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Die Musik des Lebens

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03.11.2008
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Die Musik des Lebens

Wie jeden Tag saß Jeremy auch heute wieder auf der 41. Straße zwischen der kleinen Bäckerei mit diesen wunderbaren englischen Brötchen, aus der stets der Geruch eines wundervollen Morgens drang und dem Plattenladen, den er so liebte. Hier hatte er seine erste Platte gekauft. Ein wunderbares schwarzes Ding, wie er fand. Er liebte England. Eines Tages würde er mit seinen Freunden eine Reise dorthin unternehmen. Das Lila.
Jeremy saß auf seiner kleinen roten Decke. An den Ecken war sie bereits eingerissen. Es störte ihn wenig. Überhaupt machte ihm das Leben wenig aus, wenn er hier saß. In den Händen seine schwarze Gitarre. Mit zahlreichen Bildern verziert. Sie erzählten sein Leben; wie er fand. Er stimmte sie. Langsam. Ruhig. Bedacht.
Seine Freunde waren da. Um ihn geschart. Sie saßen nicht auf der Decke, was eine gewisse Distanz mit sich brachte. Wie er fand. Dennoch fühlte er sich ihnen näher verbunden wie jedem anderen Menschen. Auch heute würde er für jeden von ihnen ein Lied spielen.
Paul war jünger als er. Groß und schlank. Eine durchaus sportliche Figur, fand Jeremy. Und dann pechschwarzes Haar. Es faszinierte ihn. Paul war bei der Marine. Sooft er konnte erzählte er Jeremy von seinen Abenteuern. Jeremy liebte es ihm zuzuhören. Pauls Geschichten faszinierten ihn und ließen ihn von einem anderen Leben in einem fernen Land träumen. Einem glücklichen Leben. Und seiner Gitarre. „I´d like to be under the sea“ stand auf ihr. Pauls tiefe, ruhige Stimme, die Augen, in denen man sich verlieren konnte – das musste jede Frau beeindrucken. Dachte jedenfalls Jeremy.
Neben Paul saß George. George und Paul hätten unterschiedlicher nicht sein können. Dies verlieh der Tatsache, dass die beiden stets nebeneinander saßen eine gewisse Komik. Jeremy empfand so. George, ein klein gewachsener, etwas untersetzter Mann in mittleren Jahren, dessen blondes Haupt bereits erste kahle Stellen aufwies. Man sah ihm an, dass es das Leben nicht gut mit ihm gemeint hatte. Und dennoch haftete seiner Aura eine Würde an, wie sie Jeremy noch bei keinem anderen Menschen erlebt hatte. Überhaupt kannte Jeremy nicht viele Menschen. Voller Erfurcht und Faszination zugleich lauschte er Georges seltenen Erzählungen einer besseren Welt. Wie schön das doch für ihn wäre, dachte Jeremy dann immer bei sich. Er spielte Georges Lieblingslied.
Dann war da noch John. John hatte ihm das Spielen der Gitarre beigebracht. Was für ein wundervolles Geschenk das doch war. John war äußerst bescheiden. Jeremys Dank stellte ihn vollkommen zufrieden. Jeremy fühlte sich tief in seiner Schuld. Sein einziges eigenes Lied „And in my hour of darkness he was standing right in front of me” widmete er einzig und allein John. Er wollte zeigen, was ihm das Spielen der Gitarre bedeutete.
Der letzte im Bunde war Richard. Es kam Jeremy immer so fremd vor diesen Namen zu hören. Richard. Keiner der Freunde nannte ihn so. Überhaupt sprachen sie wenig miteinander. Nur mit Jeremy. Eigentlich wusste Jeremy, genau wie die meisten, die er kannte, nicht sehr viel über Richard. Jeremy kannte nicht viele Leute. Dennoch machte es ihm nichts aus, so wenig über seinen Freund zu wissen. Er war immer da. Lauschte Jeremys Musik. Spendete Trost in schweren Stunden und gab, obwohl er nichts sagte, Jeremy stets eine stille Zustimmung. Einen Rückhalt den er brauchte. Nicht zuletzt um seine Musik zu spielen.
Er spielte gern.
Die Saiten auf seiner Gitarre rosteten bereits. Schnitten sich in Jeremys Finger. Er liebte den Klang dieser alten Saiten so sehr. Er verhalf seiner Musik das Leben auszudrücken. Seltsam – dachte er manchmal bei sich – als wären diese Stücke für sein Leben geschrieben…
Emily kam die kleine Straße herunter. Es zerbrach ihr beinahe das Herz Jeremy jeden Tag hier so allein sitzen zu sehen. Er wirkte so gebrochen. Dennoch begeisterten seine Lieder Emily so sehr, dass sie keine Worte dafür fand. Einen Moment bleibt sie stehen und lauschte dem wundervollen Klang seiner Lieder – wie jeden Tag. Jeremy schien sie nie zu bemerken. Dann machte sich Emily wieder auf den Weg.

 

Hallo Afro!

Erst mal herzlich willkommen in diesem schnuckeligen Forum!

Enie schön melancholische Geschichte schreibst Du da. Ein alter Hippie (vermut ich mal) ist auf einem LSD-Trip hängen geblieben und sitzt seither, in imaginärer Gesellschaft der Beatles, in irgendeiner Fußgängerzone dieser Welt, wo er von einem besseren Leben in einem besseren Land träumt. Goa, Peace and Harmony, yeah!

Sprachlich hat es mich leider nicht so vom Hocker gehauen. Viele Possesivpronomen könntest Du streichen, Deine stakkatoartigen Kurzsätze zusammenfassen. Und ein paar mal "fand er" wären auch gut, bei personaler Erzählperspektive ist klar, dass jeden Äußerung erst mal die Meinung des Prots wiedergibt.

Schade auch, dass ich über Emily so wenig erfahre, auch wenn Du sie nur brauchst, um Jeremys Gedankenwelt zu entlarven.
Und doppelt Schade, dass ich die eingebildeten Beatles nicht in aktion erleben darf, wie sie sich zoffen, ob man den Riff nun gaanz langsam und gefühlvoll spielen muss, oder so richtig reinhauen, dass es kracht, und ob legalize it tatsächlich zum Weltfrieden führen könnte ... oder Yoko Ono könnte aufkreuzen.

Jedenfalls, zuerst fand ichs dröge, aber als ich den Point mit den Beatles begriffen habe, konnte ich der Geschichte richtig was abgewinnen, vom Prinzip her. Wenn die Sprache nicht wäre, aber daran lässt sich feilen.

PS: Nur eines erschließt sich mir nicht: "Das Lila."

Gruß, Pardus

 

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