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Die Lotto-Oma

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05.09.2020
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Die Lotto-Oma

Noch ahnte Tjark nichts. Gegen den Türrahmen gelehnt beobachtete er seine Oma, wie sie in der winzigen dunklen Kochnische herumwuselte. Der duftende Dunst, der wie jeden Sonntag aus unzähligen Töpfen und Schüsseln aufstieg und die Nische in ein Dampfbad verwandelte, ließ ihn die Köstlichkeiten erahnen: Rinderrouladen mit Kartoffeln und Rotkohl, dazu diverse andere Kleinigkeiten. Während der tägliche Mensafraß Tjark zu einem Vegetarier gemacht hatte, aß er bei Oma beinahe alles. In Kombination mit ihrer selbstgemachten Limonade würde dieses Gourmet-Essen seinen Kater in Nullkommanichts verjagen – so wie Omas Pudel Derrick die Katze des Nachbarn.
Schon wieder schlich ihm Derrick um die Beine, wo er doch sonst immer in seinem Sessel schlummerte. Oma war auch irgendwie anders. Als sie endlich am Tisch saßen, ging er der Sache auf den Grund.
»Oma. Was ist los? Irgendwas stimmt nicht, oder?«
»Du hast dir ja gar keinen Rosenkohl genommen.«
»Oma, ich mag keinen Rosenkohl – immer noch nicht.«
»Na, dann aber wenigstens ein paar Kroketten!«
»Ist jemand gestorben?«
»Und Bohnensalat, den magst du doch so gern! Ich hab im Lotto gewonnen!«
»Was?«
»Na der gelbe Bohnensalat! Dein Lieblingssalat!« Sie hielt ihm die Schüssel hin.
»Nee, Oma. Das andere, was war das?«
»Ich hab im Lotto gewonnen, Tjark!«, sagte sie und hielt beide Hände vor den Mund.
Alles verschwand vor seinen Augen, die Kroketten, der Bohnensalat, zum Glück auch der Rosenkohl. Mit offenem Mund starrte er sie an.
»Bist du dir sicher?«
»Tjark, mein Junge. Ich bin zwar alt, aber mein Kopf funktioniert noch ganz wunderbar!«
Das stimmte allerdings. Oma war trotz ihrer neunzig Jahre geistig topfit. Körperlich hatte sie abgebaut, ging jedoch immer noch regelmäßig zum Seniorentreff, um zu singen und zu tanzen, und unternahm gelegentlich einwöchige Trips mit den anderen Alten.
»Im Lotto gewonnen? Das glaub ich jetzt nicht! Das ist ja supergeil, Oma, echt unfassbar! Wie viel ist es denn?«
»Viel.«
»Viel?«
»Genug. Tjark? Ich möchte, dass das unter uns bleibt. Mir ist Geld nicht wichtig. Weder ich noch deine Eltern hatten viel davon und trotzdem sind wir zufrieden. Deinen Eltern geht es gut und mir ebenso. Außerdem bin ich nun auch nicht mehr lange da. Und im Gegensatz zu mir hast du dein ganzes Leben noch vor dir! Du bist ja erst zwanzig!«
»Einundzwanzig, Oma!«
»Mein ich ja! Jedenfalls bist du jung und ich will, dass du das machst, was du wirklich machen willst, was dich glücklich macht und nicht so’n ollen Quatsch, BWR oder wie das heißt …«
»BWL, Oma.«

Die drei Buchstaben schleuderten ihn knappe achtundvierzig Stunden zurück.
»… wir brauchen auch eine zwischenbetriebliche Vergleichbarkeit. Wenn Konzern A bilanziert, sollte das idealerweise vergleichbar sein mit der Bilanzierung von Konzern B, sonst können Adressaten keine Investitionsentscheidungen treffen …«
Tjark saß auf einem der Stühle in der obersten Reihe des Hörsaals. Vor ihm auf dem Klapptisch lag ein Notizblock ohne Notizen. Wie die meisten Blätter in dem Block war aber auch das oberste Blatt nicht blank: Es war übersät mit Zeichnungen. Das Profil einer Kommilitonin, die nicht weit von ihm in der nächsten Reihe saß, der Kastanienbaum draußen vor einem der Fenster, diverse imaginäre Figuren und abstrakte Gebilde. Es war schon öfter vorgekommen, dass Sitznachbarn verblüfft waren über seine kleinen Kunstwerke. Heute tippte sein Sitznachbar eifrig auf seinem Laptop herum, neben dem Geschriebenen die Folien der Vorlesung: »Internationale Konzernrechnungslegung, 2. Vorlesung, 3. Semester«.
Tjark schaute aus den Fenstern, vernahm die Stimme der Professorin wie Hintergrundmusik. Die warmen Sonnenstrahlen, die diese Professorin glücklicherweise nicht aussperrte, wie die meisten anderen, fielen schräg in den Hörsaal. Der große Platz vor dem Hauptgebäude der Uni wimmelte von Studenten und Studentinnen, deren Wochenende bereits begonnen hatte, und im Geiste war Tjark schon einer von ihnen.
Dann begann das Wimmeln endlich auch im Hörsaal und schon stand Andy neben ihm.
»Die Party in der Alice-Neel-Straße ist erst morgen.«
»Och nee, echt? Bis dahin halt ich’s nicht aus, ey.«
»Ach komm, das passt schon. Wir machen heut einfach was anderes. Erst mal bei mir oder dir treffen, dann sehen wir weiter.«
»Okay. Ich bring Bier mit!«
»Abgemacht!«

Spät am nächsten Nachmittag hatte sich Tjark grade von seinem Kater erholt, da stand Andy schon wieder vor der Tür.
»Moin! Fit?«
»Puh, nicht wirklich.«
»Heute geht’s ab, Junge! Und ich hab Reste von gestern dabei«, sagte Andy grinsend und wedelte mit einer Vodka-Flasche vor Tjarks Gesicht herum.
Einige Stunden später kamen sie in bester Stimmung in der Alice-Neel-Straße an. Die WG war berühmt für ihre ausgelassenen Feiern. Sobald er die Altbauwohnung mit ihren hohen Decken betrat, fühlte sich Tjark wohl. Einige Leute standen mit Bierflaschen im Flur und unterhielten sich. Sein Vater hätte sie wohl als Hippies bezeichnet. Aus dem ersten Zimmer dröhnte Live-Musik. Ein paar der Musiker kannte er, unter ihnen Studenten der Musikhochschule, auch wenn sie dort höchstwahrscheinlich weniger schrammelig spielten. Durch die nächste Tür gelangten sie in die Küche, in der Fela Kuti Ungleichheit und Gewalt anprangerte.
»Endlich normale Leute!«, flüsterte Tjark in Andys Ohr, der den beiden gerade einen Rum-Cola mixte und genau wusste, was Tjark meinte: endlich interessantere Leute als die BWLer.
Dass die beiden selbst BWL-Studenten waren und Andy, im Gegensatz zu Tjark, das Studium gefiel und er auch nichts gegen seine Kommilitonen hatte, sogar mit einigen anderen befreundet war, spielte in diesem Moment keine Rolle. Schlagartig begann Tjarks Puls zu rasen und wie hypnotisiert stieß er Andy mit dem Ellenbogen.
»Scheiße Tjark, was soll das? Jetzt hab ich hier kostbaren Rum verschüttet!«
Nachdem Tjark ihm keine Beachtung schenkte, folgte Andy seinem Blick und sah sie: Lina. Wow, dachte Tjark, und bewunderte ihr kurzes krauses Haar, die große Nase, den eigenwilligen Kleidungsstil. Sie kam genau auf ihn zu und ließ ihn erröten. Einen Moment lang dachte er, sie würde sich zu ihm beugen, um ihn zu küssen, wie er es sich schon auf vergangenen Partys vorgestellt hatte. Doch sie griff nur nach einer Flasche Sekt, die hinter ihm neben dem Kühlschrank stand. Er fühlte, wie ein Rinnsal von Schweiß aus seinen Achselhöhlen an den Oberarmen hinunterfloss und hoffte, dass er nicht stank.
»Na ihr beiden! Gab’s heut keine BWLer Party, auf die ihr gehen konntet? Oder sind nur eure Anzüge in der Reinigung?«, sagte sie und lachte, bevor sie mit ihrer Sektflasche davonstolzierte.
Das idiotische Grinsen, welches er selbst nicht bemerkt hatte, verschwand von Tjarks Gesicht.
»Ey, lass die Alte labern. Nicht alle Kunststudentinnen sind cool, das sollte selbst dir klar sein!«
»Andy. Es geht hier nicht um Lina oder sonst irgendjemand anderen und das weißt du.« Er leerte sein Glas in einem Zug und lief Richtung Ausgang.
»Hey, Tjark, was’n los? Ist doch nicht so wild, wir sind ja grade erst gekommen.«
Andy folgte ihm raus auf die Straße, wo er ihn vergeblich zur Umkehr zu überreden versuchte.
»Scheiß BWL Kack! Ich hab da keinen Bock mehr drauf, Andy! Ich hab echt die Schnauze voll!«
»Ja, ich weiß. Tut mir leid, Mann. Aber hey: Wenn du es so scheiße findest und so gerne Kunst studieren willst, dann mach’s doch einfach!«
»Einfach, Andy, du bist witzig! So easy ist das nicht ...«
Unterstützt von einem Kiosk-Bier schaffte Andy es, seinen Kumpel aufzumuntern. Sie gingen ins »Roxy«, ihre Lieblingskneipe, und tranken, quatschten und tanzten bis spät in die Nacht.

Jetzt saß er mit einem Rest Rinderroulade im Mund seiner Oma gegenüber. Der Oma, die ein bescheidenes, aber glückliches Leben führte, allein mit einem Pudel in einem alten Bauernhaus nicht weit von der Stadt. Und jetzt war sie plötzlich reich! Was hatte sie da gesagt? Sie wolle, dass er das macht, was er wirklich will, was ihn glücklich macht und nicht irgendeinen Quatsch – BWR …
»BWL«, murmelte Tjark vor sich hin.
»Wie bitte?«
»Ach nichts, Oma.«
»Also. Was sagst du dazu?«
»Was sag ich wozu?«
»Na zu dem, was ich grade gesagt hab. Ich werde das ganze Geld auf ein geeignetes Konto überweisen, da habe ich mich schon von einer netten Dame bei der Sparkasse beraten lassen. Ich werde dir deine Miete zahlen und dir ein monatliches Taschengeld geben, unter zwei Bedingungen: Erstens bleibt das alles unter uns und zweitens bekommst du den Rest, wenn du es mal brauchen solltest – oder ich nicht mehr da bin.«
»Du wirst noch lange leben Oma, sehr lange!«
»Du lenkst ab, Tjark.«
Sie hatte recht. Er traute sich nicht, das Gefühl der Freude zuzulassen, welches bereits seinen Körper erfüllte, seit sie die Worte »Lotto« und »gewonnen« erwähnt hatte. Gleichzeitig war ihm klar, dass das Unsinn war. Warum konnte Tjark es nicht zulassen? Seine Oma hatte schließlich keine Bank ausgeraubt oder Steuern hinterzogen. Konnte er wirklich das BWL Studium schmeißen und Kunst studieren – trotz seiner Zweifel? Es klang zu schön, um wahr zu sein.
Tjarks Gesichtsausdruck schien seine Gedanken preiszugeben.
»Mein Junge, wir beide wissen, warum du dieses BWR studierst. Deine Eltern sind in der Nachkriegszeit aufgewachsen, hatten nicht viel Geld. Bei euch wurde immer gespart, jede Ausgabe musste gut überlegt sein.«
Als müsste sie ihm sein Leben erklären, fuhr sie fort, während er ihr aufmerksam zuhörte wie ein Schulkind voller Angst, es könnte etwas Essenzielles verpassen. Sie hatte sich damals nicht zu sehr einmischen wollen, als es um die Studienwahl ging. Seine Eltern hätten ihm mit Sicherheit ein kreatives Studium nicht verboten, aber natürlich waren sie froh, dass er etwas lernte, was ihm eine finanziell sichere Zukunft ermöglichte.
Tjark ging noch mit ihr und Derrick spazieren, bevor er zurück in die Stadt fuhr.
»Schlaf ein paar Nächte drüber und nächsten Sonntag sehen wir uns wieder«, hatte sie zum Abschied gesagt. »Und nix vertelln, versprichst mi dat?«
»Jau, Oma.«

In der Bahn stadteinwärts ging er alles noch einmal im Kopf durch. Oma. Lotto. Geld. Wie viel mochte es sein, eine Million? Mehrere Millionen? Einfach unglaublich! Der Gedanke machte ihn nervös, allerdings war es eine positive, kindlich verrückte Nervosität. Absurde Bilder von großen Villen und Swimmingpools, Palmen und Meer und Partys à la Great Gatsby schwebten durch seinen Kopf, bevor er sich zwang, zur Realität zurückzukehren. Was war die Konsequenz von so viel Geld? Glück? Nicht unbedingt – seine Eltern und seine Oma waren glücklich. Keine Sorgen? Wahrscheinlich nicht, denn nicht alles ist käuflich. Weniger Sorgen? Definitiv! Er arbeitete mehrere Nachmittage die Woche, um sich Miete und Studium zu finanzieren. BAföG hatte er nicht gewollt. Bei dem Gedanken, Schulden zu haben, bekam er einen unangenehmen Druck auf der Brust und ein flaues Gefühl im Magen. Vielleicht war er wirklich geschädigt durch seine Eltern, nur empfand er es nicht so – für ihn war es das Normalste der Welt, sparsam zu leben, bescheiden zu sein. Und auch wenn es anstrengend war, neben dem Studium zu arbeiten, so war er es gewohnt. Schon immer hatte er gearbeitet, Zeitungen ausgetragen, in der Nachbarschaft Rasen gemäht, in einer Firma im Büro Aufträge ins System eingepflegt. Dass er neben dem Studium arbeiten musste, war nicht das Problem, sondern das Studium selbst. Er arbeitete, um ein Studium zu finanzieren, das er eigentlich nicht wollte. Finanzbuchhaltung, Statistik, Unternehmensberichterstattung, Marketing, Finanzmathematik, Kosten- und Leistungsrechnung. Bei diesen Begriffen lief es ihm eiskalt den Rücken runter. Es fiel ihm verdammt schwer, sich auf den Stoff zu konzentrieren und er war jedes Mal verwundert, wenn er eine Klausur bestand. Das plötzliche Angebot der Oma erfüllte ihn mit einem wohligen, warmen Gefühl und löste ein Kribbeln in ihm aus, welches er sonst nur vom Verliebtsein kannte. Das zu studieren, was Tjark schon immer hatte studieren wollen, und nicht nebenbei arbeiten zu müssen, das war eine Wunschvorstellung. Sich zusätzlich keine Sorgen machen zu müssen, wie er nach dem Kunststudium genug Geld zum Leben verdienen konnte, war unvorstellbar. Aber vielleicht konnte man sich ja daran gewöhnen! Bei der nächsten Party in der Alice-Neel-Straße müsste Tjark nicht länger neidisch den Gesprächen der Kunststudentinnen und -studenten lauschen, sondern könnte mitreden. Sein Schmunzeln bei diesem Gedanken infizierte eine Frau schräg gegenüber in der Bahn, wodurch ihm erst so richtig klar wurde: Er fühlte sich großartig!

Mehrere Monate später hatte Tjark seine Oma am Telefon.
»Ich hab’s geschafft! Die haben mich genommen!«, schrie er ins Handy.
Eine ganze Weile jubelte sie auf der anderen Seite der Leitung und auch Derrick bellte ganz aufgeregt. Am Ende des Telefonats versprach sie, am kommenden Sonntag etwas ganz Besonderes für ihn zu kochen.
Die ersten Wochen des Wintersemesters an der Kunsthochschule vergingen und Tjark liebte es, liebte die Kurse, Kunstgeschichte und Designtheorie, die praktischen Arbeiten in Malerei und Zeichnen und fand auch die plastischen und digitalen Projekte spannend. Unter den anderen Kommilitoninnen und Kommilitonen in seinem Jahrgang fühlte er sich wohl und wusste, dass er endlich seinen Platz gefunden hatte.

An einem warmen Mittwochnachmittag lag er neben Andy im Park bei der Uni. Während Andy von der spannenden Vorlesung über Wirtschaftsethik von gerade eben erzählte, zeichnete Tjark die feinen Wolken im blauen Himmel. Dann vibrierte sein Handy, seine Mutter war dran.
»Hey Mama!«
»Hallo Tjark.« Ihre Stimme klang dünn und zerbrechlich.
»Ist alles okay?«
»Oma ist gestorben«, sagte sie und begann zu weinen. »Ihr Herz hat einfach aufgehört zu schlagen.«
Nach dem Telefonat fuhr Tjark direkt zu seinen Eltern. In der Straßenbahn dachte er an Oma, wie fröhlich und lebendig sie noch vor drei Tagen gewesen war. Die Vorstellung, dass sie nicht mehr lebte, er am kommenden Sonntag nicht zu ihr zum Mittag fahren würde, kam ihm surreal vor. Anfangs kämpfte er mit den Tränen, dann waren ihm die Blicke anderer Leute egal und er ließ sie zu.
Als Mutter ihm die Tür öffnete, fing sie zu weinen an. Tjark nahm sie in den Arm und sah im Flur seinen Vater stehen, der ihn mit glasigen Augen und dem Zusammenpressen seiner Lippen begrüßte. Derrick jaulte im Hintergrund.
Im Wohnzimmer saß Tjark seinem Vater stumm gegenüber und streichelte den Pudel auf seinem Schoß. Mutter kam mit einer Kanne Tee und fragte, wie es ihm gehe.
»Ganz okay.« Das war gelogen. Omas Tod war wie eine dicke graue Decke, die alles andere erdrückte. »Was passiert jetzt?«
»Die Beerdigung ist morgen Nachmittag.«
»Und Derrick?«
»Tja, der bleibt dann wohl bei uns.«

Sonntag fuhr er zu seinen Eltern statt zur Oma. Mittlerweile war ihm das Lottogeld nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Anstelle des Kribbelns in seinem Bauch bescherte es ihm nun ein flaues Gefühl. Nachdem sie sich zum Tee ins Wohnzimmer gesetzt hatten, entschuldigte sich Tjark innerlich bei Oma und brachte das Thema zur Sprache. Seine Eltern sahen einander mit großen Augen an. Offenbar hatten tatsächlich nur er und die Dame bei der Sparkasse von dem Geld gewusst.
Gleich am Tag darauf rief er bei Omas Sparkassenfiliale an. Am Telefon auf den nächsten freien Mitarbeiter wartend fühlte er sich ein bisschen schlecht, so kurz nach ihrem Tod nach dem Geld zu suchen. Aber früher oder später musste er es ja machen. Eine Frau meldete sich in der Leitung. Seine Oma kenne sie, ja; dass sie verstorben ist, tue ihr aufrichtig leid. Von einer großen Menge Geld wisse sie nichts. Sie schaute im System nach: Da sei kein Vermögen auf dem Konto seiner Oma, sagte sie, lediglich einige Tausend Euro, die sie scheinbar von den Rentenzahlungen angespart habe.
Hatte sie das Geld doch einer anderen Bank anvertraut? Oder es abgehoben und zu Hause versteckt? Wurde es von einem Bankangestellten gestohlen? Banken hatten schließlich nicht unbedingt einen engelhaften Ruf.

Eine halbe Stunde später war Tjark in Omas Haus. Ohne sie fühlte es sich anders an, fremd, obwohl er noch vor ein paar Tagen zum Essen hier gewesen war. Sein Kopf war voller Erinnerungen aus der Zeit, die er hier früher in den Ferien verbracht hatte. Die gruselige Diele, deren Boden sich immer weiter absenkte und durch die er immer so schnell gegangen war, wie er nur konnte, selbst tagsüber. Im kleinen Wohn- und Esszimmer, in dem Oma die meiste Zeit verbracht hatte, oft Sturm der Liebe und Tennis guckend, konnte sich Tjark genau an den vergangenen Sonntag erinnern – es hatte Grünkohl mit Kartoffeln und Mettwurst gegeben. Jetzt hätte er keinen Bissen runterbekommen. Eine Weile stand er so da und schaute sich Fotos an: Von ihr und seinem Opa, von seinen Eltern, von sich und von Derrick und früheren Hunden. Nach einer Weile kehrte er in die Gegenwart zurück und begann, Schränke und Schubladen nach irgendwelchen Hinweisen auf das Lottogeld zu durchsuchen. Tief unter einem Stapel Rechnungen fand er einen weißen Brief mit seinem Namen drauf. Tjark setzte sich auf den Stuhl der Oma, holte den handgeschriebenen Zettel raus und las:

Lieber Tjark,

wenn du das hier liest, bin ich wahrscheinlich wirklich nicht mehr da. Vielleicht hast du auch schon herausgefunden, dass ich gar nicht im Lotto gewonnen habe. Tatsächlich haben wir nur vor vielen Jahren mal gespielt, als dein Opa noch lebte. Wir haben schnell damit aufgehört, weil man ja sowieso nichts gewinnt und sein Geld besser sparen kann. Es tut mir unendlich leid, wenn du jetzt enttäuscht bist. Bitte verzeih mir. Ich konnte es nicht mehr mit ansehen, wie du deine Zeit vergeudest mit diesem BWR Quatsch (oder wie das heißt). Es tat mir weh, dich so unglücklich zu sehen. Da ich dich damals nicht überreden konnte, musste ich mir etwas anderes einfallen lassen. Wir Menschen überschätzen den Wert des Geldes, sind aber dennoch davon abhängig und lassen uns davon beeinflussen. Du kennst meine Einstellung, meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass man zwar ein wenig Geld zum Leben braucht. Wenn man jedoch seine Träume und Wünsche vom Geld abhängig macht, bin ich der Meinung, dass das ein Fehler ist! Dich so glücklich zu sehen, nach deinem Wechsel zum Kunststudium, hat das für mich noch einmal bestätigt und mir mit meinem schlechten Gewissen geholfen. Denn du bist nicht glücklich des Geldes wegen, welches du niemals gesehen hast (außer dem kleinen monatlichen Taschengeld, das du übrigens solange weiter bekommst, bis mein Erspartes aufgebraucht ist), sondern wegen dem, was du machst! Hab ich recht? Ich glaube, du bist endlich gewechselt, weil es das ist, was du willst und nicht wegen imaginärem Geld. Ich würde dir jedenfalls vom Lottospielen abraten. Stattdessen nutze mein Restgeld sinnvoll. Wenn es aufgebraucht ist, fällt dir schon etwas ein, da bin ich mir sicher. Dieses Barföck (oder wie das heißt) kann ja so schlimm auch nicht sein, oder? Ich glaube an dich und bin mir sicher, dass du ein glücklicher Künstler wirst!

Fühle dich gedrückt,
Deine Oma Anni

Tjark lief eine Träne nach der anderen das Gesicht herunter. Für eine Weile dachte er nicht an Geld, sondern an Oma. Wie sie für ihn alles getan hatte, sich so oft seine Ängste und Sorgen anhörte und stets einen weisen Rat und eine Aufmunterung für ihn parat hatte. Wie sie ihm jedes Jahr zu Weihnachten die Pralinen mit Weinbrand schenkte, obwohl er sie hasste. Doch selbst dafür hatte Tjark sie geliebt. Dann las er den Brief erneut, freute sich über die etwas wackelige, markante Handschrift, die er von Geburtstags- und Postkarten so gut kannte.
War Tjark enttäuscht? Klar, wie konnte er es nicht sein? Millionen zu haben oder nicht zu haben, dazwischen gab es einen signifikanten Unterschied, den er wohl nie selbst erfahren sollte.
Wieder und wieder las Tjark den Brief und mit jedem Mal wurde sein Grinsen größer und die Tränen trockneten. Irgendwann legte er seine Hände mit dem Zettel in den Schoß und schaute nach draußen, auf die riesige Kastanie auf der anderen Seite des Kanals, deren Blätter sich bereits zu verfärben begannen. Der Baum erinnerte ihn an die schrecklichen BWR Vorlesungen – »BWL, Oma!« –, an die er lange nicht gedacht hatte. Durch Andy konnte Tjark seinen Frieden mit dem alten Studiengang schließen. Jedes Mal, wenn Andy ihm von den aktuellen Themen und neuen Erkenntnissen berichtete, hörte er interessiert zu, denn das Wissen, dass es ihn nicht mehr betraf und er sich stattdessen ganz der Kunst widmen konnte, machte ihn glücklich.
Tjark sah zum Schrank, wo ein eingerahmtes Foto von Oma mit Derrick stand. Er musste schmunzeln.
»Oma, du altes Schlitzohr!«, sagte er, steckte den Brief ein und machte sich auf den Heimweg.

 
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Lieber @rainsen !
Ich hab deine Geschichte auch gern gelesen. Auch mir hat dein Anfang am besten gefallen. Da war ich mit in der Küche und hab mit die Luft angehalten, als die Oma gesagt hat, dass sie im Lotto gewonnen hat. Viel.
Deine Dialoge gefallen mir gut. Ich finde davon könntest du noch einige mehr einbauen.
Ein paar Anmerkungen:

»Und Bohnensalat, den magst du doch so gern! Ich hab im Lotto gewonnen!«
»Was?«
»Na der gelbe Bohnensalat! Dein Lieblingssalat!« Sie hielt ihm die Schüssel hin.
»Nee, Oma. Das andere, was war das?«
»Ich hab im Lotto gewonnen, Tjark!«, sagte sie und hielt beide Hände vor den Mund.

Lieblingsdialog. Mag ich sehr:)
Die drei Buchstaben schleuderten ihn knappe achtundvierzig Stunden zurück.
Jemand schrieb, dass er das gut fand. Ich fand es irgendwie kompliziert.

Tjark schaute verträumt aus den Fenstern,
Das "verträumt" macht es ein bisschen klischeehaft, finde ich. Reicht nicht, dass er aus dem Fenster guckt?
»Die Party in der Alice-Neel-Straße ist erst morgen.«
»Och nee, echt? Bis dahin halt ich’s nicht aus, ey.«
Vielleicht hab ich`s überlesen: Aber was hält er nicht aus? Die Studentin heute nicht zu sehen?
sagte Andy mit seinem verschmitzten Grinsen und wedelte mit einer Vodka-Flasche vor Tjarks Gesicht herum.
"verschmitzt" finde ich wie "verträumt". Denken das zwanzigjährige Studenten übereinander? Vielleicht reicht auch einfach, dass er grinst und mit der Flasche wedelt.
Sein Vater hätte sie wohl als Hippies bezeichnet.
Hm. Ist mir egal;)
Das idiotische Grinsen, welches er selbst nicht bemerkt hatte, verschwand von Tjarks Gesicht.
"welches er selbst nicht bemerkt hatte" würd ich streichen. Ich glaube die wenigsten Leute bemerken, wenn sie idiotisch grinsen und behalten es dann totzdem bei.
Sie zogen durch ein paar Kneipen und tanzten bis zum frühen Morgen in einem der Clubs.
Ich find solch "beliebige" Sätze machen die Stimmung deiner schönen Geschichte ein bißchen flach.
Der Oma, die ein bescheidenes, aber glückliches Leben führte, allein mit einem Pudel in einem alten Bauernhaus nicht weit von der Stadt.
Das braucht es für mich nicht, die Oma in ihrer Bescheidenheit nochmal abzusichern. Ich hab das verstanden. Und ich versteh oft nicht viel;)
Als müsste sie ihm sein Leben erklären, fuhr sie fort, während er ihr aufmerksam zuhörte wie ein Schulkind voller Angst, es könnte etwas Essenzielles verpassen. Sie hatte sich damals nicht zu sehr einmischen wollen, als es um die Studienwahl ging. Seine Eltern hätten ihm mit Sicherheit ein kreatives Studium nicht verboten, aber natürlich waren sie froh, dass er etwas lernte, was ihm eine finanziell sichere Zukunft ermöglichte. Danach wiederholte sie noch einmal ihren Plan und betonte ihre Bedingungen und dass er selbst Andy nichts sagen sollte. Warum nicht? Weil sie wolle, dass er sich auf sein Studium konzentriere und man sie in Ruhe lasse – Geld sei in der Lage, seltsame Gefühle und Verhaltensweisen in Menschen zu wecken.
Hier werde ich langsam ungeduldig. Ist mir jetzt zu viel erklärt. Außer du würdest stattdessen nochmal einen Dialog draus machen.
Mehrere Monate später hatte Tjark seine Oma am Telefon
Klingt nicht schön. Find ich.
und dem kurzen Hochziehen seiner Lippen begrüßte.
Ich hab das jetzt bestimmt zwanzig Mal probiert. Was macht der Mann da? Also bei mir siehts irre blöd aus...:lol:
Ganz okay.« Es war, als gäbe es kein anderes Thema außer dem Tod seiner Oma
Na ja. Sie haben alle grad gehört das die Oma tot ist. Das ist schon das Top-Thema des Tages.
Vielleicht eher in die Richtung: darf man überhaupt über etwas anderes reden, als über Omas Tod?

Hui. Das sind ganz schön viele Anmerkungen. Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel.
Gerne gelesen jedenfalls.

Liebe Grüße vom Lotterlieschen!

 

Liebes @Lotterlieschen,

endlich komme ich dazu, mich deinen Kommentaren zu widmen!

Ich hab deine Geschichte auch gern gelesen.
Das freut mich sehr :)
Lieblingsdialog. Mag ich sehr
:D
Das "verträumt" macht es ein bisschen klischeehaft, finde ich. Reicht nicht, dass er aus dem Fenster guckt?
Haste recht, ist raus!
Vielleicht hab ich`s überlesen: Aber was hält er nicht aus?
Naja, er hält es einfach nicht aus bis zur Party ;)
"verschmitzt" finde ich wie "verträumt"
Ist auch raus!
Ich glaube die wenigsten Leute bemerken, wenn sie idiotisch grinsen und behalten es dann totzdem bei.
Er behält es ja nicht bei - es verschwindet.
Ich find solch "beliebige" Sätze machen die Stimmung deiner schönen Geschichte ein bißchen flach.
Jo, kann ich nicht widersprechen. Habe es etwas umgeschrieben, um es weniger beliebig zu machen.
Das braucht es für mich nicht, die Oma in ihrer Bescheidenheit nochmal abzusichern. Ich hab das verstanden.
Es ist eher nochmal wiederaufgenommen, um den Punkt hervorzuheben, dass sie jetzt reich ist. Bisher ist es mir nicht als zu doppelt vorgekommen, aber ich behalt es im Hinterkopf :)
Ist mir jetzt zu viel erklärt. Außer du würdest stattdessen nochmal einen Dialog draus machen.
Kann ich nachvollziehen. Habe es gekürzt und ein wenig Dialog zugefügt.
Klingt nicht schön. Find ich.
Hmm. Finde es passend.
Ich hab das jetzt bestimmt zwanzig Mal probiert. Was macht der Mann da? Also bei mir siehts irre blöd aus...
Hehe, naja, hatte da diese bestimmte Gestik vor Augen, die ich aber wohl nicht ganz passend beschrieben habe. Ich hab jetzt "..., der ihn mit glasigen Augen und dem Zusammenpressen seiner Lippen begrüßte." geschrieben. Vielleicht bekommst du das ja hin :D
Na ja. Sie haben alle grad gehört das die Oma tot ist. Das ist schon das Top-Thema des Tages.
Vielleicht eher in die Richtung: darf man überhaupt über etwas anderes reden, als über Omas Tod?
Haste auch recht. Habe es umgeschrieben, das passt denke ich besser zu seinem Zustand:
»Ganz okay.« Das war gelogen. Omas Tod war wie eine dicke graue Decke, die alles andere erdrückte. »Was passiert jetzt?«

Das sind ganz schön viele Anmerkungen. Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel.
Fand deine Anmerkungen super - ich muss feststellen, dass der Text noch Verbesserungspotenzial hatte, da haste mir definitiv geholfen!

Vielen Dank fürs Lesen und Mögen und Kommentieren, hat mich gefreut :-)
rainsen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @rainsen,

Die Oma hat es wirklich faustdick hinter ihren Ohren. ;) Ich mag sehr, wie sie scheinbar vordergründig (aber vielleicht doch etwas absichtlich?) BWL mit BWR verwechselt. Und dann der Lottogewinn! Ja, sie weiß, wie sie ihren Enkel zu seinem Glück manipuliert. Kennst Du den Film raus? Den solltest Du dir unbedingt anschauen... Nicht, dass es da um Omas, Enkel, Lotto geht, aber die grundsätzliche Parallelität in der Prämisse wird Dir bestimmt gefallen.

Die Szene in ihrer Küche kann ich mir sehr gut vorstellen und bin auch dank der feinfühlig-humorvollen Erzählweise gleich dabei.

Der duftende Dunst, der wie jeden Sonntag aus unzähligen Töpfen und Schüsseln aufstieg und die Nische in ein Dampfbad verwandelte, ließ ihn die Köstlichkeiten erahnen: Rinderrouladen mit Kartoffeln und Rotkohl, dazu diverse andere Kleinigkeiten.
>> toller Vergleich!
Während der tägliche Mensafraß Tjark zu einem Vegetarier gemacht hatte, aß er bei Oma beinahe alles.
:D
In Kombination mit ihrer selbstgemachten Limonade würde dieses Gourmet-Essen seinen Kater in Nullkommanichts verjagen – so wie Omas Pudel Derrick Nachbars Katze.
Das sind so Sätze, die ich mag.
»Na, dann aber wenigstens ein paar Kroketten!«
»Ist jemand gestorben?«
:D Toller Dialog. Auf mehreren Ebenen. Und während man als Leser*in sich daran erfreut, bekommt man die gut platzierte Vorausdeutung nicht mit. Jetzt ahnt man noch nicht, dass die Geschichte sich noch einmal drehen wird.
und unternahm gelegentlich einwöchige Trips mit den anderen Alten.
>> da stutzte ich. Sie ist schon sehr fit für 90, dass sie eine einwöchige Reise mitmachen kann.
Vielleicht würde ich ergänzen: mit anderen, meist jüngeren Alten.
Du bist ja erst zwanzig!«
»Einundzwanzig, Oma!«
»Mein ich ja!
>> :)
ie warmen Sonnenstrahlen, die diese Professorin glücklicherweise nicht aussperrte, wie die meisten anderen, fielen schräg in den Hörsaal.
>> als Dozentin in Berufsschule und Uni gehöre ich manchmal auch zu den Sonnenstrahl-Aussperrerinnen ;)
Wobei es richtige Unterschiede gibt. Studis lieben die Sonne und Altenpfleger*innen lieben es dämmriger ...;)
Wow, dachte Tjark, und bewunderte ihr kurzes krauses Haar, die große Nase, den eigenwilligen Kleidungsstil. Sie kam genau auf ihn zu und ließ ihn erröten.
>> gefiel mir!

»Ey, lass die Alte labern. Nicht alle Kunststudentinnen sind cool, das sollte selbst dir klar sein!«
>> Als ehemalige Kunststudentin muss ich an dieser Stelle grinsen.

Bei der nächsten Party in der Alice-Neel-Straße müsste Tjark nicht länger neidisch den Gesprächen der Kunsthochschüler lauschen,
>> Warum nicht Kunststudenten? Das ist einfach geläufiger. Manche meiner Studierenden wollen es richtig gegendert und bestehen in jeder Lebenslage auf dem Wort Studierende, was ich in belletristischen Texten nicht so mag.

, liebte die Kurse, Kunstgeschichte und -theorie, die praktischen Arbeiten in Malerei und Zeichnen und fand auch die plastischen und digitalen Projekte spannend.
>> Worin soll der Unterschied zwischen Kunstgeschichte und Kunsttheorie liegen? An unserer Hochschule gibt es Kunstgeschichte und Philosophie. Für Designstudenten Designtheorie.
»Ganz okay.« Das war gelogen. Omas Tod war wie eine dicke graue Decke, die alles andere erdrückte.
Der Vergleich ist sehr gut gewählt. Gerade mit Omas verbinde ich dicke Decken.
Die gruselige Diele, deren Boden sich immer weiter absenkte und durch die er immer so schnell gegangen war, wie er nur konnte, selbst tagsüber.
>> Sehr gut. So bildlich und wirklich gruselig. Mein Freund hat sich ein "Bastel-Haus" zum Ausbauen und Weiterverkaufen ersteigert, dass hat auch so einen widerlichen Boden ... :D Für ihn ein wahrer Glücksfall, sonst hätte er das Haus nicht so günstig ersteigern können ... Die meisten Leute scheuen sich vor größeren, handwerklichen Aktionen und solch gruselige Böden sind einfach abschreckend. Als ich beim ersten Mal dabei war, dachte ich auch: So ein Schitt, wie konnte er nur so eine schreckliche Bude kaufen ... Aber ich bewundere seinen Instinkt.

jark sah zum Schrank, wo ein eingerahmtes Foto von Oma mit Derrick stand. Er musste schmunzeln.
»Oma, du altes Schlitzohr!«, sagte er, steckte den Brief ein und machte sich auf den Heimweg.
:)
Ein versöhnliches Ende! Gefällt mir!
Obwohl dein Protagonist viel verliert (Oma, den "Lotto-Gewinn"), hat er am Ende viel gewonnen und seine Oma wird ihn im Hintergrund immer begleiten. Und auch Derrick wird weiter an Bord sein, als lebendiges "Erbe" und wenn er ihn krault, wird er bestimmt liebevoll an Oma denken. Den Namen Derrick finde ich für einen Kater übrigens sehr sprechend und gut gewählt. Da denke ich gleich an die vielen Abende, die Oma und Kater wohl krimisüchtig zusammen auf der Couch verbacht haben ...

Einen schönen Abend, petdays

 

Lieber @rainsen

Ich habe gelesen das du dein Titel geändert hast darf ich fragen warum?
Finde ein Bezug zu der Oma in deiner Geschichte und zu dem Gewinn war schön.
„Viel" macht mich nicht neugierig auf deine Geschichte.
Vielleicht sehe auch ich das nur so.

Wünsche dir schöne Tage zwischen den Jahren.
Liebe Grüße CoK

 

Hey @Manlio,

hat mich gefreut, dass du dir die Geschichte durchgelesen hast!

Klingt super arrogant (und ist es auch), aber bereits nach den einleitenden Sätzen konnte ich ungefähr die halbe Geschichte voraussehen.
Finde ich überhaupt nicht arrogant :) Ist für mich interessant, da die bisherigen Kommentatoren das glaube ich nicht so sehr vorhergesehen haben.

schwieriges Wortkonvolut
Jo, wurde tatsächlich auch schonmal angemerkt - aus irgendeinem Grund habe ich mich gesträubt, es zu ändern... Habe ich jetzt überwunden!

Aber oben hast du geschrieben, er ahne nichts. Ganz passt das nicht zusammen, und ist auch ziemlich "tellig".
Vielleicht solltest du den ersten Satz streichen und dann seine Ungeduld zeigen.
Mit dem "ahnte nichts" habe ich mich (was ich gehofft hatte, dass es klar ist) auf den Lottogewinn bezogen, bzw. dass seine Oma ihm erzählt, sie habe im Lotto gewonnen - nicht, dass sie generell anders ist.
Mag ein wenig tellig sein, ja. Aber ich finde nicht, dass es in diesem Fall zu viel ist - manchmal ist ein wenig tell ja auch passend - aber ich werde es mir nochmal ansehen und drüber nachdenken.

Ich würde diesen Rückblick überdenken.
Meinst du die Art, wie er eingeleitet wird oder den Rückblick selbst?

Finde ich - wie gesagt - interessant, dass du es sofort durchschaut hast. Dass du die Figuren dennoch magst und die Geschichte auch (da hast du deinen Kommentar wie eine kleine KG geschrieben und einen Twist am Ende eingebaut, denn das habe ich nicht kommen sehen), lässt mich schmunzeln ;) Danke für deine Ansichten!


Liebe @petdays,

schön von dir zu lesen :) Dein Kommentar freut mich, ich finde es spannend zu hören, welche Passagen dir gefallen haben!

Die Oma hat es wirklich faustdick hinter ihren Ohren. ;) Ich mag sehr, wie sie scheinbar vordergründig (aber vielleicht doch etwas absichtlich?) BWL mit BWR verwechselt.
Hehe, in der Tat! Tja, ob solche Omas wie die von Tjark schlauer sind, als sie vorgeben, das werden wir wohl nie erfahren - aber es ist sicherlich nicht ganz abwegig, wenn sie sich so ausgefuchste Pläne ausdenken ;)

Kennst Du den Film raus? Den solltest Du dir unbedingt anschauen... Nicht, dass es da um Omas, Enkel, Lotto geht, aber die grundsätzliche Parallelität in der Prämisse wird Dir bestimmt gefallen.
Kannte ich nicht! Habe grade in den Trailer geschaut und scheint ganz meinen Geschmack zu treffen... Musste direkt an "Free Rainer" denken, oder "Die fetten Jahre sind vorbei", die mir beiden sehr gefallen haben. Werde mir "Raus" definitiv ansehen - danke für den Tipp :)

Das sind so Sätze, die ich mag.
Ja, ich mag den Satz auch, allerdings habe ich das Ende nun doch etwas umformuliert, denn am Ende schreibst du von Derrick, dem Kater....es ist aber der Pudel, der Derrick heißt - also scheint meine Formulierung doch zu verwirrend gewesen sein (es sei denn, du hast dich verschrieben). Habe nun "In Kombination mit ihrer selbstgemachten Limonade würde dieses Gourmet-Essen seinen Kater in Nullkommanichts verjagen – so wie Omas Pudel Derrick die Katze des Nachbarn." draus gemacht. Hoffe, dass es jetzt klar ist.

Toller Dialog. Auf mehreren Ebenen. Und während man als Leser*in sich daran erfreut, bekommt man die gut platzierte Vorausdeutung nicht mit. Jetzt ahnt man noch nicht, dass die Geschichte sich noch einmal drehen wird.
Schön :) Bei Manlio scheint es nicht so ganz funktioniert zu haben, aber jede/r Leser/in nimmt Texte natürlich anders wahr...

da stutzte ich. Sie ist schon sehr fit für 90, dass sie eine einwöchige Reise mitmachen kann.
Also meine Oma (die hier auch als autobiografische Inspiration gedient hat - sie hätte sich sicher gefreut!) ist 93 geworden und hat bis zum Ende an solchen Aktionen teilgenommen :)
Aber ist bestimmt nicht die Regel...

als Dozentin in Berufsschule und Uni gehöre ich manchmal auch zu den Sonnenstrahl-Aussperrerinnen ;)
Wobei es richtige Unterschiede gibt. Studis lieben die Sonne und Altenpfleger*innen lieben es dämmriger ...
Interessant zu hören :) Didaktisch hat das Sonnenstrahl-Aussperren sicherlich Vorteile! Vielleicht haben die Studis noch bessere Augen als die Altenpfleger*innen.. :)

Als ehemalige Kunststudentin muss ich an dieser Stelle grinsen.
Hehe. Das werte ich jetzt mal als etwas Positives :)

>> Warum nicht Kunststudenten? Das ist einfach geläufiger. Manche meiner Studierenden wollen es richtig gegendert und bestehen in jeder Lebenslage auf dem Wort Studierende, was ich in belletristischen Texten nicht so mag.
Tja, das ist so ne Sache. Tatsächlich habe ich oben auch schon einfach "Studenten" geschrieben, und außerdem ist ja "Schüler" auch nicht gender-gerecht. Ich finde das Prinzip des gender-gerechten Schreibens richtig, auch wenn es umständlich ist. Was Belletristik angeht bin ich mir noch nicht so ganz sicher... Bisher hat sich noch keiner beschwert - allerdings finde ich es auch nicht so schlimm zu schreiben "Studenten und Studentinnen"... Ich bin da offen für Veränderung! Habe es jetzt einfach mal geändert und sehe mal, wie es sich liest.

Worin soll der Unterschied zwischen Kunstgeschichte und Kunsttheorie liegen? An unserer Hochschule gibt es Kunstgeschichte und Philosophie.
Ich habe nie Kunst studiert - habe diese Infos bzgl. der Fächer von den Websites von verschiedenen Unis... Da scheint es also Unterschiede zu geben, und es ist interessant deine Erfahrung aus erster Hand zu hören. Ich werde es jetzt trotzdem einfach mal so lassen, da es ja nicht falsch ist.

Der Vergleich ist sehr gut gewählt. Gerade mit Omas verbinde ich dicke Decken.
Ich auch! Wenn mein Bruder und ich früher bei den Großeltern übernachtet haben, konnte man sich unter der Bettdecke kaum bewegen, so dick und schwer waren die! :D Aber schön warm und gemütlich! Schön, dass du das auch so verbindest.

Sehr gut. So bildlich und wirklich gruselig. Mein Freund hat sich ein "Bastel-Haus" zum Ausbauen und Weiterverkaufen ersteigert, dass hat auch so einen widerlichen Boden
Auch das mit der Diele ist autobiografisch - die gibt es immer noch im Haus, in dem meine Oma gewohnt hat...und die war/ist wirklich gruselig :) Ist das Bastel-Haus ein echtes Haus? Klingt ziemlich ungewöhnlich. Witzig, dass es da auch so einen Boden gibt....was da drunter wohl vor sich geht..?

Ein versöhnliches Ende! Gefällt mir!
Obwohl dein Protagonist viel verliert (Oma, den "Lotto-Gewinn"), hat er am Ende viel gewonnen und seine Oma wird ihn im Hintergrund immer begleiten.
Freut mich sehr, dass es dir gefällt, und du die Folgen für Tjark auch als positiv empfindest - das scheint nicht selbstverständlich zu sein. Dass Derrick kein Kater ist, habe ich ja oben schon geschrieben....hoffe, dass die Änderung das Verständnis verbessert. Ist aber auch nicht so wichtig, denn es geht ja immerhin um ein Haustier :) Vielen Dank fürs Lesen und kommentieren!


Liebe @CoK!

Ich habe gelesen das du dein Titel geändert hast darf ich fragen warum?
Finde ein Bezug zu der Oma in deiner Geschichte und zu dem Gewinn war schön.
„Viel" macht mich nicht neugierig auf deine Geschichte.
Vielleicht sehe auch ich das nur so.
Ja, gute Frage. Ich hatte mal (wohl nach Beantworten der älteren Kommentare) kurz einen Anflug, einen Impuls, dass ein anderer Titel besser passen könnte. Aber im Nachhinein gebe ich dir recht - für mich ist die Geschichte auch "Die Lotto-Oma" geblieben, und das sollte mir zu Denken geben. Habe es wieder geändert :) Danke für deinen Hinweis!

Ich danke euch allen fürs Vorbeischauen und Lesen, und eure Verbesserungsvorschläge!
Viele Grüße,
rainsen

 

Hallo @rainsen,

Wie schön, dass Du eine so tolle Oma gehabt hast, die Dich zu Deiner Geschichte inspirieren konnte. Mein Opa war auch klasse und ist Gottseidank ebenfalls 93 geworden. Meine lieben Omas sind leider nicht so alt geworden.

Ich habe nie Kunst studiert - habe diese Infos bzgl. der Fächer von den Websites von verschiedenen Unis... Da scheint es also Unterschiede zu geben, und es ist interessant deine Erfahrung aus erster Hand zu hören. Ich werde es jetzt trotzdem einfach mal so lassen, da es ja nicht falsch ist.
>> Was ich meinte: an einer Hochschule wird es meist nur eins geben: Kunstgeschichte oder Kunsttheorie. Wenn Du die Theorie noch brauchst: nimm Designtheorie hinzu.
Ist das Bastel-Haus ein echtes Haus? Klingt ziemlich ungewöhnlich. Witzig, dass es da auch so einen Boden gibt....was da drunter wohl vor sich geht..?
>> Das Haus und der ehemalige Bewohner sind wirklich sehr ungewöhnlich. Leider hat mein Freund nicht auf mich hören wollen und hat ganz viel von dem noch vorhandenen Tagebuch- und Fotomaterial weggeworfen. Da hätte jeder Filmmacher seine Freude gehabt. Auch für das Deutsche Tagebucharchiv wäre das ein toller Beitrag gewesen ... Schade. Vielleicht nutze ich die Inspiration für eine längere Geschichte. // Unter dem Boden scheint nichts zu sein, er ist nur leicht eingestürzt.
Ja, ich mag den Satz auch, allerdings habe ich das Ende nun doch etwas umformuliert, denn am Ende schreibst du von Derrick, dem Kater....es ist aber der Pudel, der Derrick heißt - also scheint meine Formulierung doch zu verwirrend gewesen sein (es sei denn, du hast dich verschrieben).
>>Da hab ich mich wirklich verschrieben ... Ich bin so eine Schnellschreiberin, die 2000 Wörter in der Stunde raushaut ... Wenn ich an ein kuscheliges Tier auf der Couch denke, fällt mir in erster Linie eine Katze ein ... Liegt vielleicht daran, dass ich gerade selbst eine Katzengeschichte in einer Katzengeschichtenanthologie veröffentlicht habe ... Aber ein Pudel ist auch ein herziger Begleiter.

Viele Grüße, Petdays

 

Hey @petdays,

danke für die Antwort!

Was ich meinte: an einer Hochschule wird es meist nur eins geben: Kunstgeschichte oder Kunsttheorie. Wenn Du die Theorie noch brauchst: nimm Designtheorie hinzu.
Alles klar, habe ich gemacht - du bist die Expertin! :)

Wie schön, dass Du eine so tolle Oma gehabt hast, die Dich zu Deiner Geschichte inspirieren konnte. Mein Opa war auch klasse und ist Gottseidank ebenfalls 93 geworden.
Auf jeden Fall...im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich meine Großeltern nicht mehr nach ihrer Vergangenheit gefragt habe - aber auch so gibt es durch sie viel Inspiration.
93 ist schon echt alt :)

Da hab ich mich wirklich verschrieben
Haha, naja egal - die Änderung war eh überfällig, so habe ich sie dann endlich doch gemacht!

Danke nochmal fürs aufmerksame Lesen.
Hoffe du rutscht später gut rein!
rainsen

 

Hey @rainsen,

ich dachte, ich verabschiede mich aus dem alten Jahr mit einer guten Tat und schreib mal noch schnell einen Kommentar, nachdem ich in den letzten Monaten da bisschen sparsam mit war. Lotto-Oma hat mich da angesprochen, schwere Kost muss an einem solchen Tag ja nun auch nicht haben.
Der Text liest sich gut weg, unterhaltsam, schwer moralisch beladen gegen Ende hin, aber okay, ich habe mich jetzt nicht unwohl gefühlt. Ich habe auch kaum was im Gepäck, was diesen Text jetzt speziell betrifft, eher eine Überlegung, die Dir eventuell bei der Konzeption zukünftiger Texte als Teufelchen auf der Schulter hockt und Dir Dinge ins Ohr flüstert.

Das Teufelchen flüstert:
Der Text entspricht ja total dem gesellschaftlichen Ist-Zustand: Lebe deinen Traum!, Verwirkliche Dich selbst!, bla bla, was irgendwie dazu führt, dass die einen Berufe anstreben, die sie absichern und die anderen wollen was mit Kunst oder Design oder Medien machen wollen. So wirklich arbeiten - in den normalen Berufen scheint für viele nicht mehr erstrebenswert, es fehlt an Auszubildenden an allen Ecken und Kanten. Von daher ist dein Text vollkommen opportun zur Gesellschaft und ich frag mich bisschen, ob der Gesellschaftstag so gemeint ist. Aber gut, meine Wahrnehmung, mein Problem. Viel spannender wäre für mich trotzdem ein Text, der eben genau dieser Entwicklung etwas entgegensetzt. Und verstehe mich nicht falsch, ich gönne jedem und allen ihr Glück in einem Job, der ihnen Freude und Erfüllung bringt. Denn das ist wie ein Sechser im Lotto ;).
Was mir aber viel mehr durch den Kopf schoss - die viel spannendere Figur ist die Oma. Diese Geschichte aus ihrer Perspektive erzählt, hätte für mich einen viel größeren Reiz gehabt, denn eigentlich ist es ja sie, die hier einen Konflikt eingeht. Darf ich das? Darf ich meinem Enkel das Vorgaukeln, ihm vielleicht die Zukunft verdallern, nur damit ich ihn glücklich sehe? Wie fühlt sie sich, als sie ihm das auftischt? Wie fühlt es sich an, wenn er da jeden Sonntag zum Essen kommt und strahlt wie eine Weihnachtsbaumkugel? Bereut sie es oder genießt sie? Für ihn läuft das doch alles prima, er hat da gar kein Problem, das er selbst lösen muss, sein Problem wird ja von außen, von der Oma gelöst und insofern ist das mit der Spannung und Anteilnahme eben auch so wie Puffreis - leicht und fluffig. Die Oma dagegen, die trägt Konfliktpotential mit sich, das kann so ein altes Kreuz schon brechen. Ich hoffe Du verstehst, was ich hier versuche zu erklären. Hättest Du auf das andere Pferd gesetzt, ... Das mein ich mit Konzeption für die Zukunft - mal gucken, welche der Figuren tatsächlich den Konflikt eingehen und sich derer annehmen. Nur ein Vorschlag, kein Muss, denn auch diese Geschichte wird mit Sicherheit von vielen gern gelesen werden. Auch eine Frage, wie viel Literatur und wie viel Unterhaltung man schreiben will. Und beides ist legitim und berechtigt. Unterhalten hat mich deine Geschichte sehr wohl, viel tiefer und mir damit länger im Gedächtnis wäre sie mir jedoch im Perspektivwechsel geblieben.

Das von mir! Ich wünsche Dir einen guten Rutsch und alles Gute fürs Neue!
Beste Grüße, Fliege

 

Hey @Fliege,

und danke für deine (letzte?) gute Tat dieses Jahr - ich fühle mich geehrt, deine Meinung zu hören :)

Finde ich auch echt spannend, deinen Eindruck! Und klar, es macht sofort Sinn für mich. Die Oma ist im Titel, von ihr geht die Handlung aus, der Enkel muss sich nur helfen lassen. Ich bin nicht darauf gekommen, die Geschichte aus ihrer Sicht zu schreiben, vielleicht weil ich näher an ihm bin, als an ihr. Und ja, damit habe ich mich natürlich in seine Situation reinversetzt, statt in ihre. Aber jetzt wo du es ansprichst - es war tatsächlich sehr einfach, diese Geschichte so zu schreiben, was demnach sicherlich auch das Lesen leichter und fluffiger macht, wie du schreibst. Total spannend jedenfalls, diese Sicht auf die Geschichte durch deine Augen.
Generell muss ich direkt an Bücher denken wie "The Slap" von Christos Tsiolkas oder "Seven Types of Ambiguity" von Elliot Perlman, in denen dieselbe Handlung aus der Sicht mehrerer Figuren erzählt wird. Sicherlich nicht einfach, dafür aber umso spannender zu lesen! Also ja, deinen Tipp werde ich mir mit Sicherheit merken und nächstes Mal vielleicht den schwierigeren, spannenderen Weg wählen. Wer weiß, vielleicht schreibe ich Die Lotto-Oma ja auch nochmal, aus Sicht der Oma :)

Ein sehr interessanter Kommentar von dir, vielen Dank dafür! :)
Dir auch nen gediegenen Rutsch,
rainsen

 

Ich noch mal, wenn ich darf,

lieber rainsen,

denn Änderungen (keine Bange, Omas Geschichte gefällt mir nach wie vor – könnte sogar neidisch werden, bei mir gabs nicht mal das Gerücht von finanzieller Absicherung und ich hätte voller Neid auf Ärztesöhne oder dergleichen Wohlständigen blicken können, die mehr Bafög erhielten als der aus der (Hilfs-)Arbeiterfamilie, der sich sogar mit seiner Graduierungsarbeit über Monopolpreisbildung „am Beispiel der Walzstahlkontore“ den sicher geglaubten Arbeitsplatz in seinem ehemaligen Ausbildungsbetrieb in der Schwerindustrie verbaute. So musste eben das Jupphotel mich ertragen ...

Aber zwo Stellen sind mir aufgefallen – beide wegen Zeichensetzung. Zunächst das einfachere Problemchen, das eher eine Flüchtigkeit ist und eher keiner Begründung durch mich bedarf:

Er traute sich nicht, das Gefühl der Freude zuzulassen, welches bereits seinen Körper erfüllteKOMMA seit sie die Worte »Lotto« und »gewonnen« erwähnt hatte.

Aber das zwote ist ein Hammer – auch für mich, aber der Reihe nach:

Erstens bleibt das alles unter uns und zweitens bekommst du den Rest, wenn du es mal brauchen solltest – beziehungsweise wenn ich nicht mehr da bin.«

Drei Konjunktionen, wobei das doppelte „wenn“ »nur« beim Appendix eine übermächtige Rolle spielen kann – und ich ahne, dass Du das Problem mittels „Halbgeviertstrich“ (für mich ein Unwort deutscher Gelehrsamkeit der Grammatiküsse, als wenn ich vorm Bildschirm oder gar handschriftlich mit dem Millimeter mich abgäbe, oder um es als verhinderter Grafiker zu formulieren: Ein Grafiker oder Porträtist muss nicht den technischen Zeichner spielen. Das Kunsthandwerk des einen ist die maßstabgerechte Abbildung der Wirklichkeit, die Kunst des andern der genaue Blick vermengt mit Fantasie und vor allem einer freien Hand.)

Die Konjunktion „beziehungsweise“ (das DWDS sieht es „umgangssprachlich“ als „oder vielmehr, genauer gesagt“ und in „Papierdeutsch“ „und im anderen Falle“*. Man kann es einfacher ausdrücken, denn „beziehungsweise“ hat die Bedeutung und somit Wirkung eines schlichten „oder“ und folgt den Regeln für „oder“, das keines Kommas bedarf bei gleichrangigen Wörtern, Satzteilen oder Sätzen und tatsächlich lässt sich der Satz kürzer fassen (Omas bleibt natürlich unangetastet)

Erstens bleibt das alles unter uns und zweitens bekommst du den Rest, wenn du es mal brauchen solltest oder ich nicht mehr da bin.“ Aber warum lass ich nun die Konjunktion „wenn“ weg? Weil man’s darf, wenn man’s kann. Und gedoppelt wirkt es wie eine Spaßbremse.

Abermals ein gern gelesen, jetzt aber verknüpft mit dem Wunsch eines guten neuen Jahres, wobei das "gut" das werden möge, was Du Dir drunter vorstellst.

Tschüss

Friedel

 

Ach herrje Friedel!

Da habe ich ohne Verlinkung überhaupt nicht mitbekommen, dass du nochmal vorbeigeschaut und nach dem Rechten gesehen hast! Somit also mein verspäteter Dank dafür :)

Das Komma ist drin, der Hammer ist raus!

Danke für den Hinweis und die Erklärung. Das mit dem Halbgeviertstrich finde ich auch sehr seltsam, was den Namen betrifft. Wikipedia lässt mich staunen, denn "Andere waagerechte Striche, mit denen der Halbgeviertstrich häufig verwechselt wird, sind das Minuszeichen, der Viertelgeviertstrich, der Geviertstrich und der Doppelgeviertstrich sowie das Bindestrich-Minus." Dass es auch noch Viertel und Doppelte gibt, eieiei...naja - hilfreich sind sie dennoch :)

Dann wünsche ich dir jetzt, @Friedrichard, leicht verspätet auch ein gutes neues Jahr - sind ja nur noch 362 Tage...

Gruß,
rainsen

 

Hallo @rainsen, deine Geschichte hat mich sehr berührt! Ich konnte mich sehr gut einfühlen und man spürt die Liebe der Oma und Enkel.
Ich bin gespannt auf weitere Geschichten von dir!

Herzliche Grüsse,
Schwerhörig

 

Goede avond @Schwerhörig,

und vielen Dank fürs Lesen! (Nein, ich spreche nicht holländisch, aber ich habe mitbekommen, dass du es tust :)) Freut mich sehr, dass dir die Geschichte gefallen hat. Und ich freue mich drauf, auch mal was von dir zu lesen.

Viele Grüße,
rainsen

 

(Nein, ich spreche nicht holländisch, aber ich habe mitbekommen, dass du es tust :))
Oh, das spricht sich wohl schnell herum :lol:! Ich arbeite fleißig an meiner Geschichte und lese in der Zwischenzeit gerne von dir und anderen!

Herzliche Grüsse,
Schwerhörig

 

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