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Die Burg

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10.08.2005
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Die Burg

Die Burg

Langsam kommt der Wagen voran, er holpert über den steinigen Weg, sodass man glauben könnte, das die Achsen jeden Moment unter der ungeheuren Last brechen. Der Wagen trägt die Erinnerungen eines Lebens: ein Schaukelpferd, einen Strampler, kleine Schuhchen, ein Holzgewehr, eine Fibel, einige Urkunden, ein Liebesbrief und ein Messer, welches mit 2 Schichten Blut überzogen ist.
Vorne sitzt B., ein Mann von großer kräftiger Statur. Mit den Zügeln fest in der Hand, flieht er seit gefühlten Äonen mit seinem Wagen unter alle Meere, über alle Gebirge, durch den Mond, vorbei an der Sonne, vor dem, was sich seit gefühlten Äonen auf dem Wagen befindet. Ein Wesen, schwer zu definieren, sitzt dort, die zurückgelegte Strecke fest im Blick, als wache es, das alles so bliebe wie es war. Wie oft versuchte schon B. vergebens, dem Wesen ins Gesicht zu schauen. Jenes Wesen vermag die Gedanken B.´s zu kennen und drehte sich stets so, dass das Gesicht in der dunkelgrünen Robe verborgen blieb. Doch auch reden vermag jenes Wesen nicht, zumindest nicht jene Sprache, welche B. verstehen wollte. Er nahm es stets als Pfeifen und Kreischen war, wie eine Aneinanderreihung paradoxer Laute und Silben.
Der Versuch der Vertreibung war und ist stets zwecklos, holt B. mit einer Rute aus, um dem Wesen Schmerz zuzufügen, so scheint das Wesen gegen Schmerz resistent, schlimmer noch, B. fühlt den Schmerz seines eigenen Schlages doppelt und dreifach in einem markzerreisenden Schmerz an jener Stelle, wo er das Wesen, das ES, traf.
So flieht er durch Sommerlandschaften, gespickt mit Weinbergen, Seen und Alleen. Doch wo ES ist, ist die ewig winterliche Nacht herangebrochen. So wird fast ein ganzes Jahr zur ewig dunklen Nacht. Kein Sonnenstrahl durchbricht die Wolkendecke, nicht seitdem ES zu seinem ewigen Gefährten geworden ist.
B.`s Augen, von der Dunkelheit ermattet und von der Angst gebrochen, erblickt nach weiteren Äonen, der Sommer neigt sich schon längst dem Ende zu, eine Frau, deren heller Schein wie eine heilige Aura das Dunkel zu erhellen vermag. Doch als er sich vom Bock erhebt, um in die Helligkeit der Frau zu fliehen, weg von seinem Karren und dem Wesen, spürt er, wie eine kalte Klinge von hinten in seinen Hals eindringt und seine Halsschlagader durchdringt. Sekunden später ist sein Körper eins geworden mit der ewigen Dunkelheit, die ihn bisher umgeben hat.

„ Er ist heimgekehrt, er ist bei uns.„ – spricht eine brüchige Stimme in monotoner Wiederholung. B. wacht auf , in einem unbekannten Bett, an einem Ort, der ihm durch seine Äonen der Flucht unbekannt geworden ist. Umgeben von hohen steinernen Wänden, welche gespickt sind von Bildern, welche die schönsten Erinnerungen seiner Kindheit wiedergeben. Bildern von Plüschtieren, Schaukelpferden und von seiner Mutter. Eine belebende Wärme liegt im Zimmer, gespendet von einem Kamin, der immerfort Wärme zu Spenden scheint. Der Boden ist ausgelegt mit einen schönen roten persischen Teppich, der an Weichheit alles zu übertreffen vermag, was den menschlichen Sinnen fähig ist, zu erfassen. Überall lagen Rasseln, Zinnsoldaten und Deckchen, Gegenstände die er so innig geliebt hatte, wie selten etwas später.
Neben seinem Bett steht das Wesen und spricht: „Er ist heimgekehrt, er ist bei uns.„ In seiner Hand ist der Dolch, bedeckt mit 3. Schicht Blut, der seinen Hals durchdrang und ihn an diesen verfluchten Ort zurückgebracht hatte.
B. steht auf und geht durch das Zimmer, wobei ihm auffällt das die tiefe Wunde in seinem Hals nach wie vor klafft, aber dennoch keine Schmerzen verursacht. Sein altes Lieblingsspielzeug erblickend, wendet er sich seinem Schaukelpferd zu. Er betrachtet es sorgsam, sieht jede Maserung, jedes Haar doppelt an und stellt fest, dass es genauso aussieht, bevor es seine Mutter zerschlug. Er setzt sich behutsam darauf, stets darauf achtend, dass das Pferdchen keinen Schaden nimmt und wippt ein wenig, so wie damals, als er noch ein kleines Kind war, noch wohl behütet von der Mutter.
Das Wesen weicht ihm derweil keine Sekunde von der Seite. Nach einer Weile weißt er ihm den Weg zu Tür, nur widerwillig verlässt B. die Wärme seiner kindlichen Stätte. Nach verlassen des Zimmers befindet sich B. mit dem Wesen in einem Gang gewaltigen Ausmaßes. Er ist nur schwach beleuchtet von dem matten Schein scheinbar ewig brennender Fackeln, die nur vage die Wege zu den etlichen Türen weisen können, die der Gang inne hat.
Einer eigenen Entscheidung B.´s zuvorkommend weißt das Wesen ihm den Weg zu einer Tür.
Er legt die Finger auf die Tür und spürt die Vibration von Schreien und Wimmern am Zugang des Raumes. Eilig öffnet er die Tür und sieht wie seine ehemalige Geliebte, eine längst schmerzvoll verflossene Liebe, am Boden liegt und auf ihr das Wesen. Sie fleht und wimmert nach Gnade und Vergebung, für den Schmerz den sie ihm tat. Doch ES würgt sie unnachlässig, solange bis sie sich in sein Gesicht übergibt. ES hält inne, wischt sich das Erbrochene vom Mantel und steht auf. Sie, ihr Glück kaum fassend, versucht fluchtartig das Zimmer zu verlassen. Über einen Hocker fallend erreicht sie die Tür, versuchte jene zu öffnen, wobei sie so schwer von einem goldenen Kerzenständer am Kopf getroffen wird, das jener unter Wucht des Aufschlages in seine Einzelteile zerspringt. Befriedigt sinkt ES neben der Leiche nieder und beginnt die Einzelteile zu betasten und mit ihnen zu spielen. Wie ein Kind setzt ES die einzelnen Stücke zusammen, wie Bausteine. Doch nach einer Weile verliert das Wesen die Lust an jenem perversen Puzzlespiel und beginnt den Schädel wieder zusammenzusetzen, sodass daraus ein bizarres Gebilde entsteht, welches rein gar nichts mit einem menschlichen Schädel gemein hat. Angewidert verlässt B. den Raum. Er haßt sie, aber hat sie das verdient? Im tiefsten Innersten klingt ein leises JA.
Zurück auf dem Gang versucht B. das Kinderzimmer zu erreichen, doch der Gang muss sich in der Zwischenzeit verändert haben, nichts gleicht mehr den Gang, den er erstmalig betrat. Nun ist der Gang verwinkelt, aber auch deutlich heller als zuvor. Die Fackeln, welche nach wie vor anhaltend brennen, sind nicht mehr nötig. So bewegt sich B. in gänzlicher Konfusion, stets versuchend die innere Panik zu überwinden, langsam durch den Gang, in der Hoffnung, dass das Wesen von ihm abgelassen hat.
Doch sein Hoffen ist vergeblich, aus dem scheinbaren Nichts erscheinend, steht das Wesen mit blutigem Mantel vor ihm. Mit fast tanzenden Schritten bewegte sich ES auf ihn zu, nimmt ihn an die Hand und führt ihn zu einer großen gusseisernen Tür. ES öffnet die Tür mit spielerischer Leichtigkeit, Mithilfe eines goldenen Schlüssels.
Ein kleines Städtchen, welches den Ort seiner Jugend darzustellen vermag, kommt den müden Augen B.´s zum Vorschein. Sie treten aus einem kleinen Häuschen, welches im Gegensatz zu den anderen völlig aus Stein gebaut ist. Die Leute gehen ihren Beschäftigungen, sie feilschen, schwätzen und beobachten einander. Die Traube der Menschen bemerkt die Unbekannten nicht, was B. etwas ärgerlich macht. Zu B.´s Verwunderung sprechen alle Menschen mit der selben der monotonen Stimme, wie das Wesen.
Sie gehen weiter durch die idyllischen lichtgefluteten Straßen, sorgfältig gepflastert mit exakt quadratischen Steinen, doch am Ende auch nur ein Traumbild in B.´s Kopf. Die Stadt scheint an jeder Ecke eine neue Schönheit zu gebären, Wesen die für B. so unerreichbar sind, wie für einen Toten das Leben.
Dem Wesen in enge Gasse folgend, bemerkt er, dass ES etwas heißes bei sich trägt - eine Fackel. Unvermittelt hält ES die Fackel an einen Heuhaufen, welcher sofort Feuer fängt. Rasend schnell breitet sich das Feuer auf alle umliegenden Häuser aus, sodass ein riesiges Inferno entsteht, in dessen Mitte sie sich eiligst begeben hatten. Grausen und Argwohn breiten sich rasend schnell wie das alles zerstörende Feuer in B.´s Bewusstsein aus. ES beginnt zu tanzen, zu springen und zu frohlocken. Schreiend verlassen die Hausbewohner ihre Häuser. Nicht selten ist es der Fall, dass sie selber Feuer gefangen haben, das sich nun wie ein Dämon durch ihre Kleidung und Haare frisst um nun auch das Fleisch gänzlich zu versengen. Sie stürzen sich Boden, rollen sich auf dem steinernen Gehweg, vergeblich. Sie bleiben als schwarze, missgebildete Wesen zurück. Als B. näher an die Leichen herantritt, sieht er noch die Konturen der verkohlten Körper: die aufgesprungen Lippen, die weit aufgerissenen panikerfüllten Augen, die Finger und der dickliche Bauch einer Schwangeren.
ES ist glücklich, absolut glücklich, einfach nur glücklich. Das Wesen tritt neben die verbrannte Frau, um sie akribisch abzutasten. Mit langen Fingernägeln beginnt ES den Bauch der Schwangeren aufzuschneiden, um ihr das schreiende verkohlte Neugeborene zu entreißen und wie Trophäe vor den Toten in die Luft zu halten. ES hatte über das Leben gesiegt, indem er zerstört hatte, bevor es gefährlich werden konnte. Das Baby zerfällt nach einigen Augenblicken in den Händen des Wesens zu Staub.
Von Panik erfasst flieht B. von jenem unheilvollen Ort, der nur Tot und Verderben inne hat. Tausende Gedanken schießen ihn durch den Kopf: Er will einfach weg, weg von dem Wesen, was er zutiefst verachtet. Er will ES töten. Über Tote und verbranntes Material springend erreicht er das steinerne Haus und flüchtet in die Burg, die sich abermals verändert hatte.
Zu seinem persönlichen Erstaunen befindet er sich jetzt in einer riesigen steinernen Halle mit einer majestätischen Kuppel.
In der Mitte des Raumes erhebt sich ein Berg, auf dessen Kuppe sich zwei hölzerne Kreuze mit der Inschrift „INRI" befinden. Um den Berg stehen im Kreis verteilt nackte Frauen mit gesenkten Köpfen. Er kennt sie alle, es sind Wesen, die er genauso geliebt hat, wie er sie stets zu hassen vermochte, weil sie für B. stets unerreichbar waren. Sie scheinen ihm wie Zeichen einer längst vergangenen Ferne, die vor Äonen verging. Wie verletzlich sie doch alle sind, ohne die Hülle und ohne die Macht die sie sonst umgibt. B., an sie herantretend, versucht mit ihnen zu sprechen, doch er versteht nur Laute, die er als Pfeifen und Kreischen wahrnimmt, wie damals bei dem Wesen auf seinem Wagen. Wen er auch zu berühren versucht, nach einer Phase der inneren Hemmung, jede Frau wendet sich ab, wie sie es schon immer taten, und zeigt fragend auf das große hölzerne Portal.
Aus einem inneren Gefühl der nahen Erlösung erklimmt er den Berg. Den Kreuzen näher tretend, bemerkt er, dass es sich um die Gräber seiner Schwester und seiner Mutter handelt, die von seiner Hand gemordet wurden, mit dem Dolche, den er seitdem als Zeichen der scheinbaren Sühne bei sich trägt, doch letztendlich ist das Blut am Messer das Einzige, was er von ihnen noch hat. Auf dem Grab der Mutter befindet sich ein goldener Schlüssel, der zum großen hölzernen Portal zu passen scheint. Den goldenen Schlüssel greifend wollen, läuft er auf das mütterliche Grab zu, doch unvermittelt erscheint das Wesen erneut aus dem scheinbaren Nichts. ES versucht B. von den Gräbern fernzuhalten, schützend stellt sich das Wesen vor die Begräbnisstätten. B., vor Wut kochend, reißt dem Wesen die Kappe vom Kopf. Mit Schrecken stellt er fest, das es sich um sein Ebenbild handelt. Momente der Stille umgeben die beiden, welche sich nun schweigend gegenüber stehen.
Nach einer Weile beginnt das Wesen zu sprechen:„ Du kannst mich verbannen, in dem, doch töten kannst du mich nicht. Du kannst mich hinter das hölzerne Portal verbannen, hier, nimm den goldenen Schlüssel. Aber wenn du mich verbannst, werde alle Menschen, die um uns stehen, einen qualvollen Tod durch dich und deine Lust sterben, wie es deine Mutter und Schwester erlitten haben, als du mich das erste Mal verbannt hast und so zu einem Sklaven deiner Lust geworden bist. Du wirst wieder auf die Flucht gehen, du wirst wieder ein gepeinigter deiner eigenen seelischen Qual werden und wirst wieder daran sterben und wieder nach Hause zurückkehren, zu mir. Oder du bleibst hier und alle Menschen, dessen Schicksale hier vereint sind, werden leben, ohne dich, weil ich dich töten werde und damit auch mich .„
B. ist unfähig eine Entscheidung zu fällen...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey, die Geschichte ist noch etwas in der Rohfassung, also bitte ich die geneigten Korrekteure ihr Werk erst in paar Tagen anzufangen, wenn ich die GEschichte überarbeitet habe!
Danke und LG Tobstar

 

wäre es nicht besser, sie auch dann erst zu posten? Wie sollen wir so wissen, wann das ist?

 

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