Was ist neu

Die drei Wünsche des Einhorns

Mitglied
Beitritt
27.10.2005
Beiträge
11
Zuletzt bearbeitet:

Die drei Wünsche des Einhorns

Die drei Wünsche des Einhorns

Einst wanderten die Einhörner in großer Zahl durch die nördlichen Lande Imperras. Ihre goldenen, gespaltenen Hufe brachten den Frühling. Die Wälder, die sie durchstreiften, hielten ihre Blätter fest, in jungem Grün und ihre Mähnenhaare konnten Wünsche erfüllen. Die Elben schätzten, die Amazonen verehrten sie und in den Südreichen der Menschen wurden sie zu Legenden. Kaum ein Südlandkind wünschte sich nicht ein Mal ein Einhorn mit eigenen Augen zu erblicken. Noch vor hundert Jahren hatten die Einhörner den Süden aufgesucht. Nun kamen sie nicht mehr und die Legenden drohten zu Märchen zu werden.

Hexen, Schamanen, Weise und Magier rätselten, was den Einhörnern widerfahren war. Versteckten sich die anmutigen Geschöpfe? War ihnen Imperra zu laut und unruhig geworden oder lastete ein verborgener Zauber auf ihren schimmernden Mähnen?

Auch die weise Elbin Janikareh sorgte sich um die erhabenen Gebieter der Wälder. Sie befragte die Gestirne, redete mit den Ahnen und den Herzen der Wälder. So erfuhr sie von der Göttertochter und ihrem Fluch. Die Einhörner drohten für immer von Perras Leib zu verschwinden in ein namenloses, lautloses Reich. Nur ein Einhorn, so hieß es, könne die verschwundenen Einhörner finden und die Grenze an den verfluchten Ort überschreiten.

Janikareh dachte lange nach. Die Sonnen stiegen auf, sanken, gaben den Mond preis und stiegen wieder an die Spitze des blauen Götterdaches. Nach drei Tagen sandte Janikareh eine Schleiereule mit einer versiegelten Botschaft an das Elbenmädchen Meraneeja und ihren Bruder Perlanas.

An der Spitze der Elbenlande, im südlichsten Westen, wo das grüne, fruchtbare Land des blauhäutigen Affaelvolkes an die grauschimmernden Bergriesen der Amazonenkrone brandete, lebten die Elbenkinder im Wald von Verkanail. Anders als ihre fernen Verwandten im Süden, die in glitzernden Kristallpalästen im ewig wandernden Sand residierten, waren sie eins mit Perras Leib, der nährenden Erde. Ihre Häuser legten sie in den Kronen der Bäume an. Sie sprachen mit den Tieren des Waldes, lauschten dem wechselnden Wasserlied des nie gleichen Flusses Utura. In diesem Wald hatten die Elben keine Feinde und ein jedes Tier war freundlich zu ihnen.
Nicht weit entfernt jedoch lag der verbotene Wald Fernestir.

Als Mera das zierliche Siegel der Botschaft zerbrochen hatte, wunderte sie sich sehr, denn die weise Janikareh riet ihr nichts anderes als in den düsteren Wald zu marschieren und ihren Wünschen zu folgen.

Mera war vor zwanzig Götterdrehungen ein Einhorn begegnet, das sie tröstete, nachdem ihre Eltern im Kampf gefallen waren. Drei Haarsträhnen hatte sie von dem anmutigen Wesen erhalten, die sie zu einem Zopf flocht und zu jeder Stunde in ihrem Ledergürtel trug.

Perl sah erstaunt auf die blühende Waldlichtung, auf der sich Hummeln und Schmetterlinge tummelten. „Was, Schwester, sind diese Wünsche, denen du folgen sollst?“

Meras Wangen röteten sich und sie schwieg. Zu gut kannte sie ihren Wunsch. Sie wollte das Einhorn wiedersehen, das sie einst mit seinen zartweichen Nüstern aufmunternd an der Wange berührt hatte. „Die Sonnen senken sich“, meinte sie entschuldigend. „Lass uns ruhen. Morgen brechen wir auf.“
Mera träumte unruhig in dieser Nacht. Das weiche Moos unter ihrem Rücken wurde zu verschlingendem Moor. Sie sah Perl in der Ferne kleiner werden und hörte eine Stimme, rau wie das Gebell von Jagdhunden: „Befreie sie, Meraneeja, aber wisse auch, bist du nicht umsichtig, so werden deine Kinderaugen den heimatlichen Wald nicht mehr erblicken.“

Mera erwachte zitternd im ersten Licht. Sie blinzelte erschrocken. Die Welt hatte sich über Nacht geändert. Die Blumen und Sträucher rochen süßer und frischer. Alle Farben hatten an Intensität gewonnen und ihr kleiner Bruder, ihr Perl, hatte ein Gesicht, zerklüftet wie der Mond. Verspielt stupste sie ihre Nase gegen sein Ohr. Sie kicherte und schüttelte den Kopf. Verwirrt schwieg sie. Sie hatte sich verändert.

„Mera!“ Perl sah sie entgeistert an. „Mera, komm her!“ Seine blauen Augen schienen größer denn je.
„Die weise Janikareh schrieb uns, nur ein Einhorn könne die anderen Einhörner retten.“

Perl wurde blass und rutschte auf dem Moos zurück, gegen den kräftigen Stamm einer Eiche. Klagend sah er in ihre silbernen Augen. „Mera.“
Das Einhorn nickte. „Ja. Noch bin ich Mera. Kein Elb kann über Nacht zum Einhorn werden. Erst die Zeit wird mich verwandeln und mich ganz zu dem machen, was ich sein möchte. Nur als Einhorn kann ich die anderen finden. Steig auf meinen Rücken, Perl, ich höre den Ruf, den die anderen vernehmen.“

„Welchen Ruf?“ Perl rieb sich die Augen, blinzelte und tat schließlich, was Mera ihm gesagt hatte. Sie knickte mit den Vorderläufen ein und er zog sich auf den silberweißen Rücken. Bewundernd starrte er auf das Horn, das sich auf der Stirn Meras erhob. Seine Hände legten sich an den schlanken Hals.
Mera stellte die Ohren auf. „Es ist ein Gesang, wie von einer Flöte und doch hat die Flöte eine beseelte Stimme. Ein trauriges Lied singt sie, von Elana, der Göttertochter.“

„Ich höre nichts.“ Perl wurde leicht ärgerlich. Er kniff sich in die Wange.
„Du träumst nicht.“ Meras Stimme war gütiger und weicher geworden. „Und du kannst jenes Lied nicht hören, dem wir nun folgen. Es ist der Ruf der Göttertochter und der Grund, warum nur ein Einhorn die anderen finden kann. Ihre Trauer ruft die Einhörner zu sich.“
Mera trug ihn durch den morgendlichen Wald, entlang eines plätschernden Baches. Perl streichelte ihren Hals. „Warum ruft sie die Einhörner? Und wohin?“
„Elana liebt die Einhörner. Sie ruft sie ins lautlose Land, ihren eigenen Fluch besser zu ertragen.“

„Welchen Fluch? Und wo ist dieses lautlose Land?“
„Du fragst mir Löcher ins Fell, kleiner Bruder. Es ist näher, als ich dachte. Für Einhörner gibt es viele Wege ins lautlose Land.“

Sie liefen weiter, die Sonnen stiegen an den höchsten Punkt und sanken wieder hinter Perras Leib in die nächtlichen Schatten. Perl packte seine Flöte aus und spielte, bis er vor Müdigkeit auf dem bequemen Rücken des Einhorns eindöste. Er wusste noch immer nicht, ob das Geschehene vielleicht nur ein Traum war, aber Mera war bei ihm und so musste alles seine Richtigkeit haben.

Als der volle Silbermond über den Baumzweigen blitzte, fröstelte der Elbenjunge. Auch Mera ging nun langsamer und sah sich misstrauisch um. Perl wusste mit geschlossenen Augen, dass sie die Grenze nach Fernistir überschritten hatten. Wie ein Reh einen eben zugefrorenen See meidet, spürte auch Perl, dass dies kein Ort für ihn war. Er öffnete die nachtblauen Augen und schmiegte sich enger an den Hals der Schwester. Die nächtlichen Geräusche in den Büschen ängstigten ihn. Zwischen den Zweigen wurde ein gewaltiger Schatten sichtbar. „Ist das eine Eule?“

Noch während er fragte, stob Mera los. Sie stieß einen hohen, verzweifelten Laut aus, gleich einem Wiehern, dann schlugen ihre gespaltenen Hufe auf den Waldboden und sie sprang, flog über Äste, niedriges Buschwerk, zwischen Sträuchern und Schattentannen hindurch. Perl hatte alle Mühe sich auf ihrem Rücken zu halten. „Mera! Was ... was ist das?“

Aber die Schwester stürmte weiter, tiefer in den Wald hinein. Der Schatten über ihnen senkte sich und Perl konnte die Äste brechen hören. Einhorn und Schatten jagten in gefährlich schnellem Tempo durch den dichten Wald. Perl duckte sich noch tiefer, Zweige zischten an ihm vorbei und versetzten ihm schmerzhafte Schläge. Er hörte Mera rufen, doch in dem Moment peitschte ein Tannenzweig an sein Ohr und er verstand nicht, was sie sagte. Der Schatten senkte sich weiter herab.

„Ein Blutgeier! Spring, Perl!“ Mera bäumte sich auf und schlug mit den Vorderbeinen nach dem zeltgroßen Geschöpf. Scharfe Klauen durchstießen Perls weißes Hemd und gruben sich in seine Schultern. Er schrie auf. Der Geier packte ihn mit triumphierendem Ruf und zog ihn in die Höhe. Mera stieg und berührte die Klauen mit ihrem Horn, doch kein magisches Licht verbreitete sich. Sie war ein Elbenmädchen. Mera schluchzte. „Perl!“ Ihm durfte nichts geschehen.

Er musste wohlbehalten in ihren Wald zurückkehren. Während eine einzelne Träne über Meras weißes Fell rann, verwandelte sich der Blutgeier in einen Sperling. Perl fiel verdutzt auf Meras Rücken und spürte einen heftigen Schmerz im Unterleib. Fluchend sah er sich nach dem Blutgeier um. Das Wesen hatte sich scheinbar in Luft aufgelöst. Als er auf Meras Mähnenhaar blickte sah er zwei schwarze Strähnen und verstand. „Du ... hast es dir gewünscht.“

Mera nickte stumm und hielt vor einer turmhohen Schattentanne. In den breitesten Stamm, den Perl je erblickt hatte, führte die verlassene Höhle eines Silberbären in die Dunkelheit. Perl rieb sich seine schmerzenden Schultern und fand Blut auf seinen Händen. „Mera, wirst du auf ewig ein Einhorn bleiben, wenn dein dritter Wunsch erfüllt wurde?“ Die Sorge in seiner Stimme war nicht zu überhören. Mera schwieg und trat in die Höhle.

Ohne Zaudern durchschritt sie einen sich öffnenden, dunklen Tunnel, der nach einer Drachenlänge auf einen warmen, roten Sandstrand mündete. Perl blinzelte mehrmals und drückte sich gegen die geschlossenen Lider, nur um die Augen gleich wieder zu öffnen. Wo war der Wald? Er drehte sich um. Der Baum hinter ihnen war verschwunden. Vor ihnen standen die Einhörner am Ufer eines sturmgrauen Meeres. Die Wellen wogten und schäumten lautlos, Möwen flogen schweigend über sie hinweg. Einige Schritte im Meer befand sich eine Insel ganz aus schwarzem Stein. Dort saß auf einem beinernen Thron die Göttertochter Elana mit geschlossenen Augen, eine perlmuttfarbene Muschel an den leicht geöffneten Mund gelegt.

Perl vergaß seine Furcht. „Sie ist schöner als die Schönste der Elbenfrauen.“ Obwohl er es sagte, waren die Worte nicht zu hören. Mera nickte, denn sie wusste, was er dachte. Bedächtig setzte sie ihre Hufe in die auslaufenden Wellen und versuchte mit der Göttertochter zu sprechen. Doch was auch immer sie tat, die Göttliche regte sich nicht. Wie die Einhörner war sie zu Stein erstarrt und nur die salzigen Spritzer des Meeresschaums liefen über ihre Wangen wie Tränen.

„Was sollen wir nur tun?“ Perl sah sich in größer werdender Verzweiflung um, aber es gab nichts zu sehen als den Sand, das Meer und die erstarrten Geschöpfe auf dem Strand und der steinernen Insel.

„Sie hören das Lied der Muschel, das nur Einhörner vernehmen.“ Mera lauschte den sehnsüchtigen Klängen und sandte Perl ihre Gedanken. „Die Göttertochter ist voller Schmerz. Einst liebte sie einen Menschensohn, der den Weg der Sterblichen beschritt und starb. Elana vergaß vor Trauer ihre Freude und die Einhörner erinnerten sie daran beständig wie ein Fluss. Da sprach Elana, sie wolle nichts mehr hören. Das ist ihr Fluch. Nun sind die Einhörner gefangen in ihrer Trauer und auch mich nimmt sie immer mehr in ihren Bann. Ich verändere mich und wenn ich nicht bald handele ist es zu spät. Nur solange ich noch nicht ganz Einhorn bin, kann ich es beenden, Perl. Alles was ich tun muss, ist, Elana die Freude zurückzuschenken.“

Perl schluckte. „Aber ... Wenn du dir das wünschst, was wird dann mit dir geschehen?“

„Dann werde ich ein wahres Einhorn sein, eines, das seine göttliche Macht
nutzen kann. Ich werde dich und die Elben vergessen.“ Sie sah seinen unglücklichen Blick. „Es muss sein, Bruder. Eine Welt ohne Einhörner ist ein ewiger Tag voll finsterem Nebel.“

Meera senkte den Kopf und wies mit dem Horn in die Richtung der Göttertochter. "Ich wünsche dir, dass du deine Trauer überwindest."

Die Muschel fiel aus der Hand der Göttin, prallte mit lautem Krachen auf den Stein und zerschellte. Die Einhörner erwachten zum Leben. Eines nach dem anderen schüttelte sich wie nach einem Winterschlaf. Sie sahen einander in die Goldflussaugen und stießen helle, wiehernde Laute der Freude aus. Ihre goldenen Hufe tanzten über den roten Sand und bald waren sie in alle Richtungen davongestoben. Mera und Perl sahen ihnen nach, als hinter ihnen eine raue Stimme sprach: „Ihr habt den Fluch gebrochen und ich danke euch dafür. Nehmt diesen Ring von mir und kehrt in eure Welt zurück.“

Perl nahm den rotfunkelnden Ring der Göttertochter und setzte ihn wie unter einem Zwang auf seinen Daumen. Einen Moment war ihm schwindelig. Er blickte hilfesuchend auf die drei schwarzen Strähnen in Meras Mähne. Als er wieder hinaufsah, standen sie auf der Lichtung, von der sie aufgebrochen waren, und Hummeln und Schmetterlinge tanzten im Licht der höher steigenden Sonnen. Perl glitt vom Rücken des Einhorns und sah traurig in die veränderten, goldenen Augen. Das Silber war verschwunden und das Einhorn vor ihm strahlte eine Anmut aus, wie es nur die Geschöpfe der reinsten Magie vermochten. „Ich werde dich vermissen.“ Er berührte vorsichtig die samtene Nase.

Das Einhorn schnaubte leise. „Du hast etwas vergessen.“
Das Einhorn drehte den leuchtenden Hals und schnappte mit den Zähnen nach der wallenden Mähne. „Hier.“ Drei Strähnen schimmernden, schneeweißen Haares fielen in Perls Hände. Perl fühlte das weiche Gespinst in seinen Fingern und lächelte.

 

Hallo Nike,

und herzlich willkommen auf KG.DE! Deine Geschichte gefällt mir gut. Stellenweise liest sie sich ein wenig wie "Das Silmarillion" (- und wenn das kein Kompliment von jemandem ist, der sich Tolkiens Padawan nennt... :D ).
Drei Aspekte finde ich noch etwas problematisch:

1. Du wechselst zwischen den Perspektiven und das oft ohne klare Übergänge. Das fände ich in dieser Geschichte gar nicht mal so schlimm, wenn ich nicht das Gefühl hätte, das der Großteil eigentlich aus Perls Sicht erzählt wird, was aber anfangs noch ganz anders wirkt.
2. Die Sache mit dem Fluch: Die Göttliche ist quasi von sich selbst verflucht und zieht die Einhörner mit in diesen Fluch. Die Einhörner werden befreit - und plötzlich geht es auch der Göttlichen wieder gut? Das kam mir doch sehr seltsam vor.
3. Mera, das Einhorn: Sie nimmt Dinge wahr, die nur Einhörner wahrnehmen und dann nimmt sie wieder einige Dinge nicht wahr, die nur Einhörner wahrnehmen. Das ist in seiner jetzigen Form doch sehr unglaubwürdig. Es wirkt konstruiert: das, was ihr nützlich ist, hat sie, und das, woran sie scheitern würde, na das hat sie halt einfach nicht.

Ansonsten, wie gesagt, sehr schön. Vor allem die vielen kreativen fantastischen Begriffe sind sehr ansprechend. Das Ende - und das ist ja bei einer Kurzgeschichte nicht unerheblich - ist dir auch gut gelungen.

Ein paar Einzelheiten noch:

„Die Sonnen senken sich“, meinte sich entschuldigend. „Lass uns ruhen. Morgen brechen wir auf.“.
"meinte sie entschuldigend" oder "meinte sie, sich entschuldigend"

Sie knickte mit den Vorderläufen ein und er zog sich auf den silberweißen Rücken. Bewundernd starrte er auf das Horn, das sich auf der Stirn Meras erhob. Seine Hände legten sich an den schlanken Hals.
Mera stellte die langen Ohren auf.
Nichts gegen Adjektive, aber hier sind es aufdringlich viele. Vielleicht "langen" streichen.

Sie ruft sie ins lautlose Land, ihren eigenen Fluch besser zu ertragen.“
Hier kannst du auf das Wörtchen "um" mMn nicht verzichten.

Als der Silbermond voll und rund über den Baumzweigen blitzte, fröstelte der Elbenjunge.
"voll und rund" sagt zweimal das gleiche aus. Als poetisches Stilmittel, in Ordnung, ansonsten "und rund" streichen.
Ich denke es muss heißen "fror der Elbenjunge" oder "fröstelte es den Elbenjungen"

Er öffnete die nachtblauen Augen
nachtblau? Eigentlich ist "nacht-" immer mit der Farbe schwarz verbunden, oder? Aber gut, jeder kann sich was drunter vorstellen. Künstlerische Freiheit.

Der Schatten senkte sich weiter hinab.
"herab", weil der Schatten zu ihnen kommt. "hinab" hieße es, wenn du aus Sicht des Schatten schreiben würdest.

Mera bäumte sich auf und schlug mit den Vorderbeinen nach dem zeltgroßen Geschöpf.
Zeltgroß? Haben Elben soviel mit Zelten zu tun? Ich weiß nicht, hier wäre mir ein Begriff lieber gewesen, den man sich im elbischen Leben besser vorstellen kann.

Perl blinzelte mehrmals und drückte sich gegen die geschlossenen Lider, nur um die Augen gleich wieder zu öffnen.
Drückte sich gegen die geschlossenen Lider? Wie genau soll ich mir das vorstellen? Seltsame Vormulierung.

Gruß, Tolkiens Padawan

 

Hallo Nike und herzlich willkommen auf kg.de!

Deine Geschichte hat mich ein wenig gespalten zurückgelassen. Einerseits hat mir dein Schreibstil gefallen, aber andererseits war mir am Schluss nicht alles ganz klar, d.h., ich habe es erst nach dem zweiten Lesen begriffen. Vielleicht lag das an den undeutlichen und wechselhaften Erzählperspektive. Ausserdem erinnert mich der Text stark an "Das letzte Einhorn" ... ;)

Wie Tolkiens Padawan muss ich die Sache mit dem Fluch bemängeln. Es besonders logisch, dass sie sich selber verflucht und nur das Einhorn den Fluch brechen kann. Das Ende geht mir dann zu schnell. (Nach dem Motto "Schwupps", der Fluch is weg ... und dann?) Für meinen Geschmack merkt man zu wenig, was für ein grosses Opfer Mera bringt (jaa, ich liebe es dramatisch :D ).

So, und jetzt noch ein paar sprachliche Kleinigkeiten:

„Befreie Sie, Meraneeja, aber wisse auch, bist du nicht umsichtig, so werden deine Kinderaugen den heimatlichen Wald nicht mehr erblicken.“
"Sie" kleingeschrieben

Als er wieder hinaufsah, standen sie auf der Lichtung, von der sie aufgebrochen waren, und Hummeln und Schmetterlinge tanzten im Licht der höher steigenden Sonnen.

Ansonsten habe ich deine Geschichte sehr gerne gelesen! :)

Liebe Grüsse
sirwen

 

Hallo Nike, auch von mir ein herzliches Willkommen.
Ich fand die Geschichte auf der einen Seite schön, auf der anderen Seite trüben einige Mängel das Lesevergnügen. Ich finde, teilweise bist du zu geschraubt in deiner Sprache, manchmal ist weniger mehr. Lies den Text am besten nochmal laut, das ist die beste Möglichkeit, um Stellen zu finden, wo der Fluss nicht richtig stimmt.
Teilweise ist der Text in sich nicht logisch. Du schreibst, dass Einhornhaar Wünsche erfüllen kann - wie kann das Haar das denn tun? Da brauchst du noch eine Erklärung. Außerdem verstehe ich nicht ganz, warum sich deine Elfe nicht wünschen kann, wieder eine Elfe zu sein, wenn sie eine ganze Mähne voller Haare hat.
Am Anfang hast du noch eine dritte Elfe drin, die am Ende gar nicht mehr vorkommt. Die würde ich an deiner Stelle entweder streichen oder wieder aufgreifen, so wirkt sie nur verwirrend auf den Leser.
Du solltest auch die Tempi deiner Geschichte noch einmal überprüfen. Teilweise erzählst du Dinge, die vor der Geschichte passiert sind, in derselben Zeitebene, wie die Begegnung mit dem Einhorn, von dem deine Protagonistin die Haare hat. Im Korrekturcenter gibt es dazu und zur Kommasetzung, wo du auch noch Verbesserungspotential hast, zwei Threads, die du dir durchlesen könntest.

Alles in allem ein gelungener Einstand, wenn auch noch verbesserungswürdig. Weiterhin viel Spaß auf kg.de!

gruß
vita
:bounce:

 

Hallo Nike,

vielen Dank für deine märchenhafte Geschichte. Weiter unten noch ein paar Dinge, die mir unterwegs aufgefallen sind, größtenteils gezählte Ebsen, ich geb's zu.

Wie alt (in Menschenjahren) soll Perl sein? Er redet manchmal etwas hochgestochen, ist aber gleichzeitig der Meinung, daß alles in Ordnung sein muß, wenn seine große Schwester dabei ist. Das paßt m.E. nicht richtig zusammen.

Schöne Grüße

Prof. Anderling


Die Wälder, die sie durchstreiften, hielten ihre Blätter fest, in jungem Grün und ihre Mähnenhaare konnten Wünsche erfüllen.

Das versteh ich nicht ganz. Soll das heißen, die Bäume tragen das ganze Jahr über junge Blätter?

Auch die weise Elbin Janikareh sorgte sich um die erhabenen Gebieter der Wälder.

Gebieter: Tun die Einhörner noch mehr als oben beschrieben?

So erfuhr sie von der Göttertochter und ihrem Fluch.

Das klingt so, als ob schon irgendwo erklärt wäre, um wen und was es sich handelt.

Die Einhörner drohten für immer von Perras Leib zu verschwinden in einem namenlosen, lautlosen Reich.

Ist Perra etwas anderes als Imperra?
Sie verschwinden in ein_ namenloseS, lautloseS Reich.

…, wo das grüne, fruchtbare Land … an die grauschimmernden Bergriesen der Amazonenkrone brandete, …

Land, das brandet? Meiner Meinung nach müßten da „wogende Felder“ oder so her, damit das Bild stimmt.

… waren sie eins mit Perras Leib, der nährenden Erde.

Darunter stelle ich mir keine frei beweglichen Lebewesen vor, höchstens eventuell eine gewisse Sorte Trolle, die aus Stein besteht.

Als Mera das zierliche Siegel der Botschaft zerbrochen hatte {Komma} wunderte sie sich sehr, denn die weise Janikareh riet ihr nichts anderes als in den düsteren Wald zu marschieren und ihren Wünschen zu folgen.

Mera war vor zwanzig Götterdrehungen …

Wo und wie drehen sich die Götter? Bei dem Wort denke ich an tanzende Derwische.


…, von dem sie getröstet wurde, nachdem ihre Eltern im Kampf fielen.

… das sie tröstete, nachdem ihre Eltern im Kampf gefallen waren.
oder: … das sie über den Tod ihrer Eltern im Kampf tröstete.

Perl sah erstaunt auf die blühende Waldlichtung,

In welchem Wald sind wir gerade?

Meras Wangen röteten sich und sie schwieg. Zu gut kannte sie ihren Wunsch. Sie wollte das Einhorn wiedersehen, das sie einst mit seinen zartweichen Nüstern aufmunternd an der Wange berührt hatte.

Ist das ein peinlicher Wunsch?

Mera erwachte zitternd im ersten Licht. Sie blinzelte erschrocken. Die Welt hatte sich über Nacht geändert. Die Blumen und Sträucher rochen süßer und frischer. Alle Farben hatten an Intensität gewonnen und ihr kleiner Bruder, ihr Perl, hatte ein Gesicht, zerklüftet wie der Mond. Verspielt stupste sie ihre Nase gegen sein Ohr. Sie kicherte und schüttelte den Kopf.

Ist das „zerklüftete“ Gesicht eine angenehme Veränderung? Kommt mir auf den ersten Blick nicht so vor.

„Du fragst mir Löcher ins Fell, kleiner Bruder.

Auch Einhörner haben einen Bauch.

Es ist näher{Komma} als ich dachte.

…, bis er vor Müdigkeit auf dem bequemen Rücken des Einhorns EINdöste.


Noch während er fragte {Komma} stob Mera los.

Der Schatten senkte sich weiter HERab. – von Perl aus gesehen

„Ein Blutgeier! Spring, Perl!“ Mera bäumte sich auf und schlug mit den Vorderbeinen nach dem zeltgroßen Geschöpf. Scharfe Klauen durchstießen Perls weißes Hemd und gruben sich in seine Schultern. Er schrie auf. Der Geier packte ihn mit triumphierendem Ruf und zog ihn in die Höhe. Mera stieg und berührte die Klauen mit ihrem Horn, doch kein magisches Licht verbreitete sich. Sie war ein Elbenmädchen. Mera schluchzte. „Perl!“

Ihm durfte nichts geschehen. {Kein Absatz.} Er musste wohlbehalten in ihren Wald zurückkehren. {Dafür vielleicht hier ein Absatz.} Während eine einzelne Träne über das weiße Fell rann,

Wessen Träne über wessen Fell?

Ohne Zaudern durchschritt sie einen sich öffnenden, dunklen Tunnel, der nach einer Drachenlänge

Merkwürdiges Längenmaß.

Vor {i}hnen standen die Einhörner am Ufer eines sturmgrauen Meeres.

Einst liebte sie einen Menschensohn {Komma} der den Weg der Sterblichen beschritt und starb.

Die Muschel fiel aus der Hand der Göttin, prallte mit lautem Krachen auf den Stein und zerschmetterte.

zerschellte; zerschmettern ist transitiv.

Einen kurzen Moment

Was wäre denn ein langer Moment?

Als er wieder hinaufsah {Komma} standen sie auf der Lichtung,

Perl glitt von Meras Rücken und sah der Schwester traurig in die goldenen Augen.

Waren die vorhin nicht noch silbern?

„Ich werde dich vermissen.“ Er berührte vorsichtig ihre samtene Nase. {Hier ein Absatz …}Das Einhorn schnaubte leise. „Du hast etwas vergessen.“
{… und hier keiner, dann wird klarer, wer gerade spricht.}
Das Einhorn drehte den leuchtenden Hals und schnappte mit den Zähnen nach der wallenden Mähne. „Hier.“

 
Zuletzt bearbeitet:

Vielen Dank für die ausführlichen Kommentare :-)

Ich merke schon hier hängen Kenner der deutschen Sprache herum, denen nichts verborgen bleibt *g*. Schön.

Ich weiß gar nicht, ob ich all den Kommentaren gerecht werden kann, aber ich versuch's.

An Tolkiens Padawan: Ich werde die Perspektiven noch mal durchsehen.

Der Fluch. Tja. Die Einhörner können nur befreit werden wenn die Göttliche befreit wird.
Es werden in einem beide befreit. Die Muschel ist ein Symbol der Trauer der Göttin und diese Trauer lockt die Einhörner zu sich. Erst nachdem diese Trauer überwunden ist, die Muschel zerschellt, können auch die Einhörner gehen und die Göttin sich selbst überlassen.

Das mit den Dingen, die das Einhorn nicht wahrnimmt habe ich nicht verstanden. Muss es wohl selbst noch mal lesen. Ich habe geschrieben, dass Meera nicht sofort ein Einhorn wird ... meinst du das? Da die Geschichte sehr an das letzte Einzhorn angelehnt ist habe ich hier auch diese Geschichte im Kopf: Das Einhorn wird dort nicht sofort Mensch. Ist für eine Geschichte dieser Länge (Kürze) vielleicht zu verwirrend.

Nachtblau ist der Name einer Farbe. Wer viel malt kennt sie.

Die Zitate überprüfe/verbessere ich bei Gelgenheit, danke :-).

@ Sirwen: Schön, dass du meine Geschichte gern gelesen hast :-).

Wie oben geschrieben ist die Geschichte an das letzte Einhorn angelehnt - ist eines meiner Lieblingsbücher und Filme.

Das große Opfer, hm. Ist schwierig da nicht zu kitschig zu werden. Ich denke darüber nach. Wenn die Geschichte länger wäre könnte man da sicher was machen, aber ich habe hier gerade versucht mich mal nicht lang zu fassen. Üblicherweise schreibe ich wesentlich längere Texte.

@ Vita: Die Logik sollte auch in der Fantasy nicht völlig unter den Tisch purzeln - diesen Satz habe ich sinngemäß schon oft gehört. Dennoch sehe ich hier keinen Verstoß. Die Fee, die drei Wünsche erfüllt, die von einem Einhorn geschenkte Mähnesträhne, die Wünsche erfüllt ... Ich könnte noch deutlicher hinschreiben, dass diese Wünsche/Haarsträhnen geschenkt werden müssen. Für mich ist ein Einhorn Magie. Warum sollte es nicht einen Teil seiner Magie verschenken können?

Ist wohl zu kurz gekommen mit den Augen, was auch der Proffessor anmerkte: Die Augen sind erst silbern: Erst ist sie ein Einhorn mit Meras Augen, aber eben noch eher ein Elbenmädchen. Als aber Mera die Einhörner befreit hat verfärben sich ihre Augen golden: Sie ist nun ein echtes Einhorn und nur deshalb hat sie jetzt auch die Macht, drei Wünsche zu verschenken. Aber warum sollte ein Einhorn sich wünschen, eine Elbin zu werden? Selbst wenn Mera zurückverwandelt wird ist das nicht das glücklichste Ende aus der Sicht Meras, denn es war ihr Wunsch, ein Einhorn zu werden.

Ja, ja, schimpft ruhig :-). Wenn man als Schriftsteller so viel im Kopf hat ist es nett das niederzuschreiben. Die Geschichte sollte eben kurz werden und hin- und wieder vergesse ich dann ein paar Dinge, die den Leser interessieren könnten.

@ Prof. Anderling: Steht das für Profi oder einen akademischen Grad :-) ?
Vielen Dank für die guten Anregungen.

Wo soll ich anfangen? Bei mir ist zerschmettern - im Gegensatz zu schmettern - nicht unbedingt zielend, aber das kann ja ein Fehler meiner Theta-Rollen-Verwirrung sein. Ich glaube schon, dass es im hochdeutschen transitiv ist und zerschellen ist auch nett.

Das junge Grün klingt besser als: Frühlingsgrün. Im Frühjahr sind die Blätter heller und ja, in einem Einhornwald auf Perra herrscht immer Frühling und die Einhörner haben noch andere Aufgaben, allerdings finde ich nicht, dass man in einem Märchen alles erklären muss.

Perra ist die Kurzform von Imperra.
Imperra ist eine Welt an der ich in meiner Freizeit bastele. Die Götterdrehung heißt einfach ein Jahr, oder bedeutet eben ein Jahr. Angeblich brauchen die Urgötter in Menschenjahren so lange um die Galaxie zu durchwandern. Tanzende Derwische sind aber durchaus in Ordnung, denn im Volk heißt es spöttisch-liebevoll ein Jahr sei die Zeit, die der Gott des Wissens, Helio, benötige, um sich einmal um seine Achse zu drehen. Helio denkt sehr viel nach und ein jeder der an ihn glaubt hat wenig Hoffnung auf Unterstützung, da er ein sehr langsamer Gott ist - dafür ist er gründlich.

Drachenlänge: 25-30 Meter

Die Augen verfärben sich, da Mera nun ein richtiges Einhorn ist und die haben goldene Augen. Ich hasse allerdings erklärende Sätze wie: Meera war nun ein richtiges Einhorn. Furchtbar. Trotzdem werde ich sehen, was ich machen kann.

Ich werde das noch mal durcharbeiten.

Nochmals herzlichen Dank an alle und schöne Grüße,

Nike

P.S. Tut mir leid, wenn ich was vergessen habe. Die Sache mit dem Wald Z.B. also für mich ist der Name des Waldes an der Stelle nicht wichtig. Sollte es allerdings mehrere Leser stören werde ich das ändern.

Vielleicht habe ich ja noch genug Energie eine dramtischere Version zu schreiben. Mal sehen. Im Moment bin ich krank und kann eh nix unternehmen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Das ist ihr Fluch. Nun sind die Einhörner gefangen in ihrer Trauer und auch mich nimmt sie immer mehr in ihren Bann. Ich verändere mich und wenn ich nicht bald handele ist es zu spät. Nur solange ich noch nicht ganz Einhorn bin, kann ich es beenden, Perl. Alles was ich tun muss, ist, Elana die Freude zurückzuschenken.“
Ich weiß nicht, ob das so schon vorher da stand. Wenn ja, dann habe ich es nicht so bewusst gelesen, wenn nicht, dann ist es die Erklärung, die vorher fehlte. Meine Kritikpunkte 2 und 3 haben sich damit erledigt. :)


Vielleicht habe ich ja noch genug Energie eine dramtischere Version zu schreiben. Mal sehen. Im Moment bin ich krank und kann eh nix unternehmen.
Sich die Energie zu nehmen, dürfte sich auf jeden Fall lohnen.
Ich wünsche gute Besserung und ebensogute Ideen ;) .


Gruß, Tolkiens Padawan

 

Hi,

Nein, es stand vorher nicht da und sollte die Erklärung sein, die wohl noch fehlte :-).

Danke, es geht schon wieder aufwärts,

Liebe Grüße, Nike

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom