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Dialog zweier Altherren
A: Sie kennen Ihn doch sicher vom Fernsehen. Bevor er im 3. Stock ausstieg um seine Krawatte symbolisch zu verbrennen, warf er ihnen sogar einige Luftküsse zu.
B: Wie kann man diesen Blick vergessen, diese charmante Geste, wie eine Einladung. Kennen Sie Ihn besser?
A: Sicherlich. Tagtäglich fackelte er diese dämlichen Krawatten in meiner Wohnung ab, ehe ich ihn über meinen überaus loyalen Hausmeister aus der Genossenschaftswohnung entfernen lies.
Die beiden älteren Herrschaften verweilten geduldig im Lift, bis sie endlich im 6. Stock angekommen waren um energisch - wie es die Firmenpolitik vorschrieb - wieder zurück an ihre Schreibtische zu gehen. Da die Tische nebeneinander lagen, konnte der eine das Gespräch bequem mit einer Bemerkung über das eben erlebte Phänomen fortsetzen.
B: Natürlich könnte man meinen es sei von produktiver Wichtigkeit im Arbeitsleben räumliche Distanz nicht wahrzunehmen. Wenn man so will kann man die räumliche Distanz aber auch zur Kenntnis nehmen und den loyalen Hausmeister rufen. Aber denkst du nicht auch, dass es übertrieben ist, die Unlust zur Materialität im 3. Stock mit hämischen Lächeln und Luftküssen zu praktizieren? Wie will man da eine vernünftige Lösung finden.
Was ich dich fragen wollte... Weißt du eigentlich wie das mit der Pausenverteilug in der Firma genau abläuft? Sollten wir nicht akribisch genau die Anordnung befolgen, die gesetzten Zeiten einzuhalten?
A: Als ich gestern Abend das Gebäude verließ, sah ich Herrn Voggenhuber (Vorgesetzter) in seinem Büro, sitzend, rauchend, trinkend und grübelnd über der Pausendokumentation sitzen. Ich sah davon ab, mich von ihm zu verabschieden. Als ich am nächsten Morgen wiederkam, lag er mit roten, weit aufgesperrten Augen auf dem Tisch und fluchte "Fünf Minuten zuviel! ZUVIEL!" durch die Gegend. Ich denke, er nimmt sich das sehr zu Herzen.
B: Hoffentlich bringt es ihn nicht um in seiner Perfektion. Weiß du, es fällt mir nicht leicht über die Pausen hinwegzusehen, ich will ja nur meine fünf Minuten die mir zustehen. Ich arbeite ohnehin zu viel, von Überstunden keine Rede. Herr Voggenhuber ist da schon sehr froh uns zu haben. Wenn ich nicht gleich aufhöre, diese Gedanken zu inhalieren und sie nicht bis zur Gänze ausmärze bis mir schlecht davon wird, werde ich daran zerbrechen. Der Gedanke zur freien Sexualität lässt mich nicht los. Nudistencamps, wo man will. Gruppensex von A-Z. Natürlich ist das auch gefährlich wenn der Körper so penetriert wird. Knochen, Gelenke, Bluthochdruck. In meinem Alter sicher sehr riskant.
A: In meiner Leistengegend schreit der Wicht aus mir heraus. Er möchte einen Tanszkurs absolvieren.
B: Einen Gutschein für einen Tanzkurs schenk ich der Dame meines Herzens übrigens zum Weihnachtsfest. Ich meine der Walzer und so, nicht in der Leistengegend... Was machst du eigentlich heute nach Dienstschluss?
A: Krawatten verbrennen.