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Die Ankunft

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12.10.2006
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Die Ankunft

Die Kälte der weißen Wand, schreit unstillbar ihre Erlebnisse in meine Seele. Steril und unwirklich sitze ich in einer Zwischenwelt. Keine Zeit in diesem Raum, nur Ankunft und Abfahrt. Ein Bahnhof der Geister. Ein langer Gang und viele Türen inmitten des Nichts. Viele sind gegangen und wieder viele angekommen. Der Körper lastet schwer auf der Wartebank. Die Gedanken sind rastlos und verirren sich ins Nichts. Der Atem ist flüchtig und unbeabsichtigt. Ich atme und ich denke, also muss ich wohl noch existieren. Ich darf hier sein als geduldeter Lebender. Ich darf noch nicht abreisen und angekommen bin ich ja schon seit Jahren. Nein, ich warte hier auf das Wesen, dass aus dem Himmel in irgend eines der Zimmer eintrifft. Ich warte, deswegen darf ich hier sein. Ich hoffe, deswegen darf ich sein. Auf der Suche nach Erklärungen, strahlt der Sinn im Herzen des Wartenden. Doch die Türen schweigen, keine von ihnen will sich öffnen.

Fahl ist die Farbe des Ungewissen, bunt dagegen das Leben. Plötzlich gibt es kein Richtig und kein Falsch. Es ist alles so wie es ist. Es ist gut so. Es ist wahr und rein. Kein Arg und kein Gram, dass das Sein duldet. Trotzdem schlägt das Herz ungestüm gegen die Stille, gegen die Kontemplation. Es will, es dürstet, es hofft und bangt. Das Blut gerät dadurch in wunde Bahnen und ich bin wieder da und so ist die Realität die Botschafterin der Ankunft und des Abschieds. Der Traum dagegen ist der Führer durch die Ewigkeit. Er ist der Fährmann des Lebensflusses, zu Hause auf beiden Seiten der Seele.

Demütig suchen meine Augen nach Halt. Doch der frisch gewienerte Boden lässt meine Blicke gleiten. Endlich berührt vom Engel der Hoffung zentriert sich meine Sicht. Und wieder tief das Haupt gebeugt geduldig wartend, das Innere sternenwach, zutiefst konzentriert bis ins Mark, damit eins mit dem Lebenslied. Gerade jetzt im Augenblick der Heimkehr, spüre ich in diesem Raum den Ausdruck der Strenge und der Milde der Schöpfung.

Mein betäubter Körper erhebt sich von der asketischen Wartebank. Ich mach ein paar Schritte: erst auf dann ab. Wie der Takt des Lebens und der Ewigkeit, auf und ab, Schritt für Schritt, Schritt für Schritt. Ich bin frei, im Leid zufrieden, lebendig auch im Tod und bei allem Reichtum arm. So schreite ich Schritt für Schritt, Schritt für Schritt, wartend auf mein Schicksal. Die Zeit mit ihren schweren purpurnen Blüten will nicht vergehen. Angehalten von der Leidenschaft ist sie die Gefangene der Sehnsucht. Doch wenn Hoffnung versiegt, ist irgendwo noch ein Wetterleuchten, ein Funke, der das Feuer entfacht. So öffnet sich eine der Türen und der Raum ist lichtdurchtränkt. Es ist angekommen, angekommen aus dem Nichts ins Leben. Es ist vollbracht.

 

Die Kälte der weißen Wand, schreit unstillbar ihre Erlebnisse in meine Seele.
kein Komma
Nein, ich warte hier auf das Wesen, dass aus dem Himmel in irgend eines der Zimmer eintrifft.
das; und ich würde irgendeines in einem Wort schreiben, doch das mag noch AR sein; und :
entweder aus dem Himmel in irgendeines der Zimmer eintritt oder
aus dem Himmel in irgendeinem der Zimmer eintrifft
Auf der Suche nach Erklärungen, strahlt der Sinn im Herzen des Wartenden.
kein Komma
Kein Arg und kein Gram, dass das Sein duldet.
das das Sein duldet
Mein betäubter Körper erhebt sich von der asketischen Wartebank.
In der Syntax bezieht sich das asketisch auf die Wartebank, ein interessantes Bild, doch bin ich mir nicht sicher, ob Du das in dieser Geschichte beabsichtigt hast. Eine Werkbank der Askese würde die Beziehung auf den betäubten Körper lenken.
Ich mach ein paar Schritte:
mache
erst auf dann ab.
auf KOMMA dann

Hallo Ahtradis,

Du hast die Geschichte ursprünglich wohl für Philosophie geschrieben und dann verschieben lassen, woraus ich folgere, daß sie Dir u.a. für Philosophie zu seltsam ist. Doch darin sehe ich dann im Umkehrschluss ihr Problem in Seltsam.
Die Geschichte ist relativ konkret, das Sein zwischen zwei Leben, in einem gewissen Logiksystem ist da nix seltsam dran, in einem anderen Logiksystem ist es ausschliesslich seltsam. Für meines ist es halt eher konkret, und so finde ich Deine Bilder teilweise zu pathetisch, zu platt und logisch nicht immer konsistent (_das_ alleine macht eine Geschichte nicht seltsam). Wenn es eine Seele ist, das reine Sein in allem Leben, Satori, dann ist es frei von allem körperlichen. Kein Herz, keine Blutgefäße.

Die Lust am Formulieren und Spielen lässt sich beim lesen erahnen, doch insgesamt wirkt die Geschichte auf mich unausgegoren, unentschieden. Nimm den Pathos raus, finde eigene Bilder für das was Du malen willst, prüfe, was Dir wichtiger ist, die Geschichte oder die Bilder und konzentriere Dich dann auf dieses.

Und noch eine Notiz am Rand dieser Kritik: wenn Du Rückmeldungen zu Deinen Geschichten haben willst, gibt es grundsätzlich zwei Wege :

- sei genial
- sei aktiv und lese, lerne, kommentiere. Beim Lesen kannst Du eine Menge lernen, was Dir gefällt, was nicht, was Du geschrieben hättest, was Dir nie eingefallen wäre, und wenn Du diese Eindrücke, inhaltlich, stilistisch, grammatikalisch oder auch nur emotional teilst, dann trägt auch das zum lernen bei, weil die Auseinandersetzung mit fremden Texten sehr viel lehrt. Und als Nebeneffekt kriegst Du Rückmeldungen auch ohne Aufforderung und möglicherweise auch, weil Dich die versammelte Autorenleserschaft lesen und kommentieren will.
Die Grenzen zwischen beiden Optionen ist übrigens erfahrungsgemäß fliessend und undefiniert.

Grüße,
C. Seltsem

 

Hallo Ahtradis,

also ich hab mir die Geschichte zweimal durchgelesen, und ich meine sie ist stimmungsvoll. Wenngleich ich den Schluss für zu optimistisch halte. Die Trostlosigkeit hätte durchaus andauern können.

Fahl ist die Farbe des Ungewissen, bunt dagegen das Leben

Das könnt eine Textpassage von Element of Crime sein.

Auf der Suche nach Erklärungen, strahlt der Sinn im Herzen des Wartenden

auch sehr schön, obwohl ich es nicht verstehe

Egosux

 

Hallo Ahtridis,

Es soll wohl ein Text über die Station zwischen Leben und Tod (oder Leben und neuer Lebensstufe) sein. Und da wir darüber kaum Vorstellungen haben, ist das natürlich auch schwer zu beschreiben.
Die Form, die du gewählt hast, ist mir persönlich zu sehr Selbstzweck, zu sehr Onanie.
Solche Texte finde ich immer eher witzig als tiefsinnig, weil sie meistens so scheinen, als hätte der Autor vor lauter Formulieren das Denken vergessen.
Je ernster sie gemeint sind, umso weniger ernst kann ich sie nehmen, weil sich in den geschwollenen spärischen Gedanken das Gefühl dafür verliert, was ausgedrückt werden soll und was tatsächlich ausgedrückt wird.
Das geht ganz sicher nur mir so, weil ich einfach zu dumm für die Weihen höheren literarischen Anspruchs bin.

Steril und unwirklich sitze ich in einer Zwischenwelt.
verzeih, wenn ich nachfrage: Soll hier die Zwischenwelt steril und unwirklich sein oder der Erzähler? Unter einem sterilen Menschen versteht man gemeinhin einen impotenten Menschen.
Ein langer Gang und viele Türen inmitten des Nichts.
Ein langer Gang ist kein Nichts. Meinst du, die Türen führen ins Nichts?
Viele sind gegangen und wieder viele angekommen.
Viele Türen? Auf denen liegt jedenfalls noch dein grammatischer Bezug.
Nein, ich warte hier auf das Wesen, dass aus dem Himmel in irgend eines der Zimmer eintrifft.
Wesen, das (du könntest auch welches schreiben); in irgend einem der Zimmer (in wem oder was trifft er ein, nicht in wessen)
Auf der Suche nach Erklärungen, strahlt der Sinn im Herzen des Wartenden.
kein Komma nach Erklärungen (inhaltlich finde ich den Satz ehrlich gesagt ausgemachten Blödsinn. Ein Sinn, der Erklärungen sucht, dazu noch strahlend im Herzen eines Wartenden)
Doch die Türen schweigen, keine von ihnen will sich öffnen.
Dem vorangegangenen Satz zufolge, können die Erklärungen ja auch nicht durch die Türen kommen, sie werden ja im Herzen des Wartenden gesucht. Vom Sinn, der sich eigentlich erst aus den Erlärungen ergeben sollte.
Kein Arg und kein Gram, dass das Sein duldet.
Wenn das Sein hier weder Arg noch Gram duldet, wird auch das erste das nur mit einem s geschrieben. Oder gibt es kein Arg und kein Gram darüber, dass das Sein (was auch immer) duldet?
Das Blut gerät dadurch in wunde Bahnen
Atritis?
so ist die Realität die Botschafterin der Ankunft und des Abschieds. Der Traum dagegen ist der Führer durch die Ewigkeit.
wem teilt die Realität denn Ankunft oder Abschied mit? Oder steht "Botschafterin" hier eher im diplomatischen Sinne? Oder meintest du doch eher, dass der Erzähler zwischenzeitlich wieder in der Realität gelandet ist, die Realität sich sozusagen also selbst botschaftet? Sorry, den Satz verstehe ich nicht. Verstehst du ihn?
Demütig suchen meine Augen nach Halt.
Hoffentlich finden die Augen ihn nicht, nachher würden sie den Körper noch verlassen, ihre Hände ausstrecken und sich festhalten.
Ich bin frei, im Leid zufrieden, lebendig auch im Tod und bei allem Reichtum arm.
"bei aller Armut reich" hätte hier irgendwie besser in die Kausalfolge gepasst, aber vielleicht möchtest du ja den Widerpsruch, wenn ich mich auch frage, was hier die Behauptung "frei" zu sein soll, wenn im übernächsten Satz
Die Zeit mit ihren schweren purpurnen Blüten will nicht vergehen. Angehalten von der Leidenschaft ist sie die Gefangene der Sehnsucht.
schon wieder die Unfreiheit des Wartens betont wird, im Satz darauf sogar die Hoffnung bis auf ein Wetterleuchten versiegt ist.

Lieben Gruß, sim

 

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