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Die letzte Tat
Es war auf einem Vorsprung eines sehr hohen Gebäudes, auf dem ich saß.
Meine Beine in den Abgrund hängen lassend, betrachtete ich die Stadt unter mir. Jetzt, in der späten Abendsonne, sah sie am schönsten aus. Es war das echte Gold, das jedem zugänglich ist, doch in ihrem Wahn sehen es die Infizierten nicht.
Würde ich irgendwann mal ausprobieren wollen, ob ich fliegen könnte, ich täte es hier. Es würde sich sowieso niemand darum kümmern. Alle sind damit beschäftigt ihr Leben gegen Geld einzutauschen. Sie hetzen sich, doch auf das Ende blickend, läuft alles ganz langsam. Wahrlich, ich hätte viele endlose Sekunden, in denen ich flöge.
Der Sonnenuntergang wäre für mich nie zu Ende. Ich wartete lange, ließe die Welt an mir vorbeiziehen und sähe sie dabei vergehen. Noch bevor ich aufschlüge, gäbe ich jeden Glauben an Gott auf und fände ihn frei von Zweifeln neu. Intuitiv wüsste ich, dass hier jedes Problem, jedes Kopfzerbrechen sein Ende fände. Meine Vergangenheit liefe auf genau diesen Moment zu.
Ich fühlte, wie ich nach oben flöge, zwischen den losen Wolken hindurch ins Unendliche, unter den Schlafenden aufwachte, oder einfach unten zerplatzte und die warme Dunkelheit empfinge.
Ich beschließe, genau so sterben zu wollen, stehe auf und gehe,
um meine Liebe zu verschenken.