Die Fahrt ins Dunkle
Der lang ersehnte Freitagabend war schon zum Greifen nahe. Nur noch wenige Minuten trennten mich von meinen Skiferien. Ungeduldig schaute ich immer wieder auf die Uhr.
Und da war es endlich. Das Läuten der Schulglocke bedeutete den Beginn meiner Ferien. Nach kurzem Abschied von den Kameraden machte ich mich sofort auf den Weg Richtung Bahnhof.
Dort angekommen, suchte ich meinen Perron auf und wartete auf meinen Anschluss.
Als ich mich umschaute, fielen mir zwei ganz in Schwarz gekleidete, vermummte Personen auf. Ich machte mir aber keine weiteren Gedanken darüber, denn ich war zu müde dazu. Endlich traf mein Zug am Bahnhof ein. Wie immer war er voller Leute und ich hatte eine Weile, bis ich einen freien Platz fand. Ich setzte mich und konnte mich erstmals von diesem anstrengenden Tag erholen. Mir gegenüber sass ein dicker Mann, der sicher mehr als 100 Kilogramm wog. Den kann man sicher jeden Abend im McDonald’s antreffen! Auf einmal begann er sich unruhig zu bewegen. Ich fragte mich, ob er sein Gewicht überhaupt in die Höhe stemmen konnte. Meine Frage wurde sogleich beantwortet. Mit Müh und Not und der helfenden Hand einer Frau, die von ihm fast zerquetscht wurde, schaffte er es und verliess mein Abteil. Endlich hatte ich eine bessere Aussicht.
Langsam setzte sich der Zug in Bewegung. Durch das Fenster sah ich den Dicken von vorhin. Er hatte es tatsächlich noch geschafft, aus dem Zug zu steigen, bevor dieser losfuhr.
Nach einem Blick auf meine Uhr stellte ich fest, dass der Zug, wie immer, auch heute Verspätung hatte. Ich konnte mir sicher sein, dass er nicht um 18:15 Uhr ankommen würde, wie er es laut Fahrplan eigentlich sollte. Schon jetzt war es draussen am Eindunkeln und ich befürchtete, dass ich meinen fünfminütigen Heimweg vom Bahnhof aus im Finstern bewältigen musste. Wäre es Sommer, wäre es noch hell und der Zug nicht so voll gewesen. Im Sommer gehen nur wenige Leute direkt von der Arbeit nach Hause.
Während der Fahrt überlegte ich mir, was ich mir am Abend zu essen machen könnte. Da ich nur noch Teigwaren hatte, musste ich Wohl oder Übel damit Vorlieb nehmen. An jenem Abend war auch da Fussballspiel Schweiz gegen Österreich, welches ich gerne geschaut hätte.
Die anstrengende Woche hatte mich sehr erschöpft, und deshalb hatte ich Schwierigkeiten, mich wach zu halten. Immer wieder fielen mir die Augen zu. Ich hörte noch „Nächster Halt Baden“, da war ich aber schon im Halbschlaf.
Als ich wieder erwachte, war es schon stockdunkel draussen, und noch viel schlimmer, auch stockdunkel im Zug. Ich schaute auf meine Uhr, welche zum Glück beleuchtet war. Es war Viertel vor drei. Ich hatte fast neun Stunden geschlafen! Und niemand hatte mich geweckt, was mich doch sehr verwunderte.
Tastend suchte ich einen Weg zum Ausgang. Dort versuchte ich die Türe aufzumachen, aber vergeblich. Sie war fest verschlossen. Mir blieb also nichts Weiteres übrig, als den nächsten Morgen im Zug abzuwarten. Mit einem leeren Magen und auf unbequemen Sitzen …