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Die Elfe auf dem Berg

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11.08.2006
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Die Elfe auf dem Berg

Die Elfe auf dem Berg


Wenn uns die Menschen, die wir lieben genommen werden, dann können wir sie trotzdem behalten, indem wir nie aufhören an sie zu denken.


Es war dunkel. Der Mond schien kalt und mit seiner ganzen Kraft vom Himmel herab. Voll war er und hatte ein sanftes Licht. Sanfter als das der Sonne. Er prangte am Himmelszelt zwischen einem Meer aus Sternen. Kaum ein Laut war zu vernehmen. Lediglich ein leichtes Rauschen der Blätter, wenn der Wind ein wenig mit ihnen spielte oder ein Rascheln im Gebüsch, wenn ein Hase oder eine Maus sich darin verirrte. Ansonsten war es still. Doch wenn man genau hinhörte, so hörte man ein gelegentliches Schluchzen. Kaum zu hören. Und dennoch...

Es war eine wunderschöne Landschaft und wenn die Sonne geschienen hätte, so wäre sie wohl noch viel schöner und herrlicher anzusehen. Eine große Bergkette zur rechten und ein Teich zur linken. Der Teich war mit einigen Büschen umrahmt und große Bäume wuchsen auf der Wiese rundherum. Ein schmaler Sandweg schlängelte sich durch das Grün und ein paar weiße Blüten von Gänseblümchen verteilten sich auf dem Gras. Der Mond schien seine wahre Freude daran zu haben sich auf der Oberfläche des Sees zu spiegeln und das Wasser mit einer glitzernden Oberfläche erscheinen zu lassen.

Das sanfte Schluchzen kam von der Bergkette. Auf einem der Hügel konnte man ganz klar und deutlich, wenn man denn seinen Blick dorthin sandte, eine Frau ausmachen. Sie trug schneeweißes langes Haar und ein Kleid in einem hellen blau. Ich näherte mich ihr und als ich fast an ihr stand erkannte ich ihre spitzen Ohren, die durch das Haar lugten. Es war eine Elfe. Ohne Zweifel. Als sie ihren Kopf nicht erhob, da setzte ich mich neben sie und wartete und irgendwann schaute sie auf. Sie schaute mir direkt in die Augen und ich sah in ihren nicht mein Gesicht, sondern ich sah einen Fremden. Einen Mann, der stolz auf einem Ross saß. Ich konnte nicht anders, als ihr weiter in die Augen zu sehen. Ein Schwall von Liebe durchfuhr mich. Ich sah eine Geschichte in Sekunden, die von Liebe, von Zuneigung, von Zeitlosigkeit sprach, die etwas zeigte, was man mit Worten nicht sagen kann, die direkt aus dem Herzen sprach. Ich fühlte Schmerz und sah Trennung, sah Fremde, die Schmerzen sendeten. Und ich fühlte Unendlichkeit und Seelenverwandtschaft. Dann sah die Frau zu Boden und eine Träne rann ihr über die zarte weiße Haut. Sie fiel zu Boden und teilte sich auf dem Stein. Für einen Moment fehlten mir die Worte und dann fragte ich: „Was ist es, was euch so traurig macht?“ Es dauerte eine Weile, bis sie antwortete und ihre Stimme klang in der Nacht hell und glockenklar: „Ein Stück meiner Seele ist von mir gegangen.“ Ich überlegte, ob ich sie weiterfragen sollte, denn ich hatte gesehen, was sie erlebt hat, ich hatte gesehen, was sie fühlt und was sie denkt, doch der Kummer war zu groß, als dass ich ihn hätte einfach ertragen können. „Er wird wiederkommen.“ Sie weinte nicht mehr: „Bis dahin werde ich warten.“ Ihr Blick richtete sich in die Ferne. Ich erhob mich und beschloss sie mit dem Mond und den Sternen alleine zu lassen.

Am nächsten Morgen kam ich wieder und keiner saß mehr auf dem Berg. Die Sonne hatte den Mond abgelöst. Reges Treiben war auf den Straßen und ich ging meinen Tätigkeiten nach. Am Abend beschloss ich wieder diese Stelle aufzusuchen und so tat ich es auch.

Die Elfe saß wieder auf dem Berg und diesmal weinte sie nicht. Der Mond hatte einen angenehmen warmen Schein in die Dunkelheit geschickt. Die Elfe saß stolz und aufrecht dort und blickte mich an. Klar und direkt war ihr Blick. Mir war es fast schwer ihn zu erwidern, so durchdringend ehrlich und tief ging er auf mich ein. Dennoch hielt ich ihm stand. Ich kam näher und sie schaute nicht weg und ich sah wieder etwas in ihren Augen. Es war Hoffnung, unendliche Liebe und Kraft. Mein Herz wurde trotz der bitteren Kälte der Nacht warm. Ich fühlte mich geborgen und als ich direkt vor ihr stand und in die schwarzen Augen blickte spürte ich, dass dieser Mensch, auf den sie wartete zu ihr kommen würde. Ich spürte es nicht nur, ich wusste es. Und diesmal war ich es, der weinte.

Und ich wusste, selbst wenn er nie wiederkommen würde, so wäre das Stück ihrer Seele was sie verschenkt hatte stark genug um für die Ewigkeit zu halten...

 

Hallo Esme, willkommen auf kg.de.

der erste Teil deiner Geschichte dient offensichtlich dazu, die Stimmung aufzubauen, die du in deinem Text haben willst. Denn er unterscheidet sich so stark vom zweiten Teil, als seien es zwei verschiedene Geschichten. Der erste Teil ist zwar handlungsarm, aber gut geschrieben, wie Basti08 schon sagte, ein schönes Stimmungsbild. Der zweite Teil fällt dagegen völlig ab, denn die Ereignisse sind nicht im Geringsten miteinander in Verbindung zu bringen. Da sitzt eine Frau auf einem Berg und weint um ein Stück ihrer Seele. Der Protagonist durchschaut messerscharf anhand der nicht vorhandenen Indizien, dass dieses "Stück" maskulin sein muss, sagt "er wird wiederkommen" und am nächsten Tag sitzt die Frau da, ist eine Elfe und wieder quietschfidel.
Das wirkt, als hättest du höchstens 75% des Textes aufgeschrieben und die fehlenden 25% seien die, die die Ergebnisse in einen sinnvollen Kontext bringen. So ist das leider nichts.

Ich wünsch dir weiterhin viel Spaß auf kg.de.
gruß
vita
:bounce:

 

Puh, also erstmal vielen Dank für die ernsthafte Kritik.
Ok, ich geh das mal in Etappen durch. Es soll nicht so sein, dass der Erzähler traurig ist, dass die Liebe nicht ihm galt. Er soll lediglich als Betrachter dargestellt werden. Dass er weint liegt daran, dass er sich in die Gefühle der Elfe hineinfinden kann. Ob man das mit Magie, Teleparthie, starker Wahrnehmung oder ähnlichem rechtfertigt, mag dem Leser überlassen sein.

Mit der Geschichte sollte ferner auch ein Stimmungsbild übermittelt werden. Der Kern liegt in der Überschrift schon gut dargestellt. Die Elfe hat einen Verlust erlitten und spielt in diesem Fall mit ihren Gedanken. Sie ist sehr traurig aber auch sehr stark und stolz. Mit den Worten stark und stolz ist auch schon sehr gut meine Fantasievorstellung vom Volk der Elfen dargestellt. Dass sie am nächsten Tag stolz auf dem Berg sitzt heißt nicht, dass sie nunmehr glücklich ist. So sollte es nicht rüberkommen.

Ferner war es mir in der Tat auch gar nicht so wichtig die Protagonisten gut darzustellen. Ich habe mehr Wert auf den Kern - der Kraft von Erinnerungen und Gedanken - gelegt.

Dass ich den Hang dazu habe den Anfang gut auszuschmücken und dann etwas nächlässiger damit zu werden, ist mir auch schon aufgefallen. Ich werde mal versuchen an den Kritikpunkten zu arbeiten. :schiel:

 

Hi Esme,
das ist wirklich lieb, dass du uns die Geschichte erklärst - aber wenn eine Geschichte die Erklärungen nötig hast, ist sie nicht gut. Eine Kurzgeschichte muss für sich allein stehen, genau wie ein Roman oder Ähnliches. In einer wissenschaftlichen Arbeit kannst du voraussetzen, dass der Leser deine Quellen kennt oder zumindest bereit ist, sie zu lesen, aber Fußnoten, nachträgliche Erklärungen oder Ähnliches sind bei Prosatexten nicht angebracht. Du bist diejenige, die will, dass der Leser den Text liest, das heißt, du befindest dich in einer Art von Bringschuld-Situation - der Leser kann jederzeit abbrechen, es ist an dir, ihn bei der Stange zu halten.

gruß

 

Hallo Esme!

Wie meine Vorgänger schon bemerkt haben, kannst du gut schreiben, aber für meinen Geschmack war es eindeutig zu kitschig. Ich finde reine Stimmungsbilder ein wenig öde, gerade am Anfang hättest du ruhig auch ein bisschen Handlung zwischen all die netten Beschreibungen platzieren können. Was ich damit sagen will: Ich finde innere Bilder sehr schön, aber wenn es dabei bleibt, verliere ich schnell Interesse daran, schliesslich will ich eine Geschichte lesen, ansonsten könnte ich ja auch einfach ein Bild von Caspar David Friedrich anschauen oder so.

Ich näherte mich ihr und als ich fast an ihr stand erkannte ich ihre spitzen Ohren, die durch das Haar lugten. Es war eine Elfe. Ohne Zweifel.
Ja ja, die ollen spitzen Ohren ... Entschuldige, aber bei der Stelle musste ich ungewollt Grinsen. Ich bin halt nicht ein Fan von allzu klassischer Fantasy (sorry vita ;) ).

Den Schluss fand ich ziemlich wirr, weil ich ohne Handlungsaufbau leider den Verlust nicht nachvollziehen kann und mir ehrlich gesagt der ganze Herzschmerz ziemlich egal ist. Mir fehlt ein bisschen der Hintergrund, der mich vielleicht näher an deine Protagonisten bringen könnte.

Dass dieses Feedback so negativ ausgefallen ist, liegt hauptsächlich an meinem Geschmack. Bis zu einem gewissen Grad finde ich Kitsch ok, das passiert mir beim schreiben auch ständig, aber hier war es mir einfach zuviel. :)

Liebe Grüsse,
sirwen

 

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