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Die Jasuiten Asmodis

gox

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13.02.2004
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Die Jasuiten Asmodis

Weinend saß Katja auf einer steinernen Bank. Der Ordinationstag rückte näher, morgen würde sie alle Freiheit verlieren. Glutrot sah Katja die Abendsonne hinter den Dächern Asmodis versinken. Asmodi, eine festungsartige Siedlung, beherbergte auf ihrem einzigen Hügel das Glaubensgebäude der Jasuiten.

Katja schaute mit tränenüberströmtem Gesicht hoch. Ihre Ziehmutter sprach zu ihr.
„Ich habe dich überall gesucht!“ Mitfühlend betrachtete Mutter Sonja ihre Tochter. Stille entstand zwischen den beiden Frauen.
„Ihr schickt mich morgen in die Sklaverei. Ich soll einem Manne dienen und euch verlassen, Mutter. Warum?“ brach es aus dem jungen Mädchen heraus. Ohne eine Antwort abzuwarten, sprang Katja verzweifelt auf und rannte die grob gehauene Festungsmauer entlang.

Der Jasuitenglaube war ein noch junger Glaube, eine innovative Synthese aus Wissenschaft, Monotheismus und Maskulismus. Findige Genetiker hatten genug von rechthaberischen Frauen samt Ehestreitigkeiten und Zank. Im Laufe der Jahre entwickelte sich eine Vision der vollkommenen Partnerschaft, der vollkommenen Frau ohne Widerspruchsgeist. Ein Weib sollte freudig „Ja“ zu allen Wünschen ihres Mannes sagen, „Ja“ zum dienstbaren Leben und „Ja“ zur uneingeschränkten Liebe. So könnte bereits auf Erden ein Gottesreich entstehen. Forscher schufen alsbald solche weiblichen Wesen. Männliche Forscher.

Das Glaubensgebäude der Jasuiten wurde errichtet. Der Glaube erhielt Verbote und Gebote. Eine kleine Stadt entstand um das Glaubensgebäude herum, eine Mauer trennte Gläubige von Ungläubigen. Jenseits der Festungsmauer Asmodis begann das Hinterland.
In Asmodi geborene Mädchen lebten bei ehrwürdigen Jasuiten-Ziehmüttern auf dem Hügel. Jungen blieben bei ihren Eltern, die sie auf ein künftiges Leben als Gebieter und Ernährer vorbereiteten.
Die Ziehmütter nahmen alle Erziehungsaufgaben wahr. Sie entschieden, ob das Mädchen fortan ein behütetes Leben im Glaubensgebäude führen oder ob es einem geeigneten Gebieter in der Siedlung anvertraut würde.
Die Ordination, die eigentliche Übergabe der jungen Frau in die Hand ihres Herrn erfolgte im Alter von siebzehn Jahren im Rahmen einer feierlichen Weihe. Eine rote Flüssigkeit wurde dem jungen Paar zum Trunk gereicht. Der genetische Code modifizierte sich und das Wort „Nein“ erstarb.

Katja empfand die Ordination als schlimmen Irrweg. Freien Willens wollte sie sein. Sie stolperte ziellos umher. Dann kauerte sie sich an die Festungsmauer und hielt inne. Es gab nur einen Ausweg: Das Hinterland.
Dort durften Frauen das Unwort „Nein“ aussprechen. Überaus verlockend schien ihr diese Aussicht. Katja suchte eine niedrige Stelle, um über die Mauer von Asmodi zu klettern. Sie wusste nicht, wohin genau die Flucht führen sollte. Hereinbrechende Dämmerung umarmte sanft die Landschaft. Einige Bauernkaten präsentierten sich mit einladendem Lichtschein. Katja entschied, um Hilfe und Aufnahme in die freie Gemeinschaft zu bitten. Aus einem der Bauernhäuser drang wildes Geschrei und zog sie magisch an. Scheu spähte sie durch das geöffnete Fenster. Die Bauersfrau lag über dem Knie ihres Herrn, tobte und schrie aus Leibeskräften. Katjas Augen weiteten sich, erschreckt hielt sie ihre Hand vor den Mund.
„Nein!“ schrie die Bauersfrau „Nein, das tue ich nicht!“ Widerborstig kreischend erhob sie das Wort gegen den Bauern.
„Das tust du sehr wohl,“ raunte die kehlige Stimme des Mannes. Langsam krempelte er seinen rechten Hemdsärmel hoch.
„Neeein!“ brüllte das Weib infernalisch.
„Das werden wir sehen.“ Der Bauer riss den Rock der Bäuerin mit einer kräftigen Armbewegung hoch und entblößte ihr Gesäß. Dann hieb er mit blanker Hand auf das Hinterteil ein. Katja stockte der Atem. Das nackte Fleisch rötete sich und die Frau kreischte nur noch entmenscht. Das war zu viel. In Asmodi gab es zu keinem Zeitpunkt körperliche Gewalt. „Oh Gott, ogottogott.“ Katja biss sich in die Hand, um nicht aufzuschreien. Sie wollte heim, heim nach Asmodi, dem Ort ohne Schläge und unwürdige Qualen. Die Bürde eines lebenslangen „Ja“ erschien ihr im Gegensatz zu den Schmerzen des „Nein“ mit einem Male sehr leicht.

„Mutter,“ sagte Katja „ich kenne nun meinen Weg.“ Liebevoll schloss Sonja ihre Tochter in den Arm. „Ich werde dir die Wahrheit erzählen,“ flüsterte Mutter Sonja und verriet unerlaubt das Geheimnis der Ordination. „Morgen wirst du einen roten Saft trinken. Bisher glaubtest du, dass er dir deinen Willen nehmen soll. Die Wirklichkeit ist anders. Der Saft gibt dir die Macht, deinem Herrn mental deine Wünsche mitteilen. Unbewusst wird er diese zu seinen eigenen machen. Mein Täubchen, das „Ja“ zu den Wünschen deines Herren sollte dir also leicht fallen.“ Mutter Sonja lächelte verschwörerisch.

Die Ordination war feierlich. Katja trank wohlgestimmt den roten Saft, wusste sie doch um ihre baldige Machtfülle. Ihr zukünftiger Herr namens Jonas dachte ebenso. Ihm hatten seine Eltern versichert, dass er kraft des Trunkes eine ewig liebreizende und widerspruchslose Gefährtin erhalten würde. Die Vorfreude auf ein irdisches Männerparadies ließ ihn zufrieden lächeln.
Beide irrten und ebenso Mutter Sonja.
Genetiker hatten die schwere Aufgabe, den Widerspruchsgeist von Frauen auszumerzen, niemals lösen können. Auch eine mentale Übermittlung von Wünschen ließ sich trotz gewaltiger Anstrengungen nicht realisieren. Allerdings entdeckten findige Wissenschaftler den genetischen Code der Liebe. Der reinen Liebe. Und sie schufen den roten Saft der reinen Liebe.

Krachend schloss sich die Tür hinter ihnen. Katja und ihr junger Herr standen sich allein gegenüber. Kraftvoll und muskulös sieht er aus, dachte Katja. Beim Anblick des trapezförmigen Aufbaus seines Körpers durchfloss Katja eine unbekannte Wärme und sie sendete mental ihren ersten Wunsch. Auch Jonas zeigte sich äußerst zufrieden mit dem, was seine Augen erblickten und es verlangte ihn zu wissen, ob er wirklich ein vollkommenes, fügsames Weib sein eigen nannte.
„Möchtest du eins mit mir werden?“ fragte Jonas zärtlich.„Ja!“ hauchte Katja glücklich, dass der mentalen Übermittlung Erfolg beschieden war. Jonas lächelte überlegen und freute sich auch auf ein Leben im Himmelreich. Im Männerhimmelreich.

 

naja. Mit ein bisschen Allgemeinbildung lässt sich das schon erahnen. Aber die katholisch-latinisierte Form klingt nun mal für den laienhaften Leser nach Italien. Wenn Du Dich wirklich auf das Buch Tobit beziehen willst, bleib lieber bei der hebräischen Form Aschmodai, wie sie z.B. die "Gute Nachricht" oder die Einheitsübersetzung benutzen. Oder gib zumindest noch eine klare Ortsangabe für das Kloster an, damit die gedankliche Verbindung zu Italien gekappt wird.

Bin gespannt, wie sich die Geschichte weiter entwickelt :-)

 

Hallo gox,
das hier ist eine deiner schwächeren kg´s. ich nehme diesen satz, den ich jetzt los werde, nur ungern in den mund, aber er triftt hier ziemlich genau...show, don´t tell...
es wäre viel lesenswerter gewesen, wenn du die erklärungen über den trunk und den ritus in einer geschichte verpackt hättest. so wirkt alles konstruiert und zweilen auch ein wenig kitschig (der trank der reinen lieben...).
hat mir leider nicht ganz so gut gefallen. das kannst du wesentlich besser!

einen ganz lieben gruß...
morti

 

Hallo gox,
Nachdem ich nun den Puppenkasper gelesen habe, beschleicht mich das Gefühl, dass du mit dieser Geschichte eigentlich endlich das ungelöste Problem der Frauen, nämlich ihre Unterdrückung durch den Mann, lösen möchtest. Du zeigst auf: 1. Das Problem wurde gesellschaftlich endlich erkannt und ernst genommen. 2. Die Lösung musste ergebnisorientiert und damit auch bahn- und regelbrechend sein. Als Fazit präsentierst du: Das Problem hat eigentlich nie bestanden, denn nur die Liebe zählt. Manchmal muss man ihr ein bisschen nachhelfen. Und damit Mann das auch schluckt, lässt man Frau den Trank schlucken.

Ein wenig unausgegoren wirkt die Geschichte. Ich glaube, dass liegt daran, dass du dich nicht auf die ironische Seite beschränkst, sondern tatsächlich ein Körnchen Wahrheit aufgedeckt hast. Alles ist relativ. Auch der Kampf der Geschlechter.

Lieben Gruß

Goldene Dame

 

hello Goldene Dame,

neinneinein, Du hast den Puppenkasper völlig mißverstanden - was mich nicht verwundert, denn es ist ein Männerbuch und sollte nur von Deinem Gebieter gelesen werden! ;-)
Aber die Geschichte, so halbgar sie ist, hast Du richtig verstanden.

Ich danke Dir!

Grüße vom gox

 

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