Was ist neu

Die Gnade der Götter

Mitglied
Beitritt
12.01.2019
Beiträge
47
Zuletzt bearbeitet:
Anmerkungen zum Text

Der Herbst des Jahres 1302 in der Nordmark; ein Regenjahr.

Die Gnade der Götter

I​

Als das Dorf brannte, hielt Sepp eine Predigt.
»D’rum schenkte uns der Vater Himmel Gerechtigkeit; alles auf dieser Welt, so sprach er, soll geschehen, wie es Recht ist.« Die Worte waren wie süßer Wein auf seinen Lippen und beschwipsten ihn. Auch die Zuhörer nahmen einen Schluck.
»Nicht alles mag uns gerecht erscheinen«, rief der Pastor, »doch der Vater weiß, was er tut und er gibt seinen Kindern, was sie verdienen. Also nehmet sein Urteil, wie es komme.«
Stille. Auf dem Altar flackerten Kerzen in einem dreiarmigen Kandelaber neben kleinen Holzfiguren des Vaters und der Mutter. Die Männer, Frauen und Kinder saßen zusammengedrängt auf einfachen Bänken und hielten je eine kleine Kerze in der Hand, wie es Brauch war. Die Decke war niedrig und es stank nach Schweiß, die Bauern waren gerade von der Ernte heimgekehrt. Eine klägliche Ernte — schon wieder; Sepps Herde litt Hunger, niemand hier trug mehr Fett auf den Rippen.
»Pah!«, rief da Ernst, der Schäfer, ein spillriger Mann ohne Haare, der einen dicken Schafspelz trug und von der Herde nur geduldet wurde. Er erschien selten zu den Predigten. »’n schlechter Vadder, der seine Kinners hungern lässt, sach ick.«
»Nu halt ma’ den Rand, Ziegenficker«, rief Opa Wilfried, doch Sepp beruhigte ihn mit einer Geste. »Ich verstehe deine Zweifel«, sagte er, »doch sieh es so: Der Vater sieht nicht dich, er sieht das Ganze. Auch du würdest ein Schaf opfern, um die Herde zu schützen, oder nicht?« Seit er sich vor einem Jahr in Clenze niedergelassen hatte, versuchte Sepp, dem Schäfer die Wärme des Glaubens zu bringen. Bis jetzt ohne Erfolg.
»Ick hüte meine Schafe für Wolle und Fleisch. Was kriegt der Vadder von uns, he?«
Sepp überlegte, dann antwortete er: »Liebe. Lasst uns also beten.«
Er wandte sich gerade zum Altar, da wurde die Kapellentür aufgestoßen. Ein Mann stürzte herein, fiel schnaufend zu Boden und krächzte: »Es brennt! Mainar brennt!«
Unruhe ergoss sich wie eine Flut über die Menschen. Sepp musste ihr Anker sein, doch auch er spürte die Angst an seiner Kehle zerren.
»Wie schlimm ist es?«, fragte er. Mainar war das nächste Dorf, etwa zwei Meilen entfernt. Wenn es dort brannte, mussten sie zur Hilfe eilen.
»Schlimm! Reiter, aus’m Norden. Ick bin gerannt wie schnell ick konnte.«
Die Menschen wurden blass. Die kleine Monika suchte im Schoß ihrer Mutter Schutz und Sepp im Schoß der Götter: Er lobte den Mann aus Mainar, dann nahm er den Kandelaber vom Altar, legte die rechte Hand auf die Brust und murmelte: »Oh Vater, schütze deine Herde.« Für zwei Lidschläge senkte er den Kopf, dann stellte er die Kerzen wieder ab; die Menschen drängten sich bereits aus der Kapelle.

Noch hier in Clenze konnte Sepp das verbrannte Holz riechen und das Feuer sehen; das Land war platt, so, als hätten die Götter es mit einer Walze geformt.
»Sind alle da?«, fragte er und stapfte, als niemand etwas erwiderte, durch den Muttersgarten voran — hier in Clenze waren das nicht mehr als ein Büschel Gras und ein paar Blumen, die um die Kapelle herum wuchsen, doch Silde und Marla pflegten den Garten liebevoll.
Etwa zwanzig Männer, Frauen und Kinder folgten ihm. Sie alle trugen schlichte Kleider, die von der Arbeit dreckig waren — blaue oder weiße Leinenkittel, darüber Mäntel und an Ledergürteln hängend leere Geldkatzen oder Beutel und Messer. Die Männer trugen Kapuzen, Hüte oder beides und die Frauen flochten ihre Haare und bedeckten sie mit Tüchern; nur die Haare der Jungfrauen waren offen. Einige der Menschen wollten Sachen aus ihren Häusern holen, doch Sepp verbot es.
Marla schloss zu ihm auf und fragte: »Wo soll’n’wa hin?« Ihr Körper bebte und sie drückte ihre Tochter Monika fest an sich. Das Mädchen war gerade acht geworden und schaute sich verwirrt um.
»Flachau«, beschloss der Pastor. »Der Baron wird uns schützen.«
»’n Scheißdreck wird der Baron«, knurrte Ernst und ging ebenfalls neben Sepp her. »Der fackelt doch selber Mainar ab.« Er spuckte auf den Boden.
Sepp schüttelte den Kopf. »Unsinn, der Baron schützt seine Leute und tötet sie nicht. Das waren Heiden aus dem Norden.« Und wenn wir hierbleiben werden sie auch uns töten.
Der Schäfer schüttelte den Kopf, erwiderte aber nichts. Schweigend marschierten sie weiter in Richtung Norden, durch Felder, auf denen bereits Wintergetreide ausgesät worden war und solche, die noch auf Samen warteten oder schon abgeerntet waren: Steckrüben, Zwiebeln und Salat und anderes Gemüse lag in Säcken am Wegesrand; von den Bäumen, die jetzt ihr buntes Herbstkleid trugen, hatte man Äpfel, Nüsse und Birnen gepflückt und in Fässern gesammelt. Die Fässer waren nur zur Hälfte gefüllt, die Säcke waren dünn und den Früchten und dem Gemüse wuchsen dicke, schwarze Warzen, die faulig stanken.
Schweigend folgten die Menschen Sepp, den Blick immer wieder zu der Rauchwolke wandernd, die sich wie ein schwarzes Omen am Himmel auftürmte. Sie mussten sich beeilen.
Bald kam eine zweite Wolke dazu, näher als die andere. Die Menschen schrien wütend auf, heulten und schimpften: Sie sahen dort ihre Häuser brennen, ihr Hab und Gut, die wenigen Vorräte, die sie für den Winter gesammelt hatten: die geschlachteten Schweine, das Getreide, den Reis und die Stickereien von Oma Hildegard, die Puppen, die einst ein fahrender Händler ins Dorf gebracht hatte; Monika und der kleine Heinrich schrien, denn sie waren noch nie so weit von zu Hause fort gewesen. Auch Sepp wurde schummrig bei dem Anblick, doch er war erleichtert, denn seine Herde hatte überlebt. Er dankte den Göttern und bat den Vater um seine Gnade, dann trieb er die Menschen weiter.
Sie flohen schweigend.
»Die Götter werden uns helfen«, rief Sepp irgendwann in die Stille hinein und hob die Hand zum Himmel. »Die Götter und der gute Baron. Wir haben niemandem etwas getan, das Recht des Vaters ist auf unserer Seite!«
Dieses eine Mal erwiderte der Schäfer nichts und dafür war Sepp dankbar.

II​

In Flachau wurden sie mit einem mürrischen Blick begrüßt und fortgeschickt.
Die Burg des Barons war klein und umgeben von einer Kapelle und einem Dutzend Hofstätten mit weiten Feldern. Bauern schleppten Säcke mit Getreide, Obst und Gemüse durch das Burgtor und ein Fleischer schlachtete ein Schwein. Zwei Soldaten schrien Befehle, andere packten mit an. Im Süden hingen die Rauchwolken am Himmel.
»Was is los?«, fragte Monika, die Sepps Hand hielt und mit ihm voranging.
»Der Baron hat keinen Platz mehr für uns«, erklärte Sepp und versuchte, seine Verzweiflung zu verbergen. »Aber in Singbostel werden wir Hilfe finden.« Aber bis Singbostel ist es noch viel zu weit, dachte er noch, doch das musste Monika nicht wissen. Es würde bald Nacht werden und die Menschen waren erschöpft, Oma Hildegard konnte kaum noch gehen. Sie weinte und verstand nicht, denn das Alter hatte ihren Geist vernebelt. »Zuhause«, murmelte sie immer wieder und »Ick will nich so weit von zu Hause sterb’n, bitte.« Aber es half nichts, den Baron verfluchend folgten sie dem Verlauf der Regge flussaufwärts. Die Regenzeit hatte den Strom gut genährt: Bäume und Erde wurden von ihm mitgerissen und Richtung Meer getragen, das andere Ufer lag in weiter Ferne.
Es regnete aus Kübeln. Die Bauern und Jäger, Fischer, Müller, Köhler und anderen Flüchtlinge, die sie auf ihrem Weg trafen, warnten sie; einige schlossen sich ihnen an, andere zogen nach Flachau oder in andere Dörfer. Sepp machte sich Sorgen, denn mit jedem weiteren Flüchtling wurden sie langsamer und auffälliger und er fürchtete Diebe und sonstige Taugenichtse. Doch trotzdem geboten die Götter ihm, jeden in Not aufzunehmen.

Die Sonne ging gerade unter, als sie das Feuer sahen. Sepp brachte die ängstliche Menge dazu, still zu bleiben und führte sie zu einem kleinen Waldstück, wo sie den Brand abwarten wollten. Doch er konnte das unmöglich still mit ansehen, also suchte er sich zwei kräftige Männer, der starke Klaus und Ekardt — gute Männer, alle beide — und wollte sich auf den Weg zum Dorf machen; vielleicht könnten sie zumindest noch ein paar Menschen retten. Überraschend wollte auch Ernst mitkommen. Etwas in Sepp sträubte sich dagegen, doch er nickte und führte die Gruppe gen Osten, wo der Himmel brannte.

Singbostel, einst ein recht großer Ort mit einer starken Holzpalisade, vielleicht einhundert Bewohnern und einem Rittergut, um das Dorf herum Felder, Weiden und Obsthaine, war auf einen rauchenden Holzhaufen reduziert worden. Hier und da brannte und glühte es noch, Leichen lagen in den Straßen; Krähen und Geier kreisten über dem Ort. Sepp gebot Ekardt, Klaus und Ernst, sich aufzuteilen und nach Überlebenden zu suchen.
Sie fanden niemanden. Nichts als Leichen und brennenden Häusern. Sepp wischte sich eine Träne aus dem Gesicht.
»Na, wo passt das in den Plan deiner Götter, he?«, fragte Ernst, der sich unauffällig von hinten angenähert hatte. Sepp wusste nicht, was er sagen sollte, also liefen die beiden nur schweigend nebeneinander her. Bei jeder Leiche zuckte Sepp zusammen und suchte verzweifelt nach einem Lebenszeichen, wurde aber immer enttäuscht. Ernst hatte bereits aufgegeben und ging an den Toten vorbei, ohne sie zu beachten.
»Ich weiß es nicht«, sagte Sepp schließlich, Tränen in den Augen. »Und es ist schwer für mich zu glauben, dass es einen Sinn für all das hier gibt.«
Ernst sagte nichts.
Warum musste ich ihn nur mitnehmen?, fragte er sich und sagte: »Nur die Götter kennen den Grund für so viel Leid. Vielleicht war es eine Strafe. Unser Dorf hat überlebt, dieses nicht. Es muss eine Strafe für Singbostel gewesen sein. Etwas haben diese Menschen falsch gemacht.« Das ergab Sinn, es musste die Wahrheit sein.
»Für welchen Scheiß soll das ne angemess’ne Strafe sein?«, forderte er und kniete sich neben die Leiche eines Kindes, vielleicht sieben Jahre alt. Vorsichtig drehte er dessen Gesicht, sodass Sepp es sehen konnte. »Was soll’n der Lütte gemacht haben, dass er sone Strafe verdient, he?«
Eingefroren und wortlos stand Sepp da, dann kniete er neben dem Kind nieder, legte es sorgsam auf den Rücken, faltete die Hände auf dem Bauch und sprach: »Möge der Heilige Vater weise über dich richten.«
Der Schäfer schnaubte, stand auf und ging davon. Sepp blieb noch eine Weile mit geschlossenen Augen da und dachte nach, dann hörte er Klaus rufen: »Sepp! Wir ham wen gefunden!«
Den Göttern dankend sprang er auf, warf einen letzten Blick auf den Jungen und rannte zu den anderen, die sich um einen liegenden Greis versammelt hatten. Der Mann war noch am Leben, doch sein Bein war gebrochen, das sah man deutlich. Mit zitternden Lippen blickte er zu ihnen, stützte sich ab und richtete seinen Oberkörper auf, doch sagte kein Wort, verlor in den Armen alle Kraft und stürzte wieder zu Boden. Verzweifelt versuchte er, sich wieder aufzurappeln, schien etwas sagen zu wollen, doch seine Lippen zitterten nur und brachten kein Wort heraus. Sein Körper war dreckig vom Matsch der Straße, ein Teil seiner Kleidung verbrannt und sein Gesicht feucht von Tränen und Schweiß.
»Beruhig dich, guter Mann. Wir wollen dir nichts Böses, wir kommen, um zu helfen.«
Schweigen war die Antwort.
»Helft ihm auf, wir bringen ihn zu den Anderen«, bat Sepp und die Männer packten den Greis bei den Schultern.
Der Weg zurück dauerte lange, weil sie den stummen Mann stützen mussten. Im Lager herrschte Unruhe, man glaubte, Pferde gehört zu haben. Sorgsam blickte Sepp sich um — ein Angriff und sie wären verloren.
Da fluchte der Greis aus Singbostel plötzlich: »Scheißdreck!«, und das waren seine letzten Worte. Ein Pfeil ragte ihm aus dem Hals und er stürzte zu Boden.
Der Rest war ein Massaker. Als es vorbei war, hockte Sepp im Unterholz und konnte sich nicht entsinnen, wie er dort hingekommen war. In der Ferne ertönten Kriegshörner und die Reiter preschten davon, die grauen Fetzen, die sie als Banner trugen, wehten im Wind. Auf dem Boden lag Sepps Herde tot oder schreiend und blutend, halb tot kriechend, sich in den eigenen Eingeweiden windend, röchelnd, keuchend, nach Luft schnappend, hechelnd und heulend. Er übergab sich.
Aus dem Gebüsch kamen die gestürzt, die sich hatten verstecken können.
Sie entzündeten ein Lagerfeuer und verbrachten fast die ganze Nacht damit, die Verwundeten zu versorgen und die Toten zu segnen. Oma Hildegard und Opa Wilfried waren darunter, die gute Sanni und Monika. Bei ihr kniete Sepp am längsten. Auch Lana und Ulrych waren gestorben. Sie hatten vor drei Jahren geheiratet und Lana war gerade das erste Mal schwanger geworden; so sehr hatten die beiden sich gefreut. Nur Ekardt und Marla konnten sie retten, der Rest der Verletzten starb. Als die Sonne sich am Horizont zeigte, legte der Pastor sich erschöpft ins Gras, den Blick in den Himmel gerichtet und hatte keinen Gedanken für den Heiligen Vater übrig.

III​

Einige Stunden später versammelten sich die wenigen Überlebenden neben den Gefallenen, wo Sepp mit einem brennenden Ast stand und gen Himmel blickte. Die Menschen starrten nur mit leerem Blick auf den Leichenberg. Ernst stand abseits, Ekardt auf einen Ast gestützt, Marla war nicht gekommen, doch ihre Heulkrämpfe waren zu hören. Monika war ihre Tochter gewesen.
Mit lauter Stimme begann Sepp zu sprechen: »Gute Menschen! Die Götter haben uns mit Zorn gestraft, wir haben es alle gespürt! Verluste haben wir gemacht, schwere Verluste. Warum machen die Götter so etwas? Warum, frage ich euch!« Er blickte zum Himmel, als würde er zum Heiligen Vater selbst rufen. »Ich habe lange selbst mit dieser Frage gehadert.« Kurz wartete er, dann fuhr er fort: »Jene, die uns hier angegriffen haben, sind die Männer des Nordens, die Heiden, die Ketzer, die Ungläubigen! Sie sind es, gegen die wir kämpfen, während die Götter jene Dämonen besiegen, an die sie glauben.«
»Aber fürchtet euch nicht«, durchbrach Sepp die Stille, die er wieder hatte aufkommen lassen. »Habt keine Angst, denn die Götter sind stärker. Sie haben schon jene Reiter von uns geschickt, die uns heute angriffen, sie haben euch alle, die ihr hier steht, verschont. Nun schaffen wir es unter dem Schutz der Götter alle bis nach Feldede, wo der gute Graf uns helfen wird. Die Götter sind mit uns, nichts kann ihre Macht aufhalten. Ein Hoch auf die Götter!«, beendete Sepp seine Rede. Niemand glaubte ihm, merkte er. Warum nicht?, fragte er sich, dabei war er sich nicht einmal sicher, ob er sich selbst noch glauben konnte.
Stille. Sepp schaute zu den Leichen und wandte den Blick wieder ab, dann warf er den brennenden Stock fort und versuchte mit aller Kraft, die Tränen fortzuwischen. Ich muss ihr Anker sein, sagte er sich, sie dürfen das nicht sehen.
Er fing an, ein altes Kapellenlied zu singen, das von Hoffnung erzählte. Zurückhaltend fingen auch die Überlebenden an zu singen, sogar Ernst fiel mit ein.
Jetzt, hoffte Sepp, können sie uns nicht mehr im Stich lassen.

Bald sahen sie das nächste Dorf brennen, doch diesmal suchten sie nicht nach Überlebenden. Sepp wollte, doch sie hatten dafür weder Zeit noch Kraft. Widerwillig setzte er den Marsch nach Feldede fort.
Als sie das brennende Dorf schon eine ganze Weile hinter sich gelassen hatten, schloss der Schäfer zu ihm auf. Der Mann sagte nichts, sondern schaute nur betrübt zu Boden.
»Die Götter …«, begann der Pastor, beinahe aus Gewohnheit.
»Ach, fick doch deine verdammten Götter du Hornochse. Ick hatt’ Schafe die war’n nich so blöde wie du. Siehst’e nicht die Feuer um uns rum? Siehst’e nicht die ganze ‘dammte Welt brennen? Deine Götter gib’s nicht und Basta.«
Sepp schwieg.
Eine lange Zeit liefen sie über Stoppelfelder an einigen verlassenen Höfen vorbei, bis sie an eine Mühle kamen, die von drei Hütten und einer Scheune umgeben war.
Sie kamen über die Felder geritten, man sah ihre grauen Banner schon aus der Ferne. Sepp und seine Herde wollten fliehen, doch sie kamen nicht weit und auf den Stoppelfeldern gab es keine Möglichkeit, sich zu verstecken. Der Pastor drückte sich platt auf den Boden und schmeckte die Erde. Um ihn herum hörte er die Schreie der Sterbenden, die Schwerter und Pferde und die Stimmen der Angreifer, doch er war machtlos. Oh Götter, betete er, Mutter, Vater, helfet uns. Doch weder Mutter noch Vater eilten zur Hilfe.
Ein schwerer Körper fiel auf Sepp und presste ruckartig die Luft aus seinen Lungen. Er schmeckte Blut.
Stille. Sich entfernende Pferde, deren Hufe dumpf durch den Boden hallten. Er blickte auf: Die Mühle brannte, ein Balken krachte ein. Es stank nach Qualm.
Er fand nicht die Kraft, um aufzustehen, also blieb er liegen und schlief ein; die Leiche drückte noch immer auf ihn.

Heftige Schläge weckten ihn, er schlug um sich, wehrte sich, doch da war niemand. Nicht die Heiden schlugen auf ihn ein, sondern der Himmel selbst. Es hagelte.
Sepp schob die Leiche fort und stand auf — es war Ekardt gewesen, der da auf ihm gelegen hatte; seine Beine schrien und bebten vor Schmerz, doch er schleppte sich vorwärts.
Die Mühle war ausgebrannt, die Hütten und die Scheune nur Ruinen. Um ihn herum lagen Leichen. All jene, die noch heute Morgen mit ihm gepredigt hatten, all die guten, gläubigen Menschen, abgeschlachtet von Heiden. Warum?, fragte er sich.
Es hagelte noch immer. Wie wildgewordene Pferde trommelte der Himmel auf ihn ein. Es war ihm egal, so verdammt egal. Edel und gerecht sollte der Vater sein, sanft die Mutter. Er weinte. »Warum, Vater?«, fragte er den Himmel, »Warum, Mutter?«, fragte er die Erde.
Er sackte auf die Knie, stürzte mit dem Bauch auf den Boden. Die Getreidestoppeln stachen schmerzhaft, der Hagel schlug ihn. Er vergrub den Kopf im Matsch, der nach Blut schmeckte, und ließ den Hagel auf seinen Rücken einschlagen. Es schmerzte, doch der Schmerz tat gut. Er spürte die Wut des Vaters in diesem Hagel und wusste, dass es keine guten Götter geben konnte

Als der Hagel vorbei war, fand er die Leiche des Schäfers, doch er hatte weder die Zeit noch die Kraft für Trauer. Er setzte seinen Weg nach Feldede fort. Um sein Leben ging es ihm nicht, doch er wollte in der Kapelle mit den Göttern sprechen, er musste es versuchen. Und wenn sie nicht antworten würden, nicht einmal in ihrem eigenen Haus, dann würde er sein Leben beenden, denn welchen Sinn hatte es dann noch?

Alleine war der Weg schnell zurückgelegt. Bald schon kam er an die ersten Dörfer und Gehöfte, die sich um die kleine Stadt herum gebildet hatten. Auch hier war alles verlassen und die Felder geleert, doch nicht von den Heiden, vermutete er. Hier rüstete man sich für eine Belagerung.
Als er schließlich vor der Stadt stand, wurde es gerade Abend. Feldede war nicht sonderlich groß, doch es war von einer steinernen Mauer mit kräftigen Wehrtürmen geschützt. Die Stadttore waren geschlossen und gut bewacht, vor den Toren erneuerten Arbeiter den Burggraben und ein Teil der Mauer war mit einem Gerüst versehen. Auch dort schufteten Arbeiter, während von Thyrsen und Ochsen gezogene Wägen Material zu der Baustelle schafften. Das Sägen und Hämmern, die Schreie der Vorarbeiter und der wohlige Geruch von Erbseneintopf, der an die Arbeiter ausgegeben wurde, drang an ihn heran.
In der Stadt ertränke man in Flüchtlingen, für ihn sei hier kein Platz mehr, hörte Sepp von den beiden Wachen am Tor. Es waren Asen mit kupferner Haut, pechschwarzem Haar und violetten Augen, die nicht viel für Menschen übrig hatten. Erst als er ihnen seine Berufung nannte, ließen sie ihn passieren. Einem Pastor durfte niemand Unterkunft verwehren.
Drinnen stank es nach Vieh, Menschen und Urin. Sepp kannte den Gestank, er war in Sprinklingen in den Berglanden aufgewachsen. Und die Asenwachen hatten Recht gehabt: Hier war kein Platz mehr für ihn. Die Flüchtlinge füllten jede Gaststätte, schliefen im Matsch der Straßen oder klopften an Türen und baten um Unterkunft. Die Hurenhäuser, das Bankhaus, das Kontor des Eisernen Bundes, die Lagerhäuser im Hafen, nirgends war mehr Platz. Soldaten standen an jeder Ecke, meckerten und schrien Befehle.
Doch Sepp hatte ein Ziel: die Kapelle. Natürlich gewehrte der dortige Pastor seinem Berufsgenossen Unterschlupf, doch ein Bett fand sich für ihn nicht. Aber das brauchte er auch nicht. Morgen würde er zu den Göttern sprechen, doch heute musste er ruhen. Der Steinboden der Kapelle war hart und inmitten der anderen Menschen, die unaufhörlich husteten, schrien und weinten, konnte man kaum Ruhe finden, doch irgendwie gelang es ihm, einzuschlafen.

IV​

»Sie sind inna Stadt! RENNT!«
»Ruhe! Bitte! Bewahrt Ruhe!«
»Sie sind inna Stadt, sie bringen alle um!«
Der lang gezogene, grausige Schrei einer Frau.
»Sie töten alle! Was sollen wir tun, Pastor?«
»Die Götter schützen uns.«
Um Sepp herum rannten Menschen umher. Niemand schien zu wissen, wohin, doch jeder rannte irgendwo hin. Sepp war noch nicht einmal richtig wach geworden, da stampfte der Erste über ihn, dann der Zweite. Der Pastor rappelte sich auf und sah sich um. Flüchtlinge drängten sich aneinander, eine Mutter suchte ihr Kind.
»Sie sind da! Sie sind da!«
Das Tor der Kapelle bebte. Sepp drängte sich durch die Menschen hindurch zu einem der großen, farbigen Fenster und schaute hinaus.
Draußen war es Nacht, die Straßen von brennenden Häusern erhellt. Reiter galoppierten durch die Straßen, Fußsoldaten folgten. Sie ritten die Menschen der Stadt nieder, säten mit Schwert und Bogen Tod.
Eine Kavalkade kam aus der anderen Richtung, mit Eisenrüstungen und dem Wappen von Feldede. Die Reiter riefen etwas und galoppierten mit gesenkten Speeren auf die Angreifer hin, doch es dauerte kaum einen Augenblick, da waren die Verteidiger umzingelt und niedergemetzelt.
Und wieder wandten sich die Angreifer ihrer eigentlichen Aufgabe zu: dem Schlachten. Die Straßen der Stadt wurden zum Schlachthaus. Die Nordmänner lachten und brüllten. Was sind das für Monster?, fragte sich Sepp, Für Dämonen?
Die Glocken der Kapelle läuteten.
Und wieder bebte das Tor.
Oh ihr Götter, wo bleibt nun Eure Gnade? Sepps Hände zitterten, sein Herz schlug wild gegen die Brust, sein Kopf drehte sich. Das ist das Ende. Es gibt keine Götter, die mich beschützen. Der Schäfer hatte Recht.
Das Tor bebte. Die Glocken läuteten. Die Menschen schrien.
Auf der Straße kam ein Mann aus einem Haus gestürmt, rannte zu einem nahen Soldaten, der tot auf dem Boden lag, nahm sich dessen Schwert und rannte zurück in sein Haus. Einer der Heiden, der gerade kein Vieh zum Schlachten hatte, beobachtete ihn. Als der Mann wieder im Haus verschwunden war, versteckte der Nordmann sich rechts neben der Eingangstür.
Der Mann lugte hervor und schob ein kleines Mädchen an sich vorbei. Der Heide grinste. Es folgte ein Junge und dann eine Frau. Hinterher schlich der Mann selbst, wachsam um sich blickend, nur nicht hinter sich.
Dort stand der Schlachter. Und er lachte.
Und er lachte laut.
Sepp übergab sich.
Das Tor bebte, die Glocken läuteten.
Oh Ihr verfluchten Götter, wie sehr ich Euch hasse. Doch die Götter gab es nicht. Es konnte sie nicht geben. Diese ganze Zeit hatte der Schäfer recht gehabt. Sepp weinte.
Das Tor erbebte, die Glocken läuteten.
Er blickte sich in der kleinen Kapelle um, sah, wie die Menschen noch immer in Todesangst umherliefen, bahnte sich einen Weg durch die Menge nach hinten zum Altar, der mit Kerzen übersät war, nahm eine davon.
Eine Chance will ich euch noch geben, ihr Götter.
Tief holte er Luft und brüllte dann: »Die Götter sind auf unserer Seite! Das sind Heiden da draußen! Verdammte Heiden, sie können uns nichts. Macht den Weg frei für die Götter.«
Es dauerte, das Tor bebte, die Glocken läuteten, doch schließlich bildeten die Menschen einen Gang zwischen Tor und Altar. Sepp ging vor, stellte sich in die Mitte und hielt die Kerze vor sich. Plötzlich spürte er den warmen Atem des Vaters in seinem Blut.
Das Tor konnte sich nicht mehr in den Angeln halten. Splitter flogen in alle Richtungen, die Menschen schrien auf. Dann wurde es still. Sepp blickte in die Menge. War das Hoffnung in den Gesichtern?
Er hob die Kerze. »Ihr Gestalten der Dunkelheit! Weichet mir! Weichet den Göttern! Dem Vater und der Mutter!«
Niemand schoss. Stille.
Die Menschen schauten zwischen dem leeren Tor und Sepp hin und her.
»Die Götter siegen, oh Dämonen der Finsternis!«, schrie er. Es funktioniert, dachte er triumphierend und lächelte, es funktioniert tatsächlich. Er hob die Kerze höher.
»Oh ihr Dämo…«
Ein Pfeil steckte ihm in der Kehle. Er hörte das Lachen der Nordmänner, ihre Schritte, die Schreie der Menschen. Dann sah er den Boden auf sich zu fliegen.​

 

Hey @Rob F,

vielen, vielen Dank für deine Rückmeldung! Ich hab die Geschichte in den letzten Bearbeitungssschritten stark gekürzt, dem ist auch die Abweisung in Flachau und der Angriff zum Opfer gefallen, vielleicht nehme ich beides wieder mit rein. Die restlichen Sachen bessere ich nach, vielen Dank!

Freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat :D!

Grüße,
Manfred

 

Moin @Manfred Deppi,

hier bin ich, wie versprochen, gespannt auf deinen Text.

uns der Vater Himmel Gerechtigkeit
der Vater im Himmel?

Die Worte waren wie süßer Wein auf seinen Lippen und beschwipsten ihn. Auch die Zuhörer nahmen einen Schluck.
Gefällt mir!

Eine klägliche Ernte, —
Schreibst du auch auf (amerikanischem) Englisch? Denn dieser Strich ist einen Tacken zu lang...im Deutschen, und auch im BE wird der Minusstrich/Halbgevierstrich verwendet. Im AE wird der lange übrigens ohne Leerzeichen davor/danach benutzt.
(Das Komma ist da glaub ich dann überflüssig.)

ein spillriger Mann
Noch nie gehört das Wort.

»N’ schlechter Vadder, der seine Kinners hunger’n lässt, sach ick.«
Das Apostroph macht nur vorm N einen Sinn, lässt ja Buchstaben davor aus und nicht danach.. Und warum eines bei hungern - das ist doch ein komplettes Wort.

versuchte Sepp, dem Schäfer die Wärme des Glaubens zu bringen. Bisher blieb es kalt.
Was blieb kalt?

etwa zwei Meilen entfernt.
Hat man früher in D in Meilen gemessen?

»Flachau«, beschloss der Pastor, »Der Baron wird uns schützen.«
Der klein oder ein Punkt davor.

Bald kam ein zweite Wolke dazu,

Er dankte den Göttern und bat den Vater um seine Gnade,
Warum Götter und Vater? Sind sie nicht monotheistisch?

Ich finde Teil 1 ist gut geschrieben, du erzeugst eine gewisse Atmosphäre. Allerdings kommt nicht wirklich Spannung auf; ich bin nicht unbedingt gespannt darauf, was noch passiert (Geschichten in solchem, historischen, Setting lese ich sonst auch gar nicht, das könnte noch dazukommen).

Dass der Baron die Flüchtlinge nicht aufnehmen wollte
Aha, ein Bezug zur Gegenwart, das lässt mich aufhorchen!

und ins Meer getragen
Streng genommen müsste es ja "Richtung Meer" heißen, denn ob sie das Meer erreichen werden, weiß man hier ja noch nicht.

Die Bauern und Jäger, Fischer, Müller, Köhler und anderen Flüchtlinge, die sie auf ihrem Weg trafen, warnten sie
Ist es hier wichtig, dass man die Berufe der Menschen weiß? Ich finds eher langweilig und finde, dass solche Details evtl gekürzt werden können und dadurch der Text etwas gestrafft werden könnte. (Dasselbe habe ich auch im ersten Teil manchmal gedacht, zB bei der Beschreibung der Blumen - reicht es nicht, dass da ein paar Blumen wachsen? Wozu muss man wissen, dass sich die Frauen drum kümmern? Das ist mMn unnötige Info und macht den Text manchmal schleppend.)

Sepp machte sich Sorgen, denn mit jedem weiteren Flüchtling wurden sie langsamer und auffälliger und er fürchtete Diebe und sonstige Taugenichtse. Doch trotzdem geboten die Götter ihm, jeden in Not aufzunehmen.
Das finde ich ganz gut, denn es zeigt, dass auch Sepp nur ein Mensch ist und nicht jeden und alles für heilig erklärt.

wo sie den Brand auswarten wollten.
Kenne ich nur als abwarten.

also suchte er sich zwei kräftige Bauern, Achim und Ekardt, gute Männer, alle beide, und wollte sich auf den Weg zum Dorf machen; vielleicht könnten sie zumindest noch ein paar Menschen retten. Überraschend wollte auch der Schäfer mitkommen. Etwas in Sepp sträubte sich dagegen, doch er nickte und führte die Gruppe gen Osten, wo der Himmel brannte.
Das ist auch recht ausführlich beschrieben. Braucht es das fett markierte? Sie sind ja schon kräftig. Straffen könnte man es zB so: "Mit zwei kräftigen Bauern, Achim und Ekardt, wollte er den Menschen im Dorf helfen." Oder so ähnlich...

Leichen türmten sich in den Straßen
Klingt etwas heftig. Bei hundert Leuten liegen die doch nicht alle auf einem Haufen oder?

Nichts als Leichen und brennende Häusern.
Entweder "brennende Häuser" oder "brennenden Häusern"

Sepp wünschte sich in diesem Moment nichts lieber, als ihm ordentlich die Fresse zu polieren,
Fresse polieren finde ich prinzipiell super (also den Ausdruck), aber hier passt es irgendwie nicht zur Sprache.

Der Schäfer war nicht überzeugt. »Für welchen Scheiß soll das ne angemess’ne Strafe sein?«
Der erste Satz kann mMn weg, denn die Aussage impliziert das ja.

Der Mann war noch am Leben, doch sein Bein war gebrochen, das sah man deutlich.
Warum nicht: Sein Bein war gebrochen.
Wozu der Rest? Dass man es deutlich sehen kann, wird ja durch den Satz impliziert.

Mit zitternden Lippen blickte er zu ihnen, stützte sich ab und richtete seinen Oberkörper auf, doch sagte kein Wort, verlor in den Armen alle Kraft und stürzte wieder zu Boden. Verzweifelt versuchte er, sich wieder aufzurappeln, schien etwas sagen zu wollen, doch seine Lippen zitterten nur und brachten kein Wort heraus.
Das zweite könnte man auch streichen.

Sein Körper war dreckig vom Matsch der Straße, ein Teil seiner Kleidung verbrannt und sein Gesicht feucht von Tränen und Schweiß.
Hier wieder so eine lange Beschreibung. Das kann man alles etwas straffen finde ich - oder ist es dir wichtig, dass es genau so (ausführlich) beschrieben ist?

und die kräftigen Männer packten den Greis bei den Schultern.
Dass sie kräftig sind wissen wir ja auch schon.

»Scheißdreck!« und das waren
Komma fehlt nach "

Auf dem Boden lag Sepps Herde tot oder schreiend und blutend, halb tot kriechend, sich in den eigenen Eingeweiden windend, röchelnd, keuchend, nach Luft schnappend, hechelnd und heulend.
Für mich ein paar Adjektive zu viel; Auf dem Boden lag Sepps Herde, schreiend, sterbend, tot.
Nur so eine Idee, aber das würde mir schon reichen.

Ich hör jetzt mal auf mit Details, sonst wird das hier zu lang ;)

Dort starb der Rest.
Verstehe ich nicht den Satz. Kündigst du hier das Sterben des Restes (was auch immer das heißt) an? Das nimmt dir hier doch die Spannung. Warum nicht den Angriff spannend beschreiben, statt mit diesem Satz allen Wind aus den Segeln zu nehmen?
Außerdem hast du oben schon angekündigt: Und sie taten es doch.

und schmeckte die Erde, ein Wurm kroch ihm in den Mund.
Echt? Passt hier irgendwie nicht, finde ich.

Ein gewagter Blick: Die Mühle brannte, ein Balken krachte ein. Es stank nach Qualm und Tod.
Vorschlag: Er wagte einen Blick, sah die brennende Mühle...
Wie riecht Tod?

Heftige Schläge weckten ihn, er schlug um sich, wehrte sich, doch da war niemand. Nicht die Heiden schlugen auf ihn ein,

Die Mühle war ausgebrannt, die Hütten und die Scheune nur Ruinen. Um ihn herum lagen Leichen. All jene, die noch heute Morgen mit ihm gepredigt hatten, all die guten, gläubigen Menschen, abgeschlachtet von Heiden. Warum?, fragte er sich stumm, dann schrie er aus vollem Leib in den Himmel: »WARUM?«
Irgendwie kommt das nicht ganz zu mir durch..berührt mich nicht. Vielleicht, weil ich keinen dieser Figuren wirklich kenne...Vom Pastor weiß ich nur, dass er an Gott glaubt, vom Schäfer, dass er es nicht tut und den Pastor doof findet, vom Rest weiß ich nichts...

Er sackte auf die Knie, stürzte mit dem Bauch auf den Boden. Die Getreidestoppeln stachen schmerzhaft, der Hagel schlug ihn. Er vergrub den Kopf im Matsch, der nach Blut schmeckte, und ließ den Hagel auf seinen Rücken einschlagen. Es schmerzte, doch der Schmerz tat gut. Er spürte die Wut des Vaters in diesem Hagel und wusste, dass es keine guten Götter geben konnte.
Das wirkt schon ziemlich theatralisch (auch das Fick dich vorher) und ließe sich in zwei knappen Sätzen sagen.

Auch hier war alles verlassen und die Felder geleert,
geleert wovon?

Sepp kannte den Gestank, er war in Sprinklingen in den Berglanden aufgewachsen.
Der zweite Teil des Satzes soll ja hier irgendwie erklären, dass er den GEstank kannte. Für mich, da mir das nichts sagt, ist es eher rätselhaft und ich frage mich, wie? Ich würde es einfach weglassen.

Um Sepp herum rannten Menschen umher. Niemand schien zu wissen, wohin, doch jeder rannte irgendwo hin.
Ein "wahllos" oder "verwirrt" in den ersten Satz, dann kann der zweite komplett raus.

Also, den letzten Teil hab ich am Ende ein wenig überflogen, weil es für mich zu langatmig war. Mir fehlt da die Spannung, da ist zu viel Redundantes drin finde ich. Ich wehre mich oft gegens Kürzen, aber hier würde ich es auch machen. Sehr viel straffen, alles etwas knackiger machen....Das wiederholt sich sehr viel, und da man keine der Figuren kennnt, fehlt mir da auch die Nähe. Deshalb verliere ich das Interesse - dass ich generell so mittelalterliche Settings nicht besonders mag, hilft dann natürlich auch nicht.
Das Ende ist dann auch schon ziemlich vorhersehbar finde ich, das deutet sich am Anfang schon sehr an. Keine Ahnung wie es für solche ist, die dieses Setting mögen. Rob scheint es ja gefallen zu haben, mich hat es nicht gepackt.

Hoffe, dass das nicht allzu negativ war und vor allem, dass es dir hilft!
Gruß,
rainsen

 

Danke dir @rainsen, is ja sehr ausführlich geworden :D

Und zu negativ ist das nicht, genau dafür bin ich ja hier! Nur scheinst du übersehen zu haben, dass ich hier eine Fantasy-Geschichte geschrieben habe, nichts historisches. Entsprechend sind auch die Götter vollkommen ersponnen. Dazu kommt, dass ich großer George R. R. Martin-Fan bin und Fantasy gerne ausführlich mag, gerne auch mit Worldbuilding, das mehr ausschmückt als nötig ist. Vielleicht beißen sich da unsere Stile und Geschmäcker, aaaaaber ich kann dich verstehen, denn um sich sowas leisten zu können, muss man erstmal gut sein und vielleicht reicht's da bei mir noch nicht.
Ich bin mir noch nicht sicher, wie viel ich hier kürzen werde, aber ich schau mal drüber. Noch zwei drei Sachen:

Schreibst du auch auf (amerikanischem) Englisch? Denn dieser Strich ist einen Tacken zu lang...im Deutschen, und auch im BE wird der Minusstrich/Halbgevierstrich verwendet. Im AE wird der lange übrigens ohne Leerzeichen davor/danach benutzt.
(Das Komma ist da glaub ich dann überflüssig.)​
Amerikanisch schreibe ich nicht, aber meine Weichware ist amerikanisch, Scrivener, und nur so halbgut übersetzt, liegt wohl daran. Naja, ich hoffe das ist nicht allzu dramatisch, sonst müsste ich das immer einzeln anpassen.
Noch nie gehört das Wort.​
Gibt's tatsächlich; ist vor allem Norddeutsch laut Dr. Duden.
Fresse polieren finde ich prinzipiell super (also den Ausdruck), aber hier passt es irgendwie nicht zur Sprache.​
Hast recht.
Klingt etwas heftig. Bei hundert Leuten liegen die doch nicht alle auf einem Haufen oder?​
Hast auch recht. Das war die Kritik vom Rob am "sammelten sich"; Ich suche weiter ...
Streng genommen müsste es ja "Richtung Meer" heißen, denn ob sie das Meer erreichen werden, weiß man hier ja noch nicht.​
Pah! Also in meiner Welt gibt es Magie, die die Bäume alle wohlbehalten ins Meer lotst, zur Not packt auch die Küstenwache mit an. Nein. Hast ja recht :D.
Ist es hier wichtig, dass man die Berufe der Menschen weiß? Ich finds eher langweilig und finde, dass solche Details evtl gekürzt werden können und dadurch der Text etwas gestrafft werden könnte.​
Ich will, dass die Welt leeebt. Aber du hast recht, wenn der Leser einschläft, dann bringt mir die lebende Welt auch nichts mehr.
Hier wieder so eine lange Beschreibung. Das kann man alles etwas straffen finde ich - oder ist es dir wichtig, dass es genau so (ausführlich) beschrieben ist?​
Bei sowas zum Beispiel kann ich dir einfach nicht zustimmen, sorry. Also ich mein' ... ja man kann's sicher weglassen, aber wenn man nur das wichtige schreibt, dann ist man irgendwann beim Klappentext und das will doch dann auch keiner mehr, oder? Ein bisschen drumherum muss sein, finde ich, aber ich versuche, es nicht zu übertreiben.
Dass sie kräftig sind wissen wir ja auch schon.​
Manchmal vertraue ich dem Gedächtnis des Lesers nicht genug. Tja, wenn man von sich auf andere schließt ... nehm ich raus, danke!
Verstehe ich nicht den Satz. Kündigst du hier das Sterben des Restes (was auch immer das heißt) an? Das nimmt dir hier doch die Spannung. Warum nicht den Angriff spannend beschreiben, statt mit diesem Satz allen Wind aus den Segeln zu nehmen?
Außerdem hast du oben schon angekündigt: Und sie taten es doch.​
Die Idee war, dass es keine wirkliche Spannung geben kann, weil es kein Kampf ist, sondern ein Niederschlachten. Die Bauern können sich ja nicht wehren gegen die Kavallerie, die da kommt. Aber ich gebe dir recht, das besiegt die Spannung. Hmm, ich denke drüber nach.
Also, den letzten Teil hab ich am Ende ein wenig überflogen, weil es für mich zu langatmig war. Mir fehlt da die Spannung, da ist zu viel Redundantes drin finde ich. Ich wehre mich oft gegens Kürzen, aber hier würde ich es auch machen. Sehr viel straffen, alles etwas knackiger machen....Das wiederholt sich sehr viel, und da man keine der Figuren kennnt, fehlt mir da auch die Nähe.​
Natürlich schade, dass es dir weniger gut gefallen hat, aber damit kann ich leben. Ich denke über's kürzen nach und einige Sachen, die du gesagt hast, werde ich so übernehmen. Allerdings glaube ich, wie gesagt, dass sich uns hier auch einfach die Verschiedenheit der Geschmäcker etwas in den Weg stellen. Und das Problem mit den Figuren kann ich verstehen.

Ach ups, das war ganz schön lang. Jetzt gehe ich mal durch und kürze diesen Kommentar und später dann die Geschichte. Mal schauen, was sich da machen lässt :D. Und vielen Dank für die ehrliche und sehr hilfreiche Kritik!

Grüße,
Manfred

Achso und PS:
Wie Tod stinkt weiß ich auch nicht. Verdammt. Eine dieser Sachen, die toll klingen aber Unsinn sind.​

 

Hey @Manfred Deppi,

Bei sowas zum Beispiel kann ich dir einfach nicht zustimmen, sorry. Also ich mein' ... ja man kann's sicher weglassen, aber wenn man nur das wichtige schreibt, dann ist man irgendwann beim Klappentext und das will doch dann auch keiner mehr, oder?
Hahaha, ey, jetzt mal ohne Scheiß - so ziemlich genau diese Antwort habe ich selbst schon ein paarmal geschrieben. Also unter meine eigenen Texte. Deshalb kann ich dich 100%ig verstehen. Es wird wohl auch am Geschmack liegen (Rob hat ja zB auch nicht gemeckert) - hinzu kommt natürlich auch noch die momentane Stimmung (während man einen Text liest), die mMn auch einen Einfluss hat.
Also von daher, es gilt wie immer: alles geht, nix muss. Da ist es schon gut, auch auf sich selbst zu hören.

Und das Problem mit den Figuren kann ich verstehen.
Ja, ich denke das ist etwas, wo es nicht unbedingt um Geschmack geht. Denn das ist es doch gerade, was man mit solchen Texten will oder? Eben nicht eine x-beliebige Geschichte schreiben, die auch im Geschichtsbuch stehen kann. Klar, du hast hier Figuren drin, aber die könnten noch etwas tiefer charakterisiert sein, dann würde evtl auch mehr Spannung aufkommen, weil man eben mitfiebert.

Und das mit dem Fantasy tag....woran erkenne ich denn - wenn du es jetzt nicht als fantasy getagged hättest - dass es eben das genre ist? Ich bin da natürlich kein Experte, aber da war für mich nichts Fantastisches, das ist bei mir als normale historische Geschichte durchgegangen. Oder waren da irgendwelche anderen Wesen? Waren doch normale Menschen, Ritter, Pferde usw... Oder hab ich was übersehen? Oder liegt es an meinem Unwissen, was fantasy betrifft?

Ach ups, das war ganz schön lang. Jetzt gehe ich mal durch und kürze diesen Kommentar und später dann die Geschichte. Mal schauen, was sich da machen lässt :D. Und vielen Dank für die ehrliche und sehr hilfreiche Kritik!
:D bei mir werden die Kommentare auch immer länger... Wie gesagt, das war nur meine Sicht, mein Eindruck.
Sehr gerne!

Schönen Abend,
rainsen

PS:

Achso und PS:
Wie Tod stinkt weiß ich auch nicht. Verdammt. Eine dieser Sachen, die toll klingen aber Unsinn sind.
Da gehen meine props an @jimmysalaryman, der für sowas einen sehr guten Blick, ein gutes Gefühl hat!

 

Also jetzt doch nochmal etwas Senf, weil da ja doch einige Fragen dabei waren, lieber @rainsen,

ach, das mit den Figuren regt mich jetzt selbst auch auf. Da muss ich nachbessern, etwas umfassender. Kümmere mich da ab nächstem Montag drum, jetzt brauche ich etwas zeitlichen Abstand. Dann habe ich vllt. nochmal einen neuen Blick auf die Geschichte.

Und das mit dem Fantasy tag....woran erkenne ich denn - wenn du es jetzt nicht als fantasy getagged hättest - dass es eben das genre ist? Ich bin da natürlich kein Experte, aber da war für mich nichts Fantastisches, das ist bei mir als normale historische Geschichte durchgegangen. Oder waren da irgendwelche anderen Wesen? Waren doch normale Menschen, Ritter, Pferde usw... Oder hab ich was übersehen? Oder liegt es an meinem Unwissen, was fantasy betrifft?​
Naja zuerst halt die Götter, da bist du einfach etwas zu motiviert aufs Korrigieren angesprungen. Und dann die Ortsnamen, vor allem die Regge. Einen so breiten Fluss würde man doch kennen, wenn der in Europa lege, oder? Naja, und dann die Regenzeit, die ich so nebenbei erwähne, und später habe ich auch tatsächlich zwei neue Rassen, die aber im Text eher untergehen, weil sie hier nicht so wichtig sind:​
, während von Thyrsen und Ochsen gezogene Wägen Material zu der Baustelle schafften.​
Es waren Asen mit kupferner Haut, pechschwarzem Haar und violetten Augen, die nicht viel für Menschen übrig hatten. Erst als er ihnen seine Berufung nannte, ließen sie ihn passieren.​

Aber du hast recht, der Text ist doch eher karg mit fantastischen Elementen bestückt. Ich arbeite seit langem an einer großen Welt und mache es mir aktuell zum Projekt, sie mit allerlei Geschichten und Leben zu füllen -- die Welt ist allgemein eher "realistisch" gehalten, und in dieser Geschichte kommt das halt besonders raus. Das ist im Fantasy-Genre aber nicht unbedingt was komplett neues :D.

Grüße,
Manfred​

 

Hallo @Manfred Deppi,

Als das Dorf brannte, hielt Sepp eine Predigt.​
Starker erster Satz.

Du beschreibst in einem düsteren Setting die Zweifel eines Pastors an der Gerechtigkeit der Götter, letztendlich an seinem Glauben selbst, angesichts einer nicht zu erklärenden Vernichtung von Leben und Besitz. Spontan musste ich bei diesem Thema an den Roman "Die Kraft und die Herrlichkeit" von Graham Greene denken, in der ein Priester von einem Leutnant verfolgt wird, selbst oft an seinem Glauben zweifelt, und letztendlich auch Erlösung durch seinen Tod sucht. Dies hat mich etwas an die Schlusszene in deiner Geschichte erinnert.

Ich finde deine Sprache sehr ausgereift, souverän. Du schreibst bildlich, ohne dass es überladen wirkt. Diese düstere Ausweglosigkeit, das nicht zu verhindernde Grauen beschreibst du gekonnt. Teils derb, brutal. Sicher, es ist ein wenig repetitiv, aber gerade dadurch wird für mich ja auch diese Ausweglosigkeit dieser Menschen und gleichzeitig die Sinnlosigkeit der Zerstörung greifbar. Und so ist es letztendlich nur logisch, dass der Pastor am Ende nicht gewinnen kann, auch wenn er durch seinen Glauben noch einmal so sehr an einen Sieg glauben will.

Die Welt hat so fantasymäßige Züge (ist ja auch ein "tag"). Lese ich normalerweise überhaupt nicht (auch wenn ich früher viel RPG gemacht habe, AD&D und so was), aber ich fande es nicht so brutal Fantasy, so dass es noch genug "Realitätsanteile" für mich hatte.

Hat mir wirklich gefallen. Ja, es ist düster, ja, es ist irgendwie hoffnungslos alles da, aber irgendwie wollte ich trotzdem immer wissen, wie es weitergeht. Wahrscheinlich mit der kleinen Hoffnung, dass es einen Ausweg gibt für die Gruppe, auch wenn es nicht danach aussah. Nun ja, und zum Schluss war die Hoffnung dann natürlich weg. Ein ernüchterndes Ende, aber nicht jede Geschichte muss ja gut ausgehen.

Zwei Fragezeichen tauchten bei mir auf.

1. Es regnet unablässig. Du schreibst "wie aus Kübeln". Wie können die wilden Horden da Stadt um Stadt niederbrennen?

2. Mal sprichst du vom Vater, dann wieder von den Göttern. Das habe ich nicht genau verstanden. Nach meinem Gefühl kann es bei einem "Gottvater" nicht noch andere Götter geben, oder doch? Ist der dann sowas wie Zeus?

Gern gelesen. Werde mal schauen, was es noch so aus dieser Welt gibt.

Beste Grüße,
Fraser

 

Vielen Dank @Fraser für deinen Kommentar,

vor allem freut es mich natürlich mega, dass es dir gefallen hat! Vor allem das hier freut mich:

Gern gelesen. Werde mal schauen, was es noch so aus dieser Welt gibt.
Aktuell gibt es hier im Forum noch Der Fengg. Mehr ist in Arbeit. Arglon entsteht schon seit Jahren und hat so langsam die ein oder andere Geschichte zu erzählen.

Nun ja, und zum Schluss war die Hoffnung dann natürlich weg. Ein ernüchterndes Ende, aber nicht jede Geschichte muss ja gut ausgehen.
Ernüchternd, das stimmt. Da ist diese Welt, Arglon, ganz wie die unsere. Leider.

1. Es regnet unablässig. Du schreibst "wie aus Kübeln". Wie können die wilden Horden da Stadt um Stadt niederbrennen?
Oh, stimmt. Da hast du recht. Den Regen habe ich nachträglich reingeschrieben, weil ich die Regenzeit (das ist so ein Rythmus, drei Jahre Trockenzeit, zwei Jahre Regenzeit) zumindest am Rande rüberbringen wollte. Ich denke drüber nach, wie ich das löse. Diese ganzen Plünderungen, die hier geschildert werden, spielen aber auch später noch eine Rolle, in anderen Geschichten und im Verlauf der Geschichte dieser Welt, ich habe da schon so eine Idee, wie das zu einem größeren Mysterium werden könnte. In dieser Geschichte werde ich es wohl bei diesem etwas merkwürdigen Vorfall belassen.

2. Mal sprichst du vom Vater, dann wieder von den Göttern. Das habe ich nicht genau verstanden. Nach meinem Gefühl kann es bei einem "Gottvater" nicht noch andere Götter geben, oder doch? Ist der dann sowas wie Zeus?
Man glaubt an den Heiligen Vater (Himmel) und die Heilige Mutter (Erde), wobei die Elementarbezeichungen meist weggelassen werden. Offiziell sind beide Götter gleichrangig, aber wie man das so kennt, ist am Ende doch der Mann wichtiger. In dieser Geschichte spielt der Vater allgemein eine größere Rolle, weil Gerechtigkeit sein Gebiet ist, so wie auch Krieg und Weisheit. Die Mutter kümmert sich um Fruchtbarkeit, Liebe, Familie, all sowas. Kurz wird sie aber auch erwähnt:
Auf dem Altar flackerten Kerzen in einem dreiarmigen Kandelaber neben kleinen Holzfiguren des Vaters und der Mutter.
Oh Götter, betete er, Mutter, Vater, helfet uns. Doch weder Mutter noch Vater eilten zur Hilfe.
Edel und gerecht sollte der Vater sein, sanft die Mutter. Er weinte. »Warum, Vater?«, fragte er den Himmel, »Warum, Mutter?«, fragte er die Erde.
Aber das geht wohl beim normalen Lesen schnell unter.

Also, vielen Dank dir nochmal für deinen freundlichen Gegenbesuch!

Grüße,
Manfred

 

Hallo Manfred

Als das Dorf brannte, hielt Sepp eine Predigt.
Fand ich sehr gut als Anfang. Das animiert zum weiterlesen
’n schlechter Vadder, der seine Kinners hungern lässt, sach ick
find ich etwas unwahrscheinlich, dass er das so offen in der Kirche sagt.

Generell fand ich den Anfang gut, aber dann tritt der Text auf der Stelle. Es kommt eigentlich immer ähnlich: Sepp betet und wird nicht erhört. Es fehlt die Überraschung.

Ein Pfeil steckte ihm in der Kehle. Er hörte das Lachen der Nordmänner, ihre Schritte, die Schreie der Menschen. Dann sah er den Boden auf sich zu fliegen.

Da fühlt man nicht mit. Ein Pfeil steckt in der Kehle, das tut doch weh und warum nimmt er mehr die Nordmänner wahr als die Schreie seiner Gemeinde?
Generell ist das stärkste Manko der Geschichte die Überraschung. Ich hätte es zum Beispiel wirklich tragisch gefunden, wenn sich die Nordmänner beim gleichen Gott für die große Beute bedankt hätten.

LG
Bernhard

 

Hey Bernhard,

wie schön, dass du auch hier noch kommentierst! Hat mich richtig gefreut! Selbstverständlich werde ich mich für die beiden Besuche irgendwann revanchieren, spätestens wenn du wieder etwas hochstellst. Vielleicht schaue ich auch bei deinen älteren Geschichten mal rein.

find ich etwas unwahrscheinlich, dass er das so offen in der Kirche sagt.
Ich denke, das passt zu seinem Charakter. Er ist ja sowieso schon ein Außenseiter und noch mehr Ausgrenzung hat er kaum zu fürchten, denn Sepp hält ja daran fest, ihn bekehren zu wollen. Dem sind ja schon eine ganze Menge Gespräche zwischen Sepp und Ernst vorangegangen.

Generell fand ich den Anfang gut, aber dann tritt der Text auf der Stelle. Es kommt eigentlich immer ähnlich: Sepp betet und wird nicht erhört. Es fehlt die Überraschung.
Das stimmt. Ich versuche aber auch, dadurch so ein bisschen die Auswegslosigkeit darzustellen. Das kostet natürlich Spannung. Ich gebe dir recht:
Da fühlt man nicht mit.
Leider. Die Figuren sind aus meiner Sicht - und das wurde auch schon von anderen Kommentatoren erkannt - das größte Problem der Geschichte. Normalerweise schreibe ich recht Figurenzentriert (wie auch in Der Fengg), hierzu hat das aber m.E. nicht gepasst. Ein bisschen habe ich noch nachgebessert, die Originalversion hatte zum Beispiel nicht Opa Wilfried, etc., viel mehr will ich da aber nicht machen. Das führt jetzt schlussendlich zu dieser Geschichte, mit der ich selbst nicht einhundertprozentig zufrieden bin, die aber doch so sein muss, glaube ich. Wie ich das noch anders hinbekommen soll, weiß ich nicht. Bei zukünftigen Projekten werden wieder mehr die Figuren im Fokus stehen und Überaschung soll es auch gelegentlich geben :)

Ich hätte es zum Beispiel wirklich tragisch gefunden, wenn sich die Nordmänner beim gleichen Gott für die große Beute bedankt hätten.
Das ist eine tolle Idee! Würde ich auch gerne umsetzen, da bindet mich das Worldbuilding aber leider. Die Geschichte steht nicht für sich alleine, sonder spielt mit Der Fengg und einigen noch nicht entstandenen Dingen in einer Welt, Arglon, und die hier beschriebenen Ereignisse sind recht wichtig für die Geschichte.

Also, lieber Bernard, vielen Dank für deinen Kommentar und die Kritik! Ich weiß, ich habe hier alles abgestritten und das tut mir leid, aber so ist das auch nicht gemeint. Deine Punkte sind sehr berechtigt und stören mich selbst. Zukünftig werde ich da mehr drauf achten, bei dieser Geschichte aber fällt mir nicht ein, wie ich das noch anpassen kann, ohne gleich etwas ganz anderes zu schreiben.

Viele Grüße,
Manfred

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom