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Die Muse

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13.07.2017
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Die Muse

Die Backsteinfassade leuchtet. Eigens für diesen Abend installierte Strahler heben die ehemalige Fabrikhalle noch deutlicher von den benachbarten Glas- und Betonbauten ab. Es sind fünf Grad unter null. Der Schnee der letzten Tage türmt sich schwarz gesprenkelt neben dem gusseisernen Zaun. Fotoblitze durchzucken den frühen Abend. Über einen langen Teppich strömen Vertreter der internationalen Modewelt durch die geöffneten Stahltüren in die Vorhalle, in der Getränke und vegane Häppchen gereicht werden.
Auf der anderen Gebäudeseite schieben Hilfsarbeiter mehrere Rollständer, an denen pralle, schwarze Kleidersäcken hängen, die Rampe zum Hintereingang hinauf. Das Rattern geht weiter, vorbei am Make-up-Bereich Richtung Bühnenaufgang. Der Widerhall überschlägt sich zwischen den hohen Wänden.

Aufgereiht vor großen Spiegeln toupieren Hairstylisten einigen Models kopfüber die Haare. Make-up Artists pudern andere bereits ab und bestücken ihre Augen mit langen, falschen Wimpern. Ein junger Mann im schwarzen Shirt mit L’Oréal-Aufdruck wartet eine sich setzende Haarspraywolke ab, fotografiert und filmt anschließend. „Für eine Insta-Story“, informiert er die jungen Frauen, die sich kichernd produzieren. An einem der äußeren Plätze dreht Sarah leicht den Kopf hin und her, überprüft im Spiegel den gleichmäßigen Schwung ihrer Brauen. Warum der Visagist bei ihrem Hautton dieses Rouge verwendet hat, ist ihr ein Rätsel. Der Eyelinerstrich ist akzeptabel.
Sie friert. Dabei ist Sarah das Fasten vor einer Show gewöhnt. Die Kälte macht ihr nach den vielen Jahren plötzlich zu schaffen. Sie faltet ihren Pashminaschal auseinander und legt ihn über den Schoß.
Gefolgt von Assistentin, Managerin und dem dreiköpfigen Team eines Boulevardblattes betritt René den Backstagebereich. Er begrüßt den Chefvisagisten mit Wangenküssen, die Models mit Bekundungen über ihre herausragende Schönheit und beneidenswerte Jugend. Der Praktikant fotografiert eifrig aus verschiedenen Perspektiven. Dann dreht sich René zu Sarah, legt die Handflächen aneinander und strahlt. „Meine andalusische Prinzessin.“ Sarah mag es nicht, wenn er sie so nennt. Sie ist stolz auf ihre Herkunft. Rumänische Prinzessin kommt René nicht über die Lippen. Auf dem Weg zu Sarahs Platz, darauf bedacht, seine Begleiter als Zeugen zu wissen, sagt er laut: „Liebling. Schön, dich zu sehen!“ Sarah lächelt ihm im Spiegel zu. „Fragen Sie mich nach dem Quell meiner Ideen!“, fordert René den Reporter auf. „Ohne Sarah wäre da lediglich ein dunkles Loch“, betont er.

Es zieht. Sarah knetet die kalten Hände. Aus dem Zuschauerraum dringen Musik und Gesprächsfetzen. Von beiden Wänden ragen voll behängte Kleiderstangen in den Raum, davor stehen mehrere Paar Schuhe und je ein gepolsterter Stuhl. Im Mittelgang klebt Tanja Polaroids der Models in den festgelegten Outfits an die Metallstangen. Die Ankleidehilfen, ein aufgekratzter Haufen aus Modedesignstudenten und ambitionierten Jungbloggern, versuchen einen Blick auf die prominenten Zuschauer der ersten Reihe zu erhaschen. Tanja schickt sie zurück und weist sie an, alle Reißverschlüsse und Knöpfe zu öffnen, damit das Umziehen schneller geht.
Festen Schrittes tritt Sarah auf Tanja zu. „Mein Platz kann nicht hier mittendrin sein.“
Tanja runzelt die Stirn. In ihren Händen hält sie ein Klemmbrett, auf dem sich Kleiderbügel und Fusselrolle stapeln.
„Mein Platz ist immer ganz vorn“, erklärt Sarah mit leicht nach vorn gebeugtem Körper, als wäre ihr Gegenüber schwer von Begriff.
Tanja nickt und dreht sich zu zwei jungen Mädchen um, die den Outfits gerade passende Schuhe zuordnen. Gemeinsam versetzen sie Sarahs Kleiderständer und Stuhl. Als die letzten Models fertig gestylt aus der Maske kommen und ihre Plätze einnehmen, ruft Tanja: „Noch fünfzehn Minuten bis zum ersten Run.“ Unterdessen scheucht Sarah eine der Anziehhilfen weg, nachdem sie falsch zusortierte Schuhe entdeckt hat. Tanja wechselt sie gegen eine erfahrene Aushilfe aus.

Alle Models stehen angezogen in geplanter Reihenfolge neben dem Bühnenaufgang. Die Visagisten pudern Nasen und legen Haare in Form. Sarah läuft unter leisem Getuschel mit erhobenem Kopf an allen vorbei.
"Ja, René meinte, meine Augen strahlen wie Sterne", plappert ein platinblondes Model hinter Sarah. Eine Brünette bekundet ihren Neid, versichert gleichzeitig, wie froh sie für die andere sei.
"Und das blaue Kleid würde perfekt an mir aussehen", setzt sie nach. "Prinzessin der Nacht, nannte er mich." Die Fersen ihrer Lackpumps klackern aneinander.
Sarah bewegt sich keinen Millimeter, atmet betont ruhig. Schon bei der Anprobe kamen ihr Gerüchte zu Ohren, ein anderes Model sollte sie beim Showhöhepunkt ersetzen. René würde das niemals zulassen.
Der Saal wird dunkel, die Zuschauer verstummen. Scheinwerfer leuchten den Laufsteg aus und Grace Jones‘s I’ve Seen That Face Before beginnt. Sarah zögert es hinaus, noch einen Moment, spürt die Vibration unter den Sohlen der hohen Stiefeletten. Dann tritt sie, in perfekten Schritten, mitten in den Lichtkegel, badet in den Blicken, inhaliert sie, nimmt die erste Pose ein. Mit einer ausladenden Handbewegung bleibt sie seitlich stehen, die linke Schulter zeigt hinunter zum Publikum, der tiefrote Mund ist leicht geöffnet. Die Arme fächert sie grazil übereinander wie Flügel im Schwanensee. Sarah wäre eine große Tänzerin geworden. Für Ballettstunden fehlte es der Familie an Geld.

Sie beginnt den Walk. Seitlich brandet Applaus auf. Die anderen Models reihen sich ein. Nach zwei Durchgängen verlassen sie den Laufsteg über den hinteren Abgang. Zurück an ihrem Platz blinzelt Sarah die Lichtflecken weg. Ihr Hals kratzt von den herumfliegenden Federn der Abendgarderobe. Die anderen Models werden hektisch umgezogen und erneut rausgeschickt. Sarah ist erst wieder zum Schlusslauf dran. Das Kratzen im Hals ist unerträglich. Tanja reicht ihr eine Wasserflasche und verschwindet, bevor Sarah etwas erwidern könnte. In der Ecke krächzt ein altersschwacher Heizlüfter.

Es ist so weit. Alle Spots blenden auf, die Musik startet. Sarah schreitet im blauen Abendkleid den Laufsteg entlang. Hunderte von Hand aufgenähte Kristalle funkeln im Scheinwerferlicht. Um den Hals trägt sie ein Collier, dessen Zentrum ein rautenförmiger Lapislazuli bildet. Von Nahem sieht man, wie dunkel der Stein abseits der grellen Scheinwerfer ist, wie vielschichtig durch Lufteinschlüsse und Spuren vergangener Zeiten, wie goldgefleckt in seinem tiefblauen Inneren. Der Applaus steigert sich, Bravo-Rufe erklingen – am Ende des Laufsteges verbeugt sich René und lächelt zu Publikum und Presse. Seine Assistentin reicht ihm einen großen Blumenstrauß hoch, mit dem er auf die ebenfalls applaudierende Sarah zugeht. Er deutet einen Handkuss an und überreicht ihr den Strauß. Dann drehen sich beide zur Menge, lassen sich feiern.

Unter lautem Geratter rollen die vollen Kleiderstangen vorbei Richtung Hinterausgang. Tanja telefoniert mit dem Fahrer des Transporters. Sie hält sich mit der freien Hand das Ohr zu, während sie mit einer Hüftbewegung den automatischen Türöffner mit dem blau-weißen Rollstuhlsymbol drückt.
Die Platinblonde schubst die Brünette ein Stück vor, Richtung Sarah. „Einige von uns gehen noch was trinken. Willst du vielleicht mitkommen?“, fragt sie lächelnd. Sarah schließt die Augen, damit der Visagist ihr die geklebten Wimpern abnehmen kann. „René und ich feiern gemeinsam. Das tun wir nach jeder Show.“
Fertig abgeschminkt, zieht Sarah ihre Tasche hervor und legt etwas Make-up für den Abend auf. Ihr schwarzes Haar bindet sie straff zu einem tiefen Zopf. Es wird eine kleine, private Feier werden – Renés Ehemann, seine Managerin, vielleicht der Redakteur seines neuen Magazins. Sarah hat Renés Assistentin vorhin ihre Lieblingssorte Champagner bestellen hören.
Als Letzte verlässt Sarah den Backstagebereich und tritt hinaus in die klare Januarluft. Sie sieht sich um. Während der Fashion Week stehen eigentlich immer Taxis bereit. Sarah zieht ihr Handy hervor. In dem Augenblick ertönt das Signal einer ankommenden Nachricht. Das Textfeld öffnet sich: „Liebling, ich mach heute Abend ruhig mit Marc. Wir sprechen uns morgen. Du warst großartig heute! René.“
Sarah liest die Nachricht ein zweites Mal. Ihre Zehen brennen in den hohen Pumps. Unweit von ihr hupt ein Kleinwagen. Sarah klärt zwinkernd ihren Blick, als Tanja neben ihr die Fensterscheibe runterfahren lässt und mit einer Kopfbewegung zum leeren Taxistand deutet. „Ich kann dich ein Stück mitnehmen.“
Sarah strafft sich. „Danke, Liebes.“ Sie hebt kurz ihr Handy. „René schickt einen Wagen. Der Fahrer ist schon unterwegs.“
Tanja schaut ihr einen Moment unverwandt in die Augen. Dann lächelt sie, nickt und startet den Motor.

Als ihr der Fahrer die Autotür aufhält, gleitet Sarah auf den Sitz. Warme Luft umströmt ihre Füße. Auf der anderen Straßenseite dreht sich sacht eine beleuchtete Litfaßsäule. Die Fahrertür schließt. Nachdem Sarah ihre Anschrift nennt, startet der Fahrer das Taxameter.

Es beginnt zu schneien. Zarte Flocken legen sich auf Dächer und Wege, nehmen die Sicht in die Ferne, bedecken Fußspuren, bis diese nicht mehr zu erkennen sind.

 
Verwendete Wörter
Kopfüber, Lapislazuli, Flügel, Rollstuhl, Zeuge
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Hallo @hell,

ich finde den Text thematisch interessant, am Ende ein wenig schade, dass du eigentlich dann aussteigst, wenn es spannend wird.
danke für deine Rückmeldung. Stimmt, ein Ausblick wie es mit ihr weiter geht wäre sicher interessant. Wie lang wird Sarah brauchen, um zu erkennen, dass diese Hoch-Zeit unwiederbringlich vorbei ist? Schafft sie einen starken, würdevollen Abgang? Vielleicht findet sie neue Möglichkeiten sich auszudrücken im Schauspiel oder der Malerei. Mir ging es gezielt um ihren Fall, den Moment der Erkenntnis, des Kippens vom gefeierten Laufstegstar und geliebter Muse zum in die Jahre gekommenen, ausrangierten Model.

MMn hast du die Szenen auf und hinter dem Laufsteg gut gezeichnet, das Ausmustern und Ersetzen schön leise aufgezeigt.
Vielen Dank.

Die Backsteinfassade leuchtet gelb. Eigens für diesen Abend installierte Strahler heben die ehemalige Fabrikhalle noch deutlicher von den benachbarten Glas- und Betonbauten ab. Es sind fünf Grad unter null. Der Schnee der letzten Tage türmt sich schwarz gesprenkelt neben dem gusseisernen Zaun. Fotoblitze durchzucken den frühen Abend. Über einen langen Teppich laufen Vertreter der internationalen Modewelt durch die geöffneten Stahltüren in die Vorhalle, in der Getränke und vegane Häppchen gereicht werden.
Klingt schon sehr berichtartig, wolltest du das so? Zudem sehe ich hier Kürzungspotential, auch das Fette könnte weg, kannst ja mal schauen, ob dir das ohne gefälliger werden könnte.
Das „gelb“ habe ich gestrichen. Alles andere hat für mich seine Berechtigung in der Bildgebung.

Ich bleibe hier kurz hängen, weil ich mich frage, ob das jetzt automatisiert - rein mechanisch - vonstatten geht.
Hm. Das kam schon mal. Ich habe es geändert: Auf der anderen Gebäudeseite werden mehrere Rollständer, behängt mit prallen, schwarzen Kleiderhüllen, die Rampe zum Hintereingang hinaufgeschoben.

Aufgereiht vor großen Spiegeln toupieren Hairstylisten einigen Models kopfüber die Haare.
Bekomme hier kein Bild, und wenn ich mich anstrenge, das zu begreifen, bleibe ich nicht nur hängen, sondern bekomme ein schiefes, comicartiges.
Oh man, mir scheint, das verstehen nur Frauen und Frisöre. :[
Schau mal, die Wortmeldung von RinaWu dazu:

Frau bückt sich kopfüber und der Stylist (oder sie selbst) toupiert eben über Kopf, während die Haare vorne runterhängen. Im Anschluss werden die Haare zurückgeworfen und fertig frisiert. Das über Kopf toupieren hat den Vorteil, dass die Haare dadurch noch mehr Schwung und Volumen erhalten.
Aber ich sehe schon, an das Bild sollte ich noch mal ran.

... die Haare. Make Up Artists pudern andere ab und bestücken ihre Augen mit langen, falschen Wimpern.
Würde ich präziser machen - von den Bezügen her. Man könnte das so lesen, dass sich Make up Artists (kommt da ein Bindestrich dazwischen?) gegenseitig Pudern. Gehe ich weiter zurück, bin ich bei gepuderten Haaren. Ergo: Da bleibe ich kurz hängen.
Aufgereiht vor großen Spiegeln toupieren Hairstylisten einigen Models kopfüber die Haare. Make-up Artists pudern andere bereits ab und bestücken ihre Augen mit langen, falschen Wimpern.
Würde ich jetzt mal so lassen.

Ein junger Mann im schwarzen Shirt mit L’Oréal-Aufdruck wartet eine [sich] absetzende Haarspraywolke ab, fotografiert und filmt anschließend.
Mal exemplarisch. Mir ist das alles too much, in Richtung Overkill, im gesamten Text. Nimmst du das Fette raus, ändert sich nichts am Bild, oder?
Geschmackssache, ich weiß schon, anschauen würde sich trotzdem (noch mal lohnen), meine ich.
Okay, ich schau mir den Text dazu an.
Warum der Visagist bei ihrem Hautton dieses Rouge verwendet hat, ist ihr ein Rätzel.
s
Logo. Danke.
Der Eyelinerstrich ist akzeptabel. Sie friert.
Ist schon ein brutaler Gedankenbruch, finde ich. Könntest einen Absatz einbauen oder so.
Stimmt. Absatz ist gut. Danke.
Auf dem Weg zu Sarahs Platz, darauf bedacht, seine Begleiter als Zeugen zu wissen, sagt er laut:
Finde ich zu sperrig und erklärend. Lass ihn doch das doch einfach anders sagen, wenn du unterstreichen willst, dass er sich auch oder vor allem an andere richtet.
Mja, nicht wirklich geschmeidig. Aber „Zeuge“ ist untergebracht. :shy:
Von beiden Wänden ragen voll behängte Kleiderstangen in den Raum, davor mehrere Paar Schuhe und je ein gepolsterter Stuhl.
Dadurch, dass du nur ein Verb verwendest, könnte man meinen, dass auch Schuhe und Stühle von den Wänden in den Raum ragen. Ich würde noch ein zweites einbauen - bist doch mit den Adjektiven auch nicht so sparsam :baddevil:.
Stimmt. „stehen“ kommt dazu. Hehe! :p
Im Mittelgang steht Tanja und klebt Polaroids der Models in den besprochenen Outfits an die Metallstangen.
Gefällt mir nicht so, würde mir was anderes überlegen.
Okay, vielleicht so: Im Mittelgang klebt Tanja Polaroids der Models in den festgelegten Outfits an die Metallstangen.
Die Ankleidehilfen, ein aufgekratzter Haufen aus Modedesignstudenten und ambitionierten Jungbloggern, versuchen einen Blick auf die prominenten Zuschauer der ersten Reihe zu erhaschen.
Noch mal exemplarisch, wo man ansetzen könnte. Und die Frage nach dem Wie stellt sich mir auch. Lass sie doch irgendwas Konkretes machen, würde mir ein klareres Bild vermitteln.
Hm. Finde ich gut so wie es ist.
Tanja schickt sie auf ihre Plätze und weist sie an, alle Reißverschlüsse und Knöpfe zu öffnen, damit das Umziehen schneller geht.
Festen Schrittes geht Sarah auf Tanja zu. „Mein Platz kann nicht hier mittendrin sein.“
...
Mein Platz ist immer ganz vorn“, erklärt Sarah mit leicht nach vorn gebeugtem Körper, als wäre ihr Gegenüber schwer von Begriff.
Vermeidbar.
Ahh, hast Recht. Ist geändert.
Der Saal wird dunkel, die Zuschauer verstummen. Scheinwerfer leuchten den Laufsteg aus und die Musik beginnt.
Stimmungsfüllender fände ich eine Konkretisierung.
Gute Idee. Was hältst du von: Grace Jones & Hell – I’ve Seen That Face Before(Berlin Mix)? :naughty:

Der Saal wird dunkel, die Zuschauer verstummen. Scheinwerfer leuchten den Laufsteg aus und die ersten Klänge von Grace Jones‘s I’ve Seen That Face Before beginnen.

Sarah zögert es heraus, noch einen Moment, spürt die Vibration unter den Sohlen der hohen Stiefeletten.
Hinaus, und den Satz finde ich sehr sperrig. Warum nicht iwie derart?: Sarah zögert (noch) einen Moment, spürt die Vibration unter den Sohlen.
Zögern und herauszögern ist für mich schon was Unterschiedliches. Würde ich jetzt so lassen.
Dann tritt sie hinaus, in perfekten Schritten, mitten in den Lichtkegel, badet in den Blicken, inhaliert sie, nimmt dann die erste Pose ein.
Ah, du wolltest den Doppler vermeiden (hinaus) - kannst du doch einfach streichen.
Stimmt. „hinaus“ ist raus.
... der Gesichtsausdruck lasziv.
Da könntest du dir mehr Mühe geben, finde ich, so wie du das gut gelöst hast in der ganzen Laufstegszene. So sticht das ein wenig uninspiriert heraus.
Menno. :] Mit einer ausladenden Handbewegung bleibt sie seitlich stehen, die linke Schulter zeigt hinunter zum Publikum, der tiefrote Mund ist leicht geöffnet.
Sarah wäre eine große Tänzerin geworden.
Wäre geworden, hm. Ginge auch aktiver. Sarah wollte Tänzerin werden, oder so.
Hier mag ich den Konjunktiv ganz gern.
Sie beginnt den Walk. Zu ihren Füßen quillt Applaus empor. Nach und nach reihen sich die anderen Models ein. Nach zwei Durchgängen verlassen sie den Laufsteg über den hinteren Abgang.
Hm, liest sich ein wenig nach aufgequollenen Füßen :) - und könnte man das auf dem Laufsteg wahrnehmen, also dass Applaus von unten her aufbrandet?
Danke fürs Aufzeigen der „nach“. Dein Vorschlag gefällt mir sehr. Ich befürchte etwas, der nächste Kommentator verlangt nach Gummistiefeln. Vielleicht, wenn ich die Füße streiche?

Sie beginnt den Walk. Seitlich des Laufsteges brandet Applaus auf. Die anderen Models reihen sich ein. Nach zwei Durchgängen verlassen sie den Laufsteg über den hinteren Abgang.

Ihr Hals kratzt von den herumfliegenden Federn der Abendgarderobe.
Echt jetzt? Hat sie eine eingeatmet?
Genau. Klitzekleine Federn.
... am Ende des Laufsteges verbeugt sich René und lächelt schüchtern zu Publikum und Presse.
Wie sieht das aus?
Hast Recht. Das „lächelt“ impliziert ein schüchternes Lachen. Ist raus.
Das soll's mal gewesen sein von mir. Vielleicht kannst du ja was gebrauchen.
Auf jeden Fall. Hab vielen Dank für deinen Besuch. :)

Viele Grüße
wegen

 

Hej @wegen ,

im Nachhall bleibt für mich Sarah, allein in dieser kalten Halle und in allen anderen zuvor (können wahlweise auch klimatisch warm gewesen sein) und immer allein gewesen, denn eine Muse - von neun in der griechischen Mythologie - ist für einen Künstler lediglich Inspiration, mehr göttlich denn menschlich und deshalb unberührbar. Für Rene: Sarah, die Fürstin.

Du verbringst viel Zeit damit, das setting mit den bekannten Ritualen einer solchen Show, den Gesten und Dingen zu zeigen. Dabei wäre mir der innere Spot auf Sarah durchgehend am liebsten gewesen. Aber danach geht’s ja mal wieder nicht :Pfeif:.
So wie du es gemacht hast, ist es super, denn es sieht aus, als wäre der Ton ausgeschaltet, als hörte ich all den Lärm darum nicht, auch die Dialoge sind nicht wichtig, als würde die Kamera auf Sarah zeigen, ohne Schnitt und auf keinen Fall in sie hinein. Bis zuletzt. Als sie im Taxi sitzt. Und dennoch ist die Geschichte klar.

Und dann ist alles vorbei. Brrr. Entsetzliche Modewelt.

Cool, dass der Rollstuhl hier nur ein Hinweisschild ist.:D

Ein Mini-Leseeindruck und freundlicher Gruß. Kanji

 

Hi @Kanji,
ich hab mich gefreut, deinen Kommentar unter meiner Geschichte zu sehen. :)
Du kannst dich in Sarah einfühlen, siehst sie in dieser Branche, in der berechnende Kälte herrscht.

Hab lieben Dank für deine Rückmeldung.
Viele Grüße
wegen

 

Hallo @wegen

Der Text schildert ziemlich eindringlich Oberflächlichkeiten, Einsamkeit, Konkurrenzdruck, die Haifischgrube bestimmter sozialer Subkulturen, wobei sich die Modebranche kaum von anderen unterscheidet, bei denen es darauf ankommt, nach einem Status zu streben, einen einmal erreichten zu halten. Natürlich hat man das schon mal gelesen, das ändert aber nichts an dem, was gezeigt wird, weil diese Art von Lost-Gefühl ganz gut zu der heutigen Generation passt, die einiges verlieren kann, wie Sarah, die Protagonistin, einem ständigen Wettkampf aussgesetzt ist und totalen Narzissmus instgramlike pflegt.

Kurzum: feiner Text, gerade in den Zwischenräumen.


in der es Getränke und vegane Häppchen gibt.
na ja, wird wohl auch nNcht-verganes geben
Der Widerhall überschlägt sich zwischen den hohen Wänden.
kann ich mir nicht ganz vorstellen, wie der Ton durch die Halle jagt, zumal sich bei hohen Wänden die Töne ausbreiten

Warum der Visagist bei ihrem Hautton dieses Rouge verwendet hat, ist ihr ein Rätsel. Der Eyelinerstrich ist akzeptabel.
ich finde, du solltest das modernere Begriffe wie Highlighter verwenden.
Sarah mochte es nicht, wenn er sie so nannte.
warum eigentlich nicht?
Grace Jones‘s I’ve Seen That Face Before beginnen.
mm, ist Klischee, dass Grace Jones gespielt wird, aber gut. Ich war vor Jahren auf einem Konzert von ihr, das 40 Minuten zu spät begann, sie hat sich nach jedem Song fünf Minuten umgezogen, das Publikum beschimpft, die deutschen Männer als very fuckable bezeichnet, aber sie sah großartig aus.
in perfekten Schritten,
was sind perfekte Schritte?
wie goldgefleckt in seinem tiefblauen Inneren.
hübsch, aber ein Adjektiv hätte mMn genügt
Es beginnt zu schneien. Zarte Flocken legen sich auf Dächer und Wege, nehmen die Sicht in die Ferne, bedecken Fußspuren, bis diese nicht mehr zu erkennen sind.
starkes Ende

viele Grüße
Isegrims

 

Hallo @wegen,
Ich steige mal gleich ein.

Die Backsteinfassade leuchtet. Eigens für diesen Abend installierte Strahler heben die ehemalige Fabrikhalle noch deutlicher von den benachbarten Glas- und Betonbauten ab. Es sind fünf Grad unter null. Der Schnee der letzten Tage türmt sich schwarz gesprenkelt neben dem gusseisernen Zaun. Fotoblitze durchzucken den frühen Abend. Über einen langen Teppich laufen Vertreter der internationalen Modewelt durch die geöffneten Stahltüren in die Vorhalle, in der es Getränke und vegane Häppchen gibt.
Drei, vier Sätze und ich kann mir das Setting gut vorstellen. Und natürlich gibt es vegane Häppchen ;-)
Auf der anderen Gebäudeseite werden mehrere Rollständer, behängt mit prallen, schwarzen Kleiderhüllen, die Rampe zum Hintereingang hinaufgeschoben. Das Rattern geht weiter, vorbei am Make-up-Bereich Richtung Bühnenaufgang. Der Widerhall überschlägt sich zwischen den hohen Wänden.
Das finde ich etwas schwierig. Ich bin ja noch vor der Halle und müsste also diesen Rollständern folgen, wenn ich wissen wollte, wo die hinfahren.

Aufgereiht vor großen Spiegeln toupieren Hairstylisten einigen Models kopfüber die Haare.
Und auch hier bin ich plötzlich woanders, empfinde ich als einen etwas unglücklichen Sprung. Und wie toupiert man jemanden Kopfüber? Meinst du damit, dass sie sich extrem vornüberbeugen?
Make-up Artists pudern andere bereits ab und bestücken ihre Augen mit langen, falschen Wimpern. Ein junger Mann im schwarzen Shirt mit L’Oréal-Aufdruck wartet eine sich absetzende Haarspraywolke ab, fotografiert und filmt anschließend. „Für eine Insta-Story“, informiert er die jungen Frauen, die sich kichernd produzieren. An einem der äußeren Plätze dreht Sarah leicht den Kopf hin und her, überprüft im Spiegel den gleichmäßigen Schwung ihrer Brauen. Warum der Visagist bei ihrem Hautton dieses Rouge verwendet hat, ist ihr ein Rätsel. Der Eyelinerstrich ist akzeptabel.
Finde ich gut. Hier die kichernden jungen Frauen, die sich über die Insta-Story freuen, dort (am Rand) die scheinbar über diese Albernheiten erhabene, professionelle Sarah, die alles überprüft.
Schwingt ja schon ein wenig mit, worum es geht. Zwei Generationen von Models und damit verbundene Arbeitseinstellungen.
Sie friert. Dabei ist Sarah das Fasten vor einer Show gewöhnt. Die Kälte macht ihr nach den vielen Jahren plötzlich zu schaffen.
Das habe ich nicht genau verstanden. Friert man vom Fasten?

Sie faltet ihren Pashminaschal auseinander und legt ihn über den Schoß.
Gefolgt von Assistentin, Managerin und dem dreiköpfigen Team eines Boulevardblattes betritt René den Backstagebereich. Er begrüßt den Chefvisagisten mit Wangenküssen, die Models mit Bekundungen über ihre herausragende Schönheit und beneidenswerte Jugend. Der Praktikant fotografiert eifrig aus verschiedenen Perspektiven. Dann dreht sich René zu Sarah, legt die Handflächen aneinander und strahlt. „Meine andalusische Prinzessin.“ Sarah mochte es nicht, wenn er sie so nannte. Sie ist stolz auf ihre Herkunft.
Du schreibst im Präsens. Da habe ich mich an der Vergangenheitsform gestoßen. Ginge nicht auch: Sarah mag es nicht ....?
Rumänische Prinzessin kommt René nicht über die Lippen.
Das sagt viel aus über René und das Business.

Die Ankleidehilfen, ein aufgekratzter Haufen aus Modedesignstudenten und ambitionierten Jungbloggern,
Super!
Tanja schickt sie zurück und weist sie an, alle Reißverschlüsse und Knöpfe zu öffnen, damit das Umziehen schneller geht.
Tanja ist auch noch Profi wie Sarah. Immerhin.

„Mein Platz ist immer ganz vorn“, erklärt Sarah mit leicht nach vorn gebeugtem Körper, als wäre ihr Gegenüber schwer von Begriff.
Genau.

Tanja nickt und dreht sich zu zwei jungen Mädchen, die den Outfits gerade passende Schuhe zuordnen. Gemeinsam versetzen sie Sarahs Kleiderständer und Stuhl.
Sarah hat noch eine Hausmacht, auch wenn sie es selbst in die Hand nehmen muss.
Absicht? Oder einfach nur ein Versehen? So oder so, es geht ihr nah und es ist ihr wichtig, die Rangfolge im Rudel klarzustellen.

Unterdessen scheucht Sarah eine der Anziehhilfen weg, nachdem sie falsch zusortierte Schuhe entdeckt hat. Tanja wechselt sie gegen eine erfahrene Aushilfe aus.
Immer diese Praktikanten.

Alle Models stehen angezogen in geplanter Reihenfolge neben dem Bühnenaufgang. Die Visagisten pudern Nasen und legen Haare in Form. Sarah läuft unter leisem Getuschel mit erhobenem Kopf an allen vorbei.
Das Alphatier kommt. Und hier wieder: Ist das Getuschel anerkennend oder abwertend? Ich spüre eine gewisse Spannung.
Bei der Kostümprobe kamen ihr Gerüchte zu Ohren, ein anderes, jüngeres Model sollte sie beim Showhöhepunkt ersetzen.
Hm, könnte man das nicht anders einbauen? Das ist mir sehr Erzählstil. Vielleicht schnappt sie ja Wortfetzen auf oder Blicke senken sich, als sie René mit einem jüngeren Model den Druchgang besprechen sieht. Ist ja ein wichtiger Punkt in dem Seelenleben von Sarah.

René würde das niemals zulassen.
Das ist gut. Vertrauen, vermischt mit Misstrauen. Ich lese da fast ein "oder?" mit.

Das Kratzen im Hals ist unerträglich. Tanja reicht ihr eine Wasserflasche und verschwindet, bevor sich Sarahs Überraschung legen kann.
Das habe ich nicht verstanden. Wieso verschwindet sie, bevor sich Sarahs Überraschung legt? Wlche Überraschung?
Es ist soweit. Alle Spots blenden auf, die Musik startet. Sarah schreitet im blauen Abendkleid den Laufsteg entlang. Hunderte von Hand aufgenähte Kristalle funkeln im Scheinwerferlicht. Um den Hals trägt sie ein Collier, dessen Zentrum ein rautenförmiger Lapislazuli bildet. Von Nahem sieht man, wie dunkel der Stein abseits der grellen Scheinwerfer ist, wie vielschichtig durch Lufteinschlüsse und Spuren vergangener Zeiten, wie goldgefleckt in seinem tiefblauen Inneren. Der Applaus steigert sich, Bravo-Rufe erklingen – am Ende des Laufsteges verbeugt sich René und lächelt zu Publikum und Presse. Seine Assistentin reicht ihm einen großen Blumenstrauß hoch, mit dem er auf die ebenfalls applaudierende Sarah zugeht. Er deutet einen Handkuss an und überreicht ihr den Strauß. Dann drehen sich beide zu der sie feiernden Menge.
Na also, noch ist sie die Königin.

Einige der Models wollen später noch ausgehen und fragen Sarah nach ihren Plänen.
Hier vielleicht eher ein kurzer Dialog? Dann könntest du das:
Sarah schließt die Augen, damit der Visagist ihr die geklebten Wimpern abnehmen kann. „René und ich feiern gemeinsam. Das tun wir nach jeder Show.“
super anschließen.

Sarah hat Renés Assistentin vorhin ihre Lieblingssorte Champagner bestellen hören.
Hört sich doch gut an. Oder?

Das Textfeld öffnet sich: „Liebling, ich mach heute Abend ruhig mit Marc. Wir sprechen uns morgen. Du warst großartig heute! René.“
Hoppla. Oder auch nicht. Der hat gesessen.

Unweit von ihr hält ein Kleinwagen und hupt. Sarah klärt zwinkernd ihren Blick. Neben ihr lässt Tanja die Fensterscheibe runterfahren
Erst ist es unweit, dann neben ihr. Ist der Wagen weitergefahren?
Sarah strafft sich. „Danke, Liebes.“ Sie hebt kurz ihr Handy. „René schickt einen Wagen. Der Fahrer ist schon unterwegs.“
Hier habe ich wirklich Mitleid mit Sarah. Um den Schein zu wahren, muss sie lügen. Gegenüber Tanja, aber letztendlich auch sich selbst gegenüber.

Dann lächelt sie, nickt und startet den Motor.
Tanja kennt Sarah und das Modegeschäft wohl zu gut, um zu versuchen, Sarah von dieser Lüge abzubringen. That's business.

Als ihr der Fahrer die Autotür aufhält, gleitet Sarah auf den Sitz. Warme Luft umströmt ihre Füße. Auf der anderen Straßenseite dreht sich sacht eine beleuchtete Litfaßsäule. Die Fahrertür schließt. Nachdem Sarah ihre Anschrift nennt, startet der Fahrer das Taxameter.
Kurz dachte ich, häh, jetzt doch ein Wagen, aber dann startet er das Taxameter. Clever gemacht.

Ja, hat mir gefallen, diese Geschichte über ein Model, das spürt, dass die besten Tage langsam vorüber sind. Während der Show ist sie noch ganz das Supermodel, das ihre Privilegien einfordert und auch (noch) bekommt. Aber schon im Ausklang des Abends deutet sich sich, dass es das wohl war. René fischt wohl schon in einem anderen Teich. Letztendlich verfolgt der seine eigene Agenda, die beinhaltet, dass regelmäßig neue, junge Gesichter präsentiert werden müssen. Und auch wenn Sarah ganz Profi ist und dadurch noch heraussticht, die Nachfolgerinnen klopfen schon an. Das ist traurig. Andererseits war Sarah vor einigen Jahren sicherlich auch diejenige, die eine andere verdrängt hat. So dreht sich das Rad immer weiter, und am Ende sitzt man einsam im Taxi, statt auf der Aftershow-Party. Spielt ja auch eine Menge falscher Stolz mit rein, der aber sicherlich berufsimmanent ist.

Gern gelesen. Vielen Dank.

Beste Grüße,
Fraser

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Isegrims,

Der Text schildert ziemlich eindringlich Oberflächlichkeiten, Einsamkeit, Konkurrenzdruck, die Haifischgrube bestimmter sozialer Subkulturen, wobei sich die Modebranche kaum von anderen unterscheidet, bei denen es darauf ankommt, nach einem Status zu streben, einen einmal erreichten zu halten.
danke dir. Mit dieser Schablone ließen sich sicher auch andere Branchen nachzeichnen. Film&Fernsehen kommen mir sofort in den Sinn. Das empfinde ich ebenso als Schein- und Seinwelt, in der mit Würde altern nicht immer gelingt, auch wenn es durchaus positive Beispiele gibt. Vielleicht besteht für Sarah Hoffnung. :}
Natürlich hat man das schon mal gelesen, das ändert aber nichts an dem, was gezeigt wird, weil diese Art von Lost-Gefühl ganz gut zu der heutigen Generation passt, die einiges verlieren kann, wie Sarah, die Protagonistin, einem ständigen Wettkampf aussgesetzt ist und totalen Narzissmus instgramlike pflegt.
Der Fokus der Geschichte liegt auf Sarahs Niedergang, ihrer Rolle als Opfer der Umwelt und der eigenen Eitelkeit. Was nicht bedeutet, dass andere in diesem kranken Konstrukt nicht unter dem Druck und der Heuchelei leiden, die in alle Arbeitsbereiche metastasieren. Aber klar, denen fällt ein Jobwechsel meist leichter. Sie können die abgehobene Haute Couture zum Beispiel gegen ein nachhaltiges Berliner Modelabel eintauschen. :}
Kurzum: feiner Text, gerade in den Zwischenräumen.
Das freut mich sehr. Hab lieben Dank.
na ja, wird wohl auch nNcht-verganes geben
Haha. Logo, nur vegan, bei solch schnieker Veranstaltung. Und lowcarb, glutenfrei und zu 100% biologisch abbaubar. Fairtrade kann, muss aber nicht.
Anfang 2020 war ich mit Freunden auf der Medienboardparty zur Berlinale. Veganz war der Caterer. Sehr lecker. Es gab auch einen kleinen Stand mit veganen Süßigkeiten. :) Da hält man es auch mal einen Abend ohne Minisalami und Kinderschokobons aus.
kann ich mir nicht ganz vorstellen, wie der Ton durch die Halle jagt, zumal sich bei hohen Wänden die Töne ausbreiten
In der Anfangsversion 'verlor' sich der Widerhall zwischen den Wänden. In einem Kommentar kam der gute Hinweis, das passt nicht richtig zur lauten, hektischen Atmosphäre, mit den straff durchgetakteten Abläufen. Das Rattern der Rollständer erzeugt mehrere sich überlappende Echos.
Warum der Visagist bei ihrem Hautton dieses Rouge verwendet hat, ist ihr ein Rätsel. Der Eyelinerstrich ist akzeptabel.
ich finde, du solltest das modernere Begriffe wie Highlighter verwenden.
Beiden Begriffe sind aktuell. Highlighter wird oberhalb des Rouge aufgetragen. Da der Highlighter, als helles Puder für den "Glow" zuständig ist, ist die korrekte Farbauswahl des Rouge meines Contouring-Halbwissens nach schwerwiegender. Klar, ich könnte den 'Bronzer' nennen, bei dem eine Hauttonanpassung ebenfalls wichtig ist. Aber ich befürchte, den Begriff kennen viele Leser nicht.
Sarah mochte es nicht, wenn er sie so nannte.
warum eigentlich nicht?
Wie meinst du das? Im Anschluss kommt, dass Sarah stolz auf ihre rumänischen Wurzeln ist. René ist das zu gewöhnlich, weshalb er ihr kurzerhand eine andere Herkunft verpasst.

Oder störst du dich daran, dass ich Dussel hier den Präsens vergeigt habe? :Pfeif:

mm, ist Klischee, dass Grace Jones gespielt wird, aber gut. Ich war vor Jahren auf einem Konzert von ihr, das 40 Minuten zu spät begann, sie hat sich nach jedem Song fünf Minuten umgezogen, das Publikum beschimpft, die deutschen Männer als very fuckable bezeichnet, aber sie sah großartig aus.
Ach, wie krass. :lol: Ja, Hauptsache sie sah gut aus. Danke fürs Teilen dieser Erinnerung.
in perfekten Schritten,
was sind perfekte Schritte?
Hm. Du hast recht. Richtig eindeutig ist das nicht.
wie goldgefleckt in seinem tiefblauen Inneren.
hübsch, aber ein Adjektiv hätte mMn genügt
Oh, ich kann mich von keinem der beiden trennen. :|
Es beginnt zu schneien. Zarte Flocken legen sich auf Dächer und Wege, nehmen die Sicht in die Ferne, bedecken Fußspuren, bis diese nicht mehr zu erkennen sind.
starkes Ende
Wie schön. :)
Danke für deine Gedanken zur gesellschaftlichen Relevanz und deine Rückmeldung zur Geschichte.

Viele Grüße
wegen


Hallo @Fraser,

lieben Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Sind viele gute Punkte drin. Und du hast auch Stellen aufgelistet, die dir gefallen haben. Wirklich schön zu lesen. :)
Ich werkel noch an der Umsetzung deiner Hinweise und antworte dir anschließend im Detail.

Viele Grüße
wegen

 

Hallo @wegen,

ist schon immer toll, wenn eine Geschichte hier eine Weile gereift ist. Die Thematik erinnert mich etwas an die Anfangsszene von "Black swan". Du hast da viel Atmosphäre drin, ich fühlte mich mitten in der Szene, dazu dieser Hauch von Vergehen, da endet gerade etwas, wofür Sarah gelebt hat und sie geht nicht freiwillig. Sie weiß, was auf sie zukommt, denn sie wird damals denselben Weg genommen haben, um ihre Vorgängerin zu ersetzen. Aber noch kämpft sie.

Ein junger Mann im schwarzen Shirt mit L’Oréal-Aufdruck wartet eine sich absetzende Haarspraywolke ab, fotografiert und filmt anschließend.
Den liebe ich, den Satz, die sich absetzende Haarspraywolke.
Sie friert. Dabei ist Sarah das Fasten vor einer Show gewöhnt. Die Kälte macht ihr nach den vielen Jahren plötzlich zu schaffen. Sie faltet ihren Pashminaschal auseinander und legt ihn über den Schoß.
Wunderschöne Stelle. Die im Metier geforderte Zartheit wird zur Zerbrechlichkeit.
Fragen Sie mich nach dem Quell meiner Modeideen!“
Statt Modeideen evtl. Inspiration? Oder nur Ideen?
Festen Schrittes tritt Sarah auf Tanja zu. „Mein Platz kann nicht hier mittendrin sein.“
Die Tanja taucht auf, sie ist der Gegenpart, ist praktisch verantwortlich und hat offenbar viel Erfahrung mit der Seele von Modellen. Letztlich ist sie wahrscheinlich auch dafür verantwortlich, die auslaufenden Modelle einfühlsam hinaus zu begleiten. Auch ein Rädchen im Getriebe, aber man nimmt ihr ihre Fürsorglichkeit auch ab.
Sarah zögert es hinaus, noch einen Moment, spürt die Vibration unter den Sohlen der hohen Stiefeletten.
Auch schön. Sie zögert nicht nur diesen Moment hinaus. Es vibriert unter den Sohlen der hohen Stiefeletten, aber die Zeit wird kommen, wo die Absätze flacher werden.
Tanja reicht ihr eine Wasserflasche und verschwindet, bevor sich Sarahs Überraschung legen kann.
In all der Konkurrenz, dem Haifischbecken wirkt so eine Geste sehr wohltuend. Tanja ist eigentlich die mitfühlende Zeugin.
Dann drehen sich beide zu der sie feiernden Menge.
Vorschlag: Dann drehen sich beide zur Menge. Lassen sich feiern.
Sie hält sich mit der freien Hand das Ohr zu, während sie mit einer Hüftbewegung den automatischen Türöffner mit dem blau-weißen Rollstuhlsymbol drückt.
Gefällt mir auch. Kleiner Gruß aus der Realität in die Glitzerwelt.
Liebling, ich mach heute Abend ruhig mit Marc.
Äh, so reden die echt? So habe ich mir das bei einem Modedesigner auch vorgestellt. Ein bisschen hatte ich den Verdacht, dass er Tanja beauftragt hat, Sarah ein bisschen aufzufangen, damit der Übergang reibungslos abläuft.

Als ihr der Fahrer die Autotür aufhält, gleitet Sarah auf den Sitz. Warme Luft umströmt ihre Füße. Auf der anderen Straßenseite dreht sich sacht eine beleuchtete Litfaßsäule. Die Fahrertür schließt. Nachdem Sarah ihre Anschrift nennt, startet der Fahrer das Taxameter.
Endlich Wärme und gleich darauf der Hinweis auf den Preis. Von Tanja hätte sie das umsonst bekommen, aber dafür ist sie noch zu stolz.
Es beginnt zu schneien. Zarte Flocken legen sich auf Dächer und Wege, nehmen die Sicht in die Ferne, bedecken Fußspuren, bis diese nicht mehr zu erkennen sind.
Schönes Bild, welches das Thema der ganzen Geschichte noch einmal gut aufgreift. Schöne, kalte Glitzerwelt. Entspricht natürlich ein bisschen den Clichés, aber wahrscheinlich stimmen sie einfach.

Also du merkst, ich hatte wenig zu meckern. Ich habe das sehr gerne gelesen.

Liebe Grüße von Chutney

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Wegen,

nicht gerade mein Lieblingsgenre, das du gewählt hast, aber ich war gespannt, wie die Wörter eingebaut wurden und da die Geschichte auch leicht überschaubar ist, entschied ich mich mal drüber zu lesen. Hier mein erster Eindruck:
Mir Gefällt wie du zu Beginn die Umgebung beschreibst und den Leser langsam in die Geschehnisse eintauchen lässt. Von der beleuchtete Backsteinfassade im Schnee, vorbei am Teppich und durch die Gebäudeseite hinter die Kulisse. Auch dort geht es mit Beschreibungen weiter, die mich in die Szene hineinversetzten. Während des Lesens hatte ich das Gefühl, dass dein Fokus sich etwas zu sehr vom Prota entfernt. Rückblickend muss ich sagen: Das war genau das Richtige für eine Geschichte dieser Art. Es war, als würde man Backstage umherspazieren und sie mit eigenen Augen sehen.

„Liebling, ich mach heute Abend ruhig mit Marc. Wir sprechen uns morgen. Du warst großartig heute! René.“
Diese Nachricht gefällt mir besonders. Genau so würde der René den ich mir vorgestellt hatte sie schreiben.

Sarah strafft sich. „Danke, Liebes.“ Sie hebt kurz ihr Handy. „René schickt einen Wagen. Der Fahrer ist schon unterwegs.“
Das kam unerwartet und doch war es zu erwarten. Gefällt mir! Wie sie ihres Stolzes wegen lieber auf ein Taxi wartet, anstatt das Angebot anzunehmen.

Du hast es geschafft das Leben einer Frau und ihren Charakter in wenige Absätze zu verpacken. Außerdem finde ich deinen Schreibstil toll. Du schreibst abwechslungsreich und leitest den Leser in einem angenehmen Tempo durch die Geschichte.

Grüße
YWKM

 

Hallo @Fraser,

jetzt aber. :)

Drei, vier Sätze und ich kann mir das Setting gut vorstellen. Und natürlich gibt es vegane Häppchen ;-)
Haha. Selbstverständlich. Die no alcohol policy - solange die Presse noch Vorort ist - nicht zu vergessen.
Das finde ich etwas schwierig. Ich bin ja noch vor der Halle und müsste also diesen Rollständern folgen, wenn ich wissen wollte, wo die hinfahren.
Das "auf der anderen Gebäudeseite" sollte die Aufmerksamkeit des Lesers auf das Geschehen am Hintereingang lenken.

Und auch hier bin ich plötzlich woanders, empfinde ich als einen etwas unglücklichen Sprung. Und wie toupiert man jemanden Kopfüber? Meinst du damit, dass sie sich extrem vornüberbeugen?
Aber man folgt doch den Rollständern bis zum Make-up-Bereich. Hm, Mist, dass das für dich nicht funktioniert hat.
Ja, genau, nach vorn gebeugt. Ist eine mehrfach genannte Stolperstelle, weshalb ich es geändert habe:

Aufgereiht vor großen Spiegeln sitzen nach vorn gebeugte Models, um von Hairstylisten kopfüber die Haare toupiert zu bekommen. Make-up Artists pudern andere bereits ab und bestücken ihre Augen mit langen, falschen Wimpern.

Finde ich gut. Hier die kichernden jungen Frauen, die sich über die Insta-Story freuen, dort (am Rand) die scheinbar über diese Albernheiten erhabene, professionelle Sarah, die alles überprüft.
Schwingt ja schon ein wenig mit, worum es geht. Zwei Generationen von Models und damit verbundene Arbeitseinstellungen.
Zwei Generationen nebeneinander, stimmt, gute Reflexion. :)

Das habe ich nicht genau verstanden. Friert man vom Fasten?
Genau, richtig verstanden.

Du schreibst im Präsens. Da habe ich mich an der Vergangenheitsform gestoßen. Ginge nicht auch: Sarah mag es nicht ....?
Ahh, verschusselt bei einer späteren Ergänzung. Danke.


Rumänische Prinzessin kommt René nicht über die Lippen.
Das sagt viel aus über René und das Business.
Jip, nicht exquisit genug. Kein Problem. Schließlich sind Namen und Herkunft beliebig austauschbar, oder?
Die Ankleidehilfen, ein aufgekratzter Haufen aus Modedesignstudenten und ambitionierten Jungbloggern,
Super!
Danke. :}
Tanja schickt sie zurück und weist sie an, alle Reißverschlüsse und Knöpfe zu öffnen, damit das Umziehen schneller geht.
Tanja ist auch noch Profi wie Sarah. Immerhin.
Alles Profis. Bis auf diese Aushilfen. Tss.
„Mein Platz ist immer ganz vorn“, erklärt Sarah mit leicht nach vorn gebeugtem Körper, als wäre ihr Gegenüber schwer von Begriff.
Genau.
:)
Tanja nickt und dreht sich zu zwei jungen Mädchen, die den Outfits gerade passende Schuhe zuordnen. Gemeinsam versetzen sie Sarahs Kleiderständer und Stuhl.
Sarah hat noch eine Hausmacht, auch wenn sie es selbst in die Hand nehmen muss.
Absicht? Oder einfach nur ein Versehen? So oder so, es geht ihr nah und es ist ihr wichtig, die Rangfolge im Rudel klarzustellen.
Stimmt. Kampflos gibt sie den Status der Prima Dona nicht her.

Unterdessen scheucht Sarah eine der Anziehhilfen weg, nachdem sie falsch zusortierte Schuhe entdeckt hat. Tanja wechselt sie gegen eine erfahrene Aushilfe aus.
Immer diese Praktikanten.
:lol:
Das Alphatier kommt. Und hier wieder: Ist das Getuschel anerkennend oder abwertend? Ich spüre eine gewisse Spannung.
Dass du deine Leseeindrücke zu den Textstellen beschreibst, ist eine wertvolle Rückmeldung. Danke dafür!
Bei der Kostümprobe kamen ihr Gerüchte zu Ohren, ein anderes, jüngeres Model sollte sie beim Showhöhepunkt ersetzen.
Hm, könnte man das nicht anders einbauen? Das ist mir sehr Erzählstil. Vielleicht schnappt sie ja Wortfetzen auf oder Blicke senken sich, als sie René mit einem jüngeren Model den Druchgang besprechen sieht. Ist ja ein wichtiger Punkt in dem Seelenleben von Sarah.
Ja, hast recht. Ähnliche Vorschläge kamen auch schon zu dieser Stelle. Ich habe es etwas weiter vorn eingebaut und um einen Dialog erweitert:

Alle Models stehen angezogen in geplanter Reihenfolge neben dem Bühnenaufgang. Die Visagisten pudern Nasen und legen Haare in Form. Sarah läuft unter leisem Getuschel mit erhobenem Kopf an allen vorbei.
"Ja, René meinte, meine Augen strahlen wie Sterne", plappert ein platinblondes Model hinter Sarah. Eine Brünette bekundet ihren Neid, versichert gleichzeitig, wie froh sie für die andere sei.
"Und das blaue Kleid würde perfekt an mir aussehen", setzt sie nach. "Prinzessin der Nacht, nannte er mich." Die Fersen ihrer Lackpumps klackern aneinander.
Sarah bewegt sich keinen Millimeter, atmet betont ruhig. Schon bei der Kostümprobe kamen ihr Gerüchte zu Ohren, ein anderes Model sollte sie beim Showhöhepunkt ersetzen. René würde das niemals zulassen.
Der Saal wird dunkel, die Zuschauer verstummen. ...

René würde das niemals zulassen.
Das ist gut. Vertrauen, vermischt mit Misstrauen. Ich lese da fast ein "oder?" mit.
Danke. Das steht da auch fast. :)
Das Kratzen im Hals ist unerträglich. Tanja reicht ihr eine Wasserflasche und verschwindet, bevor sich Sarahs Überraschung legen kann.
Das habe ich nicht verstanden. Wieso verschwindet sie, bevor sich Sarahs Überraschung legt? Wlche Überraschung?
Hm. „Überraschung“ ist eventuell das falsche Wort. Ich probiere es mit:

Das Kratzen im Hals ist unerträglich. Tanja reicht ihr eine Wasserflasche und verschwindet, bevor Sarah etwas erwidern könnte. In der Ecke krächzt ein halbdefekter Heizlüfter.
(bewusst im Konjunktiv)

Es ist soweit. Alle Spots blenden auf, die Musik startet. Sarah schreitet im blauen Abendkleid den Laufsteg entlang. Hunderte von Hand aufgenähte Kristalle funkeln im Scheinwerferlicht. Um den Hals trägt sie ein Collier, dessen Zentrum ein rautenförmiger Lapislazuli bildet. Von Nahem sieht man, wie dunkel der Stein abseits der grellen Scheinwerfer ist, wie vielschichtig durch Lufteinschlüsse und Spuren vergangener Zeiten, wie goldgefleckt in seinem tiefblauen Inneren. Der Applaus steigert sich, Bravo-Rufe erklingen – am Ende des Laufsteges verbeugt sich René und lächelt zu Publikum und Presse. Seine Assistentin reicht ihm einen großen Blumenstrauß hoch, mit dem er auf die ebenfalls applaudierende Sarah zugeht. Er deutet einen Handkuss an und überreicht ihr den Strauß. Dann drehen sich beide zu der sie feiernden Menge.
Na also, noch ist sie die Königin.
Noch. Sarah wird das spüren und versuchen diese letzten schillernden Auftritte sehr bewusst zu erleben.
Einige der Models wollen später noch ausgehen und fragen Sarah nach ihren Plänen.
Hier vielleicht eher ein kurzer Dialog? Dann könntest du das:
Sarah schließt die Augen, damit der Visagist ihr die geklebten Wimpern abnehmen kann. „René und ich feiern gemeinsam. Das tun wir nach jeder Show.“
super anschließen.
Guter Hinweis. Ist jetzt so hier:

Die Platinblonde schupst die Brünette ein Stück vor, Richtung Sarah. „Einige von uns gehen noch was trinken. Willst du vielleicht mitkommen?“, fragt sie lächelnd. Sarah schließt die Augen, damit der Visagist ihr die geklebten Wimpern abnehmen kann. „René und ich feiern gemeinsam. Das tun wir nach jeder Show.“

Sarah hat Renés Assistentin vorhin ihre Lieblingssorte Champagner bestellen hören.
Hört sich doch gut an. Oder?
Hm ... ;)
Das Textfeld öffnet sich: „Liebling, ich mach heute Abend ruhig mit Marc. Wir sprechen uns morgen. Du warst großartig heute! René.“
Hoppla. Oder auch nicht. Der hat gesessen.
Genau. Autsch.
Unweit von ihr hält ein Kleinwagen und hupt. Sarah klärt zwinkernd ihren Blick. Neben ihr lässt Tanja die Fensterscheibe runterfahren
Erst ist es unweit, dann neben ihr. Ist der Wagen weitergefahren?
Oh, stimmt. Danke. Ist geändert.
Sarah strafft sich. „Danke, Liebes.“ Sie hebt kurz ihr Handy. „René schickt einen Wagen. Der Fahrer ist schon unterwegs.“
Hier habe ich wirklich Mitleid mit Sarah. Um den Schein zu wahren, muss sie lügen. Gegenüber Tanja, aber letztendlich auch sich selbst gegenüber.
Ja, traurig, oder? Sie kann es sich gegenüber auch noch nicht eingestehen.
Dann lächelt sie, nickt und startet den Motor.
Tanja kennt Sarah und das Modegeschäft wohl zu gut, um zu versuchen, Sarah von dieser Lüge abzubringen. That's business.
Tanja reicht ihr die Hand, versteht aber in diesem Moment, dass Sarah noch nicht bereit ist ihre Hilfe anzunehmen. Sarah muss ihr Gesicht wahren.
Kurz dachte ich, häh, jetzt doch ein Wagen, aber dann startet er das Taxameter. Clever gemacht.
Hihi. Danke.
Ja, hat mir gefallen, diese Geschichte über ein Model, das spürt, dass die besten Tage langsam vorüber sind. Während der Show ist sie noch ganz das Supermodel, das ihre Privilegien einfordert und auch (noch) bekommt. Aber schon im Ausklang des Abends deutet sich sich, dass es das wohl war.
Ich freu mich, dass du so gut in die Geschichte eintauchen konntest.
René fischt wohl schon in einem anderen Teich.
So wird es sein. Das Business kennt keine echten Freundschaften.
Andererseits war Sarah vor einigen Jahren sicherlich auch diejenige, die eine andere verdrängt hat. So dreht sich das Rad immer weiter,
Guter Punkt.


Ich danke dir für deine Zeit. Deine Hinweise haben mir sehr geholfen. :)
Viele Grüße
wegen

 

Hey @wegen ,

ich hab deinen Text schon kurz nach der Einstellung gelesen, bin aber igendwie nicht zu einem Kommentar gekommen. Hat ein wenig gedauert. Erstmal Kleinkram. Viel hab ich nicht.

die sich kichernd produzieren.

Ist mit produzieren etwas wie aufplustern gemeint? Kenne das Wort in diesem Kontext nicht, falls das eine Redewendung sein soll.

Der Eyelinerstrich ist akzeptabel.

Hätte mir vorgestellt, dass akzeptabel deiner Sarah nicht reicht. Sie begreift sich selbst ja als Aushängeschild von Renés Veranstaltung, da hätte ich gedacht, sie gibt sich damit nicht zufrieden.

Der Praktikant fotografiert eifrig aus verschiedenen Perspektiven.

Ist das quasi das Kaffee-Kochen-Äquivalent der Modewelt? :D

Aus dem Zuschauerraum dringen Musik und einzelne Gesprächsfetzen zu ihr.

Gesprächsfetzen ist mMn doppelt gemoppelt, fetzen beinhaltet ja schon das einzelne.

Es zieht. Sarah knetet die kalten Hände. Aus dem Zuschauerraum dringen Musik und einzelne Gesprächsfetzen zu ihr. Von beiden Wänden ragen voll behängte Kleiderstangen in den Raum, davor stehen mehrere Paar Schuhe und je ein gepolsterter Stuhl. Im Mittelgang klebt Tanja Polaroids der Models in den festgelegten Outfits an die Metallstangen. Die Ankleidehilfen, ein aufgekratzter Haufen aus Modedesignstudenten und ambitionierten Jungbloggern, versuchen einen Blick auf die prominenten Zuschauer der ersten Reihe zu erhaschen. Tanja schickt sie zurück und weist sie an, alle Reißverschlüsse und Knöpfe zu öffnen, damit das Umziehen schneller geht.
Festen Schrittes tritt Sarah auf Tanja zu. „Mein Platz kann nicht hier mittendrin sein.“
Tanja runzelt die Stirn. In ihren Händen hält sie ein Klemmbrett, auf dem sich Kleiderbügel und Fusselrolle stapeln.
„Mein Platz ist immer ganz vorn“, erklärt Sarah mit leicht nach vorn gebeugtem Körper, als wäre ihr Gegenüber schwer von Begriff.

Hier war ich einen Moment lang verwirrt und hab den Absatz neu gelesen. Ich denke, es liegt daran, dass Sarahs Unzufriedenheit nicht angekündigt wird. Ich denke ich bin in Sarahs Kopf; sie sitzt da und wartet, dass die Show beginnt. Du beschreibst das hektische Treiben, aber nicht den Eindruck von Sarah, übergangen zu werden, und dann spricht sie es schon aus. Vielleicht würden ein oder zwei Sätze noch gut tun, wo sie diesen Moment der Erkenntnis hat.

Scheinwerfer leuchten den Laufsteg aus und die ersten Klänge von Grace Jones‘s I’ve Seen That Face Before beginnen.

Würde es ändern zu "und Grace Jones's I've Seen That Face Before beginnt" oder anstatt beginnt "erklingt". So ist es mMn. doppelt gemoppelt.

Dann drehen sich beide zu der sie feiernden Menge.

Dass sie gefeiert werden, ist ja ganz offensichtlich. Zur feiernden Menge würde mir reichen.

Es beginnt zu schneien. Zarte Flocken legen sich auf Dächer und Wege, nehmen die Sicht in die Ferne, bedecken Fußspuren, bis diese nicht mehr zu erkennen sind.

Und so verschwindet ein Model aus der Modewelt. Sehr geiler Schlussatz. Das ist Symbolik, die mich abholt.

Inhaltlich hab ich nicht viel. Du hast von dieser Welt definitiv mehr Ahnung als ich, Authentizität kann ich also nicht bewerten. Auch mich wirkt es aber sehr gut gezeichnet, nur bei zwei Sachen frag ich mich, wie echt das ist: dass René schwul ist und diese passiv-agressiv-bitchige Art der Models untereinender. Ich gucke kein GNTM, aber wenn ich etwas damit verbinde, dann diese beiden Vorurteile. Ist das realistisch? Ist das Gang und Gebe?
Sarah zeichnest du für mich realistisch genug, dass ich für sie eine Grundsympathie entwickle, aber nicht so stark, dass mich ihr Abgang als Model wirklich betrüben würde. Sie ist Diva unter Diven, sieht sich als Aushängeschild. Ich bleibe für ihre Rolle eher Beobachter. Das mochte ich erst nicht. Ich mir gewünscht, ein wenig mehr über sie abseits vom Rampenlicht zu erfahren, weil das sie abrunden und mir noch sympathischer machen würde, hab mir dann aber gedacht, dass ich das womöglich gar nicht will ( und dass es gar nicht in die Frage deines Textes passt). Und außerdem braucht das ja gerade ihre Verbundenheit zur Modewelt; abseits davon hat sie halt nichts. Ihr etwas außerhalb der Modewelt zu geben würde den Fall kompensieren, das macht den Abschied davon auch so schwer. Trotzdem denke ich mir, dass mir noch, hmm, irgendetwas fehlt. Ich kann da nicht näher den Finger drauf legen; ich denke, es ist eine Eigenschaft oder eine Szene, die mir mehr Sympathie für sie bringt, gleichzeitg aber nicht dem Bild widerspricht, das du jetzt gezeichnet hast. Falls natürlich der Wunsch da ist, sie überhaupt sympathisch zu gestalten. Vielleicht reicht es ja auch für einen Text, Beobachter zu sein. Sry, falls das nicht hilfreich ist.
Was ich an dem Text sehr mag, ist dass du dich als Erzähler nicht fest an Sarah bindest. Manche halten den Einstieg vielleicht für Tell, ich mochte das; wie eine Kamerafahrt über die Szenerie, die mir ein Grundgefühl gibt. Ich finde das stärker als direkt mit Sarah einzusteigen, dann müsste ich mich nämlich erst orientieren. So bin ich aber mit der Welt, in die sie schließlich tritt, schon ein wenig vertraut.

So viel oder wenig von mir. Gerne gelesen.

Liebe Grüße
Meuvind

 

Hallo @Chutney,

lieben Dank fürs Vorbeischauen. :)

da endet gerade etwas, wofür Sarah gelebt hat und sie geht nicht freiwillig. Sie weiß, was auf sie zukommt, denn sie wird damals denselben Weg genommen haben, um ihre Vorgängerin zu ersetzen. Aber noch kämpft sie.
Stimmt, ein kleiner Rückblick auf Sarahs Karrierebeginn und ihre Strategie andere auszustechen wäre sicher interessant.

Den liebe ich, den Satz, die sich absetzende Haarspraywolke.
Yeah. Danke.

Sie friert. Dabei ist Sarah das Fasten vor einer Show gewöhnt. Die Kälte macht ihr nach den vielen Jahren plötzlich zu schaffen. Sie faltet ihren Pashminaschal auseinander und legt ihn über den Schoß.
Wunderschöne Stelle. Die im Metier geforderte Zartheit wird zur Zerbrechlichkeit.
Auch dafür. :}

Fragen Sie mich nach dem Quell meiner Modeideen!“
Statt Modeideen evtl. Inspiration? Oder nur Ideen?
Ach, das hatte ich so überdeutlich geschrieben, damit auch ja jeder versteht, dass es um eine Modenschau geht. Weiß du, manchmal sind meine Texte anfangs etwas undurchsichtig. Aber du hast Recht. Ich kürze auf "Ideen".

Die Tanja taucht auf, sie ist der Gegenpart, ist praktisch verantwortlich und hat offenbar viel Erfahrung mit der Seele von Modellen. Letztlich ist sie wahrscheinlich auch dafür verantwortlich, die auslaufenden Modelle einfühlsam hinaus zu begleiten. Auch ein Rädchen im Getriebe, aber man nimmt ihr ihre Fürsorglichkeit auch ab.
Sehe ich auch so. Tanja ist pragmatisch und geerdet - das Gegenteil zur schillernden Diva Sarah. Ihr Platz ist hinter der Bühne, was nichts Schlechtes sein muss.

Auch schön. Sie zögert nicht nur diesen Moment hinaus. Es vibriert unter den Sohlen der hohen Stiefeletten, aber die Zeit wird kommen, wo die Absätze flacher werden.
Danke. Es ist so schön zu lesen, wie du den Text annimmst. :}

Tanja reicht ihr eine Wasserflasche und verschwindet, bevor sich Sarahs Überraschung legen kann.
In all der Konkurrenz, dem Haifischbecken wirkt so eine Geste sehr wohltuend. Tanja ist eigentlich die mitfühlende Zeugin.
Stimmt. In dieser Umgebung ist nicht viel Platz für Rücksichtnahme und Selbstlosigkeit.

Dann drehen sich beide zu der sie feiernden Menge.
Vorschlag: Dann drehen sich beide zur Menge. Lassen sich feiern.
Guter Vorschlag. Die Stelle lag mir auch quer. Danke dir.

Sie hält sich mit der freien Hand das Ohr zu, während sie mit einer Hüftbewegung den automatischen Türöffner mit dem blau-weißen Rollstuhlsymbol drückt.
Gefällt mir auch. Kleiner Gruß aus der Realität in die Glitzerwelt.
Haha. Gute Anmerkung.

Liebling, ich mach heute Abend ruhig mit Marc.
Äh, so reden die echt? So habe ich mir das bei einem Modedesigner auch vorgestellt. Ein bisschen hatte ich den Verdacht, dass er Tanja beauftragt hat, Sarah ein bisschen aufzufangen, damit der Übergang reibungslos abläuft.
Damit würdest du dem Sonnengott René ein gewisses Maß an Empathie und Interesse an seinen Mitmenschen zusprechen. ;)
Als ihr der Fahrer die Autotür aufhält, gleitet Sarah auf den Sitz. Warme Luft umströmt ihre Füße. Auf der anderen Straßenseite dreht sich sacht eine beleuchtete Litfaßsäule. Die Fahrertür schließt. Nachdem Sarah ihre Anschrift nennt, startet der Fahrer das Taxameter.
Endlich Wärme und gleich darauf der Hinweis auf den Preis. Von Tanja hätte sie das umsonst bekommen, aber dafür ist sie noch zu stolz.
Schön, dass dir das mit der Wärme aufgefallen ist. ♡
Stimmt, diese Blöße konnte Sarah sich nicht geben.

Es beginnt zu schneien. Zarte Flocken legen sich auf Dächer und Wege, nehmen die Sicht in die Ferne, bedecken Fußspuren, bis diese nicht mehr zu erkennen sind.
Schönes Bild, welches das Thema der ganzen Geschichte noch einmal gut aufgreift. Schöne, kalte Glitzerwelt. Entspricht natürlich ein bisschen den Clichés, aber wahrscheinlich stimmen sie einfach.
Hab lieben Dank für deine Rückmeldung zu diesem Ausflug hinter die Kulissen einer Fashionshow.
Jedes Klischee hat seinen wahren Ursprung, denke ich. ;)

Viele Grüße und schönes Wochenende.
wegen


Hallo @YouWillKnowMe,
schön, dich kennenzulernen. :}

Mir Gefällt wie du zu Beginn die Umgebung beschreibst und den Leser langsam in die Geschehnisse eintauchen lässt.
Super, dass dich der Text trotz deiner anfänglichen Skepsis überzeugen konnte.

Während des Lesens hatte ich das Gefühl, dass dein Fokus sich etwas zu sehr vom Prota entfernt. Rückblickend muss ich sagen: Das war genau das Richtige für eine Geschichte dieser Art. Es war, als würde man Backstage umherspazieren und sie mit eigenen Augen sehen.
Danke für diese Rückmeldung zur Perspektive.

„Liebling, ich mach heute Abend ruhig mit Marc. Wir sprechen uns morgen. Du warst großartig heute! René.“
Diese Nachricht gefällt mir besonders. Genau so würde der René den ich mir vorgestellt hatte sie schreiben.
Freut mich. In diesem Moment stürzt Sarahs Kartenhaus zusammen.

Sarah strafft sich. „Danke, Liebes.“ Sie hebt kurz ihr Handy. „René schickt einen Wagen. Der Fahrer ist schon unterwegs.“
Das kam unerwartet und doch war es zu erwarten. Gefällt mir! Wie sie ihres Stolzes wegen lieber auf ein Taxi wartet, anstatt das Angebot anzunehmen.
Jip. Sarah kann nicht über ihren Schatten springen. Selbst der hat seinen Stolz.

Du hast es geschafft das Leben einer Frau und ihren Charakter in wenige Absätze zu verpacken. Außerdem finde ich deinen Schreibstil toll. Du schreibst abwechslungsreich und leitest den Leser in einem angenehmen Tempo durch die Geschichte.
YWNM, großes Dankeschön für dein Feedback.
Viele Grüße und ein schönes Wochenende
wegen

 
Zuletzt bearbeitet:

Eine Geschichte über die farbenfrohe Welt der Mode, da kann ich gar keinen Bogen drum machen. :D Will ich auch nicht.
Aber ich will mich kurz fassen, will ein paar Komplimente hauchen, sachliche Fragen ansprechen und auf winzige sprachliche Unsauberkeiten hinweisen.

Liebe @wegen,
wenn es jemand versteht, Atmosphäre zu schaffen, dann bist du das.

Seit Theos Abenteuer in den weißen Bergen gibt es für mich keinen Zweifel mehr daran. Das machst du auch in dieser Geschichte richtig, richtig gut. Dir gelingt es, nur durch das Setting zu Beginn einen Sog zu entwickeln, der keinen Augenblick nachlässt.

Ich husch mal durch den Text.

Also, wie gesagt, der Einstieg ist großartig.

Über einen langen Teppich laufen Vertreter der internationalen Modewelt durch die geöffneten Stahltüren in die Vorhalle, in der es Getränke und vegane Häppchen gibt.
Du wirst Gründe dafür haben, warum der Teppich nicht rot ist, vllt. wegen der Assoziation zur Filmbranche?
Getränke und Häppchen könnten gereicht werden, das macht noch deutlicher, welchen hohen Stellenwert die Besucher, Einkäufer, Prominente haben.
Aufgereiht vor großen Spiegeln toupieren Hairstylisten einigen Models kopfüber die Haare.
Den Begriff passend und humorvoll eingebunden, auch später beim Rollstuhlsymbol war mir nach Schmunzeln.
Make-up Artists pudern andere bereits ab und bestücken ihre Augen mit langen, falschen Wimpern.
Bestücken ist schon sehr technisch ausgedrückt, der Vorgang ist ein reines Kleben, dann sag das doch auch unverblümt!
An einem der äußeren Plätze dreht Sarah leicht den Kopf hin und her, überprüft im Spiegel den gleichmäßigen Schwung ihrer Brauen.
Warum sollte sie den Schwung der Brauen prüfen, der wird sich von Tag zu Tag nicht ändern. Ich gehe davon aus, dass die Brauen gezupft in Form gebracht sind bzw. tätowiert. bewundert?
Warum der Visagist bei ihrem Hautton dieses Rouge verwendet hat, ist ihr ein Rätsel. Der Eyelinerstrich ist akzeptabel.
Will mir nicht gefallen Augenlinienstrich, Augenstrichstrich,
Kajalstrich wäre eine Alternative
Die Kälte macht ihr nach den vielen Jahren plötzlich zu schaffen. Sie faltet ihren Pashminaschal auseinander und legt ihn über den Schoß.
Ein Beispiel für die vielen schönen echten Details.

Hast du bei der letzten Fashion Week undercover als Umkleidehilfe gejobt? Recherche in der Höhle des Löwen unter vollem Körpereinsatz? Denn die KG lässt keinen anderen Schluss zu.

Im Mittelgang klebt Tanja Polaroids der Models in den festgelegten Outfits an die Metallstangen.
Frage: Konntest du das beobachten? Die Mädchen kennen die Garderobe von der Anprobe/Generalprobe und die einzelnen Qutfits hängen doch sortiert vor ihren Nasen. Komisch! Tanja traut den Mädels nicht und will alle Eventualitäten ausschließen?
Tanja schickt sie zurück und weist sie an, alle Reißverschlüsse und Knöpfe zu öffnen, damit das Umziehen schneller geht.
Kann nur ein Insider wissen, genau wie die Sache mit den Stühlen.
Tanja nickt und dreht sich zu zwei jungen Mädchen, die den Outfits gerade passende Schuhe zuordnen. Gemeinsam versetzen sie Sarahs Kleiderständer und Stuhl.
Warum nicht umdrehen?, nur drehen ist für mich eine immerwährende Kreisbewegung.
Unterdessen scheucht Sarah eine der Anziehhilfen weg, nachdem sie falsch zusortierte Schuhe entdeckt hat. Tanja wechselt sie gegen eine erfahrene Aushilfe aus.
Super die Star-Allüren gezeigt!

Und das blaue Kleid würde perfekt an mir aussehen", setzt sie nach. "Prinzessin der Nacht, nannte er mich." Die Fersen ihrer Lackpumps klackern aneinander.
"Königen der Nacht" wär auch nicht zu verachten, auch wenn es eine Anleihe bei der Zauberflöte wäre (verträgt sich mit Schwanensee doch gut), denn damit würde die andalusische Prinzessin gleich noch mal ein Stück tiefer vom Thron fallen.
Sarah bewegt sich keinen Millimeter, atmet betont ruhig. Schon bei der Kostümprobe kamen ihr Gerüchte zu Ohren, ein anderes Model sollte sie beim Showhöhepunkt ersetzen. René würde das niemals zulassen.
Keine Kostümprobe, die Girls sind ja nicht am Theater. Schlicht Anprobe oder wenn es die geben sollte, Generalprobe.

Der Saal wird dunkel, die Zuschauer verstummen. Scheinwerfer leuchten den Laufsteg aus und Grace Jones‘s I’ve Seen That Face Before beginnt. Sarah zögert es hinaus, noch einen Moment, spürt die Vibration unter den Sohlen der hohen Stiefeletten. Dann tritt sie, in perfekten Schritten, mitten in den Lichtkegel, badet in den Blicken, inhaliert sie, nimmt die erste Pose ein
Atmosphärisch dichte Textstelle. Hach, näher an der Prota kann ich als Leser nicht sein.
Mit einer ausladenden Handbewegung bleibt sie seitlich stehen, die linke Schulter zeigt hinunter zum Publikum, der tiefrote Mund ist leicht geöffnet. Die Arme fächert sie grazil übereinander wie Flügel im Schwanensee. Sarah wäre eine große Tänzerin geworden. Für Ballettstunden fehlte es der Familie an Geld.
Kleinlich, ich weiß. Der Vergleich ist nicht falsch, aber ganz trifft er es doch nicht. Hört sich an, als wären die Flügen in dem Ballett selbstständige Wesen.
Die Arme fächert sie grazil übereinander wie die Schwäne ihre Flügel in Schwanensee.
Der Satz hat keine Melodie mehr, schade. Aber kannst ja noch mal prüfen.
Sie beginnt den Walk. Seitlich des Laufsteges brandet Applaus auf. Die anderen Models reihen sich ein. Nach zwei Durchgängen verlassen sie den Laufsteg über den hinteren Abgang.
Vllt. einmal Catwalk?
Ihr Hals kratzt von den herumfliegenden Federn der Abendgarderobe.
Hihi, nicht von den Federn ihrer Schwanen-Flügel? :)
In der Ecke krächzt ein halbdefekter Heizlüfter.
Ich denke ja, entweder defekt oder nicht defekt. Halbe Sachen kann es da nicht geben. Vllt. altersschwach
Die Platinblonde schupst die Brünette ein Stück vor, Richtung Sarah.
schubst
Es wird eine kleine, private Feier werden – Renés Ehemann, seine Managerin, vielleicht der Redakteur seines neuen Magazins. Sarah hat Renés Assistentin vorhin ihre Lieblingssorte Champagner bestellen hören.
Jetzt hast du auch noch ein Klischee bedient, herrlich! War mir vorher schon klar, so wie der René spricht und wie er sich bewegt. Ach ja, ist schon ein besonderes Völkchen, mit den Rechts-Links-Küsschen und dem affektierten heile-Welt-Gebaren.
Sarah liest die Nachricht ein zweites Mal. Ihre Zehen brennen in den hohen Pumps. Unweit von ihr hupt ein Kleinwagen.
Das ist eine interessante Beobachtung. Kaum fühlen wir Enttäuschung, nehmen wir auch den körperlichen Schmerz wahr, der uns im Zustand von Euphorie nicht interessiert.
Sarah klärt zwinkernd ihren Blick, als Tanja neben ihr die Fensterscheibe runterfahren lässt und mit einer Kopfbewegung zum leeren Taxistand deutet. „Ich kann dich ein Stück mitnehmen.“
Sarah strafft sich. „Danke, Liebes.“ Sie hebt kurz ihr Handy. „René schickt einen Wagen. Der Fahrer ist schon unterwegs.“
Das hätte ich nicht anders an Sarahs Stelle gemacht. The show must go on, auch nach der Show. Welche Muse will sich schon eingestehen, dass der Künstler ihrer überdrüssig ist. In dem Moment spielen so viele Emotionen zusammen: Selbsterhaltungstrieb, Verleugnung, Stolz.
Tanja schaut ihr einen Moment unverwandt in die Augen. Dann lächelt sie, nickt und startet den Motor.
Natürlich klar, Tanja lässt sich nicht täuschen, sie ist Profi, kennt die Gepflogenheiten des Meisters, ist den Mädchen hinter den Kulissen ganz nah, erlauscht Geheimnisse und natürlich weiß sie um den Erfolgsdruck, unter dem alle stehen, auch sie selber. Der schöne Schein kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass in der Branche mit harten Bandagen gekämpft wird.
Die Tanja sehe ich mit ihrem rationalen Verhalten und ihrer Bodenständigkeit als einen Gegenentwurf zu Sarah.
Es beginnt zu schneien. Zarte Flocken legen sich auf Dächer und Wege, nehmen die Sicht in die Ferne, bedecken Fußspuren, bis diese nicht mehr zu erkennen sind.
Immer wieder verblüffend, welch starke Symbolkraft eine Schneedecke hat. Es gibt eine Geschichte von mir, da steht die Prota am Fenster und schaut den Flocken beim Fallen zu. Jedes Mal wenn ich mich mit dem Text beschäftige, werde ich total melancholisch an diesem Punkt. Kein Quatsch.

Der Schnee, der alles zudeckt. Ein paar Flöckchen und schon gehören Sonderstellung, Ruhm und Schönheit der Vergangenheit an. Nicht mal ein Fußabdruck der Stieflette bleibt, die Zukunft wird ungewiss. Und doch bringt der Schnee auch angenehme Ruhe und inneren Frieden.

Ich wünsche deiner Sarah, dass sie die veränderte Situation annehmen kann, erkennt, dass sich nur über Äußerlichkeiten zu definieren, in eine Sackgasse führt und dass sie die Gunst des Meisters nicht nötig hat. Dann wird sie ihren Weg gehen, auch wenn der nicht über den Catwalk führt.
Eine Geschichte über Vergänglichkeit und der generellen Frage: Was bleibt?
Ich hab das sehr gerne gelesen.

Liebe Grüße von peregrina

 

Hey @Meuvind,

ich hab deinen Text schon kurz nach der Einstellung gelesen, bin aber igendwie nicht zu einem Kommentar gekommen.
versteh dich total. Gerade wenn man eine Geschichte noch beenden will, fliegen Texte rein, die abwechslungsreicher nicht sein könnten. Und ist die eigene am Start, bekommt die Textarbeit und das Beantworten der Kommentare natürlich viel Aufmerksamkeit.
Dann zwischendurch die anderen Geschichten weiterlesen und kommentieren. :kaffee:
Danke für deine Zeit! :}
die sich kichernd produzieren.
Ist mit produzieren etwas wie aufplustern gemeint? Kenne das Wort in diesem Kontext nicht, falls das eine Redewendung sein soll.
Ja, genau. 'Sich produzieren' bedeutet sich zu inszenieren, hervorzuheben in einer besonderen Rolle. Das geht weiter als das schlichte posen.

Der Eyelinerstrich ist akzeptabel.
Hätte mir vorgestellt, dass akzeptabel deiner Sarah nicht reicht. Sie begreift sich selbst ja als Aushängeschild von Renés Veranstaltung, da hätte ich gedacht, sie gibt sich damit nicht zufrieden.
Ah, siehst du 'akzeptabel' als ein Lob an?
Die Arbeit des professionellen Visagisten, der bei Sarah garantiert besonders exakt gearbeitet hat, fällt bei der Diva fast durch. Gnädiger Weise akzeptiert Sarah das stümperhafte Ergebnis, gefällt sich in dieser gönnerhaften Rolle sogar noch.
Will heißen, der Eyelinerstrich ist eigentlich perfekt gesetzt.

Der Praktikant fotografiert eifrig aus verschiedenen Perspektiven.
Ist das quasi das Kaffee-Kochen-Äquivalent der Modewelt? :D
Manchmal darf er auch die Haare aus den vollen Bürsten zupfen oder Blasenpflaster gegen die drückenden Schuhe verteilen. :D
Aus dem Zuschauerraum dringen Musik und einzelne Gesprächsfetzen zu ihr.
Gesprächsfetzen ist mMn doppelt gemoppelt, fetzen beinhaltet ja schon das einzelne.
Gekauft. Danke.

Hier war ich einen Moment lang verwirrt und hab den Absatz neu gelesen.
Danke für die Rückmeldung. Hm. Ich habe mir die Stelle angeschaut und empfinde es eigentlich als stimmig. Behalte es aber im Hinterkopf.

Würde es ändern zu "und Grace Jones's I've Seen That Face Before beginnt" oder anstatt beginnt "erklingt". So ist es mMn. doppelt gemoppelt.
Auch gekauft. Danke.

Dass sie gefeiert werden, ist ja ganz offensichtlich. Zur feiernden Menge würde mir reichen.
Stimmt, war ein bisschen sperrig. Ist geändert.

Und so verschwindet ein Model aus der Modewelt. Sehr geiler Schlussatz. Das ist Symbolik, die mich abholt.
:bounce:Yeah. Danke.

Auch mich wirkt es aber sehr gut gezeichnet, nur bei zwei Sachen frag ich mich, wie echt das ist: dass René schwul ist und diese passiv-agressiv-bitchige Art der Models untereinender.
Logo, sind nicht alle Designer schwul und nicht alle Models bitchi. Auch wenn jedem Klischee ein Fünkchen Wahrheit innewohnt.
Hier solche Stereotypen zu verwenden, lässt einen zentrierteren Blick auf Sarah und Tanja zu. Wenn die anderen Models in der Figurenanlage jetzt total vielschichtig wären, verliert sich der Fokus der Erzählung, denke ich. Der Plot lebt ein Stück von dieser Überspitzung.

Ich bleibe für ihre Rolle eher Beobachter. Das mochte ich erst nicht. Ich mir gewünscht, ein wenig mehr über sie abseits vom Rampenlicht zu erfahren, weil das sie abrunden und mir noch sympathischer machen würde, hab mir dann aber gedacht, dass ich das womöglich gar nicht will ( und dass es gar nicht in die Frage deines Textes passt).
Danke für deine Gedanken und Ausführungen zu Sarahs Charakter. :}
Ich habe für mich das Gefühl, dass das ganz gut ausbalanciert ist.

ich mochte das; wie eine Kamerafahrt über die Szenerie, die mir ein Grundgefühl gibt. Ich finde das stärker als direkt mit Sarah einzusteigen, dann müsste ich mich nämlich erst orientieren. So bin ich aber mit der Welt, in die sie schließlich tritt, schon ein wenig vertraut.
Über diese Rückmeldung zur Perspektive freue ich mich, dass du dich durch diesen Einstieg gleich gut orientieren konntest.

Vielen Dank für deinen Kommentar. :)
Liebe Grüße
wegen

Huhu @peregrina (die Autovervollständigung wollte Perestroika daraus machen :lol: ),

wenn es jemand versteht, Atmosphäre zu schaffen, dann bist du das.
Ach, hör auf! :shy:

Also, wie gesagt, der Einstieg ist großartig.
Führ das ruhig nochmal aus. Ich hab Zeit.

Du wirst Gründe dafür haben, warum der Teppich nicht rot ist, vllt. wegen der Assoziation zur Filmbranche?
Getränke und Häppchen könnten gereicht werden, das macht noch deutlicher, welchen hohen Stellenwert die Besucher, Einkäufer, Prominente haben.
Genau. Deshalb nicht 'rot'.
Tatsächlich wurden die Häppchen erst gereicht. Aber nachdem ich im Folgesatz die Rollständer auf ein aktives "geschoben werden" geändert hatte, musste das doppelte "werden" weg. Hast du vielleicht eine Idee, wie ich die Sätze gemeinsam nett formuliert bekomme, inkl. gereicht werden?
Aufgereiht vor großen Spiegeln toupieren Hairstylisten einigen Models kopfüber die Haare.
Den Begriff passend und humorvoll eingebunden, auch später beim Rollstuhlsymbol war mir nach Schmunzeln.
Juchu.
Das ist so witzig. In dieser Challenge entstanden die unterschiedlichsten Geschichten, doch alle einen diese fünf Wörter.
Make-up Artists pudern andere bereits ab und bestücken ihre Augen mit langen, falschen Wimpern.
Bestücken ist schon sehr technisch ausgedrückt, der Vorgang ist ein reines Kleben, dann sag das doch auch unverblümt!
Hm. Ich sehe diesen Vorgang als sehr technisch und präzise an. "Bekleben" fühlt sich dilettantisch an.

An einem der äußeren Plätze dreht Sarah leicht den Kopf hin und her, überprüft im Spiegel den gleichmäßigen Schwung ihrer Brauen.
Warum sollte sie den Schwung der Brauen prüfen, der wird sich von Tag zu Tag nicht ändern. Ich gehe davon aus, dass die Brauen gezupft in Form gebracht sind bzw. tätowiert. bewundert?
Die Brauen werden beim Make-Up ebenfalls konturiert, im Idealfall symmetrisch. Da nichts im Gesicht von Natur aus gleichseitig ist, müssen Längen- und Formunterschiede mit Farbe, Wachs und Bürstchen ausgeglichen werden.
Sarahs Begutachtung findet nach dem Anpinseln statt.
Warum der Visagist bei ihrem Hautton dieses Rouge verwendet hat, ist ihr ein Rätsel. Der Eyelinerstrich ist akzeptabel.
Will mir nicht gefallen Augenlinienstrich, Augenstrichstrich,
Kajalstrich wäre eine Alternative
EyelineR ist doch der Akteur, nicht das Ergebnis. Welches dann, zugegeben Denglisch, der Eyelinerstrich = Augenstrichmacherstrich ist. :]

Die Kälte macht ihr nach den vielen Jahren plötzlich zu schaffen. Sie faltet ihren Pashminaschal auseinander und legt ihn über den Schoß.
Ein Beispiel für die vielen schönen echten Details.
Freu mich sehr, dass du mir das schreibst. :}

Hast du bei der letzten Fashion Week undercover als Umkleidehilfe gejobt? Recherche in der Höhle des Löwen unter vollem Körpereinsatz? Denn die KG lässt keinen anderen Schluss zu.
:Pfeif:
Im Mittelgang klebt Tanja Polaroids der Models in den festgelegten Outfits an die Metallstangen.
Frage: Konntest du das beobachten? Die Mädchen kennen die Garderobe von der Anprobe/Generalprobe und die einzelnen Qutfits hängen doch sortiert vor ihren Nasen. Komisch! Tanja traut den Mädels nicht und will alle Eventualitäten ausschließen?
Ich verstehe was du meinst. Auf den Polaroids sind nicht nur die Klamotten eines Outfits zu sehen, sondern auch WIE sie angezogen werden sollen, sprich obere Blusenknöpfe geöffnet, Mantel nur über die Schultern gelegt, etc. Das wird vorab vom Stylisten exakt festgelegt.
Des Weiteren laufen die Models mehrere Shows während der Fashion Week und merken sich auf keinen Fall jeweils die einzelnen Outfits einer Anprobe, die 3 Wochen zuvor stattfand.

Tanja schickt sie zurück und weist sie an, alle Reißverschlüsse und Knöpfe zu öffnen, damit das Umziehen schneller geht.
Kann nur ein Insider wissen, genau wie die Sache mit den Stühlen.
:lol: Du Fuchs.
Tanja nickt und dreht sich zu zwei jungen Mädchen, die den Outfits gerade passende Schuhe zuordnen. Gemeinsam versetzen sie Sarahs Kleiderständer und Stuhl.
Warum nicht umdrehen?, nur drehen ist für mich eine immerwährende Kreisbewegung.
Ahh, logo. Danke.
Super die Star-Allüren gezeigt!
Merci
Und das blaue Kleid würde perfekt an mir aussehen", setzt sie nach. "Prinzessin der Nacht, nannte er mich." Die Fersen ihrer Lackpumps klackern aneinander.
"Königen der Nacht" wär auch nicht zu verachten, auch wenn es eine Anleihe bei der Zauberflöte wäre (verträgt sich mit Schwanensee doch gut), denn damit würde die andalusische Prinzessin gleich noch mal ein Stück tiefer vom Thron fallen.
Klar, das Prinzessin der Nacht ist absichtlich dicht an der andalusischen Prinzessin.
Das mit der Thronhierarchie gefällt mir. Ich dachte, René betont damit ganz gut die beneidenswerte Jugend.
Sarah bewegt sich keinen Millimeter, atmet betont ruhig. Schon bei der Kostümprobe kamen ihr Gerüchte zu Ohren, ein anderes Model sollte sie beim Showhöhepunkt ersetzen. René würde das niemals zulassen.
Keine Kostümprobe, die Girls sind ja nicht am Theater. Schlicht Anprobe oder wenn es die geben sollte, Generalprobe.
Eigentlich heißt es Fitting. Ich dachte, ein deutsches Äquivalent wäre besser.
'Anprobe' ist gut. Danke.

Der Saal wird dunkel, die Zuschauer verstummen. Scheinwerfer leuchten den Laufsteg aus und Grace Jones‘s I’ve Seen That Face Before beginnt. Sarah zögert es hinaus, noch einen Moment, spürt die Vibration unter den Sohlen der hohen Stiefeletten. Dann tritt sie, in perfekten Schritten, mitten in den Lichtkegel, badet in den Blicken, inhaliert sie, nimmt die erste Pose ein
Atmosphärisch dichte Textstelle. Hach, näher an der Prota kann ich als Leser nicht sein.
Es kam der Hinweis, dass Sarah eventuell zu wenig Innenleben zeigt. Ich mag die Ambivalenz von kühler Distanz hinter den Kulissen zu diesen gefühlten Bühnenauftritten.
Kleinlich, ich weiß. Der Vergleich ist nicht falsch, aber ganz trifft er es doch nicht. Hört sich an, als wären die Flügen in dem Ballett selbstständige Wesen.
Hm. Ich überlege noch, ob mich das stört.

Sie beginnt den Walk. Seitlich des Laufsteges brandet Applaus auf. Die anderen Models reihen sich ein. Nach zwei Durchgängen verlassen sie den Laufsteg über den hinteren Abgang.
Vllt. einmal Catwalk?
Ich streiche das erste. Müsste klar sein, worauf sie läuft. Danke.

Ihr Hals kratzt von den herumfliegenden Federn der Abendgarderobe.
Hihi, nicht von den Federn ihrer Schwanen-Flügel?
Vielleicht ja doch. Erstickt an der eigenen Eitelkeit. Muhaha.
In der Ecke krächzt ein halbdefekter Heizlüfter.
Ich denke ja, entweder defekt oder nicht defekt. Halbe Sachen kann es da nicht geben. Vllt. altersschwach
Stimmt. 'altersschwach' - schöne Analogie. Gekauft. Danke.

Die Platinblonde schupst die Brünette ein Stück vor, Richtung Sarah.
schubst
Ahh. Danke.

Es wird eine kleine, private Feier werden – Renés Ehemann, seine Managerin, vielleicht der Redakteur seines neuen Magazins. Sarah hat Renés Assistentin vorhin ihre Lieblingssorte Champagner bestellen hören.
Jetzt hast du auch noch ein Klischee bedient, herrlich! War mir vorher schon klar, so wie der René spricht und wie er sich bewegt. Ach ja, ist schon ein besonderes Völkchen, mit den Rechts-Links-Küsschen und dem affektierten heile-Welt-Gebaren.
Haha. Sehr gut reflektiert. :)

Sarah liest die Nachricht ein zweites Mal. Ihre Zehen brennen in den hohen Pumps. Unweit von ihr hupt ein Kleinwagen.
Das ist eine interessante Beobachtung. Kaum fühlen wir Enttäuschung, nehmen wir auch den körperlichen Schmerz wahr, der uns im Zustand von Euphorie nicht interessiert.
Ich sehe Sarah auch direkt 5cm kleiner werden. ;)
Das hätte ich nicht anders an Sarahs Stelle gemacht. The show must go on, auch nach der Show. Welche Muse will sich schon eingestehen, dass der Künstler ihrer überdrüssig ist. In dem Moment spielen so viele Emotionen zusammen: Selbsterhaltungstrieb, Verleugnung, Stolz.
Richtig. Total schön, dass dieser Moment für dich so greifbar ist.

Tanja schaut ihr einen Moment unverwandt in die Augen. Dann lächelt sie, nickt und startet den Motor.
Natürlich klar, Tanja lässt sich nicht täuschen, sie ist Profi, kennt die Gepflogenheiten des Meisters, ist den Mädchen hinter den Kulissen ganz nah, erlauscht Geheimnisse und natürlich weiß sie um den Erfolgsdruck, unter dem alle stehen, auch sie selber. Der schöne Schein kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass in der Branche mit harten Bandagen gekämpft wird.
Die Tanja sehe ich mit ihrem rationalen Verhalten und ihrer Bodenständigkeit als einen Gegenentwurf zu Sarah.
Juchu. Du liest das alles genauso, wie ich mir das in meinem Hinterköpfchen zusammengereimt habe. :}

Immer wieder verblüffend, welch starke Symbolkraft eine Schneedecke hat. Es gibt eine Geschichte von mir, da steht die Prota am Fenster und schaut den Flocken beim Fallen zu. Jedes Mal wenn ich mich mit dem Text beschäftige, werde ich total melancholisch an diesem Punkt. Kein Quatsch.
Das glaube ich. Leise, weiße Schneeflocken, die undifferenziert Glanz und Schmutz bedecken, das hat schon was.

Ich wünsche deiner Sarah, dass sie die veränderte Situation annehmen kann, erkennt, dass sich nur über Äußerlichkeiten zu definieren, in eine Sackgasse führt und dass sie die Gunst des Meisters nicht nötig hat.
Ich richte es ihr aus. Treffe sie ab und an im Aktzeichenkurs.
Dort liegt vorn eine wunderschöne, kurvige Frau auf dem dunkelgrünen Sofa. In der vorletzten Reihe skizziert Sarah mit einem Stück Kohle die Körperachse, formt Umrisse, schattiert Vertiefungen. Mit dem Handballen wischt sie sich über die Stirn, behält einen schwarzen Fleck zurück. Sie neigt sich etwas zurück und betrachtet lächelnd die Leinwand, ist ganz bei sich. Weißt du, ich denke sie ist glücklich. :)

Hab lieben Dank für deinen tollen Kommentar.
Vielen Grüße
wegen

 

Hallo liebe @wegen,

noch mal ich.

Tatsächlich wurden die Häppchen erst gereicht. Aber nachdem ich im Folgesatz die Rollständer auf ein aktives "geschoben werden" geändert hatte, musste das doppelte "werden" weg.
Ah, so ist das also! Aber wieso aktiv "geschoben werden", ist das nicht die passive Form?
Hast du vielleicht eine Idee, wie ich die Sätze gemeinsam nett formuliert bekomme, inkl. gereicht werden?
Ich wollte dir nämlich vorschlagen, wenigstens einmal das Passiv fallen zu lassen, also konkret zu benennen, wer etwas tut.
Über einen langen Teppich laufen Vertreter der internationalen Modewelt durch die geöffneten Stahltüren in die Vorhalle, in der es Getränke und vegane Häppchen gibt.
Auf der anderen Gebäudeseite werden mehrere Rollständer, behängt mit prallen, schwarzen Kleiderhüllen, die Rampe zum Hintereingang hinaufgeschoben.
Über einen langen Teppich laufen/schlendern/schreiten/strömen Vertreter der internationalen Modewelt durch die geöffneten Stahltüren in die Vorhalle, in der Getränke und vegane Häppchen gereicht werden.
Auf der anderen Gebäudeseite schieben Hilfsarbeiter/Transportarbeiter/Aushilfen mehrere Rollständer, die mit prallen, schwarzen Kleidersäcken behängt sind, die Rampe zum Hintereingang hinauf.

Wäre eine Möglichkeit. Wenn du dich für die Version entscheidest, dann die nicht vergessen, weil man sonst lesen würde, dass die Hilfsarbeiter mit prallen Säcken behängt sind. :cool:

EyelineR ist doch der Akteur, nicht das Ergebnis. Welches dann, zugegeben Denglisch, der Eyelinerstrich = Augenstrichmacherstrich ist. :]
Ja, natürlich. Der Augenstrichmacherstrich hört sich gleich viel richtiger an. :lol:

Ich verstehe was du meinst. Auf den Polaroids sind nicht nur die Klamotten eines Outfits zu sehen, sondern auch WIE sie angezogen werden sollen, sprich obere Blusenknöpfe geöffnet, Mantel nur über die Schultern gelegt, etc. Das wird vorab vom Stylisten exakt festgelegt.
Des Weiteren laufen die Models mehrere Shows während der Fashion Week und merken sich auf keinen Fall jeweils die einzelnen Outfits einer Anprobe, die 3 Wochen zuvor stattfand.
Davon hätte ich ausgehen können, dass die Models für mehrer Labels tätig sind.
Aber wahrscheinlich hab ich mich etwas irritieren lassen, weil Sarah so eng mit dem großen Meister ist. Selbst wenn sie nur seine Kreationen trägt, dann müsste das noch nicht auf die anderen Models zutreffen. Alles richtig gemacht.

So, das war's schon.
Schönen Abend und LG
peregrina

 

Hey @peregrina,

schön, dass du mir nochmal schreibst. :)

Über einen langen Teppich laufen/schlendern/schreiten/strömen Vertreter der internationalen Modewelt durch die geöffneten Stahltüren in die Vorhalle, in der Getränke und vegane Häppchen gereicht werden.
Auf der anderen Gebäudeseite schieben Hilfsarbeiter/Transportarbeiter/Aushilfen mehrere Rollständer, die mit prallen, schwarzen Kleidersäcken behängt sind, die Rampe zum Hintereingang hinauf.

Wäre eine Möglichkeit. Wenn du dich für die Version entscheidest, dann die nicht vergessen, weil man sonst lesen würde, dass die Hilfsarbeiter mit prallen Säcken behängt sind. :cool:
Oh, ja. Das ist gut. Geschnappt. Vielen Dank fürs Gedanken machen und ausformulieren.
Aufs "die" achten, alles klar. :lol:

EyelineR ist doch der Akteur, nicht das Ergebnis. Welches dann, zugegeben Denglisch, der Eyelinerstrich = Augenstrichmacherstrich ist. :]
Ja, natürlich. Der Augenstrichmacherstrich hört sich gleich viel richtiger an. :lol:
Schon, oder? :} Am besten, ich ersetze alle englischen Begriffe mit solch wohlklingenden deutschen Pendants.

Merci für deinen Besuch.
Viele Grüße
wegen

 

Hi @wegen,

die jungen Frauen, die sich kichernd produzieren.
Interessant - produzieren habe ich so noch nie gehört/gelesen.

Sie friert. Dabei ist Sarah das Fasten vor einer Show gewöhnt.
Durch das "Dabei" klingt es so, als würde die Gewöhnung an das Fasten auf ihr Frieren bezogen (sie friert, obwohl sie ans Fasten gewöhnt ist)... Passt für mich irgendwie nicht.
Oder willst du damit ausdrücken, dass sie durch das viele Fasten so dünn geworden ist, dass sie auch schneller friert?

Scheinwerfer leuchten den Laufsteg aus und Grace Jones‘s I’ve Seen That Face Before beginnt.
So ein hammer Lied! Hab es das erste Mal im Film Frantic von 1988 gehört...hat sowas Mysteriöses, Hypnotisierendes. Kann ich mir gut vorstellen, wie das hier in der alten Fabrikhalle läuft.

Zurück an ihrem Platz blinzelt Sarah die Lichtflecken weg.
Gefällt mir, schön geschrieben.

Sie hält sich mit der freien Hand das Ohr zu, während sie mit einer Hüftbewegung den automatischen Türöffner mit dem blau-weißen Rollstuhlsymbol drückt.
Sehr geschickt untergebracht :)

startet der Fahrer das Taxameter.
Finde ich sehr gut gemacht, sehr subtil. Hier wird klar, ihr Schicksal ist besiegelt, ihre Zeit vorbei (auch wenn es sich schon vorher angekündigt hat). Jedenfalls habe ich es mir so vorgestellt, dass der Wagen, den René angeblich geschickt hat, ein privater Fahrer ist, die Fahrt von René bereits bezahlt. Aber sie muss mit dem Taxi fahren, es selbst bezahlen...die nackte Realität also.
Auch die Litfaßsäule passt sehr gut, auch sie deutet die Realität an, wie Sarah sie vielleicht in ihrer Hochzeit ausgeblendet hat.
Mir ist sie unsympatisch durch ihr Verhalten den anderen Models gegenüber, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass eine solche Atmosphäre in dem business herrscht, vielleicht sogar provoziert wird. Trotzdem habe ich Mitleid mit ihr.

Dass mit den Schneeflocken finde ich auch schön...sie bedecken die Fußspuren (ich lese das hier eher metaphorisch, denn eigentlich kann man ja ohne Schnee/Dreck keine Fußspuren sehen, auf Asphalt), also die glorreiche Vergangenheit, und lassen gleichzeitig die Sicht in die Zukunft ungewiss.

Hat mir gut gefallen!
Gruß,
rainsen

 

Hallo wegen,

ich wollte mich auf jeden Fall bei dir zu einem Gegenbesuch zeigen und meine Eindrücke von deiner Geschichte hinterlassen.
Im Gegensatz zu fast allen Geschichten, die ich mir schon unter die Augen geschoben habe, habe ich bei deiner am Text überhaupt nichts zu kriteln, Gegenvorschläge zu machen, nichts an Veränderungen vorzuschlagen.
Das liest sich satt in einem Rutsch runter und nirgends stoppte ich oder zog die Stirn kraus.

Bewundernswert wie dicht die Atmosphäre ist, die du erschaffen hast. Ich wage zu behaupten, du bist eindeutig vom Fach, du kennst dich genau in dieser Welt aus, da sind so viele Details, die du einschiebst, die erkennen lassen, dass du entweder verflucht gut recherchiert hast oder aber eben in diesem Milieu dich aufhältst. Egal, ob es im wirklichen Leben so ist oder nicht, bei mir ist angekommen, dass es genau so und nicht anders in der Modewelt abläuft.
Chapeau! Ich war mittendrin im Gewusel als Beobachterin und obendrein ganz dicht backstage dabei. Wirklich gelungen.

einigen Models kopfüber die Haare.
Das klingt, wenn man es aus dem Zusammenhang liest schon komisch, ich weiß aber sofort wie und was du meinst. Also keine Kritik von mir.
„Fragen Sie mich nach dem Quell meiner Ideen!“, fordert René den Reporter auf. „Ohne Sarah wäre da lediglich ein dunkles Loch“, betont er.
Oh ha, wenn man den Text mehrfach liest, was ich getan habe, dann steht an dieser Stelle die fetteste Lüge, aber das erfährt man ja erst am Ende.
Tanja schickt sie zurück und weist sie an, alle Reißverschlüsse und Knöpfe zu öffnen, damit das Umziehen schneller geht.
Solche Details meine ich.
Ihr Hals kratzt von den herumfliegenden Federn der Abendgarderobe.
Wieder so ganz nebensächlich wichtige Details eingestreut.
In der Ecke krächzt ein altersschwacher Heizlüfter.
Kann ich mir auch super gut vorstellen, dass da so ein Ding steht.
„René schickt einen Wagen. Der Fahrer ist schon unterwegs.“
Und am Ende auch ihre Lüge.
Tanja schaut ihr einen Moment unverwandt in die Augen. Dann lächelt sie, nickt und startet den Motor.
Die aber als solche von Tanja durchschaut wird. Super gemacht. Drei Sätze und man weiß, in welchem Verhältnis des Wissens und Nichtwissens sich die beiden Frauen, die ja fast Rivalinnen sind, wenn auch nicht als Model, sich befinden.
Es beginnt zu schneien. Zarte Flocken legen sich auf Dächer und Wege, nehmen die Sicht in die Ferne, bedecken Fußspuren, bis diese nicht mehr zu erkennen sind.
Perfekter Endsatz. Die Fußspuren, die mit Schnee zugedeckt werden als Hinweis darauf, was mit Sarah gerade passiert. Gut gemacht.

Das einzige, was mich etwas stört, ist das eigentliche Thema. Ich glaube, ich würde mir nicht die Mühe machen, über diese Modenschauen zu schreiben, weil ich immer so veranlagt bin, dass bei ernsten Themen auch tiefergehendere Themen eine Chance haben sollen. Das ist das einzige Problem, welches ich bei deiner Geschichte habe.
Ich hätte mir gewünscht, dass du da aus meiner Sicht etwas Anspruchsvolleres erwählt hättest.
Zumal du ganz offensichtlich gut schreiben kannst. Tut mir leid, dass ich am Ende noch eine
leicht bittere Pille verabreiche.

Auf jeden Fall freue ich mich auf eine deiner nächsten Geschichten, denn du weißt sehr gut zu erzählen. Ein Lesevergnügen war es auf jeden Fall für mich.

Lieben Gruß

lakita

 

Hey @rainsen,

schön, dass du vorbeischaust. :)

die jungen Frauen, die sich kichernd produzieren.
Interessant - produzieren habe ich so noch nie gehört/gelesen.
Ist bewusst etwas schärfer als präsentieren. In der Formulierung steckt schon auch eine gewisse Wertung. Ich war gespannt, ob mir das jemand anstreicht. Aber es scheint in Ordnung zu sein.

Sie friert. Dabei ist Sarah das Fasten vor einer Show gewöhnt.
Durch das "Dabei" klingt es so, als würde die Gewöhnung an das Fasten auf ihr Frieren bezogen (sie friert, obwohl sie ans Fasten gewöhnt ist)... Passt für mich irgendwie nicht.
Oder willst du damit ausdrücken, dass sie durch das viele Fasten so dünn geworden ist, dass sie auch schneller friert?
Das hast du genau richtig verstanden. Dem Ofen fehlt der Brennstoff.

Scheinwerfer leuchten den Laufsteg aus und Grace Jones‘s I’ve Seen That Face Before beginnt.
So ein hammer Lied! Hab es das erste Mal im Film Frantic von 1988 gehört...hat sowas Mysteriöses, Hypnotisierendes. Kann ich mir gut vorstellen, wie das hier in der alten Fabrikhalle läuft.
Sehr cool.
Danke dir.

Zurück an ihrem Platz blinzelt Sarah die Lichtflecken weg.
Gefällt mir, schön geschrieben.
Yeah.

Sie hält sich mit der freien Hand das Ohr zu, während sie mit einer Hüftbewegung den automatischen Türöffner mit dem blau-weißen Rollstuhlsymbol drückt.
Sehr geschickt untergebracht :)
Die magischen fünf Wörter - Schnitzeljagd durch die Challenge-Geschichten. :lol:

startet der Fahrer das Taxameter.
Finde ich sehr gut gemacht, sehr subtil. Hier wird klar, ihr Schicksal ist besiegelt, ihre Zeit vorbei (auch wenn es sich schon vorher angekündigt hat). Jedenfalls habe ich es mir so vorgestellt, dass der Wagen, den René angeblich geschickt hat, ein privater Fahrer ist, die Fahrt von René bereits bezahlt. Aber sie muss mit dem Taxi fahren, es selbst bezahlen...die nackte Realität also.
Stimmt. In diesem Moment schält die Realität Sarah aus ihrer Wattehülle. Das Ende ihrer Karriere lässt sich nicht mehr leugnen.
Genau. Die doppelte Nennung des "Fahrers" sollte die Illusion für den Leser noch ein wenig halten, um bei der Erkenntnis einen größeren Radius zu sprengen. Es scheint zu funktionieren. :shy:

Auch die Litfaßsäule passt sehr gut, auch sie deutet die Realität an, wie Sarah sie vielleicht in ihrer Hochzeit ausgeblendet hat.
Danke. Ich mag, dass Sarah in diesem Augenblick die Zuschauerin ist.

Mir ist sie unsympatisch durch ihr Verhalten den anderen Models gegenüber, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass eine solche Atmosphäre in dem business herrscht, vielleicht sogar provoziert wird. Trotzdem habe ich Mitleid mit ihr.
Ja, meine Gefühle gegenüber ihrer Figur sind auch ambivalent. Aber das Mitgefühl überwiegt, wie bei dir. Sie ist Frankensteins Monster.

Dass mit den Schneeflocken finde ich auch schön...sie bedecken die Fußspuren (ich lese das hier eher metaphorisch, denn eigentlich kann man ja ohne Schnee/Dreck keine Fußspuren sehen, auf Asphalt), also die glorreiche Vergangenheit, und lassen gleichzeitig die Sicht in die Zukunft ungewiss.
Da liegt noch alter Schnee auf den Wegen, der sich zu Beginn des Abends reichlich am gusseisernen Zaun häufte. ;)
Ich bin auch ganz glücklich mit dem Schlussakkord. Die fehlende Sicht in die Ferne hast du gut gedeutet. :}


Hab vielen Dank für deinen Besuch und für deine nette Rückmeldung zu meiner Geschichte.

Viele Grüße
wegen

 

Sarah wäre eine große Tänzerin geworden. Für Ballettstunden fehlte es der Familie an Geld.

Puh – da gerat ich in eine Welt, die mir so fremd ist wie die Kunst eines Jeff Koons und der Wortwandel der „Muse“, die aber ein deutlicher Ausdruck ist einer sich formierenden „Gesellschaft der Singularitäten“ (so die Definition des Andreas Reckwitz’, Soziologe), die weniger mit Individualität zu tun hat und eher die Warhol`sche fünf-Minuten-Populatität (die als erster sein Messer-Attentäter bestätigte) für jeden und niemand verwirklicht und im Single-Dasein seinen ökonomischen Fixpunkt findet.

Als erstes fällt mir,

wegen,

der vormals wohl „behangene“ und nun „behängte“ Ständer auf

Auf der anderen Gebäudeseite schieben Hilfsarbeiter mehrere Rollständer, die mit prallen, schwarzen Kleidersäcken behängt sind, die Rampe zum Hintereingang hinauf.
Warum passiv betonen, wenn jeder weiß, dass ein Ständer selten „aktiv“ ist?
Duden.de nennt sechs Synonyme – aber warum nicht schlicht „an denen prall gefüllte Kleidersäcke hängen?"

Hier gibts ein präfixes Dilemma mit „ab“ vom „abpudern“, abwarten“, „absetzen“

Aufgereiht vor großen Spiegeln toupieren Hairstylisten einigen Models kopfüber die Haare. Make-up Artists pudern andere bereits ab und bestücken ihre Augen mit langen, falschen Wimpern. Ein junger Mann im schwarzen Shirt mit L’Oréal-Aufdruck wartet eine sich absetzende Haarspraywolke ab, fotografiert und filmt anschließend.

Hier wäre der Pluraldurchzuhalten
In ihren Händen hält sie ein Klemmbrett, auf dem sich Kleiderbügel und Fusselrolle stapeln.
Kleiderügel bleibt/bleiben im Plural „Kleiderbügel“, nicht aber die Fusselrolle

Unterdessen scheucht Sarah eine der Anziehhilfen weg, nachdem sie falsch zusortierte Schuhe entdeckt hat.
Ich denk mal, jeder weiß, was gemeint ist, ein Paar Schuhe, die einem zugeordnet werden/sind. Aber gibt’s das Wort „zusortieren“?
Auf der Suche nach ihm mit Metager (nutzt alle anderen Suchmaschinen aus) wurde mir zB eine Übersetzung aus dem Französischen angedient

„Spezielle Komponenten finden Sie direkt den einzelnen Rubriken zusortiert, allgemein verwendbare Montagehilfen sind ...“, im Original „Les composants spécifiques se trouvent dans les rubriques relatives, les outils de montages g&ea…“ (zusortieren - Französisch-Übersetzung – Linguee Wörterbuch, zitiert heute ca. 16:00 Uhr MEZ)

Eine Brünette bekundet ihren Neid, versichert gleichzeitigKOMMA wie froh sie für die andere sei.
„wie“ leitet einen vollständigen Satz ein

Es ist soweit.
„so weit“ – nur als Konjunktion zusammen, soweit ich weiß.
Bei Unsicherheit, so mein Tipp, immer auseinanderschreiben, weil die Konjunktion äußerst selten verwendet wird und somit die Fehlerquote sinkt

Ihre schwarzen Haare bindet sie straff zu einem tiefen Zopf.
Klingt nach vielen Haaren – mächtiger und prächtiger aber der Gattungs- und Sammelbegriff „ihr schwarzes Haar“

Wie dem auch wird - ich drück den Daumen, nee, Daum schlägt auf'n Gaumen, aber Fingerchen gelingerchen!

Friedel

 

Hallo @lakita,

schön, dich wiederzulesen. :)

Im Gegensatz zu fast allen Geschichten, die ich mir schon unter die Augen geschoben habe, habe ich bei deiner am Text überhaupt nichts zu kriteln, Gegenvorschläge zu machen, nichts an Veränderungen vorzuschlagen.
Das liest sich satt in einem Rutsch runter und nirgends stoppte ich oder zog die Stirn kraus.
Wow, danke dir vielmals. Ich habe mir deine lobenden Worte mehrmals hintereinander durchgelesen. Merkte ja niemand, dass ich während der gesamten Bahnfahrt dümmlich grinste. :lol:

Bewundernswert wie dicht die Atmosphäre ist, die du erschaffen hast. Ich wage zu behaupten, du bist eindeutig vom Fach, du kennst dich genau in dieser Welt aus
:Pfeif:
Ich denke, selbsterlebtes schafft am leichtesten spürbare Authentizität.
Obwohl ich mich auch gern in fremde Welten einarbeite. Unter meinen Protagonisten sind auch mal ein inhaftierter Sportler in Nordkorea oder rachsüchtige Vogelschützer in Norditalien. :}

Chapeau! Ich war mittendrin im Gewusel als Beobachterin und obendrein ganz dicht backstage dabei. Wirklich gelungen.
Juchu!

einigen Models kopfüber die Haare.
Das klingt, wenn man es aus dem Zusammenhang liest schon komisch, ich weiß aber sofort wie und was du meinst. Also keine Kritik von mir.
Ahh, ich weiß, haarscharf.

„Fragen Sie mich nach dem Quell meiner Ideen!“, fordert René den Reporter auf. „Ohne Sarah wäre da lediglich ein dunkles Loch“, betont er.
Oh ha, wenn man den Text mehrfach liest, was ich getan habe, dann steht an dieser Stelle die fetteste Lüge, aber das erfährt man ja erst am Ende.
So ein Heuchler, oder? Bäh.

Tanja schickt sie zurück und weist sie an, alle Reißverschlüsse und Knöpfe zu öffnen, damit das Umziehen schneller geht.
Solche Details meine ich.
:cool:

Ihr Hals kratzt von den herumfliegenden Federn der Abendgarderobe.
Wieder so ganz nebensächlich wichtige Details eingestreut.
Das Kleid musste Federn lassen, damit ich Tanjas empathische Geste einbauen konnte.

In der Ecke krächzt ein altersschwacher Heizlüfter.
Kann ich mir auch super gut vorstellen, dass da so ein Ding steht.
Stell dir vor, die feine Gesellschaft vorn bekäme den zu Gesicht.

„René schickt einen Wagen. Der Fahrer ist schon unterwegs.“
Und am Ende auch ihre Lüge.
Tanja schaut ihr einen Moment unverwandt in die Augen. Dann lächelt sie, nickt und startet den Motor.
Die aber als solche von Tanja durchschaut wird. Super gemacht. Drei Sätze und man weiß, in welchem Verhältnis des Wissens und Nichtwissens sich die beiden Frauen, die ja fast Rivalinnen sind, wenn auch nicht als Model, sich befinden.
Haltung wahren, selbst im Angesicht des eigenen Untergangs, bis der Vorgang fällt. Tanja ist schließlich auch Zuschauer, keine Vertraute, wenn es die überhaupt gibt.
Perfekter Endsatz. Die Fußspuren, die mit Schnee zugedeckt werden als Hinweis darauf, was mit Sarah gerade passiert. Gut gemacht.
Danke.

So, an dieser Stelle höre ich einfach auf zu lesen ...;)

Das einzige, was mich etwas stört, ist das eigentliche Thema. Ich glaube, ich würde mir nicht die Mühe machen, über diese Modenschauen zu schreiben, weil ich immer so veranlagt bin, dass bei ernsten Themen auch tiefergehendere Themen eine Chance haben sollen. Das ist das einzige Problem, welches ich bei deiner Geschichte habe.
Okay, danke dir für diese Rückmeldung. Tatsächlich juckt es mich in den Fingern mal etwas außerhalb der Komfortzone, was richtig Rotziges zu schreiben. Aber, ernsthaft jetzt, ich seh mich und meine Schreibfähigkeiten noch im unteren Stockwerk und traue mir nicht zu, ein mega tiefgründiges Thema zu transportieren. Das ist zum einen klar mein eigener Anspruch, aber auch die Erfahrung hier im Forum bei früheren Texten. Aber es wird, das seh ich an dieser Geschichte. :}
Zurück zur Muse: Ich sehe diesen Text gar nicht als ausschließliche Beschreibung einer Modenschau, sondern in der Basis als Schablone, die sich auf beliebige Gesellschaftsbereiche legen lässt, als Reflexion eines künstlich erschaffenen Lebenszyklus und dem Verfall von Idolen. Film und Fernsehen wäre hier ein anderes Beispiel oder die Musikbranche. Ich nutze eine Umgebung, die mir vertraut ist, um diese Geschichte zu erzählen.
Vielleicht spüren wir Menschen abseits des Blitzlichtgewitters diesen Druck viel weniger bzw. realisieren diese Fallhöhe und spezielle Existenznot nicht?
Ich bin als Ingenieurin auch tiefenentspannt - meine Berufsqualifikation reift mit jedem Projekt und jedem Jahr, wie ein guter Wein. :shy:

Ich hätte mir gewünscht, dass du da aus meiner Sicht etwas Anspruchsvolleres erwählt hättest.
Zumal du ganz offensichtlich gut schreiben kannst.
Das schreib ich mir hinter die Ohren und versuche mutiger zu sein.


Ganz herzlichen Dank für deinen netten Kommentar, lakita. Hast mich auf jeden Fall, auch außerhalb dieser Geschichte ins Grübeln gebracht.

Viele Frühlingsgrüße
wegen

@Friedrichard
Lieber Friedel,
auf dich und deinen Feinschliff habe ich gewartet. Ist gut, dass du etwas später die Runde machst, nachdem fleißig gekürzt, geschoben und ergänzt wurde.

Warum passiv betonen, wenn jeder weiß, dass ein Ständer selten „aktiv“ ist?
Duden.de nennt sechs Synonyme – aber warum nicht schlicht „an denen prall gefüllte Kleidersäcke hängen?"
Ah, manchmal ist das Brett so dicht vor der Nase. Gekauft. Danke.

Hier gibts ein präfixes Dilemma mit „ab“ vom „abpudern“, abwarten“, „absetzen“
Stimmt. "setzt sich ab" genügt.

Hier wäre der Pluraldurchzuhalten
In ihren Händen hält sie ein Klemmbrett, auf dem sich Kleiderbügel und Fusselrolle stapeln.
Kleiderügel bleibt/bleiben im Plural „Kleiderbügel“, nicht aber die Fusselrolle
Das Bild soll mehrere Bügel + einer Fusselrolle(mehrere machen keinen Sinn) zeigen. Oder verstehe ich dich falsch?

ch denk mal, jeder weiß, was gemeint ist, ein Paar Schuhe, die einem zugeordnet werden/sind. Aber gibt’s das Wort „zusortieren“?
Auf der Suche nach ihm mit Metager (nutzt alle anderen Suchmaschinen aus) wurde mir zB eine Übersetzung aus dem Französischen angedient

„Spezielle Komponenten finden Sie direkt den einzelnen Rubriken zusortiert, allgemein verwendbare Montagehilfen sind ...“, im Original „Les composants spécifiques se trouvent dans les rubriques relatives, les outils de montages g&ea…“ (zusortieren - Französisch-Übersetzung – Linguee Wörterbuch, zitiert heute ca. 16:00 Uhr MEZ)

Ah. Intéressant. Danke für diesen Exkurs.

Eine Brünette bekundet ihren Neid, versichert gleichzeitigKOMMA wie froh sie für die andere sei.
„wie“ leitet einen vollständigen Satz ein
Okay. Danke.

Es ist soweit.
„so weit“ – nur als Konjunktion zusammen, soweit ich weiß.
Auch dafür.

Ihre schwarzen Haare bindet sie straff zu einem tiefen Zopf.
Klingt nach vielen Haaren – mächtiger und prächtiger aber der Gattungs- und Sammelbegriff „ihr schwarzes Haar“
Hm, das ist umgangssprachlich begründet, denke ich. Hast Recht. Übernehme ich gern.

Lieben Dank für deinen Besuch und für die Fingerchen.

Viele Grüße
wegen

 

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