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Die kleine Meckertante

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18.06.2005
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Die kleine Meckertante

Es lebte einmal eine Maus namens Arabella im Humboldtgymnasium in Tegel. Sie hatte eine kleine Wohnung in einer Wand des Klassenzimmers der 5h. Sie wohnte dort sehr ruhig, bis eines Tages die Klasse beschloss, eine Party zu feiern.
Die Party sollte an einem Donnerstag stattfinden und 29 Kinder kamen auch. Um 20:30 Uhr begannen sie, die Musik aufzudrehen und verteilten Chipstüten. Arabella hatte schon friedlich geschlafen, als sie von dem Lärm wach wurde. Sie schimpfte laut: „Was soll der Krach? Ich will jetzt schlafen!“ Doch keiner hörte oder sah die winzige Meckertante. Sauer kletterte sie auf einen Schultisch, der mit den anderen Tischen an die Wand geschoben worden war, um Platz zu schaffen. Von dem Tisch aus konnte man gut aus dem Fenster sehen und das wollte Arabella auch , denn sie musste ja die Turmuhr sehen, um sich zu vergewissern, dass sie guten Grund habe, um zu schimpfen. „Na“, triumphierte sie, „halb neun. Und die feiern eine Party. Ich werde mich beim Schulleiter beschweren, jawohl. Ich lebe hier schon seit meiner Geburt und noch nie ist mir so etwas passiert.“ Sie sprang den Tisch hinunter und huschte zur Klassentür. Die Tür war offen. Schnell rannte Arabella die Treppe hinunter. Dabei stoperte sie und purzelte direkt gegen die Lehrerzimmertür. „Na ja, immerhin bin ich am Ziel. Hallo!“, rief die Maus und klopfte dabei gege die Tür. „Hallo, ich bin eine ...äh... eine Maus. Gestatten, Arabella mein Name.“ Niemand antwortete. „Keiner da? Pech gehabt, Arabella!“ Sie wollte schon eine Tür weitergehen, da fiel ihr etwas ein: „Oh, bin ich dumm. Der Schulleiter kann doch gar nicht da sein, es ist ja schon 9 Uhr abends, der schläft sicher schon. Das sieht ihm ähnlich, die Kinder lässt er hier Lärm veranstalten, nur damit ich nicht schlafen kann, und er liegt zu hause seelenruhig im Bett und träumt schöne Sachen.“ Sauer kletterte die Maus wieder alle Treppen hinauf in den Klassenraum der 5h. Dort spielten die Kinder gerade Mord-im-Dunkeln. Die Maus wusste das nicht und als sie lauter Kinder hörte, die Geräusche machten als würden sie sterben, lief ihr ein Schauer über den Rücken. Schnell suchte sie in der Dunkelheit ihr Mauseloch und legte sich ins Bett. Zwar war jetzt die Musik nicht mehr so laut, aber die schaurigen Geräusche waren auch nicht besser. Nach einer viertel Stunde wurde es ihr zu viel. Sie tastete sich aus dem Klassenzimmer und schlich müde in den Turm hinauf, wo ihr Freund, Falko Humboldt lebte. Herr Humbold war ein Falke. Eigentlich fressen Falken Mäuse, aber die beiden verstanden sich gut. „Hallo", gähnte Arabella. "Hallo", sagte Falko ebenfalls, „wie kommt es, dass du mich besuchst so spät in der Nacht. Die Turmuhr schlägt jeden Moment 10 Uhr?“ Da setzte sich Arabella hin und erzählte von den Frechheiten der Kinder und dem Schulleiter. Als sie fertig war, fragte sie: „Kann ich heute Nacht bei dir schlafen?“ Da lächelte Falko nur: „Aber natürlich, Arabelle, natürlich.“ Und der Falke sah zu, wie die kleine müde Maus sich ein Plätzchen zum schlafen suchte.
In den nächsten Wochen schlief Arabella wieder in ihrer Wohnung. Und am Tag hörte sie wieder den Lehrern zu. Eines Abends erzälte sie Falko: „Es ist zwar furchtbar langweilig, wenn die Lehrer von Konjunktionspronomen, Afrika, Niehlhelm, Alexander, Nofreteten oder Pasteten sprechen, oder wie diese ganzen Sachen heißen, aber immerhin besser als Parties, vor allen Dingen nicht so laut.“ Und mit diesem Satz gähnte Arabella und ging in ihr Mauseloch m zu schlafen. Falko Humboldt aber lächelte. Und dann breitete er die Flügel aus und flog aus seinem Turmnfenster hinaus in die finstere Nacht.

14.11.02

 

hallo kathi,

ich habe in deinem profil gelesen, dass geschichten schreiben dein hobby ist. ich möchte das unterstützen und bin in die tiefe deiner geschichte gegangen. ich hoffe, ich kann dir ein paar grundsätzliche dinge nahebringen, die du in deinen nächsten geschichten berücksichtigen wirst.

dein grösstes problem ist die unordnung in deinen sätzen. mal lange, mal kurze - so wie du gerade denkst, was du schreiben musst, um den leser zu informieren. die länge der sätze ist ein stilistisches mittel. mit langen harmonischen sätzen gibt der autor dem leser baldrian. er versetzt sie in eine angenehme stimmung (er lullt sie ein - auf gut deutsch *smile*). eine aneinanderreihung von kurzen sätzen hingegen hat die wirkung von hektik - panik - "Sie rennt, schaut sich panisch um. Nichts! Alles Dunkel. Aber sie hört Schritte. Immer lauter werdende Schritte. Ihr Atem stockt."
in deiner geschichte verwendest du manchmal ein längeren satz gefolgt von einem kürzeren. das finden wir oft bei humorvollen sätzen: "Sie nahm die Rose, schaute mir in die Augen, in denen ich las, wie sehr sie mich liebt, wie sehr sie mich begehrt, und wie sehr sie diesen Moment mit mir allein verbringen möchte, dabei formten ihre lieblichen Lippen ein lautes: "Idiot" Sie riß der Rose den Kopf ab und warf ihn mir zu Füßen.

du siehst, die länge der sätze zueinander können die ganze geschichte beeinflussen.

der nächste punkt ist deine stärke. die wörtliche rede. die gelingt dir sehr gut. eine lebendige geschichte kommt kaum ohne wörtliche rede aus, dabei darf sie meist kaum länger als drei sätze sein. in deiner geschichte sind die wörtlichen reden kurz!
zum stil noch einen letzten tipp: wortdoppelungen sind gift für eine geschichte. in einem gedicht kannst du das auch sehen, eine wortdoppelung ist kein harmonsicher reim. in der regel solltest du versuchen, wortdoppelungen zu umgehen. das ist manchmal nicht nur schwierig sondern auch unmöglich. in einer icherzählung zum beispiel kommst du nicht umher tausend mal "ich" zu schreiben. in anderen geschichten sind es die pronomen und bindewörter, die sich wehrlos doppeln. ich weiss von meinen geschichten, dass ich manchmal ganze textpassagen umschreiben muss, nur weil ich eine verfluchte wortdoppelung nicht raus bekomme. in deiner geschichte gibt es zu viele. sie zeigen, dass du noch ganz am anfang stehst. weiter unten habe ich die analyse für einzelne textpassagen. da habe ich ein beispiel beigegeben, in welchem fall eine wortdoppelung auch mal ein stilistisches mittel sein kann.
der inhalt geht in deiner geschichte verloren. du schreibst von einer maus, die von einer party gestört wird, die sich dagegen erfolglos auflehnt und nach der party wieder ihre ruhe hat. das ist nicht viel. oder wie manuel es sagt - es fehlt die pointe. jede vernünftige kurzgeschichte sollte eine pointe haben, wenn sie nicht über einen starken inhalt verfügt. in deiner geschichte meine ich, eine pointe gefunden zu haben, die du nur nicht richtig herausschreiben konntest. dir geht es um eine typische volksprachliche eigenschaft einer maus, nämlich ihre trägheit. sie schläft gerne. vielleicht hattest du auch einige szenen mit tom und jerry im kopf. vielleicht wolltest du eine pointe schreiben, bei der der leser erkennt, dass diese überempfindliche maus immer nur schläft. es wäre eine ganz zarte pointe - aber ein zarte pointe ist viel besser als gar keine.
die einleitung ist bei dir kurz genug. einleitungen sollen möglichst im ersten bis dritten satz den hauptcharakter, den ort und die zeit mitteilen, soweit es für den inhalt der geschichte notwendig ist. eine geschickte geschichte hätte den freund falko schon im eingang der geschichte vorgestellt. es ist nicht gut, wenn neue charakter am ende der geschichte vorgestellt werden. noch schlimmer sind nacherklärungen, nach dem motto: "der charakter tut das und das, aber lieber leser, um zu verstehen muss ich dir noch folgendes sagen..." das solltest du vermeiden. besser, alles erklärende sollte am anfang der geschichte abgehandelt sein, denn wenn der leser dann zu dem punkt kommt, wo das entsprechende geschehen aktiviert wird, dann erinnert er sich, dass es ja bereits erwähnt wurde. das gibt der geschichte die entsprechende rundung.

jetzt zu den einzelnen fällen

Es lebte einmal eine Maus namens Arabella im Humboldtgymnasium in Tegel.
leider ist "Arabella" als name ziemlich ungünstig, weil arabella kiesbauer diesen namen populär gemacht hat. vielleicht wäre "Bella" sowieso ein niedlicherer mäusename?
muss die angabe des gymnasium so präzise sein?

Sie hatte eine kleine Wohnung in einer Wand des Klassenzimmers der 5h. Sie wohnte dort sehr ruhig, bis eines Tages die Klasse beschloss, eine Party zu feiern.

"wohn" ist doppelt. vielleicht kannst du "wohnte" in "lebte" tauschen
"Klasse" ist doppelt. vielleicht kannst du "Klassenzimmer" in "Schulzimmer" umändern?

Bis eines Tages die Klasse beschloss, eine Party zu feiern.
Die Party sollte an einem Donnerstag stattfinden und 29 Kinder kamen auch.

ist es eigentlich wichtig, dass die party an einem donnerstag stattfinden soll? ausserdem wechselt die zeit in diesem satz: die party soll staffinden und dann kamen die kinder auch schon.

"Party" ist doppelt. "Die Party" im 2. satz könntest du entweder in "Diese" oder in "Dieses Ereignis" ändern.

vielleicht besser: An jenem Abend kamen neunundzwanzig Kinder, brachten laut tösende Musik mit und machten sich wild über die Chipstüten her.
in dieser variante ist einiges gerafft - die eklige uhrzeitanzeige, die für die geschichte selbst völlig unerheblich ist, ist weg. die wortwiederholungen sind weg. und statt drei ist es nur noch 1 satz.

und 29 Kinder kamen auch. Um 20:30 Uhr begannen sie,

schreibe zahlen weitmöglichst aus, das gildet auch für uhrzeiten "Um 20:30 Uhr" entweder >> "halb neun abends" oder "zwanzig Uhr dreißig"

Sauer kletterte sie auf einen Schultisch, der mit den anderen Tischen an die Wand geschoben worden war, um Platz zu schaffen.

"Tisch" ist doppelt. das 2. "Tischen" könntest du doch ganz weg lassen.
ausserdem könntest du "um Platz zu schaffen" weglassen. das kann sich der leser nämlich denken, und wir sollten versuchen, den leser nicht mit unnötigen sätzen zu belasten.

Von dem Tisch aus konnte man gut aus dem Fenster sehen und das wollte Arabella auch , denn sie musste ja die Turmuhr sehen, um sich zu vergewissern, dass sie guten Grund habe, um zu schimpfen.

hier ist schon wieder "Tisch". ändere doch "Von dem Tisch" in "Von ihrer Position"
"sehen" ist doppelt. das 2. "sehen" könntest du in "lesen" ändern
"man" besser >> "sie

Sie sprang den Tisch hinunter und huschte zur Klassentür. Die Tür war offen. Schnell rannte Arabella die Treppe hinunter.

zum einen ist "Tür" wieder doppelt sowie auch "hinunter" und zum anderen scheint der 2. satz eine nachgeworfene erklärung zu sein. es ist ganz einfach, diese problem wegzuschreiben: Sie sprang vom Tisch hinunter, huschte durch die offen stehende Klassentür und flitzte die Treppe hinab.

Dabei stoperte sie und purzelte direkt gegen die Lehrerzimmertür.

"stoperte" >> "stolperte"
hier ist schon wieder "tür" besser "die Lehrerzimmertür" >> "das Lehrerzimmer". dass es die tür ist, kann sich der leser denken.

Hallo!“, rief die Maus und klopfte dabei gege die Tür.
"gege" >> "gegen"
schon wieder "Tür". besser: ...und klopfte so laut, wie es ihre Pfötchen vermochten.
Sauer kletterte die Maus wieder alle Treppen hinauf in den Klassenraum der 5h. Dort spielten die Kinder gerade Mord-im-Dunkeln. Die Maus wusste das nicht und als sie lauter Kinder hörte, die Geräusche machten als würden sie sterben, lief ihr ein Schauer über den Rücken.

das klingt etwas plumpt: schön wäre: Mit großer Mühe kletterte die Graupelzin all die Stufen wieder zurück in den Partyraum, nichtahnend dass die Kinder gerade Mord-im-Dunkeln spielten, die dabei furchtbare Sterbelaute ausstießen.

wo ihr Freund, Falko Humboldt lebte. Herr Humbold war ein Falke. Eigentlich fressen Falken Mäuse, aber die beiden verstanden sich gut.

diese erklärung, warum der Falke Arabella nicht frisst reicht nicht aus.
"Falke" kommt hier 3 mal vor. wortdoppelungen sind in der regel nicht gut. aber jetzt habe ich die gelegenheit, dir mal eine variante zu zeigen, in der eine wortdoppelung beabsichtig ist:
...schlich müde den Turm hinauf, zu Herrn Falko Humboldt. Falko Humboldt ist, wie der Name es ja schon sagt, ein Falke. Außerdem ist Arabella seine Freundin, was sie davor schützte, von ihm gefressen zu werden.

hier ist "Falke" "Falko" drei mal geschrieben als provozierte wortdoppelung. klingt das gut?

„wie kommt es, dass du mich besuchst so spät in der Nacht. Die Turmuhr schlägt jeden Moment 10 Uhr?“

hinter "Nacht" kommt das Fragezeichen - nicht hinter Uhr.
schreibe zahlen besser aus
du könntest "schlägt jeden Moment zehn Uhr" verkürzen auf "schlägt gleich zehn". das klingt besser

„Aber natürlich, Arabelle, natürlich.“

"Arabelle" >> "Arabella"
schön wäre es, wenn falko einen kosenamen für die maus hätte, damit du nicht dauernd "Arabella" schreiben musst"

wie die kleine müde Maus sich ein Plätzchen zum schlafen suchte.

"schlafen" gross
besser "Schlafen" >> "Schlummern", da im folgesatz "schlief" vorkommt.

In den nächsten Wochen schlief Arabella wieder in ihrer Wohnung. Und am Tag hörte sie wieder den Lehrern zu.

"wieder" ist doppelt. besser: Am nächsten Tag war wieder alles beim alten. Nachts konnte sie die Ruhe zum Schlafen finden, und tagsüber hörte sie den Lehrern beim Unterrichten zu.

Eines Abends erzälte sie Falko: „Es ist zwar furchtbar langweilig, wenn die Lehrer von Konjunktionspronomen, Afrika, Niehlhelm, Alexander, Nofreteten oder Pasteten sprechen, oder wie diese ganzen Sachen heißen, aber immerhin besser als Parties, vor allen Dingen nicht so laut.“ Und mit diesem Satz gähnte Arabella und ging in ihr Mauseloch m zu schlafen. Falko Humboldt aber lächelte. Und dann breitete er die Flügel aus und flog aus seinem Turmnfenster hinaus in die finstere Nacht.

"Turmnfenster" >> "Turmfenster"
ein einsames "m" wünscht, entfernt zu werden
"oder" ist in der aufzählung doppelt. das 1. "oder" könntest du zum beispiel mit "allsauch" ersetzen.

dieser satz will nicht passen *smile*.

besser: Irgendwann erklärte sie ihrem großen Freund, dass es zwar sehr langweilig sein kann, wenn im Unterricht über Konjunktionspronomen, Afrika, Niehlhelm, Alexander, Nofreteten oder Pasteten gesprochen würde, dass sie das aber einer lauten mäuserücksichtslosen Party vorziehen würde. Falko hatte nur gelächelt, als er dann zusah, wie Arabella sich ihrer Lieblingsbeschäftigung zuwandte, nämlich ein Nickerchen machen.

fazit: das hier ist eindeutig eine übungsgeschichte. sie lässt deine lebendige schreibwut erkennen. deine stärke sind wörtliche reden. bis deine geschichten rund sind, wirst du noch viel schreiben müssen und erfahrungen sammeln. aber ich sehe, dass du schnell zu deinem persönlichen stil finden wirst.
bitte weiterhin viel lesen, und weiter schreiben, auch wenn die kritiken manchmal entmutigen können. bei fragen, wie du etwas am besten zu papier bringst, darfst du gerne mich aber ganz bestimmt auch andere mitglieder am besten per pm fragen.

viel erfolg

barde

 

Hallo Kathi und herzlich willkommen! :)

Spontan habe ich mich über die Rubrik gewundert, ich hätte die Geschichte in "Kinder" erwartet. Wenn Du magst, verschiebe ich sie, sag mir einfach per PN oder Mail bescheid.

Nach diesem langen und sehr guten Posting von Barde bin ich nicht mehr wirklich in der Lage, neues zu sagen. Auch mir haben die Dialoge gut gefallen, hier solltest Du wirklich ansetzen. :)

schöne Grüße
Anne

 

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