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Die Hauptrolle

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21.12.2015
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Die Hauptrolle

Jeden zweiten Freitag koche ich mittags für die Enkel. Miriam ist vierzehneinhalb, Florian knappe sechzehn. Sie kommen dann aus dem coronageprägten Präsenzunterricht des Gymnasiums und sind ziemlich erledigt. Meinen runden Tisch habe ich besonders sorgfältig gedeckt und dabei auf genügend Abstand geachtet. Wie immer gibt es als Höhepunkt ein selbst zubereitetes Dessert. Darin bin ich Weltmeister.
Die beiden Teenies können nicht unterschiedlicher sein. Florian widmet sich meistens schweigend dem Essen, steht ziemlich bald auf und verabschiedet sich mit einem „Danke, Oma, für das gute Essen“. An der Haustür dreht er sich jedes Mal um und ruft: „Hab dich lieb, Oma“. Ich muss lächeln und schlucken vor Rührung. Seit Corona gibt es keine Küsschen mehr, Körperkontakt ist out.
Miriam dagegen hat Sitzfleisch und ist eine Plaudertasche. Meistens erzählt sie vom Unterricht mit den lästigen Masken, von den Freundinnen, auch aus schlechten Noten macht sie kein Geheimnis. Und sie spricht mit mir über meine Kurzgeschichten, die findet sie cool. Manche ihrer Einfälle sind richtig hilfreich, vor allem, wenn es um altmodische Wörter geht. Sie will selber mal schreiben. Noch ist sie die meiste Zeit ganz guter Dinge, aber Corona hängt wie ein Damoklesschwert über allem.

Heute hat sie sich auf dem Sofa ausgestreckt, den Schmollmund wie ein Schublädchen nach vorne geschoben. Ich räume Teller und Besteck in den Geschirrspüler. Der Rest kann warten.
„Was ist los?“
„Ach, nichts.“
„Aber da ist doch was, ich seh's dir an.“
„Mist! Ich hab mich halt geärgert, über Sophie, über die Klasse, am meisten über mich selber, keine Ahnung.“
Ich sinke Miriam gegenüber in den Sessel, anderthalb Meter entfernt. Vorsichtshalber setze ich den Mundschutz auf, schließlich gehöre ich ja zur hochgefährdeten Generation. Das wird eine längere Geschichte, aber ich habe Zeit, viel Zeit.
„Also? Schieß los!“
„Ich wollte doch gerne die Julia sprechen, Sophie aber auch, und dann hat die Klasse abgestimmt. Kannst dir ja denken, wie.“ Sophie ist ’beste Freundin’. Miriams Aussage nach ist sie der Star der Klasse.
„Hm, das tut mir leid. Aber so ist das nun mal mit Abstimmungen.“
„Oma, das weiß ich doch. Aber darum geht es ja gar nicht.“
„Sondern?“
„Es ist, weil … weil Fabi den Romeo sprechen soll.“
Tja, das ist natürlich schmerzhaft für Miriam. Ich weiß nämlich von ihr, dass sie in Fabian verknallt ist. Leider beruht das nicht auf Gegenseitigkeit. Ich schüttle den Kopf und suche nach Trost für das Mädchen.
„Ja, das ist wirklich blöd. Sag mal, wollt ihr die Geschichte auch spielen?“
„Nee, nur sprechen und aufnehmen. Vielleicht machen wir später ein Hörspiel draus.“
„Klingt vielversprechend. Weißt du was? Ich habe auch mal Theater gespielt. Willst du davon hören?“
„Kenn' ich schon, Oma, Pünktchen und Anton, und du warst das Pünktchen.“
„Nein, Miri, keine Kinderrolle, und bei mir ging es nicht um die Hauptrolle, aber eine wichtige Rolle war es schon. Soll ich dir die Geschichte erzählen?
Miriam quält sich vom Sofa hoch, schlüpft in die Sneakers, wobei sie den Rand mit den Fersen niederdrückt, und wuchtet die Schultasche auf den Rücken.
„Morgen, Oma, oder am Sonntag. Oder du schreibst sie mir auf. Jetzt muss ich relaxen. Bist du mir böse?“
„Wie könnte ich“, sage ich und möchte das Mädchen an mich drücken. „Ich weiß nur zu gut, wie dir zumute ist. Ich werd's mal mit Schreiben probieren.“
Ich schaue ihr nach, wie sie mit hängenden Schultern über den Kies zum Eingang nebenan schlurft. Manche Dinge ändern sich wohl nie oder doch? Dann fahre ich den Computer hoch, fahnde nach dem Manuskript, das seit Jahren im Bücherregal schlummert, und tauche in meine längst vergangene Jugendzeit ein.

*

Zuerst lehnte ich ab, heftig, beinahe entsetzt.
„Ich kann das nicht. Theater spielen, auf einer Bühne auftreten, vor Leuten. Nee, ohne mich.“
„Stell dich doch nicht so an“, sagte Sanna, während sie, über die Badewanne gebeugt, ihre langen, schwarzen Haare ausspülte. „Gib mir mal das Handtuch.“
Geschwind wickelte sie es zu einem Schlauch zusammen und knotete es zu einem Turban. Sie sah aus wie Nofretete.
Haare waschen war ein wöchentliches Ritual, das in der Altbauwohnung etwas kompliziert war, weil man dazu extra Feuer unter dem Boiler machen musste. Ich stand meistens daneben, reichte ihr Shampoo und den Krug mit Schwarztee zum Spülen, ein Tipp von Sannas Oma in West-Berlin. Die Oma hatte viele gute Ideen, was die Schönheit betraf, denn sie war Schauspielerin gewesen.
„Du kennst doch Achim, den James Dean vom Kepler, der will eine Theatergruppe aufziehen.“
„Wieso jetzt plötzlich? Ich dachte, er will eine Band gründen.“
„Na ja, auch. Aber vor allem will er seinen Vater dazu kriegen, dass er ihn nach dem Abi zum Vorsprechen lässt, in München. “
Achim war der Sohn vom Direx am Kepler, unserer benachbarten Schule. Es gab gemeinsame Veranstaltungen, Abschlussbälle und Sporttage. Die Gebäude lagen nur zwei Straßen auseinander, so dass sich während der großen Pause die Schüler der Oberstufe in einem kleinen Park treffen konnten. Dort inhalierte man hastig eine Zigarette und traf Verabredungen. Ganz Mutige knutschten auch ein wenig hinter den Büschen. Unser Direx pflegte zu Beginn des Schuljahrs darauf hinzuweisen, dass er seinen lieben Schülerinnen voll und ganz sein Vertrauen schenke, denn, nicht wahr, Mädchen seien die Klügeren. Klar, dass er dafür rauschenden Beifall erhielt und das Gymnasium gute Anmeldezahlen.
Sanna begutachtete ihre Augenbrauen und zupfte mit der Pinzette die unteren Härchen weg. Bei jedem zuckte sie zusammen und schnitt eine Grimasse. „Schönheit muss leiden“, kommentierte ich. Die feingeschwungenen Bögen brauchten meiner Meinung nach keine weitere Betonung. Es sah toll aus. Unmöglich, nicht neidisch zu sein.
„Was will er denn für ein Stück spielen? Was Klassisches?“
„Wahrscheinlich etwas aus der Literaturliste. Kurz muss es sein, wenig Personen. Ich glaube, er denkt an Leonce und Lena.“
„Und wie kommt er gerade auf uns?“
„Eigentlich hat er nur mich gefragt. Aber ich hab dich gleich ins Spiel gebracht. Wir treffen uns am nächsten Donnerstag, da sind ab sechs die Handballer in der Sporthalle. Kein Problem, wir können in die hintere Umkleide. Achim hat dort schon öfter geprobt, du weißt ja, die Band.“
„Und wie kommen wir da wieder raus? Was ist mit dem Hausmeister?“
Hausmeister Willy war bekannt als scharfer Hund. Es ging das Gerücht, dass er nachts mit zwei Bulldoggen im Schulgebäude unterwegs sei.
„Achim kann gut mit mit ihm. Ist ja auch kein Wunder, als Sohn vom Chef. Also, was ist jetzt?“
Sanna wickelte den Turban ab, schüttelte den Kopf kräftig hin und her und kämmte die Haare locker nach hinten, um sie an der Luft trocknen zu lassen.
„Wenn ich meiner Trulla sage, dass du dabei bist, wird sie nichts dagegen haben. Und du kannst nach den Proben auch bei mir übernachten.“
Sanna bezeichnete ihre Mutter abwechselnd als Trulla oder olle Olga, in der Regel mit einem spöttischen Unterton, manchmal auch zornig, wenn ihr etwas verboten wurde. Nie im Leben hätte ich mir erlaubt, so über meine Familie zu reden.
Aber bei Sanna war alles anders. Sie lebte mit ihrer geschiedenen Mutter in der Dachwohnung einer Villa aus der Gründerzeit. Keine Ahnung, was mit dem Vater los war. Er sei ein hohes Tier in der Berliner Stadtverwaltung, mehr kriegte ich aus Sanna nicht heraus. Als Freundin für Suse-Bärbel - Sanna hasste diesen Namen - war ich Frau von Dohna hochwillkommen, denn ich galt als ein braves Mädchen aus „ordentlichem bürgerlichen Milieu“. Anders gesagt, ich sollte auf Sanna aufpassen. Sie war das schönste Mädchen der Oberstufe.
„Ich werd's mir überlegen“, sagte ich. Eigentlich war ich schon entschlossen. Aber erst wollte ich den Text anschauen. Büchner, das wusste ich, stand zu Hause im Bücherregal.

James Dean alias Achim Winterer trug die Haare meistens zurückgekämmt, als lockere Welle, die ihm immer wieder mal über das linke Auge fiel und dann mit einem Kopfschwung nach hinten flog. Zur ersten Besprechung trafen wir uns in der Milchbar am Stadtgarten. Achim hatte noch drei Oberstufenschüler mitgeschleppt.
„Kannst du singen, tanzen, ein Instrument spielen?“ Er zog geräuschvoll sein Milkshake nach oben und fixierte mich von der Seite.
„Wieso, die Lena ist doch eine reine Sprechrolle. Tanzen und singen soll Rosetta, soweit ich verstanden habe.“
„Sieh an, du hast dich also vorbereitet. Aber wer sagt denn, wer welche Rolle kriegt?“
„Komm, lass den Quatsch.“ Sanna stieß Achim freundschaftlich in die Rippen. „Die Rollen sind doch längst verteilt. Also, was ist jetzt? Hast du mit dem Hausmeister gesprochen? Ich wüsste gern, was ich meiner Mutter sagen soll.“
Ich verbiss mir ein Lachen, meine Freundin war bestimmt keine, die ihrer Mutter alles auf die Nase band.
„Na gut.“ Achim musterte mich von oben bis unten. „Es könnte halbwegs gehen mit dir.“
Ich schluckte. Ganz schön arrogant, der Bursche. Das konnte spannend werden.
„Wir proben im Turmzimmer. Ich besorg den Schlüssel. Da können wir über die Turmtreppe rein und raus. Das mit der Umkleide geht nicht. Ich hatte schon mal Zoff mit meinem Alten damit. Und der Willy ist seitdem nicht gut auf mich zu sprechen. Nächsten Donnerstag müsste es klappen, um halb acht. Und jetzt zu euren Rollen.“
Ich war nun also die Lena. Vom Titel des Stückes her hatte ich eine Hauptrolle. Aber ich wusste schon, dass das so nicht stimmte. Rosetta war die weibliche Hauptfigur. Die war Achim wichtig, und außerdem spürte ich, dass er mich nicht leiden konnte. Aber ohne eine Lena ging es nun einmal nicht. Und das Ensemble musste ohnehin noch um einige Akteure wachsen. Achim wollte selber dafür sorgen.

Das Turmzimmer war ideal zum Proben. Keine Ahnung, wie Achim an den Schlüssel gekommen war. Mit einem schweren, eisernen Riegel ließ sich die Tür von innen verschließen. Die steile Wendeltreppe im turmartigen Anbau mündete im Dachgeschoss des Schulgebäudes. Hier waren einige Abstellräume, vollgestopft mit ausrangierten Bänken, Stühlen, Kartenständern und anderem veraltetem Krimskrams. Im größten Zimmer gab es ein durchgesessenes Plüschsofa, daneben stand ein Klavier mit vergilbten Tasten, total verstimmt.
Achim ließ es sich nicht nehmen, als Erstes ein paar schräge Synkopen draufzuhämmern. Dabei deklamierte er zur Einstimmung auf die Probe:
Mein Herr, was wollen Sie von mir? Mich auf meinen Beruf vorbereiten? Ich habe alle Hände voll zu tun, ich weiß mir vor Arbeit nicht zu helfen.“
Alle lachten und fanden, dass unsere Aufführung so und nicht anders beginnen sollte. Jemand hatte Rum und Cola mitgebracht. So feierten wir den Beginn der großen Karriere unseres lokalen James Dean.

Die Probenabende nahmen Gestalt an. Es stellte sich heraus, dass nicht alle Rollen besetzt werden konnten. Also musste radikal gekürzt werden. Achim, der selbsternannte Regisseur, setzte sich selbstverständlich mit allem durch, und so fielen die Szenen mit dem Volk vor dem Schloss und dem Staatsrat im Großen Saal total seiner Streichwut zum Opfer. Mir tat es Leid, weil damit das satirische Element und auch der zeitkritische Aspekt unter den Tisch fielen.
„He, Lena, das kannst du ja dann im Abi aufbröseln.“ Achim geriet in Rage und sein Ton wurde zunehmend schärfer. „Mir geht es hier um was anderes. Langeweile, ja, Langeweile! Herrgott, siehst du nicht, dass dieses Thema unser eigenes ist? Merkst du denn nicht, wie langweilig, wie bleiern alles um uns herum ist? Verdammt, ich muss da raus!“
Achim sprach mich nie mit meinem Vornamen an, vielleicht kannte er ihn gar nicht. Ich hatte null Ahnung, was Sanna ihm über mich erzählt hatte. Vielleicht sollte ich sie mal danach fragen.
Die anderen hielten sich aus der Diskussion heraus. Sanna stellte sich auf Achims Seite. Kein Wunder, denn Leonce und Rosetta sprühten vor Spiellust und boten als Paar einen wahren Augenschmaus dar. Da konnte ich als Lena nicht mithalten, ich wusste, dass ich farblos und spröde wirkte, dafür aber war ich absolut textsicher. Zu Hause hatte ich dafür viel Zeit investiert, dabei hing mir doch mein Ruf als Streberin gründlich zum Hals heraus.
Neue Diskussionen gab es darum, ob man Büchners Sprache nicht ab und zu modernisieren sollte. Es war für die meisten verdammt schwierig, den ganzen Text in dieser altertümlichen Redeweise auswendig zu lernen. Achim sperrte sich gegen jedes Zugeständnis, erst, als zwei oder drei seiner Kumpels abspringen wollten, gab er nach.
Und dann ging es los mit Kostümproben, Requisiten sammeln, ein erstes Bühnenbild wurde skizziert. Unklar blieb, wo das Stück aufgeführt werden sollte. Die Aula des Kepler bot sich an. Dort gab es eine kleine Bühne, ein Klavier und passende Beleuchtung.
„Was sagt denn dein Vater zu unserem Vorhaben?“, fragte Valerio, auch im richtigen Leben Achims bester Freund.
„Nee, so weit sind wir noch nicht. Es soll eine Überraschung werden. Wenn's klappt, darf ich bestimmt nach München. Aber dazu muss alles perfekt passen.“
„Ja, aber was ist, wenn er uns die Aula nicht gibt?“ Auch ich hätte das gerne gewusst.
„Ach hör auf, Lena, die Proben sind einfach noch nicht so weit. Aber wenn es dir zu viel wird, kannst du ja mal eine Pause einlegen. Wir kommen eine Zeitlang auch ohne dich aus.“
Ich weiß auch heute noch nicht, ob Achim das ernst meinte. Sanna fing meinen empörten Blick auf, zuckte nur stumm die Achseln und machte sich am Fundus zu schaffen. Sie drapierte eine leicht zerrupfte schwarze Federboa um Hals und Hüften und stellte sich im Stil der zwanziger Jahre in Position.
„Wie findet ihr das?“, gurrte sie und drehte sich schwungvoll wie eine Eisprinzessin um die eigene Achse. Nicht nötig zu sagen, dass sie die volle Aufmerksamkeit auf sich zog.
Auf dem Heimweg gab sie halbherzig zu, dass ihr Achims Vorschlag natürlich nicht gefallen habe.
„Aber weißt du, er meint es nicht so. Der Arme steht gewaltig unter Druck durch seinen Erzeuger. Puh, den wollte ich auch nicht gern zum Vater.“ Sie schob den linken Arm unter meinen rechten. „Sei nicht so empfindlich, es läuft doch alles ganz prima.“
Diese Sicht der Dinge konnte ich nicht teilen. Ich hätte es ihr sagen sollen, damals, aber ich schwieg.
Für die beiden folgenden Proben ließ ich mich durch Sanna entschuldigen. Niemand habe sich groß gewundert, berichtete sie mir in der Schule, es habe auch keiner nachgefragt. Sie seien jetzt dabei, die Szenenabfolge zu verändern. Rosetta solle noch eine längere Tanzszene bekommen.
Ich beschloss, meine „Empfindlichkeit“ zu bearbeiten, denn ich musste vor mir selber zugeben, dass Achims Ideen und Interpretationen nicht übel waren. Auch gab es durchaus Momente, wo er sich gönnerhaft herabließ, mir ein paar Jazz-Akkorde und -Tonfolgen am Klavier vorzuspielen. Meine Klavierlehrerin hätte das entrüstet von sich gewiesen.

In der dritten Woche raffte ich mich auf und machte mich auf den Weg zu Sanna, um sie, wie bisher, zur Probe abzuholen. Ich klingelte, aber niemand kam herunter, um zu öffnen, obwohl Licht durch die Dachgauben fiel. Na gut, ich war etwas spät dran. Und Sanna wusste ja nichts von meinem Entschluss. Die schwere Holztür zum Türmchen war zum Glück nicht verriegelt wie sonst, wenn alle zur Probe an Bord waren. Durch die kleinen Sprossenfenster fielen letzte Sonnenstrahlen. In der aufkommenden Dämmerung zauberten sie verschwimmende Muster auf die Treppe. Schon auf den ersten Stufen hörte ich rhythmische Musik, Tango, wie ich begriff, sie mussten sich ein Tonbandgerät besorgt haben. Natürlich, Rosettas Tanzszenen sollten ja noch ausgebaut werden.
Als ich die Tür zum Turmzimmer öffnete, erstarrte ich. Dichter Zigarettenqualm lag in der Luft, auch ein süßlicher Geruch, den ich nicht kannte. Überall waren Requisiten zerstreut, Hocker, künstliche Blumengebinde, Weinflaschen, Gläser, Spielkarten. Auf dem verschlissenen Sofa lagen ausgebreitet Teile von Theaterkostümen, eine Staffelei zeigte kolorierte Skizzen, die einen Garten darstellten.
Außer Sanna und Achim war niemand da. Ich starrte auf das Paar. Es tanzte eng umschlungen in der Mitte des Raums, zuerst Bein an Bein, vor und zurück, vor und zurück, dann beugte sich die Frau weit nach hinten, das rechte Bein zur Zimmerdecke gestreckt, angewiesen auf den festen Griff des Mannes, der bestimmte, wo es lang ging.
Nach vier oder fünf Minuten sah Achim mich in der Tür stehen. Er drehte Sanna in eine Pirouette und ließ sie los. Sie sank außer Atem auf das Sofa und zupfte an ihrem Dekolleté herum.
„Was … was ist denn hier los? Wo sind die anderen?“ Ich konnte die Worte kaum herausbringen.
„Heute haben wir nur Tanzprobe, hat Sanna dir nichts gesagt?“
„Nein, Sanna hat mir nichts gesagt ... Ich wollte dich abholen, Sanna, aber da hat niemand aufgemacht.“
„Damned, forget it. Wir haben Besuch aus Berlin. Mein Daddy. Ich bin schon früher los, hatte keine Lust mehr, ihre Streitereien anzuhören.“ Sanna sprach mit schwerer Zunge.
„Streitereien?“
„Ja, Zoff ohne Ende. Ich weiß wirklich nicht, was diese beiden Typen dazu gebracht hat, mich zu zeugen.“
Sanna griff nach einem halbvollen Weinglas und leerte es in einem Zug. Ihr rotes, rückenfreies Kleid zeigte auf der rechten Seite einen beinhohen Schlitz, um die Taille hatte sie die schwarze Federboa drapiert. Achim stand hinter ihr und presste ihre Schultern nach unten, die Daumen nahe am Hals, besitzergreifend wie ein Eroberer. Und er lächelte mit kalten Augen. Ich verstand, was er in dieser Situation von mir erwartete.
„Na gut, dann gehe ich eben wieder.“
Lena! So warte doch einen Moment!“
Sanna wollte aufspringen, aber Achim drückte sie auf das Sofa zurück.
„Ihr könnt euch morgen in der Schule aussprechen. Aber jetzt ist tanzen angesagt. Adios, amiga.“
Die Tangomusik begann von neuem.

Im Türmchen war es inzwischen stockdunkel. So schnell ich konnte, tastete ich mich am Handlauf die Treppe hinab. Lena, wieso hatte Sanna Lena gerufen? Hatte sie meinen Namen vergessen? Oder wollte sie mich als ihre beste Freundin aus dem Gedächtnis streichen?
Etwa auf der Hälfte der Treppe hörte ich Hundegebell und ein Kommando. Ich erstarrte. Unten knarzte die Holztür. Das musste der Hausmeister sein mit seinen Bulldoggen. Ich setzte mich auf die Treppe, vielleicht würde er ja wieder weggehen, wenn alles still blieb. Aber das war natürlich naiv gedacht. Die Musik schallte lauter als zuvor durch den Turm. Nur wenige Sekunden später stand eine Dogge vor mir, knurrte und beschnüffelte mich.
„Was, zum Teufel tust du hier? Wie bist du hereingekommen? Überhaupt, wieso ist der Riegel nicht vorgeschoben?“ Der Hausmeister fasste den Hund am Halsband und zog ihn weg von mir. Dann legte er ihn an die Leine.
„Ich kenne dich, Fräulein, du gehörst doch ins Droste. Ich hab dich schon ein paar Mal hier gesehen.“
„Wir … wir haben eine Wette abgeschlossen, wer sich im Dunkeln durchs Türmchen traut. Es gehört zur Vorbereitung für ein Theaterstück.“
„So, so, ein Theaterstück. Und wer ist 'wir'?“
„Na ja, die Theatergruppe eben, drei Mädchen vom Droste und die Jungens aus der Unterprima.“
„Aha, und wie heißen die Jungens aus der Unterprima? Heißt einer vielleicht Achim Winterer?“
„Ich kenne die Namen nicht so genau, wir proben noch nicht lange zusammen.“
„Na, dann verschwinde mal, aber dalli. Von wegen Theatergruppe! Das hätte der Chef mir doch gesagt.“
Ich drückte mich vorsichtig an der Bulldogge vorbei, die mir hechelnd eine Pfote auf den Bauch legte. Hausmeister Willy zog an der Leine und machte sich ächzend auf nach oben.
Der Heimweg war mühsam. Ich musste alle paar Meter stehenbleiben, weil eine Welle Übelkeit vom Magen her aufstieg und mir den Atem nahm. Natürlich hätte ich eine andere Ausrede finden müssen, eine, die nur mich betraf. Aber nein, es war ja die Musik, die dem Hausmeister verriet, dass im Dachgeschoss der Bär los war. Der Bär? Dass ich nicht lache. Da war kein Bär, sondern wahrscheinlich ein ineinander versunkenes Liebespaar, das die Welt vergessen hatte. Ja, ich lachte, aber es tat bitter weh.

*

„Oma, die Geschichte ist doch noch gar nicht fertig. Was hat dir Sanna denn am nächsten Tag erzählt? Hatte sie ein schlechtes Gewissen?“
„Es gab keine Aussprache, Miri. Sanna kam gar nicht mehr in die Schule, von einem Tag auf den anderen. Das schlechte Gewissen hatte ich.“
„Aber wieso denn? Du konntest doch nichts dafür, dass der olle Willy die beiden ertappt hat.“
„Frau von Dohna hat ihrer Tochter jeden Kontakt mit mir verboten und alle Telefonanrufe abgewürgt. Einen einzigen Brief habe ich von Sanna bekommen, da wohnte sie schon eine ganze Weile bei ihrem Vater in West-Berlin. Sie hat mir die Schuld dafür gegeben, dass sie von Achim getrennt wurde.“
Miriam schüttelt ungläubig den Kopf.
„Echt jetzt? Also ich hätte mir das an Sannas Stelle nicht gefallen lassen. Einfach so rumgeschubst werden.“
„Das waren andere Zeiten, Miriam, Sanna war ja noch nicht einundzwanzig.“
„Was meinst du denn damit?“
„Damals, liebe Enkelin, wurde man erst mit einundzwanzig volljährig. Und wir hatten kein WhatsApp, Facebook oder Instagramm. Und leider haben wir auch zu wenig miteinander gesprochen, als die Proben anfingen. Vielleicht macht man das in eurer Generation besser. Apropos, was ist denn jetzt überhaupt mit eurem Shakespeare-Projekt?"
„Ach, Oma, das haben wir vertagt. Geht ja derzeit nicht, wenn wir nur noch zu Hause lernen sollen. Und überhaupt, Sophie hat gesagt, ihr ist es egal, wer den Romeo spricht. Und ich kann ihre Rolle haben, wenn ich will. Kein Problem. Wegen so einer blöden Rolle streiten wir doch nicht. Alles cool, Omi, passt schon, keine Ahnung. Aber ich muss dich noch was fragen: Was ist denn ein Augenschmaus?“
„Ja, da solltest du mal googeln ...“

 

Hey @wieselmaus,

wie schön, dass es dich noch gibt! Hab gerade neulich an dich gedacht und mich gefragt, ob du dich vom Forum verabschiedet hast. Und siehe da ...

Wirklich warm bin ich mit deinem Text diesmal leider nicht geworden. Aber weil ich deine Geschichten ja kenne, weiß ich, dass darin oft etwas versteckt liegt, das man erst beim zweiten oder dritten Lesen entdeckt. Anfangs dachte ich, du hättest den ersten Teil mit den Enkeln auch weglassen können und gleich bei "Lenas" Geschichte einsteigen können. Dann wurde mir klar, dass beides miteinander zu tun haben muss. So ganz ist mir aber noch kein Licht aufgegangen.

Einerseits zeigst du, dass sich manches wohl nie ändert. Bei besten Freundinnen ist es ja oft so, dass die eine der heiße Feger und eher oberflächlich ist und die andere unscheinbar, aber klug. Ob Zweiteres wirklich so ist, oder sie sich nur so sieht, lässt du offen. James Dean scheint jedenfalls einer von denen zu sein, der mit seiner Arroganz überspielt, dass er sich eigentlich nur wichtig machen will. Dazu gehört natürlich auch eine hübsche Freundin als Statussymbol. Sanna gefällt sich in der Rolle und lässt das die Freundin spüren, sodass schließlich herauskommt, dass sie selbst ein bisschen James Dean ist und nicht zu ihrer Freundin steht, wenn es drauf ankommt.

Bei Miri ist das anders. Sie und ihre Freundin wirken sehr erwachsen, einigen sich, ohne sich zu zerstreiten oder durch Eifersüchteleien das Leben schwer zu machen. Ich selbst habe keine Kinder oder Enkel, kann also nicht wirklich etwas dazu sagen, und natürlich sind Menschen jeder Generation individuell verschieden, aber ich denke, der Zeitgeist geht heutzutage schon eher in die Richtung, einander zu verstehen, zu hinterfragen, zu tolerieren, zu reflektieren. Alles wunderbar, nur frage ich mich oft, wie viel Ehrlichkeit hinter diesem Großmut steckt. Nichts gegen diese Werte, sie sind toll, aber MMn auch begrenzt. Muss ich alles tolerieren, akzeptieren, verstehen? Ist das nicht auch etwas beliebig? Das sind so die Fragen, die ich mir manchmal stelle im Clash der Generationen. Wie viel da eigentlich auch weggeschoben wird an Wut und Hilflosigkeit. Das klingt ja fast so, als wäre die Enkelin die Erwachsenere.

Nun gehen die Leute heute natürlich auch noch gegen Missstände vor, aber im Zwischenmenschlichen wirkt es oft so, als würden sie eher über den Dingen stehen, weil sie mehr hinterfragen, auch weil sie viel mehr Möglichkeiten dazu haben.

Das ist natürlich alles sehr pauschal formuliert hier von mir, aber ich versuche gerade, das auf deinen Text zu beziehen. Und da scheint mir ein: "Alles ist nun mal wie es ist" schon sehr konträr zur Aufbruchstimmung in den Sechzigern und dem Gegensteuern zur bleiernen Zeit.

Was mich irritiert hat, war, dass die Erzählerin aber auch kaum etwas über ihre Gefühle preis gibt, ich merke gar nicht, wie verletzt sie ist, sie sagt es nur einmal, aber ansonsten scheint sie ihre Rolle als Mädchen zweiter Klasse so hinzunehmen. Wenn meine Analyse stimmt, und du wolltest darstellen, wie sich die Generationen voneinander unterscheiden in ihrer Handlungsweise, hätte ich mir ein bisschen mehr Neid gewünscht. :D

Auch Corona konnte ich nicht wirklich unterbringen, und dass Sanna am Schluss wegzieht und die Erzählerin die Schuld dafür bekommt. Das wirkt ein wenig zerfasert. Zumindest auf mich.

Florian hat eine Erdnussallergie, manchmal studiert er das Kleingedruckte auf den Verpackungen, die ich für ihn aufheben muss.
Florian kann ich zum Beispiel gar nicht unterbringen. Er scheint mir für den Verlauf der Geschichte nicht wichtig zu sein. Vielleicht zeigt dieses Beispiel aber auch, dass die Menschen heutzutage möglicherweise viel mehr Allergien haben als früher. Gut, ich habe Heuschnupfen, manche hatten eine Stauballergie, aber das wars dann auch schon fast. Alles andere war eher selten. Heute scheint das anders zu sein. Eine Freundin von mir macht gerade Hausaufgabenbetreuung an einer Schule. Zu jedem Kind gibt es eine spezielle Geschichte. Bei dem einen muss man auf dies achten, bei dem anderen auf jenes. Das kenne ich aus meiner Generation gar nicht und kann mir nicht vorstellen, dass das vor mir anders war. Sicher liegt es auch an den Lebensmitteln, aber wohl nicht nur. Hat man früher einfach nicht darauf geachtet? Oder übertreibt man es heute? Diese Fragen stelle ich mir immer wieder.

Sie will selber mal schreiben. Noch ist sie die meiste Zeit ganz guter Dinge, aber Corona hängt wie ein Damoklesschwert über allen.
Ja, man fragt sich, was daraus noch werden soll. Gerade für die junge Generation muss das besonders schlimm sein. Wenn ich da so an die Zeit denke, als ich in der Pubertät war - da war zu Hause bleiben unmöglich. Trotzdem kriege ich das Corona-Thema in der Geschichte nicht so ganz unter.

„Klingt vielversprechend. Weißt du was? Ich habe auch mal Theater gespielt. Willst du davon hören?“
Aber es ist doch gar nicht zur Aufführung gekommen. Oder hab ich da was überlesen?

Jetzt muss ich relaxen.
Auch so eine Sache, die ich von früher nicht kenne. Da war relaxen oder sich erholen was für Erwachsene, die mit beiden Beinen im Leben standen. Aber ich denke, die Schule war auch nicht so anspruchsvoll.

„Wieso jetzt plötzlich? Ich dachte, er will eine Band gründen.“
Tja, James Dean scheint zu wissen, was grad am besten ankommt. :cool:

„Eigentlich hat er nur mich gefragt. Aber ich hab dich gleich ins Spiel gebracht.
Grrrr ... Natürlich muss sie betonen, dass es eigentlich nur um sie geht. Um dann gleich ihre Loyalität kundzutun, denn sie bezieht die Freundin gnädigerweise ja ein. Bevor die Erzählerin also dazu kommt, sich zu ärgern, muss sie sich gleich wieder vor Augen führen, was für eine tolle Freundin sie hat. Das finde ich geschickt gemacht. Sowohl von dir als auch von Sanna.

dass dieses Thema unseres eigenes ist?
unser

Sanna fing meinen empörten Blick auf, zuckte nur stumm die Achseln und machte sich am Fundus zu schaffen.
Boah!


„Aber weißt du, er meint es nicht so.
Natürlich nicht. :D

Ich beschloss, meine „Empfindlichkeit“ zu bearbeiten
Auch klassisch ...

Adios, amiga.“
Das ist so fies.

Natürlich hätte ich eine andere Ausrede finden müssen, eine, die nur mich betraf. Aber nein, es war ja die Musik, die dem Hausmeister verriet, dass im Dachgeschoss der Bär los war.
Hier war mir nicht klar, ob sie das absichtlich gemacht hat, also aus Rache, oder ob ihr nichts Besseres einfiel. Die Musik hat man ja wirklich gehört.

„Frau von Dohna hat ihrer Tochter jeden Kontakt mit mir verboten und alle Telefonanrufe abgewürgt.
Klingt, als ob Sanna die Sache etwas anders dargestellt hat.

Irgendwie kriegt die Erzählerin ja am Schluss nochmal eins obendrauf, indem Miri ihr eben sagt, dass man sich wegen sowas Blödem nicht streitet. Nun weiß ich ja nicht, wie sich Florian verhält, ob er auch so ein James Dean ist. Bleibt also die Frage, ob Miri nur verharmlost oder zwischen ihr und ihren Leuten tatsächlich alles fairer zugeht.

Bin gespannt, ob meine Interpretation in die Richtung geht, die du beabsichtigt hast.

Viele liebe Grüße und ein schönes Rest-Osterfest. Vielleicht ja mit leckerem Dessert ...?

Chai

 

Eine schöne Geschichte mit einem schönen Rahmen. Ich fand gut, dass du die Generationsunterschiede erwähnst, aber nicht darauf rumreitest. Ähnliche Probleme, andere Herangehensweisen und andere Sprache. Damals eine zerbrochene Freundschaft, heute redet man halt drüber, hätte aber anders kommen können. Außerdem find ich deinen Blick auf die Vergangenheit entspannend. Nicht über romantisiert mit fünf Weizen-Weichzeichner, sondern schlicht und pragmatisch; "war halt so" ist einfach viel schöner.

Heute hat sie sich auf dem Sofa ausgestreckt, den Schmollmund wie ein Schublädchen nach vorne geschoben

Wie genial ist die Metapher bitte? Man sieht nicht nur den schmollenden Teenie, sonder auch genau die Sorte von lieber Oma, die so denkt. Einfach toll!

unverbrüchlichen

Da hat sich mein Vokabular etwas erweitert.

Was ist denn ein Augenschmaus?

Ich hab nur drauf gewartet, dass du die Sache mit den "alten Worten" einbaust. Aber ich hätte schwören können, dass die Enkelin über "unverbrüchlich" und nicht über "Augenschmaus" stolpert.

Hat mir großen Spaß gemacht!

Grüße
The Dead Frog

 
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Danke, liebe @Chai , demnächst der richtige Kommentar

liebe Grüße
wieselmaus


Hallo @The Dead Frog ,

vielen Dank für deinen freundlichen Kommentar. Es ist nicht immer ganz einfach, die Gefühlswelten vergangener Zeiten zu reanimieren. Und manche Leser/Leserinnen sind gar nicht daran interessiert. Gut, wenn man die Gegenwart auch hautnah spürt, da lässt sich leichter vergleichen.

Freundliche Grüße
wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @Chai ,
ich habe überhaupt keine Probleme mit deiner Sichtweise. Manchmal kommen meine Andeutungen doch sehr versteckt, da spielt mir mein Vergnügen an Spurensuche einen Streich. Schließlich wollte ich ja einmal viele Krimis schreiben. Und du als Leserin kannst mich dann auf neue Ideen bringen.
Ich schildere dir mal meine wichtigsten Intentionen.

Anfangs dachte ich, du hättest den ersten Teil mit den Enkeln auch weglassen können und gleich bei "Lenas" Geschichte einsteigen können. Dann wurde mir klar, dass beides miteinander zu tun haben muss. So ganz ist mir aber noch kein Licht aufgegangen.

Florian kann ich zum Beispiel gar nicht unterbringen. Er scheint mir für den Verlauf der Geschichte nicht wichtig zu sein

Ich dachte auch, hoffentlich verlieren die Leser nicht gleich die Lust weiterzulesen. Wen interessiert schon eine Oma mit den Enkeln beim Mittagessen:D.
Aber natürlich war Miris Geschichte der Auslöser, dass die Omi endlich mal ihre schon lange angefangene und immer wieder beiseite gelegte Jugenderinnerung aufarbeitet. Und dann zeigt es sich, dass Miri recht schnell über ihre Enttäuschung hinwegkommt. Dazu noch mehr im Zusammenhang mit Corona.
Die Passage mit Florians Erdnussallergie habe ich inzwischen gestrichen. Sie sollte eine Reminiszens an die frühere Geschichte "Nur ein Bienenstich" sein und vor allem zeigen, dass so eine ständige Bedrohung sehr sensible Menschen hervorbringen kann. Als Junge in der Pubertät geht er sehr sparsam mit Gefühlsäußerungen um. Und er ist überhaupt kein "Achim".
Einerseits zeigst du, dass sich manches wohl nie ändert. Bei besten Freundinnen ist es ja oft so, dass die eine der heiße Feger und eher oberflächlich ist und die andere unscheinbar, aber klug. Ob Zweiteres wirklich so ist, oder sie sich nur so sieht, lässt du offen.

Bei Miri ist das anders. Sie und ihre Freundin wirken sehr erwachsen, einigen sich, ohne sich zu zerstreiten oder durch Eifersüchteleien das Leben schwer zu machen.

Das Verhältnis der "Freundinnen" zueinander sollte ambivalent sein. Die Omi, die nur unter dem Rollennamen Lena firmiert, sieht sich als einzige Auserwählte für den Star Sanna, was Lena natürlich auch einen besonderen Status bei den Klassenkameradinnen gibt. Ein Hinweis darauf, dass sich Eltern in den frühen sechziger Jahren häufig noch in den Umgang ihrer Kinder einmischten. Sannas Mutter ist ein besonders krasses Beispiel dafür.
Miri und ihre beste Freundin Sophie scheinen tatsächlich etwas reifer zu sein. Andererseits ist die ganze Situation dadurch überlagert, dass durch den Verzicht auf Präsenzunterricht erstmal andere Probleme im Vordergrund stehen, vor allem, wenn auch noch Kontaktverbot gewünscht ist. Da entwickelt sich dabei kaum eine Jugendliebe nach heutigen Maßstäben.
Was mich irritiert hat, war, dass die Erzählerin aber auch kaum etwas über ihre Gefühle preis gibt, ich merke gar nicht, wie verletzt sie ist, sie sagt es nur einmal, aber ansonsten scheint sie ihre Rolle als Mädchen zweiter Klasse so hinzunehmen. Wenn meine Analyse stimmt, und du wolltest darstellen, wie sich die Generationen voneinander unterscheiden in ihrer Handlungsweise, hätte ich mir ein bisschen mehr Neid gewünscht.
Hätte die Omi ihre Geschichte ein paar Jährchen früher geschrieben und nicht zum Trost für die Enkelin, wäre sie wohl dramatischer ausgefallen. Ich denke, die Altersmilde spielt hier eine Rolle.
Hier war mir nicht klar, ob sie das absichtlich gemacht hat, also aus Rache, oder ob ihr nichts Besseres einfiel. Die Musik hat man ja wirklich gehört.
Auch wieder so eine ambivalente Szene: Lena hat Gewissensbisse.Sie hätte ja die Treppe hochrennen können und die beiden vorwarnen, obwohl es wohl nichts genutzt hätte.
Klingt, als ob Sanna die Sache etwas anders dargestellt hat.
Ganz bestimmt hat sie das. Und natürlich ist Lena schuld daran, dass der Vater im Sorgerechtsstreit die Tochter nach Berlin holt. Was das Paar außer Tanzen noch trieb, war ja ein Skandal und wahrscheinlich auch nicht ohne Konsequenzen für Achim. Ab ins Internat war eine beliebte Maßnahme.

Aber es ist doch gar nicht zur Aufführung gekommen. Oder hab ich da was überlesen?
Vielleicht den Hinweis, dass die Omi als Kind öfterTheater gespielt hat. Immer mit viel Lampenfieber.

Liebe Chai, danke für deinen ausführlichen Kommentar. Er hat mir sehr viel Spaß gemacht, und nochmals: Solche Begleitung ist immer willkommen.

Liebe Grüße
wieselmaus

 

Hallo @wieselmaus,
Ich habe deine Geschichte gern gelesen. Besonders gefallen hat mir die leibevolle Zeichung der Ich-Erzählerin (der "Oma"). Da steckt soviel Wärme drin, Zuneigung, ach ja, so eine Oma kann sich wohl jedes Kind nur wünschen :-)
Natürlich schade, dass die Angst um eine Ansteckung mit dem Corona-Virus dem Umgang mit ihren Enkeln viel von ihrer Unbeschwertheit nimmt, aber immerhin, sie hat sie noch bei sich und lässt sich diesen Teil ihres Lebens, einen für jeden Menschen so wichtigen Teil, nicht nehmen. Und man merkt es ihren Enkelkindern an (natürlich vor allem Miriam), wie gern sie ihre Oma haben und wie gern sie Zeit mit ihr verbringen. Das fande ich, auch und gerade in diesen Zeiten, berührend und ein wichtiges Statement.
Natürlich übernehmen Großeltern nicht nur eine Rolle als "Babysitter" oder Köchin/Koch usw., es ist ja gerade der Vorteil, dass sie nicht immer um die Enkelkinder herum sind, so wie deren Eltern das natürlicherweise tun mit allem Stress und Zwängen, sondern quasi als elternfreie Oasen wirken können, sofern die Beziehung entsprechend besteht. Und sie verfügen über eine reiche Lebenserfahrung, die sie ihren Kindern aber nie so elternmäßig aufdrängen würden, sondern bei Bedarf eine interessante, eine wichtige weitere Perspektive eröffnen können. Soweit das Ideal, sieht natürlich nicht immer so aus. Aber ich finde, diese unglaublich wichtige Rolle der, in diesem Fall, Oma zieht sich hier sehr schön durch deinen Text.
Sinnbildlich dafür die "Zwischengeschichte", in der sie von ihrem Erlebnis erzählt. Dem Schweigen hinterher, dem Bruch mit ihrer Freundin. Und Miriam kann das dann reflektieren, gegen ihre Situation stellen und bemerken, dass ja eigentlich alles gar nicht so schlimm ist. Dass sich manche Dinge (die meisten?) irgendwie klären, auflösen lassen.
Gefallen hat mir auch der subtile Vergleich der Bedingungen zu ihrer Zeit und Miriams Zeit.

Also, insgesamt eine schöne Geschichte, ruhig erzählt, in liebevollem Ton. Hat mir gut gefallen.

Ein paar Anmerkungen zum Text:

Jeden zweiten Freitag koche ich mittags für die Enkel, Miriam, vierzehneinhalb, und Florian, knapp sechzehn.
Hier würde ich vielleicht zwei Sätze machen. Nach Enkel Punkt. Dann: Miriam ist ...

Sie kommen dann aus dem Präsenzunterricht des Gymnasiums und sind ziemlich erledigt.
Hm, hier weiß ich nicht genau. Klar, zurzeit weiß jeder, was mit Präsenzunterricht gemeint ist. Ggfs. wäre eine kurze Erklärung dazu hilfreich? Du beschreibst ja weiter unten noch einige Male die neue Situation (Abstand, Maske). Vielleicht könntest du das vorweg schieben. "Wegen Corona hat sich einiges in unserem Zusammensein verändert" oder so ähnlich?

Ich muss lächeln und schlucken vor Rührung. Seit Corona gibt es keine Küsschen mehr, Körperkontakt ist out.
Schöne und zugleich traurige Stelle.
Miriam dagegen hat Sitzfleisch und ist eine Plaudertasche.
Gute Charakterbeschreibung in wenigen Worten.

den Schmollmund wie ein Schublädchen nach vorne geschoben.
Genial.

Tja, das ist natürlich schmerzhaft für Miriam, ich weiß nämlich, dass sie in Fabian verknallt ist.
Nach Miriam würde ich einen Punkt setzen.

Ich schüttle den Kopf
Schüttele?

in die Sneakers, wobei sie den Rand mit den Fersen niederdrückt,
Wie ich das bei meinen Kindern liebe ;-)

„Morgen, Oma, oder am Sonntag. Oder du schreibst sie mir auf. Jetzt muss ich relaxen. Bist du mir böse?“
„Wie könnte ich“, sage ich und möchte das Mädchen an mich drücken. „Ich weiß nur zu gut, wie dir zumute ist. Ich werd's mal mit Schreiben probieren.
Schön, die beiden zusammen.

„Und wie kommt er gerade auf uns?“
„Eigentlich hat er nur mich gefragt. Aber ich hab dich gleich ins Spiel gebracht.
Oops, die Arme. Da deutet sich der Verlauf schon an.

„Es könnte halbwegs gehen mit dir.“
Nicht besonders sympathisch, der Achim.

Der Heimweg war mühsam. Ich musste alle paar Meter stehenbleiben, weil eine Welle Übelkeit vom Magen her aufstieg und mir den Atem nahm. Natürlich hätte ich eine andere Ausrede finden müssen, eine, die nur mich betraf. Aber nein, es war ja die Musik, die dem Hausmeister verriet, dass im Dachgeschoss der Bär los war.
Tja, schwierige Situation. Sie weiß, dass sie keine Schuld trifft, macht sich aber trotzdem Vorwürfe, auch aus Loyalität der Sanna gegenüber.

„Es gab keine Aussprache, Miri. Sanna kam gar nicht mehr in die Schule, von einem Tag auf den anderen. Das schlechte Gewissen hatte ich.“
Wozu uns andere Menschen bringen können.

Und leider haben wir auch zu wenig miteinander gesprochen, als die Proben anfingen. Vielleicht macht man das in eurer Generation besser.
Nun ja, ich denke, diese Art von Sprachlosigkeit gibt es unabhängig von der Generation. Stolz, Eitelkeit, Verletztheit, falsche Annahmen, was auch immer. Am Ende denkt sich jeder seins, ein Austausch findet nicht statt, und das Ergebnis sind Streit, Trennungen, böse Worte. Leider nur zu menschlich.

Aber ich muss dich noch was fragen: Was ist denn ein Augenschmaus?“
„Ja, da solltest du mal googeln ...“
Hehe, schönes Ende.

Ja, wieselmaus, sehr gern gelesen.

Beste Grüße,
Fraser

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Fraser ,

Ja, wieselmaus, sehr gern gelesen.
Das ist mal ein Urteil, da kriege ich ja Gänsehaut ;) Danke, danke, lieber Fraser!
Besonders gefallen hat mir die leibevolle Zeichung der Ich-Erzählerin (der "Oma"). Da steckt soviel Wärme drin, Zuneigung, ach ja, so eine Oma kann sich wohl jedes Kind nur wünschen :-)
:kuss:
Natürlich übernehmen Großeltern nicht nur eine Rolle als "Babysitter" oder Köchin/Koch usw., es ist ja gerade der Vorteil, dass sie nicht immer um die Enkelkinder herum sind, so wie deren Eltern das natürlicherweise tun mit allem Stress und Zwängen, sondern quasi als elternfreie Oasen wirken können, sofern die Beziehung entsprechend besteht. Und sie verfügen über eine reiche Lebenserfahrung, die sie ihren Kindern aber nie so elternmäßig aufdrängen würden, sondern bei Bedarf eine interessante, eine wichtige weitere Perspektive eröffnen können. Soweit das Ideal, sieht natürlich nicht immer so aus. Aber ich finde, diese unglaublich wichtige Rolle der, in diesem Fall, Oma zieht sich hier sehr schön durch deinen Text.
Ja, es ist ein Ideal, aber ich glaube, dass augenblicklich die Großeltern ganz groß im Kurs stehen. Zumindest entnehme ich das dem lokalen Teil meiner Tageszeitung. Und stressfreie Omas und Opas sind wirklich eine echte Hilfe, wenn bei den Eltern die Nerven blank liegen.

Jugend und verliebt sein, das ist ein Thema, das nie außer Mode kommt. Da drängen sich Parallelen geradezu auf. Hier war es eine Steilvorlage mit dem Theaterspielen und den umstrittenen Hauptrollen. Wer (als Jugendliche/r) eine Hauptrolle ergattert, ist meistens emotional involviert. Schultheater sind in jeder Hinsicht eine Lebensschule:teach:, und ich kenne Kollegen/innen, die nahtlos ins Lehrerkabarett gerutscht sind.

Hier würde ich vielleicht zwei Sätze machen. Nach Enkel Punkt. Dann: Miriam ist ...
und
Nach Miriam würde ich einen Punkt setzen.
Deine Vorschläge zur Interpunktion habe ich gerne übernommen, ist moderner.
Schüttele?
Ich glaube, es sind beide Schreibweisen möglich, soweit ich gegoogelt habe.
Hehe, schönes Ende.
Ja, da war ich froh. Ein Ende finden bei Kurzgeschichten ist gar nicht einfach.

Nochmals vielen Dank und liebe Grüße

wieselmaus

 

Hallo @wieselmaus

mir hat Deine Geschichte sehr gut gefallen. Der Wechsel zwischen Gegenwart und Ausflug in die Vergangenheit ist Dir gut gelungen. Der Text ist sehr flüssig geschrieben, ich hab durchgängig Kopfkino und kann Nähe zu den Protagonisten entwickeln. Schön, wie die Oma der Enkelin die Vergangenheit näher bringt und sie an ihren Erinnerungen teilhaben lässt und sie dadurch von ihren Erfahrungen profitieren lässt. Auch gefällt mir das Spiel mit den alten Wörtern.

Hier ein paar Leseeindrücke:

Sie kommen dann aus dem coronabedingten Präsenzunterricht des Gymnasiums und sind ziemlich erledigt.

Das habe ich nicht verstanden. Präsenzunterricht ist ja eigentlich der Normalzustand. Der ist doch nicht coronabedingt. Das hat mich verwirrt.

Florian widmet sich meistens schweigend dem Essen, steht ziemlich bald auf und verabschiedet sich mit einem „Danke, Oma, für das gute Essen“.

meist (würde eleganter klingen)

Sie will selber mal schreiben.

selbst (würde eleganter klingen)

Heute hat sie sich auf dem Sofa ausgestreckt, den Schmollmund wie ein Schublädchen nach vorne geschoben.

Das gefällt mir. Ergibt ein schönes Bild!

„Wie könnte ich“, sage ich und möchte das Mädchen an mich drücken. „Ich weiß nur zu gut, wie dir zumute ist. Ich werd's mal mit Schreiben probieren.

Ich mag die mitfühlende Oma!

Achim wollte selber dafür sorgen.

Selber klingt so umgangssprachlich, das passt nicht recht zum restlichen Text.
selbst

Das Turmzimmer war ideal zum Proben. Keine Ahnung, wie Achim an den Schlüssel gekommen war. Ein schwerer, eiserner Riegel konnte die Tür von innen verschließen.

Das liest sich, als würde der Riegel magische Kräfte haben und selbst aktiv werden.

Vorschlag: Man konnte die Tür von innen mit einem schweren, eisernen Riegel verschließen.

Achim, der selbsternannte Regisseur, setzte sich selbstverständlich mit allem durch, und so fielen die Szenen mit dem Volk vor dem Schloss und dem Staatsrat im Großen Saal total seiner Streichwut zum Opfer.

Streichkandidat.

Und dann ging es los mit Kostüme proben, Requisiten sammeln, ein erstes Bühnenbild wurde skizziert.

mit Kostümproben

Als ich ich die Tür zum Turmzimmer öffnete, erstarrte ich. Dichter Zigarettenqualm lag in der Luft, auch ein süßlicher Geruch, den ich nicht kannte. Überall waren Requisiten zerstreut, Hocker, künstliche Blumengebinde, Weinflaschen, Gläser, Spielkarten. Auf dem verschlissenen Sofa lagen ausgebreitet Teile von Theaterkostümen, eine Staffelei zeigte kolorierte Skizzen, die einen Garten darstellten.

Diese Stelle gefällt mir total. Schönes Kopfkino! Toll beschrieben.

Außer Sanna und Achim war niemand da. Das Paar tanzte eng umschlungen in der Mitte des Raums, zuerst Bein an Bein, vor und zurück, vor und zurück, dann beugte sich die Frau weit nach hinten, das rechte Bein zur Zimmerdecke gestreckt, angewiesen auf den festen Griff des Mannes, der bestimmte, wo es lang ging.

Das liest sich seltsam, schließlich sind es ihre Freunde.

Würde nur er und sie schreiben.

Ich drückte mich vorsichtig an der Bulldogge vorbei, die mir hechelnd eine Pfote auf den Bauch legte. Hausmeister Willy zog an der Leine und machte sich ächzend nach oben.

Das Bild mit der Dogge gefällt mir.

Im zweiten Satz fehlt was.
machte sich ächtzend auf nach oben

„Frau von Dohna hat ihrer Tochter jeden Kontakt mit mir verboten und alle Telefonanrufe abgewürgt. Einen einzigen Brief habe ich von Sanna bekommen, da wohnte sie schon eine ganze Weile bei ihrem Vater in West-Berlin. Sie hat mir die Schuld dafür gegeben, dass sie von Achim getrennt wurde.“
Miriam schüttelt ungläubig den Kopf.

Sehr tragisch der Verlauf. Hat mir richtig leid getan für die Oma.

„Ach, Oma, das haben wir vertagt. Geht ja derzeit nicht, wenn wir nur noch zu Hause lernen sollen. Und überhaupt, Sophie hat gesagt, ihr ist es egal, wer den Romeo spricht. Und ich kann ihre Rolle haben, wenn ich will. Kein Problem. Wegen so einer blöden Rolle streiten wir doch nicht. Alles cool, Omi, passt schon, keine Ahnung. Aber ich muss dich noch was fragen: Was ist denn ein Augenschmaus?“
„Ja, da solltest du mal googeln ...“

Und hier das positive Ende. Sehr schön!

Gern gelesen.

Liebe Grüße,
Silvita

 

Hallo @wieselmaus,

für mich gehörst du zu den Urgesteinen des Forums, warst immer schon da, gefühlt, deshalb habe ich mich riesig gefreut, nach so langer Zeit wieder etwas von dir zu lesen.

„Mist! Ich hab mich halt geärgert, über Sophie, über die Klasse, über mich selber, keine Ahnung.“
Ich sinke Miriam gegenüber in den Sessel, anderthalb Meter entfernt. Vorsichtshalber setze ich den Mundschutz auf, schließlich gehöre ich ja zur hochgefährdeten Generation. Das wird eine längere Geschichte, aber ich habe Zeit, viel Zeit.

Ja, da liegt schon einiges drin in diesem kurzen Auszug. Mir läuft es da kalt den Rücken runter, ja, jeder hat sein Päckchen zu tragen aktuell, aber Mensch, jetzt wollte ich echt nicht in Miriams Alter sein. Erste Liebe über Zoom und son Scheiß. Und dann öffnet man sich jemandem, so in echt, und der sitzt da mit ner Maske im Gesicht. Ich bin froh, dass meine Oma geimpft ist und ich mit halbwegs gutem Gewissen bei ihr vorbeischauen kann.

Gleichzeitig fühle ich mich aber in die Konstellation hier rein und finde es großartig, dass Miriam mit ihrer Oma über den Fabi und solche Sachen reden kann - wenn es ein gutes ist, ist das Großeltern-Enkel-Verhältnis schon etwas ganz besonderes, das man pflegen und wertschätzen sollte.

Das Beisammensein mit den Enkeln dient der Protagonistin in deiner Geschichte als Anlass, in ihre eigene Vergangenheit abzutauchen - gut gemacht, wie ich finde. Das gibt der eigentlichen Geschichte noch mal einen ganz anderen Anstrich, man wird sich bewusst ... ja, was wird einem da bewusst. Dass du da schreibst, glaube ich. Oder eben die Protagonistin, deren Leben vermutlich die ein oder andere Parallele zu deinem hat, könnte das sein?

Eigentlich habe ich mir verboten, in jedem Beitrag zu erwähnen, was ich gerade lese und Vergleiche zu ziehen, aber hey, eigentlich ist es mir auch egal. Ich habe gerade Tove Ditlevsen entdeckt, wie so viele aktuell, und bin schwer begeistert. Nicht, dass das etwas ganz Neues ist, dafür ist es ja auch schon zu alt, aber sie schreibt sehr unmaskiert über ihr eigenes Leben. Dafür wurde sie von Nahestehenden dann auch kritisiert, sie würde ihre "Erfahrungen ausbeuten", die der Nahestehenden inbegriffen, was natürlich nicht jedem gefiel. Aber Tove hat ganz gelassen ihre Zigarette geraucht und gefragt, worüber sie denn sonst schreiben sollte. Alles andere wäre ja gelogen. Oder so ähnlich.

Was ich damit sagen will: Erstens, ich mag das, dass du so unmaskiert aus deinem Leben plauderst (ich behaupte das jetzt einfach, frecher Kerl, der ich bin), mich fesselt das, ich lausche da gebannt und habe erst mal nichts zu kritisieren (außer vielleicht, dass du hier:

Lena gerufen

beide Wörter ... kursiviert :shy: hast).
War halt so. Was soll man da noch sagen. Und erzählen kannst du ja zum Glück.
Zweitens, lies Tove Ditlevsens Kopenhagen-Trilogie, wenn du es noch nicht getan hast, es wird dir gefallen.

Aber natürlich gibt es ein Aber. Und zwar: Aber hätte man da nicht noch mehr rausholen können? Die Realität ... etwas ... überdramatisieren können? Ich meine, wie gesagt, ich lausche da gebannt, es macht mir Spaß, aber ich vermisse auch ein wenig den großen Knall, das Verhältnis zwischen Lena und Sanna wurde mir nicht so tief geschildert, dass das Ende dieser Freundschaft mich wahnsinnig stark berührt. Ich mag das Ende, es ist ... versöhnlich, schön, aber ein bisschen mehr Drama, ein bisschen mehr, hach, das mit Sanna und mir, wie traurig, dass das auseinanderging, wir hatten da doch etwas ganz, ganz besonderes ... Ich hätte mich nicht beschwert. So - war es halt so. Das ist auch eine gute "Moral der Geschicht", aber ... ja.

Wie auch immer - ich habe des sehr gerne gelesen an diesem sonnigen Vormittag, das hat gut gepasst, ich hatte ein tolles ... Schwelge-Gefühl :) Und jetzt ruf ich mal meine Oma an.

Bis bald und schöne Tage,

Bas

 

Meine liebe @wieselmaus , wat hab ich dir vermisst! Und dann kommst du auch noch mit einer so tollen Geschichte daher, verknüpfst das Hier mit der Jugend einer vergangenen Zeit, findest und zeigst Verbindendes und das was anders ist. Wie schlau du bist! Wie schön du erzählst! Ich saß die ganze Zeit am runden Tisch zwischen den Krümeln vom Dessert, hab mir einen Kaffee gekocht, du hattest nichts dagegen :D und hab dir beim Erinnern zugehört.

Darin bin ich Weltmeister.
Also nowadays bist du eine Weltmeisterin.:cool:
„Danke, Oma, für das gute Essen“.
Was für eine schöne Sitte.
Seit Corona gibt es keine Küsschen mehr, Körperkontakt ist out.
Eine so kluge Oma - auch weil sie an der Sprache dranbleibt.
Miriam dagegen hat Sitzfleisch und ist eine Plaudertasche.
Du zeigst mir ganz beiläufig, wie unterschiedlich die Oma auf die beiden unterschiedlichen Charakter der Enkel eingehen kann.
Ich räume Teller und Besteck in den Geschirrspüler. Der Rest kann warten.
:kuss:
„Was ist los?“
„ Ach, nichts.“
„Aber da ist doch was, ich seh's dir an.“
„Mist! Ich hab mich halt geärgert, über Sophie, über die Klasse, über mich selber, keine Ahnung.“
Das geht immer so los, meist so schnell wie hier, nicht wahr? :lol:
Vorsichtshalber setze ich den Mundschutz auf, schließlich gehöre ich ja zur hochgefährdeten Generation. Das wird eine längere Geschichte, aber ich habe Zeit, viel Zeit.
Eine wunderbare sanfte Melancholie, ohne Klage, scheinbar reine Feststellung.
Tja, das ist natürlich schmerzhaft für Miriam. Ich weiß nämlich, dass sie in Fabian verknallt ist. Leider beruht das nicht auf Gegenseitigkeit. Ich schüttle den Kopf und suche nach Trost für das Mädchen.
Sie macht alles richtig, diese Oma
„Morgen, Oma, oder am Sonntag. Oder du schreibst sie mir auf. Jetzt muss ich relaxen. Bist du mir böse?“
„Wie könnte ich“, sage ich und möchte das Mädchen an mich drücken. „Ich weiß nur zu gut, wie dir zumute ist. Ich werd's mal mit Schreiben probieren.
Belebend und wahrhaftig, dass du aus dem Mädchen, keine Oma-Vorsteherin machst, sondern konsequent diese Selbstbezogenheit, die den Teenager*Innen eigen ist, fortsetzt.
Manche Dinge ändern sich wohl nie oder doch?
Nö. Manche eher nicht. Ist aber gar nicht mal schlecht.
Geschwind wickelte sie es zu einem Schlauch zusammen und knotete es zu einem Turban. Sie sah aus wie Nofretete.
Du kennst doch Achim, den James Dean vom Kepler, der will eine Theatergruppe aufziehen.“
„Wieso jetzt plötzlich? Ich dachte, er will eine Band gründen.“
Diese Szenen hier zum Beispiel können sich so oder ähnlich seit Generationen und in Zukunft abspielen.
Klar, dass er dafür rauschenden Beifall erhielt und das Gymnasium gute Anmeldezahlen.
Clever Jungs. Gestärkte Mädchen sind ... lustiger.;)
Sanna bezeichnete ihre Mutter abwechselnd als Trulla oder olle Olga, in der Regel mit einem spöttischen Unterton, manchmal auch zornig, wenn ihr etwas verboten wurde. Nie im Leben hätte ich mir erlaubt, so über meine Familie zu reden.
Du kannst das so gut: zeigen!
Als Freundin für Suse-Bärbel - Sanna hasste diesen Namen -
Im ernst? Was für eine scheußliche Kombination, da gebe ich Sanna recht.
Zur ersten Besprechung trafen wir uns in der Milchbar am Stadtgarten.
Milchbar klingt derbe uncool. Arme Jugend.
Die war Achim wichtig, und außerdem spürte ich, dass er mich nicht leiden konnte. Aber ohne eine Lena ging es nun einmal nicht.
Ein sehr schlaues Menschenkind
und so fielen die Szenen mit dem Volk vor dem Schloss und dem Staatsrat im Großen Saal total seiner Streichwut zum Opfer. Mir tat es Leid, weil damit das satirische Element und auch der zeitkritische Aspekt unter den Tisch fielen.
Sie ist schon recht erwachsen, diese Lena
„Mir geht es hier um was anderes. Langeweile, ja, Langeweile! Herrgott, siehst du nicht, dass dieses Thema unser eigenes ist? Merkst du denn nicht, wie langweilig, wie bleiern alles um uns herum ist? Verdammt, ich möchte da raus!“
Das ist wirklich ein dolles Ding. Der macht sich extrem viel Mühe, seinen Vater zu überzeugen. Beeindruckend, auch wenn ich den nicht leiden kann. Den letzten Satz brauche ich deswegen persönlich nicht, also nicht weil ich den nicht leiden kann, sondern weil das mit seiner Aktion ja mehr als deutlich gezeigt wird.
Achim sprach mich nie mit meinem Vornamen an, vielleicht kannte er ihn gar nicht.
Ich habe einige Zeilen zuvor selbst mal hochgescollt, weil ich dachte, ich hätte den Namen übersehen. tricky wieselchen
„Nee, soweit sind wir noch nicht. Es soll eine Überraschung werden. Wenn's klappt, darf ich bestimmt nach München. Aber dazu muss alles perfekt passen.“
Unfassbar dieser Jimmy-Verschnitt! Ich würd’s ihm ja gönnen.
Ich beschloss, meine „Empfindlichkeit“ zu bearbeiten, denn ich musste vor mir selber zugeben, dass Achims Ideen und Interpretationen nicht übel waren.
So was von reflektiert und das Dolle daran: ich nehme es ihr/der Autorin total ab!
Auch gab es durchaus Momente, wo er sich gönnerhaft herabließ, mir ein paar Jazz-Akkorde und -Tonfolgen am Klavier vorzuspielen. Meine Klavierlehrerin hätte das entrüstet von sich gewiesen.
Konsequent gezeigt!
Als ich ich die Tür zum Turmzimmer öffnete, erstarrte ich. Dichter Zigarettenqualm lag in der Luft, auch ein süßlicher Geruch, den ich nicht kannte.

Ach Lenalein ;)

Und wie die Autorin dann zur Enkelin zurückfindet ... also mir hat es sehr gut gefallen. Welcome back, wieselmaus.

Kanji

 

Hallo @Silvita ,

mir hat Deine Geschichte sehr gut gefallen. Der Wechsel zwischen Gegenwart und Ausflug in die Vergangenheit ist Dir gut gelungen. Der Text ist sehr flüssig geschrieben, ich hab durchgängig Kopfkino und kann Nähe zu den Protagonisten entwickeln. Schön, wie die Oma der Enkelin die Vergangenheit näher bringt und sie an ihren Erinnerungen teilhaben lässt und sie dadurch von ihren Erfahrungen profitieren lässt. Auch gefällt mir das Spiel mit den alten Wörtern.
vielen Dank für deinen anregenden Kommentar und den Gesamteindruck.
Das habe ich nicht verstanden. Präsenzunterricht ist ja eigentlich der Normalzustand. Der ist doch nicht coronabedingt. Das hat mich verwirrt.
du hast Recht: coronabedingt ist falsch, ich habe daher geändert in coronageprägt. Unterricht mit Maskenpflicht, Abstandsregeln, alle halbe Stunde lüften usw, sind belastende Faktoren für das Unterrichtsgeschehen. Ich wollte andeuten, warum die Kids so erledigt sind und relaxen müssen.
meist (würde eleganter klingen)
selbst (würde eleganter klingen)
meistens und selber werden gleichgerechtigt gebraucht. (Duden). Allerdings sind sie stärker in der Umgangssprache gebräuchlich und haben eine landsmannschaftliche Färbung.
Streichkandidat total
Oma spricht und denkt nicht in der Hochsprache, wenn sie sich erinnert. Ihre Adressaten sind ja auch Jugendliche.
mit Kostümproben
ja, danke, das nehme ich.
Das liest sich seltsam, schließlich sind es ihre Freunde. Würde nur er und sie schreiben.
Da reagierst du genau, wie ich es mir gewünscht habe. Er und sie sind nämlich nicht mehr Lenas Freunde, sondern Gestalten aus einer fremden Welt. Die Wortwahl ist als Akt der Entfremdung gedacht, für Lena ein schmerzhafter Schritt in die Erwachsenenwelt.
Im zweiten Satz fehlt was.
machte sich ächtzend auf nach oben
ja, muss geändert werden: machte sich ächzend auf nach oben. Danke.

Nochmals vielen Dank für deine Gedanken und Anregungen.

Freundliche Grüße
wieselmaus

 

Lieber @Bas ,
ich freue mich auch sehr, wieder einmal von dir zu lesen.

für mich gehörst du zu den Urgesteinen des Forums, warst immer schon da, gefühlt, deshalb habe ich mich riesig gefreut, nach so langer Zeit wieder etwas von dir zu lesen.
Na, na, gerade mal zweieinhalb Jährchen vor dir bin ich bei den Wortkriegern aufgetaucht. aber es stimmt, wir waren präsent und haben einige Stürme erlebt.
Gleichzeitig fühle ich mich aber in die Konstellation hier rein und finde es großartig, dass Miriam mit ihrer Oma über den Fabi und solche Sachen reden kann - wenn es ein gutes ist, ist das Großeltern-Enkel-Verhältnis schon etwas ganz besonderes, das man pflegen und wertschätzen sollte.
Unbedingt wichtig ,ich verbuche dies unter den Essentials des Familienlebens.
Das Beisammensein mit den Enkeln dient der Protagonistin in deiner Geschichte als Anlass, in ihre eigene Vergangenheit abzutauchen - gut gemacht, wie ich finde
danke sehr
Das gibt der eigentlichen Geschichte noch mal einen ganz anderen Anstrich, man wird sich bewusst ... ja, was wird einem da bewusst. Dass du da schreibst, glaube ich. Oder eben die Protagonistin, deren Leben vermutlich die ein oder andere Parallele zu deinem hat, könnte das sein?

Da greifst du eine Frage auf, die mich, seit ich schreibe (also seit meiner Jugendzeit), umtreibt. Wie nah an der Wirklichkeit darf man bleiben? Ist der Zugriff auf die eigene Biografie schrankenlos erlaubt? Gelingt es, die Protagonisten authentisch zu gestalten, ohne dass es Kollateralschäden gibt?

In meinen Kurzgeschichten (auch in meinem Roman) habe ich mich, wo immer es möglich war, um ein Placet der noch lebenden Personen bemüht. Ich habe tatsächlich kaum Unverständnis erlebt, allenfalls eine gewisse Reserviertheit ( "wenn du unbedingt meinst"), bei einigen auch pure Neugierde. Natürlich gehe ich sorgfältig mit Namen um, Vornamen wähle ich nach für mich stimmigen Charaktermerkmalen aus.

Du wirst sicher auch die Erfahrung gemacht haben, dass mit fortschreitender Ausarbeitung des Plots die Protagonisten ein eigensinniges Eigenleben entwickeln. Gerade das ist der Teil, der mir beim Schreiben am meisten Spaß macht. Was die Zeitgeschichte angeht, versuche ich, historisch korrekt (wissenschaftlich) zu bleiben. Ich schätze Fantasie und SC zwar sehr, die sind aber nicht meine Gebiete.

Eigentlich habe ich mir verboten, in jedem Beitrag zu erwähnen, was ich gerade lese und Vergleiche zu ziehen, aber hey, eigentlich ist es mir auch egal. Ich habe gerade Tove Ditlevsen entdeckt, wie so viele aktuell, und bin schwer begeistert.

Habe mir die Lektüre schon auf den To- do- Zettel geschrieben.

Aber Tove hat ganz gelassen ihre Zigarette geraucht und gefragt, worüber sie denn sonst schreiben sollte. Alles andere wäre ja gelogen. Oder so ähnlich.

Genau das ist es. Ich kann nur darüber schreiben, was ich kenne oder zu kennen glaube.
Aber hätte man da nicht noch mehr rausholen können? Die Realität ... etwas ... überdramatisieren können? Ich meine, wie gesagt, ich lausche da gebannt, es macht mir Spaß, aber ich vermisse auch ein wenig den großen Knall, das Verhältnis zwischen Lena und Sanna wurde mir nicht so tief geschildert, dass das Ende dieser Freundschaft mich wahnsinnig stark berührt.

Du schneidest hier ein anderes, sehr interessantes Gebiet an: die Dramaqueen. ich sehe, dass dieses Thema in der Psychologie gerade schwer in Mode ist und natürlich von Bedeutung für Autoren, wenn es gilt, Charaktere zu entwickeln. Ich bin noch am Überlegen, ob ich in Omas Jugendgeschichte Lenas Verletztheit dramatisch steigern soll. Dafür spricht natürlich immer der Aspekt Spannung. Andererseit hat die Omi ja ihre Geschichte für Miriam aufgeschrieben, zum Trost, beinahe pädagogisch. Vielleicht genügen ja ganz kleine Verschärfungen, in Form von steigernden Wiederholungen, oder so.
Und jetzt ruf ich mal meine Oma an.
Ja, tu das und grüße sie von mir.

Ich wünsche dir frohes Schaffen und frohe Tage.
Herzlichst
wieselmaus


 

Hallo @Chrio ,

danke für deine einleitenden freundlichen Worte.

Meine Zeit reichte heute leider nur fürs Lesen der Geschichte, bitte entschuldigt, dass ich die anderen Kommentare nicht gelesen habe
Nun, das ist legitim, vor allem, wenn man sehr sicher in seinen Urteilen ist. Mir ging es früher so: Wenn ich überwiegend Positives zu kommentieren hatte, ließ ich es dabei wenden. Wenn ich allerdings zu fundamentaler Kritik neigte, habe ich mir doch angeschaut, was in den anderen Kommentaren für Meinungen vertreten wurden. Ich gebe gerne zu, dass ich nicht selten meine Meinung geändert habe.
Manchmal genügt aber auch ein zweites oder drittes Mal lesen. Es gibt Autoren (zu denen ich gehöre), die kommen auf leisen Pfoten daher, so dass entscheidende Spuren leicht übersehen werden.
Ich werde jetzt auf einige deiner Kritikpunkte eingehen und versuchen sie, zu entkräften. Sie betreffen vor allem das Bild, das du von der Oma hast.
Brauchst Du diesen Satz wirklich? Ich finde ihn störend, weil er mich hören lässt: „Ätsch, weiß ich schon.“
Dazu besteht kein Anlass. Sie weiß es von Miriam selbst. Aber das muss sie ja nicht sich selber sagen, sondern das wäre dann an die Leser gerichtet.

Für mich ist die Oma-Enkelin-Beziehung anfangs der Geschichte ungewöhnlich innig. Hier ist ein deutlicher Logik-Bruch für mich, der mich aus der KG herauswirft. Eine unsensible Oma? Wie kommt es da, dass die Beziehung zwischen den beiden so eng ist?

Das macht mir die Oma noch unsympathischer... schon klar, dass es für Jugendliche nur die Hauptrolle gibt und die Nebenrollen eher nach Strafarbeit klingen. Vom Intro her gesehen, verstehe ich jetzt noch weniger, warum die Oma sich bemüßigt fühlt, ihrer Enkelin diese Geschichte aufzudrängen.

Auch der eigentliche Schluss der Geschichte löst für mich den Knoten nicht auf.
Ja, das wundert mich nicht, da du das Verhältnis zwischen Oma und Enkeln grundsätzlich negativ siehst. Die Oma gibt keine wohlfeilen Ratschläge, sondern setzt subtil ihre Lebenserfahrung ein, sowohl was die Ähnlichkeiten wie Unterschiede zwischen den Generationen darstellt. Beides Mal geht es um Mädchenfreundschaften, um Theaterspielen und Jugendliebe. Da drängt die Oma ihrer Enkelin nichts auf.

Es gibt leider noch mehr Missverständnisse.

Puh! Aus heutiger Sicht ein ausgesprochen unsympathischer Spruch des Direx, der wohl kaum zu großem Beifall führen würde; hoffe ich zumindest. Passt das in die Zeit als die Oma ein Teenie war?
Aber natürlich! Zu deiner Orientierung: Die Geschichte spielt etwa um 1960,
Gab es in den 50er/60er Jahren reine Mädchengymnasien?
Selbstverständlich und keineswegs als Ausnahme! Es war eine Zeit, wo man glaubte, dass Mädchen bessere Leistungen brächten, wenn sie nicht in Konkurrenz zu Knaben stehen müssten.
Für Deine eigentliche Geschichte frage ich mich, ob Du hier nicht schlicht auf ein Tell wechseln könntest.
Ich weiß leider nicht, was du mit eigentlicher Geschichte meinst. Und warum gerade hier "Tell"?
Der Wechsel zur Ich-Perspektive hat mich hier irritiert/kurz aus dem Text geworfen. Der Perspektivenwechsel wäre mE leichter verdaulich, wenn Du ihn bereits zu Beginn der Oma-Story deutlich machst.
Der Wechsel ist rechzeitig und doppelt angekündigt:
Erstens durch die Formatierung, zweitens durch den Wechsel vom Präsens ins Präteritum.
Du hast den Tag ‚Jugend‘. Den hatte ich bisher so verstanden, dass die Zielgruppe Jugendliche sind. Synkopen finde ich da ein unnötiges Fachwort, das erklärt werden müsste.
Ja, an dem Tag ändere ich nichts. Synkopen sind ein Fachbegriff aus der Musikwelt. Fachwörter können gegoogelt werden, da braucht es keinen Infodump. Wer Musik macht, kennt diesen Begriff, und darum geht es ja zwischen Achim und Lena (Omi).

Info-Dump! Hier gilt es ziemlich viele Informationen auf einmal zu verdauen und ich verstehe nicht so recht wozu. Was soll ich daraus genau mitnehmen?
Alles, was dasteht:D. Mehr musst du doch nicht wissen, als dass es sich um einen Sorgerechtsstreit handelt, den der Vater gewinnt.
Huch!? Ein Liebespaar? Welcher Teil der Tangotanz-Szene lässt mich diesen Schluss ziehen? Mir ist diese Interpretationsmöglichkeit leider entgangen. Und damit wohl auch gleichzeitig so ziemlich Alles, was diese Geschichte im Kern mir erzählen wollte? Eine Verwirrung, die mE leider keine von der guten Sorte ist.
Wie bitte? Der Tango gehört zu den erotischten Tänzen überhaupt. Und dass es um eine Liebesgeschichte geht, kann doch nicht übersehen werden. Vielleicht hilft ja auch mal ein Blick in den Originaltext : Georg Büchner, Leonce und Lena (reclam)
Auch der eigentliche Schluss der Geschichte löst für mich den Knoten nicht auf. Wenn das gewollt ist, dann bin ich kein Fan. Wenn das noch work-in-progress ist, dann würde ich mich freuen, wenn der Plot noch etwas Überarbeitung bekommt.
Grundsätzlich sind alle Texte im Forum noch work-in-progress. Die einen mehr, die anderen weniger.

Freundliche Grüße
wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @Kanji ,

was soll ich sagen zu der Lektüre deines Kommentars?
Die Kandidatin hat hundert Punkte! Und weil das so schön von dir formuliert ist, soll deine Zusammenfassung als Ganzes nochmals hier erscheinen.

Meine liebe @wieselmaus , wat hab ich dir vermisst! Und dann kommst du auch noch mit einer so tollen Geschichte daher, verknüpfst das Hier mit der Jugend einer vergangenen Zeit, findest und zeigst Verbindendes und das was anders ist. Wie schlau du bist! Wie schön du erzählst! Ich saß die ganze Zeit am runden Tisch zwischen den Krümeln vom Dessert, hab mir einen Kaffee gekocht, du hattest nichts dagegen :D und hab dir beim Erinnern zugehört.
:herz: :kuss::bounce:

Du kennst natürlich mehrfach die Befindlichkeiten von Teenies beiderlei Geschlechts. Irgendwann , wer weiß, werden dann auch dann die Enkel noch dazukommen. Ich sehe dich schon als (sehr junge) Oma vor mir:). Ich hoffe, ich erfahre es rechtzeitig ...

Ich freue mich besonders darüber, dass du den Twist zwischen Gegenwart und Vergangenheit für gelungen hältst. Dazu zitiere ich auch

Was ich damit sagen will: Erstens, ich mag das, dass du so unmaskiert aus deinem Leben plauderst (ich behaupte das jetzt einfach, frecher Kerl, der ich bin), mich fesselt das, ich lausche da gebannt und habe erst mal nichts zu kritisieren
Ich denke, dass du so ähnlich denkst. Heute habe in meiner Zeitung gelesen, dass die Verlagslektoren zunehmend Schwierigkeiten haben, die eingesandten Manuskripte in Fiktion oder Tatsachenberichte einzuordnen. Als Beispiel wurde genannt:

Badische Zeitung vom 17. April 2021, Autorin Bettina Schulte:
Frank Schätzing, Der Schwarm und
Frank Schätzing: Was, wenn wir einfach die Welt retten

Ich habe bisher immer versucht, die Zustimmung der Protagonnisten aus meinen Erzählungen zu bekommen, vor allem, wenn es um juristischen Streit gehen könnte. Vielleicht gibt das eine neue Entwicklung. Noch versuche ich, meine Texte als fiktionale zu klassifizieren.

Übrigens bleibe ich beim "Weltmeister". Vor zwanzig Jahren hätte ich mir das selber nicht durchgehen lassen. Altersmilde und Bequemlichkeit.:)

Ach Lenalein ;) Und wie die Autorin dann zur Enkelin zurückfindet ... also mir hat es sehr gut gefallen. Welcome back, wieselmaus.

Danke für alles, und ich möchte auch von dir eine neue Geschichte lesen.

Herzliche Grüße
wieselmaus


 

Hej @wieselmaus ,

Stille inmitten einer aufgewühlten Zeit. Ich behalte kaum den Überblick, zwinge mich nicht noch mehr Übles zu sehen und wundere mich über diesen und jenen. Mehr aber auch nicht. Auf keinen Fall ärgere ich mich!
Hier ist es auch so still, dass ich den dringenden Wunsch verspüre, noch einmal mit dir über die Geschichte zu reden.

Die Kandidatin hat hundert Punkte!
Yeah, hundert Punkte! Waschmaschine und Duschhaube (kennt hier jemand Herrn Kerkeling?:D) hab ich nämlich schon.
Du kennst natürlich mehrfach die Befindlichkeiten von Teenies beiderlei Geschlechts.
Wohl wahr, aber mein letztes Mädchen könnte als Drittes durchgehen. Sie ist so wenig ... liebreizend :lol::sealed:
dass die Verlagslektoren zunehmend Schwierigkeiten haben, die eingesandten Manuskripte in Fiktion oder Tatsachenberichte einzuordnen.
Vermutlich ist Tatsache extrem erfolgreich in Zeiten der TV-Formate, in denen man sich „nackig“ zeigt, auch äußerlich, den Foren wie TikTok, Snapshat, Instagram etc. Karl Ove Knausgård ist mir in Erinnerung geblieben mit seinen persönlichen Gedankenfluten. Am Ende wusste man alles über ihn. Soviel weiß ich nicht mal über meinen Mann. :confused:
Übrigens bleibe ich beim "Weltmeister". Vor zwanzig Jahren hätte ich mir das selber nicht durchgehen lassen. Altersmilde und Bequemlichkeit.:)
Sei froh, dass Miriam das der Oma durchgehen lässt. Ich gendere mich um den Verstand, damit mein Nesthäkchen mich nicht beim Abendessen ignoriert, meist sage ich aber lieber alles doppelt, kann zum Glück schnell reden :D
Danke für alles, und ich möchte auch von dir eine neue Geschichte lesen.
Ach du. Ich wundere mich selbst, warum ich nichts schreibe. Bin entsetzlich uninspiriert.
Aber wenn du es so gerne möchtest ... :kuss:grab ich mal in mir herum und geb mir n Ruck.

Auf jeden Fall freue ich mich unbändig, dich hier wiederzulesen. Deinen Krimi hab ich nicht auf meim ... Gerätt draufbekommen. Muss es noch mal schütteln.
Ich wünsche mir dann hier aber noch mehr Oma-Geschichten!

lieber Gruß. Kanji

 

Liebe @Kanji ,

danke, dass du dich nochmals gemeldet hast. Ja, die Befindlichkeit von weiblichen Teenagern hat eine große Bandbreite. Ich habe gestern mal die Probe gemacht und meine Enkelin den Text kommentieren lassen. Sie hat es souverän gemacht und sogar das Wort authentisch verwendet. Ich hoffe sehr, dass sie mir nicht nur nach dem Munde geredet hat.
Aber es ging auch um die Netflix-Produktion „Ann mit e“, die sie begeistert hat. Mich auch, es war eine echte Entdeckung für mich. Vielleicht ein Tip für dich und deine dritte Tochter ...

Liebe Grüße
wieselmaus

 

Liebe @wieselmaus ,

es wird jetzt doch ein kürzerer Besuch. Mir hat das gut gefallen. Ich musste anfangs ein bisschen umstellen, weil ich derzeit andere Sachen lese, lyrischer irgendwie. Das hier ist eine ganz klare Prosa, die ihren Plot mit handwerklichem Geschick entwickelt. Ich finde super, wie du das mit der Rückblende gelöst hast. Das hat etwas ganz Natürliches. Ich denke, das liegt daran, dass du die Rückblende sprachlich an den Erzählrahmen anschließen lässt. Dadurch hat es etwas von einem fließenden Übergang, wie im Film. Und auch die Klarheit deines Stils unterstützt das. Das ist geschrieben, um verstanden zu werden, und da schadet dann auch eine Rückblende nicht und ein paar mehr Figuren, weil es so klar ist, dass es dennoch übersichtlich bleibt; da tust passen die gewählten Mittel gut zusammen. Ansonsten gefällt mir, da schließe ich mich anderen KommentatorInnen an, wie liebevoll das erzählt ist. So etwas ist immer sympathsich. Wie in 'Die Liebe in Zeiten von Corona' knüpfst du an die Pandemie und ans Zeitgeschehen an. Und du schöpfst aus der Spannung zwischen Jung und Alt, wo sich Unterschiede in der Wahrnehmung und im Umgang mit Konflikten gut illustrieren lassen. Insgesamt eine handwerklich runde Geschichte.

„ Ach, nichts.“

Leerzeichen

„Mist! Ich hab mich halt geärgert, über Sophie, über die Klasse, über mich selber, keine Ahnung.“

Ist zwar schön mit so einer Wiederholung, hat aber auch etwas Rhetorisches und passt damit für mich nicht so gut zur Situation und Sprecherin.

Sophie ist beste Freundin und nach Miriams Aussage der Star in der Klasse.

Wie ist das gemeint? "Sophie ist beste Freundin (aller) ... in der Klasse" oder "Sophie ist beste Freundin Miriams nach deren Aussage der Star in der Klasse"? Im zweiten Fall würde ich das etwas umstellen.

Augenschmaus?“
„Ja, da solltest du mal googeln ...“

:lol: Süßes Ende.

Ja. Ich kann mich auch ganz gut an so Schultheater erinnern und dass es immer mehr oder weniger darum ging, wer wen potenziell küssen könnte. Hier hast du das geschickt ja noch mit einer weit größeren Fallhöhe versehen und es so deutlich vom Trivialen abgesetzt, denke ich. Gern gelesen,

LG
Carlo

 

Da kann man zum Lenz werden und auf dem Kopf durchs coronaverseuchte Gebirg schleichen. Tja, so war denn meine Theatercharriere 2019 bereits ein Jahr später abgehakt noch vorm Theatertreffen in Emsdetten,

liebe Wieselmaus,

aber das Prinzip Hoffnung sollte nie aufgegeben werden. Schreib ich vielleicht einfach noch mal ne Schillerparodie ...

Aber dass ich an der Schule Theater gespielt hätte, wüsst ich jetzt nicht. Und doch wär`s eine gute Erfahrung und schöne Erinnerung ... wie bei Dear und m. E. gibt's da nix zu nörgeln, aber doch ein paar Korrekturen, wobei der erste Hinweis (ist Präsenzunterricht eigentlich eine moderne Neuschöpfung der Ministerialbürokratie wie eben die Wechselblinkanlage für eine schlichte Ampel?) bestenfalls ein Vorschlag sein kann, denn

Sie kommen dann aus dem coronageprägten Präsenzunterricht des Gymnasiums und sind ziemlich erledigt.
wo sich (zumindest derzeit) das Attribut einsparen ließe und - ich fürchte es ernstlich - auch bleiben wird, wenn ein kurz darauf folgender Satz
Seit Corona gibt es keine Küsschen mehr, Körperkontakt ist out.
die historische Situation gut benennt.

Aber warum hier

Die beiden Teenies könnten nicht unterschiedlicher sein.
den Konjunktiv II verwenden, wenn das Verb "können" in seiner binären Wertigkeit (etwas kann sein oder eben nicht)? offen genug ist?

Noch ist sie die meiste Zeit ganz guter Dinge, aber Corona hängt wie ein Damoklesschwert über allen.
Hm, wie's da steht sollte es Dativ ("über allem") sein, HUnde zB können auch ... übertragen, was natürlich den Liebhaber des Wolfs und seiner Derivate besonders trifft - oder "alle" gilt attributiv (gibts das Wort überhaupt?) bestimmten Dingen, das Schwert hängt über "allen Köpfen" oder "Leuten" oder schlicht "jederman" oder noch einfacher "über uns".

„... Aber vor allem will er seinen Vater dazu kriegen, dass er ihn nach dem Abi zum Vorsprechen lässt, in München. “
warum das zwote KOmma?, ob nun "in München" am Ende oder im Satz steht ... Ich zieh da immer gern Kleist herbei, der ja als "eigentlicher" Dramatiker Kommas als Regieanweisung in die Texte einfügte. Weg mit ihm - nicht Kleist, aber dieses Komma!

Unser Direx pflegte zu Beginn des Schuljahrs darauf hinzuweisen, dass er seinen lieben Schülerinnen voll und ganz sein Vertrauen schenke, denn, nicht wahr, Mädchen seien die Klügeren.
Warum hier Konj. I, wenn "dass" den Indikativ zulässt, "dass er ... Vertrauen schenkt und ... Mädchen die klügeren sind. Viele Alternativen lässt das "als" nicht zu (naja, wird ja noch nicht gegendert). Ähnlich hier
Es ging das Gerücht, dass er nachts mit zwei Bulldoggen im Schulgebäude unterwegs sei.
und auch hier
Auf dem Heimweg gab sie halbherzig zu, dass ihr Achims Vorschlag natürlich nicht gefallen habe.

Wie dem auch sei - wie immer gern gelesen vom

Friedel

Nachtrag, ohne nachtragend zu wirken, hätt ich doch fast eines vergessen

„Nee, soweit sind wir noch nicht. Es soll eine Überraschung werden.
(soweit nur als Konjunktion zusammen, soweit ich weiß ...)

 

Lieber @Carlo Zwei ,

es wird jetzt doch ein kürzerer Besuch.
du weißt doch, dass ich mich über jeden Kommentar von dir freue. Und es ist mir ja nicht unbekannt, dass du derzeit auf ganz anderen, spannenden Spielplätzen aufschlägst.

Das hier ist eine ganz klare Prosa, die ihren Plot mit handwerklichem Geschick entwickelt.
Und auch die Klarheit deines Stils unterstützt das. Das ist geschrieben, um verstanden zu werden,
Und du schöpfst aus der Spannung zwischen Jung und Alt, wo sich Unterschiede in der Wahrnehmung und im Umgang mit Konflikten gut illustrieren lassen. Insgesamt eine handwerklich runde Geschichte.
Was will man mehr, wenn einem bestätigt wird, dass man das Handwerk versteht, :D
Also ich bin mehr als zufrieden und bedanke mich für dein Lob. Den Versuch, die Vergangenheit aufleben zu lassen und ihn in eine Rahmenhandlung einzubinden, habe ich zum ersten Mal ausprobiert. Schön, dass es den meisten Lesern gefallen hat.
Ist zwar schön mit so einer Wiederholung, hat aber auch etwas Rhetorisches und passt damit für mich nicht so gut zur Situation und Sprecherin.
Deinen Vorschlag, das Rhetorische abzumildern, habe ich aufgegriffen, aber nur ganz gering. Es heißt jetzt "Ich hab mich halt geärgert, über Sophie, über die Klasse, am meisten über mich selber, keine Ahnung." Die Prota (das reale Vorbild) neigt allerdings zu solcher Rhetorik, besonders wenn sie von äußerst lässigen Formulierungen in druckreife
Sätze springt. Da kriege ich immer das große Staunen. Im vorliegenden Text ist es in der Tat entbehrlich.
Wie ist das gemeint? "Sophie ist beste Freundin (aller) ... in der Klasse" oder "Sophie ist beste Freundin Miriams nach deren Aussage der Star in der Klasse"? Im zweiten Fall würde ich das etwas umstellen.
'beste Freundin' wird häufig in Serien als Rollenbild verwendet wie ein Attribut oder Titel, ohne Artikel. Die Änderung vermeidet jetzt hoffentlich ein Missverständnis:
Sophie ist 'beste Freundin'. Miriams Aussage nach ist sie der Star der Klasse.
Hier hast du das geschickt ja noch mit einer weit größeren Fallhöhe versehen und es so deutlich vom Trivialen abgesetzt, denke ich
Das freut mich besonders. Vielen Dank für diese positive Einschätzung.
Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg.

wieselmaus

 

Lieber @Friedrichard ,

was bin ich froh, dass du uns nicht abhanden gekommen bist. Man weiß ja nie ...

Aber dass ich an der Schule Theater gespielt hätte, wüsst ich jetzt nicht. Und doch wär`s eine gute Erfahrung und schöne Erinnerung ... wie bei Dear und m. E. gibt's da nix zu nörgeln, aber doch ein paar Korrekturen, wobei der erste Hinweis (ist Präsenzunterricht eigentlich eine moderne Neuschöpfung der Ministerialbürokratie wie eben die Wechselblinkanlage für eine schlichte Ampel?) bestenfalls ein Vorschlag sein kann, denn
Für die erste fettgedruckte Passage bedanke ich mich ausdrücklich. aber natürlich werde ich auf die vorgeschlagenen Korrekturen eingehen.

Präsenzunterricht ist die amtliche Kennzeichnung, als Gegensatz zu Distanzunterricht. Letzterer unterscheidet sich von Fernunterricht und E-lerning. Hier geht es um juristische Verbindlichkeit.
Präsenzunterricht ist die 'normale' Situation. Insofern habe ich doch eine Spezifizierung durch die aktuelle Corona-Lage gewählt, die von den Schüler*Innen erhebliche Belastungstoleranz verlangt. Das geht der Oma durch den Kopf und verstärkt ihr Verständnis für "relaxen". Vielleicht streiche ich das Adjektiv, da in der Tat auf Corona im Folgenden ausreichend bezogen wird. Mal sehen.:)

Aber warum hier
Die beiden Teenies könnten nicht unterschiedlicher sein.
den Konjunktiv II verwenden, wenn das Verb "können" in seiner binären Wertigkeit (etwas kann sein oder eben nicht)? offen genug ist?
Ich hab's verbessert. Ist halt so eine umgangssprachliche Redewendung. Und Oma ist "old school". Das gilt auch für die folgenden Passagen:
oder "alle" gilt attributiv (gibts das Wort überhaupt?) bestimmten Dingen, das Schwert hängt über "allen Köpfen" oder "Leuten" oder schlicht "jederman" oder noch einfacher "über uns".
Lieber mit Dativ, ist ja vielleicht auch das vorherrschende Gefühl und es schließt den Plan ein, sich mit einem Dackelwelpen einen Fluchtweg zu öffnen. (ist vielleicht mein nächstes Thema:sealed:)

warum das zwote KOmma?, ob nun "in München" am Ende oder im Satz steht ..
Das Komma sollte die Nachdrücklichkeit verstärken im Sinne von ..., und zwar in München (und nirgendwo sonst).
Warum hier Konj. I, wenn "dass" den Indikativ zulässt, "dass er ... Vertrauen schenkt und ... Mädchen die klügeren sind. Viele Alternativen lässt das "als" nicht zu (naja, wird ja noch nicht gegendert). Ähnlich hier
Es ging das Gerücht, dass er nachts mit zwei Bulldoggen im Schulgebäude unterwegs sei.
und auch hier
Auf dem Heimweg gab sie halbherzig zu, dass ihr Achims Vorschlag natürlich nicht gefallen habe.
Dreimal indirekte Rede nach 'dass'.
Ich bin noch darauf gedrillt worden, dass hier Konjunktiv I zu stehen habe :Dund nicht etwa Konjunktiv II. Gilt diese Regel nicht mehr? Ich überprüfe solche Sätze damit, dass ich die Konjunktion dass streiche und nach dem Komma einen Hauptsatz anhänge mit Konjunktiv I
Natürlich kann man den Indikativ wählen. Im vorliegenden Text fand ich es ironischer, die Möglichkeit des Irrens oder Lügens mitzudenken.

Ja, lieber Friedel, das hat mir Spass gemacht. Ich setzte natürlich auf deinen Schlusssatz

Wie dem auch sei - wie immer gern gelesen vom
so soll's sein.

allerherzlichst
wieselmaus

 

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