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Die Hinrichtung

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24.03.2019
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Die Hinrichtung

„Ich habe einundzwanzig Freiwillige“, erklärte Gefängnisdirektor Avrahami stolz.
Die zwei Staatsvertreter nickten anerkennend.
„Sind auch europäische Juden darunter?“, fragte sogleich der eine. Ein untersetzter, eher beleibter Mann mit schwarzen, lichten Haaren.
Uri Avrahami dachte kurz nach.
„Ich denke schon, wieso?“
„Wir sollten es nicht von einem europäischen Juden machen lassen.“
„Warum nicht?“, fragte Avrahami. „Glauben Sie ernsthaft, dass die es nicht abwarten können und ihn vorher zur Strecke bringen?“
„Ich weiß“, warf der zweite Staatsbeamte, ein kleiner, drahtiger Typ, ein. „Es ist unwahrscheinlich, aber eben nicht auszuschließen. Außerdem soll der Eindruck einer rachsüchtigen Justiz vermieden werden. Also, haben Sie nicht-europäische Juden in ihrer Einheit?“
„Natürlich. Sechs oder sieben sogar, ich müsste nur mal gucken. Der Einzige, der sich nicht freiwillig gemeldet hat, ist Schalom Nagar. Erst vierundzwanzig Jahre alt, kam mit fünfzehn aus dem Jemen hierher.“
Die Augen der beiden Staatsvertreter leuchteten auf.
„Den nehmen wir. Der passt. Jung und leicht beeinflussbar, hoffe ich?“
„Nun“, erwiderte Avrahami. „Er ist sicher nicht der Hellste. Aber was ist mit den Freiwilligen?“
Es entstand eine kurze Pause. Dann hatte der kleine, drahtige Typ eine Eingebung.
„Wir losen aus“, sagte er. „Aber alle zweiundzwanzig Männer kommen in die Lostrommel. Auch ihr kleiner Jemenit. Sorgen Sie dafür, dass das Los auf ihn fällt.“
Avrahami nickte. Er verstand sich in dieser Sache als ausführende Gewalt, es oblag ihm nicht, Recht zu sprechen.

*

Beim langen Fall wird die Länge des Seils anhand von Körpergröße und Gewicht so bestimmt, dass es dem Delinquenten das Genick bricht, er aber nicht enthauptet wird. Beim kurzen Fall, wenn zum Beispiel der Hocker, auf dem der Verurteilte steht, weggezogen wird, tritt nach zehn bis dreißig Sekunden die Bewusstlosigkeit ein. In diesen Sekunden aber nimmt der Verurteilte alles wahr, fühlt den Schmerz, erkennt die Umstehenden, läuft rot an, stößt Geräusche aus, zappelt und kämpft. Erst dann wird durch die Kompression der arteriellen Gefäße das Hirn nicht mehr durchblutet und die Wahrnehmung lässt nach. Der Sauerstoffmangel führt in drei bis fünf Minuten zu irreversiblen Schäden, letztendlich, wenn alles glatt läuft, zum Tod.
Beim Standardfall beträgt die Fallhöhe zwischen 1,20 und 1,80 Meter. Hier steht der Verurteilte gewöhnlich auf einer Falltür, die mittels eines Hebels vom Henker geöffnet wird.
Alle diese Methoden nutzen das Körpergewicht des Todeskandidaten. So entsteht der Eindruck, der Erhängte habe sich durch sein eigenes Gewicht getötet, nicht durch den von fremder Hand ausgelösten Fall. Der Tod am Galgen unterscheidet sich im Anblick nicht groß vom Suizid.
Man stelle sich alle Hinrichtungen einmal wie folgt vor: Der Henker umschließt mit seinen beiden, im Idealfall großen, kräftigen Pranken den Hals des Verurteilten und drückt mit aller Kraft zu. Täter und Opfer stehen sich Auge in Auge gegenüber. Anders als beim Erhängen tritt der Tod durch Ersticken und nicht durch das Abschneiden der Blutzufuhr ein, aber der Effekt ist derselbe: Man stirbt.
Nur wäre der Blick auf die Todesstrafe wohl ein anderer.

*

Schalom saß in der Zelle des Gefangenen. Dieser saß am Schreibtisch und schrieb. Hinter der vergitterten Metalltür saß ein anderer Wärter und beobachtete Schalom und den Gefangenen. Aber auch dieser Wärter wurde von einem weiteren Aufseher beobachtet. Die Entscheider wollten keinen Fehler machen und trauten niemandem. Der Gefangene sollte davon abgehalten werden, sich selbst umzubringen; gleichzeitig fürchtete man, dass er von einem der Wärter umgebracht werden könnte. Es würde erst Ruhe geben, wenn der Häftling erhängt worden war.
Plötzlich kam ein weiterer Wächter zu Schalom und dem Gefangenen in die Zelle. Schalom schaute fragend zu ihm hoch. Der Gefangene reagierte nicht.
„Du sollst zum Chef“, sagte der Kollege.
Schalom nickte und stand auf. Er verließ seinen Platz und ging zum Büro des Direktors.
Als die Aufforderung kam, trat Schalom ein, salutierte und machte Meldung. Direktor Avrahami sah kurz zu seinem Mitarbeiter auf, dann wandte er sich wieder den Unterlagen auf dem Schreibtisch zu.
„Setzen Sie sich.“
Schalom tat wie ihm geheißen. Minutenlang verharrte er schweigend auf dem Stuhl, während der Gefängnisdirektor irgendwelche Blätter durchforstete und hier und da mit einem Kugelschreiber Paraphen setzte. Dann sah er zu ihm auf.
„Das Los ist auf Sie gefallen“, sagte er lakonisch.
Schalom wurde plötzlich ganz heiß. Die Hitze stieg ihm zu Kopf, er fühlte, dass er rot anlief. Er umklammerte den Sitz mit den Händen und drückte sein ganzes Gewicht in den Stuhl. Außerstande, etwas zu sagen, nickte er verhalten.
„Alles Weitere erfahren Sie zu gegebener Zeit.“
Wieder brachte Schalom nur ein Nicken zustande.
„Das wäre dann alles. Zurück auf ihren Posten.“
Langsam erhob sich Schalom vom Sitz und ging auf die Tür zu. Als er diese fast erreicht hatte, räusperte sich der Gefängnisdirektor.
„Eine Frage hätte ich noch.“
Schalom drehte sich um.
„Ja!?“, krächzte er.
„Sie haben sich nicht freiwillig gemeldet. Wieso nicht?“
„Ich dachte ...“, begann Schalom zögerlich. „Ich meinte, es stünde mir nicht zu. Ich finde, dass es jemand machen sollte, der selbst im Lager war oder Verwandte verloren hat.“
Avrahami schaute Schalom prüfend an. Eine Sekunde lang schien er versucht, etwas zu erwidern. Stattdessen kam nur ein Nicken, das einer Aufforderung zum Gehen gleichkam.

Schalom verließ das Büro und kehrte in die Zelle zurück um seinen Kollegen wieder abzulösen. Als er die Zelle betrat, konnte er nicht anders, als zum Gefangenen zu schauen. Er betrachtete dessen ausdrucksloses Gesicht mit der leicht schiefen Nase, der dunklen Hornbrille, der hohen Stirn und dem schütteren Haar. Ich werde es machen, dachte Schalom. Ich werde ihn hängen.

*

Im Jahre 1905 veröffentlichte der rumänische Arzt und Forensiker Nicolae Minovici eine Studie über das Erhängen. Untersucht wurden dabei hundertsechsunddreißig Suizide. Monovici kategorisierte die Toten nach Alter und Geschlecht, er fragte nach den Gründen für den Selbstmord, er schaute, welche Verletzungen sie hatten und interessierte sich für die Knoten der jeweiligen Schlingen. Nur das Gefühl, das beim Erhängen entsteht, konnte er nicht erforschen. Und so entschied er, sich selbst zu erhängen.
Er und sein Team begannen zunächst mit einfachen ‚Übungen’: Sie drückten sich gegenseitig mit dem Zeigefinger auf die Halsschlagader, bis ihnen schwarz vor Augen wurde. Als Nächstes unterbrachen sie die gesamte Blutzufuhr für den Kopf, indem sie eine unvollständige Hängung simulierten. Da sie aber nicht mit dem gesamten Körpergewicht in der Schlinge hingen, war Minovici nicht zufrieden. Das Gesicht wurde zwar rot, lief dann blau an, die Sicht war verschwommen und in den Ohren begann es zu pfeifen, aber es wurde nur mit Bruchteilen des Körpergewichtes an der Schlinge gezogen. Minovicis Ziel aber war das richtige Erhängen mit einer Schlinge, die sich zusammenzieht. Sein Ehrgeiz dafür war groß genug.
Die Studie enthält ein Foto von Minovicis Hals, das die Verletzungen zeigt: Frakturen von Kehlkopf und Zungenbein und verschiedene Blutergüsse. Minovici berichtet, dass er nach dem letzten Experiment einen Monat lang Schmerzen gehabt habe.
Durch seine Studie fand man heraus, dass die Lage der Schlinge am Hals entscheidend ist und dass die meisten Erhängten nicht ersticken, sondern durch die unterbrochene Blutzufuhr ins Gehirn sterben.

*
Schalom setzte seinen Dienst fort. Viermal drei Stunden pro Tag bewachte er den Insassen, im Anschluss hatte er jeweils achtundvierzig Stunden frei. Er sah den Gefangenen beim Lesen, beim Schreiben, er schaute ihm beim Schlafen zu. Der Häftling war immer höflich und distanziert, er schaute Schalom nur an, wenn er um etwas bat. Aber Schalom war für ihn nur einer von mehreren Bewachern, ein persönliches Verhältnis kam nicht zustande.
Manchmal beobachtete Schalom das Gesicht des Todgeweihten. Er suchte das Grauen, die Herzlosigkeit und das Böse in diesem Mann. Nichts. Er sah keine Schuld, keinen Hass, keine Furcht in diesem Gesicht. Er entdeckte kein einziges Gefühl im Antlitz dieses Mannes und wohl auch deswegen fühlte er selbst nichts. Sie waren nichts weiter als zwei Männer in einem schmucklosen Raum, die einzige Verbindung zwischen ihnen war die Zellenluft.
Wenn es etwas zu essen gab, lag es an Schalom, das Gericht vorzukosten. Die Mahlzeit wurde immer in Schalen mit verriegeltem Deckel geliefert, die Schalom vorsichtig öffnete. Von jeder Speise kostete zuerst Schalom, erst dann der Gefangene. Man war also bereit, Schaloms Tod durch Vergiftung in Kauf zu nehmen, um das Leben des großen Verbrechers zu schützen. Aber auch dieses Leben wurde nur geschützt, um es zum festgelegten Zeitpunkt töten zu können.

*

Im Internet finden sich einige Videos, die zeigen, wie Saddam Hussein gehängt wird. Man sieht einen alten, bärtigen und gebrochen wirkenden Mann. Er trägt einen schwarzen Mantel, seine Hände sind hinter dem Rücken zusammengebunden. Er wird von mehreren, meist beleibten Männern umringt und dirigiert. Die Männer sind alle in Zivil gekleidet, sie tragen Lederjacken und schwarze Sturmhauben, Augen- und Mundpartie sind frei. Sie wirken in ihrer Aufmachung nicht wie die Beamten eines Staatsapparates, sondern wie die Handlanger eines Mafiapaten.
Auch der Raum hat wenig Staatstragendes. Fensterlos, komplett zubetoniert, im Hintergrund erkennt man eine Art Treppengeländer, im Vordergrund schwenkt die Kamera nur für einen kurzen Moment auf den eigentlichen Galgen, der dreckig und abgenutzt wirkt. Einer der Henker legt dem ehemaligen Staatspräsidenten und Premierminister ein schwarzes Tuch um den Hals, dann führt er ihn mit einem Kollegen zur Falltür. Gemeinsam legen die beiden Männer die Schlinge um den Hals des Diktators. Dieser wirkt ungewöhnlich passiv, fast schon einsichtig.
Der eigentliche Akt des Hängens wird nicht gezeigt. Man fragt sich: Warum? Sollte dem ehemaligen Tyrannen im Moment der Erniedrigung ein letzter Rest an Würde gewährt werden? Fürchtete man, die Bilder seines Todes würden zu grausam? Wollte man eventuell den Jubel und das Klatschen der Henker nicht zeigen?

Letztendlich spielt es keine Rolle. Dieses Video, ähnlich wie das von der Hinrichtung Ceausescus und seiner Frau, ist von einer Schlichtheit und Banalität, dass man wohl kaum von einer Sternstunde der Menschheit sprechen kann.

*
Der eigentliche Tag kam. Es war gegen neun Uhr am Abend im Gefängnis von Ramle bei Tel Aviv. Schalom hatte den ganzen Tag nichts essen können. Wie im Fieber hatte er Wasser getrunken, ständig Schweißperlen auf der Stirn, hoffend, dass alles bald vorüber sei.
Als der deutsche Pfarrer zur Tür herein kam und in die Zelle des Häftlings geführt wurde, war es für Schalom das Signal, sich fertigzumachen. Er ging in den Vorbereitungsraum und holte die Flasche Wein, die der Gefangene sich gewünscht hatte. Nichts zu essen, aber ein guter Rotwein sollte es sein. Ein anderer Wärter kam, nahm Schalom die Flasche ab, füllte den Wein in ein Glas und brachte es dem Häftling. Dann betrat Schalom mit dem Gefängnisdirektor den Raum mit dem Galgen. Die erste und letzte Hinrichtung in der Geschichte Israels stand bevor, und hier, in diesem schmucklosen Raum, würde sie stattfinden. Und er, Schalom, der 24-jährige Jemenit, würde sie durchführen.

Er sah sich den Galgen an. Sie hatten ihn nach Vorgaben aus einem englischen Buch gebaut. Peinlich genau hatten sie auf jedes Detail geachtet. Von der Falltür bis zur Schlinge, alles sah so aus wie auf den Bildern und Fotos in dem Buch. Doch die Perfektion im Detail konnte nicht darüber hinwegtäuschen: Sie waren Dilettanten, Amateure. Sie hatten keine Ahnung, wie man jemanden hinrichtete.

Es kam der Häftling. Er wurde von zwei Wärtern hereingeführt, einer an jeder Seite. Hinter ihnen der Pfarrer mit steinerner Miene. Der Gefangene wirkte gefasst, nahezu gelöst, es war nicht klar, ob es am Wein lag. Schalom machte einen Schritt nach vorne, hielt die Augenbinde in seinen Händen hoch, doch der Gefangene wehrte ab.
„Nicht nötig“, sagte er.
Schalom versuchte, sein Entsetzen darüber zu unterdrücken. Er hatte Angst vor den Augen des Häftlings, panische Angst. Er fürchtete, dass der letzte Blick des Häftlings ihn bis ins Mark durchdringen und dort haften bleiben würde. Er hatte sich vorher Mut gemacht, er hatte sich gedacht, dass alles einfacher werden würde, sobald der Gefangene die Augenbinde trug. Und nun lehnte er sie ab, mit klarer Stimme und einem kalten Blick.

Schalom führte den Gefangenen zum Galgen, legte ihm vorsichtig die Schlinge um den Hals. Er trat einen Schritt zurück, ebenso die beiden Wärter und der Pfarrer. Der Gefängnisdirektor kam herein und verlas noch einmal das Urteil. Schließlich fragte er den Häftling nach letzten Worten. Der Gefangene räusperte sich.
„Es lebe Deutschland, Argentinien und Österreich“, begann er. Dann schaute er zuerst Schalom in die Augen, dann den anderen Männern.
„Meine Herren, schon bald werden wir uns wiedersehen.“

Schalom fühlte einen Schlag in der Herzgegend.

Die beiden Wärter, der Pfarrer und der Gefängnisdirektor verließen den Raum und gingen in den angrenzenden Saal, von dem aus man die Hinrichtung durch ein Fenster beobachten konnte.

Dann ging Schalom zum Tisch und schob den Vorhang vor. Er zitterte, als er den Knopf drückte.

Schalom hörte die Falltür. Einen letzten Atemstoß.

Er spürte nichts mehr und ihm wurde schwarz vor Augen.

 
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Hallo @HerrLehrer,

du hast einen interessanten Text geschrieben, makaber, komplex, der irgendwo zwischen einer Kurzgeschichte und einem kleinen Essay irrlichtert. Ich habe ihn in Einem durchgelesen, gebannt, und die Bilder, die du entwickelst, sind durchaus effektiv. Trotzdem finde ich den Text etwas unvollständig - und das liegt an seinem Gegenstand.

Du beschreibst den wochenlangen, bürokratischen Akt des staatlichen Tötens. Die Beschreibung lässt die ganze Banalität und Widersprüchlichkeit dieses Aktes deutlich hervortreten.

Aber während du drei historische Verweise ganz explizit machst - Saddam Hussein, Nicolae Ceaușescu und Nicolae Minovici -, nennst du die zentrale historische Figur deines Textes und ihre Taten an keiner Stelle. Das tust du natürlich absichtlich, und auf eine gewisse Weise ist es auch passend - der große Böse wird zu einem namen- und konturlosen Häftling, der abgefertigt wird.

Adolf Eichmann ist hier ein Niemand. Du schreibst über seine Hinrichtung, wie er über die Ermordung der europäischen Juden nachgedacht haben mag, nämlich als eher unpersönliches, technisches oder logistisches Problem.

Aber die Tatsache, dass du den Namen Eichmann und seine Taten auslässt, nimmt dem Text, finde ich, diese Dimension ein stückweit - wenn ich nicht gut aufpasse, kann ich auf die Idee kommen, hier eine kleine, morbide Exekutionsgeschichte zu lesen. Und dann kann es sein, dass ich genau die Perspektive einnehme, von der ich glaube, dass du sie hier kritisieren möchtest: Die Hinrichtung als banaler Verwaltungsvorgang, sozusagen.

Deshalb, glaube ich, dürfte der Text etwas, naja, "deutlicher" sein. Du dürftest die Parallele zwischen deiner Erzählweise und Eichmanns bürokratischer Denke stärker herausarbeiten.

Sorry, falls das wirr klingt. Der Text ist gut geschrieben, er ist eindringlich und funktioniert und regt - offensichtlich - zum Nachdenken an. Aber dieser Schnappschuss scheint mir zu verkürzt - wobei ich unsicher bin; ich bin gespannt darauf, was andere sagen.

Vielen Dank für ein komplexen Text, der mich grübeln macht!

Christophe

 

Er suchte das Grauen, die Herzlosigkeit, er suchte das Böse in diesem Mann. Er fand es nicht.

Hannah Arendts Berichte zu Eichmann in Jerusalem und die Formel der Banalität des Bösen sind genauso in die Weltgeschichte eingegangen, wie der Eichmannjäger Fritz Bauer, seines Zeichen der deutsche Staatsanwalt, der sich gegen die Adenauer-Bürokratie durchsetzte und den Biedermann und Verwaltungsangestellten Eichmann – der ja „nur“ seine Pflicht erfüllte – jagen ließ (verfilmt unter „Der Staat gegen Fritz Bauer“ (sollte in einer Mediathek der öffentlich-rechtlichen Anstalten aufzufinden sein),

lieber Herr Lehrer,

und ich meine, mal irgendwann - Du merkst, es ist lange her – auch Dokumentationen gelesen und gesehen zu haben über die Hinrichtung. Frag mich aber nicht, wann und vor allem wo.

Nun wird auch einmal ein Schnappschuss auf den bürokratischen Aufwand des „Rechtsstaats“ hinsichtlich des durchzuführenden Urteils angerissen (mehr könnte m. E. eine Kurzgeschichte auch gar nicht) und ich vermisse eigentlich nix, außer einer nachlassenden Konzentration – bei Dir – womit wir bei der Fusenlese sind, zunächst keieswegs mit einem Fehler, nämlich hier

„Ich weiß“, warf der zweite Staatsbeamte, ein kleiner, drahtiger Typ, ein.
Wo ich mich frag, warum eine ausgesprochen schwächelnde Klammer für den Einwurf. Vorschlag: „Ich weiß“, warf ein kleiner, drahtiger Typ ein - der zweite Staatsbeamte."

Also, haben sie nicht-europäische Juden in ihrer Einheit?“
Sie - erste reine Flüchtigkeit

Der Gefangene sollte davon abgehalten werden, sich selbst umzubringen, gleichzeitig fürchtete man aber auch, dass er von einem der Wärter umgebracht werden könn[t]e.
Besser kein Konj. I (ist ja keine indirekte Rede), sondern II

Hier folgenFlüchtigkeiten

Direktor Avrahami sah nur kurz zu seinem Mitarbeiter auf, dann wandte er sich weder den Unterlagen vor sich auf dem Schreibtisch zu.

„Setzen Sie sich“.
In dem einzufangenden Komma (Enden der wörtl. Reden musstu nochmals alle durchschauen!)

„Ich dachte..“, begann Schalom zögerlich.
Entweder drei Punkt und eine Leerstelle oder – möglichweise Flüchtigkeit – kein Punkt nach „denken“

Die Studie enthält ein Foto von Minovicis[‘]Hals, das die Verletzungen zeigt:
Genitiv Anzeige nicht vergessen – sofern der Hausname nicht auf i enden sollte ...

Die Männer sind alle in Zivil gekleidet, sie tragen Lederjacken und schwarze Sturmhauben, die Augen- und Mundpartie sind frei.
Artikel weg, sonst müsstestu aufgrund der Männer den Plural auch bei den „Partien“ durchziehen


Die erste und letzte Hinrichtung in der Geschichte Israels stand bevor, und hier, in diesem schmucklosen Raum, würde sie stattfinden. Und er, Schalom, der 24-jährige Jemenit, würde sie durchführen.

Hat da jemand Zweifel – Anfang der 1960er hatte „würde“, Konj. II!) noch nicht das schlichte Futur 1 usurpiert und „werden“ wirkte noch frisch und lebendig, „würde“ sein Konjunktiv II (selbst der Duden schwätzt vom Konj. Prät., obwohl der Konjunktiv irrealis nicht die Bohne mit der Zeitenfolge zu tun hat).
Musstu selbst entscheiden. Kommt nachher noch mehrmals vor

Doch die Perfektion im Detail konnte nicht darüber hinweg täuschen: Sie waren Dilettanten, Amateure.
(Majuskel, weil ein vollständiger Satz folgt)

Ob sich zu einem solchen Thema ein "gern" eignet, bezweifel ich, also eher ein

nicht ungern gelesen vom

Friedel

 

Hallo @Christophe

und vieln Dank fürs Lesen und Kommentieren.

du hast einen interessanten Text geschrieben, makaber, komplex, der irgendwo zwischen einer Kurzgeschichte und einem kleinen Essay irrlichtert.

Danke, und ja, ich kann nachvollziehen, wenn der Text auf manchen Lesern unvollständig wirkt. Aber ich finde, dass die Offenheit des Textes (bezüglich Genre, Schlußfolgerung und Länge) den Vorteil haben kann, dass der Leser keine conclusio vorgesetzt bekomt, sondern diese selbst erschließen muss.

Aber während du drei historische Verweise ganz explizit machst - Saddam Hussein, Nicolae Ceaușescu und Nicolae Minovici -, nennst du die zentrale historische Figur deines Textes und ihre Taten an keiner Stelle. Das tust du natürlich absichtlich, und auf eine gewisse Weise ist es auch passend - der große Böse wird zu einem namen- und konturlosen Häftling, der abgefertigt wird.

Meine Befürchtung war, dass der Name 'Eichmann' sofort Assoziationen hervorruft à la 'Kenne ich schon, weiß ich schon alles, etc.', daher die Nicht-Nennung. Außerdem sollte das Hauptaugenmerk dem Henker gelten, nicht dem Gehenkten.

Vielen Dank für ein komplexen Text, der mich grübeln macht!

Danke.

Hallo @Rob F

auch dir vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

eine interessante Kombination aus bewusst telligen Fakten und der eigentlichen Handlung.

Danke.

Mir persöhnlich hätte eine Erzählvariante besser gefallen mit weniger Fakten zum Erhängen eines Menschen, stattdessen mehr über die beiden Protagonisten, Henker und Verurteilter. Deren Geschichte und Emotionen.

Tja, ich neige zum TELLigen, ich gebe es unumwunden zu. Als ich mich mit der Exekution Eichmanns beschäftigte, kam ich in der Recherche von Höcksken auf Stöcksken und ich wollte den Leser bewußt an dieser Reflexion teilhaben lassen. Es ist etwas experimentell, zugegeben, aber eine reine Erzählung hat mich weniger gereizt.

Danke für die sprachlichen Hinweise, ich habe sie größtenteils nachvollziehen können und dementsprechend abgeändert.

Lieber @Friedrichard

auch dir vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren. Die sprachlichen Hinweise habe ich größtenteils verarbeitet (allerdings endet der rumänische Arzt wirklich auf -i-)

Hannah Arendts Berichte zu Eichmann in Jerusalem und die Formel der Banalität des Bösen sind genauso in die Weltgeschichte eingegangen, wie der Eichmannjäger Fritz Bauer, seines Zeichen der deutsche Staatsanwalt, der sich gegen die Adenauer-Bürokratie durchsetzte und den Biedermann und Verwaltungsangestellten Eichmann – der ja „nur“ seine Pflicht erfüllte – jagen ließ (verfilmt unter „Der Staat gegen Fritz Bauer“ (sollte in einer Mediathek der öffentlich-rechtlichen Anstalten aufzufinden sein),

Buch gelesen und Film gesehen (auch den Film über Hannah Arendt mit Barbara Sukowa) und letztens noch auf einem Plakat ein verkürztes Zitat von ihr gelesen: Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen. Ein Zitat, das momentan auch von den Querdenkern zweckentfremdet wird. Aber tatsächlich bewegt mich die Frage, welche Vorstellung wir uns im Allgemeinen von Henkern machen. Und bei Eichmann erwartete ich einen gestandenen, erfahrenen, hartgesottenen, etwas älteren Mann. Umso bestürzter war ich, als ich las, dass ein junger, unbeholfener Mann mit so einer Lebensaufgabe betraut wurde.

LG,

HL

 

Hallo @HerrLehrer ,

ein sehr spannender Text. Der Wechsel zwischen informativen Passagen und der eigentlichen Handlung hat mir sehr gut gefallen.

Nur das Ende kam etwas plötzlich. Hier hätte ich mir noch ein paar zusätzliche Zeilen gewünscht.

Davon abgesehen habe ich nur noch ein paar kleine Anmerkungen:

Der Tod am Galgen unterscheidet sich im Anblick nicht groß vom Suizid.
'im Anblick' finde ich persönlich hier etwas unschön. Ich musste den Satz auch zweimal lesen bevor ich verstanden habe was du damit sagen möchtest. 'optisch' fände ich hier passender.

Schalom nickte und stand auf. Er verließ seinen Platz und ging zum Büro des Direktors.
Als die Aufforderung kam, ging Schalom in das Büro hinein, salutierte und machte Meldung.
Wortwiederholung

die einzige Verbindung zwischen ihnen war die Zellenluft.
Diese Beschreibung hat mir sehr gut gefallen.

Fürchtete man, die Bilder seines Todes würden zu grausam?
Dieser Satz klingt etwas seltsam. Mir fällt aber spontan leider auch kein anderer Vorschlag ein. Es ist das 'würden' was mich stört.

Schalom machte einen Schritt nach vorne, hob die Augenbinde hoch, doch der Gefangene wehrte ab.
Diese Passage hat mich zunächst komplett verwirrt. Der Gefangene will nicht, dass man die Augenbinde anhebt, aber trotzdem sieht man seine Augen. Inzwischen habe ich verstanden, dass die Augenbinde das Tuch ist, welches der Gefangene um den Hals gebunden hat. Für das Verständnis wäre es jedoch einfacher, wenn du das Tuch von Anfang an als Augenbinde bezeichnest. Oder in dem Moment wo der Henker die Augenbinde anhebt, diese wieder als Tuch bezeichnest, das über die Augen gezogen werden soll. Damit sollte dann klar sein, dass Tuch und Augenbinde dasselbe sind.


Mehr Anmerkungen habe ich auch überhaupt nicht. :)

LG Nele Marie

 

Aber tatsächlich bewegt mich die Frage, welche Vorstellung wir uns im Allgemeinen von Henkern machen.

Moin, Herr Lehrer,

es war und ist m. E. immer noch ein durchaus ehrwürdiger, vor allem aber verantwortungsvoller Beruf, der einen auch schon mal in Gewissenskonflikte stürzen kann/konnte. Der Scharfrichter zeichnete sich sogar durch eine großartige Präzission im Handwerk aus, an die mancher Kriegshandwerker und Tierschlächter nicht näherungsweise heranreicht. M. E. hat Luther das entsprechende Gebot fehlerhaft interpretiert, nicht "du sollst nicht töten" (da fiele dann auch das Schlachtvieh drunter), sondern "morden" wäre das richtige Wort.

Und genau dagegen hat ja schon der "Geist" am Sinai verstoßen, als er nach dem Tanz ums Goldene Kalb sein eigenes Stammesgebot missachtete.

Wat binnich heute widda kluch!

Tschüss

Friedel

 

Hallo nochmal @HerrLehrer!

Mir war der Titel deiner Geschichte schon aufgefallen, jetzt hab ich sie gelesen!

Ein untersetzter, eher beleibter Mann mit schwarzen, aber lichten Haaren.
Das "aber" könnte weg.
Die zwei Staatsvertreter nickten anerkennend.
Nicken selbst impliziert doch schon eine gewisse Anerkennung.
Hinter der vergitterten Metalltür saß ein anderer Wärter und beobachtete Schalom und den Gefangenen.
Hier könnte das Fette auch durch "die beiden" ersetzt werden.
Als die Aufforderung kam, ging Schalom in das Büro hinein, salutierte und machte Meldung.
Das "hinein" würde ich streichen.
Schalom tat wie ihm geheißen.
Ist sicherlich Geschmackssache - ich finde das sprachlich veraltet und hätte eher sowas geschrieben wie "Schalom befolgte den Befehl."
Ungefähr vier Minuten verharrte er schweigend auf dem Stuhl
Ist es wichtig, dass es vier sind? Warum nicht "Minutenlang ..."?
Als er diese fast erreicht hatte, räusperte sich der Gefängnisdirektor nochmal.
Er räuspert sich doch zum ersten Mal, oder?
Schalom drehte sich noch einmal um.
Und Schalom dreht sich auch das erste Mal um.
Schalom verließ das Büro und kehrte in die Zelle zurückKOMMA um seinen Kollegen wieder abzulösen.
Denke da fehlt ein Komma, da es ein Nebensatz ist.
Viermal drei Stunden pro Tag bewachte er den Insassen, im Anschluss hatte er jeweils 48 Stunden frei.
Aus der Wissenschaft kommend hätte ich die 48 ausgeschrieben, nur deshalb, weil der Satz bereits zwei ausgeschriebene Zahlen besitzt.
Er sah den Gefangenen beim Lesen, beim Schreiben, er schaute ihm beim Schlafen zu
Das er könnte man streichen.
Der Häftling war immer höflich und distanziert, er schaute Schalom nur an, wenn er um etwas bat.
Dito.
Er entdeckte kein einziges Gefühl im Antlitz dieses Mannes und wohl auch deswegen fühlte er selbst nichts.
Ich weiß nicht, inwiefern du deinen Text hier auf die Realität basierst. Wenn du dir Schaloms Gefühle allerdings ausgedacht hast, bin ich verwundert: Wenn ich den Mann gefühllos in der Zelle sehen würde, hätte ich schon allein deshalb Gänsehaut bekommen.
Sie waren nichts weiter als zwei Männer in einem schmucklosen Raum, die einzige Verbindung zwischen ihnen war die Zellenluft.
Auch wenn du gerne Wörter vermeidest, hätte ich "die Luft in der Zelle" geschrieben; Zellenluft klingt für mich sonderbar.
Von jeder Speise kostete zuerst Schalom, erst dann der Gefangene.
Das "zuerst" würde ich in "zunächst" ändern.
Dieses Video, ähnlich wie das Video von der Hinrichtung Ceausescus und seiner Frau, sind von einer Schlichtheit und Banalität, dass man wohl kaum von einer Sternstunde der Menschheit sprechen kann.
Das zweite "Video" kann gelöscht werden. "Sind" muss "ist" sein.
So wie du es schreibst, kann man "kaum von einer Sternstunde der Menschheit sprechen" basierend einzig und allein auf der Schlichtheit und Banalität.
Als der deutsche Pfarrer zur Tür herein kam und in die Zelle des Häftlings geführt wurde, war es für Schalom das Signal, sich fertig zu machen.
fertigzumachen
Doch die Perfektion im Detail konnte nicht darüber hinweg täuschen: Sie waren Dilettanten, Amateure. Sie hatten keine Ahnung, wie man jemanden hinrichtete.
hinwegtäuschen
Die Aussage suggeriert, dass man ihnen trotz der Perfektion im Detail ihren Dilettantismus ansehen kann - kann man das?
Hinter ihnen der Pfarrer, mit steinerner Miene. D
Das Komma kann weg, denke ich.
Schalom machte einen Schritt nach vorne, hob die Augenbinde hoch, doch der Gefangene wehrte ab.
Das würde ich umschreiben: Es ist unklar, ob der Gefangene die Augenbinde schon aufhat oder nicht.
Er hatte sich vorher Mut gemacht, er hatte sich gedacht, dass alles einfacher werden würde, sobald der Gefangene die Augenbinde trug.
Das zweite "er" kann weg.
Und nun lehnte er sie ab, mit klarer Stimme
Vorschlag: Und nun lehnte er sie mit klarer Stimme ab.
Dann ging Schalom zum Tisch und schob den Vorhang vor.
Welchen Vorhang? Vor dem Fenster im Zuschauerraum?

Habe deine Geschichte gespannt von Anfang bis Ende gelesen. Ich finde die Einschübe mit Hintergrundinfos gut, da sie den Text auf ein anderes Level heben - auch wenn es nicht typisch für eine KG sein mag. Eine Referenz zu Eichmann hat mir nicht gefehlt, auch wenn ich es durch deine Beschreibung klar herauslesen konnte. Ich merke, dass es dir hier um die allgemeine Situation geht, speziell wie der Henker mit der Situation umgeht, und dafür mag der genaue Kontext egal sein. Gern gelesen!

Gruß,
rainsen

 

Hallo @Nele Marie Scambalo

vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

ein sehr spannender Text. Der Wechsel zwischen informativen Passagen und der eigentlichen Handlung hat mir sehr gut gefallen.

Danke, freut mich.

'im Anblick' finde ich persönlich hier etwas unschön. Ich musste den Satz auch zweimal lesen bevor ich verstanden habe was du damit sagen möchtest. 'optisch' fände ich hier passender.

Mir gefällt das Fremdwort nicht so.

Schalom nickte und stand auf. Er verließ seinen Platz und ging zum Büro des Direktors.
Als die Aufforderung kam, ging Schalom in das Büro hinein, salutierte und machte Meldung.
Wortwiederholung

Danke. Geändert.

Diese Passage hat mich zunächst komplett verwirrt. Der Gefangene will nicht, dass man die Augenbinde anhebt, aber trotzdem sieht man seine Augen. Inzwischen habe ich verstanden, dass die Augenbinde das Tuch ist, welches der Gefangene um den Hals gebunden hat. Für das Verständnis wäre es jedoch einfacher, wenn du das Tuch von Anfang an als Augenbinde bezeichnest. Oder in dem Moment wo der Henker die Augenbinde anhebt, diese wieder als Tuch bezeichnest, das über die Augen gezogen werden soll. Damit sollte dann klar sein, dass Tuch und Augenbinde dasselbe sind.

Guck ich mir nochmal an.

Hallo @rainsen

Auch dir vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

Ein untersetzter, eher beleibter Mann mit schwarzen, aber lichten Haaren.
Das "aber" könnte weg.

Danke. Geändert.

Die zwei Staatsvertreter nickten anerkennend.
Nicken selbst impliziert doch schon eine gewisse Anerkennung.

Finde ich nicht. Man kann auch nicken, ohne eine Miene zu verziehen. Das Adjektiv impliziert einen bestimmten Gesichtsausdruck, der das Nicken begleitet.

Ungefähr vier Minuten verharrte er schweigend auf dem Stuhl
Ist es wichtig, dass es vier sind? Warum nicht "Minutenlang ..."?

Stimmt vollkommen. Wird geändert.

Als er diese fast erreicht hatte, räusperte sich der Gefängnisdirektor nochmal.
Er räuspert sich doch zum ersten Mal, oder?

Stimmt. Wird geändert.

Viermal drei Stunden pro Tag bewachte er den Insassen, im Anschluss hatte er jeweils 48 Stunden frei.
Aus der Wissenschaft kommend hätte ich die 48 ausgeschrieben, nur deshalb, weil der Satz bereits zwei ausgeschriebene Zahlen besitzt.

Stimmt. Wird geändert.

So, ich habe noch einige andere Vorschläge von dir übernommen. Danke dir für die sprachlichen Hilfestellungen.

Habe deine Geschichte gespannt von Anfang bis Ende gelesen. Ich finde die Einschübe mit Hintergrundinfos gut, da sie den Text auf ein anderes Level heben - auch wenn es nicht typisch für eine KG sein mag. Eine Referenz zu Eichmann hat mir nicht gefehlt, auch wenn ich es durch deine Beschreibung klar herauslesen konnte. Ich merke, dass es dir hier um die allgemeine Situation geht, speziell wie der Henker mit der Situation umgeht, und dafür mag der genaue Kontext egal sein. Gern gelesen!

Danke dir.

LG,

HL

 

Sorgen Sie dafür, dass das Los auf ihn fällt.

Ich noch mal,

lieber HL,

nix Aufregendes, in meinen Texten wird in zehn Jahren noch – wenn ichs wahrscheinlich gar nicht mehr mitkrieg(en kann) - der eine oder andere Mangel festgestellt -

aber die schwache Klammer hier (ich weiß, hab ich schon angeregt)

„Ich weiß“, warf der zweite Staatsbeamte, ein kleiner, drahtiger Typ, ein.
ließe sich durch ein bisschen Möbelrücken vermeiden

„Ich weiß“, warf ein kleiner, drahtiger Typ ein, (alternativ Gedankenstrich) der zweite Staatsbeamte.

Auch das Festival des Hilfsverbs „werden“, ...

Es würde erst Ruhe geben, wenn der Häftling erhängt worden war.
ließe sich vermeiden. Entweder durch konsequent Konj. II (der zugleich Zweifel an der Hinrichtung äußert) „…, wenn der Häftling erhängt wäre“ oder ohne hilfsverbliche Unterstützung „… der Häftling hängte.“
„hängen“ in dem Fall als schwaches Verb

(im mhd. gab es tatsächlich noch das Verb „erhenken“, was sehr nahe an den Konj. II von „erhängen“ käme. Ich hätte keine Bedenken, es wieder zu verwenden. -
Schließlich ist die Todesstrafe nix anderes als das uralte Stammesgebot „Auge um Auge“ ...

Die einfachste Lösung ermöglicht das konditionale "wenn"
"Ruhe wird erst, wenn der Häftling hängt."

„Du sollst zum Chef“, sagte der Kollege.
Klingt nach mehr als eine bloßen Aussage!

... Zurück auf ihren Posten.“
Ihren

Als der deutsche Pfarrer zur Tür herein kam und in die Zelle des Häftlings geführt wurde, …
„hereinkam“

Und wen(n)‘s interessiert:

Der Piperverlag, der Hanna Arendts „Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen“ veröffentlicht hat und zu dem einer der wirchtigsten Historiker unserer schönen Republik, Hans Mommsen einen einleitenden Essay und ein Nachwort geschrieben hat, hat im Netz unter Eichmann in Jerusalem eine relativ umfangreiche Leserobe eingestellt

Wie dem auch sei und werde,

schönes Wochenende und schönen ersten Advent

ausm Pott vom

Friedel

 

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