragen. Wie das Blut, das aus ihren Augenhöhlen sickerte, über ihre Wan-gen herablief und den Boden tränkte.
Was ist wohl geschehen, nachdem ich weg war? Ist ihr der Kopf geplatzt wie ein Wasserballon? Wurden ihre Innereien durch ihren Mund gestossen auf den Teppich gespritzt?
Ich weiss es nicht und möchte es auch nicht wissen.
Ich bin nun schon ein wenig ausserhalb der Stadt. Es sind schon etliche Polizeifahrzeuge an mir vorbeigerast. Mit Blaulicht. Vermutlich wollten sie die Frau noch retten. Ich denke, es ist schon zu spät. Vermutlich treffen die Polizisten und Sanitäter auf ein grauenvolles Szenario.
Ein Büro, überall liegen Blätter herum. Ein bissiger Geruch erfüllt den Raum. Lauter fassungslose Angestellte, ein paar wenden sich mit Weinkrämpfen ab, ein paar übergeben sich. Ein paar starren fassungslos auf den umgekippten Aktenschrank. Darunter ist ein Haarschopf zu sehen, noch nass vom Schweiss, und davor die gelblich-weissen Flecke ihrer ausgelaufenen Augen.
Verdammt, ich bringe diese Bilder einfach nicht aus dem Kopf.
Die Stadt ist nun schon ein paar Kilometer hinter mir. Wie lange bin ich gelaufen? Ich trage immer noch meinen Personalausweis. Mein kariertes Hemd, meine dunklen Hosen. Meine Brille.
Ich nehme die Brille ab und reibe meine brennenden Augen. Alles ist verschommen. Ich bin stark kurzsichtig.
Plötzlich packt mich eine Hand an der Schulter. Ich wirble herum, und dabei rutscht mir meine Brille aus der verschwitzten Hand. Ich höre sie noch klirrend am Boden aufschlagen.
Ich sehe alles verschwommen. Nur dieser schwarze Umriss. Wieder diese Atemgeräusche. Das Grauen steigt langsam in mir hoch. Ich will wegrennen, doch meine Beine bewegen sich nicht. Ich stehe da wie angewurzelt. Ich bin so gut wie blind.
Wieder eine dieser hastigen Bewegungen des schwarzen Mannes, ein Ruck. Ich schlage mit dem Hinterkopf auf den Asphalt, und liege auf dem Rücken. Ich bin aber noch bei vollem Bewusstsein.
Während ich versuche, mich zu orientieren, wird es plötzlich dunkel. Irgendein grosser Gegenstand muss über mir sein. Bevor ich realisiere, was geschieht, werde ich zerdrückt. Ich höre ein leises Klimpern.
Ich habe nur kurz Zeit, um zu überlegen, was auf mir gelandet ist. War es ein Klavier?
Doch dann ist es zu spät.
Es wird langsam still.
Ich spüre und höre gleichzeitig, wie meine Rippen brechen und alle Luft aus meinen Lungen gepresst wird.
Es wird kalt.
Das dumpfe Stechen, wie sich die Splitter meiner Schädeldecke in mein Gehirn boren.
Dann wird es dunkel.

 

Hallo Quentin,

auch Dir ein herzliches willkommen auf KG.de.

Nun zur Kritik:

Während ich gehe, dringt die Stimme unserer Sekretärin immer wieder zu mir durch.

Ach, sie schreit immer noch? Nee, Du meinst sicher, dass er sie noch in seinem Kopf hört. Unglücklich formuliert.

Die Bilder ihrer Augen, die, wie sterbende Fische zuckend, aber mit lebendigem Blick, aus den dunklen Augen-höhlen hängen

Mit lebendigem Blick? Nee, wenn die Augen raushängen, ist die Dame hin.

Wie der seltsame, schwarze Mann auf dem Schrank umherhüpft.

Und wie kommt der Schrank auf die Frau? Und was ist an dem Mann seltsam? Hier wirfst Du dem Leser Informationshappen hin, mit denen er wenig anfangen kann.

Ich konnte den Anblick der Frau, die grässliche Schreie von sich gab, während ihre Augen zuckend an ihren Wangen herabhingen, nicht mehr ertragen

Wie gesagt: Wenn die Augen raushängen ist sie tot - oder wenigstens ohnmächtig.

Vermutlich treffen die Polizisten und Sanitäter auf ein grauenvolles Szenario

Vermutlich???

Ich trage immer noch meinen Personalausweis. Mein kariertes Hemd, meine dunklen Hosen. Meine Brille.

Warum sollte er das Zeug auch nicht mehr tragen?

Das Grauen steigt langsam in mir hoch

Faulpelz! Das ist wohl der älteste und abgegriffenste Satz der gesamten Horror-Literatur.

War es ein Klavier?

Wie kommt denn das Klavier hierher? Das wird der schwarze Kerl ihm doch nicht hinterhergetragen haben.


Insgesamt solide geschrieben, aber der Story fehlt an allen Ecken und Enden der inhaltliche Feinschliff. Hier ist keine Spannungskurve zu erkennen, die Charaktere sind stereotype Abziehbilder und die Logik kommt auch manchmal zu kurz. Könnte was werden, wenn Du eine Geschichte erzählen würdest und nicht nur die Abfolge eines möglichst blutigen Doppelmordes.

 

Hallo!
Danke für die Kritik.

Nun, zum Anfang: Wenn ich so eine Geschichte schreibe, habe ich noch keinen Blassen, um was es in der Geschichte gehen soll. Ich schreibe einfach drauflos.

"dringt die Stimme unserer Sekretärin immer wieder zu mir durch. " .. naja, das sollte so ein Stilmittel à la King sein.

>wenn die Augen raushängen, ist die Dame hin.
1.: Das muss nicht sein.
2.: Muss eine Horrorgeschichte realistisch sein?

>Und wie kommt der Schrank auf die Frau?
Das sollte sich der Leser selbst ausdenken können. Es sollte ja auch noch etwas geheimnisvolles haben.

>Vermutlich???
Das sind die Gedanken der Person, nicht die des Erzählers..

>Warum sollte er das Zeug auch >nicht mehr tragen?
Hier dasselbe..


>..der älteste und abgegriffenste Satz der gesamten Horror-Literatur.
Also bei Steven King kommt der Satz auch heute noch unheimlich rüber.. (finde ich)


>Wie kommt denn das Klavier hierher?
Da ist mir kein anständiger Gegenstand eingefallen. Er musste nur genug schwer sein.. ;-)


>Das wird der schwarze Kerl ihm doch nicht hinterhergetragen haben.
Wie gesagt, der schwarze Kerl ist vielleicht eine nichtmenschliche Gestalt. Das weiss niemand..

>und die Logik kommt auch manchmal zu kurz
Dann freu dich auf die Geschichte, die ich bald in "seltsam" uploaden werde. Nun gut, seltsam darf auch mal unlogisch sein...

 

Hallo Quentin,

ah, ein kleiner Wiederborst! Steht zu seiner Geschichte. Find ich gut. Dann wollen wir mal:

naja, das sollte so ein Stilmittel à la King sein.

Gute Idee, schlechte Umsetzung. Besser wäre: "Ich konnte ihre Stimme noch immer in meinem Kopf hören." Das gewinnt zwar auch keinen Originalitätspreis, trifft aber das, was Du sagen willst, eher.

Muss eine Horrorgeschichte realistisch sein?

Nein. Aber sie muss glaubhaft sein. Das werde ich nicht müde zu predigen. Wenn eine Horror-Story unglaubwürdig ist, hat sie verloren. Horror kann nur funktionieren, wenn er in sich glaubhaft und logisch ist. Ich glaube natürlich nicht an Vampire, aber wenn ich eine Horror-Story lese, dann muss mich der Autor so weit bringen, dass ich es beinahe glauben könnte. Und eine Frau unter einem Aktenschrank, deren Augäpfel heraushängen, einen lebendigen Blick haben und die Dame schreit ... nein, das könnte ich nicht mal beinahe glauben.

Das sollte sich der Leser selbst ausdenken können. Es sollte ja auch noch etwas geheimnisvolles haben

Nope. Es ist Deine Aufgabe es ihm zu sagen. Woher zum Teufel soll ich das denn wissen? Vielleicht ist er ja auf sie drauf gefallen? Klar, ich kann mir denken, dass der schwarze Kerl ihn umgestossen hat, aber das ändert nix daran, dass Du hier Deinem Job nicht nachkommst.

Das sind die Gedanken der Person, nicht die des Erzählers..

Die Gedanken sind Unsinn. Wenn er schon einen solchen Unfug denkt (was ja sein kann), dann musst Du mir begründen, warum.

Also bei Steven King kommt der Satz auch heute noch unheimlich rüber.. (finde ich)

Hat Stephen King den denn je in dieser langweiligsten aller Formen benutzt? Dieser Satz hat m.E. Groschenheft-Niveau. Bitte um die entsprechende Textstelle.

Da ist mir kein anständiger Gegenstand eingefallen. Er musste nur genug schwer sein.. ;-)

Dann denk nach! Sorry, aber da sind wir wieder beim Thema Glaubhaftigkeit. Mitten in der Pampa fallen Klaviere auf Leute drauf. Nöö. Entweder begründen oder nach logischer Alternative suchen.

Wie gesagt: Die Story ist nicht schlecht und Du hast Talent, aber das liegen noch ein paar Sachen im Argen. Bin auf jeden Fall auf Deine nächste Geschichte gespannt.

 

Also, ich würde nichts groß ändern wollen an deiner kg - außer das Klavier, das paßt nicht wirklich. Hier wäre es besser, die Natur des gegenstandes einfach komplett offen zu lassen. Gib höchstens einige details, z.B. "schwarz, groß, hölzern, etc".

Um Logik würde ich mich nicht so sehr kümmern, die fällt bei einer Horror-kg ohnehin weg. Auch glaubhaft muß sie nicht sein, denke ich.

Bloß würde ich fett unterstreichen, daß es sich hier keinesfalls um Horror handelt, sondern um Splatter! Das ist ein himmelweiter Unterschied! Finde ich zumindest...

Macht aber nix, die kg kommt als Splatter gut rüber, denn ich brauchte zwei Anläufe, die kg zu lesen, weil ich beim ersten mal sofort aufgehören mußte, als die Augen mir entgegen kamen und dann trotzdem die splatter-szenen ertragen habe, um das Ende zu erfahren. Also gut geschrieben ist die kg allemal!

 

Hallo!
Naja, da es keinen Themenbereich "Splatter" gibt, lässt es sich wohl am ehesten bei "Horror" unterordnen, nicht?

Viele Grüsse an Quentin Tarantino und an Stephen King. ;-)

 

Um Logik würde ich mich nicht so sehr kümmern, die fällt bei einer Horror-kg ohnehin weg. Auch glaubhaft muß sie nicht sein, denke ich.

Ich will wirklich keine Grundsatz-Diskussion vom Zaum brechen, aber die Aussage ist schlichtweg falsch. Zur weiteren Erklärung dieser Thematik empfehle ich die Lektüre der diversen Essays von Stephen King oder H.P. Lovecrafts Einleitung in den Komplex der phantastischen Literatur. Das weit verbreitete Vorurteil, Horror müsse weder logisch noch glaubhaft sein (das einzige, was er nicht sein muss, ist realistisch) beschert uns tolle Lektüren wie John Saul und John Sinclair. Das ist nicht auf Quentins Story bezogen. Sorry Falk, Deine Meinung in allen Ehren (die will ich Dir auch nicht absprechen), aber bei der Aussage sträuben sich mir die Nackenhaare.

 

Tut mir leid, Jungs, aber diese Story hat mich von Anfang bis Ende nur, äh, irritiert, um mal ganz nett zu sein.

Vermutlich treffen die Polizisten und Sanitäter auf ein grauenvolles Szenario.

Ich meine: Was soll man DA noch gross sagen???

Wo genau der Horror sein soll, habe ich nicht entdeckt. Heraushängende Augen alleine machen keine gänsehauterzeugende Story aus.
Gänsehaut kriege ich wenn ich lese: "Horror muss doch nicht glaubhaft sein!" :mad:
Wendigo hat recht: Dieser unselige Gedankengang beschert uns tonnenweise Scheißdreck in gedruckter Form und ein verheerendes Image der Dark Fantasy! Also bitte den Anspruch etwas höher schrauben. :)

 

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