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Die Maschine
Die Maschine
Nur noch wenige Zentimeter trennten seinen Zeigefinger vom alles entscheidenden Knopf. Ein kurzer Weg für einen Finger, aber ein großer … Was war das? Der Raum ihm gegenüber begann sich zu verformen. Er drehte sich, schraubte sich, schlug Wellen. War das gerade ein Salto? Warum konnte er diese Dinge schon jetzt sehen? Es sollte doch erst nach dem Knopfdruck geschehen! Wenn sich diese Anomalien nicht einmal an die zeitliche Abfolge hielten, würden sie sich dann überhaupt an den ihnen zugewiesen Testraum halten? Wenn er die Reaktion auf seine zukünftige Aktion schon jetzt sehen konnte, war dann nicht die gesamte Newton’sche Mechanik hinfällig? Vielleicht konnte er auch einfach nur in die Zukunft sehen. Oder er war ein Relikt aus der Vergangenheit. Aber irgendwo (oder irgendwann) musste doch auch die Gegenwart geblieben sein. Irgendwie musste er die Maschine schließlich betätigt haben.
Wie er sich so selber mit Fragen über die Zeit überhäufte und sinnlos quälte, konnte er diese urplötzlich sehen! Die Zeit war überall im Testraum und sogar um ihn herum. Sie perlte zu leichten Tauperlen aus den Wänden, sie kondensierte zu einem feinen Nebel in der Luft. Langsam wurden die Zeitnebeltröpfchen größer und fielen herab, an den Wänden liefen kleine Rinnsäle Richtung Boden. (Wenigstens die Gravitation schien „zurzeit“ die richtige Richtung zu haben.) Die Zeit sammelte sich auf dem Boden und die einzelnen Rinnsäle und Tropfen vereinigten sich zu einer Kugel, die sich langsam ausstreckte und schließlich schlangenartig auf ihn zu bewegte, wobeisieihregeschwindigkeitraschbeschleunigte um dann g a n z l a n g s a m a n i h m h o c h z u k r i e c h e n und schließlich wieder ihre normale Schnelligkeit anzunehmen. Er fühlte sich, als wolle sie ihn erdrücken. Nur noch ein Gedanke bewegte ihn jetzt: Er wollte Abstand zwischen sich und den Einschaltknopf dieser Höllenmaschine bringen. Doch der Raum war schneller als er. Die Maschine ließ ihn nicht entkommen. Innerhalb von Sekundenbruchteilen, die ihm wie eine Ewigkeit vorkamen, was sie vielleicht auch waren, drückte sich der Knopf auf seinen Finger und dann.
P.S.: Jener Punkt ist wirklich das Ende dieser sehr kurzen Geschichte der Zeit. Vielleicht ist dort die Zeit einfach stehen geblieben. Vielleicht ist auch etwas sprichwörtlich Unbeschreibliches geschehen.