Die Meerjungfrau
An einem schönen sonnigen Sonntag ging Klaus angeln. Angeln war Klaus Hobby. Er brachte jeden Tag viele Fische mit nach Hause, die er jedoch alle alleine essen musste. Er gab die Hoffnung nicht auf, dass er seine Frau fürs Leben beim Angeln finden würde. Doch bis jetzt hatte er kein Glück.
Heute sollte es anders sein. Er nahm seine Angel, packte alles ein, was er brauchen würde und ging hinunter zum Auto. Er legte alle Sachen in den Kofferraum und setzte sich hinter das Steuer seines treuen Skoda Ocatvia. Er startete den Motor und fuhr los. Er wollte zum Jungen See, wieder in der Hoffnung, seine Traumfrau zu finden. Diesmal sollte er Glück haben. Doch das wusste er natürlich noch nicht. Nachdem er ungefähr eine Stunde gefahren war, suchte er sich einen Parkplatz ganz in der Nähe des Sees. Dort parkte er das Auto er, holte seine Tasche aus dem Kofferraum und machte sich auf den Weg zum See. Er suchte sich einen schattiges Plätzchen und legte sich ein Sitzkissen auf einen Baumstumpf. Er blickte über den See. Ein Stück rechts von sich sah er ein Steg mit einem kleinen Boot. Er nahm sich sein Sitzkissen wieder und lief zum Bootssteg. Er sah in alle Richtungen, er wollte nicht, dass ihn jemand sah, wenn er in das Boot stieg. Da er niemanden erblickte, stieg er in das Boot und legte seine Tasche ab. Er machte den Knoten auf, mit dem das Boot am Steg befestigt war und stieß sich ab. Dann legte er sich sein Sitzkissen auf die Bank, setzte sich darauf und nahm die Ruder in die Hand. Er ruderte fast bis in die Mitte des Sees. Dort schaute er sich erst mal um. Er sah kein anderes Boot, auch keine Menschen am Uferrand. Er war ganz allein.
Das fand er natürlich sehr schade. Wie sollte er je seine Traumfrau finden, wenn er fast immer alleine am See war? Doch er ließ sich seine Angellust nicht verderben und holte seine Angel aus der Tasche, die er auseinander zog. Dann mischte er sich die Teigmischung für die Fische, wickelte sich einen kleinen Klumpen um den Angelhaken und holte zum Wurf aus. Der Angelhaken flog ein kleines Stück bis er im Wasser landete. Nun hieß es warten……
Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor bis endlich die kleine Boje unter Wasser gezogen wurde. Er schnappte sich die Angel und hob sie aus dem Wasser. Doch es zappelte kein Fisch daran, sondern nur ein alter Stiefel. Er zog den Haken aus dem Stiefel, wickelte einen neuen Teigklumpen um ihn und schmiss den Haken wieder ins Wasser. Er sah sich den Stiefel etwas genauer an. Der Stiefel war dunkelgrün und voller Algen. Klaus schmiss die Algen zurück ins Wasser. Dann sah er in den Stiefel hinein. Dort war etwas Weißes zu sehen. Was konnte das sein? Er steckte seine Hand hinein und zog es hinaus. Es War ein Zettel. Er war zwar ziemlich nass, aber das störte Klaus nicht weiter. Er faltet das Papier auseinander und fing an zu lesen: „Lieber Klaus. Heute ist ein wunderschöner Tag. Das musst du nutzen, denn heute ist deine große Chance. Dir wird dein Wunsch erfüllt. Du musst nur Geduld haben und du wirst für immer und ewig glücklich sein.“
Er konnte nicht fassen, was dort stand. Wer sollte das geschrieben haben und woher wusste dieser Jemand seinen Namen? Das war alles sehr wunderlich. Ob damit gemeint war, dass er heute endlich seine Traumfrau finden sollte? Doch konnte er diesem Zettel glauben? Er würde erst einmal abwarten, was nun passiert. Er legte den Stiefel hinter sich. Da bewegte sich die Boje wieder. Er hob die Angel. Es war ein alter Autoreifen! Er löste den Haken, machte wieder einen neuen Teigklumpen dran und schmiss den Haken wieder ins Wasser zurück. Den Autoreifen schmiss er hinterher. Mal sehen, was er als nächstes angelt. Ein paar Minuten später hob er die Angel aus dem Wasser. Am Haken hing dieses Mal eine alte Jacke.
Das ging noch einige Zeit so weiter. Bald türmte sich ein ganzer Stapel Müll hinter Klaus und das kleine Boot begann sich unter dem Gewicht langsam nach hinten zu neigen.
Einmal noch schmiss er den Haken ins Wasser. Wenn er jetzt wieder nur Müll Dran hatte, dann wollte er zurück zum Ufer rudern. Doch das Glück ließ nicht lange auf sich warten. Einen Minute später wurde die Boje tief unter die Wasseroberfläche gezogen. Die Spitze der Angel begann sich stark zu neigen. Er hob den Haken schnell heraus. Doch es war nichts dran. Komisch. Dann begann das Wasser links neben dem Boot zu sprudeln und blubbern. Er schaute genau hin. Er konnte nicht glauben, was er da sah. Er rieb sich die Augen und öffnete sie langsam wieder. Doch er sah es immer noch. Vor ihm guckte ein hübscher Kopf aus dem Wasser und hinter diesem Kopf guckte einen große Flosse aus dem Wasser. „Hallo Klaus“, sagte die Frau, „ich war es, die dir die ganze Zeit den Müll an den Haken gehangen hat. Ich fand es lustig. Den Zettel habe ich dir auch geschrieben, denn dein großes Glück schwimmt hier vor dir im Wasser. Das bin ich!“ „Aber wer bist du?“, fragte Klaus erstaunt. Er konnte immer noch nicht glauben, dass er eine Meerjungfrau sah. „ Ich bin deine Traumfrau. Du musst mich nur küssen“, antwortete sie. „Warum soll ich dich küssen?“ „Ich bin eigentlich keine echte Meerjungfrau. Ich bin ein Mensch. Genau wie du. Doch ich wurde verzaubert. Und ich kann nur wieder zum Menschen werden, wenn mich mein zukünftiger Mann küssen wird. Und mein zukünftiger Mann sollst du sein. Also gib mir einen Kuss“, meinte sie. Klaus glaubte der Meerjungfrau. „Wie heißt du denn? Ich möchte nämlich gerne deinen Namen wissen, bevor du meine Frau werden sollst“, meinte er lächelnd. „Ich heiße Erika.“ Klaus beugte sich nach vorn und gab Erika einen Kuss.
Dann lehnte er sich wieder zurück und sah der Verwandlung zu. Erika wurde von einer Wolke umhüllt und aus dem Wasser gehoben. Dann nahm sie eine menschliche Gestalt an und die Wolke wurde dünner. Erika wurde in sein Boot gesetzt. Dann war die Wolke verschwunden und Erika, seine Traumfrau saß neben ihm. Sie sahen sich lange in die Augen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Und das hat sich bis heute nicht geändert. Die beiden haben zwei Kinder bekommen, die wieder rum auch Kinder bekommen haben, und leben immer noch glücklich zusammen.