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Die Leere danach

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15.08.2003
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Die Leere danach

für tamara

Das Kind war klein, rot und häßlich. Ein Junge. Ein Sohn, verbesserte sich Elisabeth in Gedanken, mein Sohn. Und blickte ihn an, wie er dalag, klein, rot und häßlich. Sie hob vorsichtig die Hand, um ihn zu berühren, zuckte aber vor der runzligen, schmierigen Haut zurück. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie hatte auf diesen Moment unbeschreiblichen Glücks nach der Geburt gewartet, von dem ihr andere Mütter berichtet hatten. Aber alles, was sie fühlte, war ihr geschundener, müder Körper, in dem die Schmerzen der Geburt langsam ausklangen.
Sie hatte gehofft, es wäre vorbei gewesen. Die Monate voll Depressionen, Übelkeit, schmerzenden Brüsten und plötzlichen Tränenausbrüchen hatten sich schwer auf ihre Seele gelegt wie ein bleiernes Tuch, und sie hatte sehnsüchtig auf ihr Ende gewartet. Und jetzt, da es vorbei war, fühlte sie sich nicht anders. Sie fühlte gar nichts. Da war sie und dort war das Kind. In einem kurzen, verzweifelten Moment wurde ihr bewusst, dass sie sich nicht einmal einen Namen überlegt hatte, und sie hätte am liebsten aufgeheult. Sie hatte nie weitergedacht als zu diesem Moment, wo sich doch alles in Freude auflösen sollte, und jetzt, da dem nicht so war, fühlte sie sich einsam und verlassen. Wie sollte es denn jetzt weitergehen?

Sie würde wohl noch ein paar Tage im Krankenhaus bleiben, und ihn dann mitnehmen, in ihre kleine Wohnung mit den wenigen Möbeln, ihn in sein Bett legen und sich wieder allein fühlen. Und in ein paar Jahren würde sie ihm die Türe öffnen, wenn er von der Schule nach Hause kam und ihn freundlich fragen, wie sein Tag war. Und Liebe empfinden können, auch wenn er wie sein Vater aussehen würde. Ihn lieben, ihren Sohn.

Elisabeth schloss schaudernd die Augen. Diese Bild war falsch, so könnte ihr Leben nicht sein. Sie konnte doch nicht Mutter spielen, wenn sie nicht Mutter war und niemals sein konnte. Nicht für ihn. Aber ich bin es, verbesserte sie sich in Gedanken, neben mir liegt mein Sohn, und ich habe noch immer keinen Namen für ihn. Mein Gott, er hat nicht einmal einen Namen. Er ist nicht. Er ist genauso wenig er selbst wie ich seine Mutter bin, wie ich Mutter sein könnte.
Es schien ihr, dass sie nichts empfinden konnte außer der andauernden Verzweiflung und der leisen Wut für dieses kleine Geschöpf neben sich. Wut, weil er da war, Wut, weil er ihr Leben zerstörte, Wut, weil er sie zu der Einsicht gebracht hatte, dass sie nicht glücklich war und es nicht werden würde.
„Er kann nichts dafür“, sagte sie sich bewusst. Aber warum wünschten sich alle so verzweifelt Kinder, wenn sie sie nicht bekommen konnten, und warum war sie nun – doch – Mutter geworden, obwohl sie nie gewollt hatte? Weil sie sich keine Abtreibung hatte leisten können? Das war doch nicht fair. Elisabeth schauderte, und dann blickte sie auf das Baby neben sich und hätte am liebsten aufgeschrien, weil es immer noch da war und immer noch hässlich und sie es immer noch nicht mochte. Das Schlimmste aber war, dass sie ihn auch nicht gemocht hätte, wäre er schön gewesen.
Es dauerte Stunden, bis ihr Körper endlich nach dem ihm zustehenden Schlaf verlangte und sie aufhören durfte, darüber nachzudenken, wie es war und wie es sein würde.

Als sie aufwachte, war es dunkel vor ihrem Fenster. Jemand hatte das Kind weggenommen, vermutlich in den Raum mit der Glasscheibe, wo stolze Väter ihre Kleinen bewunderten. Wenn sie nur an Väter dachte, wurde ihr schon schlecht. Ihr Kind würde nie einen Vater haben können. Und auch nie eine richtige Mutter, kam ihr die Erkenntnis. Er würde nicht geliebt werden, nicht von ihr. Niemals.
Sie konnte den Gedanken nicht mehr ertragen, er war ihr zu grausam. Sie wollte nicht grausam sein, sie wollte nicht, dass das Kind ein solches Leben leben sollte. Es war doch nicht seine Schuld. Sie ganz allein würde sein Leben ruinieren, und er würde immer unter darunter leiden. Sie würde ihn ganz langsam zerstören, und eines Tages würde er dieselbe Kälte empfinden wie sie jetzt. Eines Tages, wenn auch er voll Abscheu auf sein Kind blicken würde.

Elisabeth hob vorsichtig die Beine über den Bettrand und ließ sie eine Weile nach unten baumeln, bevor sie sich ganz aufsetzte und mit langsamen Schritten zur Tür wankte. Die Wände begannen sich um sie zu drehen. Sie klammerte sich kurz am Türgriff fest, doch dann war der Schwindel auch schon vorbei. Leise griff sie nach ihrem Bademantel, der über der Stuhllehne neben ihr hing, zog ihn an und betrat dann den Flur des Krankenhauses. An den Wänden hingen Bilder glücklicher Familien mit ihren Kindern. Elisabeth wandte die Augen ab.

Die Schwester erschrak, als Elisabeth plötzlich im Stationszimmer stand.
„Frau Kaspers! Warum haben sie denn nicht nach mir geklingelt“, begann sie, verstummte jedoch schnell wieder. Die Tränen, die Elisabeth die ganze Zeit so heroisch zurückgehalten hatte, liefen ihr nun übers Gesicht. Die Schwester reichte ihr ein Taschentuch, und Elisabeth holte tief Luft, bevor sie sich zögernd hinsetzte und zu reden begann.
Es tat ihr weh, einer Fremden von ihrer Kälte zu erzählen, aber je länger sie sprach, desto wohler fühlte sie sich. Sie hatte sich entschlossen. Ihr Sohn sollte kein Leben führen, so wie sie es tat.
Sie konnte ihm keine Liebe zeigen. Er würde sie bei anderen lernen müssen.
Die Schwester blickte sie traurig an, und Elisabeth spürte unter all ihrer Verzweiflung, dass sie verstanden wurde.

Die Wohnung war ungewohnt leer, als sie eine Woche später nach Hause kam. Ihre Freundin hatte die überflüssigen Kindermöbel bereits entsorgt. Es war seltsam, wieder daheim zu sein, wieder allein zu sein, und sich dabei – fast – wohl zu fühlen.
Ich bin keine Mutter, dachte sie erleichtert, und jetzt klang es richtig. Ich hätte keine Mutter sein können. Aber sie dachte an die beiden, die jetzt Eltern waren, und wie glücklich sie gewesen waren. Dan hatten sie ihn genannt, Dan Samuel – Morgenthal, nicht Kaspers, und es war gut so. Sie hatten ihm einen Namen gegeben, und eine Identität. Sie hatten das getan, was sie nicht gekonnt hatte. Und noch viel mehr. Und sie würden ihm ein Leben geben.
„Wir werden Ihnen von ihm schreiben“, hatte die Frau gesagt. Elisabeth war es fast egal, aber vielleicht war es den beiden wichtig. Vielleicht würde es dem Kind auch einmal wichtig sein. Elisabeth hatte nur eins etwas bedeutet – die Liebe, die sie in dem Gesicht der Fremden erkannt hatte; die Liebe, die sie nicht empfinden konnte; die Liebe, die so wichtig war für das Kind. Sie hatte gesehen, dass es so richtig war.
Elisabeth lehnte ihren Kopf an die Küchenfensterscheibe, schloss die Augen und spürte das angenehm kühle Glas auf ihrer Haut. So fühlt sich ein neuer Anfang an, dachte sie, und fühlte sich schuldig, weil sie beinahe glücklich war.

 

Inspieriert wurde diese Geschichte von tamaras Eine richtige Mutter - das ist mein Versuch, eine Antwort zu finden. Mein eigener kleine Challenge also :) .

 

Hallo Anea!

Hat mir gefallen.

Stilistisch gut und auch die Charakterisierung ist tief.
Auch wenn ich die Gedanken der Mutter schlecht nachvollziehen kann. Irgendwie scheint sie anfangs sehr kalt, sehr fremd, eben weil einem diese Reaktion auf die Geburt eines Kinder, des eigenes Kindes, so "unnormal" vorkommt.
Ihre Entscheidung zum Ende wirkt aber dann wiederrum richtig. Auf diese Art hat sie also nicht nur sich selbst geholfen, sondern auch anderen.
Schon perplex, wenn man bedenkt, um wen es geht.

Eines nur:

Aber warum wünschten sich alle so verzweifelt Kinder
Tun das wirkliche ALLE?

In diesem Sinne
c

 

Moin anea,

Stilistisch ist die Geschichte sehr schön geschrieben. Wie immer bei dir.
Inhaltlich hat sie mir aber nicht hundertprozentig zugesagt. Irgendwie blieb mir die ganze Sache zu oberflächlich. Du beschreibst eine Mutter, die ihr Kind nicht lieben kann (was du, nebenbei bemerkt, ziemlich und für meinen Geschmack zu oft erwähnst) und... naja, und das wars.
Ich weiß, diese Art Geschichte ist fremdes Terrain für mich (bin eher Unterhaltungstyp), aber für mich ist ein wichtiges Kriterium solcher Texte immer, ob ich mich in die Charaktere hineinversetzen kann. Und das konnte ich hier leider nicht. Kein Hineinversetzen, kein Mitfühlen - und von daher ließ mich die Gefühlswelt diener Protagonistin ehrlich gesagt kalt. Sagt mein Bauch.
Gut, mit diesem Feedback wirst du wohl nicht viel anfangen können, aber mehr kann ich leider nicht sagen.

hatten sich schwer auf ihre Seele gelegt wie ein bleiernes Tuch, und sie hatte sehnsüchtig auf ihr Ende gewartet.
Liest sich, als bezöge sich das "ihr Ende" auf die Mutter. Und ich denke nicht, daß du das meintest... Auch wenn du Gesellschaftsmod bist ;)
Aber warum wünschten sich alle so verzweifelt Kinder, wenn sie sie nicht bekommen konnten
Alle? Nun, ich kann keine Kinder kriegen (dumme Sache das und ich spreche nicht gern darüber :D), wünsche mir das aber auch nicht.
Will sagen, die Verallgemeinerung klingt für mich ungut. Es gibt sicher auf Frauen, die keine Kinder kriegen können und damit Leben können.
Die Schwester blickte sie traurig an, aber Elisabeth spürte unter all ihrer Verzweiflung, dass sie verstanden wurde.
Warum aber? Ich denke, "und" wär passender.

 

Hallo ihr beiden,

vielen Dank fürs Kommentieren :)

chazar:

Irgendwie scheint sie anfangs sehr kalt, sehr fremd, eben weil einem diese Reaktion auf die Geburt eines Kinder, des eigenes Kindes, so "unnormal" vorkommt.
Mir hat mal eine Hebamme von einem ähnlichen Fall berichtet. und ja, es ist schwer nachvollziehbar. Ich denke, ihre Stimmung ähnelt hier der, die junge Mütter dazu bringt, ihre Neugeborenen zu töten. Und es fällt schwer, sich einzudenken.

Tun das wirkliche ALLE?
na gut, vermutlich nicht... *zugeb*

gnoebel:

Irgendwie blieb mir die ganze Sache zu oberflächlich. Du beschreibst eine Mutter, die ihr Kind nicht lieben kann (was du, nebenbei bemerkt, ziemlich und für meinen Geschmack zu oft erwähnst) und... naja, und das wars.
Ach, so oberflächlich ist das eigentlich nicht - es passiert nur eben nicht viel.

Und das konnte ich hier leider nicht. Kein Hineinversetzen, kein Mitfühlen - und von daher ließ mich die Gefühlswelt diener Protagonistin ehrlich gesagt kalt.
Du bist halt einfach ein Macho :D
ne ernsthaft, klar ist dieser Gedankengang fremd und ungewohnt. Und dass man diese Gefühle kaum nachvollziehen kann, da jeder von automatischen Muttergefühlen ausgeht, verstehe ich auch.

Will sagen, die Verallgemeinerung klingt für mich ungut. Es gibt sicher auf Frauen, die keine Kinder kriegen können und damit Leben können.
Die Verallgemeinerung ist natürlich subjektiv und übertrieben. War eigentlich ein Gedanken der Prot, aber ich änder es wahrscheinlich noch ab.

Warum aber? Ich denke, "und" wär passender.
Hm, warum eigentlich nicht?

euch beiden liebe Grüße,
Anea

 

Hallo Anea,

stilistisch war deine Geschichte, in meinen Augen, sehr gelungen. Aber das sind wir ja von dir schon gewöhnt.

Inhaltlich habe ich einige Anmerkungen:
Zunächst erscheint mir die Überraschung der Mutter, dass sie das Kind nicht mag, etwas übertrieben. Das Kind ist ja offensichtlich ungewollt und es geht sogar so weit, dass die den Vater verabscheut. Ich denke da ein eine Vergewaltigung oder ähnliches. Sie erwartet, dass sie das Kind liebt, sobald es erst mal da ist – das ist nicht so und sie wirkt mir zu überrascht. Es müsste doch eher so sein, dass sie denkt: „Ich hab mir doch gleich gedacht, dass es so kommt.“

Leider konnte ich mich in deine Prot. nicht hineinversetzen. Das liegt mit Sicherheit daran, dass ich persönlich ein Kind nicht weggeben könnte – aber ihre Gründe sind mir auch nicht ausreichend genug. Ich konnte ihren Wunsch das Kind wegzugeben nicht ganz nachvollziehen. Vielleicht, weil du uns die genauen Hintergründe vorenthalten hast, vielleicht, weil ihre Verzweiflung bei mir nicht ganz angekommen ist. Sie wirkt daher auf mich etwas gefühllos und das war sicher nicht das Gefühl, das du beim Leser hervorrufen möchtest.

Ich weiß nicht, ob meine Anmerkungen dir jetzt weiter geholfen haben.

LG
Bella

 

groper: In dem Falle handelt die Protagonistin nun mal abseits der von dir genannten Kategorien.

Bella:

Aber das sind wir ja von dir schon gewöhnt.
Na dann warte ab, bis ich dir mein neustes Meisterwerk in Proletendeutsch zupeänne :D
Ernsthaft: Danke.

Sie erwartet, dass sie das Kind liebt, sobald es erst mal da ist – das ist nicht so und sie wirkt mir zu überrascht.
Sie hat viele vorgefertigte Klischees über Geburt und die Stunden danach, die sich nicht bewahrheiten. Ich werde versuchen, das noch deutlicher zu schreiben.

Sie wirkt daher auf mich etwas gefühllos und das war sicher nicht das Gefühl, das du beim Leser hervorrufen möchtest.
Doch, eigentlich war das beabsichtigt. Die einzigen Gefühle, die sie noch zu haben scheint, ist die Verzweiflung und Trauer angesichts ihrer Gefühllosigkeit. So war das gewollt.

Ich weiß nicht, ob meine Anmerkungen dir jetzt weiter geholfen haben.
Haben sie. Konstruktive Kritik und ehrliche Rückmeldungen sind immer hilfreich :)

Vielen Dank und liebe Grüße,
Anea

 

Hallo Anea,

mir hat´s gefallen, und ich habe sowohl die große Einsamkeit als auch die Kälte dieser Frau gespürt. Vielleicht liegt´s daran, dass ich einen ähnlichen Fall kenne - mit dem kleinen Unterschied, dass es gut ausgegangen ist und mit der Geburt und dem Ansehen des Kindes die Muttergefühle plötzlich da waren. So, wie es die Menschen deiner Prot offenbar erzählt haben und wie sie es ja auch erwartet, zumindest erhofft hat. Das Ende ist konsequent, wenn auch nicht wirklich überraschend. Um aus dem Stimmungsbild einer einzelnen Person, die ihr Kind weggibt, eine Reflektion der gesellschaftlichen Situation und der Erwartungen an eine Frau/Mutter zu machen, haben mir die entsprechenden Hintergründe gefehlt. Aber das sollte es wohl gar nicht sein.

Zwei Sätze, in denen du selbst sehen wirst, was falsch ist:

Diese Bild war falsch, so könnte ihr Leben nicht sein.
Sie ganz allein würde sein Leben ruinieren, und er würde immer unter darunter leiden.

Liebe Grüße
Juschi

 
Zuletzt bearbeitet:

groper:

wie du siehst, ist groper nicht der einzige, der deine geschichte nicht stimmig findet...
Ich finde so viel konstruktive und ehrliche Kritik auch toll. Wirklich.

welche schublade sollte das sein?
Keine. Mich stört es nicht, wenn Schubladen fehlen. Ich les gern öfter mal was neues. Aber das ist einfach Geschmackssache.

und: welche kinderschwester hätte - unter den von dir geschilderten umständen - "verständnis" (sic!) für die zurückweisung des eigenen kindes?...
Kinderschwester? Auf Geburtshilfestationen arbeiten meistesn eher Gyn-schwestern. Die Hebammen sind hier für die Kinder zuständig, in der Geschichte kommt jedoch keine vor.
Und ob die Schwester wirklich versteht oder ob das einfach nur Einbildung der Prot ist... wer weiß...

eine ernsthafte oder für leser interessante auseinandersetzung mit dem thema kindweggeben müßte anders aussehen...
Hier handelt es sich nicht um eine "Auseinandersetzung", sondern um eine Geschichte. Aus subjektiver Perspektive erzählt. Und dass es deinen Geschmack nicht trifft, kann passieren. Deswegen musst du dich auch nicht entschuldigen.

Juschi:

ich habe sowohl die große Einsamkeit als auch die Kälte dieser Frau gespürt.
Das ist schön. Auch mir ist übrigens ein ähnlicher Fall bekannt (auf dem das ganze sozusagen basiert) - totales Ausbleiben der Muttergefühle. Hat mir eine Hebamme mal erzählt, das muss wirklich schrecklich sein.

Das Ende ist konsequent, wenn auch nicht wirklich überraschend.
Das sollte es auch nicht wirklich sein.

aus dem Stimmungsbild einer einzelnen Person, die ihr Kind weggibt, eine Reflektion der gesellschaftlichen Situation und der Erwartungen an eine Frau/Mutter zu machen, haben mir die entsprechenden Hintergründe gefehlt. Aber das sollte es wohl gar nicht sein.
Ja, so isses :) - deswegen stehts auch nicht in Gesellschaft. Die Geschichte ist zwar nicht alltäglich, könnte aber so im Alltag passieren (jaha, ich hab die Forendefinition gelesen :D )

Die Sätze formulier ich sicher noch um. Danke fürs Zeigen und Kommentieren und Kritisieren erstmal. :)


so long,
Anea

 

Hallo Anea,

Es tat ihr weh, einer Fremden von ihrer Kälte zu erzählen, aber je länger sie sprach, desto wohler fühlte sie sich. Sie hatte sich entschlossen. Ihr Sohn sollte kein Leben führen, so wie sie es tat
Das ist der Knackpunkt in deiner Geschichte. Es gibt noch einige mehr, aber diesen hier finde ich am deutlichsten. Zuvor baust du die Spannung einer postnatalen Depression auf, beschreibst, wieviel Kälte deine Protagonistin beim Anblick des Kindes erlebt, wie groß die Enttäuschung ist, weil sie sich immer noch nicht freut, auch wenn sie darauf gehofft hatte, und dann enthälst du uns den kompletten Werdegang ihrer Entscheidung vor. Als ob die Möglichkeit "zur Adoption freigeben" wie aus dem Nichts in ihr entstande ist und auch prompt entschieden wurde. Keiner ihrer Gedanken ging vorher in diese Richtung. Hätte die Nachtschwester da nicht reagieren können?
Einen zweiten Knackpunkt finde ich die Rolle des Vaters des Kindes. Er wird sich wohl aus dem Staub gemacht haben, oder? Abre selbst dann kann eine Mutter auch anders reagieren (so bleibt mir wenigstens etwas von ihm). Wie ist der Junge in ihr entstanden? War jemals Liebe zwischen den beiden? Auch da fände ich etwas mehr Informationen hilfreich.

Du schreibst die Geschichte in angenehmer Sentimentalität, die düsteren Gedanken kommen an, aber so richtig überzeugen tut mich deine Geschichte leider nicht.

Trotzdem einen lieben Gruß, sim

 

Hi sim,

hmm, eine interessante Deutung. Für mich sind ihre vorhergehenden Gedanken Indiz dafür, dass sie sich bereits von dem Kind und ihrer Mutterschaft verabschiedet. Die Entscheidung halte ich schon für getroffen (seltsam, wenn man seine eigene Geschichte interpretiert ;) ), bevor sie zu der Nachtschwester geht. Der vorhergehende Gedankengang ist somit eigentlich Entscheidungsfindung, die eben zu dem Schluss führt. Aber klar, man muss das nicht unbedingt herauslesen (die Geschichte könnte ja auch eine andere Wende nehmen, so deutlich ist es ja nicht), dann wirkt das ganze wie ein Bruch.
Hintergrundinformationen gebe ich bei Geschichten diese Länge nicht besonders gern, ebensowenig wie Rückblenden. Ich wollte hier eine Momentaufnahme schaffen, und den Gedankenspielraum somit weit lassen. Das kann natürlich auch in die Hose gehen, aber ich gebe gern weite Interpretationsmöglichkeiten. Und zumindest bei dieser Geschichte schien mir ein offener Hintergrund angemessen.

lieben Gruß und vielen Dank,
Anea

 

He Anea,
da widmest du mir ein Kg und gibst mir nicht Bescheid, wenn du sie postest? Ich habe es gestern erst zufällig erfahren! :eek:
Also ich fand sie - wie immer - sehr intensiv erzählt, ich konnte mich schon in deine Prot einfühlen. Ob es realistisch ist, kann ich nicht beurteilen, da bin ich vorbelastet, vor allem, weil du auch noch den gleichen Vornamen genommen hast.
Danke für die Widmung!!! :kuss:
ganz liebe Grüße
tamara

 

Hi tamara,

zufällig erfahren? Kochte die kg-Gerüchteküche über oder wie muss ich mir das vorstellen? :D

Ob es realistisch ist, kann ich nicht beurteilen
Ich vermute, dass das keiner hier wirklich kann. Wahrscheinlich ist diese Geschichte eben nur für die eine Frau nachvollziehbar, der das im echten Leben passiert ist.
Ich hab mir übrigens fest vorgenommen, in meiner nächsten Geschichte mal kein Krankenhaus einzubauen ;) - mal sehen, ob es mir gelingt...

da bin ich vorbelastet, vor allem, weil du auch noch den gleichen Vornamen genommen hast.
Das war übrigens nicht mal Absicht. Vermutlich einfach ein unbewusstes Erinnern, ich fand den Namen einfach passend und hab ihn wohl unterbewusst mit der Situation assoziiert.
Die Situation und der Name des Kindes sind allerdings doch sehr verschieden.

Danke für die Widmung!!!
Hehe, gern geschehen. Immerhin warst du ja der indirekte Antreiber dieser Geschichte.

lieben Gruß,
Anea

 

Wie sich eine frischgemachte Mutter fühlt? Keine Ahnung, eine Erfahrung, die mir definitiv noch fehlt. Nachdem ich das nun vorangestellt habe, kann ich mich ja munter in Vermutungen und Einschätzungen verlieren: ich halte die Stimmungslage für plausibel.

Daß der Vater des Kindes (sofern eindeutig feststellbar) fehlt, mag für diese Situation eine wichtige Rolle spielen. Vielleicht gehst Du darauf etwas näher ein.

Eine Mutter kann ihr Kind nicht lieben. Warum soll das nicht so sein, ich erinnere mich da an eine Bekannte, der ich so etwas beinahe unterstellen würde. Interessanterweise gingen ihre beiden Geburten nach eigener Aussage "zehn Minuten, kaum Schmerzen". Vielleicht gibt es da ja einen Zusammenhang.

Wie dem auch sei: die Situation erscheint mir plausibel, grundsätzlich auch die Gedanken der Protagonistin, ebenso ihre Entscheidung. Richtig zu nörgeln habe ich neben Textkram nur folgendes: ist das Thema dieser Geschichte in der Unerhörtheit (Mutter liebt ihr Kind nicht) zu finden, so erscheint mir die Protagonistin zu schnell entschieden. Wo sind ihre Konflikte? Was werden ihre Eltern, was ihre Freunde sagen? Ist es in ihrer Vorstellung von der Welt überhaupt möglich, sein Kind nicht zu lieben?

Fraglich, ob das alles zu lesen interessant sein wird, m.E. gehört es aber zur Geschichte.

Und hier die versprochene (und bestimmt sehnsüchtig erwartete) Textkram-Nörgel-Liste:

  • sie hatte sehnsüchtig auf ihr Ende gewartet. Und jetzt, da es vorbei war - Der Bezug von "ihr" ist mißverständlich. Und worauf bezieht sich "es"?
  • dass sie sich nicht einmal einen Namen überlegt hatte - Are you fucking kidding me?
  • Diese Bild war falsch - Hat Juschi auch schon entdeckt...
  • Aber ich bin es - Vielleicht empfiehlt es sich, "bin" durch Kursivdruck hervorzuheben.
  • Er ist genauso wenig er selbst wie ich seine Mutter bin - Ich würde da ein Komma setzen. Und was genau bedeutet es, wenn ein neugeborenes Kind nicht "es selbst" ist?
  • Und auch nie eine richtige Mutter, kam ihr die Erkenntnis. - Holperig.
  • Sie konnte den Gedanken nicht mehr ertragen, er war ihr zu grausam. - Ebenso.
  • und er würde immer unter darunter leiden. - ebenfalls von Juschi angemerkt
  • Die Tränen, die Elisabeth die ganze Zeit so heroisch zurückgehalten hatte - Es ist wahrlich heldenhaft, was diese Frau hier geleistet hat. Wo sie doch allen Grund hat, ganz laut loszuheulen.
  • und Elisabeth spürte unter all ihrer Verzweiflung - Hmmmm, die Verzweiflung als beherrschendes Gefühl, unter dem sich dann...? Geht das nicht eleganter?
  • Ihre Freundin hatte die überflüssigen Kindermöbel bereits entsorgt. - "Ihre" Freundin? Wurde die bereits genannt? Wie wäre "Eine Freundin"?
  • "Wir werden Ihnen von ihm schreiben" - Klingt irgendwie, als wäre es wörtlich aus einer anderen Sprache übersetzt.

 

Fraglich, ob das alles zu lesen interessant sein wird, m.E. gehört es aber zur Geschichte.
Inhaltliche Erweiterungen fallen mir bei der Geschichte hier sehr schwer. Stilistisch ist die Überarbeitung auf jeden Fall fällig, das mach ich noch die Woche... vielleicht klappts jetzt auch mit dem Inhalt besser.

Are you fucking kidding me?
Komm, das gibt es häufig. Viele Leute schauen sich ihr Kind immer erst an, bevor sie es benennen, andere werden sich nicht einig, Elisabeth will sich nicht damit befassen. Der Punkt sollte deutlicher werden *notier*

Es ist wahrlich heldenhaft, was diese Frau hier geleistet hat. Wo sie doch allen Grund hat, ganz laut loszuheulen.
:lol: Jepp, die Holperer müssen raus. So langsam bekomme ich wieder Ehrgeiz bei der Geschichte...

Danke fürs Motivieren,
Anea :)

 

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