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Die Briefe des Elphias Warenne

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04.09.2017
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Die Briefe des Elphias Warenne

Dies sind die Briefe des Elphias Warenne, die ich in einer gut verschlossenen Kiste im Nachlass meines Vaters entdeckt habe. Der Name war mir gänzlich unbekannt, weshalb ich mich an meine Mutter wandte, doch sie wollte nichts preisgeben und bat mich, meinen Fund ungelesen zu verbrennen. Diesen Wunsch konnte ich ihr nicht erfüllen – meine Neugier war zu groß. Nun kann ich nicht sagen, was damals wirklich vorgefallen ist, doch ich habe die Adresse auf den Briefen unkenntlich gemacht und vielleicht werde ich sie doch verbrennen. Denn eines fand ich heraus, als ich weiter nachforschte: Das Haus der Familie Warenne steht noch immer.

Lieber Freund,
es ist so weit! Ich habe mich Mary endlich geschlagen gegeben. Wir werden noch vor der Hochzeit zusammenziehen! Das ist ungewöhnlich, ich weiß. Doch wir sind uns einig, dass es einige Dinge vereinfachen wird, so werden wir nicht gleich nach der Hochzeitsreise mit diesen Sachen überrumpelt. Du weißt, ich habe mich einige Wochen quergestellt, was aber mehr der Gewohnheit als einer rationalen Einstellung zulasten kommt. Wie du weißt, habe ich das Haus meiner Familie nie für eine längere Frist als einen Urlaub verlassen und auch nie derartiges angestrebt. Denn abgesehen davon, dass es ein äußerst altes und trotzdem wunderschönes Haus ist, ist es doch auch der Ort, in dem sich mein bisheriges Leben abspielte. Nicht nur, freilich, doch es war immer der Fixpunkt, der sichere Hafen, der mich stets geborgen hütete, auch wenn ich von einem unserer langen Abende zurückkehrte. Doch nach nun etwas mehr als zwanzig Jahren ist damit Schluss und ich werde ausziehen.
Es ist ein seltsames Gefühl – als würde eine Ära vorbeigehen. Natürlich ist es Unsinn, solch epische Begriffe zu verwenden, da ich noch nicht einmal im mittleren Alter bin. Doch für mich persönlich: ja, da darf ich sagen, wird es ein neues Zeitalter werden. Anstatt unter der Knute meiner Eltern unter der von Mary, wirst du wohl witzeln und ich kann mir dein Lächeln schon ausmalen, während du diese Zeilen liest.
Frohlockende Grüße,
Elphias

Liebster Freund,
ich würde dir gerne schreiben, wie gut und rasch alles vonstattengeht, doch ich muss leider sagen, dass das nicht so ist. Man sollte eigentlich meinen, mit siebenundzwanzig Jahren sei man in der Lage, seine wertgeschätzten Sachen in Ordnung zu halten, doch mir scheint, als hätte ich die letzten Wochen oder gar Monate eine besondere, nahezu kindische Unsauberkeit an den Tag gelegt. Bei nun beinah jeder Kiste, die ich packen wollte, fiel mir im letzten Moment auf, dass etwas fehlte. Zunächst das alte und einzige Bild meiner Großmutter, das ich dann hinter einer Kommode fand. Dann fehlte mir meine Urkunde von der Universität Onsmouth. Nicht auszudenken! Ich konnte sie glücklicherweise zwischen uralten Schulunterlagen von mir wiederfinden, ehe es mein Vater bemerkte. Du weißt, wie genau er in diesen Dingen ist – zu Recht! – und er hätte mich trotz meines Alters wohl ordentlich langgemacht. Wie meine wichtige und viel neuere Urkunde bei meinen alten Sachen, die eigentlich weggeworfen werden sollen, gelandet ist, das kann ich dir nicht sagen. Wahrscheinlich habe ich das Dokument an einem heißen Tag ohne nachzudenken abgelegt. Stell dir vor, ich hätte die Urkunde weggeworfen! Mein Auszug hätte wohl noch länger gedauert als ohnehin schon.
Mary nimmt es gelassen, sie findet es sogar äußerst unterhaltsam, wie unbeholfen ich mich anstelle. Oh, das werden wohl schöne Kaffeestunden mit ihren Freundinnen, wenn sie von ihrem tollpatschigen Verlobten spricht. Da hilft mir nur Durchatmen.
Aber was am schlimmsten ist und ich muss befürchten, dass du mir nun zornig werden wirst: ich habe unseren Vertrag verlegt. Unser kleiner Geheimbund, den wir vor einigen Jahren gegründet haben, unsere kleine, eigene Loge in Onsmouth. Ich weiß ja auch, dass das mehr ein jugendlicher Streich von uns war und wir mit einigen Flugblättern Irritationen an der Uni hervorrufen wollten. Aber den sentimentalen Wert des Blatts mit den ganzen Unterschriften schätze ich hoch ein! Ich hoffe unbedingt, ich werde es die nächsten Tage wiederfinden!
Geschäftige (!) Grüße,
Elphias
P.S.: Ich habe unterschätzt, wie anstrengend ein Umzug ist.

Liebster Freund,
ich habe unsere Geheimurkunde wiedergefunden! So eine gute Nachricht will vorweg gesagt sein, auch wenn ich vortäuschen musste, ich würde nach anderen Dingen suchen. Zwei Tage hat es gebraucht, bis ich wirklich in der hintersten Ecke des Dachgeschosses die Urkunde gefunden habe. Es ist mir ein Rätsel, wie auch immer sie dorthin gelangt ist.
Leider ist mir beim Packen die alte Vase zerbrochen, die mein Onkel einst aus dem fernen Osten mitgebracht hat. Eine schmerzliche Sache und ich hätte weinen können, als ich die Scherben auf dem Boden gesehen habe. Meine Eltern haben mich ermuntert, weiterzumachen und wollten mir dann beim weiteren Packen helfen. Ich lief hin und her, versuchte meine Gedanken wieder zusammenzukriegen und die vor mir liegenden Dinge zu organisieren. Doch an diesem Tag schaffte ich nichts mehr.
Das Schlimmste daran war, dass ich gar nicht erklären konnte, wie das geschehen war. Gerade wollte ich diese wunderschöne Kunstarbeit in die ausgelegte Kiste legen, da war alles … verschwommen, als würde ich auf einem Schiff stehen. Freilich, das Haus wird nicht gewackelt haben, sondern ich. Wahrscheinlich ein Schwächeanfall, es war ein warmer Tag und ich habe wenig getrunken.
Ich dachte kurz darüber nach, es nun etwas langsamer beim Auszug anzugehen, doch jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, habe ich dieses kindische Zögern wieder abgelegt. Meine Güte, ich lasse mich doch nicht von so ein paar Kleinigkeiten aufhalten.
Herzlichste Grüße,
Elphias

Liebster Freund,
es ist doch wie verhext. Endlich hatte ich alle meine Kisten beisammen und war mir endlich sicher, auch alles, was mir wichtig war, aufgefunden zu haben. Dass mir dabei noch eine Lampe zerbrochen ist und ein Buch nach einem ungeschickten Handgriff halb aus dem Einband gerissen ist … nun, damit könnte ich noch leben.
Es hat letzte Nacht heftig gestürmt und eine Stelle im Dach ist undicht geworden – genau dort, wo meine Sachen standen. Das Wasser hat sich seinen Weg durch das Loch im Dach gebahnt und jetzt sind die meisten meiner Kisten aufgeschwemmt. Glücklicherweise sind nur wenige Sachen darin gewesen, die wasserempfindlich sind, sodass nichts zerstört wurde. Doch nun müssen wir auf neue Umzugskisten warten, denn die alten würden auseinanderfallen, höbe man sie nun an. Eine elendige Geschichte. Mary hat vorgeschlagen, bereits die Sachen holen zu lassen, die abreisebereit sind, doch das bringt mich ja auch kaum weiter. Mittlerweile ist sie ebenfalls etwas ernüchtert. Hinzu kommt, dass ich seit Tagen schlecht schlafe, wenn überhaupt. Mir wird dieses alte, wenn auch schöne, Haus mit seinen knarrenden Dielen und knarzenden Treppenstufen allmählich leidig. Aber gut, es kann nur alles eine Frage der Zeit sein, bis der Auszug endlich geschafft ist.
Was mich nur stutzig macht: mein Vater ist sehr genau, was das Haus anbelangt. Er schätzt es sehr und hat Wände, Böden und auch das Dach beinah dreimal so oft reparieren und begutachten lassen, wie eigentlich notwendig. Dass dennoch und ausgerechnet jetzt eine Stelle gegen den Regen undicht wird … Vater meinte aber, dass solche Dinge bei älteren Häusern immer möglich seien.
Angestrengte Grüße,
Elphias

Mein teurer Freund,
allmählich zweifle ich. Ich kann mir nicht mehr sicher sein, dass jene Dinge meiner eigenen Tollpatschigkeit oder dem Unglück allein entspringen. Wir mussten, aufgrund dieses verfluchten Dachschadens, meine Sachen kurzfristig umsortieren, da haben wir alles ins derzeit leere Gästezimmer gestellt. Alles an einem Ort, schlicht und schnell. Und jetzt? Die neuen Kisten sind da … und es geht wieder los. Das Bild meiner Großmutter, die Urkunde von Onsmouth, unser Geheimvertrag: weg. Banales, Offizielles, Sentimentales – es scheint, als wolle mich ein geschickter Stratege auf allen Ebenen treffen.
Wahrscheinlich glaubst du langsam, ich wolle gar nicht ausziehen. Dass diese „Zufälle“ Ausdrücke meines unterdrückten Wunsches sind, den Zustand der letzten siebenundzwanzig Jahre beizubehalten und das gute Elternhaus niemals zu verlassen. Doch je mehr hier geschieht, je mehr ich … aufgehalten werde, desto mehr wünsche ich mir gerade, fortzukommen.
Ich glaube, dass das Haus dunkler wird. Man betritt ein Zimmer und es ist stockdunkel, obwohl durch das Fenster helles Licht hereinfällt. Ich laufe zwischen den Möbeln umher und meine Augen gewöhnen sich nur langsam an dieses seltsame Zwielicht. Wenn etwas auf den Boden fällt hilft nur Tasten oder eigens eine Lampe zu entzünden. Und selbst dann … inmitten dieses alten, so gut erhaltenen, viktorianischen Gebäudes flackern die Lampen. Jedes zweite Mal, wenn ich einen Raum betrete, geht das Licht aus und ich muss es erst mit Mühe neu entfachen. Du denkst, dass alte Häuser solche Eigenheiten haben könnten? Dass mir das einfach noch nie aufgefallen sei? Das mag sein, doch meine Nerven beruhigt es nicht. Nachts liege ich wach und ich höre, wie das alte Holz noch immer arbeitet, als ob das Haus …
Ich werde hier nicht weiterschreiben; ich glaube, ich schreibe mich in Rage. Diesen Brief schicke ich wohl besser nicht ab, du wirst mir wohl sonst noch einen Arzt ins Haus bestellen.
Elphias
P.S.: Ich schicke den Brief doch ab – warum sollte ich Geheimnisse vor dir haben, schließlich kennen wir uns so lange. Nimm nur bitte nicht alles für bare Münze, ich habe mich mittlerweile wieder etwas gefangen.

Mein lieber Freund,
es wird eine Weile her sein, seit du den letzten Brief erhalten hast. Das liegt nicht daran, dass ich nicht an dich gedacht hätte oder es nichts zu schreiben gegeben hätte. Aber seltsame Ereignisse haben mich auf Trab gehalten. Den ersten Brief, den ich vor anderthalb Wochen begonnen hatte, verlor ich: Während ich schrieb, schlug plötzlich das Fenster auf und ein Windstoß riss meinen Entwurf nach draußen. Ein elendes Pech. Ich setzte mich sodann wieder hin und schrieb weiter – das Fenster wieder gut verschlossen. Doch gerade war ich fertig, da fiel das Tintenfässchen um und das Schwarz hat sich über die gesamte Seite ergossen. Ich konnte eigentlich gar nicht gegen das Gefäß gekommen sein, doch irgendwie … war es nun mal geschehen. Allerdings hatte ich nun genug und ließ es erst einmal dabei bewenden.
Am nächsten Tag habe ich mich wieder hingesetzt und die ersten Zeilen geschrieben, da wurde es Zeit für das Mittagessen und ich ließ meinen Entwurf liegen. Als ich wiederkam, war der Brief weg. Das Fenster war noch geschlossen, also begann ich, in meinem Büro zu suchen, bis ich schließlich nur eine Handvoll Schnipsel fand. Irgendwie musste der Zettel vom Tisch gerauscht und an ein paar Unebenheiten des Holzes und einem vorstehenden Nagel hängen geblieben … und zerrissen worden sein. Etwas ermattet setzte ich mich wieder hin, begann zum vierten Mal. Das Licht ging aus. Ich sah nach der Lampe, da zerbrach sie in meinen Händen und ich schnitt mich an den Scherben.
Drei Tage lang konnte ich nichts tun, was auch nur einen Hauch Feinmotorik benötigte, dann war ich wieder in der Lage zu schreiben. Ich ging also entschlossen in mein Zimmer, da sah ich … wie sich etwas bewegte. Unter dem Tisch. Langsam sah ich nach, mochte es doch mit Sicherheit eine Maus sein.
Nichts. Da war nichts. Also setzte ich mich an den Tisch, als ich wieder eine Bewegung sah. In meinem Augenwinkel: am Fenster. Vorsichtig schritt ich dorthin und erwartete, einen Vogel auf dem Fensterbrett zu sehen.
Nichts. Wieder nichts. Verdutzt setzte ich mich an meinen Schreibtisch und tunkte den Federkiel in die Tinte. Gerade als ich die Spitze über das Papier führte und mich bereitmachte, sie anzusetzen … da hörte ich es. Es war kein Knarren des alten Holzes. Es waren auch nicht meine Eltern, denn diese waren ausgegangen. Es war auch keine Maus.
Es war ein tiefes Stöhnen. Mit hohlem Klang und weit entfernt, wie aus einem Brunnenschacht. Und es vermittelte ein Gefühl: es war etwas Weggeworfenes; ins Brackwasser eines alten, nicht mehr benutzten Brunnens gestoßen. Ein Stöhnen, das mir die Haare zu Berge stehen ließ. Doch es war nicht weit weg. Es war direkt hinter meinem Kopf.
Ich brauche wohl nicht sagen, dass ich mit einem Schrei herumgefahren bin und hektisch den Raum nach der Quelle dieses seltsamen Geräuschs abgesucht habe. Doch da war nichts. Ich schritt sodann alle Zimmer unseres Hauses ab, auch den alten, kleinen Keller, in dem wenig mehr lagert als etwas Wein. Aber ich war allein.
Von besagtem Wein nahm ich eine Flasche mit nach oben und trank sie binnen weniger Minuten mit zittriger Hand aus.
Nach diesem Erlebnis habe ich etwas gezögert, einen neuen Brief zu beginnen. Ein seltsames Gefühl beschlich mich fortan, wenn ich nur zur Tür meines Arbeitsraumes blickte. Wie ein Kind, das sich vor dem Keller fürchtet, begann ich, dieses Zimmer zu meiden. Darin zwischengelagerte Sachen holte ich nicht heraus, um sie nun wieder zu verpacken, wofür ich mir allerlei Ausreden einfallen ließ. Meine Eltern waren sehr verärgert, doch ich konnte mich nicht überwinden …
Bis jetzt. Und jetzt ist doch alles gut. Ich schreibe einen Brief und das Haus frisst mich nicht auf.
Liebste Grüße,
Elphias

Mein Freund,
ich bin bettlägerig und musste lange mit mir kämpfen, dass ich dir diesen Brief schreibe. Wir hatten gerade begonnen, die ersten Kisten in den Wagen meiner angehenden Schwiegereltern zu verladen, da fing es an zu regnen. Nun einmal bei der Arbeit wollte ich nicht aufhören – du hast gelesen, welche Anstrengungen es bis zu diesem Schritt benötigt hatte. Doch zum Regen war bald ein heftiger Wind hinzugekommen und durchnässt wankte ich immer wieder zum Haus und zurück. Man verstand kaum sein eigenes Wort und ich fühlte mich wie ein Walfänger, der den Sturm trotzend über die Planken seines Schiffes wankte. Und jedes Mal, wenn ich in unser altes Haus trat, hörte ich diese Stimme, diese tiefe Verzweiflung … Oh, wenn es doch nur das alte Gemäuer gewesen wäre, das ich hörte.
Schließlich war der Wagen voll und meine Schwiegereltern in spe fuhren los. Erschöpft ging ich in mein Zimmer, wo mein Fenster sich weigerte zu schließen. Schreckliche Geräusche des pfeifenden Windes krochen durch das Holz, um mir den Schlaf zu rauben.
Wir beließen es für den Tag dabei und am nächsten Morgen erwachte ich mit schmerzenden Gliedern und überhitztem Gemüt. Fieber und Erkältung binden mich seitdem ans Bett. Und jede Nacht höre ich, wie das Holz arbeitet, ja, wie das ganze Haus arbeitet. Es hat einen Plan, mein Freund. Mit mir.
Elphias

Mein Freund,
ich habe einen Fehler gemacht. Allmählich auf dem Wege der Besserung, sicher auch dank deiner warmen Worte und Genesungswünsche, machte ich meinem Vater gegenüber Andeutungen, dass das Haus nicht wolle, dass ich ging. Er hat laut zu zetern begonnen, was ich mir einbilden würde. Meine Hirngespinste hat er verlacht und zornig war er, weil er dachte, ich würde die Verlobung lösen wollen, die sowohl aus Liebe als auch des Standes wegen perfekt ist. Dass es darum nicht ging, ignorierte er oder konnte es gar nicht erst erfassen. Doch er hatte nicht gesehen, was ich gesehen hatte, nicht gehört, was ich gehört hatte. Er lebte schon immer hier und ihm hatte das Haus nie etwas Böses gewollt. Und so zwang er mich hinaus, ein Spaziergang oder etwas dergleichen sollte es werden. Auf den Stufen zu unserer Haustür stolperte ich und liege nun mit gebrochenem Bein wieder im Bett.
Muss ich sagen, was ich denke? Was ich weiß? In den Schatten zu meinen Füßen hatte sich etwas bewegt. Das Holz wich mir aus und mein sicherer Tritt über die Stufen, die ich zehntausende Male beschritten hatte, ging fehl! Und konnte es ein Zufall gewesen sein, dass ausgerechnet da, wo mein Fuß landete, eine morsche Stelle war, die einbrach, mich umklammerte und so durch den Winkel meines Sturzes den Knochen brach?
Mein Vater lachte erst. Doch jetzt schweigt er. Wird mir wahrscheinlich bald einen Arzt bestellen und nicht nur für das Bein.
Mein liebster Freund, du glaubst mir doch?
Flehentlich,
Elphias

Saihple,
niella thcin nib hcI. tbel suaH saD. hcis negeweb nettahcS. Zruk run ebierhcs hcI. neguA nebah ednäW eid
,dnuerF nieM.

Mein Freund,
das Unheil lässt nicht ab. Ein Arzt war hier, auf Bitten meines Vaters. Zunächst war ich zögerlich, doch dann habe ich immer mehr offenbart. Zum Schluss hatte ich ihm alle meine Sorgen vermittelt – hoffend, dass er meine Verlegung beschließen würde. Dass ich herauskommen würde aus diesem Hexenhaus.
Doch nein, es soll nicht sein. Er hat gesagt, ich müsse hierbleiben! Bis ich „überzeugt“ wäre, dass es hier gar kein Unheil gebe. Er hat gesagt, das wäre das Beste für meine Psyche! Was für ein Schwachsinn!
Ich habe seit Tagen nicht mehr geschlafen! Nachts knarrt das Gebälk und ich spüre Bewegungen unter mir. Das Bett vibriert, schaukelt hin und her. Dieses Haus will mich einlullen, bis ich vergesse, was es mir angetan hat und jederzeit noch antun könnte! Ich bin in Lebensgefahr!
Elphias

Mein Freund,
es ist geschafft. Vollbracht will ich sagen und noch größere Worte heraussuchen, um diesen Akt zu beschreiben. Es regnete, stürmte und das Haus krakeelte in seinen schlimmsten Tönen. Mein Kopf drohte unter all diesem Lärm zu zerbrechen und ich spürte meinen letzten Willen – ein letztes Mal dieses schreckliche Gebäude zu verlassen – schwinden. Es war, als würde all das Grauen Sturm laufen gegen die Bastion, die ich meinen Verstand nenne. Mit aller Kraft habe ich mich aus dem Bett geworfen und geschrien, als mein gebrochenes Bein auf den Boden aufschlug. Doch in dem Donner von draußen und noch schlimmer, der Kakophonie des Hauses verstand man nichts. Balken ächzten, Läden wurden auf und zugeschlagen, Scheiben zerschlagen. Ich rief nach meinen Eltern, doch sie schien der ewig-süße Dämmerschlaf einer anderen Welt gepackt zu haben. Sie reagierten nicht. Angst beschlich mich, doch ich hatte keine Zeit nach ihnen zu sehen. Im Dunkeln meinte ich kalte Fühler an meinen Armen zu spüren; dünne Seile, die sich über sie zogen und festzurrten.
Doch ich riss mich frei, zog mich vorwärts. Jeder Meter war ein Kampf und bei jedem Griff schossen Splitter aus den Balken am Boden und bohrten sich in meine Hände hinein. Meine leichte Bettbekleidung hing bald in Fetzen – doch ich gab nicht auf! Nein, ich schrie gegen den Lärm des Hauses an: Elphias Warenne wird nicht nachgeben!
Zerfetzt, zerrissen und geschunden erreichte ich die Haustür, schlug sie auf und rollte mich über die verfluchte Treppe ins Freie.
Regen schlug mir ins Gesicht und obwohl mein Bein mit einem lauten Knirschen aufkam spürte ich nur tiefste Erleichterung – im Matsch vor der Tür meines einstigen Zuhauses, das mir nun keine Zuflucht mehr war. Dann kämpfte ich mich weiter, verschlammt und verdreckt, bis auf die Hauptstraße.
Dort fand mich schließlich ein älteres Ehepaar. Sie stoppten ihr Automobil und luden mich ein. Dann verlor ich mein Bewusstsein und erwachte erst am nächsten Morgen in einem Krankenhaus.
Ich tischte ihnen eine Geschichte auf, dass ich nachts entführt worden sei, mich aber aus dem Automobil der Verbrecher hinauswerfen konnte, ehe diese beseelten Menschen mich gefunden hatten. Man sagte mir, ich könne tatsächlich noch am selben Tage entlassen werden, wenn ich das Bett hüten würde. Also ließ ich mir einen Fahrer bestellen und auf schnellstem Wege brachte der Mann mich mit seinem Wagen zu meiner geliebten Mary und ich sank so tief in ihre Arme wie noch nie vorher in diesem Leben.
Meine Eltern sind schockiert von meiner Flucht, doch versuchen sie nicht, mich in dieses schreckliche Haus zurück zu holen. Und ich bin jetzt sicher. Meine Sachen werden nach und nach gebracht und endlich habe ich die Ruhe und den Frieden gefunden. In zwei Wochen werde ich wieder arbeiten können und dann nimmt dieses Leben endlich wieder seinen gewohnten Lauf.
Frohlockend,
Elphias

Mein guter Freund,
mit großer Freude möchte ich dich zur Hochzeit von Mary und mir am 20. Juli einladen. Natürlich wird dich bald, womöglich sogar vor diesem Brief, unsere offizielle Einladung erreichen, wie sie alle anderen erreicht. Dir möchte ich aber gesondert danken – du hast den Glauben an mich nicht verloren, auch wenn die letzten Wochen sonderbar waren … sogar grausam. Doch das liegt jetzt endlich hinter mir und ich kann nach vorne sehen. Alles ist sortiert, ich bin voll und ganz frei. Frei, mich Mary zu unterwerfen, wie du wohl endlich witzeln kannst. Und ich bin froh darum. Es ist so vieles geschafft.
Herzliche Grüße,
Elphias

Mein Freund,
Glück verweilt nur kurz in diesen Tagen. Ich schreibe dir mit zittriger Hand, während ein bitterer Belag meine Zunge lähmt. Als würde mein Herz nur noch halb schlagen, dauert alles, was ich tue, eine Ewigkeit.
Meine Mutter ist gestorben. Sie ist die Treppe zum Keller hinuntergestürzt. Sagte der Arzt. Das Licht wäre wohl plötzlich ausgegangen. Und dann ist sie gestürzt, hat sich das Genick gebrochen. Meine Mutter ist tot.
Mein Freund, was soll ich tun? Natürlich gehe ich zur Trauerfeier, werde mir aber ein Zimmer in einem Hotel mieten. Nichts wird mich dazu bringen, jemals wieder in diesem schrecklichen Hexenhaus zu übernachten.
Elphias

Mein Freund,
du hast mich bei der Trauerfeier in unserem Haus gesehen. Mein blasses Gesicht – doch ich konnte dir nicht sagen, was ich gesehen habe. Ich konnte nichts riskieren, denn ich fürchte nicht mehr nur um mich. Ich weiß, was passieren kann, und ich weiß auch, was passieren wird.
Wir standen alle am offenen Sarg meiner Mutter, mein Vater mir gegenüber und mein Blick fiel auf seinen Schatten. Dahingestreckt lag er auf dem Boden. Und ich sah einen weiteren Schatten über ihm thronen. Es war das Regal … sein Schatten breitete sich aus, wallte über den gesamten Boden. Und verschlang den meines Vaters.
Was dann kam, weißt du! Das Regal ist umgestürzt. Alle glauben, jemand muss dagegen gekommen sein. Doch ich habe es gesehen! Da war niemand! Es ist einfach so gefallen – oder vielmehr von etwas gestoßen worden, das wir nicht erkennen können! Mein Vater konnte rechtzeitig ausweichen. Diesmal, mein Freund. Ich weiß, was das bedeutet und welche Entscheidung ich zu fällen habe. Es macht mir Angst und vielleicht wird es in einer Katastrophe enden. Doch kann ich zulassen, dass mein Vater stirbt? Nein – das würde ich nicht ertragen. Es würde ewig auf meiner Seele lasten.
Meiner Verlobten habe ich erklärt, dass wir bald zu meinem Vater ziehen müssen. Ich habe ihr erklärt, dass der alte Mann es bald nicht mehr alleine schaffen würde, und ihr damit sogar etwas Wahrheit zugemutet. Sie weiß nur wenig von dem, was ich weiß. Und vielleicht wird dieses Nicht-Wissen ihr helfen, das Los zu ertragen, das uns zugeteilt wurde.
Grüße,
Elphias

Mein Freund,
der Umzug ging schneller, als ich es mir gewünscht habe. Jede Kiste habe ich bedacht und langsam gepackt, immer den Kurierfahrer dreimal gefragt, ob denn alles sicher verstaut wäre. Stets noch einmal selbst nachgeschaut und nicht unabsichtlich das eine oder andere verloren und langwierig „gesucht“. Doch es half nichts. Eine Woche – und nun steht alles wieder in meinem alten Familiensitz. Diesem prachtvollen, viktorianischen Bau. Seine Schnörkel ekeln mich an, diese elegante Architektur, dieser ach so schöne Aufgang zum Haus. Alles ein Trugbild von Schönheit; das wohl schönste Gefängnis, das es gibt.
Mary und Vater verstehen sich und haben sich beide arrangiert. Nur ich weiß, dass diese Wohngemeinschaft keine natürliche ist und dass wir niemals hier sein sollten. Keiner von uns. Doch … was soll ich tun? Ihnen die Wahrheit sagen? Wer würde mir schon glauben, nach all den Zusammenbrüchen?
Ich kann nur hoffen, dass sich die Wirklichkeit als barmherziger erweist, als ich es befürchte. Dass das Grauen sich zurückzieht, wenn man sich ihm ergibt. Dass ich nachts nichts mehr höre.
Grüße,
Elphias

Mein Freund,
ich habe dir nun einige Zeit nicht geschrieben, dafür muss ich mich entschuldigen. Einige Ausbesserungen standen noch seit dem Sturm an, außerdem musste natürlich ein neues Regal für das Wohnzimmer her. Schließlich haben wir alle Lampen repariert. Wir haben uns hier nun gut zu dritt eingelebt, mein Vater ist sehr glücklich, dass wir zu ihm gekommen sind.
Ich bin mir endlich sicher, meine Ängste überwunden zu haben. Es muss wohl einiges zusammengekommen sein, das sagt auch der Arzt. Nervliche Überreizung, Stress, später der Trauerfall. Kein Wunder also, dass ich allerlei Dinge gesehen habe, die natürlich nicht da waren. Aber jetzt geht es mir so gut wie noch nie! Ich liebe dieses Haus. Es ist so schön hier und ich mag das Knarren der alten Balken. Da weiß man, dass das kein Haus wie jedes andere ist. Es ist fast, als würde ein treuer Kater schnurrend im Bett liegen. Man weiß einfach, man ist nicht allein.
Ich würde dich und deine Frau gerne einladen, uns bald besuchen zu kommen. Wir haben das Gästezimmer wiederhergerichtet und ihr werdet euch so wohlfühlen, dass ihr gar nicht mehr heimwollt, das verspreche ich euch!
Liebste Grüße,
Elphias Warenne

 

Gude alexei,
vielen Dank für deinen Kommentar!

Hier beim ersten Absatz solltest du viel mehr zeigen und weniger erzählen.
-> Ich verstehe absolut deinen Punkt, bin mir aber nicht sicher, ob das nicht zu viel Fokus auf den Rahmen legt. Die ersten Gehversuche meines Anfangs waren noch „näher dran am Geschehen“ – das hat aber beim Abschluss der Geschichte bei einigen Lesern zur Frage geführt, wie es denn mit ihm, also dem ersten Erzähler, weitergeht bzw. noch einige Unstimmigkeiten mehr beinhaltet. Daher hatte ich mich erstmal entschlossen, das ganz zurückzudrehen: der Fokus soll ganz auf den Briefen liegen, die Einleitung tatsächlich nur erzählen, was sie sind.

Aus der Sprache (die mich an Poe erinnert) schließe ich, dass die Briefe schon älter sind. War es damals schon üblich, einfach vor der Hochzeit zusammenzuziehen?
-> Das habe ich mich ehrlich gesagt auch schon gefragt. Auf Anhieb konnte ich nichts finden, anhand allgemeiner Moralvorstellungen könnte man es in Zweifel ziehen, aber Ausreißer und Aus-der-Reihe-Faller gab es ja auch immer. Daran halte ich mich mal ganz feige fest ^^

Diesen Brief finde ich etwas unnötig. Ich habe nicht wirklich das Gefühl, dass hier was in Handlung passiert.
-> Ich habe ihn markiert und werde die Zeit zwischen den Jahren mal nutzen, um diverse Kürzungen zu bedenken.

Ich frag mich, warum der Elphias nicht einfach anfängt, außerhalb des Hauses Briefe zu schreiben.
-> Gute Idee. Wird natürlich auch schief gehen, aber ich glaube, das baue ich ein :)

Ich fänds schön, wenn du noch andere "Codes" einfügen würdest, zum Beispiel ein Brief, wo der Text keinen Sinn ergibt, wo aber das Wort "Hilfe" rauskommt, wenn man die Anfangsbuchstaben der Absätze liest oder so.
-> Da denk ich auch nochmal drauf rum, danke!

Ach, komm schon Die ganze Zeit beim letzten Brief schwingt etwas Unnatürliches mit, was richtig gut ist. Mit diesem Halbsatz löst du diese coole Unsicherheit voll auf. Das solltest nicht so offensichtlich machen. Dann wäre es viel besser.
-> Auch so eine schwierige Sache, das Ende. Manche konnten gar nichts damit anfangen, manche mochten diesen Satz, dir ist es zu offensichtlich. Da steh ich im Regen ^^

Großes Dankeschön für deinen Kommentar. Da sind einige Ideen bei, über die ich noch länger brüten kann (und die Kleinigkeiten habe ich natürlich sofort verbessert)!


Gude Friedrichard,

und schau zu und freu mich.
-> Hehe, das freut wiederum mich!
Ich seh meine Teilnahme an het windje und Ullifürzken gegen den Wind gefährdet
-> Sehe ich da eine Geschichte über den Gegenwind eines jeden Autors (Druck, Schreibblockade, vielleicht garniert mit etwas Prokrastination?) auf uns zukommen … oder von uns weggehen? Passender Abgabetermin wäre ja der 31.12. um 23:59, aber ich glaube, das wäre doch äußerst gewagt.

Liebe Grüße und euch beiden ein Frohes Fest!

Vulkangestein

 

Hallo Vulkangestein,

kurze Rückmeldung: Der neue Anfang gefällt mir! :thumbsup:

Ich wollte auch noch loswerden, dass mich das Zusammenziehen vor der Hochzeit in diesem historischen Kontext doch deutlich stört. Meines Wissens, gab es das früher nicht. Vielleicht fällt dir da noch was ein, wie du das drehen kannst, ohne die ganze Story zu zerlegen.

Erzählungen, die in Briefen verfasst sind, haftet mittlerweile automatisch etwas Rückständiges, Archaisches und leider auch Langatmiges an.

Aach, das ist ein Vorurteil, es kommt immer auf das Wie an. Wenn ich so was lese, juckt es mich gleich in den Fingern, dieses Format einmal auszuprobieren.
Ich hab mal im Autoradio gehört, wie Klaus-Maria Brandauer Briefe von Mozart liest. Wenn man mich vorher gefragt hätte, ob ich das hören wollte, hätte ich abgelehnt. Aber es war richtig richtig gut.

LG, Anne

 

Gude christianheynk,

danke für deinen Kommentar!

Erzählungen, die in Briefen verfasst sind, haftet mittlerweile automatisch etwas Rückständiges, Archaisches und leider auch Langatmiges an.
-> Das Pauschalurteil finde ich nicht sonderlich schön, gerade als Freund sich langsam entfaltender Geschichten.

die gelegentlich etwas altertümlich und blumig daherkommende Sprache kostete mich persönlich Überwindung.
-> Das wiederum kann ich verstehen, wenn es nicht dem persönlichem Geschmack entspricht. Ich will mich zwar nicht ganz darauf ausruhen, dass es eine "Geschmacksfrage" sei, aber zum Teil stimmt es schon.

In den Briefen geht es zunächst um Belangloses, was sie zwar authentisch macht, aber eben den Leser nicht bei der Stange hält.
-> Die Halbleser-Kommentare häufen sich, das spricht dafür. Tendenziell könnte ich am Anfang etwas einfügen, was vielleicht auch Kanji gefallen würde: eine Erinnerung an einen Vorfahren, der dem Haus bereits "zum Opfer gefallen war". Wenn ich so drüber nachdenke, wäre mir diese klassische Rückblende als Vorschau aber ein wenig zu platt. Ich werde die Zeit zwischen den Jahren mal für einige Gedankenspiele nutzen :)

Ich hätte auch die Antwortbriefe des Freundes gerne gelesen, so erführe man noch mehr über Elphias und dazu noch aus einer anderen Perspektive.
-> Das macht aber leider für mich bzw. meine Version dieser Erzählung keinen Sinn. Das würde voraussetzen, dass eine Zwischeninstanz beide Seiten des Briefkontakts zusammengesucht hat. Das lediglich eine beteiligte Seite die Briefe hortet, die dann wiederum gefunden werden, passt eher, meinem Empfinden nach. Aber nichtsdestotrotz danke für deine Überlegung! :)

Gude Anne49,
danke für ein weiteres Vorbeischneien! :)

kurze Rückmeldung: Der neue Anfang gefällt mir! :thumbsup:
-> Dankeschön :)

Ich wollte auch noch loswerden, dass mich das Zusammenziehen vor der Hochzeit in diesem historischen Kontext doch deutlich stört. Meines Wissens, gab es das früher nicht. Vielleicht fällt dir da noch was ein, wie du das drehen kannst, ohne die ganze Story zu zerlegen.
-> Ich bin bei dir und werde versuchen, eine passendere Variante zu finden, die keine Überlänge produziert.


Euch beiden wünsche ich jetzt erstmal Frohe Weihnachten und natürlich auch allen anderen Menschen, die mir hier so wunderbare und hilfreiche Kommentare geliefert haben. Das summiert sich zu einem eigenen Geschenkeberg auf! :shy:


Liebe Grüße,
Vulkangestein

 

Hallo Vulkangestein,
(übrigens ein Name, der einen doppelten Boden enthält), ich habe mich schon öfters gefragt, ob es im Horror-Genre bloß die Variation der Variation der Variation gibt, ausschließlich elendalte Motive, Plots, die immer wiederkehren. So auch bei diesem Text. Ein Gegenstand, der sich gegen einen Menschen wendet, ihn nicht weglassen will, selbstverständlich muss das Haus alt sein, englisch, viktorianisch. (wobei mir die Geister der Generationen fehlen, die es durchwabern) und das Ganze muss von einer Rahmenerzählung umspült sein, die in deinem Text keine weitere Rolle spielt. Man verfolgt die Entwicklung mehr oder weniger gespannt, wartet darauf, dasss er entweder verschlungen wird oder fliehen kann, sich dennoch nicht löst und schließlich nachgibt. Der Erzählton passt, die Angst wird spürbar und so lese ich den Text auch als gelungene Stilübung. Lustig.gruselig wäre die Weihnachtsfeier in diesem Haus zu verfolgen, die Geister zu beobachten, wenn sie sentimental werden.

Paar Stellen:

Wie du weißt, habe ich mein Familienhaus nie für eine längere Frist als einen Urlaub verlassen und auch nie derartiges angestrebt.
Familienhaus klingt merkwürdig, eher Stammsitz oder Haus der Familie.

Das dennoch und ausgerechnet jetzt eine Stelle gegen den Regen undicht wird … Vater meinte aber, dass solche Dinge bei älteren Häusern immer möglich seien.
müsste am Anfang „dass“ heißen. Und ging mir kürzlich auch so, da tropfte Wasser aus der Wand im Bad, gruselig.

Ich glaube, dass das Haus dunkler wird.
an sich ein starkes Bild, noch stärker, wenn du beschreibst, wie das aussieht.

Das Licht ging aus. Ich sah nach der Lampe, da zerbrach sie in meinen Händen und ich schnitt mich übel.
schnitt mich übel, na ja, wie denn, wo denn?

Und jede Nacht höre ich, wie das Holz arbeitet, ja, wie das ganze Haus arbeitet. Es hat einen Plan, mein Freund. Mit mir.
hier durchbrichst du den bisherigen Stil mit der Ellipse am Schluss, finde ich unpassend.

Mein Hirngespinste
entweder mein Hirngespinst oder meine Hinrgespinste

Ich tischte ihnen eine Geschichte auf, dass ich nachts entführt worden sei, mich aber aus dem Automobil der Verbrecher hinauswerfen konnte,
bisher dachte ich, da g#be es noch keine Automobile

was soll ich tun? Ihnen die Wahrheit sagen? Wer würde mir schon glauben, nach all den Zusammenbrüchen?
warum hat er eigentlich seiner Verlobten nichts erzählt`

und ihr werdet euch so wohlfühlen, dass ihr gar nicht mehr heimwollt, das verspreche ich euch!
oha, jetzt warte ich auf den Bezug zur Rahmenerzählung

viele Spätweihnachtsgrüße
Isegrims

 

Hallo Vulkangestein,
eine Geschichte in Form von Briefen wiederzugeben, finde ich echt spannend. Besonders, weil es sich nicht um Romantik oder schnöde Tagebucheinträge handelt :shy: , sondern um ein scheinbar zum Leben erwachtes altes Haus.
Die Formulierungen, Beschreibungen und das verwendete Vokabular aus einer vergangenen Zeit behältst du stets bei. Das wirkt auf mich sehr authentisch. Meiner Meinung nach könntest du ein paar Briefe im Mittelteil zusammenfassen, zum Beispiel die verschiedenen Verletzungen ließen sich in einem Brief schildern.

Die Briefe des Elphias Warenne

Dies sind die Briefe des Elphias Warenne, die ich in einer gut verschlossenen Kiste im Nachlass meines Vaters entdeckt habe

Der erste Satz wiederholt den Titel. Du könntest den Namen weglassen: In einer gut verschlossenen Kiste im Nachlass meines Vaters ...

Diesen Wunsch konnte ich ihr nicht erfüllen – meine Neugier war zu groß.*
Der zweite Teil könnte weg. Ist doch klar, warum.

Du weißt, ich habe mich dagegen einige Wochen quergestellt
Dopplung. Entweder hat er sich quergestellt oder er war dagegen.

ein Hirngespinste hat er verlacht und zornig war er, weil er dachte, ich würde die Ehe lösen wollen, die sowohl aus Liebe als auch des Standes wegen perfekt war.
Die Verlobung lösen, oder?


Saihple,*
niella thcin nib hcI. tbel suaH saD. hcis negeweb nettahcS. Zruk run ebierhcs hcI. neguA nebah ednäW eid
,dnuerF nieM.*
Oha. Da dachte ich, jetzt dreht er völlig ab. Hat aber Spaß gemacht, es rückwärts zu lesen, weil es nicht zu lang ist. Der Schluss, als er seinen Freund einlädt, könnte für mich etwas mehr Wahnsinn vertragen. :D

Gern gelesen.
Viele Grüße
wegen

 

Heyho Vulkangestein!

Eine gute Old-School-Gruselgeschichte hast du da geschrieben. Mir gefällt die Erzählart, die du in der Briefform konsequent einhalten kannst und die beim Leser eine gute, neutrale Beobachter-Rolle erzeugt. So muss man als Leser nicht die Partei dieser oder jener Person ergreifen bzw. sich mit der ein oder anderen Figur identifizieren, sondern kann das Spaktakel von außen entspannt genießen. Gut gemacht.

Sprachlich ist dir der (viktorianische) Stil überwiegend gelungen. Man kann schon gut herauslesen, dass wir uns hier nicht im I-Phone-Zeitalter befinden. Das ein oder andere Mal jedoch wiederholst du dich in deinen Beschreibungen und Formulierungen. Das ist jetzt nicht so schlimm, dass man das ändern müsste, aber gemessen an der Länge der Geschichte passiert es nun einmal, dass man immer wieder über die ein oder andere Stelle stolpert, die einem schon sehr bekannt vorkommt. Knarrende Dielen, klappernde Fenster und die verschwindenden/ wiederauftauchenden Sachen. Aber wie gesagt, ist jetzt nicht so schlimm.

Das Ende hätte ich mir vielleicht ein wenig drastischer gewünscht. Ich meine, die Scheißbude hat sein Bein gebrochen, die Mutter von Elphias gekillt und um ein Haar seinen Vater erschlagen. Ich hätte die verdammte Hütte bei der ersten sich bietenden Gelegenheit niedergebrannt. Dass er dann aber mit Kind und Kegel wieder einzieht und am Ende auch noch seinen Freund einlädt, finde ich ein wenig zu sehr auf Knall-Effekt am Ende hin getrimmt und recht unglaubwürdig, wenn man sich überlegt, was er in und mit dem Dreckshaus alles mitgemacht hat. Aber das ist mein persönlicher Geschmack.

Insgesamt aber eine kurzweilige, spaßige Lektüre, die diesen Retro-Horror-Style gut einfangen konnte.

Guten Rutsch nach 2018 ohne gebrochene Knochen vom EISENMANN

 

Gude Isegrims,
vielen Dank für deinen (zuweilen schelmischen ;) ) Kommentar!

Vulkangestein
(übrigens ein Name, der einen doppelten Boden enthält)
-> Da bin ich ja mal gespannt ... ? :shy:

ich habe mich schon öfters gefragt, ob es im Horror-Genre bloß die Variation der Variation der Variation gibt, ausschließlich elendalte Motive, Plots, die immer wiederkehren.
-> Da könnten wir wahrscheinlich lange drüber diskutieren, aber vielleicht nicht unter der Geschichte hier, sondern an passenderer Stelle hier im Forum. Ich muss aber zugeben, dass ich über Diskussionsthreads oder dergleichen hier noch gar kein Bild habe :sealed:
Die Kritik, dass mein Text bekannte Motive aufgreift, muss ich logischerweise stehen lassen, ich habe es ja bewusst getan. Für mich stand im Vordergrund, die reine Brief-Perspektive auszuprobieren (wie du bereits mit dem Begriff "Stilübung" richtig erkannt hast).

Darüber hinaus vielen Dank für die Flusen, die habe ich umgehend verbessert. Was deine Frage angeht, woran er sich schneidet: an den Scherben natürlich, es ist ja was zerbrochen. Und ein Automobil gibt es natürlich auch – denn wo könnte die Geschichte spielen, wenn nicht in den „1920ern Lovecraft-Style“ (wo wir wieder bei dem "Motiv" wären).


Gude wegen,
vielen Dank für deinen Kommentar, die Fehler habe ich direkt korrigiert. An die Kürzungen des Mittelteils werde ich mich heute machen, denn es haben sich einige blutrot markierte Passagen angesammelt und bedürfen einer Bearbeitung bis zum Rausschmiss. Ohje, das wird was.
Beim Ende habe ich ein derzeit die Befürchtung, es zu platt zu gestalten. Vielleicht traue ich mich dann im neuen Jahr an eine Verbesserung heran :)


Gude Eisenmann,
sehnlichst erwartet dein Kommentar ist, wenn ich das zugeben darf. Ich werde mir auch bald dein neues Werk anschauen, das jenseits der Challenge etwas an mir vorbeigegangen ist :sealed:
Die Geschichte werde ich nochmal raffen und dabei hoffentlich einige der gedoppelten Effekte herausfiltern oder umschreiben können.
Die Idee mit dem niederbrennen notiere ich mir mal …


So, ich habe jetzt doch schon ein paar Stellen im Mittelteil gekürzt. Vor allem sind da Füllsätze rausgefallen, die keinen Mehrwert gebracht haben. Dankeschön an der Stelle nochmal an Nichtgeburtstagskind, von deinen Streichvorschlägen habe ich jetzt einiges (aber nicht alles ;) ) hervorgeholt und umgesetzt.
Richtig durchschlagend waren die Kürzungen aber nicht, das habe ich selbst gemerkt. Es ist für mich sehr schwierig, die Brücke zwischen (eher langatmiger) Authentizität und Lesbarkeit zu schlagen. Was mir aber hilft, sind die guten Vorschläge, die hereingeflattert kommen. Noch bin ich mir nicht sicher, was ich alles umsetzen will, aber zumindest eine Idee wollte ich schon einmal aufnehmen, die in diesem Brief kulminierte:
"Hallo Freund,
Ich schreibe dir mit guter Laune.
Lass mich doch nicht so lange warten, bis du wieder schreibst.
Feuer brennt im Kamin, so schön warm.
Elphias "
Viel Spaß beim Knobeln, die "Lösung" kann man sich bei alexei im Kommentar holen. ;)


Und noch einmal an alle fleißigen Kommentatoren: einen guten Rutsch!

Liebe Grüße,
Vulkangestein

 

Hallo Vulkangestein,

ich mag sowohl klassische Schauergeschichten als auch Geschichten in Briefform sehr gern, von daher hat mich dein Text gleich angesprochen. Ganz überzeugt hat er mich aber nicht - meiner Meinung ist nur einer der beiden Aspekte richtig gelungen.

Was du gut hinbekommen hast, ist der Spannungsaufbau und die Atmosphäre. Das ist bei dieser Form ja gar nicht einfach - ich weiß ja, dass das gruselige Haus den Protagonisten nicht im nächsten Moment verschlingen wird, wenn er hinterher noch fünf Briefe geschrieben hat. Aber die Beschreibungen, was in dem Haus so vor sich geht, erzeugen trotzdem Spannung, und es steigert sich langsam und effektiv von harmlosen Sachen, die man noch leicht erklären kann, bis zu immer bedrohlicheren und offensichtlich übernatürlichen Vorgängen. Den rückwärts geschriebenen Brief fand ich besonders wirkungsvoll. Und der Schluss - vergiss alle vorherigen Briefe, alles ist prima, komm mich und das Haus mal besuchen - das passt auch gut. :)

Was für mich nicht so gut funktioniert, ist die Briefform, die Art wie Elphias schreibt, klingt an vielen Stellen nicht so richtig "authentisch". Das ist aber auch verflixt schwer für moderne Autoren. Ich würde total gerne selbst mal so eine Geschichte schreiben, aber bisher bin ich immer vor der Herausforderung zurückgeschreckt.
Für die klassischen Horrorautoren, die diese Form berühmt gemacht haben, war das in zweierlei Hinsicht einfacher - einmal waren Briefe zu der Zeit eine ganz normale Kommunikationsform, so dass es sich bestimmt viel "natürlicher" angefühlt hat, in der Form zu schreiben, und zum anderen war die Sprache dieser Zeit für sie ganz normale Alltagssprache und nicht etwas, wo sie sich mühsam rantasten mussten.

In deiner Geschichte sind mir immer wieder Sachen aufgefallen, die ich für Anachronismen halte, also die "zu modern" klingen, und das lenkt mich leider ziemlich ab. Das gilt sowohl für Formulierungen als auch für inhaltliche Aspekte.

Es fällt mir insgesamt schwer, die Geschichte einer spezifischen historischen Epoche zuzuordnen. Einerseits gibt es bereits Automobile, andererseits werden Briefe mit Federkiel und Tintenfass geschrieben. Dass ein noch unverheiratetes Paar vor der Hochzeit zusammen zieht, ist zwar ungewöhnlich, aber nicht absolut undenkbar. Das ist halt so ein vages "irgendwann in der Vergangenheit", ein "Es war einmal" sozusagen. Für Märchen ist das prima, für so eine Geschichte ... hmm. Also ich kann mich damit abfinden, aber besser würde es mir schon gefallen, wenn die Geschichte einer bestimmten Epoche entsprechen und die Figuren auch ausschließlich so reden und handeln würden, wie es der Epoche entspricht. Ich weiß nicht, ob ich das verständlich ausdrücke und es ist definitiv eine persönliche Pingeligkeit, das musst du dir nicht unbedingt zu Herzen nehmen. Aber ich sammle trotzdem ein paar Beispiele, was ich meine:

Denn abgesehen davon, dass es ein äußerst schönes Haus ist mit seinem alten viktorianischen Stil, ist es doch auch der Ort, in dem sich mein bisheriges Leben abspielte.
Eigentlich hätte ich angenommen, dass die Geschichte ganz gut vor oder in die viktorianische Ära passen würde. Also 19. Jahrhundert irgendwann. Die Literatur, von der die Geschichte inspiriert ist, stammt aus der Zeit, und auch sonst wirkt vieles so, als würde es in die Zeit passen. Aber wenn viktorianischer Stil schon als alt gilt, dann würde das ja auf eine spätere Zeit verweisen. Anfang/Mitte 20. Jahrhundert?

Was ein Schwachsinn!
Ist das Absicht? Dann finde ich es zu flapsig/modern. Aber vielleicht fehlt auch einfach ein "für"?

Man sagte mir, ich könne tatsächlich noch am selben Tage entlassen werden, wenn ich das Bett hüten würde, und ich bestellte – nachdem ich einige Blumen an dieses Ehepaar verschicken ließ – ein Taxi.
Hmm. Also man kann schon Taxis bestellen. Keine Ahnung seit wann es die gibt, in Form von Kutschen sicher schon eine Weile bevor sich das Auto verbreitet hat. Aber wie bestellt er das? Per Telefon? Keine Ahnung, wie es sonst gehen würde. Und wenn es das Telefon schon gibt, warum schreibt er seinem Freund ausschließlich Briefe? (Siehst du was ich meine mit ablenken? :))

Grüße von Perdita

 

Hallo Vulkangestein,

frohes Neues Jahr.

Ich schreibe gleich mit, was mir beim Lesen auffällt:

Ich weiß, man sagt das so:

die ich in einer gut verschlossenen Kiste

Aber was ist "gut verschlossen"?

Vielleicht kannst Du beschreiben, was Du mit dem gut verschlossen meinst? Dann würde vielleicht an der Stelle gleich (noch mehr?) Spannung entstehen. Eine Kiste, die durch besondere Maßnahmen, z. B. Schloss und Kette mit Vorhangschluss, "gut verschlossen ist", macht es spannender als "gut verschlossen".

Hier vergibst du wieder etwas an Spannung:

Diesen Wunsch konnte ich ihr nicht erfüllen – meine Neugier war zu groß.

Da hat der Erzähler einen inneren Konflikt, den man spannend auflösen könnte, indem Du beschreibst, wie er mit sich ringt, die Brief vielleicht in den Händen hält, immer wieder darüber streift, prüft, ob man sie öffnen könnte, ohne den Umschlag zu beschädigen, etc.

Damit machst Du eine zeitliche oder kulturelle Verordnung:

Wir werden noch vor der Hochzeit zusammenziehen! Das ist ungewöhnlich, ich weiß.

Denn heute ist es eher ungewöhnlich nicht vor der Hochzeit zusammenzuziehen.

Elphias Sprache in diesem ersten Brief ist auch eher altertümlich, womit sich die Ereignisse im vorletzten Jahrhundert abspielen dürften. Bin gespannt, ob sich das bewahrheitet.

mit siebenundzwanzig Jahren

Guten Freunden schreibt nicht das eigene Alter. Da schreibt man vielleicht "in meinem Alter".

Unser kleiner Geheimbund, den wir vor einigen Jahren gegründet haben, unsere kleine, eigene Loge in Onsmouth.

Ein Freimaurer?

ließ – ein Taxi.

Taxi? Das ist ein Widerspruch zu den obigen Beobachtungen.

Den Rest habe ich jetzt einfach gelesen, ohne weiter ins Detail zu gehen.

Fazit:

Unterhaltsame Geschichte mit kleinen Widersprüchen (siehe oben).

Leider ist sie streckenweise etwas langatmig und der Text entwickelt keinen Sog und lässt mich auch relativ kalt. Ich glaube, das liegt an der eigentlich guten Idee der Briefe.

Durch die Briefform wirken die gruseligen Ereignisse recht abgeklärt und man leidet nicht mit dem Protagonisten mit.

Um das Ganze spannender zu machen, fallen mir zwei Maßnahmen ein:

i) Du könntest die Briefe in ihrer Form verändern. Die Sprache, den Inhalt, was auch immer, sodass man die Veränderung des Elphias stärker spürt.

ii) Du könntest den Rahmen verändern. Momentan ist der Erzähler jemand, der die Briefe findet und dann keine Rolle mehr spielt. Entweder könnte der Erzähler auch in dem Gruselhaus sein und die verwebst die Briefe mit Ereignissen, die dem Erzähler passieren. Oder Du streichst diesen Rahmen komplett und baust den Adressaten der Briefe mit ein, wie er z. B. zu Besuch zu Elphias kommt und merkt, wie sich Elphias verändert, wie er um ihn kämpft, etc.

Aber abgesehen davon, habe ich mich schon gut unterhalten gefühlt.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Gude Perdita,

Frohes Neues und vielen Dank für deinen Kommentar.

Ich weiß nicht, ob ich das verständlich ausdrücke
-> Keine Sorge, ich verstehe, was du meinst. Gut, dass du den Zeit/Epochenaspekt ansprichst. Ich habe noch nicht viele Texte in „diesem“ Setting geschrieben und gewisse Unstimmigkeiten sind mir selbst gar nicht aufgefallen.

Aber wenn viktorianischer Stil schon als alt gilt, dann würde das ja auf eine spätere Zeit verweisen. Anfang/Mitte 20. Jahrhundert?
-> Das größte Problem ergibt sich dabei wohl aus dem Begriff, der, wie du sagst, erst später geprägt wurde. Und auf die Schnelle konnte ich nicht mal herausfinden, ab wann genau man vom Viktorianischem Stil gesprochen hat. Das werde ich wohl umformulieren, zumal es diese Anmerkung nicht unbedingt braucht. Und ich glaube ab dem Begriff hat Isegrims den Text schon nicht mehr ernst genommen ;)

Hmm. Also man kann schon Taxis bestellen. Keine Ahnung seit wann es die gibt
-> Guter Punkt, da habe ich beim Schreiben gar nicht dran gedacht. Den Begriff scheint es tatsächlich länger zu geben, als ich dachte. Ich formuliere es aber um, das erfordert ja keine sonderlichen Veränderungen am Text – und je weniger Ablenkungen im Text, desto besser, würde ich doch meinen.
Der von mir angedachte Rahmen war übrigens ungefähr das frühe 20. Jahrhundert. Beim nächsten Korrekturlesen werde ich die Augen nach weiteren Anachronismen offen halten. Bezüglich des Briefeschreibens hatte ich eigentlich keine Bedenken, da sich diese spezielle Form der Kommunikation ja bis heute gehalten hat und ich hab sogar auch schon aus Jux mit Tinte aus einem Tintenfässchen geschrieben (und siehe da, die Katze kam und hat’s umgestoßen …). Vielleicht ist das im Kontext der Geschichte verträglicher, wenn man nochmal überlegt, dass Elphias und sein Freund mal eine kleine „Loge“ gegründet haben. Die sind bestimmt etwas schräg unterwegs ;)

Gude Geschichtenwerker,
Frohes Neues! Danke, dass du dir meinen Text mal angeschaut hast.
Deine Vorschläge für den Rahmen gefallen mir, aber wieder bin ich bei dem alten Problem: Ich glaube, dass ich den Rahmen brauche, um eine gewisse Grundneugier zu generieren, damit man sich durch den (absichtlich) langatmigen (und damit erhofft glaubwürdigen) Anfang „kämpft“.
Ich will den Rahmen aber nicht zur eigentlichen Geschichte erhöhen. Er soll schön anzusehen sein, aber definitiv nicht die eigentlichen Briefe erschlagen. Das soll ja das „Besondere“ (oder zumindest meine persönliche Challenge) an der Geschichte sein: eine reine Erzählung in Briefform aus einer Perspektive. Wie man es „finden könnte“.

Taxi? Das ist ein Widerspruch zu den obigen Beobachtungen.
-> Das habe ich rausgenommen :)

i) Du könntest die Briefe in ihrer Form verändern. Die Sprache, den Inhalt, was auch immer, sodass man die Veränderung des Elphias stärker spürt.
-> Ich habe ja noch ein paar Korrekturrunden vor mir. Deinen Rat werde ich mir dabei zu Herzen nehmen!


Aber abgesehen davon, habe ich mich schon gut unterhalten gefühlt.

-> Das freut mich!

Liebe Grüße,
Vulkangestein

 

Hallo Vulkangestein,

als Freund des gepflegten Horrors konnte ich nun endlich auch deine Geschichte lesen. Ich beziehe mich ausschließlich auf die aktuelle Fassung und habe auch die anderen Komms nicht gelesen - ich schaffe sonst einfach nicht mehr alle Texte.

Eine nette kleine Gruselgeschichte ist dir da gelungen. Kein Splatter, sondern ruhiger, subtiler, leicht altmodischer Grusel. Das hat mir gut gefallen. So ein verfluchtes Haus hat etwas Klassisches, das Erinnerungen an bekannte Filme, Bücher, Hörspiele wachruft. Da benutzt du Motive, die sicher nicht neu sind, die man sich aber gerade wegen ihrer Vertrautheit sofort gut vorstellen kann.

Ich hatte etwas Schwierigkeiten, das Geschehen zeitlich zu verorten, dachte zunächst (ohne richtigen Grund) ans 19. Jahrhundert, es hätte aber auch früher sein können. Erst als das erste Mal ein Automobil erwähnt wurde, habe ich das mental ins frühe 20. Jahrhundert verschoben. Auch wo die Geschichte spielt, war mir zuerst nicht recht klar. "Elphias Warenne" ist kein Name, der mich an ein bestimmtes Land denken lässt. "Onsmouth" und "Mary" klingen britisch, Wikipedia kennt eine adlige Familie Warenne aus Surrey, die im 13. Jahrhundert ausgestorben ist - hast du auf die angespielt?

Der Klang des Erzählers ist sicher bewusst etwas altertümlich gewählt, passend zur Zeitlinie. Auch das assoziiert einige Klassiker: Shelley, Stevenson, Poe (oder zumindest deren Übersetzungen); auch die haben ja zuweilen in Brief- oder Tagebuchform erzählt. Allerdings gab es die eine oder andere Formulierung, die mir anachronistisch oder zumindest unpassend leger vorkam. Ich habe mal versucht, die zu sammeln:

einfach irgendwo zwischengeschoben (...)
Meine Eltern haben mich wieder aufgebaut (...)
bis ich schließlich ein paar Schnipsel fand (...)
dieser ach so tolle Aufgang zum Haus (...)
Einige Renovierungsarbeiten waren noch immer von dem Sturm übrig
Darüber hinaus benutzt du an vielen Stellen den Konjunktiv nicht konsequent, wechselst z.B. zwischen "sei" und "wäre", obwohl beides indirekte Rede ist. Das würde einem gebildeten Briefeschreiber der Epoche m.E. nicht passieren.

Weitere Kleinigkeiten unterwegs:

weshalb ich mich an meine Mutter wandte, doch sie wollte nichts preisgeben und bat mich, sie ungelesen zu verbrennen
Die Mutter möchte ungelesen verbrannt werden? :eek: :baddevil:

Wie du weißt, habe ich das Haus meiner Familie nie für eine längere Frist als einen Urlaub verlassen und auch nie derartiges angestrebt.
Aber in Onsmouth studiert hat er doch ...?

Denn abgesehen davon, dass es ein äußerst altes und trotzdem wunderschönes Haus [ist, ] ist es doch auch der Ort, in dem sich mein bisheriges Leben abspielte.

Anstatt unter der Knute meiner Eltern, unter der von Mary, wirst du wohl witzeln
Das erste Komma muss weg. Wenn dir der Satz dann zu unübersichtlich ist, könntest du stattdessen ein "nun" oder "künftig" o.ä. einsetzen.

Dann fehlte mir meine Urkunde von der Onsmouther Universität.
"Onsmouther Universität" klingt komisch. Man sagt ja auch nicht "Cambridger" oder "Oxforder Universität". Vielleicht einfach: "Universität [in] Onsmouth"?

Aber den sentimentalen Wert des Blatts mit den ganzen Unterschriften, [Komma weg] schätze ich hoch ein!

da war irgendwie alles … verschwommen
Die Auslassungspunkte und das Wort "irgendwie" würde man m.E. in einem Brief nicht verwenden, jedenfalls nicht in dem ansonsten so steifen Duktus. Vielleicht: "war alles seltsam verschwommen" o.ä.

Auslassungspunkte kommen später noch mehrmals vor.

Und es vermittelte ein Gefühl: es war etwas Weggeworfenes; ins Brackwasser eines alten, nicht mehr benutzten Brunnens gestoßen.
An dieser Stelle habe ich vermutet, dass es im Folgenden noch eine Auflösung geben würde, wer oder was da spukt, und dass es sich z.B. um den Geist eines im Brunnen "entsorgten" Vorfahren handeln würde. Kein Verlust, dass es keine solche Auflösung gibt, aber vielleicht wäre dann diese "falsche Fährte" nicht notwendig.

auch den alten, kleinen Keller, in dem wenig mehr lagert, [Komma weg] als etwas Wein.

Wir hatten gerade begonnen, die ersten Kisten in den Wagen meiner angehenden Schwiegereltern zu verladen (...)
Schließlich war der Wagen voll und meine Schwiegereltern in spe fuhren los. Erschöpft ging ich in mein Zimmer, wo mein Fenster sich weigerte zu schließen. Schreckliche Geräusche des pfeifenden Windes krochen durch das Holz, um mir den Schlaf zu rauben.
Wieso schläft er überhaupt noch einmal in dem alten Haus? Seine Sachen sind doch schon unterwegs, und er könnte einfach mitfahren?

Meine Hirngespinste hat er verlacht und zornig war er, weil er dachte, ich würde die Verlobung lösen wollen, die sowohl aus Liebe als auch des Standes wegen perfekt war.
Warum Vergangenheit, die Verlobung besteht doch noch? Ein einfaches "ist" sollte reichen. Oder ein "sei", wenn er die Meinung des Vaters wiedergibt.

Saihple,
niella thcin nib hcI. tbel suaH saD. hcis negeweb nettahcS. Zruk run ebierhcs hcI. neguA nebah ednäW eid
,dnuerF nieM.
Interessanter Ansatz, so zu schreiben, dass das Haus es nicht lesen kann ... :D Warum macht er damit nicht in den folgenden Briefen weiter? Weil es zu anstrengend zu schreiben und zu lesen ist ...? ;)

Er hat gesagt, das wäre das Beste für meinen Psyche!

Mein Freund,
es ist geschafft.
Sehr schön. Erst die mühsam geglückte Flucht, danach die Hochzeit - und später holt ihn das Haus doch wieder ein, indem es seine Mutter tötet und seinen Vater als Geisel nimmt. :thumbsup:

Mein Kopf drohte unter all diesem Lärm zu zerbrechen und ich spürte, [Komma weg] meinen letzten Willen – ein letztes Mal dieses schreckliche Gebäude zu verlassen – schwinden.
Doch in dem Donner von draußen und noch schlimmer, der Kakophonie des Hauses verstand man nichts. Balken ächzten, Läden wurden auf und zugeschlagen, Scheiben zerschlagen. Ich rief nach meinen Eltern, doch sie schien der ewig-süße Dämmerschlaf des Hauses gepackt zu haben.
Der "ewig-süße Dämmerschlaf" passt so gar nicht zu dem direkt davor beschriebenen Lärm.

Ich weiß, was passieren kann[Komma] und ich weiß auch, was passieren wird.

Ich habe ihr erklärt, dass der alte Mann es bald nicht mehr alleine schaffen würde[Komma] und ihr damit sogar etwas Wahrheit zugemutet.

Nur ich weiß, dass diese Wohngemeinschaft keine natürliche ist und das wir niemals hier sein sollten.

Man weiß einfach, man ist nicht allein. (...)
ihr werdet euch so wohlfühlen, dass ihr gar nicht mehr heimwollt, das verspreche ich euch!
:D

Gern gelesen!

Grüße vom Holg ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Vulkangestein,

nun bin ich also endlich bei deiner Geschichte gelandet. Bin mal gespannt:

Aha...der erste Absatz erinnert mich an Edgar Allen Poe. :read:

Im zweiten Absatz bin ich über den Satz gestolpert:

Denn abgesehen davon, dass es ein äußerst altes und trotzdem wunderschönes Haus ist es doch auch der Ort, in dem sich mein bisheriges Leben abspielte.

Da fehlt doch ein Beistrich und ein "ist", oder?

Jö...eine Hochzeit steht an, der gute Elphias kommt endlich unter die Haube. ;)

Mary nimmt es gelassen, sie findet es sogar äußerst unterhaltsam, wie unbeholfen ich mich anstelle.
Ich find es auch äußerst unterhaltsam

Wahrscheinlich ein Schwächeanfall, es war ein warmer Tag und ich habe wenig getrunken.
Ich dachte kurz darüber nach, es nun etwas langsamer beim Auszug anzugehen, doch jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, habe ich dieses kindische Zögern wieder abgelegt.

..oder zu viel getrunken ;)? Na, Elphias noch langsamer willst es angehen?

Es hat letzte Nacht heftig gestürmt und eine Stelle im Dach ist undicht geworden – genau dort, wo meine Sachen standen.
Mittlerweilen dürfte auch Elphias merken, dass der Auszug unter keinem guten Stern steht.:D

Nachts liege ich wach und ich höre, wie das alte Holz noch immer arbeitet, als ob das Haus …
Jaaa, böses Haus!

Ich schreibe einen Brief und das Haus frisst mich nicht auf.
Na, wer weiß?
Doch zum Regen war bald ein heftiger Wind hinzugekommen und durchnässt wankte ich immer wieder zum Haus und zurück.

Der Ärmste, jetzt hat er auch noch das Wetter gegen sich.:)
Er hat laut zu zetern begonnen, was ich mir einbilden würde. Meine Hirngespinste hat er verlacht und zornig war er, weil er dachte, ich würde die Verlobung lösen wollen,


Das glaube ich gerne, dass der Vater da nervös wird. Jetzt wären sie endlich den 27- jährigen Balg los, und dann will der einfach nicht ausziehen.

Elphias Warenne wird nicht nachgeben!

Genau! Elphias zeigs dem Sch..Haus!

Alles ist sortiert, ich bin voll und ganz frei. Frei, mich Mary zu unterwerfen, wie du wohl endlich witzeln kannst. Und ich bin froh darum. Es ist so vieles geschafft.

Na, das war doch sicher noch nicht alles?

Na, dachte ich es mir doch...eine kleine Erpressung und schwupps ist der verlorene Sohn wieder zu Hause.

Ich würde dich und deine Frau gerne einladen, uns bald besuchen zu kommen. Wir haben das Gästezimmer wieder hergerichtet und ihr werdet euch so wohlfühlen, dass ihr gar nicht mehr heimwollt, das verspreche ich euch!

Na, die freuen sich sicher schon auf den Besuch.

Also, ich weiß ja nicht, wie oft du deinen Text schon überarbeitet hast, aber mir gefällt er sehr gut. Erinnert mich tatsächliche ein bisschen an E.A.P, wenn es auch nicht ganz so gruselig wurde.
Die ganze Geschichte hat für mich einen schmunzelnden Unterton, ich hoffe, den hast du auch so gewollt. Denn, gerade den finde ich in dieser Story sehr wichtig. Köstlich fand ich zum Beispiel, wie sich Elphias am Ende der Briefe immer verabschiedete. Man hat richtig gemerkt, wie seine Stimmung immer mehr den Bach runter ist...
Aber ich muss schon sagen: das Haus ist wahrscheinlich weiblich. Will einen 27- jährigen nicht gehen lassen und killt zuerst die Mutter...da muss die Mary aber aufpassen :D!

Habe ich wirklich gerne gelesen und kann auch eigentlich nichts aussetzen.

Liebe Grüße
Sabine

 

Hi Vulkangestein,
ich schau gerade vorbei, um zu sehen was sich in deinem Text getan hat und ob das Haus der Familie Warenne weitere Opfer gefordert hat.

Die Briefe des Elphias Warenne

Dies sind die Briefe des Elphias Warenne, die ich in einer gut verschlossenen Kiste im Nachlass meines Vaters entdeckt habe.

Hmm. Gefällt mir immer noch nicht, diese Wiederholung. Aber du bist der Chef!


Mein Freund,
ich bin bettlägerig und musste lange mit mir kämpfen, dass ich dir diesen Brief schreibe. Wir hatten gerade begonnen, die ersten Kisten in den Wagen meiner angehenden Schwiegereltern zu verladen, da fing es an zu regnen. Nun einmal bei der Arbeit wollte ich nicht aufhören – du hast gelesen, welche Anstrengungen es bis zu diesem Schritt benötigt hatte. Doch zum Regen war bald ein heftiger Wind hinzugekommen und durchnässt wankte ich immer wieder zum Haus und zurück.
Du, das mit Sturm passt gut zum Thema der Challenge. Strenggenommen kann Gruselhaus aber nichts dafür, oder?


Eine Woche – und nun steht alles wieder in meinem alten Familiensitz.
Meinem würde ich durch unseren ersetzten. Der Vater lebt noch.


Ich bin mir endlich sicher, meine Ängste überwunden zu haben. Es muss wohl einiges zusammengekommen sein, das sagt auch der Arzt. Nervliche Überreizung, Stress, ein Trauerfall. Kein Wunder also, dass ich allerlei Dinge gesehen habe, die natürlich nicht da waren.
Er hat diese Dinge bereits gesehen, als es noch keinen Trauerfall gab. Vllt. passt du das ein wenig an.


Bei diesen Verben meckert mein Word, dass man sie mit dem vorangegangenen Wort zusammenziehen muss. Hat bestimmt auch ein Grammatik- Fachbegriff. :Pfeif: Aber ich bin keiner von den Grammatikfüchsen, also nur so zur Info.

lang gemacht, wieder finden, wieder gefunden, wieder aufgebaut, weiter schreiben, bereit machte, hier bleiben, wieder hergerichtet

Mary und Vater verstehen sich und haben sich beide arrangiert. Nur ich weiß, dass diese Wohngemeinschaft keine natürliche ist und das wir niemals hier sein sollten.
Dass


Ich würde dich und deine Frau gerne einladen, uns bald besuchen zu kommen. Wir haben das Gästezimmer wieder hergerichtet und ihr werdet euch so wohlfühlen, dass ihr gar nicht mehr heimwollt, das verspreche ich euch!
Ich habe dir ja schon geschrieben, dass ich gern mehr Wahnsinn gehabt hätte. Muahr! :D


Liebste Grüße, Elphias Warenne
Am Schluss unterschreibt er mit seinem vollen Namen. Ist das ein versteckter Hinweis, den ich nicht kapiere oder hast du das verschusselt?


Liebes Vulkangestein,
deine Geschichte, mit den vielen schön beschriebenen Details, kann man gut und gern ein zweites Mal lesen. :)
Viele Grüße
wegen

 

Gude liebe Wortkrieger,
entschuldigt, dass ich so lange für die Antwort gebraucht habe. Ich wollte nicht schreiben, bevor ich auch Zeit habe, eure Verbesserungen aufzunehmen und dazu kam ich erst jetzt.

Gude The Incredible Holg,
vielen Dank für deinen langen und auch noch positiven Kommentar!
Deine Verbesserungsvorschläge habe ich alle umgesetzt, da freut man sich doch als Autor, wenn der Kommentar es einem so mundgerecht präsentiert. Insbesondere die Anachronismen waren sehr hilfreich!
Auf den Namen Warenne kam ich als Gedankenspiel um den geläufigeren Namen "Warren". Ich dachte dann Warenne klingt irgendwie alt (wie ich beim googlen dann auch feststellte :D) und passend. Die zeitliche Verordnung habe ich dadurch wohl auch nicht einfacher gemacht. Tatsächlich war das frühe 20. Jhd. angepeilt.

Gude Sabine P,

Aha...der erste Absatz erinnert mich an Edgar Allen Poe.
-> 2017 habe ich zum ersten mal was von E.A.P. gelesen und daraufhin zum ersten Mal seit längerer Zeit auch wieder Kurzgeschichten verfasst (und bin hier gelandet). Eine davon hab ich sogar mit einem Protagonisten mit denselben Anfangsinitialen versehen ... ok, jetzt wird es peinlich ;)

Vielen lieben Dank für deine Verbesserungsvorschläge, die habe ich ohne viel Federlesens umgesetzt!
Ich mochte auch deinen lockeren Stil im Kommentar und will dir sagen:

Die ganze Geschichte hat für mich einen schmunzelnden Unterton, ich hoffe, den hast du auch so gewollt. Denn, gerade den finde ich in dieser Story sehr wichtig.
-> Du hast recht! Die Geschichte soll ein bisschen gruseln, aber auch unterhalten - so ehrlich will ich dann schon sein. Es ist vielleicht der Ansatz zu einem eigenen Stil und es freut mich, dass es dir gefallen hat.

Also, ich weiß ja nicht, wie oft du deinen Text schon überarbeitet hast ...
-> Da sind wir schon zwei. Ich habe zumindest eine Unzahl an Versionen abgespeichert, um später ggf. auch meine Veränderungen am Text nachvollziehen zu können. Es freut mich, dass sich die Mühe lohnt!

Gude wegen,
danke, dass du nochmal vorbeischaust!

Meinem würde ich durch unseren ersetzten. Der Vater lebt noch.
-> Ich würde dir eigentlich recht geben, überlege aber, ob es hier vielleicht irritieren könnte. Meinst du nicht, dass andere Leser in dieses "uns" dann plötzlich die Frage hineinlegen, was der Adressat damit zu tun hat?

Er hat diese Dinge bereits gesehen, als es noch keinen Trauerfall gab. Vllt. passt du das ein wenig an.
-> Habe ich verändert, danke! :)

Bei diesen Verben meckert mein Word
-> Und meine Intuition auch, wenn ich so drüberlese. Habe es erstmal korrigiert.

Am Schluss unterschreibt er mit seinem vollen Namen. Ist das ein versteckter Hinweis, den ich nicht kapiere oder hast du das verschusselt?
-> Ist als Hinweis gedacht. Er soll dadurch quasi "wortwörtlich" ein "anderer" Absender werden. Daher hier mit vollem Namen statt vorher (und dadurch auch vertraulicher) nur mit dem Vornamen. Ich glaube aber, es ist nicht schlimm, wenn das eventuell untergeht :lol:

deine Geschichte, mit den vielen schön beschriebenen Details, kann man gut und gern ein zweites Mal lesen.
-> Hach, so starte ich doch gerne ins Wochenende!

So, dann vielen lieben Dank nochmal gesammelt an euch drei! Ich wünsche euch ein schönes Wochenende.

Vulkangestein

 

Hallo Vulkangestein,

nun habe ich mich also doch überwunden und mich dein Gruselhaus begeben :susp: !

Also zunächst: ich bin beeindruckt von deiner Art zu schreiben, als wärest du tatsächlich ein Gruselgeschichtenautor aus einem vergangenen Jahrhundert. Das hast du wirklich konsequent (jedenfalls in meinen Augen nur mit kleinen Ausnahmen) durchgezogen, und ich stelle mir direkt vor, dass du während des Schreibprozesses deine Umgebung mit solcherart antiquierten Formulierungen irritiert haben könntest. :)

Ich weiß nicht, was und wie oft du welche Stellen umgeschrieben hast, und am Ende kannst du es ja doch nicht allen recht machen - aber falls du es mir recht machen wölltest, kannst du bis auf Kleinkram alles so lassen - nur den Schluss würde ich mir noch gruseliger wünschen.

Der Kleinkram:
Ganz leicht fällt es mir nicht, die Geschichte zeitlich einzuordnen, da es einerseits schon Automobile gibt, andererseits aber noch mit Federkiel geschrieben wird. Vielleicht weiß ich aber einfach nicht, wie lange man damit noch schrub ... ;)

Es ist mir bei Lesen manchmal doch etwas lang geworden, da die Vorkommnisse im Haus sich ja alle irgendwie ähneln auf Dauer, andererseits glaube ich, du hast dieses gemächliche Tempo bewusst gewählt. Falls nicht – geht vielleicht auch noch ein bisschen geraffter, an Stellen, die sich wiederholen.


Aber was am schlimmsten war und ich muss befürchten, dass du mir nun zornig werden wirst: ich habe unseren Vertrag verlegt.
Das „war“ vllt. besser durch ein „ist“ ersetzen, denn es ist zu dem Zeitpunkt ja immer noch schlimm.

Aber den sentimentalen Wert des Blatts mit den ganzen Unterschriften, schätze ich hoch ein!

Komma weg

Wahrscheinlich glaubst du langsam, ich wolle gar nicht ausziehen.

Das habe ich auch geglaubt! :)

also begann ich, in meinem Büro zu suchen

Ist vllt. nur persönliches Empfinden: Büro erscheint mir irgendwie zu modern

Ein Stöhnen, das mir die Haare zu Berge stehen ließ. Doch es war nicht weit weg. Es lag direkt hinter meinem Kopf.
Das mit dem liegenden Stöhnen klingt für mich nicht so richtig.


Von besagtem Wein nahm ich eine Flasche mit nach oben und trank sie binnen weniger Minuten mit zittriger Hand aus.

Vllt. auch nur persönliches Empfinden: mit zittriger Hand trinken. Einschenken - ja, halten – ja, aber trinken? Vllt: Von besagtem Wein nahm ich mit zittriger Hand eine Flasche mit nach oben …


und meine Schwiegereltern in spe fuhren los. Erschöpft ging ich in mein Zimmer, wo mein Fenster sich weigerte zu schließen. Schreckliche Geräusche des pfeifenden Windes krochen durch das Holz, um mir den Schlaf zu rauben.
„in spe“ klingt für mich auch wieder modern, aber vielleicht täusche ich mich. Komma nach „weigerte“. Und vllt. „Die schrecklichen Geräusche des pfeifenden Windes ….“ – klingt sonst (für mich) nicht so schön.


Meine Mutter ist gestorben. Sie ist die Treppe zum Keller hinuntergestürzt. Sagte der Arzt.
Sagte der Arzt? Das klingt so, als gäbe es daran gewisse Zweifel - aber sie ist doch gestürzt, oder?


Alle glauben, jemand muss dagegengekommen sein.

dagegen gekommen


So, das war der Flusenkram.

Und zum Schluss zum Schluss:
Ich habe mich ja während der Geschichte jetzt nicht sooo dolle gegruselt, aber das fand ich gar nicht schlimm - ich habe einfach aus sicherer Entfernung die schöne Gruselatmosphäre genossen, die sich ja durchaus entfaltet, aber am Ende hätte ich mir dann schon noch einen Kick gewünscht. Irgendwie, dass der Briefeleser mehr mit einbezogen wird und das Herz nochmal anfängt, zu klopfen. Ein allerletzter Brief, vom Notar von Elphias Warenne zum Beispiel, in dem steht, dass im Falle seines Ablebens (und dem seiner Frau) der Freund (Vater des Briefelesers) Erbe des Hauses wird.
Dann hätte der Briefeleser noch eine schwere Entscheidung an der Backe.
Also nur als Beispiel, aber ich weiß ja selbst, dass man es nicht allen recht machen kann, also vergiss es - ich fand ich deine Geschichte richtig gut!

Liebe Grüße von Raindog

 

Moin Vulkangestein,

uff, gerade noch geschafft ...
Eigentlich war natürlich Ziel, alle Geschichten der Challenge zu kommentieren, aber ich muss gestehen, bei einigen fiel mir absolut nichts ein, zumindest nichts Nettes. Ist wohl auch etwas, was ich als Anfängerin lernen muss - wenn einem eine Geschichte partout nicht gefällt - Klappe halten, was anderes lesen. Aber das traf auf Deine Geschichte ja gar nicht zu - also ran an den Kommentar, bevor ich abstimmen "gehe". Und nein, es wird kein konstruktiver Kommentar mehr, dafür ist einfach schon zuviel gesagt.

So wie es Dir mit meiner "mundart"-Geschichte ging, mache ich eigentlich einen Bogen um Horror. Aber um mitreden zu können, lese ich sie dann doch, um es bei "menschenverschlingenden Telefonzellen" und "Eisenbahnen aus menschlichen Überreste" eindeutig zu bereuen. Aber Deinen Geschichte liest sich wunderbar ruhig und ausgeglichen, der Horror, eigentlich mehr ein akzeptables Gruseln baut sich schön gesteigert auf und ich mochte die altertümliche Sprache sehr. Die paar "Ausrutscher" hast Du mittlerweile verändert, jedenfalls sagt mir das meine Erinnerung. Und nein, gruseliger muss es für mich nicht, ich bin eindeutig ein Weichei. Vielen Dank für den Lesespaß und ich freue mich schon auf weitere Geschichten von Dir.

Best Wünsche
witch

 

Gude Raindog,

danke für deinen Kommentar! Es freut mich, dass dir der Stil gefallen hat. Auch deine Vorschläge zum Schluss gefallen mir sehr gut, aber für diese Geschichte werde ich es beim leichten bzw. distanzierten Grusel belassen. Für die gemächliche Entwicklung der Handlung konnte ich es bisher auch noch nicht über das Herz bringen, zu streichen - obwohl ich es schon mindestens zehnmal probiert habe.

Deine Ideen könnte ich aber für eine Fortsetzung in Betracht ziehen :lol:

Den Kleinkram habe ich fast vollständig übernommen, danke für die Details!

Sagte der Arzt? Das klingt so, als gäbe es daran gewisse Zweifel - aber sie ist doch gestürzt, oder?

-> Die Skepsis gegenüber der Aussage liegt darin begründet, dass Elphias Warenne nicht von einem "simplen" Sturz sondern eher von einem "gestürzt werden" ausgeht.

ich fand ich deine Geschichte richtig gut!
-> Dankeschön!


Gude greenwitch,

bei einigen fiel mir absolut nichts ein, zumindest nichts Nettes.
Ohh je ...

Aber das traf auf Deine Geschichte ja gar nicht zu
Das ist ja noch mal gut für mich ausgegangen :lol:

Aber Deinen Geschichte liest sich wunderbar ruhig und ausgeglichen, der Horror, eigentlich mehr ein akzeptables Gruseln baut sich schön gesteigert auf und ich mochte die altertümliche Sprache sehr.
-> Vielen lieben Dank für dein Fazit! Mit dem Ergebnis des Gruselns bin ich sehr zufrieden und es freut mich, dass auch das sprachliche Experiment gelungen ist :shy:
Aber natürlich ist auch der Ehrgeiz für "richtigen" Horror geweckt :baddevil:

Und zum Abschluss ein sehr interessanter Gedanke von dir, über den wir bestimmt lange philosophieren könnten :read:

Ist wohl auch etwas, was ich als Anfängerin lernen muss - wenn einem eine Geschichte partout nicht gefällt - Klappe halten, was anderes lesen.
-> Ich finde es auch schwierig, wirklich zu jeder Geschichte etwas zu schreiben. Es gab bei mir auch in der Challenge zwei, drei Texte, die ich gelesen habe, aber schließlich nicht kommentiert habe. Das lag dann z.B. auch daran, dass sie zu experimentell/meinen Lesegewohnheiten fremd waren, sodass der Abgleich, den ich erstmal mit den "üblichen" Verfahrensweisen mache, nicht so ganz funktioniert. Dann steh ich meistens auf dem Schlauch und verkneif mir einen ohnehin nicht hilfreichen Kommentar :lol:
Ansonsten haben wir natürlich das "Glück" keine Lektoren zu sein und uns komplett frei aussuchen zu können, was wir kommentieren. Da können wir Texte auslassen, an denen wir tagelang alles kommentieren würden, um sie schließlich in eine Richtung zu "drücken", wo der Autor ohnehin nicht hin möchte. :D


Liebe Grüße und vielen Dank euch beiden für die Kommentare! Und tut mir leid, dass die Antwort so lange auf sich warten ließ :sealed:

Vulkangestein

 

Hallo Vulkangestein,

… deine Vorschläge zum Schluss gefallen mir sehr gut …

Das freut mich – aber es sind natürlich trotzdem nur Vorschläge.

aber für diese Geschichte werde ich es beim leichten bzw. distanzierten Grusel belassen.

Das ist vollkommen in Ordnung, sie funktioniert ja auch so.

Für die gemächliche Entwicklung der Handlung konnte ich es bisher auch noch nicht über das Herz bringen, zu streichen - obwohl ich es schon mindestens zehnmal probiert habe.

Ich weiß, wie es dir geht. Kenne ich. Man streicht vielleicht zwei Wörter, nach stundenlangem Überlegen – und dann isses aber auch mal gut! :D

Deine Ideen könnte ich aber für eine Fortsetzung in Betracht ziehen
Yes!!! Hau rein! :thumbsup:

Den Kleinkram habe ich fast vollständig übernommen, danke

Gern geschehen!

Liebe Grüße von Raindog

 

Ein großes Gude an
@Anne49, @moeki, @RinaWu @wieselmaus @Novak @barnhelm @kayoschi @weltenläufer @Friedrichard @alexei @Isegrims @wegen @Eisenmann @Perdita @Geschichtenwerker @The Incredible Holg @Sabine P @Raindog @greenwitch

Nanu, was ruft denn da aus der Gruft? Ein Challenge-Text, aber aus dem falschen Jahr ...

Liebe Wortkrieger, jetzt kommt ein wenig Eigenwerbung. Ich war da etwas zögerlich, ob das hier auf Wk sinnvoll ist, mich aber mit Webby abgestimmt, dass es hier unter der Geschichte in Ordnung ist. :shy:

Ich brauche eure Unterstützung!
"Die Briefe des Elphias Warenne" haben es in die Top 10 des Schreibwettbewerbs von Book on Demand / Libri geschafft! Sie steht jetzt zusammen mit den anderen neun Geschichten bei ca. 800 Bücher-Onlineshops kostenlos als eBook zum Download bereit - und damit beginnt der Wettbewerb: Bis zum 9. Dezember kann abgestimmt werden und die Geschichte mit den meisten 5-Sterne-Bewertungen gewinnt (also nicht der beste Schnitt, sondern nur die Höchstwertungen sind relevant).
Ihr habt alle mitgeholfen, dass die Geschichte sich entwickelt hat und dafür möchte ich euch an der Stelle noch einmal danken! :shy: Jetzt besteht die Möglichkeit, die Geschichte im Onlineshop der Bücherei eures Vertrauens zu finden, z.B. beim Bindernagel:
https://bindernagel.buchhandlung.de...hauermann_die_briefe_des_elphias_warenne.html

Dort kann sie auch bewertet werden. Notwendig für Herunterladen und Bewerten ist leider das Erstellen eines Accounts, zumindest bei den Shops, die ich gesehen habe.
Ich freue mich sehr über jeden, der sich noch einmal die Zeit nehmen möchte, um sich mit den "Briefen des Elphias Warenne" auseinanderzusetzen und ihnen vielleicht sogar die 5-Sterne-Bewertung dalassen mag. :)


Liebe Grüße
Vulkangestein

 

Hallo @Vulkangestein ,

herzlichen Gückwunsch. (Ich hatte auch teilgenommen, war aber nicht erfolgreich). Mich freut besonders, dass eine Geschichte, die wie aus der Zeit gefallen ist, Zuspruch bei der Jury gefunden hat. Bin gespannt, welche Geschichten noch ausgewählt wurden. Ich drücke dir die Daumen

Gruß wieselmaus

 

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