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Die Muse

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13.07.2017
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Die Muse

Die Backsteinfassade leuchtet. Eigens für diesen Abend installierte Strahler heben die ehemalige Fabrikhalle noch deutlicher von den benachbarten Glas- und Betonbauten ab. Es sind fünf Grad unter null. Der Schnee der letzten Tage türmt sich schwarz gesprenkelt neben dem gusseisernen Zaun. Fotoblitze durchzucken den frühen Abend. Über einen langen Teppich strömen Vertreter der internationalen Modewelt durch die geöffneten Stahltüren in die Vorhalle, in der Getränke und vegane Häppchen gereicht werden.
Auf der anderen Gebäudeseite schieben Hilfsarbeiter mehrere Rollständer, an denen pralle, schwarze Kleidersäcken hängen, die Rampe zum Hintereingang hinauf. Das Rattern geht weiter, vorbei am Make-up-Bereich Richtung Bühnenaufgang. Der Widerhall überschlägt sich zwischen den hohen Wänden.

Aufgereiht vor großen Spiegeln toupieren Hairstylisten einigen Models kopfüber die Haare. Make-up Artists pudern andere bereits ab und bestücken ihre Augen mit langen, falschen Wimpern. Ein junger Mann im schwarzen Shirt mit L’Oréal-Aufdruck wartet eine sich setzende Haarspraywolke ab, fotografiert und filmt anschließend. „Für eine Insta-Story“, informiert er die jungen Frauen, die sich kichernd produzieren. An einem der äußeren Plätze dreht Sarah leicht den Kopf hin und her, überprüft im Spiegel den gleichmäßigen Schwung ihrer Brauen. Warum der Visagist bei ihrem Hautton dieses Rouge verwendet hat, ist ihr ein Rätsel. Der Eyelinerstrich ist akzeptabel.
Sie friert. Dabei ist Sarah das Fasten vor einer Show gewöhnt. Die Kälte macht ihr nach den vielen Jahren plötzlich zu schaffen. Sie faltet ihren Pashminaschal auseinander und legt ihn über den Schoß.
Gefolgt von Assistentin, Managerin und dem dreiköpfigen Team eines Boulevardblattes betritt René den Backstagebereich. Er begrüßt den Chefvisagisten mit Wangenküssen, die Models mit Bekundungen über ihre herausragende Schönheit und beneidenswerte Jugend. Der Praktikant fotografiert eifrig aus verschiedenen Perspektiven. Dann dreht sich René zu Sarah, legt die Handflächen aneinander und strahlt. „Meine andalusische Prinzessin.“ Sarah mag es nicht, wenn er sie so nennt. Sie ist stolz auf ihre Herkunft. Rumänische Prinzessin kommt René nicht über die Lippen. Auf dem Weg zu Sarahs Platz, darauf bedacht, seine Begleiter als Zeugen zu wissen, sagt er laut: „Liebling. Schön, dich zu sehen!“ Sarah lächelt ihm im Spiegel zu. „Fragen Sie mich nach dem Quell meiner Ideen!“, fordert René den Reporter auf. „Ohne Sarah wäre da lediglich ein dunkles Loch“, betont er.

Es zieht. Sarah knetet die kalten Hände. Aus dem Zuschauerraum dringen Musik und Gesprächsfetzen. Von beiden Wänden ragen voll behängte Kleiderstangen in den Raum, davor stehen mehrere Paar Schuhe und je ein gepolsterter Stuhl. Im Mittelgang klebt Tanja Polaroids der Models in den festgelegten Outfits an die Metallstangen. Die Ankleidehilfen, ein aufgekratzter Haufen aus Modedesignstudenten und ambitionierten Jungbloggern, versuchen einen Blick auf die prominenten Zuschauer der ersten Reihe zu erhaschen. Tanja schickt sie zurück und weist sie an, alle Reißverschlüsse und Knöpfe zu öffnen, damit das Umziehen schneller geht.
Festen Schrittes tritt Sarah auf Tanja zu. „Mein Platz kann nicht hier mittendrin sein.“
Tanja runzelt die Stirn. In ihren Händen hält sie ein Klemmbrett, auf dem sich Kleiderbügel und Fusselrolle stapeln.
„Mein Platz ist immer ganz vorn“, erklärt Sarah mit leicht nach vorn gebeugtem Körper, als wäre ihr Gegenüber schwer von Begriff.
Tanja nickt und dreht sich zu zwei jungen Mädchen um, die den Outfits gerade passende Schuhe zuordnen. Gemeinsam versetzen sie Sarahs Kleiderständer und Stuhl. Als die letzten Models fertig gestylt aus der Maske kommen und ihre Plätze einnehmen, ruft Tanja: „Noch fünfzehn Minuten bis zum ersten Run.“ Unterdessen scheucht Sarah eine der Anziehhilfen weg, nachdem sie falsch zusortierte Schuhe entdeckt hat. Tanja wechselt sie gegen eine erfahrene Aushilfe aus.

Alle Models stehen angezogen in geplanter Reihenfolge neben dem Bühnenaufgang. Die Visagisten pudern Nasen und legen Haare in Form. Sarah läuft unter leisem Getuschel mit erhobenem Kopf an allen vorbei.
"Ja, René meinte, meine Augen strahlen wie Sterne", plappert ein platinblondes Model hinter Sarah. Eine Brünette bekundet ihren Neid, versichert gleichzeitig, wie froh sie für die andere sei.
"Und das blaue Kleid würde perfekt an mir aussehen", setzt sie nach. "Prinzessin der Nacht, nannte er mich." Die Fersen ihrer Lackpumps klackern aneinander.
Sarah bewegt sich keinen Millimeter, atmet betont ruhig. Schon bei der Anprobe kamen ihr Gerüchte zu Ohren, ein anderes Model sollte sie beim Showhöhepunkt ersetzen. René würde das niemals zulassen.
Der Saal wird dunkel, die Zuschauer verstummen. Scheinwerfer leuchten den Laufsteg aus und Grace Jones‘s I’ve Seen That Face Before beginnt. Sarah zögert es hinaus, noch einen Moment, spürt die Vibration unter den Sohlen der hohen Stiefeletten. Dann tritt sie, in perfekten Schritten, mitten in den Lichtkegel, badet in den Blicken, inhaliert sie, nimmt die erste Pose ein. Mit einer ausladenden Handbewegung bleibt sie seitlich stehen, die linke Schulter zeigt hinunter zum Publikum, der tiefrote Mund ist leicht geöffnet. Die Arme fächert sie grazil übereinander wie Flügel im Schwanensee. Sarah wäre eine große Tänzerin geworden. Für Ballettstunden fehlte es der Familie an Geld.

Sie beginnt den Walk. Seitlich brandet Applaus auf. Die anderen Models reihen sich ein. Nach zwei Durchgängen verlassen sie den Laufsteg über den hinteren Abgang. Zurück an ihrem Platz blinzelt Sarah die Lichtflecken weg. Ihr Hals kratzt von den herumfliegenden Federn der Abendgarderobe. Die anderen Models werden hektisch umgezogen und erneut rausgeschickt. Sarah ist erst wieder zum Schlusslauf dran. Das Kratzen im Hals ist unerträglich. Tanja reicht ihr eine Wasserflasche und verschwindet, bevor Sarah etwas erwidern könnte. In der Ecke krächzt ein altersschwacher Heizlüfter.

Es ist so weit. Alle Spots blenden auf, die Musik startet. Sarah schreitet im blauen Abendkleid den Laufsteg entlang. Hunderte von Hand aufgenähte Kristalle funkeln im Scheinwerferlicht. Um den Hals trägt sie ein Collier, dessen Zentrum ein rautenförmiger Lapislazuli bildet. Von Nahem sieht man, wie dunkel der Stein abseits der grellen Scheinwerfer ist, wie vielschichtig durch Lufteinschlüsse und Spuren vergangener Zeiten, wie goldgefleckt in seinem tiefblauen Inneren. Der Applaus steigert sich, Bravo-Rufe erklingen – am Ende des Laufsteges verbeugt sich René und lächelt zu Publikum und Presse. Seine Assistentin reicht ihm einen großen Blumenstrauß hoch, mit dem er auf die ebenfalls applaudierende Sarah zugeht. Er deutet einen Handkuss an und überreicht ihr den Strauß. Dann drehen sich beide zur Menge, lassen sich feiern.

Unter lautem Geratter rollen die vollen Kleiderstangen vorbei Richtung Hinterausgang. Tanja telefoniert mit dem Fahrer des Transporters. Sie hält sich mit der freien Hand das Ohr zu, während sie mit einer Hüftbewegung den automatischen Türöffner mit dem blau-weißen Rollstuhlsymbol drückt.
Die Platinblonde schubst die Brünette ein Stück vor, Richtung Sarah. „Einige von uns gehen noch was trinken. Willst du vielleicht mitkommen?“, fragt sie lächelnd. Sarah schließt die Augen, damit der Visagist ihr die geklebten Wimpern abnehmen kann. „René und ich feiern gemeinsam. Das tun wir nach jeder Show.“
Fertig abgeschminkt, zieht Sarah ihre Tasche hervor und legt etwas Make-up für den Abend auf. Ihr schwarzes Haar bindet sie straff zu einem tiefen Zopf. Es wird eine kleine, private Feier werden – Renés Ehemann, seine Managerin, vielleicht der Redakteur seines neuen Magazins. Sarah hat Renés Assistentin vorhin ihre Lieblingssorte Champagner bestellen hören.
Als Letzte verlässt Sarah den Backstagebereich und tritt hinaus in die klare Januarluft. Sie sieht sich um. Während der Fashion Week stehen eigentlich immer Taxis bereit. Sarah zieht ihr Handy hervor. In dem Augenblick ertönt das Signal einer ankommenden Nachricht. Das Textfeld öffnet sich: „Liebling, ich mach heute Abend ruhig mit Marc. Wir sprechen uns morgen. Du warst großartig heute! René.“
Sarah liest die Nachricht ein zweites Mal. Ihre Zehen brennen in den hohen Pumps. Unweit von ihr hupt ein Kleinwagen. Sarah klärt zwinkernd ihren Blick, als Tanja neben ihr die Fensterscheibe runterfahren lässt und mit einer Kopfbewegung zum leeren Taxistand deutet. „Ich kann dich ein Stück mitnehmen.“
Sarah strafft sich. „Danke, Liebes.“ Sie hebt kurz ihr Handy. „René schickt einen Wagen. Der Fahrer ist schon unterwegs.“
Tanja schaut ihr einen Moment unverwandt in die Augen. Dann lächelt sie, nickt und startet den Motor.

Als ihr der Fahrer die Autotür aufhält, gleitet Sarah auf den Sitz. Warme Luft umströmt ihre Füße. Auf der anderen Straßenseite dreht sich sacht eine beleuchtete Litfaßsäule. Die Fahrertür schließt. Nachdem Sarah ihre Anschrift nennt, startet der Fahrer das Taxameter.

Es beginnt zu schneien. Zarte Flocken legen sich auf Dächer und Wege, nehmen die Sicht in die Ferne, bedecken Fußspuren, bis diese nicht mehr zu erkennen sind.

 
Verwendete Wörter
Kopfüber, Lapislazuli, Flügel, Rollstuhl, Zeuge

Hallo Wegen!

Wir lernen die Hauptfigur Deiner Geschichte in einem heiklen Moment kennen. Es ist der Augenblick, in dem sie realisiert, dass ihre beste Zeit vorüber ist. Sarah ist ein Model und sie ist ein Star. Doch etwas stimmt nicht. Das Fasten vor einer Show macht ihr mehr Probleme als früher. Außerdem will man sie beim Umkleiden mit einem wenig komfortablen Platz irgendwo im Gedränge abspeisen, obwohl ihr Platz doch »immer ganz vorn« sei, wie sie meint. Und dann sind da noch Gerüchte, dass ihr Meister René, der Modedesigner und Chef der Show, sie durch ein jüngeres Model ersetzen will. Als René sie dann nicht, wie es üblich wäre, zur After Party einlädt, versteht Sarah, dass ihr Zeit als Muse des Meisters vorbei ist.

Solche Momente der Ent-Täuschung sind grundsätzlich spannend, denn sie fragen danach, ob es einer Figur, einer Person gelingt, sich umzustellen, anzupassen, die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen.

Man weiß nicht recht, ob man Mitgefühl mit Sarah haben sollte oder das Ganze als ausgleichende Gerechtigkeit für die Anmaßung auffassen sollte, einer Elite anzugehören: die andalusische Prinzessin.

Wir erleben ja Tag für Tag, dass sich Personen anmaßen, andere von oben herab zu behandeln. In unserer vermeintlich gleichberechtigten Gesellschaft glauben stets einige, über anderen zu stehen, sie maßregeln oder herum scheuchen zu dürfen. In der Modebranche mit ihrem extremen Profitstreben ist das sicher besonders gut zu beobachten. In Deiner Geschichte sieht man aber auch dass diese Anmaßung eitel ist und häufig vom natürlichen Lauf der Dinge bestraft wird.

Als Sarah die Möglichkeit hat, diese Wandlung anzuerkennen, nämlich als Tanja ihr anbietet, sie nach der Show mitzunehmen, wehrt sie ab. René würde ihr einen Fahrer schicken. Doch Tanja durchschaut das Theater. Auch gut beobachtet: Gescheiterte Figuren wie Sarah halten häufig an der Illusion fest, versuchen, anderen etwas vorzumachen. Und Tanja konfrontiert sie nicht. Ich denke, das ist eine gute Entscheidung. Wie oft bleibt gegenüber dem Verhalten eines irregeleiteten Menschen nur Kopfschütteln und Schweigen.

Sarah ist in ihrem Glauben, ein Star zu sein, letztlich eine traurige Figur. Sie versteht nicht, dass sie trotz ihres zeitweiligen Erfolgs auch Opfer eines letztlich frauenfeindlichen Systems ist: Schön sollen die Frauen sein, jung, schlank. Und sie sollen lächeln, auch wenn sie schließlich abserviert werden. Das Perfide daran ist, dass die Frauen, die das nicht durchschauen, an dem Konstrukt mitwirken. All das lese ich aus Deiner Geschichte. Gefällt mir sehr gut.

Gruß Achillus

 

Hallo @wegen

Die Backsteinfassade leuchtet bernsteinfarben.
Ist das Absicht? Ich bin da gleich hängen geblieben.
Eigens installierte Strahler heben die ehemalige Kühlhalle von den benachbarten modernen Glas- und Betonbauten ab.
Erst durch die Strahler hebt sich ein Backsteingebäude von Glas- und Betonbauten ab? Das tut es doch schon vorher. Es ist ja auch so, dass diese Glasbauten jetzt im Dunkeln stehen, mindestens in der Dämmerung. Wenn ich mir vorstelle, dort zu stehen, und ich habe auf der einen Seite ein erleuchtetes Gebäude und auf der anderen Seite in der Dunkelheit stehende Häuser, dann würde ich das glaub nicht so feststellen: Die Strahler heben das eine Gebäude von den anderen ab.
Das "eigens installierte" hat mich etwas rausgeworfen. Ich dachte, du beginnst mit einer statischen Beschreibung der Umgebung und war hier überrascht. Wenn du vorher klar machen würdest, dass hier eine Veranstaltung stattfindet, dann könnte man das "eigens installiert" besser einordnen.
Der Schnee der letzten Tage türmt sich schwarz gesprenkelt neben dem gusseisernen Zaun.
Vielleicht: einem? So habe ich mir überlegt, weshalb dieser Zaun erwähnt wird.
Über einen langen Teppich laufen Vertreter der deutschen und internationalen Modewelt durch die geöffneten Stahltüren in die Vorhalle, in der Getränke und vegane Häppchen gereicht werden.
Ich finde, "internationalen" reicht. Das klingt sonst etwas schwerfällig.
Auf der anderen Gebäudeseite fahren unterdessen mehrere Rollständer, behangen mit prallen, schwarzen Kleiderhüllen, die Rampe zum Hintereingang hinauf.
Dieses Wort gibt es nicht. Schau hier: behängt - behangen
Tanja wischt sich mit dem Handrücken die Haare aus der Stirn. Ein paar Strähnen habe sich aus dem braunen Haarknoten gelöst.
Interessant, dass du zunächst eine Nebenfigur einführst. Mich hat der Text ein wenig an "Birdman" erinnert, ich weiss nicht, ob du den Film kennst. Da fährt man mit der Kamera durch ein Theater, bleibt mal an dieser, mal an jener Figur hängen. Bei dir gibt es aber eigentlich eine klare Hauptfigur und ich hatte da Mühe mit der Perspektive. An einigen Stellen erzählst du sehr nahe an dieser Figur, zum Beispiel, wenn sie auf dem Laufsteg steht, da erzählst du personal. Ansonsten hast du eben diese Kamerafahrt und eine eher neutrale Perspektive. Ich finde das hier konkret suboptimal gelöst, weil du relativ ausführlich über die Haare von Tanja schreibst und die sind für die Story völlig irrelevant. Bei einer Hauptfigur würde man das durchgehen lassen, ist ja eine äusserliche Charakterisierung. Nach dieser Passage hatte ich mich daher auf Tanja als Hauptfigur festgelegt - oder darauf, dass alle Figuren in ähnlicher Tiefe ausgeleuchtet werden. Ich musste dann die von dir geweckten Erwartungen anpassen.
Sie koordiniert den ratternden Zug vorbei am Make-up-Bereich Richtung Bühnenaufgang.
Sehr abstrakt. Wie macht sie das?
Sie koordiniert den ratternden Zug vorbei am Make-up-Bereich Richtung Bühnenaufgang. Der Widerhall verliert sich zwischen den hohen Wänden.
Ich habe den Widerhall auf das Koordinieren bezogen und musste noch einmal zurück, um das Geräusch zu finden, das du im Satz versteckt hast. Vielleicht findest du eine bessere Lösung.
Aufgereiht vor großen Spiegeln bekommen einige der Models noch kopfüber die Haare toupiert
Wer ist kopfüber? Ich kriege kein Bild.
Ein junger Mann im schwarzen Shirt mit L’Oréal-Aufdruck wartet eine sich absetzende Haarspraywolke ab und setzt das Fotografieren und Filmen fort.
technisch. Wie macht er das? Ich denke, du könntest an einigen Stellen konkreter werden, noch mehr Details aufleuchten lassen.
„Für eine Insta-Story“, informiert er die jungen Frauen, die sich kichernd produzieren.
Wieder sehr allgemein und zusammenfassend.
Über dem Hallendach pfeift der Wind. Sarah faltet ihren Pashminaschal auseinander und legt ihn sich über den Schoß.
Finde ich gewagt. Die Kälte kommt ja nicht vom Wind, der übers Dach pfeift, sondern durch die geöffneten Türen. Da steigst du mit der Kamera hoch, verlässt gar das Gebäude, und kommst gleich wieder zurück.
Ihr Körper müsste das Fasten vor einer Show längst gewöhnt sein.
Das bedeutet, dass sie sich nie daran gewöhnt hat. Das hat mich auf die falsche Fährte gebracht, dass es sich dabei um ein Model handelt, das schon eine Weile, aber noch nicht sehr lange im Geschäft ist. Ich glaube ein: "früher ist es ihr leichter gefallen ..." oder so, wäre klarer.
„Ohne Sarah wäre da lediglich ein dunkles Loch“, setzt er theatralisch nach.
Ich habe mal eine Jury-Besprechung erlebt, in der es 10 Minuten lang um dieses Wort ging und wie schrecklich falsch es ist, es in einem literarischen Text zu verwenden. Solche Redebegleitungen würde ich ernsthaft überdenken, für mich ist das stets ein mögliches Indiz für einen noch nicht ausgereiften Schreibstil.
Von beiden Wänden aus ragen voll gehangene Kleiderstangen in den Raum hinein
vollgehängte
Im Mittelgang steht Tanja und klebt Polaroids der Models in den besprochenen Outfits an die Metallstangen.
Das bin wohl nur ich, aber ich habe "Outfits" auf die Polaroids bezogen.
Festen Schrittes kommt Sarah auf Tanja zu.
Perspektive. Müsstest du hier nicht schreiben: Festen Schrittes geht Sarah auf Tanja zu?
Tanja runzelte die Stirn.
runzelt
„Mein Platz ist immer ganz vorn“, erklärt Sarah ungeduldig
Wieder so eine Redebegleitung. Ich habe mich mal geachtet, wie das "die Grossen" machen und so direkt findet man das wirklich selten. Oft liest man so etwas wie: "... erklärt Sarah mit der Ungeduld eines Mädchens, das vor einem Haufen Geschenke steht." Oder so was. Das finde ich die elegantere Möglichkeit, die Redebegleitung anzubringen, wenn es nicht gelingt, die Information in der Rede selbst zu transportieren.
Als die letzten Models fertig gestylt aus der Maske kommen und ihre Plätze einnehmen, ruf Tanja laut den Zeitplan:
ruft. Kann man einen Zeitplan rufen?
Unterdessen scheucht Sarah eine der Anziehhilfen weg, nachdem sie falsch zu sortierte Schuhe sieht.
Ich finde, "nachdem" verlangt Perfekt. "... nachdem sie falsch zu sortierende Schuhe entdeckt hat."
Sarah zögert es heraus, noch einen Moment, spürt die Vibration unter den Sohlen der hohen Stiefeletten. Dann tritt sie hinaus, in perfekten Schritten, mitten in den Lichtkegel, badet in den Blicken, inhaliert sie, während sie die erste Pose einnimmt.
Sehr schön. Hier bist du nahe an der Figur. Das hätte ich mir an anderen Stellen auch gewünscht.
Zu ihren Füßen quillt Applaus empor.
Applaus quillt? Ich musste sofort an Füße denken, die aus Schuhen quellen.
Die anderen Models werden hektisch umgezogen und erneuert rausgeschickt.
erneut
Bei der Kostümprobe kamen ihr Gerüchte zu Ohren, ein anderes, jüngeres Modell sollte sie beim Showhöhepunkt ersetzen.
Ach, das wäre schön, wenn du das im Präsens erzählen und auch wirklich zeigen würdest. Das würde dem Text von Beginn weg eine höhere Spannung verleihen, finde ich.
Betrachtet man den Stein von Nahem, sieht man, wie dunkel der Stein abseits der grellen Scheinwerfer ist, wie vielschichtig durch Lufteinschlüsse und Spuren vergangener Zeiten, wie goldgefleckt in seinem tiefblauen Inneren.
"er" beim zweiten Mal. Schöne Passage.
Der andauernde Applaus steigert sich
Kann weg
Einige der Models wollen später noch ausgehen und fragen Sarah halbherzig nach ihren Plänen.
Wie machen sie das?
Es wird eine kleine, sehr private Feier werden – Renés Ehemann, seine Managerin, vielleicht der Redakteur seines neuen Magazins.
"Sehr" kann fast immer gestrichen werden.
René: „Liebling, ich mach heute Abend ruhig mit Marc. Wir sprechen uns morgen. Du warst großartig heute! René“
Vielleicht ohne "René:", dafür kursiv?
Unweit von ihr hält ein Kleinwagen und hupt kurz auf.
aufhupen? "kurz" kann weg.
Sie hebt kurz ihr Handy.
streichen
Als ihr der Fahrer die Autotür aufhält, steigt Sarah damenhaft ein.
Finde ich ein schwieriges Wort. Wiederum vielleicht besser zeigen als behaupten.
Unter ihren Sohlen wird der graue Schnee zu Matsch.
Wie nimmt das die Figur wahr? Ich würde mich hier auf etwas beziehen, das die Figur auch wirklich spürt.
Zarte Flocken legen sich auf Dächer und Wege, nehmen die Sicht in die Ferne, bedecken Fußspuren, bis diese nicht mehr zu erkennen sind.
Wo sind diese Fussspuren? Sie sitzt ja im Taxi und sieht weder Dächer noch (wahrscheinlich) Wege. Du fährst also mit der Kamera weg.

Also. Inhaltlich gefällt mir das sehr gut. Du kommst ohne Erklärungen aus, machst spürbar, was du erzählen willst. Achillus hat das gut auf den Punkt gebracht, ich schliesse mich seinem Urteil an.
Handwerklich hat mich der Text noch nicht so ganz überzeugt. Perspektive, Leserführung, Details (auch im Sinne von Show, don't tell, wie AWM es angemerkt hat). Das sind die drei Baustellen, die ich mir an deiner Stelle noch einmal vornehmen würde. Ich hoffe, dass meine Anmerkungen diesbezüglich hilfreich sind.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo @wegen

und willkommen bei der Challenge.

Ich leg los!

Eigens installierte Strahler heben die ehemalige Kühlhalle von den benachbarten modernen Glas- und Betonbauten ab.

Bleibe irgendwie an dem Satz hängen. Sind es nur die Strahler, die das Gebäude von den anderen unterscheidbar machen? Ist es nicht viel mehr die Backsteinfassade, die einen Kontrast zum Glas und Beton der anderen Häuser bildet?

Fotoblitze durchzucken den frühen Abend.

Klingt für mich nach Personifizierung des frühen Abends, der mit Elektrostößen malträtiert wird.

Auf der anderen Gebäudeseite fahren unterdessen mehrere Rollständer, behangen mit prallen, schwarzen Kleiderhüllen, die Rampe zum Hintereingang hinauf.

Fahren die von alleine?

Ein paar Strähnen habe sich aus dem braunen Haarknoten gelöst.

haben - Plural

Aufgereiht vor großen Spiegeln bekommen einige der Models noch kopfüber die Haare toupiert, während andere bereits abgepudert und ihre Augen mit langen, falschen Wimpern bestückt werden.

Ich denke nicht, dass 'kopfüber' hier passt. Für mich klingt es jedenfalls so, als stünden die Models auf dem Kopf.

An einem der äußeren Plätze dreht Sarah leicht den Kopf hin und her, überprüft im Spiegel den gleichmäßigen Schwung ihrer Brauen.

Deine Art, Charaktere einzuführen, empfinde ich als sehr plötzlich.

Er begrüßt den Chefvisagisten mit Wangenküssen, die Models mit Bekundungen über ihre herausragende Schönheit und beneidenswerte Jugend.
Von beiden Wänden aus ragen voll gehangene Kleiderstangen in den Raum hinein, davor mehrere Paar Schuhe und je ein gepolsterter Stuhl.

Sprachlich etwas ungelenk.

Unterdessen scheucht Sarah eine der Anziehhilfen weg, nachdem sie falsch zu sortierte Schuhe sieht.

'zu' kann weg.

Die Arme fächert sie grazil übereinander wie Flügel im Schwanensee.

Ich habe Schwierigkeiten, mir das bildlich vorzustellen.

Okay, ich habe zuende gelesen, aber von sprachlichen Kommentaren Abstand genommen. Da sind m.E. noch einige sprachliche Ungenauigkeiten drin.

Du verwendest sehr viel Zeit und Wörter, um die Atmosphäre und das Setting zu beschreiben. Dabei geht dir ein bisschen der Fokus verloren. Hauptsächlich geht es um Sarah, warum erzählst du dann nicht alles aus ihrer Perspektive. So fragt man sich lange, um wen es eigentlich geht: Tanja, Sarah, Réné?

Über das Ende kann man zweigeteilter Meinung sein. Einerseits finde ich es ganz gut, dass die Pointe nicht mit dem Holzhammer daherkommt. Andrerseits finde ich das Thema 'alterndes Model' auch ein bißchen zu sehr im Vagen gelassen. Insgesamt würde ich sprachlich reduzierter arbeiten und die Erzählperspektive stärker auf Sarah lenken. Nur meine persönliche Meinung.

LG,

HL

 

Hey @Achillus,

danke für die schnelle Rückmeldung. Wie du die Geschichte in deinen Worten wiedergegeben und dabei so viele, mir wichtige Kernpunkte aufgegriffen hast, hat mich gefreut und auch erleichtert. Echt schön zu lesen.

All das lese ich aus Deiner Geschichte. Gefällt mir sehr gut.
Was will ich mehr?! :)

Hab vielen Dank für den Kommentar und deine kritischen Gedanken zum Thema, die ich absolut unterschreibe.

Grüße
wegen

Hey @AWM,

mir hat deine Geschichte gefallen. Besonders das Ende finde ich wirklich gelungen.
sehr cool. :read: Kommen wir zu den Stellen, zu denen du Änderungsvorschläge hast.
Strahler heben die ehemalige Kühlhalle von den benachbarten Glas- und Betonbauten ab.
Beim Streichen von „modernen“ geh ich mit. Der Anfang ist jetzt etwas anders. Falls du noch mal schauen magst.
Hier zum Beispiel: Welche Vertreter genau? Was für Getränke werden gereicht? Das könntest du konkreter beschreiben.
Könnte ich. Ich habe das Gefühl, hier genügen die Details. Bei neuen Texten verrenne ich mich häufig in zu vielen Beschreibungen, zwischen denen dem Leser die eigentliche Handlung abhandenkommt. Ich muss versuchen, bewusster zu dosieren.
Die Rollständer fahren ja nicht von alleine hinauf.
Ah. Ich wusste, dass das kommt. Aber vorher „werden“ schon Häppchen gereicht. Ich überleg weiter.
Würde ich auch aktiv schreiben. Visagisten toupieren ...
Finde ich okay wie es ist.
"Insta-Story", sagt er. Und dann show: Wie sieht es aus, wenn sich junge Frauen produzieren?
Sehe deinen Punkt. Traue dem Leser zu, sich das vorzustellen.
und legt ihn über den Schoß.
Gekauft
Auch hier mehr show. Wie wirkt sich das Fasten aus? Da erfahren wir nur, dass ihr Kälte mehr zu schaffen macht.
Hm. Erscheint mir deutlich genug. Durchs Fasten friert man. Warum sie fastet ist klar.
Konkret: Welches Boulevardblatt? Mir gefällt auch der ganze Satz nicht. Rene betritt den Backstagebereich. Seine Assistentin, Managerin und drei Journalisten der Bild begleiten ihn.
Vom „umrahmt“ und dem „betritt“ (=seine Bühne) kann ich mich (noch) nicht trennen.
Auch das ist tellig. Zudem störe ich mich am stets. Wenn du damit ausdrücken willst, dass es seine Eigenart ist, müsste es "wie stets" heißen. Hier ist es ja nur eine Aktion, bei der er seine Begleiter als Zeugen wissen will. Daher kann es nicht stets heißen.
Du hast Recht. „stets“ ist raus.
Von beiden Wänden ragen voll behangene Kleiderstangen in den Raum.
Gekauft. Aber behängte habe ich gerade von @Peeperkorn gelernt.
ruft Tanja: "..." Das laut kannst du streichen, da rufen immer laut ist. Den Zeitplan brauchst du auch nicht, weil man ja liest, was sie ruft.
Stimmt. Ist raus.
zusortierte.
Danke.
Auch da ist unpräzise. Sie nimmt die erste Pose ein, badet in den Blicken, inhaliert sie Aufmerksamkeit. So wie es jetzt ist, badet sie nur in dem kurzen Moment, in dem sie die Pose einnimmt in den Blicken, weil das während sich auf den Vorgang bezieht, wie sie ebendiese Pose einnimmt.
Auch das. Gekauft.
Komischer Satz
Haha. Ich mag den. :)
Lichtflecken
Danke.
Auch das ist unpräzise. Die Federn fliegen ja nicht mehr herum. Sonst würden sie sie nicht am Hals kratzen. aufwendig verziert" braucht es auch nicht. Das sagen die Federn ja schon aus. Außerdem ist aufwendig verziert wieder sehr unkonkret.
Doch, doch, die sind überall. Bei „aufwendig verziert“ gebe ich dir Recht, hatte es auch gestrichen, dann aber wieder geändert, weil der Klang der allein stehenden Abendgarderobe mir nicht gefiel.
Finde es seltsam, dass du das nicht früher bringst. Sie weiß das ja seit der Kostümprobe und es müsste sie eigentlich verunsichern. Es stellt ihr ganzes Selbstbild infrage und dann wird es erst so spät so beiläufig erwähnt-
Ich bringe es jetzt, bzw. erinnert sich Sarah jetzt, weil der besagte Schlusslauf kurz bevorsteht. Sie tut das Gerücht zuvor ab, findet es abwegig. Mit einer gesünderen Selbstbetrachtung müsste sie längst ins Grübeln kommen. Doch zu dieser Reflexion ist sie noch nicht fähig.
Auch tell
Bin dran …
damenhaft einsteigen" gefällt mir auch nicht und ist mir zu tellig und auch irgendwie eine biedere Sprache.
Damit war ich auch nicht glücklich. Ist geändert.
Hier ist so eine Stelle, wo die Perspektive unendlich weit weg von ihr ist. Man ist da bei deiner Prota, die ihren Stolz bewahren will und dann fährt die Kamera unter ihre Sohlen, um zu zeigen, dass der Schnee zu Matsch schmilzt.
Okay. Perspektive ist nicht meine Stärke. Hast du womöglich gemerkt. ;) @Peeperkorn s Kommentar schlug in die gleiche Kerbe. Habe schon begonnen, daran zu drehen.

AWM, hab vielen Dank für deinen detaillierten Kommentar! Ich konnte einige deiner Vorschläge sehr gut gebrauchen.

Viele Grüße
wegen


Hey @Peeperkorn,

danke fürs Lesen. Du bringst ordentlich was an Hinweisen mit. Finde ich gut. :)

Ist das Absicht? Ich bin da gleich hängen geblieben.
Nein. Da war ich blind. Leuchtet jetzt schlicht „gelb“.
Erst durch die Strahler hebt sich ein Backsteingebäude von Glas- und Betonbauten ab? Das tut es doch schon vorher.
...
Wenn du vorher klar machen würdest, dass hier eine Veranstaltung stattfindet, dann könnte man das "eigens installiert" besser einordnen.
Verstehe. Ich habe den Grund der Installation früher erwähnt und die Beleuchtung als Grund der stärkeren Sichtbarkeit eingefügt: Eigens für diesen Abend installierte Strahler heben die ehemalige Kühlhalle noch deutlicher von den benachbarten Glas- und Betonbauten ab.
Vielleicht: einem? So habe ich mir überlegt, weshalb dieser Zaun erwähnt wird.
Der Gusseiserne Zaun verstärkt für mich das Bild eines alten Fabrikgeländes.
Ich finde, "internationalen" reicht. Das klingt sonst etwas schwerfällig.
Stimmt. Gekauft.
Dieses Wort gibt es nicht. Schau hier: behängt - behangen
Oh, danke.
Interessant, dass du zunächst eine Nebenfigur einführst. Mich hat der Text ein wenig an "Birdman" erinnert, ich weiss nicht, ob du den Film kennst. Da fährt man mit der Kamera durch ein Theater, bleibt mal an dieser, mal an jener Figur hängen. Bei dir gibt es aber eigentlich eine klare Hauptfigur und ich hatte da Mühe mit der Perspektive.
Okay. Ich meine deine Erklärung verstanden zu haben. Hier so detailliert auf Tanja zu gehen war für mich eine Möglichkeit, ihre Figur mit Namen gelenkig einzuführen, ohne direkt zu schreiben: Auf der anderen Gebäudeseite fahren unterdessen mehrere Rollständer […] Tanja koordiniert den ratternden Zug vorbei am Make-up-Bereich Richtung Bühnenaufgang.

Käme die Figureneinführung nicht zu hart rüber? Wer ist denn diese Tanja? Ich will sie auch nicht namenlos lassen. Dafür hat sie einen zu großen Anteil an der Handlung. Ich könnte sie an dieser Stelle unsichtbar lassen und erst bei den Polaroids erwähnen. Dann käme ihre Einführung nach der Hauptfigur. Was meinst du? Ich versuch das mal.

Sehr abstrakt. Wie macht sie das?
Das hat sich ohne Tanja erledigt.
Wer ist kopfüber? Ich kriege kein Bild.
Hm. Das würd ich jetzt erst mal lassen.
technisch. Wie macht er das? Ich denke, du könntest an einigen Stellen konkreter werden, noch mehr Details aufleuchten lassen.
Ja, sehe was du meinst. Das „fortsetzen“ ist arg sperrig. Weg damit. Die Wolke finde ich gut.
Finde ich gewagt. Die Kälte kommt ja nicht vom Wind, der übers Dach pfeift, sondern durch die geöffneten Türen. Da steigst du mit der Kamera hoch, verlässt gar das Gebäude, und kommst gleich wieder zurück.
Ohje. :] Die Kamera bleibt jetzt bei Sarah: An einem der äußeren Plätze dreht Sarah leicht den Kopf hin und her, überprüft im Spiegel den gleichmäßigen Schwung ihrer Brauen. Sie friert. Die Kälte macht ihr nach den vielen Jahren plötzlich zu schaffen. Dabei ist Sarahs Körper das Fasten vor einer Show gewohnt. Sie faltet ihren Pashminaschal auseinander und legt ihn über den Schoß.
Ich habe mal eine Jury-Besprechung erlebt, in der es 10 Minuten lang um dieses Wort ging und wie schrecklich falsch es ist, es in einem literarischen Text zu verwenden. Solche Redebegleitungen würde ich ernsthaft überdenken, für mich ist das stets ein mögliches Indiz für einen noch nicht ausgereiften Schreibstil.
Was?! Habe immerhin schon gut dreieinhalb Jahre OnOff-Hobby-Schreiberfahrung! :lol:

Ich streich es schnell, bevor mir noch jemand auf die Schliche kommt: „Fragen Sie mich nach dem Quell meiner Modeideen!“, fordert René den Reporter auf. „Ohne Sarah wäre da lediglich ein dunkles Loch“, betont er.

Das bin wohl nur ich, aber ich habe "Outfits" auf die Polaroids bezogen.
Hm. Ich sehe jetzt kein schiefes Bild. Ich warte mal, ob noch weitere Meinungen dazu kommen
Perspektive. Müsstest du hier nicht schreiben: Festen Schrittes geht Sarah auf Tanja zu?
Okay. Immer von Sarahs Perspektive aus. Danke.
runzelt
Danke.
Wieder so eine Redebegleitung. Ich habe mich mal geachtet, wie das "die Grossen" machen und so direkt findet man das wirklich selten. Oft liest man so etwas wie: "... erklärt Sarah mit der Ungeduld eines Mädchens, das vor einem Haufen Geschenke steht." Oder so was. Das finde ich die elegantere Möglichkeit, die Redebegleitung anzubringen, wenn es nicht gelingt, die Information in der Rede selbst zu transportieren.
Fühl mich klein mit Hut. Aber ja, du hast ja Recht: „Mein Platz ist immer ganz vorn“, erklärt Sarah mit leicht nach vorn gebeugtem Körper, als wäre ihr Gegenüber schwer von Begriff.
ruft. Kann man einen Zeitplan rufen?
Das war, dank @AWM, schon vor dir weg.
Ich finde, "nachdem" verlangt Perfekt. "... nachdem sie falsch zu sortierende Schuhe entdeckt hat."
Okay, danke.
Sehr schön. Hier bist du nahe an der Figur. Das hätte ich mir an anderen Stellen auch gewünscht.
Juchu! Ich schau was ich machen kann.
Applaus quillt? Ich musste sofort an Füße denken, die aus Schuhen quellen.
Hm. Davon kann ich mich noch nicht trennen.
Ach, das wäre schön, wenn du das im Präsens erzählen und auch wirklich zeigen würdest. Das würde dem Text von Beginn weg eine höhere Spannung verleihen, finde ich.
Hmm
"er" beim zweiten Mal. Schöne Passage.
Gekauft. Vielen Dank für das Lob. :}
Kann weg
Ja, stimmt. Kommt raus.
Wie machen sie das?
Das ist wie theatralisch und ungeduldig, oder? Da fällt mir noch was ein … nur nicht sofort.
"Sehr" kann fast immer gestrichen werden.
Okay, finde ich ohne auch besser.
Vielleicht ohne "René:", dafür kursiv?
Habe eine WR daraus gemacht.
aufhupen? "kurz" kann weg.
Stimmt. Es gibt nur Aufblenden, von Scheinwerfern. Ist geändert.
streichen
Das würd ich lassen. Die Geste ist wirklich nur ein kurzes Hochhalten, dann wieder senken.
Finde ich ein schwieriges Wort. Wiederum vielleicht besser zeigen als behaupten.

Wie nimmt das die Figur wahr? Ich würde mich hier auf etwas beziehen, das die Figur auch wirklich spürt.
Habe ich geändert. So richtig zufrieden mit ich noch nicht damit: Als ihr der Fahrer die Autotür aufhält, gleitet Sarah auf den Sitz. Warme Luft umströmt ihre Füße.
Wo sind diese Fussspuren? Sie sitzt ja im Taxi und sieht weder Dächer noch (wahrscheinlich) Wege. Du fährst also mit der Kamera weg.
Ich verstehe, dass das technisch nicht astrein ist, ich ihre Perspektive verlasse. Aber ich mag dieses Rauszoomen hier ganz gern. Deshalb würde ich es erstmal so lassen. Vielleicht wenn ich es kursiv setze?
Also. Inhaltlich gefällt mir das sehr gut. Du kommst ohne Erklärungen aus, machst spürbar, was du erzählen willst. Achillus hat das gut auf den Punkt gebracht, ich schliesse mich seinem Urteil an.
Handwerklich hat mich der Text noch nicht so ganz überzeugt.
Wunderbar. Besser der Inhalt passt und ich muss (nur noch) handwerklich am Text arbeiten, als wenn die Grundidee völliger Murks ist, rede ich es mir jetzt schön. ;)

Vielen, vielen Dank für deine ausführliche Hilfe! Ich habe einiges gelernt.
Liebe Grüße

 

Hallo @HerrLehrer,

Bleibe irgendwie an dem Satz hängen. Sind es nur die Strahler, die das Gebäude von den anderen unterscheidbar machen? Ist es nicht viel mehr die Backsteinfassade, die einen Kontrast zum Glas und Beton der anderen Häuser bildet?
Ist schon geändert
Klingt für mich nach Personifizierung des frühen Abends, der mit Elektrostößen malträtiert wird.
Ja, dein Eindruck beschreibt es sehr gut. Diese grellen Blitze zerreißen die Dunkelheit.
Fahren die von alleine?
Ich wollte das „werden“ vermeiden, weil es im Satz davor schon kam. Falls du einen konkreten Vorschlag hast, gern her damit.
haben - Plural
Ist schon weg.
Ich denke nicht, dass 'kopfüber' hier passt. Für mich klingt es jedenfalls so, als stünden die Models auf dem Kopf.
Okay, danke dir. Ich behalte es auf dem Schirm.
Deine Art, Charaktere einzuführen, empfinde ich als sehr plötzlich.
Danke für deine Rückmeldung.
Er begrüßt den Chefvisagisten mit Wangenküssen, die Models mit Bekundungen über ihre herausragende Schönheit und beneidenswerte Jugend.
Von beiden Wänden aus ragen voll gehangene Kleiderstangen in den Raum hinein, davor mehrere Paar Schuhe und je ein gepolsterter Stuhl.
Sprachlich etwas ungelenk.
Beim zweiten Satz gebe ich dir Recht. Der ist mithilfe der Kommentare bereits geändert.

Den Ersten finde ich eigentlich sehr gelungen. :}

Unterdessen scheucht Sarah eine der Anziehhilfen weg, nachdem sie falsch zu sortierte Schuhe sieht.
'zu' kann weg.
Nein. Denn die Schuhe sind nicht einfach nur (in sich) sortiert, sondern den Outfits zusortiert.
Die Arme fächert sie grazil übereinander wie Flügel im Schwanensee.
Ich habe Schwierigkeiten, mir das bildlich vorzustellen.
Ach. Irgendwie dachte ich, jeder hätte schon mal einen Fetzen von dem berühmten Ballettstück gesehen. Ich warte mal ab, ob es zu weiteren Wortmeldungen kommt. Ich hätte noch einen Plan B für die Flügel.
Okay, ich habe zuende gelesen, aber von sprachlichen Kommentaren Abstand genommen. Da sind m.E. noch einige sprachliche Ungenauigkeiten drin.
Schade, genaue Koordinaten helfen bei der Ortung. ;)
Du verwendest sehr viel Zeit und Wörter, um die Atmosphäre und das Setting zu beschreiben. Dabei geht dir ein bisschen der Fokus verloren.
Hm. Für die einen Leser könnten es mehr Details sein, dem anderen gefiele eine Reduzierung.
Hauptsächlich geht es um Sarah, warum erzählst du dann nicht alles aus ihrer Perspektive.
Stimmt, die Perspektive war anfangs nicht klar bei Sarah. Bin weiter dran.
Über das Ende kann man zweigeteilter Meinung sein. Einerseits finde ich es ganz gut, dass die Pointe nicht mit dem Holzhammer daherkommt. Andrerseits finde ich das Thema 'alterndes Model' auch ein bißchen zu sehr im Vagen gelassen.
Das verstehe ich nicht. Nicht mit dem Holzhammer, da stimme ich dir zu. Es gibt keine Punkt-Wendung, keinen lauten Knall, eher einen Prozess, eine sich schleichend manifestierende Gewissheit über die eigene Vergänglichkeit. Inwiefern würdest du dir wünschen, das Thema 'alterndes Model' stärker auszuarbeiten? Vielleicht kannst du da noch mal Bezug nehmen? Das wäre klasse.


Danke für deine Zeit!
Viele Grüße
wegen

 

Hey @wegen,

worüber definiert sich ein Mensch? In dieser Branche über endliche Güter: Jugend, eine angehungerte Figur, eine makellose Oberfläche. Nichts, was sich konservieren ließe, daran ändern auch Allüren nichts. Verkaufte Körperlichkeit. Und diesen Moment, wo es kippt, wo erste Zeichen des Niedergangs ablesbar werden, den hast du gut eingefangen. Die Frage ist, was kommt dann jenseits des Zenits, was bleibt übrig? Noch ein paar Jahre in der zweiten Reihe, im Schlagschatten der nächsten Prinzessinnen-Generation? Bittere Pille das, dazu hätte ich gerne mehr gelesen.
Interessant wäre für mich, wie es nach der Leugnung weitergeht, denn der Konflikt ist damit eigentlich erst eröffnet. Wie kämpft die Prota um ihren Platz in der Welt, welchen Weg schlägt sie ein? Gelingt es ihr, sich neu zu erfinden und die Leere zu füllen oder scheitert sie?
Ein Text über Stolz, über natürliche Zyklen, dessen Konstruktion sich auch auf andere Szenarien (Sport z.B.) übertragen lässt. Schon so eine Sache mit dem Altern, jede/-r kommt anders damit zurande. Beruhigend doch, dass es trotz des ganzen Theaters uns alle früher oder später erwischt.

Peave, l2f

 

Hallo @wegen,

mir gefällt, wie du das aufbaust. Die Hektik vor der Show, sowohl vor als auch (und vor allem) hinter den Kulissen. Mittendrin sitzt Sarah. Ich erfahre, dass sie schon eine Weile dabei ist, denn sie ist das Fasten vor den Shows gewöhnt, Sie wirkt wie eine unter vielen. Und in Anbetracht der späteren Entwicklung des Textes, ist das ja genau der Punkt, mit dem sie sich auseinandersetzen sollte, es aber noch nicht kann.
Erst als René seinen kurzen Auftritt hat, wird Sarahs besondere Rolle klar. Aber auch hier - und das finde ich echt gut gemacht von dir - hat es so etwas Nebensächliches, dass man spürt, hier ist etwas am Vergehen, eine Muse, die noch einmal hochgehoben wird, um dann ausrangiert zu werden. Die Nachricht von René am Ende macht auf dieses Gefühl ja dann den Deckel drauf.

Der Text ist recht distanziert, aber es passt zum Inhalt. Sarah hier zu viel Emotionen ausdrücken zu lassen oder aber die Leute um sie herum, wäre unecht. Denn so ist sie, kühl und beherrscht, starr festhaltend an ihrer Position als Muse des Meisters, und so ist ihre Umgebung, oberflächlich, hektisch und egoistisch. Ja, gefällt mir, wie du das eingefangen hast.

Ich finde, in diesem Moment gibt es zwei Möglichkeiten für Sarah. Sie kann sich nach wie vor dagegen wehren, durch jüngere und modernere Gesichter ausgetauscht zu werden oder aber aktzeptieren, dass sich etwas verändert hat und damit arbeiten, damit umgehen, bevor sie frustriert und verbissen auf alles und jeden schimpft und nach außen immer schön die Fassade wahrt. Emotional bin ich da weit weg, weil ich diese Welt nicht kenne und weil ich sowieso immer Abstand von Frauen halte, die auf mich bissig oder verkrampft wirken. Aber wie oben schon geschrieben, Emotionalität würde zu diesem Text auch nicht passen.

Eine Kleinigkeit:

Unterdessen scheucht Sarah eine der Anziehhilfen weg, nachdem sie falsch zusortierende Schuhe entdeckt hat.
Müsste es hier nicht heißen falsch zusortierte Schuhe? Denn sie sind ja bereits zusortiert - zusortierend beschreibt den Prozess davor.

Und diese Stelle hier finde ich interessant:

„Mein Platz ist immer ganz vorn“, erklärt Sarah mit leicht nach vorn gebeugtem Körper, als wäre ihr Gegenüber schwer von Begriff.
Also eigentlich Klischee, klar, die Muse will ganz nach vorne. Aber dieser leicht nach vorn gebeugte Körper hat in meinem Kopf sofort das Bild von einer älteren Dame hervorgerufen, die schon ein wenig in sich zusammengeschrumpft ist und sich den Leute immer entgegenneigt, damit sie auch wirklich verstanden wird. Keine Ahnung, ob du das wolltest, aber fand ich total gut, weil es trotz Sarahs Zickigkeit so eine Tragik bekommen hat.

Die letzten Szenen (Tanja, das Taxi, der fallende Schnee) gefallen mir sehr, da wird die Schwere spürbar, mit der sich Sarah wohl in nächster Zeit auseinandersetzen sollte ...

Gerne gelesen.
Liebe Grüße
RinaWu

 

Guten Abend @wegen,

du hast hier eine interessante Geschichte geschrieben. Ich brauchte ein paar Sätze bis ich drin war, aber dann hätte ich am Ende gerne noch weitergelesen. Für mich war es interessant zu lesen, wie Sarah langsam und schmerzhaft erfahren muss, dass sie nicht mehr die Nummer eins ist. Ich hatte auch den Eindruck, dass du dich in diesem Gebiet gut auskennst und ich habe dir da als Leser vertraut. Finde ich einen wichtigen Punkt, weil das die Spannung steigert. Mein Eindruck ist, dass das auch in echt genau so ablaufen könnte. So, kommen wir zur Textarbeit:

Die Backsteinfassade leuchtet gelb. Eigens für diesen Abend installierte Strahler heben die ehemalige Kühlhalle noch deutlicher von den benachbarten Glas- und Betonbauten ab.
Ich musste bei den ersten Sätzen erst einmal reinkommen, bin etwas über die "ehemalige Kühlhalle" gestolpert. Ich hatte etwas Schwierigkeiten mir die Kühlhallen neben Glas- und Betonbauten vorzustellen, aber das liegt bestimmt an mir. Wollte ich dir nur kurz rückmelden.

Aufgereiht vor großen Spiegeln bekommen einige der Models noch kopfüber die Haare toupiert, während andere bereits abgepudert und ihre Augen mit langen, falschen Wimpern bestückt werden.
Ich bin über "kopfüber" gestoßen, ähnlich wie Peeperkorn schon geschrieben hat, will mir hier kein klares Bild kommen. Wie genau sieht es aus, wenn man kopfüber die Haare toupiert bekommt?

Er begrüßt den Chefvisagisten mit Wangenküssen, die Models mit Bekundungen über ihre herausragende Schönheit und beneidenswerte Jugend. Der Praktikant fotografiert eifrig aus verschiedenen Perspektiven.
Das finde ich eine sehr starke Stelle. Einerseits habe ich direkt eine Vorstellung davon im Kopf und andererseits hatte ich den Eindruck, dass es wirklich so ablaufen könnte. So hat sich das für mich angefühlt und das hat mein Interesse bezüglich deiner Geschichte gesteigert.

Tanja schickt sie auf ihre Plätze und weist sie an, alle Reißverschlüsse und Knöpfe zu öffnen, damit das Umziehen schneller geht.
Hier ist auch wieder so ein kleines Detail, was sich für mich authentisch liest.
Ja, das gefällt mir, wie du nach und nach die "Welt" der Geschichte mit Leben füllst.

Als die letzten Models fertig gestylt aus der Maske kommen und ihre Plätze einnehmen, ruf Tanja:
Kleinigkeit: "ruft".

Mit einer ausladenden Handbewegung bleibt sie seitlich stehen, die linke Schulter zeigt hinunter zum Publikum, der Gesichtsausdruck lasziv. Die Arme fächert sie grazil übereinander wie Flügel im Schwanensee. Sarah wäre eine große Tänzerin geworden. Sie beginnt den Walk. Zu ihren Füßen quillt Applaus empor.
Finde ich eine richtig starke Stelle! Habe ich sehr gerne gelesen, funktioniert für mich.

Bei der Kostümprobe kamen ihr Gerüchte zu Ohren, ein anderes, jüngeres Model sollte sie beim Showhöhepunkt ersetzen.
Das ist für mich eine der Kernstellen in deinem Text und auch der zentrale Konflikt.

Um den Hals trägt sie ein Collier, dessen Zentrum ein rautenförmiger Lapislazuli bildet. Betrachtet man den Stein von Nahem, sieht man, wie dunkel er abseits der grellen Scheinwerfer ist, wie vielschichtig durch Lufteinschlüsse und Spuren vergangener Zeiten, wie goldgefleckt in seinem tiefblauen Inneren.
Du hast Lapislazuli richtig gut eingebaut, das ist richtig passend. Hatte nicht den Eindruck, als wäre das künstlich hinzugefügt worden.

Sarah strafft sich. „Danke, Liebes.“ Sie hebt kurz ihr Handy. „René schickt einen Wagen. Der Fahrer ist schon unterwegs.“
Tanja schaut ihr einen Moment unverwandt in die Augen. Dann lächelt sie, nickt und startet den Motor.

Als ihr der Fahrer die Autotür aufhält, gleitet Sarah auf den Sitz.

Wenn ich das richtig verstehe, dann lügt sie Tanja an, denn René hat keinen Wagen geschickt. Und Tanja durchschaut die Lüge. Ich fand es daher dann etwas verwirrend, dass im nächsten Absatz von "dem Fahrer" gesprochen wird. Hat René doch einen Wagen geschickt? Nein, denn sie muss ja den Taxifahrer dann bezahlen, bzw. er starten das Taxameter. Ich hätte mir hier eine klarere Trennung gewünscht, sodass direkt klar ist, dass es sich eben nicht um den Fahrer von René handelt, sondern um einen Taxifahrer, denn sie sich selbst suchen muss.

Insgesamt habe ich deine Geschichte gerne gelesen und war etwas traurig, als es dann schon zu ende war. Spricht für deinen Schreibstil, hat mir Spaß gemacht.


Beste Grüße
MRG

 

Stimmt, das hatte ich vergessen. Kopfüber Haare toupieren.

@MRG, das geht folgendermaßen: Frau bückt sich kopfüber und der Stylist (oder sie selbst) toupiert eben über Kopf, während die Haare vorne runterhängen. Im Anschluss werden die Haare zurückgeworfen und fertig frisiert. Das über Kopf toupieren hat den Vorteil, dass die Haare dadurch noch mehr Schwung und Volumen erhalten.

:)

Das nur als kurze Rückmeldung, @wegen, dass dieses Bild für mich Sinn macht, bin da nicht drübergestolpert.

LG
RinaWu

 

Hallo @wegen :-)

Deine Geschichte deutet einen Bruch an. Sarah kann ihre eigene Tätigkeit nicht kontrollieren; ihre "Erwerbsfähigkeit" hängt von Faktoren ab, die sich ihrem Einfluss entziehen. Das ist ein spannendes Reiz-Feld, das Deine Geschichte aus einer überraschend entfernten Perspektive beschreibt. Weite Teile deiner Geschichte schildern die hektische Aktivität einer Modenschau, erst zum Ende biegt der Text auf Sarah ein, setzt sie in den Mittelpunkt, den ihr der Beruf verwehrt, bald verwehrt, in absehbarer Zeit verwehren wird. Mal schauen, was mit ihr passiert.

Für mich ist dein Text keiner, der von einem Plot lebt, der eine bestimmte Handlung, ein bestimmtes Ende benötigt (auch wenn dein jetziges Ende mir sehr gut gefällt, die angedeutete Lüge Sarahs gegen Tanja). Im Grunde ist aber mit dem Gerücht, dass sie durch ein jüngeres Model ersetzt wird, alles erzählt. Weite Teile verwendest du zur Beschreibung des hektischen Settings.

Dein Setting kennt keine Langsamkeit. Es ist keine Atmosphäre, in der Laute "widerhallen" oder in ein diffuses Etwas verschwinden, hier arbeiten hochprofessionelle Menschen in einer Hochleistungssituation: Die Handgriffe sitzen, Kleider- und Gaderobenständer haben eine exakte Position, der Zeitplan ist eingeübt, es darf natürlich geschrien werden und bei Fehlern kannst du auf den nächsten Nachtbus warten. Als Leser bin ich dank des Präsens zeitlich und örtlich genau dort, wo der Text steht. Sarah ist ebenso professionell und versiert, sie hat die Regeln erfahren und internalisiert und merkt, wie sie sich gegen sie wenden, sehr sacht, angezeigt durch eine vergessene Einladung oder ein blödes Gerücht. Meinem Geschmack(!) nach würde ich jegliches Passiv vermeiden. Hier passiert nichts einfach so, hier ist jede Handlung von jemanden ausgelöst und das solltest du auch beschreiben.

Die Backsteinfassade leuchtet gelb. Eigens für diesen Abend installierte Strahler heben die ehemalige Kühlhalle noch deutlicher von den benachbarten Glas- und Betonbauten ab. Es sind fünf Grad unter null. Der Schnee der letzten Tage türmt sich schwarz gesprenkelt neben dem gusseisernen Zaun. Fotoblitze durchzucken den frühen Abend. Über einen langen Teppich laufen Vertreter der internationalen Modewelt durch die geöffneten Stahltüren in die Vorhalle, in der Getränke und vegane Häppchen gereicht werden.
Auf der anderen Gebäudeseite fahren unterdessen mehrere Rollständer, behängt mit prallen, schwarzen Kleiderhüllen, die Rampe zum Hintereingang hinauf. Das Rattern geht weiter, vorbei am Make-up-Bereich Richtung Bühnenaufgang. Der Widerhall verliert sich zwischen den hohen Wänden.

Im ersten Absatz beschreibst du die Szene, das Setting Deiner Geschichte. Als Leser bin ich der Kameramann, ich sehe das und das und das. Vielleicht macht es Sinn, ein paar Füllwörter herauszustreichen, das "Eigens", das "noch", auch den Komparativ könnte man reduzieren. Das Backsteinhaus, die ehemalige Kühlhalle, steht im Mittelpunkt. Die Getränke und veganen Häppchen wären ein neuer Eindruck, hier vielleicht einen extra Satz. Das betont die Unmittelbarkeit, mit der ich als Leser deine Szene zu fassen bekomme.

Deine Geschichte lebt ja von starken Gegensätzen - Glitzer vorne, backstage die verbrauchte Sarah, die die Erkenntnis ahnt, nicht mehr prima donna auf Renés Hitliste sein zu dürfen/müssen. Deine Einführung spiegelt den Gegensatz baulich wieder, das Präsentierte vorne und die Organisation, der Betrieb einer Show hinten. Das könnte man stärker betonen: Zum Beispiel, indem du die Lichtverhältnisse der Rückseite aufgreifst. Das erzeugt zwar eine strenge Parallelität Vorne-Hinten, macht aber mir als Leser klar, dass die Story auf einen großen, schwierigen Gegensatz zusteuert. Aber das nur als Idee, mehr nicht.

Aufgereiht vor großen Spiegeln bekommen einige der Models noch kopfüber die Haare toupiert, während andere bereits abgepudert und ihre Augen mit langen, falschen Wimpern bestückt werden.
Hm, hm, der Satz klingt für mich etwas sperrig. Vielleicht: Die Visagisten toupieren das Haar, pudern ab, kleben lange, falsche Wimpern links, lange, falsche Wimpern rechts, drücken fest, nicken, ziehen ab.
überprüft im Spiegel den gleichmäßigen Schwung ihrer Brauen.
Das könnte man weiter ausführen. Warum? Weil Sarah professionell ist. Sie ist schnell, sie wird nicht nur den Augenbrauen-Schwung überprüfen, sondern die Blässe des Hautteints, die Lippengröße, den Lippenglanz, das emotionale Gesamtbild, irgendwas. Profis sind schnell und besitzen die Fähigkeit der automatisierten Routine bei niedriger Fehlerrate. Sie ja auch, die Gute.
Umrahmt von Assistentin, Managerin und dem dreiköpfigen Team eines Boulevardblattes betritt René den Backstagebereich.
Umrahmt, hm, ein Bild kann ich - okay,einrahmen (haha) und mir elegant an die Wand hängen, da hängt es brav den Rest meiner Lebenszeit. Vielleicht etwas dynamisches? Begleiten mag schon ausreichen. Vielleicht sowas wie: René betritt den Backstagebereich. Im Gefolge: Die Assistentin, die Managerin, das Team Klatsch und Tratsch der örtlichen Boulevardzeitung (klingt vlt etwas ironisch).
Im Mittelgang steht Tanja und klebt Polaroids der Models in den besprochenen Outfits an die Metallstangen. Die Ankleidehilfen, ein aufgekratzter Haufen aus Modedesignstudenten und ambitionierten Jungbloggern, versuchen einen Blick auf die prominenten Zuschauer der ersten Reihe zu erhaschen. Tanja schickt sie auf ihre Plätze und weist sie an, alle Reißverschlüsse und Knöpfe zu öffnen, damit das Umziehen schneller geht.
Finde deinen Text immer dann sehr gut, wenn er ins Detail geht.
Betrachtet man den Stein von Nahem, sieht man, wie dunkel er abseits der grellen Scheinwerfer ist, wie vielschichtig durch Lufteinschlüsse und Spuren vergangener Zeiten, wie goldgefleckt in seinem tiefblauen Inneren.
Wer betrachtet an der Stelle? Ich würde das "Betrachtet man" streichen. Dein Präsens-Text lebt von der Unmittelbarkeit, das braucht kein dokumentarisches "Betrachtet man".
Unterdessen scheucht Sarah eine der Anziehhilfen weg, nachdem sie falsch zusortierende Schuhe entdeckt hat.
Kleine, starke Stelle. Sie übt das Verhalten aus, dem sie ausgesetzt ist.
Die Arme fächert sie grazil übereinander wie Flügel im Schwanensee. Sarah wäre eine große Tänzerin geworden.
Aber jetzt arbeitet sie als professionelles Model. Tja. Da steckt ein bisschen Sehnsucht, ein bisschen Was-wäre-wenn, das Simulieren aus einem vergangenen Ereignis, das wir ja alle kennen und für das für uns manchmal auch ärgern.
Dann drehen sich beide zu der sie feiernden Menge.
Vielleicht "zur" feiernden Menge?

Gerne gelesen @wegen! Das war's

Lg aus Südberlin
kiroly

 

Hallo @wegen

ich habe Deine Geschichte gerne gelesen. Du gewährst mir Einblicke in die harte Modelwelt. Ich kann mir alles sehr gut vorstellen. Was mir ein wenig fehlt, sind Sarahs Gefühle und Gedanken. Da ist eine gewisse Distanz. Längere Zeit ist mir nicht einmal klar, dass es in der Geschichte hauptsächlich um sie geht. Ich lerne sie gar nicht richtig kennen, kann keine Nähe zu ihr aufbauen. Auch den Konkurrenzkampf könntest Du gerne detaillierter aufzeigen. Ich würde gern erfahren, was das alles mit ihr macht. So ist das ganze ein wenig oberflächlich, geht nicht in die Tiefe, was ich sehr schade finde.

„Für eine Insta-Story“, informiert er die jungen Frauen, die sich kichernd produzieren.

Meinst du präsentieren?

Dabei ist Sarahs Körper das Fasten vor einer Show vertraut.

Das klingt sehr distanziert.
Vorschlag: Dabei ist ihr das Fasten vor eine Show vertraut.
Es betrifft ja nicht nur ihren Körper, auch ihre Seele und ihren Geist.

Zu ihren Füßen quillt Applaus empor.

Das klingt etwas seltsam.

Liebe Grüße und einen schönen Sonntag,
Silvita

 

Hey @linktofink,

danke fürs Lesen und für deinen Kommentar. Wie du Sarahs Abhängigkeit und ihre Vergänglichkeit im Modelgeschäft widergibst und welche Gedankenspiele das bei dir zu ihren Perspektiven angestoßen hat, war schön zu lesen. Eine gewiss fragile Scheinwelt im Rampenlicht. Hinter den Kulissen wird abgeschminkt.

Viele Grüße
wegen

Hey @Rob F,

schön dich unter meiner Geschichte zu sehen. :)

Du stellst hiermit gut dar, wie sich die verschiedenen Akteure (Models, Presse, der Organisator ...) verhalten, welche Rolle sie spielen.
cool, dass das für dich funktioniert hat
Wie Sarah sich fühlt wird zwar auch nach und nach deutlich, aber ich finde auch, dass du etwas zu weit von ihr weg bist. Ich bekomme wenig von ihrer Gefühlswelt mit.
Sarah, ganz die stolze Diva, gibt der Öffentlichkeit nur das preis, was diese von ihr erwartet. Dabei steckt sie so tief in der Rolle fest, die sie seit Jahren einnimmt, dass sie die Veränderung ihrer Umwelt erst spät wahrnimmt, dann komplett leugnet, um die Illusion mit aller Kraft aufrecht zu halten. Sie bleibt stets distanziert und kühl.
Da bin ich vielleicht zu genau, aber genau genommen leuchtet die Fassade ja nicht selbst,
Mja, hast schon Recht. Der Mond leuchtet auch nicht von allein. Sagt trotzdem niemand: „Wie schön heute Nacht die Sonne den Mond anstrahlt.“ ;)

Ich mag den ersten Satz nicht durch „scheint/wirkt/…“ abschwächen.

Wahrscheinlich stehe nur ich hierbei auf dem Schlauch, aber wie geht das kopfüber? :confused:
Oder was meinst du hier mit "kopfüber"?
Hier kam ich echt ins Straucheln, ob nicht ich auf dem Schlauch stehe und völligen Murks fabriziert habe. Was für eine Erleichterung als ich @RinaWu s Wortmeldung dazu las:

@MRG, das geht folgendermaßen: Frau bückt sich kopfüber und der Stylist (oder sie selbst) toupiert eben über Kopf, während die Haare vorne runterhängen. Im Anschluss werden die Haare zurückgeworfen und fertig frisiert. Das über Kopf toupieren hat den Vorteil, dass die Haare dadurch noch mehr Schwung und Volumen erhalten.

Die Kälte macht ihr nach den vielen Jahren plötzlich zu schaffen.
Hier passt m.E. das Wort "plötzlich" nicht. Das wird sich ja nach und nach bemerkbar gemacht haben (?)
Sarah bemerkt das tatsächlich erst in diesem Moment. Das sagt auch was aus, finde ich.
„Meine andalusische Prinzessin.“
Eine geschickte Aussage, um Sarah äußerlich ein wenig zu beschreiben!
:} Danke.
zusortierte
Logo. Danke.
Sarah läuft unter leisem Getuschel, mit erhobenem Kopf an allen vorbei.
m.E. kommt hier kein Komma
Okay, gehe ich mit.
Bei der Kostümprobe kamen ihr Gerüchte zu Ohren, ein anderes, jüngeres Model sollte sie beim Showhöhepunkt ersetzen.
Diese Information wirkt hier ein wenig künstlich eingestreut, besser fände ich es in einer eigenen Szene.
Das wäre bestimmt gut. Nur fällt mir nicht ein, wie und wo ich diese Szene einbinden sollte. Ich grüble mal weiter.
Wir sprechen uns morgen. Du warst großartig heute! René“
Ein Punkt vor den abschließenden Anführungszeichen.
Mir war klar, dass die WR da ein Satzzeichen verlangt. Aber in einer Textnachricht, in der Satzzeichen gern sparsam verwendet werden, wollte ich es hinter der Unterschrift weglassen. Hm. Ich habe es jetzt trotzdem berichtigt.
Die Fahrertür schließt.
von alleine?
Finde ich zu penibel gedacht. Hier ist das Geräusch gemeint, welches die sich weggedrehte Sarah hört. Ich lass das erstmal.
Nachdem Sarah ihre Anschrift nennt, startet der Fahrer das Taxameter.
Guter Satz, um das sich ändernde Leben von Sarah anzudeuten.
Yeah. Danke. :}
bedecken Fußspuren, bis diese nicht mehr zu erkennen sind.
Auch dieser!
Dafür auch!


Lieben Dank für deine Hilfe an meiner Geschichte. :)

Viele Grüße
wegen

Hallo @RinaWu,

danke für deinen Besuch. :)

mir gefällt, wie du das aufbaust. Die Hektik vor der Show, sowohl vor als auch (und vor allem) hinter den Kulissen.

dass man spürt, hier ist etwas am Vergehen, eine Muse, die noch einmal hochgehoben wird, um dann ausrangiert zu werden.
Oh, ich bin ganz entzückt wenn ich Kommentare lese, in denen die Figur und ihr Handeln in ihrer Vielschichtigkeit verstanden wird und die Schilderung der ewigen Show funktioniert. Ich freu mich auch total, dass die Backstagebeschreibungen für dich richtig dosiert waren.


Der Text ist recht distanziert, aber es passt zum Inhalt. Sarah hier zu viel Emotionen ausdrücken zu lassen oder aber die Leute um sie herum, wäre unecht. Denn so ist sie, kühl und beherrscht, starr festhaltend an ihrer Position als Muse des Meisters, und so ist ihre Umgebung, oberflächlich, hektisch und egoistisch. Ja, gefällt mir, wie du das eingefangen hast.
Okay. Danke für deine Rückmeldung. Das bestätigt auch mein Bauchgefühl.
Müsste es hier nicht heißen falsch zusortierte Schuhe?
Ja, logo. Danke.
dieser leicht nach vorn gebeugte Körper hat in meinem Kopf sofort das Bild von einer älteren Dame hervorgerufen, die schon ein wenig in sich zusammengeschrumpft ist und sich den Leute immer entgegenneigt, damit sie auch wirklich verstanden wird. Keine Ahnung, ob du das wolltest, aber fand ich total gut, weil es trotz Sarahs Zickigkeit so eine Tragik bekommen hat.
Ach, spannend wie du das liest. Ich dachte an sowas Nachdrückliches, eine Art Dominanzgeste. Aber auch sehr gut, deine Idee. :}
Die letzten Szenen (Tanja, das Taxi, der fallende Schnee) gefallen mir sehr, da wird die Schwere spürbar, mit der sich Sarah wohl in nächster Zeit auseinandersetzen sollte ...
Ich bin auch glücklich mit dem Ende.

Frau bückt sich kopfüber und der Stylist (oder sie selbst) toupiert eben über Kopf, während die Haare vorne runterhängen. Im Anschluss werden die Haare zurückgeworfen und fertig frisiert. Das über Kopf toupieren hat den Vorteil, dass die Haare dadurch noch mehr Schwung und Volumen erhalten.
Und Rina, deine Wortmeldung zu Kopfüber Haare toupieren, die habe ich wirklich gefeiert. Sister flip your hair!

Danke für den tollen Kommentar.
Viele Grüße
wegen

 

Hahahaha, @wegen:

Und Rina, deine Wortmeldung zu Kopfüber Haare toupieren, die habe ich wirklich gefeiert. Sister flip your hair!
Flippin' it damn good, sister!

LG und bis bald
RinaWu

 

Hallo @MRG,
danke für deinen Kommentar.

Ich hatte auch den Eindruck, dass du dich in diesem Gebiet gut auskennst
MRG, du Fuchs! ;) Ja, am authentischsten schreibt man immer über Welten in denen man sich selbst bewegt (hat).
Ich musste bei den ersten Sätzen erst einmal reinkommen, bin etwas über die "ehemalige Kühlhalle" gestolpert. Ich hatte etwas Schwierigkeiten mir die Kühlhallen neben Glas- und Betonbauten vorzustellen, aber das liegt bestimmt an mir. Wollte ich dir nur kurz rückmelden.
Okay, danke. Aus der Kühl- wurde eine Fabrikhalle. Das ist nicht ganz so speziell, sticht nicht so stark raus, dachte ich mir.
Wie genau sieht es aus, wenn man kopfüber die Haare toupiert bekommt?
Ich hoffe, du hast mit RinaWus Erklärung jetzt eine Vorstellung von diesem Haarvolumen-Lifehack?
Er begrüßt den Chefvisagisten mit Wangenküssen, die Models mit Bekundungen über ihre herausragende Schönheit und beneidenswerte Jugend. Der Praktikant fotografiert eifrig aus verschiedenen Perspektiven.
Das finde ich eine sehr starke Stelle. Einerseits habe ich direkt eine Vorstellung davon im Kopf und andererseits hatte ich den Eindruck, dass es wirklich so ablaufen könnte. So hat sich das für mich angefühlt und das hat mein Interesse bezüglich deiner Geschichte gesteigert.
Sehr cool. Danke dir.
Tanja schickt sie auf ihre Plätze und weist sie an, alle Reißverschlüsse und Knöpfe zu öffnen, damit das Umziehen schneller geht.
Hier ist auch wieder so ein kleines Detail, was sich für mich authentisch liest.
Ja, das gefällt mir, wie du nach und nach die "Welt" der Geschichte mit Leben füllst.
Schön. :}
Kleinigkeit: "ruft".
Logo. Danke
Mit einer ausladenden Handbewegung bleibt sie seitlich stehen, die linke Schulter zeigt hinunter zum Publikum, der Gesichtsausdruck lasziv. Die Arme fächert sie grazil übereinander wie Flügel im Schwanensee. Sarah wäre eine große Tänzerin geworden. Sie beginnt den Walk. Zu ihren Füßen quillt Applaus empor.
Finde ich eine richtig starke Stelle! Habe ich sehr gerne gelesen, funktioniert für mich.
Yeah!
Bei der Kostümprobe kamen ihr Gerüchte zu Ohren, ein anderes, jüngeres Model sollte sie beim Showhöhepunkt ersetzen.
Das ist für mich eine der Kernstellen in deinem Text und auch der zentrale Konflikt.
Ja, für diese Momente auf der Bühne, bewundert vom Publikum, das sie im grellen Gegenlicht doch gar nicht sieht, lebt Sarah.
Bei der Kostümprobe kamen ihr Gerüchte zu Ohren, ein anderes, jüngeres Model sollte sie beim Showhöhepunkt ersetzen.
Das ist für mich eine der Kernstellen in deinem Text und auch der zentrale Konflikt.
Auf jeden Fall. Der Erdrutsch ist nicht mehr zu verhindern.
Du hast Lapislazuli richtig gut eingebaut, das ist richtig passend. Hatte nicht den Eindruck, als wäre das künstlich hinzugefügt worden.
Danke für deine Rückmeldung dazu. Ich hatte mich bisher noch nie an Geschichten mit vorgegebenen Wörtern versucht. Ganz schön herausfordernd, gerade bei solch einer diffusen Auswahl. :D
Wenn ich das richtig verstehe, dann lügt sie Tanja an, denn René hat keinen Wagen geschickt. Und Tanja durchschaut die Lüge. Ich fand es daher dann etwas verwirrend, dass im nächsten Absatz von "dem Fahrer" gesprochen wird. Hat René doch einen Wagen geschickt? Nein, denn sie muss ja den Taxifahrer dann bezahlen, bzw. er starten das Taxameter.
Das hast du absolut richtig verstanden. Vielleicht war das für dich zu offensichtlich. ;)
Denn die Wortwiederholung des Fahrers hatte ich absichtlich gesetzt, um den Leser noch einen Moment in Sarahs Illusion zu lassen. Erst beim Taxameter platzt die Blase – Die Limousine wird zum nach kaltem Rauch stickenden Taxi mit abgewetzten Kunstledersitzen.
Insgesamt habe ich deine Geschichte gerne gelesen und war etwas traurig, als es dann schon zu ende war. Spricht für deinen Schreibstil, hat mir Spaß gemacht.
Das freut mich total. :}
Viele Dank und liebe Grüße
wegen


Hallo @kiroly,
aus deinem Kommentar konnte ich viel rausziehen. Deine analytische Art der Interpretation von Plot, Setting und Figurenanlage hat mir an einigen Stellen weitergeholfen, die mir quer lagen. Selbst bei Passagen, die ich eigentlich okay fand. :lol:

Dein Setting kennt keine Langsamkeit. Es ist keine Atmosphäre, in der Laute "widerhallen" oder in ein diffuses Etwas verschwinden, hier arbeiten hochprofessionelle Menschen in einer Hochleistungssituation: Die Handgriffe sitzen, Kleider- und Gaderobenständer haben eine exakte Position, der Zeitplan ist eingeübt, es darf natürlich geschrien werden und bei Fehlern kannst du auf den nächsten Nachtbus warten.
Das hast du gut eingefangen. Kleine Anpassung ->Der Widerhall überschlägt sich zwischen den hohen Wänden. Das klingt gleich knackiger, straffer. :}
Meinem Geschmack(!) nach würde ich jegliches Passiv vermeiden. Hier passiert nichts einfach so, hier ist jede Handlung von jemanden ausgelöst und das solltest du auch beschreiben.
Ja, verstehe. In der Eingangsszene das Passiv zu vermeiden, sehe ich noch nicht. Aber beim Toupieren der Haare habe ich es abgeändert. Finde ich gut. Im restlichen Text ist kein Thema, denke ich.
Im ersten Absatz beschreibst du die Szene, das Setting Deiner Geschichte. Als Leser bin ich der Kameramann, ich sehe das und das und das. Vielleicht macht es Sinn, ein paar Füllwörter herauszustreichen, das "Eigens", das "noch", auch den Komparativ könnte man reduzieren. Das Backsteinhaus, die ehemalige Kühlhalle, steht im Mittelpunkt. Die Getränke und veganen Häppchen wären ein neuer Eindruck, hier vielleicht einen extra Satz. Das betont die Unmittelbarkeit, mit der ich als Leser deine Szene zu fassen bekomme.
„Eigens“ und „noch“ haben für mich ihre Berechtigung. Aber „unterdessen“ kann wirklich weg. Das „auf der anderen Seite“ rückt es bereits von den Häppchen ab. Das Reichen der Getränke und Häppchen als einzelner Satz war mir in Kombination mit den anderen kurzen Sätzen davor zu abgehackt. Deshalb würde ich das auch erst mal so lassen
Deine Geschichte lebt ja von starken Gegensätzen ...

Das könnte man stärker betonen: Zum Beispiel, indem du die Lichtverhältnisse der Rückseite aufgreifst. Das erzeugt zwar eine strenge Parallelität Vorne-Hinten, macht aber mir als Leser klar, dass die Story auf einen großen, schwierigen Gegensatz zusteuert. Aber das nur als Idee, mehr nicht.
Die Kehrseite des Scheinwerferlichts, das gefällt mir. Ich schau, wie ich es einbauen kann. -> In der Ecke krächzt jetzt schon mal ein halbdefekter Heizlüfter.
Hm, hm, der Satz klingt für mich etwas sperrig. Vielleicht: Die Visagisten toupieren das Haar, pudern ab, kleben lange, falsche Wimpern links, lange, falsche Wimpern rechts, drücken fest, nicken, ziehen ab.
Ist aktiviert. -> Aufgereiht vor großen Spiegeln toupieren Hairstylisten einigen Models kopfüber die Haare. Make Up Artists pudern andere ab und bestücken ihre Augen mit langen, falschen Wimpern.
überprüft im Spiegel den gleichmäßigen Schwung ihrer Brauen.
Das könnte man weiter ausführen. Warum? Weil Sarah professionell ist. Sie ist schnell, sie wird nicht nur den Augenbrauen-Schwung überprüfen, sondern die Blässe des Hautteints, die Lippengröße, den Lippenglanz, das emotionale Gesamtbild, irgendwas. Profis sind schnell und besitzen die Fähigkeit der automatisierten Routine bei niedriger Fehlerrate. Sie ja auch, die Gute.
Oh, das finde ich gut. Habe es erweitert und dabei etwas Diven-Getue eingestreut. -> An einem der äußeren Plätze dreht Sarah leicht den Kopf hin und her, überprüft im Spiegel den gleichmäßigen Schwung ihrer Brauen. Warum der Visagist bei ihrem Hautton dieses Rouge verwendet hat, ist ihr ein Rätzel. Der Eyelinerstrich ist akzeptabel.
Umrahmt, hm, ein Bild kann ich - okay,einrahmen (haha) und mir elegant an die Wand hängen, da hängt es brav den Rest meiner Lebenszeit. Vielleicht etwas dynamisches? Begleiten mag schon ausreichen. Vielleicht sowas wie: René betritt den Backstagebereich. Im Gefolge: Die Assistentin, die Managerin, das Team Klatsch und Tratsch der örtlichen Boulevardzeitung (klingt vlt etwas ironisch).
Aus dem Bilderrahmen für die Galerie wurde. -> Gefolgt von Assistentin, Managerin und dem dreiköpfigen Team eines Boulevardblattes betritt René den Backstagebereich.
Im Mittelgang steht Tanja und klebt Polaroids der Models in den besprochenen Outfits an die Metallstangen. Die Ankleidehilfen, ein aufgekratzter Haufen aus Modedesignstudenten und ambitionierten Jungbloggern, versuchen einen Blick auf die prominenten Zuschauer der ersten Reihe zu erhaschen. Tanja schickt sie auf ihre Plätze und weist sie an, alle Reißverschlüsse und Knöpfe zu öffnen, damit das Umziehen schneller geht.
Finde deinen Text immer dann sehr gut, wenn er ins Detail geht.
Cool. Danke.
Wer betrachtet an der Stelle? Ich würde das "Betrachtet man" streichen. Dein Präsens-Text lebt von der Unmittelbarkeit, das braucht kein dokumentarisches "Betrachtet man".
Ah, hast Recht. -> Von Nahem sieht man, wie dunkel der Stein abseits der grellen Scheinwerfer ist, wie vielschichtig durch Lufteinschlüsse und Spuren vergangener Zeiten, wie goldgefleckt in seinem tiefblauen Inneren.
Ganz auf „Von Nahem ist der Stein …“ will ich nicht gehen, um die „ …,wie …“-Konstruktionen(Ohje, literarisch formvollendete Ausdrucksweise) nicht zu verlieren.
Unterdessen scheucht Sarah eine der Anziehhilfen weg, nachdem sie falsch zusortierende Schuhe entdeckt hat.
Kleine, starke Stelle. Sie übt das Verhalten aus, dem sie ausgesetzt ist.
Schön, dass das für dich funktioniert.
Die Arme fächert sie grazil übereinander wie Flügel im Schwanensee. Sarah wäre eine große Tänzerin geworden.
Aber jetzt arbeitet sie als professionelles Model. Tja. Da steckt ein bisschen Sehnsucht, ein bisschen Was-wäre-wenn, das Simulieren aus einem vergangenen Ereignis, das wir ja alle kennen und für das für uns manchmal auch ärgern.
Genau. Dabei ist die Zeitspanne einer Tanzkarriere auch nicht unbegrenzt. Ob das also die bessere Alternative gewesen wäre?
Dann drehen sich beide zu der sie feiernden Menge.
Vielleicht "zur" feiernden Menge?
Ich möchte betonen, dass die Menge die beiden feiert.


Danke für deine Zeit. Hat den Text weitergebracht. :)
Liebe Grüße
wegen


Hallo @Silvita,

lieben Dank auch an dich fürs Lesen und Kommentieren. :)

Du gewährst mir Einblicke in die harte Modelwelt. Ich kann mir alles sehr gut vorstellen.
Vielen Dank. Freut mich, dass du die Szenerie vor dir gesehen hast.
Ich würde gern erfahren, was das alles mit ihr macht. So ist das ganze ein wenig oberflächlich, geht nicht in die Tiefe, was ich sehr schade finde.
Stimmt, Sarah ist sehr kontrolliert und kühl. Dieses Leben, vor und hinter der Bühne, macht eine absolute Beherrschung der eigenen Gefühle und Stimmungen unabdingbar, denke ich.
Dass du sie und ihre Gefühle besser verstehen willst, für ihre Figur Empathie aufbringst, ist für mich ein gutes Zeichen.
„Für eine Insta-Story“, informiert er die jungen Frauen, die sich kichernd produzieren.
Meinst du präsentieren?
Nein, die Wortwahl war bewusst. "sich produzieren" ist ein noch aktiveres Verhalten.
Dabei ist Sarahs Körper das Fasten vor einer Show vertraut.
Das klingt sehr distanziert.
Vorschlag: Dabei ist ihr das Fasten vor eine Show vertraut.
Es betrifft ja nicht nur ihren Körper, auch ihre Seele und ihren Geist.
Hast Recht. Danke für den Vorschlag. :)
Zu ihren Füßen quillt Applaus empor.
Das klingt etwas seltsam.
Hm. Das kam schon mal in einem Kommentar. Ich mag es total und kann mich (noch) nicht trennen. :}

Vielen Dank für deinen Leseeindruck.
Viele Grüße
wegen

 

Hallo @wegen

auch ich habe deine Geschichte gerne gelesen, die mich vor allem sprachlich überzeugt hat. Da sind wirklich schöne Formulierungen dabei und detaillierte Beschreibungen, mit denen du deine Szenen schön ausleuchtest.

Allerdings hängt der Handlungsstrang dadurch ein wenig durch. Es passiert wenig und das was passiert, haben wir uns schon gedacht. Du gehst quasi auf Nummer sicher und bestätigst uns in unseren Klischees. Die Eitelkeit und Oberflächlichkeit der Modewelt. Eine Primadonna, die um ihre Stellung fürchtet. Das ist nichts Neues.

Ich finde, dass da noch ein wenig mehr zu holen wäre. Am Ende stellst du die tieftraurige Einsamkeit, die sich hinter Laras Arroganz verbirgt, schön heraus. Da wird Lara vom Abziehbild zum Menschen. Doch da ist die Geschichte dann auch schon zu Ende.

Alles in allem aber Lob und beste Grüße
N

 

Hallo @Nicolaijewitsch,

danke für dein Lob zu Formulierungen und Detailbeschreibungen.

Verstehe, was du meinst. Die Tragik ihres Untergangs wäre für den Leser greifbarer, wenn Sarah aus dem Nichts kam, stark sein musste, um dort hinzugelangen wo sie jetzt steht – als das Model Numero Uno. Die Gewissheit, dass sie anschließend nicht zu ihren Eltern ins Reihenhaus fährt erhöht die Falltiefe.
Ich war gerade draußen eine Stunde auf dem Rad und habe mir dabei folgenden überlegt :) :

Dann dreht sich René zu Sarah, legt die Handflächen aneinander und strahlt. „Meine andalusische Prinzessin.“ Sarah mochte es nicht, wenn er sie so nannte. Sie ist stolz auf ihre Herkunft. Rumänische Prinzessin kommt René wohl nicht über die Lippen. Auf dem Weg zu Sarahs Platz, darauf bedacht, seine Begleiter als Zeugen zu wissen, sagt er laut: „Liebling. Schön, dich zu sehen!“ Sarah lächelt ihm im Spiegel zu.

Die Arme fächert sie grazil übereinander wie Flügel im Schwanensee. Sarah wäre eine große Tänzerin geworden. Aber Straßenkinder besuchen keine Ballettstunden. Sie beginnt den Walk. Zu ihren Füßen quillt Applaus empor. Nach und nach reihen sich die anderen Models ein.

Fertig abgeschminkt, zieht Sarah ihre Tasche hervor und legt etwas Make-up für den Abend auf. Ihre schwarzen Haare bindet sie straff zu einem tiefen Zopf. Es wird eine kleine, private Feier werden –
Hoffe, das geht in die Richtung, die du dir vorgestellt hast. Ich finde es jetzt besser.
Dafür danke ich dir! :)

So, jetzt Frühstück. :kaffee:
Viele Grüße
wegen

 

Hey @wegen,

ich finde den Text thematisch interessant, am Ende ein wenig schade, dass du eigentlich dann aussteigst, wenn es spannend wird. MMn hast du die Szenen auf und hinter dem Laufsteg gut gezeichnet, das Ausmustern und Ersetzen schön leise aufgezeigt. Auf mich wirkt das wie ein gut vorbereitetes Entree, dass dann aber abrupt endet. Dort, wo du in die Tiefe gehen, deine Prota erst so richtig ins Scheinwerferlicht rücken könntest. Dort, wo du dem Thema Neues abgewinnen könntest, ja ... ist auf einmal Ende Gelände. So bleibt nach dem Lesen nicht viel mehr als ein Kopfnicken bei mir, das ist halt so in der Modewelt, denke ich, und Haken dran. Wusste ich schon vorher. Klischee, ich weiß, aber mehr bietet mir die Story dann halt auch nicht.

Textkram:

Die Backsteinfassade leuchtet gelb. Eigens für diesen Abend installierte Strahler heben die ehemalige Fabrikhalle noch deutlicher von den benachbarten Glas- und Betonbauten ab. Es sind fünf Grad unter null. Der Schnee der letzten Tage türmt sich schwarz gesprenkelt neben dem gusseisernen Zaun. Fotoblitze durchzucken den frühen Abend. Über einen langen Teppich laufen Vertreter der internationalen Modewelt durch die geöffneten Stahltüren in die Vorhalle, in der Getränke und vegane Häppchen gereicht werden.
Klingt schon sehr berichtartig, wolltest du das so? Zudem sehe ich hier Kürzungspotential, auch das Fette könnte weg, kannst ja mal schauen, ob dir das ohne gefälliger werden könnte.

Auf der anderen Gebäudeseite fahren mehrere Rollständer, behängt mit prallen, schwarzen Kleiderhüllen, die Rampe zum Hintereingang hinauf.
Ich bleibe hier kurz hängen, weil ich mich frage, ob das jetzt automatisiert - rein mechanisch - vonstatten geht.

Aufgereiht vor großen Spiegeln toupieren Hairstylisten einigen Models kopfüber die Haare.
Bekomme hier kein Bild, und wenn ich mich anstrenge, das zu begreifen, bleibe ich nicht nur hängen, sondern bekomme ein schiefes, comicartiges.

... die Haare. Make Up Artists pudern andere ab und bestücken ihre Augen mit langen, falschen Wimpern.
Würde ich präziser machen - von den Bezügen her. Man könnte das so lesen, dass sich Make up Artists (kommt da ein Bindestrich dazwischen?) gegenseitig Pudern. Gehe ich weiter zurück, bin ich bei gepuderten Haaren. Ergo: Da bleibe ich kurz hängen.

Ein junger Mann im schwarzen Shirt mit L’Oréal-Aufdruck wartet eine [sich] absetzende Haarspraywolke ab, fotografiert und filmt anschließend.
Mal exemplarisch. Mir ist das alles too much, in Richtung Overkill, im gesamten Text. Nimmst du das Fette raus, ändert sich nichts am Bild, oder?
Geschmackssache, ich weiß schon, anschauen würde sich trotzdem (noch mal lohnen), meine ich.

Warum der Visagist bei ihrem Hautton dieses Rouge verwendet hat, ist ihr ein Rätzel.
s

Der Eyelinerstrich ist akzeptabel. Sie friert.
Ist schon ein brutaler Gedankenbruch, finde ich. Könntest einen Absatz einbauen oder so.

Auf dem Weg zu Sarahs Platz, darauf bedacht, seine Begleiter als Zeugen zu wissen, sagt er laut:
Finde ich zu sperrig und erklärend. Lass ihn doch das doch einfach anders sagen, wenn du unterstreichen willst, dass er sich auch oder vor allem an andere richtet.

Von beiden Wänden ragen voll behängte Kleiderstangen in den Raum, davor mehrere Paar Schuhe und je ein gepolsterter Stuhl.
Dadurch, dass du nur ein Verb verwendest, könnte man meinen, dass auch Schuhe und Stühle von den Wänden in den Raum ragen. Ich würde noch ein zweites einbauen - bist doch mit den Adjektiven auch nicht so sparsam :baddevil:.

Im Mittelgang steht Tanja und klebt Polaroids der Models in den besprochenen Outfits an die Metallstangen.
Gefällt mir nicht so, würde mir was anderes überlegen.

Die Ankleidehilfen, ein aufgekratzter Haufen aus Modedesignstudenten und ambitionierten Jungbloggern, versuchen einen Blick auf die prominenten Zuschauer der ersten Reihe zu erhaschen.
Noch mal exemplarisch, wo man ansetzen könnte. Und die Frage nach dem Wie stellt sich mir auch. Lass sie doch irgendwas Konkretes machen, würde mir ein klareres Bild vermitteln.

Tanja schickt sie auf ihre Plätze und weist sie an, alle Reißverschlüsse und Knöpfe zu öffnen, damit das Umziehen schneller geht.
Festen Schrittes geht Sarah auf Tanja zu. „Mein Platz kann nicht hier mittendrin sein.“
...
Mein Platz ist immer ganz vorn“, erklärt Sarah mit leicht nach vorn gebeugtem Körper, als wäre ihr Gegenüber schwer von Begriff.
Vermeidbar.

Der Saal wird dunkel, die Zuschauer verstummen. Scheinwerfer leuchten den Laufsteg aus und die Musik beginnt.
Stimmungsfüllender fände ich eine Konkretisierung.

Sarah zögert es heraus, noch einen Moment, spürt die Vibration unter den Sohlen der hohen Stiefeletten.
Hinaus, und den Satz finde ich sehr sperrig. Warum nicht iwie derart?: Sarah zögert (noch) einen Moment, spürt die Vibration unter den Sohlen.

Dann tritt sie hinaus, in perfekten Schritten, mitten in den Lichtkegel, badet in den Blicken, inhaliert sie, nimmt dann die erste Pose ein.
Ah, du wolltest den Doppler vermeiden (hinaus) - kannst du doch einfach streichen.

... der Gesichtsausdruck lasziv.
Da könntest du dir mehr Mühe geben, finde ich, so wie du das gut gelöst hast in der ganzen Laufstegszene. So sticht das ein wenig uninspiriert heraus.

Sarah wäre eine große Tänzerin geworden.
Wäre geworden, hm. Ginge auch aktiver. Sarah wollte Tänzerin werden, oder so.

Sie beginnt den Walk. Zu ihren Füßen quillt Applaus empor. Nach und nach reihen sich die anderen Models ein. Nach zwei Durchgängen verlassen sie den Laufsteg über den hinteren Abgang.
Hm, liest sich ein wenig nach aufgequollenen Füßen :) - und könnte man das auf dem Laufsteg wahrnehmen, also dass Applaus von unten her aufbrandet?

Ihr Hals kratzt von den herumfliegenden Federn der Abendgarderobe.
Echt jetzt? Hat sie eine eingeatmet?

... am Ende des Laufsteges verbeugt sich René und lächelt schüchtern zu Publikum und Presse.
Wie sieht das aus?

Das soll's mal gewesen sein von mir. Vielleicht kannst du ja was gebrauchen.

Danke fürs Hochladen

hell

 

Hallo @wegen

deine Änderungen geben dem Mannequin plötzlich ein ganz anderes Gesicht....ich finde die Charakterisierungen gut, aber ehrlich gesagt passen sie nicht zu dem Prinzessinnen-Verhalten, das sie sonst an den Tag legt.....ein Strassenkind scheisst auf solche Attitüden...

das wäre dann schon eine fish-out-of-water Geschichte, die interessant werden könnte,..aber dann musst du den Text m.E. noch mal komplett überarbeiten....

alternativ könntest das Ende weiter nach hinten verschieben und zeigen, wie unendlich einsam diese Frau hinter ihrerr aufgesetzten Selbstsicherheit ist....das hast du ja am Ende schon schön angedeutet...

aber hey, es gibt so viele Möglichkeiten...du wirst schon wissen, was du mit diesem Text aussagen wolltest...wenn dir die Prämisse klar ist...kannst du den Text um sie herumbauen...

frohes Schaffen und BG
N

 

Hallo @Nicolaijewitsch,
danke, dass du dich noch mal gemeldet hast. Mja, das Straßenkind habe ich wieder rausgenommen, bzw. die Stelle geändert. Da bin ich übers Ziel hinausgeschossen und hätte unnötig ein neues, zu starkes Thema aufgemacht.
Ich überleg weiter in die Richtung. Vielleicht fahre ich nachher noch eine Runde. ;)

Viele Grüße
wegen

 

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