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- 08.10.2001
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Die heilige Kassiererin
Mein erster Tag war anders. Das Regenrohr neben meinem Fenster spülte mich langsam in den Schlaf. Natürlich träumt man dann von Meeren und erwacht - wieder hämmert das Heizungsrohr - vor den Türen die Arien frustrierter italienischer Bauarbeiter indessen wie ein Metronom der Takt der Rolltreppe - Stöckelschuh-Schritte wie Breaks. Man erledigt das Nötigste, hört sich das Gejammer der immer selben Kassiererin an. Man kann sich kaum vorstellen wie teuer so eine neue Hüfte ist.
"Sie schwingt bei weitem nicht so gut wie die Alte!"
Schließlich war sie bekannt für ihren Hüftschwung.
"Sie sind doch die Kassiererin mit dem außergewöhnlichen Hüftschwung?",
hatte man sie sogar auf der Straße erkannt und:
"Lassen sie mal sehen!"
befohlen. Dann lies die heilige Kassiererin ihren Rießenarsch kreißen - wenn es sein musste mitten in der Fußgängerzone. Schnell hatten sich Trauben von Menschen gebildet.
"Das sie damit nicht die Bühnen der Welt erobert hat, die heilige Kassiererin?"
hörte man sagen oder:
"Das macht mich so seltsam geil!"
Und das alles zwei Jahre vor der Rente - ein neues Hüftgelen aus ESA getestetem Titan. Doch auch das schwingt sie wilder als jede Tänzerin.
Manchmal denke ich an ihr Hüftgelenk - und dass das kreißen nur durch das Gefühl kommt - wie sie lange tot ist, die heilige Kassiererin und nur ihr Titan überlebt und dunkle Endzeitmenschen im sauren Regen im Titan-Takt ihre Hüften schwingen als endlich die Sonne ewiglich verschwindet.