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Die Macht der Kugel

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12.02.2006
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Die Macht der Kugel

Die Macht der Kugel

Es war eine düstere Novembernacht und ich war allein zu Hause. Der Hund hatte schon ein paar Mal angeschlagen, als er gegen Mitternacht endlich Ruhe gab. Ich wälzte mich noch eine Weile hin und her, hörte das alte Haus ächzen und knarren. Kurz bevor ich in den traumlosen Tiefschlaf hinab glitt, spürte ich eine Veränderung. Irgendwie kam mein Geist nicht zur Ruhe. Durch die geschlossenen Augen bemerkte ich, dass es ganz hell im Zimmer geworden war. Ich öffnete die Augen und sah erst einmal gar nichts. Gleißende Helligkeit blendete mich. Vorsichtig schob ich die Bettdecke zurück, schwang die Beine aus dem Bett und tastete nach meinen Schlappen, ohne das nun schwächer werdende Licht aus den Augen zu lassen. Es konzentrierte sich jetzt auf einen Punkt. Mitten im Zimmer schwebte eine große, in allen Farben schillernde Kugel. Ihre Oberfläche pulsierte wie die Sonne und strahlte statt Hitze, angenehme Kühle aus. Fasziniert von ihrer unirdischen Schönheit ging ich näher. Ich musste dieses seltsame Ding berühren!
Ohne den geringsten Widerstand drang zuerst mein Finger, dann die ganze Hand ins Innere. Plötzlich packte mich etwas. Wie ein Schraubstock hielt es mich umklammert, zog, bis mein ganzer Arm verschwand. Vor Entsetzen schrie ich auf, versuchte mich zu befreien. Doch es half nichts, eine unbeschreibliche Kraft saugte mich gnadenlos in den leuchtenden Ball hinein. Mein Gesicht, mein Körper glitten durch die wabernde Oberfläche in eine undurchdringliche Schwärze. Panisch vor Angst ruderte ich mit Armen und Beinen, mein Kreischen verhallte im Nichts. Sekunden vergingen, vielleicht auch Minuten, bevor ich das Bewusstsein verlor.

„Hallo, junge Frau, aufwachen!“
„Wie? Was? Wo bin ich?“
„Aber Kleines, hast wohl tief geschlafen, was? Wir sind immer noch im Keller. Los, zusammen rücken.“
Ich rieb mir die Augen. Wo war ich, und was machte ich im Schlafanzug in einem Keller? Die Kugel! Nur sie konnte mich hier her gebracht haben!
Neugierig sah ich mich um. Ich befand mich mit vielen Menschen in einem spärlich beleuchteten Keller. Nur wenige unterhielten sich. Alle saßen dicht gedrängt bei einander. Dumpf drang jammerndes Gejaule unter die Erde. Sirenen! Doch da war noch ein anderes Geräusch: ein monotones, stetig lauter werdendes Brummen.
„Sie kommen!“, schrie ein älterer Mann. „Die Tommys sind gleich hier. Gott bewahre uns!“
Bevor mir der Sinn dieser Worte klar wurde, spürte ich eine tastende kalte Hand. Sie gehörte dem blonden Mädchen an meiner Seite. Dicke Zöpfe fielen ihr auf die Brust. Neben ihr saß eine ältere Frau, auf dem Schoß eine Aktentasche, die sie krampfhaft umklammerte.
„Hast du auch Angst?“, flüsterte das Mädchen, sie war einige Jahre jünger als ich.
„Ich weiß nicht, ich glaub schon. Wie heißt du? Irgendwie kommst du mir bekannt vor.“
„Ich bin die Anna, Anna Lehmann und neben mir, das ist meine Mutter Elvira. Wer bist du denn? Wohnst du hier in der Nachbarschaft?“
„Renate“, stammelte ich, „bin nur zufällig hier.“
Mehr brachte ich nicht heraus. Mir hatte es die Sprache verschlagen. Anna und Elvira Lehmann! Blitzartig wurde mir klar, warum ich das Gefühl hatte, die beiden zu kennen. Neben mir saßen meine Mutter und meine Großmutter! Nur waren sie jünger, viel jünger, als ich sie in Erinnerung hatte. Die mysteriöse Kugel musste mich in die Vergangenheit geschleudert haben, nur, in welche Zeit?
Das Dröhnen draußen wurde lauter, übertönte beinahe die Sirenen.
Gewaltige Detonationen ließen die Kellerwände erzittern. Mörtel rieselte auf unsere Köpfe. Der zweite Weltkrieg! Ich war mitten im Krieg gelandet! Und die Engländer griffen an!
Wieder explodierten Bomben. Die Erde bebte. Menschen schrieen. Gehetzt sprang ich auf, zitternd am ganzen Leib. Nichts wie weg hier!
„Wo willst du hin, Kind? Du kannst jetzt nicht hinaus!“
Elvira, meine Großmutter, griff nach mir und zog mich an ihre Seite. Die Aktentasche fiel auf den Boden.
„Betet Kinder, betet! Gott verschone dieses Haus!“
Die Einschläge kamen näher. Irgendwo splitterte Glas. Leise Gebete. Schluchzen, Zähneklappern. Alle drängten sich zusammen.
Ein ohrenbetäubender Knall. Volltreffer!
Die Druckwelle schleuderte die Menschen zu Boden, das Licht erlosch. Gegenstände flogen durch die Luft. Eine Kellerwand stürzte ein, begrub Leute unter sich. Schmerzensschreie, hysterisches Kreischen, Stöhnen. Meine Großmutter presste uns auf den Boden.
„Bleibt unten, Kinder, Gott steh’ uns bei!“
Plötzlich fauchte eine Feuerzunge durch ein Loch in der Wand. Beißender Qualm reizte Augen und Lungen. Mühsam richtete ich mich auf. Orangegelber Feuerschein beleuchtete ein Chaos! Überall lagen Trümmer, Menschen waren verschüttet, manche hielten sich blutende Wunden. Sie schrieen, wimmerten, stöhnten. Blut floss, Mengen von Blut.
Anna und Elvira lagen reglos auf dem Boden.
„Nein! Ihr dürft nicht sterben!“
Panik erfasste mich. Verzweifelt rüttelte ich die beiden, sie konnten, durften nicht tot sein! Ihr Tod würde unweigerlich auch mein Leben auslöschen.
„Mama! Oma!“
Anna hustete. „Bin ich tot?“
„Nein, nein. Wir leben.“
Elvira öffnete die Augen. „Wir sind verschüttet, nicht wahr? Lebendig begraben!“
„Steht auf, wir müssen hier raus! Wir ersticken sonst oder verbrennen.“
Energisch zog ich die beiden hoch. „Beeilt euch, schnell!“
Meine Großmutter stöhnte, als sie sich aufrichtete.
„Mein Knöchel! Er ist verstaucht.“ Tapfer biss sie die Zähne zusammen.
„Kommt mit. Wir gehen weiter nach hinten, weg von diesem Chaos.“
„Wohin führst du uns?“, wollte Elvira wissen.
„Soweit ich mich erinnere, haben diese alten Häuser immer eine Art Verbindungsschacht zum Nachbarhaus. Ich hab da letzte Woche eine Dokumentation im Fernsehen gesehen.“
„Bitte, was ist Fernsehen?“ Anna machte große Augen.
„Äh, nichts Besonderes.“ Ich hastete weiter.
Elvira sah mich merkwürdig an, sagte aber nichts.
„Wir sind an der hinteren Kellerwand. Vielleicht gibt es da wirklich einen Durchgang.“
Es war fast völlig dunkel, der Schein des Feuers aus dem vorderen Raum spendete nur wenig Licht. Vorsichtig tastete ich die Wand ab. Hoffentlich hatten sie in der Sendung keinen Blödsinn erzählt. Da, ich fühlte eine niedere Holztür, einen Riegel. Knirschend ließ er sich zur Seite schieben. Ich öffnete und sah auf eine Ziegelwand. Das konnte nicht sein! Mit aller Kraft stemmte ich mich gegen die Steine. Polternd fielen sie nach hinten und gaben eine schmale Öffnung frei.
„Kommt, das Loch ist groß genug. Wenn wir Glück haben, ist drüben alles heil. Anna, du gehst ´zuerst, dann Sie, Elvira.“
Ich zwängte mich als letzte durch die Mauer. Wieder standen wir in einem Keller. Rötlicher Schein drang durch ein schmales, vergittertes Fenster. Elvira hockte auf einem Sack und zog sich gerade den Schuh aus. Sie verzog das Gesicht vor Schmerz.
„Meine Tasche, ich habe meine Tasche verloren! All unsere Papiere!“
„Seien Sie froh, dass wir noch leben, Frau Lehmann. Los, weiter!“
Wir tasteten uns voran und fanden den Aufgang zum Treppenhaus. Alles war unversehrt. Im Halbdunkel stolperte ich über einen aufgeplatzten Koffer. Die Hausbewohner hatten wohl fluchtartig das Haus verlassen.
„Schau mal, ob du etwas zum Anziehen findest“, meinte Anna. „Draußen ist es kalt. In den dünnen Kleidern wirst du erfrieren.“
Zögernd wühlte ich in den Kleidungsstücken. Wen bestahl ich hier? Würde er es mir übel nehmen? Vielleicht war er tot. Sicher war es nicht schlimm, wenn ich etwas davon nahm. Ich fand Hose, Schuhe und Jacke, zwar ein wenig groß, aber es reichte. Im Hausflur musste Elvira stehen bleiben. Sie konnte ihren Fuß kaum noch belasten. Ich ging zur Haustür. Glassplitter knirschten unter meinen Schuhsohlen. Das kleine Türfenster hatte dem Druck der Explosionen nicht Stand gehalten. Vorsichtig lugte ich hinaus.
Draußen herrschte das Chaos. Leute rannten vorbei, Sanitäter, Soldaten mit Maschinengewehren, immer wieder Schreie und Schüsse.
Der Schein von unzähligen Feuern erhellte die Straße. Unbarmherzig fraßen die Flammen die Reste von dem, was die Bomben übrig gelassen hatten. Zögernd öffnete ich die Tür. Hitze und ekelhafter Brandgeruch schlugen mir entgegen. Wo vor ein paar Stunden noch Häuser gestanden haben mussten, lag jetzt alles in Schutt und Asche. Meter hohe Flammen fauchten durch die Ruinen. Mauerbrocken blockierten die Wege. Dazwischen Menschen mit Ruß geschwärzten Gesichtern. Sie riefen nach ihren Angehörigen, drehten Tote um. Lag da Vater oder Mutter, Ehemann oder ein Freund?
Andere hockten mitten auf der Straße und starrten verwirrt vor sich hin. Anna und Elvira drängten mich hinaus.
„Nein, lasst mich. Ich muss noch einmal zurück, den anderen helfen. Ich bringe auch die Tasche mit. Bleibt in der Nähe, ich finde euch.“
Ehe sie mich aufhalten konnten, rannte ich zurück in den düsteren Hausflur. Rauchschwaden waberten nun unter der Decke. Jetzt hatte auch dieses Haus Feuer gefangen. Die Zeit drängte. Ich hastete die Kellertreppe hinunter. Hier war noch viel mehr Rauch, das Atmen fiel mir immer schwerer.
Eigentlich müsste ich schon unten sein, doch die Treppe führte weiter hinab. Tiefer und tiefer stieg ich. Längst herrschte Totenstille, keine Sirenen, keine Motorengeräusche, keine Schreie, nur muffige, abgestandene Luft. Auch der Rauch war verschwunden. Hatte ich mich verlaufen? Schon wollte ich umkehren, da sah ich nicht weit entfernt einen Lichtschein. Er drang durch die Spalten einer Brettertür. Sie war nur angelehnt. Entschlossen stieß ich dagegen und war geblendet.
Gleißende Helligkeit umgab mich. Das konnte nicht sein! Ich blinzelte. Tatsächlich! Vor mir schwebte die Kugel.
Meine Gedanken überschlugen sich. Sollte ich zurückgehen? War das überhaupt noch möglich? Nur die Kugel konnte mich zurück in meine Zeit bringen. Es war die einzige Chance. Sollte ich es wagen?
Ich streckte meine Hände durch die wabernde Oberfläche, der Sog ergriff mich augenblicklich. Würde ich heimkehren?
Ich stürzte ins Nichts. Mein Bewusstsein erlosch.

Mein Atem ging stoßweise, als ich erwachte.
Bloß nicht die Augen öffnen! Beruhige dich erst einmal!
Ich lag auf dem Rücken, etwas Weiches deckte mich zu. Vorsichtig betasteten meine Hände den Untergrund. Es fühlte sich an, wie ein Bettlaken. Auf mir lag ein Federbett. Tief sog ich die Luft ein. Es roch leicht nach Limetten.
Gestern hast du Räucherstäbchen abgebrannt, schoss es mir durch den Kopf. Ich war also zu Hause!
Hastig öffnete ich die Augen und setzte mich auf. Tatsächlich! Ich befand mich in meinem Zimmer und saß auf meinem Bett.
Bilder von blutenden Menschen kamen mir in den Sinn. Ich hörte Sirenengeheul. Hatte ich alles nur geträumt?
Gewohnheitsmäßig tastete ich nach meinen Hausschlappen. Meine Füße berührten kaltes Leder. Braune Schnürschuhe! Mein Gott!

Die Sonne schickte ihre ersten Strahlen durchs Zimmerfenster. Sie fielen schräg auf den dunklen Teppich. Das Licht brach sich an etwas, es glitzerte auf dem Boden! Neugierig sank ich auf die Knie. Dort lag eine durchsichtige Murmel. Sie fühlte sich weich an. In ihr schien ein seltsames Licht zu pulsieren.
„Renate!“, rief es von unten.
„Renate! Aufstehen! Oma kommt gleich zu Besuch!“
Mir fiel ein Stein vom Herzen. Alles war wie immer. Mutter weckte mich, Oma kam, wie jeden Sonntag zum Mittagessen.
Nachdenklich stand ich auf, die Murmel in der Hand. War das die geheimnisvolle Kugel? Vielleicht ließ sich das irgendwann herausfinden, doch jetzt fehlte mir der Mut. Außerdem kam Oma. Schnell verwahrte ich den seltsamen Fund in meinem besonderen Schatzkästchen. Morgen, oder übermorgen würde ich die Murmel wieder hervor holen. Na ja, nächstes Wochenende wäre auch früh genug.

 

Hallo Dark Lady!
Ich weiß nicht ganz, wie mir deine Geschichte jetzt eigentlich gefallen hat. Sie lebt natürlich von der Grundidee, aber da ich mal ein Buch gelesen habe, das „An einem Frühlingsmorgen in Liverpool“ oder so ähnlich heißt (die Autorin hab ich leider vergessen) und in dem es um genau dasselbe Thema geht wie in deiner Geschichte, war diese Idee nicht mehr wirklich neu für mich. (Das Buch spielt allerdings in England und es gibt keine Kugel, aber die Protagonistin begegnet genauso ihrer Mutter und ihrer Oma. Die Pointe am Ende besteht dann darin, dass ihre Mutter sie nach dem Mädchen benannt hat, das ihnen damals im Krieg begegnet ist – also nach der Prot selber. :) ) Also kurz gesagt, inhaltlich hat mich die Story nicht zu Begeisterungsstürmen hingerissen, einfach deshalb, weil ich die Idee schon kannte (und zwar inklusive Kriegsszenario).
Ansonsten ist sie gut und flüssig geschrieben, ich hab jetzt auch kein Rechtschreibzeug gefunden, was sehr angenehm ist. Außerdem einige schöne Beschreibungen.
An manchen Stellen ging es mir ein bisschen schnell: die Reaktion deiner Protagonistin auf die Kugel fällt sehr knapp aus, da hätte ich mir mehr Erstaunen gewünscht. Dass Anna ihre Mutter gleich als Elvira vorstellt, finde ich etwas untypisch. Andererseits gibt es keinen richtigen Hinweis auf ihr Alter, aber nachdem sie nicht einmal weiß, was Fernsehen ist, muss sie ja noch relativ jung sein. (Ich denke, auch wenn Fernsehen damals noch nicht verbreitet war, kennt man zumindest den Begriff – so habe ich Elviras seltsamen Blick gedeutet.)
Ansonsten weiß ich nicht, ob und wo du Tempo aus der Geschichte nehmen könntest oder solltest – in der Situation, die du beschreibst, geht nun mal alles sehr schnell.
Eine Kleinigkeit ist mir noch aufgefallen: du erwähnst, dass Renate sich Schuhe aus dem Koffer holt, erst später wird dann klar, dass es die braunen Schnürschuhe sind. An der Stelle musste ich noch mal zurücklesen. Vielleicht kannst du das mit den braunen Schnürschuhen schon vorher einbauen und sie am Ende einfach das Leder berühren lassen.
Ansonsten: für zwischendurch angenehm zu lesen, aber für meine Begriffe ein eher klassisches Setting (magischer Gegenstand, Reise in die Vergangenheit, am nächsten Morgen Beweisstücke, die einen das Erlebte nicht als Traum abtun lassen).
Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

Hallo Dark Lady,
ich mache es mir da einfacher als Malinche - mir hat die Geschichte nämlich nicht gefallen.
Warum?
Also, erst einmal schilderst du eine seeeehr klassische Situation. Hat Malinche ja schon gut zusammengefasst. Diese klassische Situation ist allerdings nicht besonders lebendig/realistisch erzählt.
Also, mal angenommen, deine Prot war von Anfang an in dem Keller und hat geschlafen. Hat sich da niemand drüber gewundert? Sie wird so behandelt, als wäre sie mit den anderen da reingelaufen, was aber nicht besonders gut sein kann. Im Krieg (ich nehme mal an, es ist der zweite Weltkrieg, auf den du anspielst) kannten sich die Leute untereinander in der Regel sehr gut, da wundert man sich, wenn jemand Fremdes im eigenen Bunker auftaucht. Die Szene ist nicht besonders ausgearbeitet, es wirkt, als wärst du als Autorin zu faul gewesen, dir da Gedanken zu machen, da ist ein Loch im Text.
Was mir auch schleierhaft ist, ist, dass deine Prot weiß, dass es irgendwelche Verbindungsschächte zwischen Häusern gibt, und die Leute, die da immerhin wohnen, nicht. Auch die Sache mit dem Fernseher wirkt, als hättest du nicht recherchiert, denn immerhin wurde der erste Fernseher bereits Ende des 18. Jahrhunderts erfunden, dass das Mädchen also nicht weiß, was das sein soll, erscheint mir unwahrscheinlich. Das alles sind nur Kleinigkeiten, aber sie führen leider dazu, dass mir der Text nicht gefällt.
Malinches Erzählung von der anderen Geschichte - dass das Kind nach der Frau aus dem Bunker benannt sein soll - drängt sich einem beim Lesen förmlich auf. Da ist nur die Frage, was denn deine Prot in der Vergangenheit so Großartiges geleistet hat, dass man sich tatsächlich an sie erinnert. Sie hat die Leute auf die Existenz dieser Tunnel hingewiesen, aber ich bin der Meinung, dass sie da durchaus selber hätten drauf kommen können.
Vielleicht überarbeitest du den Text ja noch mal und berücksichtigst dabei das bisherige Feedback.

gruß
vita
:bounce:

 

Hallo vita
Zwei Dinge möchte ich anmerken:
die Geschichte über ein ähnliche Thema aus England war mir bis heute unbekannt.
Des Weiteren liegst du mit deiner Meinung bezüglich des Fernsehen gründlich falsch. 1833 wurden Stroboskopische Scheiben erfunden, 1853 ein System zur Bewegtbild-Projektion, 1891 das Kinetoskop. Erst in der späten ersten Hälfte des 20. Jahrhundert wurde das Fernsehen erfunden. Ende des 18. Jahrhunderts haben die Menschen, glaube ich, an solche Sachen nicht gedacht.

 

:klug: Na ja, das öffentliche Fernsehen gab es zwar wirklich erst ab 1952, aber Vorläufer bereits in den 20er Jahren, Versuchssendungen des Reichspostzentralamtes schon 1929. 1931 wurde Fernsehen auf der Funkausstellung gezeigt und im selben Jahrzehnt starteten die ersten Fernsehprogramme in den USA und Australien. Und bereits 1935 gab es im bereits erwähnten Berliner Reichspostzentralamt eine öffentliche Fernsehstube - im gleichen Jahr startete ebenfalls in Berlin das erste regelmäßige Fernsehprogramm der Welt, ehe ein Jahr später anlässlich der Olympischen Spiele die ersten großen Direktübertragungen stattfanden.
Soll heißen: Öffentlicher Usus wurde Fernsehen wirklich erst spät im 20. Jahrhundert, aber - als ein gewisses Privileg - existierte es auch schon vorher. Daher denke ich, dass zumindest Elvira mit dem Begriff etwas anfangen kann, Anna ist vielleicht noch zu klein. Aber das hatte ich eigentlich auch schon in meiner Kritik geschrieben.

So, jetzt spucke ich das verschluckte Geschichtsbuch wieder aus ... die Daten stammen aus Wikipedia und dem Duden-Lexikon. ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Dark Lady,

mir hat deine Geschichte auch nicht gefallen. Die Gründe dafür will ich dir anhand einiger Beispiele aufzeigen (Textkram gleich eingeschlossen):

Ich musste dieses seltsame Ding berühren!
Ich finde dieses Verhalten unrealistisch. Wenn mir mitten in der Nacht eine leuchtende Kugel begegnen würde, würde ich versuchen, von dem Ding wegzukommen, berühren wäre das Letzte, was mir in den Sinn käme. Die Szene wäre glaubwürdiger geworden, wenn sie sich vor Angst in die Hose gemacht hätte o. Ä.
Ach, lass sie doch wenigstens vor Angst zittern ...

Wie ein Schraubstock hielt es mich umklammert, zog, bis mein ganzer Arm verschwand.
Warum überrascht mich das jetzt nicht?

Nur sie konnte mich hier her gebracht haben!
hierher

Alle saßen dicht gedrängt bei einander.
beieinander

Mehr brachte ich nicht heraus. Mir hatte es die Sprache verschlagen. Anna und Elvira Lehmann! Blitzartig wurde mir klar, warum ich das Gefühl hatte, die beiden zu kennen.
Neben mir saßen meine Mutter und meine Großmutter!
Oje, oje. Die Idee ist dermaßen alt ... Hier irgendetwas Neues und Innovatives zu erzählen halte ich für unmöglich.

Die mysteriöse Kugel musste mich in die Vergangenheit geschleudert haben, nur, in welche Zeit?
in eine frühere, nehm ich mal an.

Der zweite Weltkrieg!
groß

Nichts wie weg hier!
Genau, bei einem Luftangriff ist es draußen immer am sichersten.

Panik erfasste mich. Verzweifelt rüttelte ich die beiden, sie konnten, durften nicht tot sein! Ihr Tod würde unweigerlich auch mein Leben auslöschen.
Ich kann deine Prot beruhigen: Bei einer Zeitreise würde es keine Paradoxa geben. Erklärung dazu hier.

„Bitte, was ist Fernsehen?“ Anna machte große Augen.
„Äh, nichts Besonderes.“ Ich hastete weiter.
Spontaner Verbesserungsvorschlag: Das Mädchen fragt die Protagonistin nach dem Begriff, Renate will schon eine ausweichende Antwort geben, als ihr die Mutter plötzlich den Begriff erklärt und damit deine historisch total ungebildete Protagonistin in Staunen versetzt. (--> "Was, diese Höhlenmenschen kannten schon das Fernsehen?")
Dass ein kleines Mädchen das zu dieser Zeit nicht wusste, bewegt sich im Bereich des Möglichen. ;)

Das würde die Geschichte wenigstens ansatzweise innovativ machen, weil der Leser ja etwas anderes erwartet. *g*

Hoffentlich hatten sie in der Sendung keinen Blödsinn erzählt.
"So höret und staunet: Häuser hatten früher immer Verbindungen untereinander. Guido Knopp hat mir das erzählt. "
"Das ist toll, mein Kind, aber wie kommst du bloß darauf, dass wir das nicht wissen?"

Meter hohe Flammen fauchten durch die Ruinen.
Meterhohe


Viel habe ich nicht mehr hinzuzufügen: Du erzählst eine klassische Zeitreisegeschichte, basierend auf der uralten Idee des Zeitparadoxons (das schon längst durch reine Logik widerlegt worden ist), ohne dieses wirklich in die Geschichte einzubinden. Eigentlich positiv - das Letzte, was wir brauchen, ist eine weitere Geschichte, in der das Großvater-Paradoxon vorkommt. Leider hat deine Story aber sonst nicht viel zu bieten: Nur eine recht klugscheißerische Besucherin aus der Zukunft, die ihren Verwandten die eigene Zeit erklärt (sie also quasi bevormundet), dazu noch die schlecht recherchierte Schilderung aus einem Weltkriegsbunker (der ich auch nicht viel abgewinnen konnte), und zum krönenden Abschluss ein wirklich banales Ende. Was will man mehr?

vita schrieb:
Auch die Sache mit dem Fernseher wirkt, als hättest du nicht recherchiert, denn immerhin wurde der erste Fernseher bereits Ende des 18. Jahrhunderts erfunden
Also 1791 oder so? Nein, nicht wirklich. *g*
Erste Versuche, bewegende Bilder zu übertragen gab es erst Anfang der 1920er Jahre. Die ersten mechanischen Fernseher mit Nipkow-Scheiben ("Zauberspiegel") tauchten dann Ende der Zwanziger bei diversen Funkausstellungen auf (und mit ihnen die ersten bescheidenen Programme); die elektronischen gar erst in den Dreißigern.

Dark Lady schrieb:
1833 wurden Stroboskopische Scheiben erfunden, 1853 ein System zur Bewegtbild-Projektion, 1891 das Kinetoskop. Erst in der späten ersten Hälfte des 20. Jahrhundert wurde das Fernsehen erfunden.
Kino hat mit Fernsehen nicht viel zu tun. Beides wurde getrennt voneinander entwickelt und erst viel später in gewisser Weise miteinander vereinigt.

Liebe Grüße
131aine

 

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