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Die Mandarinen Frau

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26.11.2008
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Die Mandarinen Frau

Die Mandarinen Frau

Eine schöne Kindheit habe sie nicht gehabt, erzählte sie mir immer. Damals im Krieg war es schwer und mühselig und erst recht die Zeit danach. Ihren Vater sah sie zuletzt jeden Tag, so, wie sie ihn auch früher nur sehen konnte, auf einem vergilbten Foto, an dessen Ecken das Sonnenlicht die Erinnerungen langsam auffraß.
Von ihrer Mutter gab es mehrere Fotos, viele zeigten sie sehr traurig neben einem Kump voll geschälter Mandarinen.
Ihre Mutter starb an gebrochenem Herzen. Es geschah an jenem kalten Novembertag in den frühen 50igern, an dem viele Kriegsgefangene der Ostfront nach Hause kamen. Mit Ihnen die Gewissheit, dass Ihr Mann zu schwach gewesen war für die Strapazen in den Lagern Sibiriens.

Im Alter kommen die Erinnerungen an früher wieder, an die Lieben die man eigentlich viel öfter an seiner Seite gebraucht hätte. „Zum Vorwurf machen kann ich es Ihnen nicht“, sagte sie immer. Trotzdem war sie für mich eine gute Mutter, sie gab mir viel Wärme und Liebe, all die Sehnsüchte die sie selber immer hatte.
Ich hatte eine schöne Kindheit, fühlte mich geborgen und gut behütet. Ich weiß heute, dass mein Vater Ihr die Kraft gegeben hat weiterzumachen.
Er verstarb erst kürzlich.

Zum Schluss roch es in Ihrem kleinen Zimmer ständig nach Mandarinen. Sie mochte eigentlich keine Zitrusfrüchte, da sie einen empfindlichen Magen hatte. Wenn sie zu viel Säure zu sich nahm bekam sie schmerzhafte Rötungen an den Mundwinkeln. Ich weiß allerdings, dass mein Vater sie sehr gerne gegessen hat. Früher, zu Weihnachten lagen auf seinen Teller immer besonders viele. Meine Mutter hat ihm die dann liebevoll geschält, so dass selbst die weiße Zwischenhaut komplett fehlte und die Frucht somit fast filetiert wurde.
Nach seinem Tod kaufte sie immer wieder welche, obwohl es keine Verwendung dafür gab. Anfangs fiel es mir gar nicht auf, doch als ich eines Morgens einen Schrank öffnete, um frische Bettlaken herauszuholen, standen auf dem Laken drei Schälchen mit geschälten Mandarinenstückchen. Ich fragte sie anschließend, warum sie sie dort hingestellt und nicht gegessen hat. Damals sagte sie, sie hätte diese wohl vergessen und würde sie schon noch essen.
In den folgenden Tagen hatte ich leider wenig Zeit, um nach ihr zu sehen. Es war aber eigentlich auch nicht nötig, denn sie konnte alles noch sehr gut alleine bewältigen. Der Tod ihres Mannes war nun drei Monate her. Ich konnte nicht ahnen, dass ihr Wille, ihm zu folgen so groß war.
Als ich das Telefonat entgegennahm, konnte ich erst nicht glauben, dass der Grund des Anrufs der Tod meiner Mutter war. Die Nachbarin auf der anderen Seite der Leitung war aufgelöst und erzählte mir mit zittriger Stimme, dass meine Mutter letzte Nacht friedlich entschlafen war und dass im ganzen Haus Schälchen mit fast filetierten Mandarinen standen.

Heute blättere ich in den alten Alben meiner Mutter und schaue auf die Fotos, die meine Oma traurig neben einer Schüssel abgeschälter Mandarinen zeigt. Ich frage mich ob es Zufall ist, dass meine Mutter eine ähnliche Verbindung zu dieser Frucht hatte wie meine Großmutter und greife in Gedanken in eine Schale frisch geschälter Mandarinen, die für meinen Mann vorgesehen waren.

 

Hallo Samorinho!

Das könnte eine hübsche, kleine Geschichte werden - beseitige doch bitte die vielen Fehler, ich nehme einfach mal an, dass es Tippfehler sein.

Zuerst bin ich durcheinander gekommen und dachte, du hättest dich mit den Perspektiven vertan, aber das ganze geht nur über drei Generationen. Die Oma, Mutter und dann der Sohn (?) Müsste es hier nicht konsequenterweise eine Tochter sein? Du wolltest doch nicht wirklich so etwas wie eine Pointe einbauen?
Ich bin so optimistisch und glaub nicht dadran. ;)
Dass das Schicksal irgendwie vererbt wird und dann diese Beziehung zu den Mandarinen hat mir gefallen. Es gibt auch alte Damen die Zigarren ihrer verstorbenen Männer anmachen, nur um wieder den Geruch im Haus zu haben, oder die die Kleidung ihres Partners immer wieder rauslegen, weil sie einfach nicht wahrhaben wollen, dass er nicht mehr da ist. Dieses Gefühl; die Sehnsucht nach Altem bzw. Gewohntem hast du kurz und knapp eingefangen.

Und für deinen Anfang ist das alles andere als schlecht. Ich denke, da geht mehr.

JoBlack

 

es muss konsequenterweise eine Tochter sein, da haste recht...danke für dein feedback

 

huhu samorinho,

deine Geschichte gefällt mir ganz gut - sie ist melancholisch und hat die richtige Länge für deine Botschaft. Allerdings sind auch mir viele Fehler aufgefallen (vor allem Kommafehler) und das will schon was heißen wenn sie mir auffallen (hab da selber mit einer Schwäche zu kämpfen).

Ich hätte es nicht schlimm gefunden wenn es sich um einen Sohn gehandelt hätte, für mich geht es in dieser Geschichte hauptsächlich um die Verbundenheit zwischen den Generationen und das man sich trotz allem ähnlicher ist/wird als man anfangs glaubt. Viele kennen sicher das Gefühl wenn einem auffällt "mensch, das hab ich von der Oma, der Mutter, dem Opa..... geerbt." Warum muss sowas geschlechterspezifisch sein? Ein Sohn könnte eine genauso tiefe Verbindung "geerbt" haben.

Dann wirft sich natürlich die Frage auf - und das ist es was ich an deiner Story interessant finde - ob das Verhalten vereerbt oder unterbewusst beabsichtigt ist. Hat die Tochter sich womöglich in einen mandarinenmann verliebt weil sie damit erinnerungen an ihren vater/ ihre eltern verband oder ist es bloß zufall das das schicksal sie auf diese art mit ihnen verbindet? (Mandarinen sehe ich in diesem Fall generell als Metapher)

alles liebe

Con

 

Hallo samorinho,

die Idee dieser Chronologie über die Mandarinen ist wirklich schön, auch passt der ruhige unaufgeregte Erzählstil.
Allerdings verweigerst du leider den Wechsel in der Plusquamperfekt auch dort, wo er zwingend notwendig ist, zum Beispiel hier:

Ihre Mutter starb an einem gebrochenen Herzen an jenem kalten Novembertag in den frühen 50igern an dem viele Kriegsgefangene der Ostfront nach Hause kamen und mit Ihnen die Gewissheit, dass Ihr Mann zu schwach war für die Strapazen in den Lagern Sibiriens.
Selbst, wenn du die vielen "hatte" und "waren" vermeiden willst, gehört dem Verlauf nach der letzte Nebensatz in die vollendete Vergangenheit.

Auffällig ist, dass die Enkelin erst am Ende von ihrer Oma spricht, sondern immer nur von der Mutter ihrer Mutter. Das mag gewollt sein, da ja die Enkelin die Großmutter nie persönlich kennengelernt hat, führt aber natürlich sprachlich zu Schwierigkeiten.
Die Mandarinen müssen natürlich als Motiv immer wieder auftauchen, allerdings empfinde ich einige Wiederholungen ab dem dritten Absatz unnötig, da sie immer dasselbe aussagen. Auch ist der dramaturgische Aufbau im Timing nicht immer geschickt. Sinnvoller wäre es, nach der Information "Mein Vater starb vor drei Monaten" mit seiner Vorliebe für die Früchte fortzufahren und den empfindlichen Magen erst später einzubauen. Dass es zum Schluss in ihrem Zimmer ständig nach Mandarinen roch, schreibst du anders später ohnehin noch einmal. Insofern wirkt dieser Absatz bisher noch etwas unstrukturiert.

Der Titel müsste natürlich eigentlich "Die Mandarinenfrauen" lauten - erstens in einem Wort, zweitens im Plural.
Lieben Gruß
sim

 

Anfangs viel es mir gar nicht auf
fiel

Hi,

melancholische Geschichte, ziemlich traurig. Hast du schön erzählt, sehr ruhig und fast schon leise. Keine Ahnung, wie ich darauf komme, beim Lesen hab ich mir vorgestellt, jemand würde den Text sehr leise vorlesen.

Ein paar Details, das Foto mit den vergilbten Ecken, die geröteten Mundwinkel, weil sie die Mandarinen nicht verträgt und sie trotzdem isst, fand ich besonders gelungen

Lieben Gruß von backslash

 

@sim

vielen dank für die konstruktive kritik...werde den text bei gelegenheit noch überarbeiten...und hoffentlich alle fehler abstellen können

@backslash -
Anfangs viel es mir gar nicht auf -fiel ... aua, ich schäme mich dafür...sind wahrscheinlich noch viel mehr fehler drin...aber das stelle ich noch ab.
danke auch dir !!!

 
Zuletzt bearbeitet:

Passt wunderbar zur hiesigen mandaringrauen Witterung.

Hut ab, Herr Samorinho!

Muss es nicht heißen:
"...und mit Ihnen die Gewissheit, dass Ihr Mann zu schwach GEWESEN war für die Strapazen in den Lagern Sibiriens." ?

 

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