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Die Geburtstagsbombe

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25.03.2010
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Die Geburtstagsbombe

Es war ein verregneter Sonntag im November. Ein blauer Volvo- Kombi fuhr über die A1 in Richtung Münster. Tom steuerte den Wagen gemächlich wie immer. Seine Söhne Max und Moritz, siebzehn und fünfzehn Jahre alt, saßen auf dem Rücksitz.
"Mann, Papa, fahr' doch schneller!", drängelte Max.
"Nein, es regnet, das siehst du doch! Müsstest du eigentlich wissen, wenn du bald den Führerschein machen willst."
"Warum müssen wir da überhaupt hin?"
"Diese Diskussion hatten wir schon, Max", sagte Tom. Moritz half seinem Bruder auf die Sprünge:
"Der Alte will feiern, weil der alt geworden ist." Max verdrehte genervt die Augen, steckte sich seine Stöpsel in die Ohren und hörte seine Musik weiter.

Endlich kamen sie in Münster an. Tom parkte vor dem Hotel "Zum deutschen Vater". Sein Vater Karl wartete bereits am Eingang und winkte ihnen zu. Tom und sein Vater, ein pensionierter Philologe und Philosoph, umarmten sich herzlich, die Begrüßung der beiden Enkel zum Großvater hingegen fiel kühler aus.
"Hallo Max, siehst schon erwachsen aus. Bist jetzt so groß wie wir Hombres, was?!" Dabei stieß er einen anerkennenden Pfiff aus. Das machte Max nun doch verlegen und er verwies auf seinen Bruder Moritz.
"Der Momo is' doch genauso groß wie ich."
"Schön, dann gehen wir rein. Paul und Ben sind mit Frauen und Kindern auch hier. Ich hab' für uns einen Raum gemietet, damit wir unter uns in Ruhe feiern können."

Nach der allgemeinen Begrüßung setzten sich alle an die Tafel und bestellten ihr Essen. Karl klimperte mit dem Löffel an sein Weinglas und erhob sich.
"Ich freue mich, dass ihr alle meiner Einladung zu meinem Geburtstag gefolgt seid. Alle meine Söhne, Enkel und Schwiegertöchter sind da. Und ich heiße euch mit Luisa herzlich willkommen. Auch begrüße ich erfreut meine Großnichte Vera mit Mann und Kindern. Es ist schön, auch meine Enkel Max und Moritz nach langer Zeit mal wieder zu sehen. So und jetzt genießen wir das tolle Essen. Guten Appetit." Max und Moritz sahen sich vielsagend an, wandten sich dann aber wie die anderen dem Essen zu. Sanna, Toms Tischnachbarin und Schwägerin, fragte:
"Tom, wie geht es deiner Frau?"
"Danke, gut. Anne kümmert sich um Haus und Hund. Du, entschuldige, ich muss jetzt meinen Blutzucker messen..." Sanna wandte sich zu ihrer Linken ihrem anderen Schwager Ben zu und plauderte angeregt mit ihm. Das Essen wurde mit einem Eis-Dessert gekrönt und man bestellte sich Drinks. Tom entschied sich wie immer für schwarzen Tee, Karl für Rotwein, die anderen Erwachsenen für Bier oder Wasser.
"Papa, ich möchte ein Bier."
"Also gut, mehr wie zwei aber nicht, ok?!", entschied Tom. Karl hörte es.
"Max, wie alt bist du jetzt?"
"Moritz ist fünfzehn und ich siebzehn, wieso?"
"Dann darfst du natürlich Bier trinken. Seit wann trinkst du das denn schon?"
"Och, so mit vierzehn hab' ich angefangen." Moritz widersprach:
"Nee, mit dreizehn haste angefangen."
"Ich probierte, wie alle anderen auch."
"Bisschen viel probiert, wa?"
"Halt's Maul, Momo!"
"Na, jetzt regt euch mal ab, Jungs!" wies Tante Sanna die beiden zurecht. Karl erzählte über seine ersten alkoholischen Erfahrungen.
"Also, da war ich als Student deutlich älter als ihr beiden. Damals war es eben anders. Ich denke, da hat eure Mutter euch nicht richtig erzogen. Sie trinkt ja selbst gerne,wie man weiß. Es gibt Studien, die besagen, das die Kinder sich das von den Eltern abgucken." Jetzt reagierte Max.
"Alle meine Kumpels fingen da an. Mama hat damit überhaupt nix zu tun." Nun mischte sich Paul, der ältere Bruder von Tom ein.
"Mir ist aufgefallen, das Anne nie Alkohol ablehnte, wenn man ihr was anbot. Bei uns trank sie Weißbier."
"Aber nur eins! Jetzt macht mal halblang."
"Ach Tom. Kommt die Anne denn zurecht damit, dass du unter der Woche in einer anderen Stadt deine Umschulung machst? Sie ist ja dann vier Tage allein, was bestimmt nicht leicht ist."
"Anne unterstützt mich, wo sie kann. Die macht ihre Sache gut. Die malt,schreibt Kurzgeschichten und stellt auch Liköre her. Die ist beschäftigt."
"Liköre? Die trinkt sie vermutlich noch selbst,was?!" witzelte Paul.
"Klar muss sie anfangs probieren. Aber mehr nicht. Anne ist ok."
"Kurzgeschichten schreibt sie? Über was denn?" Paul konnte es nicht lassen.
"Na, das Leben selbst schreibt doch die besten Geschichten. Vielleicht wird das hier eine gute Vorlage!" orakelte Tom.
"Würd' ich Anne genausowenig abkaufen wie ihre Liköre. Die kaufe ich lieber im Getränkemarkt."
"Tu Dir keinen Zwang an, Paul!" entgegnete Tom gereizt. Ben meinte:
"Also, ich finde das toll, dass Anne das macht. Die Großmütter von uns haben das doch früher auch selber gemacht und wurden oft steinalt damit."
"Na, als Biochemiker musste das ja wissen. Wer würde ihren Likör schon trinken?" spottete Paul.
"Diese Kräuterliköre sind oft besser als die Pharmazie!" verteidigte sich Tom.
"Vorsicht, Tom, ohne diese Pharmazie wärest du jetzt tot. Denk an das Insulin. Träumerinnen und Kräuterhexen wurden damals auf dem Scheiterhaufen verbrannt." stichelte Paul, seines Zeichens Mediziner.
"Du hast kein Recht, über Anne so zu sprechen. Denk mal an die Kinder!" regte sich Tom auf. Karl mischte sich ein.
"Das hat Anne sich selbst zuzuschreiben, Tom. Sie hat sich aus dieser Familie rausdisqualifiziert. Dabei habe ich euch viel geholfen. Zum Dank bekomme ich Hausverbot, als ich auf euch, Max und Moritz aufgepasst hatte, weil euer Vater an Krebs operiert wurde. Sie redet von ihrer Schwerhörigkeit und so weiter, aber Tom sah dem Tod in die Augen. Das ist doch viel schlimmer! Seltsame Konkurrenz zu Tom, muss ich sagen. Ah ja, und wenn sie sauer war, dann bekam ich Kontaktverbot. Das ist ein Problem eures Hauses, Tom. Sie ist der Fehler deines Lebens und deiner nicht würdig."

Karls Tirade löste betretenes Schweigen aus. Tom wurde es immer unbehaglicher zumute. In Max arbeitete es. Sein Gesicht wurde rot und röter, dann stand er so heftig auf, das sein Stuhl umkippte. Dann schrie er drauflos:
"Was redest du da für eine Scheiße, Großvater?" Tom stand auf und wollte Max wieder in sein Stuhl setzen, doch der wehrte ab.
"Lass mich, Papa! Ich muss das jetzt sagen. Du redest hier von meiner Mutter, Großvater! Meine Mutter hat uns überredet, mit hierher zu fahren. Momo und ich wollten erst nicht. Mama hat sich nicht rausdisqualifiziert, die wollte nix mehr mit dir zu tun haben! Weil du in ihren privaten Unterlagen geschnüffelt hast. Ja, die ist schwerhörig und hat keine Ausbildung. Na und? Ist sie deshalb weniger wert? Bei euch muss man studiert haben, Diplome haben, mehrere Sprachen sprechen, um was zu zählen in dieser verdammten Gesellschaft! Mama ist begabt. Die hat den Mut, wenigstens anders zu sein. Mama hat uns nicht falsch erzogen. Ich war kein guter Sohn. Weißt du eigentlich, was ich meiner Mutter an Kraft gekostet habe? Hä? Ich hab' sie fast fertig gemacht und den Papa auch. Darauf bin ich nicht stolz. Was wisst ihr denn von meiner Mutter? Die hat mehr geleistet, als ihr euch vorstellen könnt. Papa hat zweimal Krebs gehabt und der ist zuckerkrank. Ohne die Mama wäre der Papa bestimmt schon abgekratzt! Die hat für uns gekämpft, Großvater! Fast ganz allein. Die hat alles für uns getan. Und ja, Karl, du hast mich nicht haben wollen, oder? Du hast damals der Mama über deine Ex meine Abtreibung vorgeschlagen." Ein Raunen ging durch den Raum.
"Was?"
"Ja, Großvater. Gib es zu. Du sagtest ihr, das die Karriere meines Vaters kaputt gehen würde. Mama war dir doch nie gut genug! Weißte was? Die hatte sich trotzdem für mich entschieden, obwohl sie nichts hatte. Kein Geld, keine Ausbildung, keinen Job. Das verdient Respekt! Sie pflegte mich und Momo, als wir krank waren, obwohl sie selber immer schlechter hörte. Aber sie tat ihr Bestes, war immer für uns da! Und ich? Ich bin ein Arschloch, Karl. Ich habe ihr oft weh getan und weißte was? Die liebt mich immer noch! Ich fasse es nicht! Ich bin stolz auf meine Mutter und auf meinen Vater! Ja, Papa, du hast richtig gehört! Meine Eltern packen irgendwie ihr Leben mit solchen Monstern wie Momo und mir. Und noch was: Ja, es stimmt, Mama trinkt gerne mal über den Durst. Wenn ich mir von euch so eine Scheiße anhören müsste, wie sie all die Jahre, würde ich auch die Krise kriegen. Ihr seid doch alle Heuchler mit Doktortiteln und Diplomen." Paul stand empört auf.
"Max, jetzt mal mehr Respekt! Was glaubst du denn, wer du bist?"
"Du kommst mir grade recht, Paul! Du und Großvater, ihr habt mir doch die Schuld am Papas Krebs gegeben. Scheiße ist das! Echt Bullshit! Ich war nicht zimperlich mit Papa, das stimmt. Er aber auch nicht mit mir. Trotzdem: Ich bin nicht schuld,das er krank wurde. Dazu gehört mehr: Der hatte soviel Stress in der Firma, Geldsorgen und was weiß ich noch alles. Ich weiß, das du mit der Großmutter vor ihrem Tod auch Stress hattest. Ich käme nie auf die Idee, dir zu sagen: Du bist schuld an Großmutters Tod. Manchmal ist sowas Schicksal. Denk einfach mal nach!" Erblasst wandte Karl ein:
"Lass gut sein, Paul. Max redet wie seine Mutter. Max, lass mich erklären, wie das damals war..."
"Ich scheiß' auf deine Erklärungen, Großvater! Und ich scheiß' auf deinen Prof-Titel! Ich bin nicht mehr derselbe fünfjährige Pippifax, mit dem du dich gut verstanden hast. Du bist nach Südamerika gegangen, hast die Luisa geheiratet. Da war ich sechs Jahre alt. Seitdem weißt du gar nicht, was bei uns abgeht! Jetzt bin ich siebzehn, Mann! Ich habe erlebt, wie scheiße Mama sich gefühlt hatte, auch wenn die nie was sagte. Warum erkennt ihr Mama einfach nicht an, so wie sie ist? Ich habe von euch nie nette Worte gehört über meine Mutter. Weißte, ich stand ein paar Mal vorm Knast. Das war mein Verdienst, nicht Mamas. Die wollte nie, das ich so einen Mist mache! Meine Eltern sind das Beste, was uns passieren konnte! Die mögen uns nämlich, so wie wir sind. Nicht immer, was wir machen. Und ich mag meinen Bruder, auch wenn der manchmal wie ein Assi 'rumläuft. Aber auf meine Leute lass ich nix kommen!"
Mit Tränen in den Augen blickte er in die Tafelrunde.
"Ich schäme mich für euch. Ich sag euch was und besonders dir, Großvater: Solange ihr Mutter nicht so respektiert, wie sie ist, solange kannste mich vergessen! Ich kann's auf den Tod nicht leiden, dass du deine anderen Schwiegertöchter bevorzugst. Da kriege ich das Kotzen. Deine Studien sind mir sowas von scheißegal. Das hat mit uns nix zu tun. Du lebst sowieso am Arsch der Welt, in Südamerika. Das ist dein Leben, aber nicht unseres."

Max räusperte sich und wandte sich Luisa zu, Karls chilenischer Ehefrau.
"Luisa, ähm, tut mir leid. Du kannst nix dafür, das hier geht nicht gegen dich."
"Ich weiß, Max. Wie sagt man bei euch in Deutschland? Gewitter macht Luft sauber." Sie lächelte vergnügt. Karl raunzte:
"Luisa, was soll das?"
"Carlos, càllate de una vez!" sagte sie streng. Moritz flüsterte mit Luisas Sohn Miquel:
"Was hat die gesagt?"
"Das Karl endlich den Mund halten soll."
"Ups!"

"Papa, ich will jetzt nach Hause. Zur Not nehm' ich den Zug." Tom umarmte gerührt seinen sichtlich erschöpften Sohn.
"Ich bin stolz auf dich, Max. Komm, Moritz. Fahren wir nach Hause zu Eurer Mutter."
Grußlos verließen sie das Hotel.

 

Seltsam

Wie kommen bloss die Smilies in mein Text? Die habe ich gar nicht da hin gemacht! Das kann ich beschwören...

Also Smilies am besten wegdenken...

Danke.

Fortune

 

Hallo Fortune,

und herzlich Willkommen au KG.de.

Die Smilies entstehen, weil Du keine Leerzeichen nach Satzzeichen machst, nach einem Punkt, Komma u.ä. kommt immer ein Leerzeichen. Auch nach einem Doppelpunkt, dann wird aus

Er, skeptisch:Das ist nicht gut.
das korrekte
Er, skeptisch: Das ist nicht gut.
Bitte geh den Text nochmal gründlich durch, da fehlen viele Leerzeichen, die Smilies (die im Übrigen auch nicht erlaubt sind in Geschichten) verschwinden dann von alleine.

Grüße
C. Seltsem

 

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