Die Gäste
Es wusste ja niemand sofort, was er gemeint hatte, als er sagte: „Nein!“. Niemand konnte ja auch nur erahnen, was dieses Wort bedeuten würde. Oder wollte es niemand? Oder sollte es niemand? Wie auch immer, dieser Ausschnitt aus einer höchst wahrscheinlich recht feurigen Unterhaltung veränderte diesen Tag aufs Entscheidendste. Ja, sie mussten alle wieder gehen und ihre wundervoll dekorierten Torten wieder mitnehmen. Manche erstarrten, als sie Minuten später um den Hintergrund des Gesprächsaussschnitts wussten, manche lachten, andere wieder fingen an lauthals zu heulen, wieder andere ließ es aber vollständig kalt. So holten sie alle ihre Torten und Mitbringsel von dem großen runden Tisch in der Mitte des Esszimmers ab und begannen, sich ihre Jacken und Mäntel überzustreifen. Gab es noch etwas zu sagen? Anzumerken? Tut uns leid, vielleicht? Kopf hoch? Wird schon weitergehen? Jeder überlegte. Niemand sagte am Ende etwas. Wortlos schritten sie zur Tür, mit finsterer Miene. Der eine oder andere schüttelte, die Klinke schon in der Hand, unfreiwillig Auffallen erhaschend, mit dem Kopf.
Draußen war alles anders. Grüppchen bildeten sich, als sie die Straße erreichten und in ausreichender Entfernung vom Festort waren. Es begannen hitzige Diskussionen über das Vorgefallene. Habe ich schon immer gewusst! Kein Wunder! Die schönen Sahnetorten! Irgend jemand aus irgendeiner der zahlreichen Diskussionsgruppen fragte irgend jemand anderen, ob irgend jemand eigentlich die Frage mitbekommen habe, deren Antwort so entscheidend war. Irgendwo da, wo der Zug der Grüppchen endete, ganz hinten, schon fast am Anfang der nächsten Straße, schrie ein grauhaariger, untersetzter Herr, vielleicht ein früherer Schulfreund des Nein-Sagers: „Interessiert Euch das wirklich? Das glaubt ihr doch selbst nicht! Ihr seid doch alle nur Schmarotzer! Ihr könnt nur Torten fressen! Deshalb seid ihr doch gekommen, und jetzt ist es eben vorbei! Ihr Tortenfresser, ihr scheinheiligen!“ Der Kopf des Mannes wurde dunkelrot, er atmete schnell und musste von einem jungen Mädchen, das neben ihm stand, gestützt werden.
Dann lösten sich die Grüppchen allmählich auf und alle gingen nach Hause, jeder für sich, mancher pfiff eine Melodie.