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Die Mehrzahl von aber

Ma2

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12.02.2007
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Die Mehrzahl von aber

„Du bist wirklich ein unvorstellbar netter, zuvorkommender, respektvoller und gut aussehender Mensch. Die Zeit, die wir miteinander verbracht haben war wunderschön und hat mir so viel gegeben, aber es reicht eben nicht für eine Beziehung. Du musst wissen, ich mag dich unheimlich gern, aber ich liebe dich einfach nicht. Ich könnte verstehen, wenn du mich jetzt hasst, aber vielleicht können wir ja zumindest gute Freunde bleiben!?“
Am liebsten würde ich ihr genau in diesem Moment erzählen, dass ich sie mit ihrer besten Freundin und ihrer kleinen Schwester gleichzeitig betrogen habe, aber ich weiß ja selber, dass das eh nur eine Lüge wäre. Also sage ich ihr unter Tränen, dass ich sie, selbst wenn ich wollte, gar nicht hassen könnte, weil ich sie ja über alles liebe und mutmaße, dass wir eines Tages bestimmt gute Freunde sein können.
Sie sagt, sie wünsche sich selber nichts sehnlicher mehr als das Gefühl mich lieben zu können, räumt aber im gleichen Atemzug ein, dass sie es seit längerem schon nicht mehr fühle. Sie versucht mir weiß zu machen, dass sie sich selber nicht erklären kann, wie sie so jemanden wie mich, der ihr so viel Wärme und Geborgenheit entgegen bringt, nicht lieben kann.
Jetzt reicht es mir. Ich springe auf und fange an zu schreien wie ein Schizophrener, der gerade gegen Behemoths kämpft und sage ihr, dass sie endlich aufhören solle mich zu verarschen. Ich sage ihr, sie solle mir endlich die Wahrheit sagen und zugeben, dass sie mit Miguel gevögelt hat. Diesem kleinen scheinheiligen Spanier, der ihr mit seinem „OLA“ und „AMORE“ Scheiß schon seit Jahren Honig um den Mund schmiert. Ich kann ihrem Gesichtsausdruck eine Ratlosigkeit ansehen, die mich erkennen lässt, dass sie keine Ahnung hat wovon ich eigentlich spreche und sogleich wird mir klar, dass dieser Miguel zusammen mit mir in der Grundschule war und dass er mit ihr soviel zu tun hat wie George W. mit Monica Lewinsky. Da ich aber gerade so gut in Fahrt bin und es in diesem Moment schon so einiger Betäubungsmittelspritzen für Elefanten bedürfe um mich aufzuhalten, lass ich mich gar nicht lange von meinem augenscheinlichen Fehlschlag schocken und trete sofort wieder an. Um diesmal aber möglichst sachlich zu bleiben, sage ich ihr, dass ich ihre Mutter und die damit zusammenhängenden Kaffeekränzchen die ganze Zeit über nicht ausstehen konnte und dass ihre Schwester meiner Meinung nach stinkt. Ich sage ihr, dass ihre komisch gezupften Augenbrauen und ihr dämliches Puder sie wie Olivia Jones aussehen lassen und dass sie mit ihren Reiterhosen und den Hängetitten gar nicht mehr an Strandurlaub denken sollte. Ich denke, ich brauche an dieser Stelle nicht zu erwähnen, dass diese Frau, hätte sie bei Gemany`s next Topmodel mitgemacht, vermutlich schon in der Vorrunde zur Gewinnerin gekürt worden wäre.
Nichts desto Trotz, ich fühle mich gerade wie die Lawine von Galtür, da wo ich lang rolle, wird es nur noch Tod und Verwüstung geben. Zum krönenden Abschluss tituliere ich sie noch als Ausgeburt der Hölle und als männerfressende Schlampe und merke noch kurz an, dass schon Eva ihrer Zeit im Paradies gezeigt hat, dass alle Frauen dieser Welt über einen schlechten Charakter verfügen.
Sie, noch immer auf der Wohnzimmercouch sitzend, schaut mich von unten mit ihren großen, runden, braunen Augen und dem Hundeblick an und sagt: „Aber, Ich....“
Und ich, jetzt endlich in der Lage diese hinterfotzige kleine Schlampe mit ihrem verlogenen Blick zu hassen, schrei sie an: „Und deine dämlichen Abers kannste dir in deinen fetten Arsch schieben!“
Sie erhebt sich gelassen, mit einem hämischen Grinsen auf den Lippen von der Couch, stolziert divenartig zur Tür, öffnet diese, tritt hinaus in den Flur, dreht sich zu mir um und sagt: „ Du tust mir echt leid! Machs gut!“
"Und du mir erst!", brüll ich noch hinter ihr her, wohlwissend, dass der einzige, der mir in den nächsten Wochen leid tun wird, ich selbst bin.
Noch heute, einige Jahre und unerfüllte Liebschaften später, stelle ich mir häufig zwei elementare Fragen. Wäre es vernünftiger gewesen, an diesem Nachmittag vielleicht etwas auf dem Teppich zu bleiben und ist die Mehrzahl von Aber wirklich Abers?

 

Hey,
jau, wirklich witzige Geschichte. Der stilistische Trick -erst das Rumgelabere in der indirekten Rede, dann so ein halbes Rumgelabere in der indirekten Rede und dann die direkte Rede zum Schluß hin- der passt wirklich hervorragend.

Meine Lieblingsstelle stammt aus dem "halben" Rumgelabere:

und dass ihre Schwester meiner Meinung nach stinkt.
Das "meiner Meinung" ist einfach gut.
Auch Miguel hat mir sehr gut gefallen.
Die Pointe ist irgendwie okay, aber auch nicht viel mehr. Der Text käme auch ohne gut aus. Es macht einfach Spaß zuzusehen, wie sich jemand in etwas hineinsteigert - und HB-Männchen-mäßig in die Luft geht. Vor allem wenn es sprachlich adäquat umgesetzt wird.
Du nutzt das "understatement", das in der indirekten Rede immer mitschwingt, für diesen Effekt. Schöner Kniff.

Leider muss ich noch anmerken, dass zeichensetzungsmäßig der Text eine mittlere Katastrophe ist. Und auch stilistisch könnte er noch zwei oder drei Arbeitsschritte Politur vertragen, in manchen Passagen quietscht und holpert es deutlich im Gebälk.
Das war schon hart an der Schmerzgrenze, aber ging gerade noch, wenn man den Text "laut" liest -und so war er wohl auch gedacht.

Gruß
Quinn

 

hello Ma2,

witzig, aber die Pointe mit dem 'Du hast mir die Augen geöffnet' funktioniert nicht recht, weil sie zu schnell kommt und umgesetzt wird - so abgebrüht reagiert niemand, nicht einmal eine Frau.

Und der Plural von 'aber' lautet, natürlich, nicht 'abers', sondern es gibt mehrere 'abersse'. ;-)

Viele Grüsse vom gox

 

Hi Ma2,

zuerst mal zu dem, was mir alles gefallen hat: alles bis auf die 'Kraftausdrücke'
( ;) )... gefallen mir grundsätzlich nicht, aber sie passen auch zur Situation, also is schon oke:D


Also sage ich ihr unter Tränen, dass ich sie, selbst wenn ich wollte gar nicht hassen könnte,
nach wollte kommt ein Komma (oda is des optional? - keine ahnung:lol: )

und hier des, was wirklich gut war:

wie ein Schizophrener, der grade gegen Ausgeburten der Hölle kämpft
is wirklich gut:thumbsup: - hach, ich liebe Vergleiche

wie George W. mit Monica Lewinsky
den find ich auch gut

und hier der absolute burner:D :

Wäre es vernünftiger gewesen an diesem Nachmittag vielleicht etwas auf dem Teppich zu bleiben und ist die Mehrzahl von Aber wirklich Abers?
ich find die pointe wirklich gut, aber halte es auch für fraglich, ob es für 'Aber' wirklich ne mehrzahl gibt;)

 

Hi Leute!

Mein Problem mit dem Zeichen setzen ist, dass ich irgendwann den Wald vor lauter Bäumen ncht mehr sehe. Vielleicht sollte ich mal jemanden meine Geschichen Korrektur lesen lassen, bevor ich sie Euch präsentiere:-)

Vielen Dank für Eure Bemühungen!

MfG
Ma2

 

Hi Ma2,

bei dieser Geschichte hat mich der Titel neugierig gemacht, auch wenn ich nicht sicher war, wie ich den interessant klingenden Titel und die Rubrik übereinbringen solle.

Also eine Szene Steigerung mit Pointe... Die Idee setzt Du großflächig gut um, die Steigerungen kommen fein rüber, wobei Du die durch Absätze noch unterstreichen könntest, die Steigerungen.
Die Pointe finde ich dünn und ist für mich der einzige Grund, warum sie in Humor wohl richtig platziert ist (impliziert, daß sie mir ohne diese Pointe auch woanders gefallen hätte, etwas derber in Satire, etwas kruder in Seltsam), und den letzten Satz finde ich großartig !

„ Eigentlich sollte das nur ein kleiner Aprilscherz werden, wie du ihn mir sonst immer gespielt hast , aber deine Worte haben mir die Augen geöffnet! Machs gut!“,
So würde ich den Satz und die Wirkung intensiver wahrnehmen. Warum erklären, was durch das Abdrehen Deines Prots eh naheliegend ist ?

Grüße,
C. Seltsem

 

Hey Ma2,

zuerst habe ich mich gefragt, was diese Geschichte (mit so einem Titel) in der Rubrik "Humor" zu suchen hat. Auch nach dem ersten Absatz noch.

Es wurde aber mal Zeit, eine Geschichte über das "Aber"-Thema zu schreiben... hätte ich auch schon fast mal gemacht *g*, und genau darum habe ich weitergelesen.

Mir hat die Pointe gefallen, auch wenn sie doch ein wenig zu schnell rüberkam.

Und ich, jetzt endlich in der Lage diese hinterfotzige kleine Schlampe mit ihrem verlogenen Blick zu hassen, schrei sie an: „Und deine dämlichen Abers kannste dir in deinen fetten Arsch schieben!“
Sie erhebt sich gelassen, mit einem hämischen Grinsen auf den Lippen von der Couch, stolziert divenartig zur Tür,
Dazwischen müsste noch irgendwas kommen Wie sich ihr Gesicht verändert, oder irgendwas, wo ein wenig Zeit vergeht. Denn wie gox schon meinte, "nichtmal eine Frau" ist so abgebrüht *lach* Nein, ernsthaft, mir kam das ein wenig zu schnell, auch wenn ich den Auftritt als solchen gut nachvollziehen kann *hüstel*

Nichts desto trotz,
Hm. Ich denke mal, entweder auf die alte Tour (Nichtsdestotrotz), oder Nichts desto Trotz. Aber ich bin nicht sicher. Sah nur seltsam aus ...

Fazit: Bis auf die zu schnelle Wandlung von ihr eine schöne Geschichte. Nicht wirklich "Humor", aber dennoch gerne gelesen.


Lg,
Mag

[edit: den Titel finde ich klasse]

 

Hallo zusammen!

Nachdem meine anfängliche Skepsis der pointe gegenüber durch Eure Kommentare nun endgültig bestätigt wurde, habe ich es mir nicht nehmen lassen, eine kleine Änderung vorzunehmen:-)!

Viel Spaß mit dem alternativen Ende!

 

hey...schöner abgefahrener, trockener humor!
mag ich ja sehr!
ich finde auch die immer tiefergehenden gedanklichen ausraster und hochspieler echt gut, für meinen geschmack könnte das noch mehr vertragen!...ab und zu bissel abgespockter, dann wär teilweise n richtiger brüller rauszuholen.
die sache mit den kommas, die kommt mir doch bekannt vor!
dazu kann ich bei dem text sagen, versuch doch mal die gleiche geschichte mit wesentlich mehr klaren einfachen sätzen zu schreiben, könnte mir vorstellen, dass dieser trockene humoar dann noch mehr hervorkommt, durhc die kürze...wie sagte schon omi immer? "In der Kürze liegt die Würze!"...ja ich glaub das fänd ich nen versuch wert!
vor allem bekommt der prot dann auch noch einen krasseren tick...glaub ich...also könnte klappen, wenn du mal langeweile hast...einfach mal probieren! würde mich serh für diese version interessieren!!! ;)

das ende...mh nun ja...ich weiß nich...ich find das ein bissel stilbruch, das kommt so reuemütig daher! ich persönlich fänd es gut wenn durch das was der prot sagt das zwar rüber kommt, er aber offiziell sagt, dass das, dass beste war was er je gemacht hätte...oder so! vielleicht kennst du ja den Film "High fidelity"...so ungefähr! der typ stellt ne liste auf und will eigentlich gar nicht wahrhaben, dass die die er gerade verlassen hat die tollste war und seine art es zu beenden, die untollste...irgendwie so!
ich glaub das fänd ich spannender und gleichzeitig auch wieder witzig!...das würde vielleicht eventuell besser ins konzept passen!

so jetzt hab ich ja doch soviel geschrieben...
nee da muss ich jetzt noch mal sagen...ich finds echt ne gute geschichte...

 

Tach Ma2,

ich geb auch mal schnell meinen Senf dazu...
Sehr gelungene Geschichte, kurz, amüsant und wirkt wie direkt aus dem Leben gegriffen ;)

Ich denke, ich brauche an dieser Stelle nicht zu erwähnen, dass diese Frau, hätte sie bei Gemany`s next Topmodel mitgemacht, vermutlich schon in der Vorrunde zur Gewinnerin gekürt worden wäre.
Mag manchem zwar übertrieben erscheinen, ich weiß es aber besser, haha.

der gerade gegen Ausgeburten der Hölle kämpft
Zum krönenden Abschluss tituliere ich sie noch als Ausgeburt der Hölle

MMn zu prägnant, um den Ausdruck gleich zweimal in so einem kurzen Text zu verwenden.

Auch mir geht der Wandel vom Hundeblick zum hämischen Grinsen zu schnell. Klar sind Frauen unberechenbar, aber wo du schon vorher so viel von Ausgeburten der Hölle redest, habe ich beim hämischen Grinsen tatsächlich einen leibhaftigen Dämon vor Augen... Vielleicht war das ja auch dein Ziel :lol:

 

Hi colorblindone!

Freut mich, dass Dir die Geschichte gefallen hat.

Mit den teilweise etwas zu langen Sätzen könntest du Recht haben. Kurz, abgehackt und präzise würde den Witz vermutlich noch effektiver rüber bringen. Vielleicht versuch ich es mal.

Deine Meinung zum Ende kann ich jedoch nicht teilen.
Die Wut, die der Prot im Laufe der Geschichte aufbaut, ist ein Produkt der Enttäuschung, die ihm durch die Trennung widerfahren ist. Hätte ihm die Beziehung nichts bedeutet, dann hätte er auch diesen Hass niemals entwickeln können.
Unterhielte er sich am Ende mit einer anderen Person , dann würde er vermutlich versuchen, sein Selbstmtleid mit Floskeln wie "Es ist schon besser so", oder "Sie hatte mich eh nicht verdient" zu übertünchen. Da er aber allein über seine Situation nachdenkt, sind ihm die Absurdität seines Handelns sowie die daraus entstehenden Folgen durchaus bewusst.

Vielen Dank für Deine Anmerkung!

MfG
Ma2

 

Hallöchen Borka!

Auch wenn die Geschichte einzig und allein aus meiner Phantasie stammt, kann und will ich gewisse Parallelen zur Realität nicht abstreiten:-)

Danke für den Hinweis mt den "Ausgeburten der Hölle". War mir überhaupt nicht aufgefallen, stimmt aber absolut.

Dem zu schnellen Wandel..., kann ich aber nicht zustimmen. Ich will damit verdeutlichen, dass der Prot es innerhalb von kürzester Zeit schafft, sich einzig und allein durch seine unangemessene Reaktion in ein so schlechtes Licht zu rücken, dass ihm selbst die Frau, die ihn kurz zuvor noch liebte, nun kein verständnis mehr entgegenbringen kann.

Jeder ist ja bekanntlich seines eigen Gückes Schmied:-)

Vielen Dank für deine Anmerkungen!

MfG
Ma2

 

Hey!
Nur mal schnell so ne Anmerkung: Dein Miguel kann offenbar kein Spanisch, denn Hola schreibt man mit h und amore ist italienisch. Auf Spanisch heisst es amor. Wollt ich nur noch anmerken. Ansonsten gefällts mir ganz gut...
=)

 

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