Was ist neu

Die After-Show-Party

Mitglied
Beitritt
22.03.2006
Beiträge
21

Die After-Show-Party

Der Schuppen war zwar laut und stickig gewesen, doch sie hatte bekommen, was sie wollte. Sie, Nadine, war Ende zwanzig und die vielen Wochenenden, die sie in der Altstadt gefeiert hatte, hatten längst begonnen, sich erbarmungslos in ihre Gesichtszüge einzugraben. Was sie wollte saß neben ihr auf dem Beifahrersitz. Jed, er war Anfang zwanzig, gutaussehend und so weit abgefüllt, dass er bei ihr nicht so genau hinsah, aber trotzdem imstande sein könnte, ihr länger als zehn Minuten den Abend zu versüßen. Nadines Alkoholpegel hingegen war mehr als bedenklich, deshalb fuhr sie auf einsamen Landstraßen. Seit Jahren war es dieselbe Route und war noch nie von der Polizei angehalten worden.

Das Radio dudelte gerade eine ältere Nummer von Eels und die Abstände, in denen ihr Beifahrer die Augen öffnete wurden kürzer und kürzer. Offensichtlich hatte sie den guten Jed doch etwas überschätzt.
Nadine begann, an seinem Hosenstall herumzunesteln, um ihn in die Realität zurückzuholen. Von dem Effekt war sie selbst überrascht.
Jed schlug die Augen auf, sofort wurden sie tellergroß und sein Mund zuckte, als wollte er sich öffnen, habe aber vergessen wie das geht.
Er starrte jedoch nicht Nadine, sondern die Straße an, und Nadine wendete ihren Blick gerade weit genug, um das riesige Scheinwerferpaar zu sehen, das auf sie zuraste; dann riss sie mit dem letzten Rest von klarem Verstand, der ihr geblieben war, das Steuer herum.

Sie schlug die Augen auf. Vor sich sah sie, durch die gesprungene Scheibe hindurch, direkt auf die Rinde eines mächtigen alten Baumes. Die Front ihres Wagens war zusammengedrückt und darüber, dass sie angeschnallt war, wunderte sie sich selber ein bisschen.
Jed hingegen hatte weniger Glück gehabt. Er lag auf dem, was von Nadines Motorhaube noch übrig war. Offensichtlich war er herausgeschleudert worden und an dem Baum wieder abgeprallt. Sein Kopf ging nun übergangslos in den Hals über und sein gesamtes Gesicht war mit Glasscherben gespickt. Von Jed hatte sie nicht mehr viel zu erwarten.
Nun warf sie einen Blick in den Rückspiegel und was sie sah verschlug ihr den Atem.
Das Scheinwerferpaar, das ihnen entgegengekommen war, hatte zu einem riesigen LKW gehört. Die beiden Anhänger lagen quer auf der Straße und waren umgekippt, so, dass das Führerhaus direkt in ihre Richtung zeigte. Sie hatte das Gefühl, die toten Scheinwerfer würden vorwurfsvoll zu ihr hinüber blicken.
Sie stellte außerdem fest, dass sie mehr als hundertfünfzig Meter gerollt war, bis ihr Wagen seine Amokfahrt an dem Baum beendet hatte. Als sie die wüsten Schlangenlinien sah, die sie durch das Feld gezogen hatte, war ihr das sogar vor ihr selbst ein bisschen peinlich. An Jed verschwendete sie keinen Gedanken mehr.
Nadine stieg aus und ging auf den umgestürzten Lastwagen zu. Sie versuchte, möglichst nicht zu schwanken. Die Dunkelheit schien immer dichter zu werden, die Silhouette des Lastwagens zeichnete sich von Sekunde zu Sekunde undeutlicher gegen den Nachthimmel ab.

Jetzt wo der Schock langsam aus ihr wich, kam der Alkoholrausch zurück. Sie hatte Angst, nur war die Angst gedämpft; es war, als würde sie vor einer Gummizelle stehen und einen Irren darin toben hören, aber wie aus großer Distanz, furchterregend aber so leise, dass man problemlos an etwas anderes denken konnte. Ohne es zu merken begann sie leise zu summen.

Das Führerhaus war leer. Es war unbeschädigt und nicht ein Tropfen Blut war darin vergossen worden. Die Tür stand offen, doch Nadine konnte nirgends einen Fahrer ausmachen, der etwa den Schaden begutachtete oder die Polizei rief. Dann fielen ihr die Spuren auf, die sich durch das Feld schlängelten, das sich an die andere Straßenseite anschloss.
Der Fahrer war einfach weggelaufen. Vielleicht hatte er einen Schock erlitten und wusste nicht, was er tat. Vielleicht kannte er die Gegend und wusste, wo er Hilfe suchen konnte.
Vielleicht war er auf der Flucht.
Bei diesem Gedanken begann Nadines ohnehin überreizter Denkapparat sich in paranoide Wahnvorstellungen zu verrennen. Was, wenn er zurückkommt und mich holt? Was, wenn er sich rächen will für den Verlust seiner Ladung?
Sie fing an zu zittern und die Stimme des Irren in der Gummizelle ihres Alkoholrausches wurde lauter und lauter.
Sie schüttelte den Kopf und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Sie wollte den Lastwagenfahrer nicht suchen, bevor sie nicht wusste, dass er ein ganz normaler Lastwagenfahrer mit einer ganz normalen Ladung war. Dann fand sie ihre eigene Vorstellung lächerlich, und beschloss, ihm zu folgen.

Die Spuren durch das Feld wiesen die gleichen diffusen Schlangenlinien auf, wie die, sie mit ihrem Wagen durch das gegenüberliegende Feld gezogen hatte. Offensichtlich war der Fahrer doch nicht so glimpflich davon gekommen, wie es den Anschein gehabt hatte. Möglicherweise stand er ja ebenfalls unter Alkoholeinfluss. Dieser Gedanke entlockte Nadine ein hysterisches kichern und sie fühlte sich ihrer Entscheidung bestätigt, den Spuren gefolgt zu sein. Sie begann, nach dem Fahrer zu rufen und orientierte sich am niedergedrückten Gras.
Plötzlich hörten die Spuren mitten im freien Feld auf, und Nadines Rufe brachen abrupt ab.
Im ersten Moment dachte Nadine, sie müsste verrückt werden. Sie war gerade dabei, ihrem Adrenalin freien Lauf zu lassen, als sie die Reifenspuren sah, die von dort weitergingen, wo die Fußspuren aufgehört hatten. Sie beruhigte sich ein bisschen und atmete tief durch.
Wieso sollte gerade auf diesem Feld der Wagen eines Lastwagenfahrers von gottweißwoher herumstehen, und wieso hätte der Fahrer sich nach einem Unfall in diesen Wagen setzten und einfach wegfahren sollen? Vielleicht hatte er ja jemanden angerufen, damit er abgeholt wird.
Trotzdem schien er es sehr eilig gehabt zu haben, denn sonst hätte er doch auch auf der Straße warten können.
Wieder wanderten ihre Gedanken zurück zu der Ladung, die der LKW führte. Vielleicht hatte er irgendetwas Giftiges transportiert und hatte sich deshalb so beeilen müssen. Vielleicht war er in illegale Machenschaften verwickelt gewesen und hatte gar nicht vor, zurückzukommen. Nadine entschied sich, der Situation nicht gewachsen zu sein und fingerte in ihren Hosentaschen nach ihrem Handy. Darauf hätte sie viel früher kommen müssen!

Sehr viel früher sogar, denn sie hatte ihr Handy im Auto liegen lassen. Inzwischen wurde sie völlig von dem Gedanken beherrscht, Hilfe zu holen, sich retten zu lassen aus diesem Alptraum, den sie nicht verstand und nicht verstehen wollte. Sie rannte mit langen Schritten zurück zur Straße. Von dort aus versuchte sie in der Dunkelheit ihren Wangen ausfindig zu machen. Sie sah den Baum, vor den sie gefahren war und den dunklen Schatten davor, fast sofort. Sie sah ihre Rettung in erreichbarer Nähe.
Dann fiel ihr Blick nochmals auf die zwei umgekippten Anhänger des LKW. Ihre Neugier war ein Faktor, den sie in ihre Überlegungen nicht mit einbezogen hatte. Vielleicht war ihr die Idee, das Handy zu holen, auch nur gekommen, damit sie wieder an dem Lastwagen vorbei gehen musste. Vorbei gehen und einen kleinen Blick hineinwerfen.

Sie stieg erneut auf das Führerhäuschen des LKW und öffnete die Fahrertür.
Im Handschuhfach fand sie eine Taschenlampe und konnte einen kleinen Triumphschrei nicht unterdrücken. Ihre Freude wurde ein wenig gedämpft, als sie feststellte, dass die Batterien schwach waren und der Lichtkegel der Lampe nicht gerade vertrauenerweckend aussah.
Sie sprang wieder auf die Straße. Am Rande bemerkte sie, dass ihr Lieblings-Party-Outfit zerrissen und ölverschmiert war, da sie sich an der Unterseite des Führerhauses hatte emporhangeln müssen, und fluchte innerlich.
Die Seile, die die Plastikplane des Anhängers fixierte waren festgezurrt und gut verknotet. Sie hatte sich zwei Fingernägel abgebrochen, ehe den Knoten endlich gelöst hatte.
Schwitzend stand sie hinter dem zweiten Anhänger und ermahnte sich innerlich zur Ruhe.

Als sie noch einmal zurücksah, fiel ihr auf, dass sich die Silhouette ihres zerstörten Wangens irgendwie verändert hatte. Bewegte sich da nicht irgendetwas?
Dann erkannte sie plötzlich, dass die Bewegung von etwas herrührte, das hinter dem Baum und ihrem Auto stand. Langsam lösten sich die Umrisse eines Abschleppwagens aus der Dunkelheit. Sie erkannte ganz deutlich den Hebearm auf der Ladefläche und den schweren Metallhaken, der daran angebracht war.
Das sollte alles sein? Keine Polizei, kein Krankenwagen, nur ein Abschleppwagen.

Zwei dunkle Gestalten stiegen aus. Sie schienen es weder besonders eilig zu haben, noch machten sie den Eindruck irgendwem zur Hilfe kommen zu wollten. Einer von ihnen steckte sich eine Zigarette an. Panik stieg in ihr auf. Was, wenn einer de beiden der Lastwagenfahrer war? Wieso die ganze Heimlichtuerei? Sie hatte den Fehler gemacht. Sie war betrunken Auto gefahren und dem LKW nicht ausgewichen.
Nadine kam zu dem Schluss, dass sie sich verstecken musste. Sie hob die Plane des LKW an und schlüpfte darunter durch. Sicher würden die Männer sehen, dass das Seil für die Abdeckplane gelöst worden war, aber vielleicht konnte sie sich so verstecken, dass die beiden denken würden, sie wäre wieder herausgekommen und den Fußspuren gefolgt. Ihr Herz raste und die völlige Dunkelheit, die in Inneren des Anhängers herrschte war nicht dazu angetan ihre Panik zu lindern.

Sie versuchte abzuschätzen, ob das schwache Licht der Taschenlampe von außen zu sehen war und entschied sich dafür, lieber zu sterben, als eine Sekunde länger im Dunkeln zu sitzen.
Der Kegel der Taschenlampe offenbarte den Inhalt des Anhängers nur langsam, aber was sie sah war ohnehin zu furchtbar, als dass sie es auf einen Blick nicht ertragen hätte.
Der Anhänger war voll mit Käfigen in verschiedensten Größen und Formen, die so fixiert worden waren, dass sie beim Umkippen des Anhängers nicht durcheinander gepurzelt waren. Diesem, mehr oder weniger glücken, Umstand war es wohl zu verdanken, dass der Inhalt der meisten Käfige noch am Leben war.

Nadine stand inmitten des Anhängers, ihre Blicke zuckten wir hin und her, ihr Mund öffnete und schloss sich, ohne, dass sie etwas dagegen tun konnte.
In einem Käfig saß ein Affe, der einen durchsichtigen Behälter umklammert hielt, von dem aus Leitungen in ein grob gehauenes Loch oben am Schädel des Affen verliefen. Der Behälter war mit einer zähflüssigen, durchsichtigen Masse gefüllt, in der ein menschliches Gehirn schwamm - über und über mit Elektroden und Kabel besetzt.
Der Ausdruck im Gesicht des Affen spiegelte genau dasselbe fassungslose Entsetzen wieder, wie es auch in Nadines Gesicht zu lesen war. Er bewegte sich weder, noch gab er einen Laut von sich.

Im Käfig daneben lief eine Katze auf und ab. Jedenfalls musste es einmal eine Katze gewesen sein. An ihrem Rücken waren, grob gestichelt, zwei weitere Beinpaare angenäht, die ungleichmäßig zuckten, so als wüsste die Katze nichts damit anzufangen.
In anderen Käfigen hingegen saßen Menschen. Sie alle waren auf die eine oder andere Art verändert und allen war ein passives Verhalten zu Eigen. Sie taten nichts und sie sagten nichts. Und doch spiegelten sämtliche Gesichter, in die Nadine sah, ungeheures Leid und Scham über das, was sie geworden waren, wieder.
Manche von ihnen hatten Tierextremitäten angenäht bekommen, andere wedelten vor ihren Augen mit blutigen Armstümpfen herum, ohne wirklich zu begreifen, dass ihnen etwas fehlte.
Manche schnupperten in der Luft herum oder bewegten sich unnatürlich für einen Menschen. An Ihren Schädeln verliefen grob genähte Narben, zwischen manchen pulsierte in unregelmäßigen Abständen Blut.

Nadine stand in Mitten von alledem, ohne ihr Blicke von diesen Auswüchsen menschlicher Perversion abwenden zu können. Sie war völlig verloren im Sog des Wahnsinns und gerade dabei unter zu gehen.
Aus weiter Ferne hörte sie Gesprächsfetzen, doch sie drangen nicht bis in ihr Bewusstsein vor.
Sie war nur noch mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt; ihr Kopf fühlte sich an wie ein Bienenstock.
Irgendwann konnte ihr Verstand keine Worte mehr formen außer „raushierraushierraushierraushier“, doch ihr Körper war unfähig dieser Anweisung zu gehorchen.
Auf einmal ging eine Veränderung mit den Kreaturen in den Käfigen vor. Sie wirken plötzlich nicht mehr nur ängstlich und verstört¬; Panik begann sich in ihren Reihen breit zu machen.
Sie begannen an den Käfigen zu rütteln, zu schreien, ihre Augen traten sämtlich fast aus den Höhlen. Der Lärm wurde unerträglich, die Käfigwesen hämmerten nun besinnungslos und in Todesangst vor die Stahlstreben, die sie sowieso niemals zerbrechen würden, schlugen ihre Köpfe vor die Wände, kreischten und kreischten.

Wie in Zeitlupe dreht Nadine sich um. Zwei Männer hatten die Plane gehoben und sahen lächelnd und mit wahnsinnigem Glanz in den Augen zu Nadine hinüber. Dann wandte seinen Blick dem Käfig, direkt neben Nadine zu, in dem eine tote Ratte mit einem pervers großen Schädel lag, die sich nicht mehr rührte.
Dann sagte er zu Nadine während er weiter lächelnd die Ratte anstarrte:
„Na, willst du mitfahren, Baby? Es ist gerade ein Platz frei geworden.“


Danke fürs lesen!

 

Hallo Deschain,

ich mach's kurz: Mir hat die Geschichte nicht gefallen.
Fangen wir mal mit dem Stil an: einfach zu umständlich, nicht organisch und direkt genug, es läuft nicht flüssig. Allein die vielen Konstruktionen in denen du Nadine nicht etwas "tun" lässt, sondern in denen sie "beginnt, etwas zu tun" stören.
Darüberhinaus hast du noch einige Flüchtigkeitsfehler im Text (Wort vergessen, Satz nicht richtig angeschlossen), die den Lesefluß stören.

Und von der Struktur her ist der Text auch nicht so gelungen. Da wo die Geschichte eigentlich anfangen sollte ("Was genau machen die Männer, die ihr Angst machen?") ist sie schon vorbei, so bleibt nur die "normale" Angst Nadines, während sie im dunkeln rumtastet. Für die wirkliche Panik beim Anblick dieser Experimente lässt du keinen Raum.
Und leider hast du auch einen klassischen "Idiot auf dem Speicher-Moment" drin, du weißt schon, wenn bei Horrorfilmen vom Dachboden irgendwelche üblen Geräusche kommen, draußen ein Sturm tobt, der Strom ausfällt, und dann beschließt die Figur, mit einer Kerze oder Taschenlampe oben nach zu sehen, wo die Geräusche herkommen, während jeder im Kino schreit: "NEIN, tu's nicht."
Wenn Nadine in den Wagen steigt, anstatt ins Feld zu flüchten, ist das ein klassischer "Idiot auf dem Speicher"-Moment.

Also mir hat sie leider nicht gefallen, wenn du an einer Detailkritik wirklich Interesse hast, lass es mich wissen, aber die meisten Flüchtigkeitsfehler und Unschönheiten könntest du sicher selbst finden.

Gruß
Quinn

 
Zuletzt bearbeitet:

Ausreden über Ausreden:

Hey Quinn,

Danke für Die Kritik. Ich sehe zwar keine Formfehler in der Geschichte, allerdings fehlt mir heute auch die Distanz das ganze Objektiv Korrektur zu lesen.

Aufgeschrieben habe ich das ganze eigentlich, weil ich es heute Nacht geträumt habe. Für den "Idiot auf dem Speicher"-Moment könnte ich mir auch selber in den Arsch treten, aber leider hat mein Traum keine Alternative geboten.

Zu der Szene im Anhänger:
Die werde ich morgen wahrscheinlich nochmal korrigieren, allerdings war das ganze bewusst so dargestellt, das sie überhaupt keine Panik empfindet (jedenfalls nicht, nachdem sie die Lampe eingeschaltet hat). Sie ist überwältigt, weiß nicht, was sie empfinden soll und wird in der nächsten Sekunde auch schon von den Männern überrascht. Vielleicht kann ich den zeitlichen Ablauf etwas klarer herausarbeiten.

Naja, und falls ich morgen festellen sollte, das du mit allem recht hattest, werde ich mein Haupt in Demut senken und die Bürde der Scham gerne auf mich nehmen.

Rheinhausen!
Deschain

 

Tag, Deschain!
Was soll ich sagen: Deine Story strotzt vor Unglaubwürdigkeiten am laufenden Band. Und das ist auch bei einer Horrorgeschichte keine Lappalie. Immerhin sollten die Handlungen der Akteure halbwegs nachvollziehbar sein. Das ist hier auf geradezu groteske Weise nicht der Fall. Nehmen wir mal dein Szenario her: Da baut jemand besoffen einen Unfall, der Beifahrer liegt schwer verletzt oder tot auf der Motorhaube ... und interessiert sich dann für Spuren im Gras (die ohnehin in der Dunkelheit nicht zu erkennen wären), statt die Rettung anzurufen oder unter Schock herumzuirren oder gar zu flüchten.

Kurz gesagt: Nee, das funktioniert nicht. Die Verrenkungen des Plots lassen den Leser eher lachen, denn Spannung zu erzeugen.
Quinn merkte auch schon an, dass noch einige Flüchtigkeitsfehler drinnen sind.

Tut mir leid, aber bei deiner Story passt überhaupt nichts zusammen.

dann riss sie mit dem letzten Rest von klarem Verstand, der ihr geblieben war, das Steuer herum.

Hier würde ich eher meinen, dass es sich um einen Reflex handelt. In einer solchen Situation denkt man ja nicht lange nach, sondern handelt instinktiv.

Dann fielen ihr die Spuren auf, die sich durch das Feld schlängelten, das sich an die andere Straßenseite anschloss.

Wie kann sie die Spuren sehen, wenn es doch angeblich bereits dunkel ist? Selbst bei Tageslicht würden solche kaum auffallen.

Sie wollte den Lastwagenfahrer nicht suchen, bevor sie nicht wusste, dass er ein ganz normaler Lastwagenfahrer mit einer ganz normalen Ladung war. Dann fand sie ihre eigene Vorstellung lächerlich, und beschloss, ihm zu folgen.

Ganz ehrlich? Das ist völlig, mit Betonung auf "völlig", absurd. Ich schreibe ja selber manchmal Horrorgeschichten und weiß, dass man die Glaubwürdigkeit und mitunter Logik verbiegen muss. Aber das hier ist wirklich fern jeglicher Plausibilität.

Die Spuren durch das Feld wiesen die gleichen diffusen Schlangenlinien auf, wie die, sie mit ihrem Wagen durch das gegenüberliegende Feld gezogen hatte

Noch einmal die Frage: Wie kann sie die nachts sehen?

Möglicherweise stand er ja ebenfalls unter Alkoholeinfluss. Dieser Gedanke entlockte Nadine ein hysterisches kichern und sie fühlte sich ihrer Entscheidung bestätigt, den Spuren gefolgt zu sein

Wieso das denn? Ernsthaft: Wieso? :confused:

Sie begann, nach dem Fahrer zu rufen

Und was ruft sie da? "Hallo, ist da jemand?", wie in den Slasher-Filmen?

und orientierte sich am niedergedrückten Gras

Siehe oben: Nachts ist das mit Sicherheit nicht zu erkennen.

Sie war gerade dabei, ihrem Adrenalin freien Lauf zu lassen

Und wie würde sich das bemerkbar machen?

Wieso sollte gerade auf diesem Feld der Wagen eines Lastwagenfahrers von gottweißwoher herumstehen, und wieso hätte der Fahrer sich nach einem Unfall in diesen Wagen setzten und einfach wegfahren sollen?

Die eigentliche Frage ist doch eine andere: Warum tuckert sie im Gras herum, nachdem sie besoffen einen Unfall mit einem toten Beifahrer verursacht hat?

Vielleicht hatte er ja jemanden angerufen, damit er abgeholt wird.

Treffpunkt: Mitten in der Wiese?

Wieder wanderten ihre Gedanken zurück zu der Ladung, die der LKW führte. Vielleicht hatte er irgendetwas Giftiges transportiert und hatte sich deshalb so beeilen müssen. Vielleicht war er in illegale Machenschaften verwickelt gewesen und hatte gar nicht vor, zurückzukommen

Vielleicht war er ein CIA-Agent und hatte ein UFO eingeladen, das im Feld von Bauer Kratzimsack abgestürzt ist? :schiel:

Nadine entschied sich, der Situation nicht gewachsen zu sein und fingerte in ihren Hosentaschen nach ihrem Handy. Darauf hätte sie viel früher kommen müssen!

Och nee! Daran würde doch jeder als Letztes denken. Ist ja nur ein Unfall mit einem Schwerverletzten/Toten.

wurde sie völlig von dem Gedanken beherrscht, Hilfe zu holen, sich retten zu lassen aus diesem Alptraum, den sie nicht verstand und nicht verstehen wollte.

1. Darauf kommt sie ja verblüffend schnell.
2. Alptraum? Nicht verstehen? Was gibt es da zu verstehen? Sie hat ein Auto gegen einen Baum gesteuert und möglicherweise jemanden dabei umgebracht. Was scheren sie da Spuren im Gras und ein LKW-Anhänger?

Von dort aus versuchte sie in der Dunkelheit ihren Wangen ausfindig zu machen

Ich will echt nicht darauf herumpicken, aber wenn es so dunkel ist, dass sie nicht einmal ihren Wagen sieht, wie sollte sie dann ... siehe oben.

Sie sah den Baum, vor den sie gefahren war

Vor? Sie hat dort nicht geparkt, sondern ist gegen den Stamm gedonnert!

Sie sah ihre Rettung in erreichbarer Nähe

Nur für die Statistik: Wieso "Rettung"? :confused:

Neugier war ein Faktor, den sie in ihre Überlegungen nicht mit einbezogen hatte.

Und gleich fängt sie zu philosophieren an: "Aber hatte nicht schon Platon gesagt, dass ..."

Vielleicht war ihr die Idee, das Handy zu holen, auch nur gekommen, damit sie wieder an dem Lastwagen vorbei gehen musste.

Ja, das klingt absolut logisch.

Im Handschuhfach fand sie eine Taschenlampe und konnte einen kleinen Triumphschrei nicht unterdrücken

Immerhin kann man ihr nicht unterstellen, zu hohe Ansprüche zu stellen.

Sie sprang wieder auf die Straße

Is it a woman? No! it's ... SUPER-Woman!

Am Rande bemerkte sie, dass ihr Lieblings-Party-Outfit zerrissen und ölverschmiert war

:eek: Das wäre nun ein guter Grund, vor Entsetzen in Panik zu geraten oder ohnmächtig zu werden. Wenn ich geahnt hätte, dass sich die Story zu einem solchen Splatter entwickelt, hätte ich sie nicht angefangen zu lesen.

Die Seile, die die Plastikplane des Anhängers fixierte waren festgezurrt und gut verknotet. Sie hatte sich zwei Fingernägel abgebrochen, ehe den Knoten endlich gelöst hatte.

Bin zwar kein Trucker, aber ist es nicht im Sinne der Sache, die Planen rasch abziehen zu können? Üben die da wirklich ihre Seemannsknoten?

Als sie noch einmal zurücksah, fiel ihr auf, dass sich die Silhouette ihres zerstörten Wangens irgendwie verändert hatte. Bewegte sich da nicht irgendetwas?

Ja, es ist ... ROBOSAURUS! Bei Tag ein ganz normaler Wagen, doch nachts verwandelt er sich in einen Metall-T-Rex und geht mit seinen Transformer-Freunden auf Verbrecherjagd.

Das sollte alles sein? Keine Polizei, kein Krankenwagen, nur ein Abschleppwagen

Habe ich da etwas versäumt? Wann hat sie denn die Polizei oder die Rettung angerufen?

Nadine kam zu dem Schluss, dass sie sich verstecken musste.

Äh, ja, natürlich.

aber vielleicht konnte sie sich so verstecken, dass die beiden denken würden, sie wäre wieder herausgekommen und den Fußspuren gefolgt.

Darf ich mal ganz kurz diesen Gedankengang rekapitulieren?
"Du, Fritz! Die Seile der Abdeckplane sind aufgedröselt worden. Bestimmt versteckt sich die Fahrerin des Unfallwagens darunter."
"Nee, die ist bestimmt hervorgekrochen und deinen Fußspuren im Gras gefolgt."
"Klar. Ach, Fritz, ich vergesse ständig, dass du der Schlaumeier von uns beiden bist."

Sie versuchte abzuschätzen, ob das schwache Licht der Taschenlampe von außen zu sehen war und entschied sich dafür, lieber zu sterben, als eine Sekunde länger im Dunkeln zu sitzen.

"Hamburg. Wie eine Straßenumfrage ergab, würden 89 Prozent der Befragten lieber sterben, als auf das schwache Licht einer Taschenlampe zu verzichten."

Der Behälter war mit einer zähflüssigen, durchsichtigen Masse gefüllt, in der ein menschliches Gehirn schwamm

Wow! Die hat in Bio gut aufgepasst!

Der Ausdruck im Gesicht des Affen spiegelte genau dasselbe fassungslose Entsetzen wieder, wie es auch in Nadines Gesicht zu lesen war

"Ack! Ack! Hast du auch einen Unfall verursacht, bist den Spuren im Gras gefolgt, hast eine Taschenlampe geklaut, bist unter die Plane des Wagens geklettert und aufgegriffen worden? Ugah! Hast du 'ne Banane?"

An ihrem Rücken waren, grob gestichelt, zwei weitere Beinpaare angenäht, die ungleichmäßig zuckten, so als wüsste die Katze nichts damit anzufangen.

Fairerweise sollte man anmerken, dass die meisten von uns mit einem Beinpaar auf dem Rücken auch nicht viel anfangen würden.

Manche schnupperten in der Luft herum

Wie abartig!

oder bewegten sich unnatürlich für einen Menschen

Sind die herumgeflattert?

Aufgeschrieben habe ich das ganze eigentlich, weil ich es heute Nacht geträumt habe. Für den "Idiot auf dem Speicher"-Moment könnte ich mir auch selber in den Arsch treten, aber leider hat mein Traum keine Alternative geboten

Tja, da kann man natürlich nichts machen, wenn deine Träume zu faul sind, sich was Besseres auszudenken...

 

Jo, Jo!

So asozial das ist, aber ich habe deinen Kommentar nicht zu Ende gelesen.
Die Antwort auf alle Fragen ist:

Die Geschichte wird aus der Perspektive einer dummen, irrational handelnden Fickschlampe geschrieben, die sich einen Scheißdreck um jeden außer sich selbst schert.

Wie schon erwähnt habe ich die Story geträumt und habe mich wirklich im Kopf dieser Person befunden. Mir (aka der Fickschlampe) erschien jeder Aspekt meines Handelns absolut logisch. Zwar nicht nachvollziehbar, aber logisch.

Zur Kritik meiner (aka die der Fischlampe) Sehfähigkeit im dunkeln kann ich nur sagen, dass in manchen Regionen unseres wunderschönen Landes nachts noch Sterne das Dunkel ein wenig erhellen. Und niedergetrampelter Weizen, oder andere Regionsspezifische Feldfrüchte sind auch im Dunkeln noch sehr wohl erkennbar, ebenso, wie ein Appschleppwagen aus 150 Metern Entfernung.
Außerdem kommt man erfahrungsgemäß besoffen auf die dümmsten Ideen, besonders wenn man Minuten vorher einen Autounfall hatte. Es wäre genauso plausibel gewesen, dass sie im Auto sitzen geblieben wäre, um zu onanieren, da sie mit dem Leben davongekommen ist, während der unglücksselige Jed mit verformtem Gesicht neben ihr liegt und keinen Mucks mehr macht.

Des weiteren: die Story ist als dümmliche, trashige Posse gedacht. Und auch wenn sie keinen Funken innovation enthält, so hat sie doch einen ziemlich wesentlichen Teil dazu beigetragen, meine geistige Gesundheit -wenn auch nur für Stunden- zu behalten.

So bleibt nur noch zu sagen:
Ironie zu erkennen ist ein Zeichen menschlicher Intelligenz.

Dazu kommt, dass das Horror Genre sowieso in keinem Punkt ernstzunehmen ist. Wenn du eine ernstzunehmende Horrorgeschichte kennst, die jünger ist als fünfzig Jahre so bin ich gespannt sie zu lesen und freue mich noch mehr darauf, mich über sie lustig zu machen.

Schließen würde ich das ganze gerne mit dem Standard Satz aus jedem Absageschreiben:
"Wir bitten Sie, dies nicht als Kritik an Ihrer Person zu sehen...."

Das ganze sollte man nicht so verbissen sehen, oder hast du mir meine ganzen Zitate um die Ohren gehauen, weil du so nett und gönnerhaft bist, dass du dir gern mal die Zeit nimmst, jemanden in der Luft zu zerreißen, der nur aus Liebe zu seinem Verstand ein paar Zeilen auf Papier gekritzelt hat?

Trotzdem danke und beehren sie mich bald wieder, mein Herr!;)

 

Deschain schrieb:
Trotzdem danke und beehren sie mich bald wieder, mein Herr!;)

Eher unwahrscheinlich, nach deiner Antwort... :dozey:

 

Nabend Deschain!

Ich habe heute Nacht folgendes geträumt: Ich war Dr. Watson, und Sherlock Holmes zeigte mir das Geheimnis seiner überragenden Intelligenz. Er hatte nämlich im Küchenschrank einen Mann liegen, dessen Hirnflüssigkeit er jeden Morgen anzapfte, um damit seinen Kaffee zu süßen. Auf jeden Fall war ich beleidigt, dass er nicht meine Hirnflüssigkeit anzapfte … als wär meine Hirnflüssigkeit von minderer Qualität.

Das ist natürlich irre lustig – allein, es hat nicht das Zeug zu ’ner unterhaltsamen Geschichte. Genau, wie – Du ahnst es – Dein Traum. Gerade wird’s spannend, da ist auch schon Schluss. Gerade könnte man mit groteskem Wahnsinn spielen, da blendest Du aus. Gerade könnte der Horror in den Horror kommen … KLINGELING … Was denn? Schon sechs Uhr? Och Mönsch, hab grad so schön geträumt.

Also, vom Aufbau her hätt’s mir besser gefallen, hätte es weniger Rumgerenne im Feld gegeben, dafür aber mehr des Gruselkabinetts im Anhänger. Aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache. (Wobei ich nebenbei bemerkt auch nicht verstanden hab, was jetzt mit dem Auto mitten im Feld los war. Warum stand das da?)

Ein Problem hat Deine Geschichte aber fern des Geschmacks: Sie trifft nicht den richtigen Ton. Deine Absicht war ja wohl, eine ironisch, dümmlich, trashige Posse mit einer ebensolchen Hauptfigur zu schreiben. Wenn Du die Geschichte aus der Sicht einer egozentrischen F#§%-Schl&$%e schreiben, und das ganze auch noch für unintelligente Menschen wie Deine Leser erkennbar ironisch gestalten willst, dann solltest Du Dich auch sprachlich auf die Ebene der F#§%-Schl&$%e hinabbegeben. Beispielsweise ist so ein „Von Jed hatte sie nicht mehr viel zu erwarten“ einfach zu schwach. Lass sie doch in den Rückspiegel schauen und erleichtert feststellen, dass ihr MakeUp noch sitzt. Solche Stellen hast Du ja ab und zu drin (zB die Sache mit dem zerrissenen Kleid); aber es sind einfach zu wenige, um die trashige Absicht erkennen zu lassen. Ich sah in Deiner Geschichte leider auch eine ernst gemeinte, aber stellenweise unfreiwillig komische. Gerade dann, wenn die Trash-Dame sich erst über zerrissene Kleider ärgert, und danach wieder in Worten schwelgt, wie „die toten Scheinwerfer blicken vorwurfsvoll zu ihr hinüber“. Das ist halt nicht aus einem Guss. Da wirkt die Figur unglaubwürdig (und glaubwürdig sollte sie ja trotz ihres Fickschlampen-Status sein). Also: Leg der Story (oder der nächsten in der Art) einfach einen flapsigeren, sarkastischeren und der Figur angemessenen Ton zu. Das hat dann auch den Vorteil, dass Du Deine Leser nicht mangelnder Intelligenz bezichtigen musst.

Ansonsten fiel mir noch auf:

mehr oder weniger glücken, Umstand
glücklichen

dass sich die Silhouette ihres zerstörten Wangens irgendwie verändert hatte
Wagens

Sie sah den Baum, vor den sie gefahren war und den dunklen Schatten davor, fast sofort …
„Vor den sie gefahren war“ klingt wirklich etwas unspektakulär. Viel zu schwach. Immerhin hat’s da jemanden verrupft.

Er starrte jedoch nicht Nadine, sondern die Straße an, und Nadine wendete ihren Blick gerade weit genug, um das riesige Scheinwerferpaar zu sehen, das auf sie zuraste.
Wo ich schon am Krümmelkacken bin, kann ich den auch noch draufsetzen: Entwirre ruhig ein paar Sätze. Manchmal formulierst Du solche abgehackt klingenden Sätze, die sich irgendwie „gegen den Strich“ lesen. Gerade in solch einer Schock-Szene im hohen Tempo wären kürzere Sätze angebracht. Die Hauptsache – das heranrasende Scheinwerferpaar – wird hier eher unter ferner liefen am Ende eines recht gemächlichen Satzes erwähnt. Find ich unschön.

Fazit: Deine Geschichte hat mich leider nicht so gut unterhalten. Der Versuch einer ironischen Posse ist mir leider nicht aufgefallen. Aber vielleicht beim nächsten Mal.

Dazu kommt, dass das Horror Genre sowieso in keinem Punkt ernstzunehmen ist. Wenn du eine ernstzunehmende Horrorgeschichte kennst, die jünger ist als fünfzig Jahre so bin ich gespannt sie zu lesen und freue mich noch mehr darauf, mich über sie lustig zu machen.

Obwohl ich bezweifle, dass Du mit der Einstellung zum Genre in der Lage sein wirst, Deine Leser das Gruseln oder Schmunzeln zu lehren. Aber wir werden sehen …Viel Erfolg dabei.

Bis denne,
Fisch

 

Jo, Fösch!

Danke für die Bomben-Kritik. Hast mir echt ein paar gute Anregungen gegeben. Ich werde daran denken, wenn ich das nächste Mal versuche, etwas in der Richtung zu schreiben.:thumbsup:

Rheinhausen
Deschain

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom