Die Ankunft
Die Kälte der weißen Wand, schreit unstillbar ihre Erlebnisse in meine Seele. Steril und unwirklich sitze ich in einer Zwischenwelt. Keine Zeit in diesem Raum, nur Ankunft und Abfahrt. Ein Bahnhof der Geister. Ein langer Gang und viele Türen inmitten des Nichts. Viele sind gegangen und wieder viele angekommen. Der Körper lastet schwer auf der Wartebank. Die Gedanken sind rastlos und verirren sich ins Nichts. Der Atem ist flüchtig und unbeabsichtigt. Ich atme und ich denke, also muss ich wohl noch existieren. Ich darf hier sein als geduldeter Lebender. Ich darf noch nicht abreisen und angekommen bin ich ja schon seit Jahren. Nein, ich warte hier auf das Wesen, dass aus dem Himmel in irgend eines der Zimmer eintrifft. Ich warte, deswegen darf ich hier sein. Ich hoffe, deswegen darf ich sein. Auf der Suche nach Erklärungen, strahlt der Sinn im Herzen des Wartenden. Doch die Türen schweigen, keine von ihnen will sich öffnen.
Fahl ist die Farbe des Ungewissen, bunt dagegen das Leben. Plötzlich gibt es kein Richtig und kein Falsch. Es ist alles so wie es ist. Es ist gut so. Es ist wahr und rein. Kein Arg und kein Gram, dass das Sein duldet. Trotzdem schlägt das Herz ungestüm gegen die Stille, gegen die Kontemplation. Es will, es dürstet, es hofft und bangt. Das Blut gerät dadurch in wunde Bahnen und ich bin wieder da und so ist die Realität die Botschafterin der Ankunft und des Abschieds. Der Traum dagegen ist der Führer durch die Ewigkeit. Er ist der Fährmann des Lebensflusses, zu Hause auf beiden Seiten der Seele.
Demütig suchen meine Augen nach Halt. Doch der frisch gewienerte Boden lässt meine Blicke gleiten. Endlich berührt vom Engel der Hoffung zentriert sich meine Sicht. Und wieder tief das Haupt gebeugt geduldig wartend, das Innere sternenwach, zutiefst konzentriert bis ins Mark, damit eins mit dem Lebenslied. Gerade jetzt im Augenblick der Heimkehr, spüre ich in diesem Raum den Ausdruck der Strenge und der Milde der Schöpfung.
Mein betäubter Körper erhebt sich von der asketischen Wartebank. Ich mach ein paar Schritte: erst auf dann ab. Wie der Takt des Lebens und der Ewigkeit, auf und ab, Schritt für Schritt, Schritt für Schritt. Ich bin frei, im Leid zufrieden, lebendig auch im Tod und bei allem Reichtum arm. So schreite ich Schritt für Schritt, Schritt für Schritt, wartend auf mein Schicksal. Die Zeit mit ihren schweren purpurnen Blüten will nicht vergehen. Angehalten von der Leidenschaft ist sie die Gefangene der Sehnsucht. Doch wenn Hoffnung versiegt, ist irgendwo noch ein Wetterleuchten, ein Funke, der das Feuer entfacht. So öffnet sich eine der Türen und der Raum ist lichtdurchtränkt. Es ist angekommen, angekommen aus dem Nichts ins Leben. Es ist vollbracht.