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Die Hutablage

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19.09.2010
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Die Hutablage

Herr Schmidt war ein gewöhnlicher Mann in seinem Alter. Rentner, Bewohner eines 1-Zimmer-Appartements und Nichtraucher. Auch wenn die Wohnung etwas klein war, verbrachte er gern die Zeit zuhause. Draußen war es ihm oft unheimlich. Er hatte nur die seltsame Eigenheit, stets eine Hutablage unterm Arm mit umher zu tragen, wenn er das Haus verließ. Keiner wusste genau, wieso er das tat. Komisch war das schon, weil er ja schon lange keinen Hut mehr besaß. Den hatte er vor Jahren in der Straßenbahn liegen lassen. Vielleicht ist er dadurch auch ein wenig traumatisiert.

Auf der Friedrichstraße kam ihm ein ebenfalls etwas älterer Herr im Mantel entgegen. „Mein Herr, welch wundervoll' verarbeitetes Stück Mooreiche Sie unter dem Arme mit sich bewegen“, spach er in bewunderndem Ton zu Herrn Schmidt. „Ja, in der Tat. Ein vorzüglich' Meisterstück, was die holzverarbeitende Zunft da hervorgehandwerkt hat“, antwortete der Hutablagenbesitzer. Der Fremde drängte Herrn Schmidt unter gutem Zutun und allerlei Schmeicheleien, die Hutablage in seinen Besitz übergehen zu lassen. „Na gut“, willigte Herr Schmidt schließlich ein, „ich will Sie Ihnen gerne überlassen. Wenn Sie mir dafür Ihren Hut mit auf den Weg geben. Er könnte mein Haupt optisch um einiges bereichern.“ Die beiden Herren trafen sich überein, verabschiedeten sich höfflichst an der Straßenecke und gingen jeweils ihrer Wege. Herr Schmidt stieg in die Straßenbahn, legte den Hut beiseite und blätterte ein wenig in der Zeitung.

 
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Hallo & herzlich willkommen hierselbst,

lieber markblanke,

ich lese diese seltsame Geschichte über einen noch seltsameren Menschen schon allein deshalb, weil wir "Gelegentlichen" zusammenhalten müssen, was wiederum seltsam genug wäre.

Herr Schmidt war ein gewöhnlicher Mann in seinem Alter. Rentner, ... und Nichtraucher
, was den Protagonisten schon davor schützt, mit dem Altkanzler identifiziert zu werden. Zudem scheint der Prot menschenscheu zu sein und allein die wundersame Eigenschaft zu besitzen, eine Hutablage auf seinen wohl eher seltenen Ausgängen eine Hutablage spazieren zu tragen, obwohl er gar keinen Hut hat.
Den hatte er vor Jahren in der Straßenbahn liegen lassen. Vielleicht ist er dadurch auch ein wenig traumatisiert
, was die Geschichte in die Nähe der Welt Kafkas bringt, als Herr Schmitt die Hutablage gegen einen Hut eintauscht und ... Straßenbahn fährt.

Kleinkram:

keiner wusste genauKOMMA wieso er das tat.

„Mein Herr, welch wundervoll verarbeitetes Stück Mohreiche Sie unter dem Arme mit sich bewegen“, spach er in bewunderndem Ton zu Herrn Schmidt.
Apostroph ans wundervoll, wie nachher ans vorzüglich wg. fehlender Endung / Mooreiche (sie kommt nicht vom schwarzen Mann, sondern aus schwarzer, sumpfiger Erde) / sp + r +ach

„..., was die holzverarbeitende Zunft da hervorgehandwerkt hat.“, antwortete der Hutablagenbesitzer.
Punkt vor auslaufender wörtl Rede ist entbehrlich.

Er könnte mein Haupt optisch um einiges bereichern.
optisch kannstu weglassen, ohne dass der Sinn des Satzes verloren ginge.

Gern gelesen!

Gruß

Friedel

 

Hallo Friedrichard,
vielen Dank für die Antwort und dein Korrektur lesen. Handwerklich gibts noch ein wenig zu feilen, Interpunktion ist nicht gerade einer meiner Stärken...

 

Hallo markblanke,

herzlich willkommen hier!

Eine seltsame wie auch schöne Geschichte, die ausreichend Raum für eigene Gedanken lässt. Da kommt man so schnell nicht von los.
Das Ende hat mir sehr gefallen.

Draußen war es ihm oft unheimlich.
Diese Behauptung ist unnötig. Sie erklärt nicht bildhaft, warum er „gerne“ in seinem Zimmerchen verweilt. Sie wirft die Frage auf, warum ihm draußen oft und nicht immer unheimlich zumute ist. Eine Frage, die von der wirklichen Geschichte ablenkt.

Gruß

Asterix

 

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