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Die Kammer
Was ich sehe? Nichts, rein gar nichts. Alles ist schwarz um mich herum. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass ich falle. Ich falle und das langsam, als würde mich eine unbekannte Kraft nach unten in die Hölle ziehen wie ein Magnet. Bereits Stunden müssten vergangen sein, aber mein Einschätzungsvermögen war schon immer schlecht. Während ich immer weiter in die Tiefe falle, frage ich mich wie es überhaupt dazu kam. Ich kann mich an nichts erinnern, was davor geschah bis auf, dass mich von hinten etwas angriff. Träume ich?
Um mich herum sehe ich funkelnde Lichter. Oder sind es doch Diamanten? Sie funkeln so sehr, dass ich mich von ihrem Anblick abwenden muss. So sehr schmerzt es in den Augen.
Unter mir spüre ich plötzlich etwas Weiches aber zugleich etwas Schmerzhaftes, was mich dazu verleitet die Augen wieder zu öffnen. Ich liege in einer kleinen dunklen Kammer auf einem Kissen gefüllt mit Klingen. Wie bin ich hierhergekommen?
Ich stehe also auf und sehe mich um. Ein komplett leerer Raum und nirgendwo eine Tür zu finden. Ein leichter Wind weht, welcher meine Nackenhaare zu Berge stehen lässt. Ich bilde mir ein, es sei sogar der Atem einer weiteren Person gewesen, was unmöglich ist. Mein Herz klopft wie wild. Zwei Schritte vorwärts, die ich benötige, um die Wand zu erreichen. Sie ist kalt und rau, wie ich es erwartet habe. Entlang der Wand fahre ich zitternd mit meiner Hand in der Hoffnung etwas zu finden, was mich hier rausbringt oder mir sagt, wo ich bin. Drei, vier, fünf Mal laufe ich die Kammer ab, doch nichts zu finden. Kein einziger Hinweis, der mir hinterlassen wurde.
Wurde ich entführt und gefangen gehalten? Befinde ich mich in einer anderen Welt? Oder träume ich alles nur?
Weitere Stunden müssten vergangen sein, seitdem ich mich in diesem Raum befinde und immer und immer wieder läuft mir ein kalter Schauder über den ganzen Rücken.
-„Was um alles in der Welt ist das für ein Ort?“
Diese Frage stelle ich nun zum zehnten Mal in den Raum und meine Worte hallen zum zehnten Mal von der Wand wieder ab. Ich bin allein. Allein auf mich gestellt. Allein alles herauszufinden. Kein Zweiter wird mir hier raushelfen.
Erneut funkeln plötzlich diese diamantförmigen Lichter, die ich vorhin im Nichts gesehen habe. Die ganze Kammer erhellt und ich versuche meine Augen vor der immensen Helligkeit zu schützen. Sie bringt meine Augen zum Tränen und gibt mir das Gefühl zu erblinden. Ein wahnsinniger Schmerz durchfährt mich. Blind suchend taste ich nach dem Kissen mit den Klingen und schütte sie aus dem Bezug aus, um mich damit möglichst vor der Helligkeit zu schützen. Es ist unfassbar wie sensibel ich vor dem Licht geworden bin. Als wäre es Gift für meinen Körper. Aber vor allem Gift für meine Augen. Der Bezug, mit dem ich mich verhüllt habe, spendet mir dezent Wärme und Trost. Es dauerte eine kurze Zeit bis ich unter diesem wieder klarsehen konnte. Aber was ich sah, machte mich sprachlos. Zwischen den ganzen Klingen, welche neben mir lagen, befand sich ein Zettel mit einem einzigen Wort:
„Büße“
Wofür soll ich büßen? Als würde eine Stimme mir dies ins Ohr flüstern. Immer und immer wieder nur das eine Wort.
„Büße“
Ich kenne diese Stimme, aber woher?
Nachdem nun auch die Lichter seltsamerweise verschwunden sind, suchte ich nervös nach der Person in der Kammer, die mir das Wort zuflüsterte. Aber es war keiner zu finden. Anscheinend werde ich wohl paranoid und halluziniere. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass ich in eine Anstalt müsste. Schon seit längerer Zeit wurden mir Psychiatrien vorgeschlagen, welche meinem geistigen Zustand helfen könne zur Ruhe zu finden. Nur habe ich nie verstanden, warum ich überhaupt in eine Anstalt gehen sollte. Ich war körperlich als auch geistig stabil. Weiter den Raum forschend, suche ich nach einer Antwort und da stand sie groß an der Wand.
„Du weißt, was du getan hast.“
Und von dem Moment an machte es klick. Ich erinnere mich. Ja ich wusste, was ich tat und ich bereue es kein bisschen.