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die Katze

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22.05.2008
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die Katze

Die Katze war dreckig.
Überall in ihrem rotbraunen Fell klebte Schmutz.
Braune Klumpen, schwarze Klumpen.
Sie stank.
Sie stank durchdringend.
Wenn er unangenehm roch benutzte er Deodorant überlegte er. Wenn seine Hemden schmutzig waren wusch er sie.
War eine Katze nun mehr Mensch oder Flanellhemd?
Das Tier bewegte sich, erst leckte es mit seiner kleinen rosa Zunge über das schmutzige Fell, und förderte so brockenweise Schmutz zu Tage, dann legte es den dicken Kopf wieder ab. Allerdings nicht wie vor dem vergeblichen Putzen auf das Königsblau Kissen, welches er nur für die Katze auf das Sofa gelegt hatte, sondern mitten auf die weiße Couch.
Es war eine schöne Couch, ganz neu.
Eben war sie noch so neu gewesen das sie nach Plastikknisterverpackungsfolie duftete, jetzt roch sie wahrscheinlich nach Katze.
Mensch oder Hemd? Überlegte er noch immer.
Zögernd griff er in das verklebte Fell.
Zwischen den braunen und schwarzen Klumpen war es weich. Plötzlich hatte er Lust auf eine Katze. Er hatte noch nie Lust auf eine Katze gehabt, er hatte das dreckige Tier auch nicht in die Wohnung gelassen. Es war einfach da gewesen. Das Tier war ihm um die Beine gestrichen, als er die Wohnungstür aufgeschlossen hatte, dann war es zielsicher in Richtung der Wohnküche stolziert.
Er hatte gerade noch so das königsblaue Kissen unter die Katze schieben können, bevor diese sich auf der neuen weißen Couch niedergelassen hatte.
Aber jetzt lag die Katze da, versuchte wieder vergeblich sich mit der rosa Zunge sauber zu lecken, und er hatte Lust auf eine Katze.
Er trat ein paar Schritte zurück und betrachtete die Katze auf der Couch. Sie passte dazu. Natürlich nur wenn sie sauber wäre, natürlich nur wenn er das violette Bild an der Wand über der Couch gegen ein Organes tauschen würde und natürlich nur, wenn er das königsblaue Kissen gegen ein
andersfarbiges tauschen würde.
Sie sah gut aus auf dem Sofa.
Außerdem könnte er das erzählen: Er hatte jetzt eine Katze, er war Erwachsen und Verantwortungsbewusst geworden.
Noch einmal fasste er der Katze vorsichtig in das Fell zwischen die Dreckklumpen.
Weich. Wie das Hemd das er immer im Schongang wusch.
„Miezie, Miezie, Miezie“ lockte er das Tier mit einem blutigen Fleischstückchen von der Couch herunter und ins Badezimmer.
Die Katze mochte die Waschtrommel, sie legte die Pfoten auf den Rand und stierte zufrieden in das grüngeflieste Bad. Das Orange der Katze passte zu den grünen Fliesen, jetzt hatte das Bad endlich den lebendigen Touch den er jahrelang vergeblich mit Grünpflanzen zu erreichen gesucht hatte.
Unentschlossen stand er vor den verschiedenen Waschmittelpackungen. Seine Favoriten waren der lächelnde Mr. Proper, der ihm superweiße Wäsche versprach, und eine Großpackung Oxygenpearls, die er letzte Woche auf den Rat der netten Verkäuferin hin gekauft hatte. Extra luftig und weich sollte die Wäsche davon werden.
Er entschied sich für die Oxygenpearls, er wollte ja eine orange, keine weiße, Katze.
Er strich der Katze über die Ohren bevor er die Klappe zudrückte.
Sie würden sich bestimmt gut verstehen, wäre die Katze erst einmal sauber.
Während des Händewaschens beobachtete er wie sich das Wasser, dass der Katze schon ein paar Zentimeter die Beine hochreichte, sich braun färbte. Vereinzelt trieben sogar Dreckklumpen durch das trübe Wasser. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, wenn die Katze doch bloß endlich sauber wäre!
Wie gut war doch seine Endscheidung gewesen sie zu Waschen!
Als er die Badezimmertür hinter sich schloss, hörte er wie die Maschine begann sich zu drehen. Er schloss kurz die Augen und stellte sich seine Katze sauber vor. Ein schönes Bild.
Dann ging er und nahm das violette Bild von der Wand. Im Onlineshop der Firma, die ihm auch das violette Bild geliefert hatte, suchte er nach einem orangen Bild.
Schließlich fand er ein sehr schönes, die Sahara war darauf abgebildet, in lauter Orange- und Gelbtönen. Er konnte es sich gut vorstellen, er, die Katze, der Fernseher und über ihnen das Wüstenbild. Wie eine Familie.
Er stand auf und lief unruhig im Raum umher. Wann war sie endlich sauber, seine Katze?
Seine Hand kribbelte bei dem Gedanken an ihr weiches,rotes, nach Oxygenkugeln duftendes, Fell.
Aus dem Badezimmer hörte er die Maschine noch immer rumoren.
Nervös vor Vorfreude blätterte er mit feuchten Händen ein Magazin durch, entgegen seiner Gewohnheiten ließ er es sofort hastig, mit umgeknickten Ecken, auf den Boden fallen als die Melodie erklang, die Ankündigte das der Waschgang beendet war.
Die großen Augen der Katze glotzen ihn durch das Glas der Waschmaschinentür an. Freudig erregt klopfte er gegen die Glasscheibe, die Schnurrbarthaare der Katze zitterten. Es sah niedlich aus, wie sie sich da mit mit großen Augen und vibrierenden Schnurrhaaren an die Scheibe schmiegte.
Mit feuchten, zitternden Fingern öffnete er die Waschmaschinentür, wie schlau es von ihm gewesen war, den Knopf für die Zusatzfunktion „trocknen“ zu drücken, so war seine Katze auch gleich nicht mehr nass und er konnte sie auf die Couch lassen ohne sie vorher noch abtrocknen zu müssen.
Die Katze wollte nicht aus der Waschtrommel raus, sie kuschelte sich an das Metall der Waschtrommel und sah ihn mit großen Augen verständnislos an als er versuchte sie aus der Waschmaschine zu locken.
Er musste sie heraus ziehen.
Sie landete mit abgespreizten Beinen auf den grünen Fliesen. Ihr organgenes Fell glänzte wie Gold im Licht der Badezimmerlampe. Zärtlich betrachtete er sein Kätzchen bevor er es sanft mit dem Fuß anstubste, es bewegte sich nicht.
Er griff nach der, hinter ihm stehenden, Zahnpastatube und warf sie nach der Katze.
Sie bewegte sich nicht. Auch nicht als er sie noch einmal, diesmal weniger sanft, mit dem Fuß anstubste.
Sie ist Tod, schoss es ihm durch durch den Kopf.
Für ein Moment war er traurig. Dann griff er nach der Katze und trug sie in die Wohnküche.
Er legte sie auf die Couch und ordnete ihre Glieder. Majestätisch lag sie jetzt da, mit einer Pfote auf der Seitenlehne und den Kopf entspannt auf der der anderen Pfote gebetet.
Er setzte sich neben sie, schaltete den Fernseher ein und vergrub eine Hand im sauberen Fell der Katze. Es fühlte sich luftig und weich an, wie gut das er Oxygenkugel gewählt hatte!
Er, die Katze und der Fernseher. Es fehlte nur noch das Bild, wie angenehm das der Onlineshop es bis spätestens morgen Abend geliefert haben würde.
Zufrieden kuschelte er sich an seine Katze.

 

Hallo Lilyfaye,

Plötzlich hatte er Lust auf eine Katze.
Was bedeutet das für ihn? Hat er schon einmal etwas anderes für ein Objekt empfunden, als es haben zu wollen? Stark!

gegen ein Organes tauschen würde : oranges


Außerdem könnte er das erzählen: Er hatte jetzt eine Katze, er war Erwachsen und Verantwortungsbewusst geworden.
Sehr schön, trotzdem erwachsen und verantwortungsbewusst klein schreiben.

Er strich der Katze über die Ohren bevor er die Klappe zudrückte.
Sie würden sich bestimmt gut verstehen, wäre die Katze erst einmal sauber.

Sehr böse!

Majestätisch lag sie jetzt da, mit einer Pfote auf der Seitenlehne und den Kopf entspannt auf der der anderen Pfote gebetet. gebettet

Er setzte sich neben sie, schaltete den Fernseher ein und vergrub eine Hand im sauberen Fell der Katze. Es fühlte sich luftig und weich an, wie gut das er Oxygenkugel gewählt hatte!
Er, die Katze und der Fernseher. Es fehlte nur noch das Bild, wie angenehm das der Onlineshop es bis spätestens morgen Abend geliefert haben würde.
Zufrieden kuschelte er sich an seine Katze
.
Ja, für manche sind tote Objekte doch das einzig wahre! In Florida gibt es Pensionärssiedlungen mit Plastikrasen. Das geht er dann bald hin.

Sehr beeindruckende, böse Geschichte.

Gruß Set

 

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