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Die letzten Mönche
### Tagebuch des Bruders Matthias
**1. Januar 1803**
Ein neues Jahr beginnet und mit ihm ein neues Capitel unsrer Geschichte. Der Winter ist bitterkalt, und der Wind pfeifet durch die Ritzen unsers alten Klosters. Doch wir finden Trost in unserm Glauben und den Gebeten, die uns Wärme und Stärke schenken. Heut habe ich eine Predigt von Pater Anselm vernommen, die mich besonders berühret hat. Er sprach von Hoffnung und der ewigen Liebe Gottes, die uns auch in finsteren Zeiten leitet.
**15. Februar 1803**
Die Gerüchte werden lauter. Es heißet, daß unser Kloster bald aufgehoben werden soll. Napoleon und seine Armeen haben viele Veränderungen gebracht, und die Säkularisation scheinet unausweichlich. Einige meiner Brüder sind besorgt, andere zornig. Ich jedoch finde Trost im Gebet. Unser Leben liegt in Gottes Hand, und ich vertraue darauf, daß er uns durch diese schwere Zeit führen wird.
**10. März 1803**
Heute erhielten wir die offizielle Mitteilung: Unser Kloster wird aufgehoben. Wir haben einen Monat, unsre Angelegenheiten zu regeln und das Kloster zu verlassen. Die Nachricht hat uns alle tief getroffet. Bruder Johannes konnte seine Thränen nicht zurückhalten, und auch ich fühlete eine große Leere in meinem Herzen. Was wird aus uns werden? Wohin sollen wir gehen? Doch inmitten dieser Unsicherheit finde ich Ruhe im Glauben.
**5. April 1803**
Die letzten Tage im Kloster sind gezählet. Wir packen unsre wenigen Habseligkeiten und bereiten uns darauf vor, das einzige Zuhause zu verlassen, das wir je gekannt haben. Heute war ein besonders schwerer Tag. Ich ging durch die stillen Gänge und gedachte der vielen Jahre, die ich hier verbracht habe. Jeder Stein, jede Ecke birgt Erinnerungen. Doch ich weiß, daß unsre Reise hier nicht endet. Gott hat einen Plan für uns, auch wenn wir ihn noch nicht erkennen können.
**20. April 1803**
Heute war unser letzter Tag im Kloster. Wir versammelten uns ein letztes Mal in der Capelle, um gemeinsam zu beten und Abschied zu nehmen. Pater Anselm sprach von Vertrauen und Muth, und seine Worte gaben uns Kraft. Als wir die Tore hinter uns schlossen, fühlete ich sowohl Trauer als auch eine seltsame Erleichterung. Ein Capitel ist zu Ende, doch ein neues beginnet. Wir werden unsern Weg finden, geführet von Gottes Hand.
**30. April 1803**
Es ist nun einige Tage her, daß wir das Kloster verlassen haben. Wir sind in einem kleinen Dorfe untergekommen, wo die Menschen uns freundlich aufgenommet haben. Das Leben hier ist einfach, aber erfüllet. Ich helfe auf den Feldern und finde Freude in der Arbeit und dem einfachen Leben. Die Gemeinschaft der Brüder bleibt stark, und wir stützen einander in dieser neuen Umgebung. Ich sehe nun klarer: Gott hat uns hierher geführet, um uns zu zeigen, daß sein Licht überall leuchtet, nicht nur innerhalb der Klostermauern.
**15. Mai 1803**
Das Leben gehet weiter. Wir haben uns gut eingelebet und unser Platz in dieser neuen Gemeinschaft gefunden. Die Felder stehen in voller Blüthe, und die Natur erinnere uns täglich an die Schönheit und den Segen Gottes. Jeden Abend versammeln wir uns zum Gebet, und ich fühle, wie der Frieden in mein Herz zurückkehret. Die Zukunft mag ungewiss sein, doch ich vertraue darauf, daß Gott uns weiterhin leiten wird. Der Weg mag anders sein als erhofft, doch er führet uns immer näher zu ihm.