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Die im Dunklen sieht man nicht

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04.08.2002
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Die im Dunklen sieht man nicht

Nichts riecht schlimmer als frische Katzenscheiße. Wenn du deine Nase drin hast, fühlt es sich an, als verätze sie dir langsam Luftröhre und Lunge. Ich versuchte den Atem anzuhalten, doch die starke Hand meines Vaters drückte mich weiter unbarmherzig in die dünne, hellbraune Masse. Er schüttelte mich und verrieb die Katzenscheiße mit meiner Nase zu kleinen Schleifen am Linoleumboden. Ich war viel zu schwach um mich dagegen zu wehren. Vater wog über hundert Kilo, und ich wollte vermeiden, dass er mir nachher wieder einen Zahn ausschlug. Zumindest würde er mich jetzt nicht mehr ins Gesicht schlagen. Er ekelte sich vor der Scheiße genauso wie ich.
"Kilian, du Bastard! Wie oft habe ich dir gesagt, dass die Katze nicht ins Haus darf?", er zog mich hoch und stieß mich heftig in das hellbraune Muster am Boden. Ich fühlte, wie Blut aus meiner Nase zu tropfen begann.
"In einer halben Stunde ist hier alles wieder sauber."
Er stapfte aus der Küche und schlug die Tür hinter sich zu.
Der Haufen stammte von Hyazinths verdammter schwarzer Katze. Es hatte jedoch keinen Sinn, Papa mit der Wahrheit zu konfrontieren. Hyazinth war nie an etwas Schuld.
Ich rannte zum Wasserhahn und ließ das warme Wasser lange über mein Gesicht rinnen. Dann zog ich mein T-Shirt aus und begann mich abzuschrubben. Ich bürstete mich, bis die Haut rot und rissig war, doch der Gestank wollte einfach nicht verschwinden.
Ich richtete mich auf, wischte mir die Tränen aus den Augen und machte mich auf die Suche, nach einem Putzfetzen. Mama hatte sie immer fein säuberlich im Küchenkasten neben dem Geschirrspüler aufgehängt, doch das war lange her.
Hyazinth, meine Stiefmutter, trieb lieber ihre seltsamen Spiele im runden Zimmer, als sich um den Haushalt zu kümmern. Niemand wusste, was sie die ganze Zeit dort tat. So war innerhalb eines einzigen Jahres aus unserem schönen großen Haus ein schmutziger Käfig geworden.
Ich wischte die restliche Scheiße mit meinem versauten Leibchen auf, und warf es in die Waschmaschine. Der Schmutzwäschekorb davor quoll bereits über. Ich warf wahllos einige völlig verdreckte Kleiderstücke von meinem jüngeren Bruder Adam in die Maschine, fand zu meinem Glück einen Rest Waschmittel und drückte den Startknopf.
Dann schlich ich die Treppe rauf in unser Zimmer. Adam und ich wohnten gegenüber von Kiara. Aus ihrem Zimmer drang ein leises Wimmern, gefolgt vom Klatschen einer Ohrfeige. Unsere Schwester war das netteste Mädchen auf der Welt. Sie hatte die gleichen dunklen langen Haare wie Mama und strahlte die gleiche Fröhlichkeit aus. Jetzt nur mehr ab und zu. Eine dunkle Wolke schob sich unaufhaltsam über sie. Ich konnte nichts dagegen tun. Papa war viel zu stark. Tränen stiegen in mir hoch. Mama hätte das nicht zugelassen. Mike, mein älterer Bruder, ließ sich oft tagelang nicht zu Hause blicken, doch heute war er da. Ich überlegte einen Moment, ihn um Hilfe zu bitten, doch er würde sich nicht einmischen. Er hatte viel zu viel Angst vor Papa.

Adam lag auf seinem Bett und stierte auf die Decke. Er drehte seinen viel zu großen Vollmondkopf zu mir und grinste mich an. Seine Augen schielten und seine Ohren standen ab wie Bremsfallschirme. Er litt an einem Defekt Namens Fragiles X Syndrom. Adam war nicht hübsch und nicht schlau, aber er war nett. Viel netter als die meisten anderen Kinder in seinem Alter.
"Hyazinth macht etwas im runden Zimmer." Adam zog jedes Wort in die Länge.
Ich starrte auf den Berg aus schmutzigem Gewand vor seinem Bett. Essensreste schillerten in allen Farben und Verwesungsstadien. Morgen würde ich gleich noch einmal waschen müssen.
"Und Papa ist bei Kiara." Er sagte es flüssig und schnell. Es war unheimlich, aber manchmal schien jemand Anderes aus ihm zu sprechen. Jemand, der alles wusste. Es geschah nur sehr selten, doch dann erkannte ich diesen Tonfall sofort.
"Wenn Papa das noch einmal tut, wird Kiara sich umbringen", sagte er.
Ich erstarrte. Eine Gänsehaut breitete sich über meinen Rücken bis zu den Fußknöcheln aus.

"Wenn Mama heute fortfährt, wird sie sterben", hatte er vor zwei Jahren in der gleichen Art und Weise gesagt. Ich hatte ihn nur dumm angestarrt. Zögerlich waren wir zu unserer Mutter gegangen. Unsicher, weil wir beide nicht recht wussten, was wir tun sollten. Zögerlich baten wir sie, zu Hause zu bleiben. Sie lachte und versprach am Abend wieder zu kommen. Adam fing an zu weinen. Aufgeregt lallte er und brachte kein verständliches Wort heraus. Er schrie lang gezogene, jaulende Töne und wurde schließlich von einem epileptischen Anfall niedergeworfen. Mama bat Papa, sich um Adam zu kümmern. Da begriff ich endlich, dass ich sie aufhalten musste. Ich plärrte, hielt sie fest, doch Mama stieg einfach ins Auto und mein Vater zerrte mich zurück ins Haus.
Sie kam nie mehr wieder. Der Lastwagen, der auf die Gegenfahrbahn geriet, ließ ihr nicht die geringste Chance.
Die Erinnerung an das wegfahrende Auto überkam mich seither immer wieder. Ich sehe jedes Detail. Die schräg stehende Sonne, die sich in der Rückscheibe spiegelte und mich blendete. Den Geruch der Abgase, die in einer rasch verdünnenden Wolke zurückblieben. Hyazinth, die auf der anderen Seite der Straße stand und die ich für eine reiche Dame hielt. Sie sah sich suchend nach jemand um und ging schließlich schnurstracks auf Papa zu. Hätte ich mich vor das Auto gelegt oder die Reifen zerstochen. Alles wäre gut geblieben. Papa hätte nicht Hyazinth bei uns einziehen lassen und wäre nie so geworden, wie er jetzt ist.

Kiaras Schreie waren nicht auszuhalten. Ich rannte zu ihrer Tür und hämmerte dagegen:
"Aufhören, Aufhören". Zwischen Kiaras angstvollen Schreien hörte ich sein Stöhnen. Er fluchte etwas. Ich drehte mich um und floh zu Mike. Gemeinsam würden wir seiner Wut widerstehen können. Immerhin war Mike schon siebzehn.
Mike schlief tief und fest. Ich rüttelte ihn wach.
"Mike, du musst mir helfen. Papa ist hinter mir her."
Unsere Zimmer waren seit einem halben Jahr immer unversperrt. Alle Schlüssel hingen an einem Schlüsselbund, der sich in Papas Hosentasche befand. So konnten wir uns nicht vor ihm einsperren.
"Mhm?", Mike tastete nach dem Lichtschalter, doch ich hielt seine Hand fest. Insgeheim hoffte ich, mich einfach unter sein Bett verkriechen zu können und Mike würde die ganze Sache regeln.
"Verpiss dich, kleine Ratte", fauchte er. Ich roch seine Bierfahne. Er tapste weiter nach dem Lichtschalter und schlug nach mir.
"Papa ist wieder bei Kiara. Ich habe an der Tür gerüttelt. Er bringt mich um, wenn er mich erwischt."
"Hast du nichts Besseres zu tun, als den alten Drecksack zu reizen?"
"Adam sagt, wenn er es noch einmal tut, bringt sich Kiara um."
"Das versucht sie doch dauernd."
Er gab seine Versuche, den Lichtschalter zu erreichen auf, und ich schlüpfte unter sein Bett.
"Kilian, du kleine Ratte, komm sofort da raus. Ich halte meinen Arsch nicht für deinen hin."
Er versuchte mich unter seinem Bett hervor zu zerren, doch Mike war schwächer als Papa und überdies betrunken. Ich klammerte mich mit aller Kraft an ein Bettbein und fauchte:
"Adam hat es gesehen. Kiara wird sich umbringen, wenn er es noch einmal tut."
Mike sagte für eine Weile nichts. Ich lauschte, doch von draußen war nichts zu hören.
"Was willst du dagegen tun?", schnaubte er schließlich. "Willst du ihn umbringen?"
Ich hatte noch nicht darüber nachgedacht. Wenn mein Vater nicht gleich kam um mich zu erschlagen, dann musste ich ihn stoppen. Irgendwie. Ohne Kiara war die Welt öde und leer.
"Ja", sagte ich, "wenn ich dadurch Kiara retten kann." Gleichzeitig wunderte ich mich über meine Worte.
"Bring besser Hyazinth um. Ohne sie wäre das alles nicht passiert."
"Papa wird uns alle erschlagen, wenn wir das tun."
"Du müsstest ihn vergiften. Ich kann dir etwas besorgen. Aber pass auf. Er wird langsam verrecken."
Ich ließ das Bettbein los und kroch unter dem Bett hervor.
"Bist du sicher, dass es wirkt?"
"Ganz sicher. Weiß nur nicht, ob ich den Drecksack so schnell finde, der den Stoff hat."
"Versprichst du, dass du es besorgen wirst?"
In der Dunkelheit ging ein Feuerzeug an. Der süßliche Geruch eines Joints drang in meine Nase. Papa würde ihm die Zigarette auf der Haut ausdrücken, wenn er ihn damit erwischte.
"Wer hätte das gedacht, Kilian. Dass wir eines Tages unseren Alten um die Ecke bringen? Hab schon lang nachgedacht, wie wir wieder aus der Scheiße rauskommen. Scheint, dass es anders nicht geht. Ich überleg mir noch was, wie wir den Verdacht auf Hyazinth lenken. Dann wären wir gleich zwei Drecksäcke auf einmal los."
"Versprichst du es mir?"
"Großes Ehrenwort, kleiner Bruder."
Die Tür wurde aufgerissen und das Licht ging an.
Papa schwankte herein. Seine Augen waren zu Schlitzen verzogen. Dunkle Bartstoppeln bedeckten sein rohes Gesicht. Ehe ich etwas sagen konnte, war er schon bei mir, zog mich mit einem Ruck am Ohr hoch, sodass ich glaubte, es wäre abgerissen und gab mir eine Ohrfeige, dass ich einen Augenblick nur mehr Schwärze sah. Ich erwachte auf dem Fußboden und hinter mir schrie Mike wie ein Schwein. Papas Fäuste bearbeiteten sein Gesicht wie gewaltige Dampfhämmer. Überall war Blut.
"Raus aus meinem Haus! Du elender Fixer! Ich will dich nie wieder hier sehen, du bist nicht mein Blut! Raus, mit dir, raus mit dir!"
Er schleifte ihn an den Haaren an mir vorbei und ich nutzte die Chance, um mich in meinem Zimmer hinter Adams Bett zu verkriechen. Von unten drang immer wieder Mikes Geheul zu uns.

Am nächsten Tag saßen wir am Frühstückstisch und taten, als sei nichts geschehen. Ich fütterte Adam, dessen Hände so stark zitterten, das er selber nichts löffeln konnte. Kiara hatte sich einen neuen Schnitt zugefügt, dieses Mal am Oberarm. Zum Glück bemerkte es Papa nicht. Hyazinth reichte Kiara ein Glas mit Orangensaft. Kiara schüttelte nur den Kopf. Hyazinth fauchte sie an, dass sie gefälligst das essen solle, was auf den Tisch kommt. Kiara kämpfte mit den Tränen und würgte ein weiteres trockenes Marmeladebrot hinunter. Den Saft ließ sie stehen. Dunkelblaue Ringe umgaben ihre Augen, genauso wie bei Hyazinth. Nur das es bei Hyazinth Schminke war.
Mike war natürlich nicht da. Er würde wahrscheinlich erst wieder bei uns auftauchen, wenn er das Gift hatte.
Adam wurde von einem Bus abgeholt. Kiara und ich gingen zur Bushaltestelle.
"Kein guter Tag für die Schule", stellte ich fest.
Sie nickte nur.
Wir schlenderten durch die Einkaufszentren und stahlen uns etwas zu essen. In der Schule zehrten wir von dem, was Mama uns beigebracht hatte. Das runde Zimmer war ihr privates Observatorium gewesen. Mama hatte an der Universität für Astronomie gelehrt. Sie war die klügste Frau in der ganzen Stadt gewesen.
Wir saßen auf einer Bank im Park. Im Gegensatz zu den letzten Tagen war es schon recht warm.
Kiara sah noch blasser aus, als sonst. Wir schwiegen sehr lange.
"Ich bin einmal nachts aufgewacht und ich war im runden Zimmer. Es war alles so seltsam, ganz anders, als ich es in Erinnerung habe. Hyazinth war da und noch jemand. Alle waren nackt und voller Blut."
"Von wem war das Blut?"
"Weiß nicht. Ich kann mich nur an das Blut erinnern und an ein komisches Lied, aber ich war so benebelt, dass ich dauernd Aussetzer hatte. Seither versuche ich, nichts mehr von Hyazinth zu nehmen. Vorher ist es mir morgens oft so dreckig gegangen, als hätte mich jemand die ganze Nacht geprügelt. Ich schätze, sie hat mir immer etwas in meinen Saft getan und dann war ich die ganze Nacht bewusstlos. Ich nehme jetzt nichts mehr von ihr. Ich halte es hier nicht länger aus."
"Es wird nicht notwendig sein. Bald wird alles anders." Ich nahm ihre Hand. Sie schien mir noch kleiner und zerbrechlicher als sonst.
Kiara sah mich unendlich traurig an.
"Wie den?"
"Mike wird etwas besorgen. Papa wird nie wieder in dein Zimmer kommen."
"Mike? Der hat doch nur wieder groß geredet. Der ist fertig."
"Er hat es mir versprochen."
"Was ist mit Hyazinth?"
"Der schieben wir es in die Schuhe."
Nun umspielte ein Lächeln ihre Lippen.
Sie gab mir eine Zigarette. Vergnügt pafften wir.
Kiara räusperte sich mehrmals, bevor sie den Satz herausbrachte:
"Ich möchte nicht, dass ihm etwas passiert. Früher war er anders. Erst Hyazinth hat ihn verändert."
"Ich auch nicht", gestand ich. "Wir könnten statt dessen einfach abhauen."
"Du hast es doch schon einmal probiert und sie haben dich zurückgebracht."
"Das war etwas anderes. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Aber jetzt haben wir einen Plan."
"Wir landen entweder in der Gosse, oder sie finden uns und Papa bringt uns um."
"Wir müssten einfach Geld ..." Aus den Augenwinkeln erkannte ich eine torkelnde Gestalt:
"Mike, was ist mit dir?"
Er hob nur kurz den Kopf, ich sah, dass sein Auge noch immer angeschwollen war und trottete dann weiter. Sabber rann in langen Fäden aus seinem Mund und zog eine Spur auf dem Asphalt.
"Mike, was hast du genommen?" Kiara sprang auf und rannte zu ihm. Mikes Gesicht war zu einem verkrampften Dauergrinsen eingefroren. Wir zerrten ihn zur Parkbank und setzten ihn nieder. Er ließ es widerspruchslos über sich ergehen. Sein Grinsen änderte sich dabei um keinen Millimeter.
Kiara rüttelte ihn.
"Du Idiot, was hast du genommen?" Mike antwortete nicht. Ich rollte den linken Ärmel seines Hemds hoch. Der Unterarm war völlig zerstochen.
"Er hat sich irgendetwas zusammengemixt", erklärte Kiara.
"Von wo hat der Arsch den so viel Geld? Papa rückt doch nichts raus und er schaft es immer wieder."
Ich rüttelte ihn. Sein Gesicht sah aus wie fünfzig und nicht wie siebzehn. Und er war noch dünner geworden. Bald würde ich schwerer sein als er. Kiara begann seine Taschen zu durchsuchen, zog ihm schließlich seine Geldbörse aus der Hosentasche.
"Kilian, sie dir das an!" Sie hielt mir ein Bündel Fünfhunderter entgegen.
Sie gab ihm eine Ohrfeige. Sein Grinsen gab etwas nach.
"Wo hast du das Geld her? Hast du eine Bank überfallen?" Sie schlug ihn noch einmal.
Ganz langsam schüttelte er den Kopf.
"Hab's gekriegt", leierte er wie eine Spieluhr mit schwacher Batterie.
"Von wem?"
"Von, von ..." Er schnappte nach Luft.
"Sag es!"
"Von, ihr, von, von, ...", stotterte er weiter.
"Verdammt, ist mir entfallen, gestern wusste ich's noch." Er dachte weiter intensiv nach und schüttelte in Zeitlupe den Kopf. "Ist ja egal."
Ich nahm einen Schein heraus und dann noch einen.
"Du wolltest mir etwas besorgen. Erinnerst du dich noch dran?" Ich wusste, dass er in seinem jetzigen Zustand nicht viel mitbekam, aber ich musste es trotzdem loswerden.
"Ich will es morgen haben. Ich wollte einen weiteren Schein herausnehmen, als er sie mir mit überraschender Schnelligkeit wegnahm.
"Gehört mir", sagte er etwas schneller.
"Halte zuerst dein Versprechen, dann kannst du's haben. Ich zerrte mit aller Kraft an der Geldbörse.
"Nein!", schrie er. "Sie hat es mir gegeben."
Ich konnte sie ihm nicht entwinden. Ein älteres Ehepaar blieb in einiger Entfernung stehen.
"Aufhören!", rief die Frau.
"Behalt es. Aber morgen will ich, dass du dein Versprechen einlöst."
Ich ließ die Brieftasche aus und setzte mich nieder.
"Alles in Ordnung!", rief Kiara zu den alten Leuten, die langsam weitergingen, sich dabei aber immer wieder umdrehten.
Mike starrte ausdruckslos vor sich hin. Kiara redete sanft auf ihn ein und schließlich schafften wir es, ihn zum Mitkommen zu überreden und nach Hause zu begeleiten.
"Was willst du mit Papa machen?", fragte Kiara.
"Ich werde ihm nur soviel geben, dass er ins Krankenhaus muss. Und wir verstecken den Rest im Schlafzimmer unter Hyazinths Bett."
"Und wie willst du da hineinkommen?"
"Da wird uns noch was einfallen."
"Wir müssen nur dafür sorgen, dass die Polizei ihre Sachen durchsucht. Ich wette sie hat einen ganzen Schrank voller verbotener Gifte."

Wir bugsierten Mike hinter einem der großen Büsche, dessen Zweige sich viel zu weit über den Rasen ausgebreitet hatten und ich ging vor, um die Lage zu sondieren.
Hyazinth stand in der Küche. Sie weidete ein Tier auf dem Küchentisch aus. Ich sah weg, doch zu spät. Ich musste gegen den Brechreiz ankämpfen.
"Wir bekommen heute Besuch. Auf euren Zimmern ist die Belohnung, wenn ihr uns nicht stört."
Ich nickte. Das war gut. Sie wollte uns aus den Augen haben und genau das würden wir ihr bieten. Und die Belohnung war immer großzügig gewesen.
"Wer kommt", fragte ich in einem Anfall von Trotz.
"Langweilige alte Knacker. Niemand den du kennst, und der dich interessieren würde."
Ich ging wieder hinaus und rannte grinsend zu den beiden.
Schnell brachten wir Mike, der jetzt schon beinahe wieder normal war, auf sein Zimmer.
Auf seinem Bett lag gar nichts. Warum hatte sie für ihn kein Geschenk vorbereitet?
Kiara sah mich an und dachte offensichtlich das Gleiche.
"Leg dich hin", befahl sie Mike und brachte ihm ein Glas Wasser. Er trank und schlief dann erschöpft ein.
Wir gingen mit Adam in Kiaras Zimmer. Hyazinth hatte jedem von uns eine Schachtel voller Süßigkeiten und eine neue CD geschenkt. Dafür mochte ich sie fast schon, auch wenn ich ihre Bestechung erkannte. Aber sie traf immer unseren Geschmack. Wir hörten uns die CDs an und stopften Schokolade in uns rein. Plötzlich drehte Adam die Musik ab und deutete aufgeregt zur Tür. Draußen klapperten Hyazinths Absätze über den Holzboden. Sie ging zu Mikes Tür, öffnete sie und kam kurz danach wieder hinaus. Ihre Tritte wurden allmählich leiser, als sie über die Treppe ging. Ich öffnete die Türe einen Spalt, als ich leise Stimmen hörte. Sie kam mit Papa und zwei weiteren Männern herauf. Ich schloss leise die Türe. Sie lachten, schienen leicht angetrunken und Hyazinth flötete:
"Nicht so ungeduldig, Herr Rat, sie werden noch alles zu sehen kriegen. Wirklich alles."
"Ich möchte wissen, was sie Mike gegeben hat", sagte Kiara. Ich nickte und gemeinsam schlichen wir zu Mikes Tür. Wir öffneten sie und schlüpften hinein. Als sie zu war, machte ich das Licht an. Mike schlief angezogen, so wie wir ihn hingelegt hatten. Von einem Geschenk war keine Spur. Wir sahen auf seinem Schreibtisch und unter seinem Bett nach.
"Nichts." stellte Adam fest.
Wir gingen zurück und genossen den Abend. Einmal hörten wir leise eine fremde Musik und dann Schreie aus dem runden Zimmer. Dann wurde es still. Das runde Zimmer war für uns verbotene Zone. Hyazinth achtete penibel drauf, dass es stets versperrt war.
Morgen würden wir einen Bonus in Form eines großen Geldscheines bekommen, wenn wir nicht lauschten. Sie hatte mir lächelnd ins Gesicht gesagt, dass sie es auf jeden Fall erführe, wenn wir es nur versuchten und dann seien wir selber schuld, wenn wir überhaupt kein Taschengeld mehr kriegten.
Ich glaubte ihr.
Am nächsten Morgen war Mike verschwunden. Seine Tasche und einige Sachen aus seinem Zimmer fehlten.
Papa sah alt und müde aus. Sein Gesicht wirkte ungewöhnlich rot. Hyazinth schien hingegen in bester Laune zu sein und pfiff selbst dann noch vor sich hin, als Kiara ihren Saft ablehnte. Ich trank ihn statt dessen. Er schmeckte genauso, wie Orangensaft schmecken sollte.
Anstatt in die Schule zu gehen, suchten wir Mike.
Wir klapperten alle Bars und Treffpunkte der Fixer Szene ab, doch er war nirgends. Gegen Abend winkte uns einer seiner Freunde zu. Er war über und über tätowiert und lebte offensichtlich auf der Straße.
"He", rief er. "Mike hat eine Nachricht für euch. Er ist weg. Nach Spanien oder so. Er sagt, wenn ihr schlau seid, macht ihr es genauso."

Als wir nach Hause kamen, saß Papa schon vor dem Fernseher. "Bedient euch aus dem Kühlschrank", sagte er freundlich, sodass mir der Schreck durch alle Glieder fuhr. Zuvor war er immer freundlich. Auch zu uns.
Ohne etwas zu essen, rannte ich rauf zu Adam. Der saß auf dem Bett und hatte sich von oben bis unten angekotzt. Ich reinigte ihn, während er unter Tränen immer wieder jammerte.
"Kiara tot, Kiara tot."
Zitternd überlegte ich einen Ausweg. "Adam. Hilf mir!"
Adam glotzte mich nur an und dicke Tränen kullerten seine runden Wangen hinunter.
Verdammt, ich konnte nichts dagegen machen und so gab es nur eine einzige andere Möglichkeit. Ich mussten das tun, was ich immer schon hätten tun müssen: Mit Kiara abhauen. Adam würde allerdings nicht mitkommen können.
"Ich lass dich nicht alleine", sagte ich. "Wenn Kiara in Sicherheit ist, dann hole ich dich hier weg."
Adam nickte tapfer.
Ich lief zu Kiara ins Zimmer. Sie hatte den Kopfhörer aufgesetzt und wippte mit den Zehen einen schnellen Takt.
Ich nahm ihr den Kopfhörer ab.
"Kiara, wir hauen ab."
Sie sah mich für einen Augenblick überrascht an. Dann schüttelte sie langsam den Kopf.
"Nein."
"Warum nein?"
"Weil sie uns finden werden."
"Dieses Mal nicht. Dieses Mal fahren wir nach Spanien. Wir finden Mike. Er hat einen Haufen Geld. Und dann schlagen wir uns als Straßenhändler durch. Oder wir beklauen die Touristen."
"Wir haben keinen Pass. Das Jugendamt findet uns, bevor ..."
Sie stoppte mitten im Satz.
Ich bemerkte am Luftzug, dass sich die Tür geöffnet hatte. Papa stand hinter mir.
"Geh auf dein Zimmer." Er packte mich am Oberarm, schleifte mich in mein Zimmer, warf mich hinein und schloss ab.
Ein Schniefen ließ mich zusammenzucken. Adam saß auf meinem Bett und zog den Rotz hoch.
"Adam, wir werden dass nicht zulassen. Hilfst du mir?"
Er schniefte weiter vor sich hin.
"Adam. Großes Abenteuer." Ich zog ihn hoch. Obwohl mir zum Heulen zumute war, lachte ich ihn an. Automatisch lachte er zurück und vergaß alles andere.
"Wir müssen zum Fenster raus. Dann klettern wir durch das Küchenfenster rein und retten Kiara", sagte er.
Ich sah ihn perplex an. Er bewegte sich auf einmal überhaupt nicht mehr linkisch. Dann kletterte er durch das Fenster hinaus und sprang ins Gras des Gartens. Ich folgte ihm, so schnell ich konnte.
"In der Küche sind Messer", sagte er.
Das Küchenfenster schloss nicht mehr richtig. Vielleicht hatte es auch Mike so präpariert, damit er unerkannt spätnachts nach Hause kommen konnte. Es roch nach verbranntem Fett und nach kaltem Bier. Mein Herz klopfte zum zerbersten, als ich eines der großen Fleischmesser nahm. Es würde nicht funktionieren. Ich nahm noch ein weiteres, kleineres, aber sehr scharfes Brotmesser. Wir hatten keine Chance. Ich würde einfach gegen die Tür trommeln, bis er kam und dann davon laufen. Adam ging zielstrebig voraus. Wie in Trance folgte ich ihm. Er hatte sich zwei Bratenspieße genommen. Vor Kiaras Zimmer blieb er stehen, reichte mir einen Spieß und nahm statt dessen das scharfe Brotmesser. Sein Gesicht war angespannt und verkniffen.
Ich würde Papa doch nicht umbringen können. Ich würde mich vor ihn stellen und ihn auffordern, Kiara in Ruhe zu lassen. Für immer. Er würde mir das Messer aus der Hand winden und mich erstechen. Nachher würde er Kiara nichts mehr tun. Würde er wirklich?
Die Tür erschien mir als unüberwindliches Hindernis. Ich zitterte wie Espenlaub und alle Kraft war aus mir gewichen. Adam öffnete dir Tür. Kiara lag nackt auf dem Bett. Ihr Hände waren mit zwei Schals an das Kopfgestell gefesselt. Sie sah mir direkt in die Augen, während er in ihr arbeitete. Adam stakste wie ein Roboter vorwärts, und stach mit dem Messer in seinen Rücken. Der Stich schien nicht tief zu sein, doch sofort floss Blut. Papa brüllte auf, fuhr herum. Sein Schwanz war riesengroß. Ich konnte noch denken, wie bizarr alles war. Dann trugen mich meine Beine dem Unheil entgegen. Ich wollte etwas sagen, doch meine Kehle war ausgetrocknet. Papa grunzte, und dann stach Adam erneut zu. Der Bratenspieß traf Papas Oberschenkel. Dann hatte er schon Adams Hand aufgefangen, griff mit der Zweiten danach, brachte seinen Oberschenkel nach oben und drückte an beiden Enden mit den Händen kräftig nach unten. Adam jaulte auf, als sein Knochen brach und versuchte vergeblich sich zu Wehr zu setzen. Papa riss ihm den Spieß aus der Hand. Ich konnte mich plötzlich nicht mehr rühren. Er sah mich an, während Adam sich aus seinem Griff zu befreien versuchte.
"Ich hätte euch Bastarde schon längst zum Teufel schicken sollen."
Er stach nach Adams Bauch, doch der Spieß glitt seitlich ab, da Adam sich plötzlich wie ein Besessener gegen sein Schicksal wehrte. Nun stach Papa nach seinem Kopf, doch die Spitze glitt am Knochen ab und hinterließ eine blutige Schramme zwischen Adams kurz geschorenen Haaren. Noch immer konnte ich nichts tun. Papa schleuderte ihn mit einem Fußtritt zur Seite und kam auf mich zu.
"Wolltet ihr ich mich tatsächlich umbringen?", schrie er. "Euren eigenen Vater?"
Wie in Zeitlupe bemerkte, ich das Blut, das von ihm runtertropfte, bemerkte, dass sein Schwanz inzwischen zusammengefallen war, sah wie Kiara sich in ihre Hand biss, während sie versuchte, sich aus den Fesseln zu befreien. Ich streckte ihm den Spieß entgegen. Sein Gesicht war rot und die Augen so fremd, so anders. Er versuchte meinen Spieß mit seinem zur Seite zu schlagen, als sich seine Füße im Stromkabel der Stereoanlage verfingen und er direkt auf mich und meinen Spieß fiel. Die Spitze seines Bratspießes ritzte meine Wange auf, während sein massiger Körper auf mich und in meinen Spieß sank. Es gab ein grässliches Geräusch, als mein Spieß durch seinen Brustkorb drang. Er wollte etwas sagen, doch plötzlich röchelte er nur noch. Warmes Blut floss in Strömen auf mich. Ich strampelte, trat gegen seinen massigen Bauch und kam keuchend unter ihm hervor. Er rührte sich nicht mehr. Kiara hatte sich inzwischen von ihren Fesseln befreit und zog sich eine Unterhose an. Adams Hand stand im rechten Winkel zur Seite.
"Papa tot, Papa tot." stammelte er.
Eine Blutlache breitete sich rasch um ihn aus, und die Spitze des Spießes ragte aus seinem Rücken. Adam hatte recht, da gab es nichts mehr zu beschönigen.
Mir war eiskalt. Ich konnte zuerst nichts sagen.
"Wir müssen weg", brachte ich heraus. Meine Kehle war wie verdorrt. Ich riss mir hastig das blutbespritzte Leibchen vom Körper und warf es weg. Eine dunkelrote Blutbahn floss langsam in Richtung meiner Füße. Ich sah das Blut an und war unfähig auszuweichen.
Ein gellender Schrei ließ mich herumfahren.
Hyazinth stand in der Tür.
"Ihr habt ihn umgebracht, ihr habt ihn umgebracht! Was habt ihr getan?", Sie stürzte herein und warf sich auf Papa.
Adam starrte sie ausdruckslos an. Dann sah er mich an.
"Sie auch."
Ich starrte auf das Messer in meiner Hand. Hyazinth flennte über Papa und bemerkte mich nicht. Kiara nickte. Ich ging hin, das Messer war ja noch immer in meiner Hand.
Es war als ging ich durch zähflüssigen Schleim. Hyazinth mochte uns nicht und hatte uns nie gut behandelt, doch sie wollte mich auch nicht umbringen. Ich würde ihr das Messer in den Rücken jagen müssen. Von hinten, sagte eine Stimme in mir. Das mit Papa war ein Unfall. Ich konnte doch keinen Menschen töten. Auch wenn es Hyazinth war. Aber was würde passieren, wenn ich es nicht tat? Es war doch klar, dass sie uns an die Polizei ausliefern würde. Ich stand über ihr, zu keiner Bewegung fähig.
Hyazinth sah auf. Sie schien keine Angst zu haben.
"Ich hole ihn zurück, ihr Teufelsbiester. Ich hole ihn zurück," heulte sie und rannte davon. Ich ging ihr zögernd nach und hörte, wie im runden Zimmer die Tür auf und dann zugesperrt wurde.
"Ich wollte das doch nicht." Kiara weinte und verbarg ihren Kopf im Kissen.
Ich setzte mich zu ihr und streichelte ihren mageren Rücken.
"Meine Hand", jammerte Adam neben mir. Sein Unterarm stand noch immer im rechten Winkel weg.
"Tut weh", bekräftigte Adam.
"Er muss in ein Krankenhaus", sagte Kiara.
Adam versuchte seine Hand gerade zu biegen.
"Nicht."
Ich versuchte ihn davon abzuhalten.
"Gerade machen." betonte er und zerrte weiter an seinem Unterarm. Also half ich ihm, zog an der Hand und tatsächlich schnappten die gebrochenen Knochen wieder zusammen.
"Danke", strahlte mich Adam an. "Schon viel besser."
"Wir müssen die Leiche verschwinden lassen", sagte Kiara.
Ich nickte.
"Geht nicht. Er ist zu schwer."
"Dann nehmen wir sein Geld und fahren nach Spanien."
"Und treten Mike ordentlich in den Hintern."
"Was ist mit Adam und mit Hyazinth? Sie wird die Polizei rufen. Wir müssen sie zum Schweigen bringen", sagte Kiara noch einmal. Adam neben ihr nickte.
"Sie hat sich eingesperrt. Wir kommen nicht rein."
"Zünden wir das Haus an", schlug Kiara vor.
Adam nickte: "Und zuvor sperren wir Hyazinth ein."
Das war eine wirklich gute Idee.
Der runde Raum besaß keine Fenster. Zur Kuppel konnte sie nicht raus, denn das Teleskop war kurz nach Mamas Tod abgeholt worden. Wir mussten nur die Tür verbarrikadieren und sie saß in der Falle. Kiara griff in Papas Hose, die auf der Kommode neben ihrem Bett lag, und holte die Schlüssel heraus. Triumphierend schwenkte sie den Bund und lief voraus. Adam und ich tappten hinterher. Irgendwie fühlte ich mich erleichtert.
"Tut dein Arm noch sehr weh?", fragte ich Adam.
"Fast überhaupt nicht mehr." Er strahlte mich an.
Aus dem runden Zimmer drangen seltsame Geräusche. Hyazinth schien zu singen oder zu schreien. Die Töne waren einmal verführerisch und hell und dann wieder schrill und dissonant. Etwas polterte. Ich vermutete, dass sie im Raum herumlief und gegen die Wände trommelte. Ich hatten so etwas noch nie gehört. Dann kreischte sie laut auf, als würde sie geschlagen und tatsächlich klang es, als schlüge nacktes Fleisch gegen Stein. Ihr Schreien wurde für einen Augenblick zu einem Wimmern, doch dann kreischte sie wieder, als würde sie gerade jemand die Augen auskratzen. Die Tür ging nach innen auf. Es würde schwer sein, sie zu verriegeln.
Kiara polterte in Vaters Zimmer auf der Suche nach dem Geld. Ich betrachtete die Tür zum runden Zimmer. Hyazinths Kreischen wurde von einem fast lustvollen Stöhnen unterbrochen, das sich langsam zu einem Schmerzensschrei steigerte. Das Haus schien zu vibrieren. Adam spürte es auch, denn er deutete auf die Tür und japste:
"Sie ist böse, sie ist böse. Mach sie tot, mach sie tot."
Im runden Zimmer schien ein Körper gleichzeitig gegen Wände und Tür zu prallen. Wir schreckten zurück, als etwas die Tür beinahe aus den Angeln riss. Wieder durchlief ein Zittern das Haus und dann sprang die Tür auf. Hyazinth saß auf einem schwarzen Stein in der Mitte. Sie war nackt und ihre Beine waren weit gespreizt. Rings um sie flackerten dunkle Kerzen. Sie wurde von etwas durchgeschüttelt. Eine Wolke Ekel erregenden Gestankes, wie aus verfaulenden Gedärmen drang zu uns. Die Tür schlug auf und zu und die Kerzen im Kreis um sie flackerten im Gleichtakt. Dann blendete mich ein Blitz und die Tür schlug vor mir endgültig zu.
"Er lebt, er lebt," kreischte Hyazinth. Kiara kam mit mehreren großen Scheinen aus Papas Zimmer.
"Weg, weg", heulte Adam. Ich spürte es ganz deutlich. Das ganze Haus schien in eine lauernde Dunkelheit getaucht zu sein. Die Schatten verstärkten sich, schienen uns anzustarren. Und dann kam dieses Geräusch aus Kiaras Zimmer.
"Weg! Wir müssen weg!", schrie ich in Panik. Ich packte Adam und gemeinsam liefen wir die Treppe hinunter. Vor der Eingangstür war Endstation. Mittlerweile wollte ich nur noch lebendig aus diesem verfluchten Haus kommen. Oben knarrte etwas, als trete eine massige Gestalt auf die oberste Treppenstufe.
Kiara hantierte mit dem Schlüsselbund. Ihr Hände zitterten so stark, dass sie den Schlüssel nicht ins Schloss brachte. Ich half ihr. Der Schlüssel funktionierte nicht.
"Das ist der Falsche. Er muss den Haustürschlüssel in der anderen Tasche haben." Ich erinnerte mich, dass er das Türschloss vor kurzer Zeit getauscht und den neuen Schlüssel nicht am Schlüsselbund befestigt hatte.
"Ich will nicht wieder rauf", jammerte Adam.
Ich sah Kiara in die Augen. Alleine würde ich es nicht nach oben schaffen. Hyazinth hatte wieder zu singen angefangen. Dieses Mal viel tiefer. Ich nickte Kiara zu. Wir würden rauflaufen und den Schlüssel holen. Von oben drang ein schmatzendes Geräusch, als würde etwas aus einer zähflüssigen Masse gezogen. Dann wieder Schritte.
"Wir nehmen das Fenster", sagte ich zu Kiara. Sie stieß einen schrillen Schrei aus. Am Fuß der Treppe stand Papa. In der Hand hielt er den Fleischspieß. Seine Vorderseite war blutbespritzt. Zuerst schwankend, dann immer schneller steuerte er auf uns zu.
Mir blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, dass es unmöglich war. Kiara und Adam liefen schon schreiend in die Küche. Das Fenster lag oberhalb des Herds. Wir Idioten hatten es wieder verschlossen. Kiara zog mit aller Kraft am Griff, doch das Fenster bewegte sich nicht. Ich nahm den Toaster und warf ihn durch das Glas.
Adam schrie auf, als Papa ihn zur Seite stieß, und dann war er bei uns. Ich sprang durch die Scheibe in den Garten. Kiara wollte folgen, doch Papa war schneller und hielt sie an ihren Haaren fest. Ich rappelte mich auf und sah nach drinnen. Adam war an die Wand gewichen und hielt sich die Hände vors Gesicht. Papa hielt in einer Hand Kiaras Haare, und mit der anderen schlug er immer wieder auf Adams Gesicht. Kiara kreischte entsetzt, doch Papa schüttelte sie nur wie eine Puppe. Adam versuchte an ihm vorbei ins Vorzimmer zu gelangen, doch Papa schlug ihn mit einem gewaltigen Hieb auf den Kopf. Adam stürzte nach vor und blieb regungslos liegen.
Dann ging er, Kiara immer noch an den Haaren hinter sich herschleifend, nach oben. Sie schluchzte abgehackt und gab dann ihren Widerstand auf. Sie sah mich mit einem derart entsetzten Ausdruck an, dass ich sofort wieder zurück in die Küche stieg, mir ein Messer nahm, um alles endgültig zu beenden. Als ich an Adam vorbei ging, stoppte mich seine Hand. Er rappelte sich auf, sein Gesicht war voller Blut.
"Hyazinth", brachte er heraus. Ein blutiger Zahn fiel aus seinem Mund. Er nahm ebenfalls ein Messer und gemeinsam stürmten wir zum runden Zimmer. Kiaras leises Wimmern drang aus Papas Zimmer. Ich nahm zwei Stufen auf einmal und war lange vor Adam vor dem runden Zimmer. Die Tür stand offen. Hyazinth saß nackt auf dem schwarzen Stein. Im Licht der Kerzen bemerkte ich, dass verzerrte Fratzen auf der Seite eingemeißelt worden waren. Sie sang noch immer. Die Kerzen um sie pulsierten.
"Mama im Himmel, rette mich", flüsterte ich und trat ihr entgegen, bereit zu sterben. Hyazinth riss den Mund auf und fauchte mich an wie ein Tier.
"Darling!", schrie sie, "dein Bastard ist hier. Bring das Flittchen um und komm her."
Ich rannte auf sie zu, doch etwas verlangsamte meinen Lauf. Die Kerzen sandten Feuer in mich, doch ich war bereit zu sterben. Mein Fleisch verbrannte und dann war ich am Altar und stieß sie runter. Das Messer ritze ihren Arm, doch dann traf mich ein Donnerschlag und fegte mich zur Seite. Für einen Augenblick sah ich nichts und glaubte, tot zu sein. In meinen Ohren summte es dumpf und erst Adams Berührung brachten mich wieder zurück.
"Kilian, nicht tot", jammerte er. "Kilian, du musst aufwachen."
Sein Gesicht war voller eingetrocknetem Blut. Hinter ihm saß Kiara. Ihr fehlte alle Vorderzähne und ihr Blick ging ins Leere. Verwirrt versuchte ich mich aufzusetzen. Alles tat weh, mein Knie pulsierte, als stecke ein heißes Eisen darin, doch dann kam die Erinnerung zurück.
"Kiara", flüsterte ich.
Sie antwortete nicht. An ihren Schenkeln klebte Blut und sie schien große Schmerzen zu haben.
Adam lief wieder zu ihr und begann ihre Wange zu streicheln. Ich sah, dass sie eine Blutspur durch den Gang gezogen hatte.
"Sie kann nicht mehr aufstehen", sagte Adam.
"Wo ist Hyazinth?", fragte ich und ließ gleichzeitig Kiara nicht aus den Augen. Ihr Ausdruck gefiel mir überhaupt nicht.
"Weg", antwortete Adam.
"Und Papa?"
"Wieder tot."
"Kiara muss in ein Krankenhaus. Ich rufe die Rettung."
Ich stand auf, doch mein linkes Knie ließ sich nicht bewegen und jeder Versuch es zu belasten mündete in feurigen Stichen, die bis in meine Hüfte fuhren. Ich kroch über die Treppe zum Telefon im Wohnzimmer. Als ich dort war, stand mir der Schweiß auf der Stirn.
Ich konnte noch unsere Adresse durch geben, dann musste ich mich setzen. Mir war so schwindlig und alles wurde schwarz. Verzweifelt kämpfte ich gegen die Ohnmacht an. Endlich hörte ich, wie die Tür geöffnet wurde. Ich ließ mich zur Seite fallen und lauschte den Schritten. Es klang als wäre nur eine Person zurückgekommen. Auch war der Schlüssel im Schloss gedreht worden. Nackte Füße patschten auf Fliesen. Die Schritte kannten keine Eile und sie kamen direkt zu mir. Hyazinth war völlig nackt und ihr Körper von oben bis unten mit Blut besudelt. Einige Federn klebten noch an ihr. Sie lächelte mich an und zeigte dabei Fleischfetzen zwischen ihren Zähnen. Dann beugte sie sich zu mir runter. Ich konnte mich vor Angst nicht rühren.
"Willst du an die Stelle deines Vaters treten?", hauchte sie mir ins Ohr und ließ dabei ihre Zunge vorschnellen, sodass sie mein Ohrläppchen umspielen.
Sie beugte sich über mich und ließ ihre großen Brüste über mein Gesicht streichen. "Sei mein Buhle", stöhnte sie und zog mein Gesicht zu ihren Lippen. An ihrer Wange klebte etwas, das aussah wie ein kleiner Darm. Ich stieß sie mit aller Kraft weg. Sie rappelte sich wieder auf, nahm meinen Kopf in ihre Hände. Ihr Ausdruck war kalt wie Stein. Sie beugte sich vor und begann an meinem Hals zu knabbern.
"Jetzt könnte ich euch alle umbringen. Denk daran. Aber das mache ich nicht. Ich werde euch langsam in den Tod treiben. Das ist viel besser." Dann biss sie mich in den Hals und alles wurde dunkel.

Ich erwachte in einem Bett mit frisch gewaschenen Laken. Die Sonne schien durch halb heruntergelassene Jalousien und es roch nach Desinfektionsmittel. Mein linkes Bein steckte in einem unangenehm schweren Gipsverband. Erschrocken fuhr ich hoch und tastete nach der Stelle, wo sie mich gebissen hatte. Dort war nichts. Ich begann die Prellungen an meinen Händen und auf meinem Rücken zu fühlen, und dann natürlich das kaputte Knie. Doch in den Hals gebissen hatte mich niemand. Ich atmete erleichtert aus. Zur Sicherheit tastete ich noch einmal meinen Hals ab. Ich fand nicht die kleinste Narbe. Ein Arzt erschien und begann mich zu untersuchen.
"Ich wollte es nicht, es war ein Unfall. Papa ist auf mich drauf gefallen. Es ging alles so schnell."
Der Doktor sah mich einen Moment mit seinen wässrigen blauen Augen an. Sein Haar war an den Schläfen grau geworden.
"Deinem Bruder geht es gut. Zum Glück hat er sich nur den Arm gebrochen", sagte er gütig.
"Mein Bruder? Adam. Aber Papa ist doch ..."
"Dein Vater hatte einen Herzanfall. Er hat nicht gelitten. Der liebe Gott hat ihn zu sich genommen. Und jetzt wacht er im Himmel über euch und eure Mutter."
"Mein Vater hatte einen Herzanfall", fragte ich noch einmal.
"Man konnte nichts mehr für ihn tun. Und dein Bruder wird auch wieder gesund. Zum Glück hast du ihn nicht schwerer verletzt. Sicher tut es dir Leid."
"Was?", fragte ich verwirrt.
Sein Lächeln war noch immer gütig. Ein goldener Backenzahn blitzte auf.
"Na, dass du ihn die Treppe hinuntergestoßen hast. Er liegt im Nachbarzimmer. So etwas darfst du nicht mehr tun. Deine Mutter wird bald kommen und dich trösten. Sie hat dich jeden Tag besucht, während du im Tiefschlaf gelegen bist. Sie ist so eine nette und tapfere Frau."
"Meine Mutter? Die ist doch auch schon im Himmel."
Er streichelte meinen Kopf und stellte etwas an den Geräten neben mir um, aus dem die Schläuche zu meinem Unterarm liefen. Gegen meinen Willen schlief ich ein.
Kurz vor Sonnenaufgang schreckte ich schreiend hoch. Ich hatte geträumt, Papa stünde neben mir. Mein Nachthemd war verschwitzt und mein Knie schmerzte höllisch.
Ich rief nach einer Schwester.
"Wo ist Kiara?", fragte ich.
"Wer ist das?"
Meine Schwester."
"Hier ist sie nicht. Aber ich glaube, deine Mutter hat erzählt, sie wäre in einer Privatklinik von einem befreundeten Arzt. Sie hat nach dem Tod eures Vaters einen Nervenzusammenbruch erlitten. Und du warst ja auch nicht ganz unbeteiligt an der ganzen Sache."
"Das stimmt nicht. Ich habe gar nichts gemacht. Das war ..."
"Sie hat mir gesagt, dass du lügen würdest." Die Schwester war wandte sich zum gehen.
"Darf ich meinen Bruder sehen?"
"Nein."
Sie ging ohne ein weiteres Wort hinaus.
Am nächsten Tag fühlte ich mich schon viel besser. Ich montierte sämtliche Schläuche ab, schaltete die piepsenden Kontrollgeräte aus und schleppte mich trotz des Gipsbeins zur Tür hinaus. Am Gang stand ein Rollstuhl. Ich setzte mich hinein und fuhr zu Adam.
Er hing an unzähligen Schläuchen und wälzte sich in einem unruhigen Schlaf hin und her.
"Adam", rief ich. "Ich bin's, Kilian."
Plötzlich legte sich eine Hand in schwarzen Spitzenhandschuhen auf meine Schulter. Es war Hyazinth. Sie lächelte mich an. Ihr Gesicht war hübsch geschminkt und sie trug schwarze Trauerkleidung, welche in scharfem Kontrast zu ihren blutroten Lippen stand.
"Geh wieder auf dein Zimmer, mein Spatz", sagte sie, "oder ich breche dir auch dein zweites Bein."
Ich blieb stehen und starrte sie an. Ihr falsches Lächeln gefror. Sie ging zu Adam und griff demonstrativ nach einem der Schläuche.
"Soll ich etwas anderes reingeben?", fragte sie.
Die Wut packte mich.
"Mörderin", kreischte ich und fuhr, mein Gipsbein als Ramme benutzend, auf sie zu. Sie riss einen Schlauch ab, sprang zur Seite, und ließ mich voll gegen Adams Bett krachten. Ich erwischte ihren Arm und versuchte hineinzubeißen.
"Aber Kilian, mein Schatz, du willst schon wieder deinen Bruder umbringen. Du armes, verzogenes Ding", flötete Hyazinth.
Ich versuchte sie in den Arm zu beißen und schrie noch einmal:
"Mörderin."
Hyazinth riss sich los und sagte streng:
"Kilian. Es ist besser, wenn du wieder deine Medikamente nimmst. Du musst den Hass auf deine Geschwister überwinden. Es gibt ganz nette Krankenhäuser, wo man dir hilft." Ich starrte ungläubig in ihr triumphierendes Gesicht.
"Armer Adam", sagte sie streichelte mit ihren Fingern über sein Gesicht. "Dein Bruder ist doch ganz hilflos. Kilian. Hast du gar kein Gewissen, ihn anzugreifen, so hilflos wie er jetzt ist?"
Ich drehte mich um.
Eine Krankenschwester und eine Frau mit Hornbrille und grauem Mantel standen in der Tür.
"Da sehen sie es selbst", sagte Hyazinth zu ihr. Hyazinth schob mich zurück in mein Zimmer, während die Krankenschwester begann, Adams Schläuche zu richten.
Ich öffnete die Tür meines Zimmers, um zurückzufahren und ihnen alles zu erklären, doch dann blieb ich entmutigt stehen. Von draußen hörte ich Hyazinth, die mit der fremden Frau wegging.
"Dem Mädchen geht es zum Glück gut. Wir haben sie in eine Privatklinik bringen lassen. Zuerst ihre Mutter, dann der Vater und dann die täglichen Quälereien von Kilian. Das war einfach zu viel für sie ..." verstand ich noch und dann waren sie weg und ich blieb alleine.

Am Abend wurde ich in anderes Krankenhaus überstellen. Ich tobte, doch die Pfleger gaben mir eine Beruhigungsspritze. Heulend verfluchte ich sie, doch dann schlief ich ein. Zumindest hatte ich keine Albträume, wenn sie mich ruhig stellen.
Im neuen Krankenhaus tobte ich weiter. Ich konnte nicht aufhören, spuckte und kratzte und verstrickte mich immer tiefer in das Netz, dass sie um mich gezogen hatte. Ich wurde in eine geschlossene Abteilung verlegt. Zähneknirschend gab ich nach und stellte mich gefügig. Als ich dann endlich fliehen konnte, war Kiara schon tot. Sie hatte sich vor dem Eingang der Nervenheilanstalt vor einen Lastwagen geworfen. Adam war es etwas besser gegangen. Er lebte in einem trostlosen Heim für geistig Behinderte, aber er lebte.
"Papa ist noch immer nicht tot. Er kommt und rächt sich im Traum", sagte Adam. Seine Kleidung war schmutzig und er wirkte verängstigt.
Ich versuchte ihn zu beruhigen, doch Adam sah mir an, dass ich die gleichen Albträume hatte.
"Hyazinth macht das. Sie hält ihn am Leben", sagte er.
Wir rissen aus, doch die Polizei griff uns am nächsten Tag schon auf und brachte uns zurück. Ich floh wieder aus doch dieses Mal fingen sie mich ab, bevor ich Adam sah. Ich kam in ein schwer bewachtes Heim, aus dem mich nach zwei Monaten Mike rausholte.
Es sah mich nur an, sagte aber nichts. Er sah jetzt aus wie achtzig. Tränen standen in seinen Augen.
"Adam", sagte er nur und aus vereinzelnden Tropfen wurden Ströme.
Ich konnte nicht anders, als ihn zu umarmen und gemeinsam zu heulen. Adam war tot. Erstickt an einem epileptischen Anfall. Sie hatten Mike gefunden und er war zurückgekehrt, um seinen Bruder zu begraben.
"Ich war schuld", sagte er. "Hyazinth hat mir eine Kontonummer gegeben. In Spanien, damit ich weggehe. Sie war es auch, die mich immer mit Geld für die Drogen versorgt hat."
Ich nickte. Das passte ins Bild.
Wir fuhren nach Spanien, an die Costa del Sol. Wir kifften, spritzten und schluckten, was wir bekommen konnten. Ich tat es, um schlafen zu können, doch er konnte keine Stunde ohne die Drogen verbringen. Innerhalb eines Jahres war er tot. Ich hielt seinen ausgezerrten Körper die ganze Nacht. Damit war nur noch ich übrig.

Jetzt bin ich zurück.
Es ist Nacht. Das Haus und der Garten haben sich verändert. Einige schicke Laternen beleuchten den Rasen und die Büsche. Manche Leute würden es als hübsch bezeichnen. Gerade Linien, kurz geschnittener Rasen, kein alter Apfelbaum mehr mit einem Baumhaus. Die Fassade war frisch gestrichen. In einer hässlich roten Farbe, doch das ist jetzt hier Mode. An den Ecken sind Kameras angebracht. Eine Alarmanlage. Sie hat also Angst. Ich robbe außerhalb des Blickwinkels vorbei. Das Fenster in die Küche lässt sich noch immer von außen öffnen. Das Haus selbst ist in vollständige Dunkelheit getaucht. Hyazinth ist vermutlich im runden Zimmer. Ich kann denn dunklen Gesang hören. Sie glaubt, dass sie niemand sieht. Doch ich bin noch da. Ich sehe, was sie wirklich ist. Ich bin gekommen, um das zu Ende zu bringen, was ich vor einem Jahr versäumt habe.
Mama, Kiara, Adam, Mike, helft mir.

 

Hi hallöchen Bernhard!


Erstmal Krimskrams:

Er versuchte mich unter seinem Bett hervor zu zerren, doch Mike war schwächer als Papa und überdies betrunken.
Überdies klingt ein wenig zu hochgestochen. Außerdem würde sich besser lesen.

Ich erwachte auf dem Fußboden und hinter mir schrie Mike wie ein Schwein.
Diese Metapher klingt irgendwie herablassend. Außerdem nicht besonders passend.
Nur das es bei Hyazinth Schminke war.
dass
Mike tauchte am nächsten Tag nicht auf und auch nicht am Übernächsten und Überübernächsten.
klein, da sich das übernächsten auf Tag bezieht

"Adam. Großes Abendteuer." Ich zog ihn hoch. Obwohl mir zum Heulen zumute war, lachte ich ihn an. Automatisch lachte er zurück und vergaß alles andere.
Abenteuer

Ich hatten so etwas noch nie gehört.
Ich hatte ...
Eine Wolke ekelerregenden Gestankes, wie aus verfaulenden Gedärmen drang zu uns.
Die Metapher funktioniert nicht, da ich mir nicht vorstellen kann, dass der Prot weiß, wie verfaulendes Gedärm riecht
"Sie antwortete nicht. An ihren Schenkeln klebte Blut und sie schien große Schmerzen zu haben."
Ich glaube, hier gehören keine "" hin, oder? ;)
An ihrer Wange klebte etwas, das aussah wie ein kleiner Darm.
Der hier hinkt ebenfalls. Unter einem kleinen Darm kann ich mir nicht besonders viel vorstellen.


Am nächsten Morgen schnappte ich mir einen Rollstuhl und fuhr, ohne vorher um Erlaubnis zu bitten, zu Adam.
Und wie kam er an den Rollstuhl?

Anfangs war ich aufgrund der vielen Personen (der Prot hat immerhin drei Geschwister) etwas durcheinander. Doch das legte sich schnell - ich kann dir nicht sagen, woran es lag, aber durcheinander kam ich nicht mehr.
Das Ende hat mir gut gefallen, den letzten Absatz meine ich damit. Er hat etwas tragisch heldenhaftes.

Allerdings habe ich das Gefühl, dass du dich teilweise verhedderst.
Das beste Beispiel:

Ich würde Papa doch nicht umbringen können. Ich würde mich vor ihn stellen und ihn auffordern, Kiara in Ruhe zu lassen. Für immer. Er würde mir das Messer aus der Hand winden und mich erstechen. Nachher würde er Kiara nichts mehr tun. Würde er wirklich?
Äh... was?
Das ist extrem durcheinander. Weshalb sollte er Kiara, nachdem sein Sohn tot ist, nichts mehr tun? Wenn du damit darauf anspielen will, dass er ihr nichts mehr tun kann, da er im Gefängnis ist, musst du das erwähnen.


Auch gibt es eine Stellen in deinem Text, die etwas, ich möchte fast sagen, unlogisch sind.

Z.B.:

Dass der Prot noch nicht darüber nachdachte, seinen Vater umzubringen, widerspricht sich irgendwie mit seiner und Mikes Reaktion.

"Was willst du dagegen tun?", schnaubte er schließlich. "Willst du ihn umbringen?"
Ich hatte noch nicht darüber nachgedacht. Wenn mein Vater nicht gleich kam um mich zu erschlagen, dann musste ich ihn stoppen. Irgendwie. Ohne Kiara war die Welt öde und leer.
"Ja", sagte ich, "wenn ich dadurch Kiara retten kann." Gleichzeitig wunderte ich mich über meine Worte.
Das geht einfach viel zu schnell. Zu einem Mord an einen Blutsverwandter entschließt man sich doch nicht so schnell. Naja, eigentlich zu überhaupt keinem Mord.


Sie hatte sich in der Nervenheilanstalt mit einem Skalpell den Arm von oben bis unten aufgeschnitten.
Ich bezweifle, dass man in einer Nervenheilanstalt die Möglichkeit hat, sich mit der besten aller Selbstmordwaffen, einem Skalpell, umzubringen. Ganz ehrlich - das wäre ein Grund, diese Anstalt zu schließen.

Es dauerte zwei Monate, bis ich so weit war, dass ich fliehen konnte.
Mich würde verdammt noch mal interessieren, wie! Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung, wie man aus einer Verbesserungsanstalt für schwererziehbare Jugendlich flieht. ;)

"Ihr gesetzlicher Vormund, Hyazinth Baader, hat sie zur Adoption frei gegeben. Auf Grund ihrer schwierigen Vergangenheit werden sie aber in ein Heim für schwer erziehbare Jugendliche überstellt. Dort wird man versuchen, aus ihnen ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft zu formen."
Ihr Gesichtsausdruck war streng und uninteressiert.
Ich brachte keinen Laut hervor.
"Sie ist ihr gesetzlicher Vormund. Sie können nicht erwarten, dass sie sich für euch Bälger aufopfert."
Geht das so einfach? Kann ich, wenn es mich gerade freut, meine Kinder (nein, ich habe keine ;) ), zur Adoption frei geben? Soweit ich weiß, ist ja Kilian niemals aufgefallen, hat niemals andere Kinder, seine Geschwister eingeschlossen, belästigt. Auch wenn man berücksichtigt dass Adam mongolid ist und nicht direkt aussagen kann, glaube ich nicht, dass die Stiefmutter (Der Name ist übrigens unmöglich zu schreiben :D ), das so einfach durchbringt.

Ebenso finde ich, dass die Dame vom Jugendamt sich nicht besonders behördenhaft ausdrückt:

Sie können nicht erwarten, dass sie sich für euch Bälger aufopfert.
(Wenn man mal außen vor lässt, dass die Anrede "Sie" oder "Ihr" großgeschrieben gehört ;) ): Nettes Mädel! *g*

So, ich denke, du weißt was ich damit sagen will. Aber es gibt noch mehr stellen. Schau einfach nochmal drüber.


Dein Stil ist allerdings größtenteils sauber, die Geschichte lässt sich also in einem Rutsch lesen. Spannung ist ebenfalls vorhanden (sonst wäre ich jetzt nicht so weit ;) ).

Also, alles in allem hat es mir schon Spaß gemacht, nur solltest du nochmal über die Story drüber gehen, du kannst noch einiges mehr rausholen.


Vielleicht konnte ich dir ein wenig helfen.


Liebe Grüße,
Tama

Ach ja: Den Titel verstehe ich nicht.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Tama,

Vielen Dank fürs Durchlesen,
Deine Kommentare haben mir sehr geholfen. Das Offensichtliche habe ich sofort geändert. Andere Stellen muss ich noch länger überdenken

Der Titel stammt ist Teil eines abgewandelten Jüdischen Spruches:
Die einen tuns im Dunklen, die anderen tuns im Licht. Die im Hellen sieht man, die im Dunklen nicht
Ich glaube, es bezog sich auf die Religiosität oder so.
In der eschichte soll Hyazinth die sein, die im Dunklen (auf negative Weise) wirkt und die dabei von der Öffentlichkeit nicht gesehen wird
Muss ich wohl noch herausarbeiten, dass sie nach außen hin eine nette und geschätzte Person ist

Zitat:
Ich erwachte auf dem Fußboden und hinter mir schrie Mike wie ein Schwein.

Diese Metapher klingt irgendwie herablassend. Außerdem nicht besonders passend.

Den Vergleich mit dem Schwein habe ich bewußt gewählt, weil Mike nicht sehe männlich ist und ein Schwein auf der Schlachtbank recht überzeugend Todesangst hinausschreit.

An ihrer Wange klebte etwas, das aussah wie ein kleiner Darm.

Der hier hinkt ebenfalls. Unter einem kleinen Darm kann ich mir nicht besonders viel vorstellen.

Ich denke da an die kleinen röhrenförmigen Stücke, die man manchmal in einem halben oder gganzen Hühnchen bei genauerem Hinsehen finden kann. Hayzinth hat in diesem Fall von einer Maus abgebissen und ein Teil des Gedärms klebt an der Wange. Ich habs versucht genauer darzustellen. Viel Spaß beim bildlich vorstellen :D

Am nächsten Morgen schnappte ich mir einen Rollstuhl und fuhr, ohne vorher um Erlaubnis zu bitten, zu Adam.

Und wie kam er an den Rollstuhl?

Die stehen in den meisten Krankenhäuser recht häufig herum.

Allerdings habe ich das Gefühl, dass du dich teilweise verhedderst.
Zitat:
Ich würde Papa doch nicht umbringen können. Ich würde mich vor ihn stellen und ihn auffordern, Kiara in Ruhe zu lassen. Für immer. Er würde mir das Messer aus der Hand winden und mich erstechen. Nachher würde er Kiara nichts mehr tun. Würde er wirklich?
Das soll die leicht verwirrten Gedanken von Killian darstellen, der seinen Vater nicht umbringen will und sich erhofft, alleiene dadurch, dass er seinen VAter angreift, ihn von seiem tun in Zukunft abbringt. Am Ende kommt er ja selber drauf, dass es nichts nutzen wird
Werd mir nochmal überlegen, wie ich den Satz deutlicher formuliere.

Es dauerte zwei Monate, bis ich so weit war, dass ich fliehen konnte.

Mich würde verdammt noch mal interessieren, wie! Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung, wie man aus einer Verbesserungsanstalt für schwererziehbare Jugendlich flieht.

Hab schon öfter gelesen, dass jugendliche aus derartigen Heimen ausbrechen. Immerhin soll es ja kein Gefängniss sein. Am Ende habe ich bewußt gerafft, weil die eigentliche Geschichte mit Hyazinths Triumpf im Krankenhaus zu Ende ist.

Ebenso finde ich, dass die Dame vom Jugendamt sich nicht besonders behördenhaft ausdrückt:

Zitat:Zitat:
Sie können nicht erwarten, dass sie sich für euch Bälger aufopfert.

(Wenn man mal außen vor lässt, dass die Anrede "Sie" oder "Ihr" großgeschrieben gehört

In diesem Fall ist mit "sie" Hyazinth in der dritten Person gemeint und damit ist es keine direkte Anrede mehr.

Die Dame drückt sich nicht sehr behördenhaft aus. Habe ich vergessen zu erwähnen, dass Hyazinth ihr vorher schon etwas eingeflüstert hat? :Pfeif:
Jedenfalls ist die Dame kein Fan von Kindern - solche Leute soll es ja geben - selbst in der Adoptionsabteilung. Da in Österreich für Kinder aus dem Ausland im Zuge einer Adoption eine Abschiebeversicherung abgeschlossen werden muss (damit im Falle eines Falles das schreieende Gör nicht auf Staatskosten zurückgeschickt wird) glaube ich, ist es tatsächlich möglich, dass Kinderfeindliche Menschen in solchen Positionen sitzen :crying:

Nichtsdestotrotz werde ich mir auch hier eine deutlichere Version überlegen.

L.G.
Bernhard

 

Hi Bernhard.

Das war eine durchweg spannende und atmosphärisch dichte Unterhaltung.
Das melancholisch dramatische Ende tat sein übriges. Ich konnte trotz der Länge nicht aufhören, sie zu ende zu lesen.

Der Einstieg ist dir sehr gut gelungen; ich fühlte mich direkt ins Geschehen hineingezogen; und das trotz der vielen Personen :D (Sorry, Tama).

Als einziges Manko möchte ich allerdings die noch immer zu Hauff auftretenden Rechtschreibfehler ankreiden. Ich denke, wenn du noch mal intensiv drüberliest, findest du sie.

Aber: Ich wollte mich heute lediglich unterhalten. Und das hast du geschafft!

Gruß! Salem

 

Hi Salem,

Aber: Ich wollte mich heute lediglich unterhalten. Und das hast du geschafft!
Das freut mich sehr

Ich konnte trotz der Länge nicht aufhören, sie zu ende zu lesen.
genau das wollte ich.

Wegen der Rechtschreibfehler hab ich mich nochmal dazugesetzt und ein paar weitere ausgemerzt.

Gruß
Bernhard

 

Hallo Bernhard!

Ich kann mich meinen Vorrednern leider nicht zu hundert Prozent anschließen.
Sagen wir, den soghaften Einstieg, den Salem erwähnt, den kann ich teilweise bestätigen. Das liegt natürlich an dem ersten Satz, der als Einführung nicht besser sein könnte. Ich hätte mir einen Absatz danach gewünscht, um die Wichtigkeit zu unterstreichen.
Du wiederholst dich allerdings in den ersten paar Sätzen (2XNase, Katzenscheiße ebenso), Synonyme wären angebracht.

Nach diesem Absatz allerdings, in dem du halbherzig versuchst, das Verhältnis des Protagonisten zu seinem Vater zu beschreiben, geht es abwärts.

Um die Fiesheit des Vaters zu zeigen, greifst du auf so ziemlich jedes Klischee zurück, das sich finden lässt. Angefangen natürlich von der bösen Stiefmutter, bis zur Kindesmisshandlung und Vergewaltigung der eigenen Tochter.
Tut mir Leid, bei so großem aufgefahrenem Geschütz stellt sich bei mir keinerlei Mitgefühl ein. Ich kann weder mit den Personen mitleiden, noch kann ich den Vater hassen. Es sind Abziehbilder, Comicfiguren, die du uns hinstellst. Eine vernünftige Handlung kriegst du mit denen nicht hin.

Du ziehst dir auch so viele Versatzstücke verschiedener Genres heran (der mongoloide Bruder, der Stiefmutter, die mit dem Teufel in Verbund zu treten sucht), dass man unweigerlich die Übersicht verliert. Es hätte ein schöner Beitrag für das Thema dieses Monats werden können, aber du bist - offen gesagt - nicht unbedingt geschickt mit dem Jonglieren der einzelnen Handlungselemente!
Tamira hat schon Recht! Du gehst manchmal ziemlich planlos vor, manchmal sogar sehr unlogisch.

Da hilft es (glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche:D ), dass man sich vorher hinsetzt und sich einen Plan macht, was man schreiben will und wie man das rüberbringen will. Das Ganze ist kein Spiel, glaub mir!:dozey:

Rechtschreibfehler, ja, aber ich glaube, ich hatte mir die alte Version ausgedruckt, kann sein, dass du schon mal drüber warst.

Also, ich würde nicht schreiben, was ich denke, wenn ich der Meinung wäre, dass es nicht fruchten würde.
Planvoll vorgehen, und in jedem Falle nicht alle Handlungselemente mit reinnehmen, die dir einfallen! Dafür durch längeres Eingehen auf einzelne Figuren (ich glaube, es hätte tatsächlich ausgereicht, mit drei oder vier (wenn man die Mutter mitzählt) Personen auszukommen) eine größere Dichte erzeugen.
Ist schwer, niemand weiß das besser als ich. Aber, ohne Fleiß...bla bla bal:D

Grüße von meiner Seite!

 

Hi Haniball,
Danke für deine Kritik.
Mit dem Mongoliden Bruder hast du tatsächlich ins Schwarze getroffen. Da bin ich wohl ins Klischee abgedriftet.
Was hast du eigentlich unlogisch gefunden?
Bezüglich der Handlungsebenen werde ich nochmal drüberschauen und sehen, ob sich was streichen läßt

L.G.
Bernhard

 

Ich freue mich immer, wenn es Autoren hier gibt, die ein Stück, nachdem sie es hier reingestellt und veröffentlicht haben, nochmal vornehmen und daran arbeiten. Vielleicht sollte das auch eine Vorgehensweise sein, um kompakte und schlüssige Texte zu schreiben. Ich weiß, es gibt Schriftsteller, die arbeiten so: Sie schreiben die erste Rohfassung, lesen sich die durch und schreiben hernach die zweite. Wenn die nicht gefällt, wird die dritte geschrieben und wenn an der was zu verbessern ist, die vierte. Bis dann irgendwann mal ein Werk entstanden ist, das man anbieten kann.
Aber, das macht Arbeit, Arbeit, Arbeit!

Hi Bernhard!

Schon also vorneweg ein Kompliment und die Anmerkung, dass nur dies der richtige Weg sein kann.

Ich will sehen, dass ich alles, was mir eingefallen ist zu dem Stück halbwegs verständlich aufschreiben kann:
Zunächst einmal scheint mir die Geschichte doch schon etwas stringenter, man merkt, worauf du hinauswillst, es sind im Wesentlichen zwei Handlungsstränge - der Vater und die Familie und die Stiefmutter, die ihre seltsamen Beschwörungen betreibt. Das ist vielleicht auch ein Hauptmanko der Story, du schaffst einen Höhepunkt mit der Szene, in der die Kinder den Vater töten und danach läuft die Geschichte weiter, ohne einen sichtbaren weiteren Höhepunkt. Wenn du eine KG adäquat auflösen willst, kannst du nicht anders, du treibst auf den Höhepunkt zu, die Entladung, die Pointe - wie immer du das nennen willst - und dann sollte Schluss sein! Doch dadurch, dass du dir zwei Handlungsstränge aufgebaut hast (eine Kurzgeschichte sollte immer nur einen haben), musst du die auch bedienen. Der Leser bleibt unbefriedigt zurück, du wirst keine sonderlich guten Kritiken kriegen. Außerdem kommt es mir schon wieder so vor, als wolltest du zum Ende hin fertigwerden. Schnell, schnell. Du handelst das in indirekten Szenen ab (die Geschwister sterben, Kilian verelendet), als sei es weniger wichtig.

Stoff hättest du immer noch für einen Kurzroman, glaube ich.

Gehen wir mal rein ins geschehen:

Die Perspektive wechselt abrupt nach dem zweiten Satz - dem müsstest du mindestens mit einem Absatz Rechnung tragen.

Die folgenden Sätze gefallen mir in ihrem Maß nicht; sie sind zu einfach gestrickt: SPO, SPO. Nicht der Situation entsprechend.

Die Charakterisierung des Vaters ist an und für sich recht eingängig, doch immer noch sehr plakativ. Ich könnte dich würgen, wenn du die Kindesmisshandlung so platt und simpel darstellst. Kein bisschen Motivation des Vaters, so spielt sich das nicht ab. Und nur um einen Grund zu haben, den Vater zu töten, da ist das Thema Kindesmissbrauch zu heikel und zu ernst. Es hätte doch gereicht, wenn der Vater die Kinder vernachlässigt, schlägt oder verbale Gewalt übt.


Hyazinth, meine Stiefmutter, trieb lieber ihre seltsamen Spiele im runden Zimmer, als sich um den Haushalt zu kümmern. Niemand wusste, was sie die ganze Zeit dort tat. So war innerhalb eines einzigen Jahres aus unserem schönen großen Haus ein schmutziger Käfig geworden.

Du ergehst dich in den ersten Absätzen in Erklärungen. Das ist überhaupt nicht gut für den Lesefluss und hat in einer Kurzgeschichte nichts zu suchen. Du traust dem Leser zu wenig zu. Erstens wird er eine Menge durch die Handlungen herausfinden, zweitens macht es sich immer gut, wenn man von seinem Wissen über die Verhältnisse ein wenig zurückhält und nach und nach preisgibt. Frag mal Tamira, die ist Meisterin darin!

Auch diese eingeschobenen Erklärungen

...völlig verdreckte Kleiderstücke von meinem jüngeren BruderAdam...

o.ä. sind überflüssig. Lasse sie mal weg und du wirst sehen, es funktioniert auch ohne.

Die eingeschobene Erklärung für Adams Hellsichtigkeit (der Tod der Mutter) - radikal kürzen auf maximal zwei Sätze! Das hier ist eine KG, kein Roman!

Dialoge wirst du üben müssen! Nimm dir die beiden Figuren, die den Dialog führen, stelle sie dir so gut es geht vor, überlege dir, was jeder einzelne von ihnen will und dann versuche dich danach zu richten. Es sind einige Dialoge drin, die den Situationen nicht entsprechend sind. (Adams Sprechweise scheint mir ein wenig übertrieben - immer noch).

Das wäre mein Fazit: Straffen das Teil, nochmal überarbeiten, stringent auf den Schluss zu, der immer noch wischiwaschi ist (meine Meinung!)
Auch wenn das jetzt immer noch hart ausfällt, nach der Seite drei (das heißt, der Teil, in dem du Aktion zeigst), war der Text schon recht spannend.

Soweit von mir, viele Grüße von meiner Seite!

(Wenn du an einer Auflistung aller von mir gefundenen Fehler interessiert bist, lass es mich wissen!)

 

Hi Haniball,
Vielen Dank für deine Mühen.
Hilft mir sehr viel: Über den Einschub mit dem Tod der Mutter habe ich lange nachgedacht. Konnte mich nicht zur Streichung entschließen. Wie auch du bemerkt hast, braucht die Geschichte die Info von Adams Hellsichtigkeit. Auf zwei Sätze werd ich es wohl nicht ganz zusammenkürzen können, aber ich werde mich bemühen.
Das Dilemma mit dem Spagat zwischen Kurzgeschichte und Roman habe ich öfter. Ich täte ja gerne zum Roman gehen, aber das braucht viel Zeit und ohne halbwegs Sicherheit auf Veröffentlichung mag ich mir das nicht (wieder) antun.

Das es für dich zwei Geschichten sind, mag an meiner Unfähigkeit liegen, die Hintergründe des ganzen Geschehens klarer darzulegen.
Die Geschichte soll vom Kampf Kilians gegen Hyazinth handeln. Der Vater war nur ein Teil von Hyazinths dunklem Plan. Es ging mir darum, Hyazinths Handeln im Hintergrund herauszuarbeiten. Für mich paßt da ein offenes Ende besser. Wenn ich es natürlich zum endgültigen Showdown kommen lasse, wird die Geschichte noch umfangreicher, was ich auch nicht haben wollte.
Das am Ende alles sehr schnell ging, war bewußt, weil eigentlich die Geschichte vorbei ist. Kilian hat verloren -> daraus resultiert dann der Tod seiner drei Geschwister. Ich gebe dir recht, dass ich es dramatischer hätte bringen müssen.
Was das Ende betrifft, da mag ich einfach nichts mehr ändern. Für mich paßt das so - zumindest die ganze letzte Szene, wo Killian zurückkommt.
Wie gesagt, die im Dunklen sieht man nicht, aber am Ende werden Hyazinth doch noch ein paar Sätze rausrutschen. - Es ist wichtig, dass ihr Vater vorher nicht so war, wie er in der Geschichte ist. Etwas hat ihn verändet. Ich hab die Hinweise verstreut. War offensichtlich zu wenig.
Auf jeden Fall sind deine Hinweise eine große Hilfe. KAnn allerdings jetzt ein bißchen dauern. Ich bin nicht ganz sicher, ob mir nicht doch ein noch besseres Ende einfällt.

Für alle weiteren Felher wäre ich dir dankbar (Mein Gott, ich hab das Ding 50 x gelesen, da können doch gar keine mehr drinnen sein!)
Schick sie am besten als PN

L.G.
Bernhard

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Bernhard!
Also wenn du willst, dass du richtig hart kritisiert wirst musst du schlechtere Geschichten schreiben oder? ;) Deine Geschichte ist wirklich ziemlich gruslig und ich muss zugeben, ich fand sie doch ziemlich gut, auch wenn Horror nicht so mein Fall ist und es mich zeitweise nervt, wenn Horror für viele gleich Blutbad bedeutet. Ich bin nicht so für das Abartige, mit Gedärmen und so, aber das liegt dann wohl an mir. ;)
Hab noch drei Rechtschreibfehler gefunden:

Adam, wir werden dass nicht zulassen.
dass -> das
Adam stürzte nach vor
nach vorn
Ihr fehlte alle Vorderzähne
fehlten (übrigens aua)
Ach und dann noch ein, diese Stelle ist irgendwie undurchsichtig:
"Ich bin einmal nachts aufgewacht und ich war im runden Zimmer. Es war alles so seltsam, ganz anders, als ich es in Erinnerung habe. Hyazinth war da und noch jemand. Alle waren nackt und voller Blut."
"Von wem war das Blut?"
"Weiß nicht. Ich kann mich nur an das Blut erinnern und an ein komisches Lied, aber ich war so benebelt, dass ich dauernd Aussetzer hatte. Seither versuche ich, nichts mehr von Hyazinth zu nehmen. Vorher ist es mir morgens oft so dreckig gegangen, als hätte mich jemand die ganze Nacht geprügelt. Ich schätze, sie hat mir immer etwas in meinen Saft getan und dann war ich die ganze Nacht bewusstlos. Ich nehme jetzt nichts mehr von ihr. Ich halte es hier nicht länger aus."
Hä? Das kapier ich nicht mal ansatzweise. Ich denke das runde Zimmer war immer abgeschlossen? Und hat Hyazinth ihr irgendwie Drogen verpasst oder wie?
Na jut, das war auch schon alles was ich zu kritteln hab. Sonst find ich sie total spannend, auch wenn Horror wie gesagt sonst nicht so mein Ding ist...
Liebe Grüße,
Apfelstrudel

 

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