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Die Nachtstreife

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01.01.2005
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Die Nachtstreife

Die Nachtstreife


Mark war froh darüber, dass es seine letzte Streife in dieser Woche war.
Er hasste diesen Job. Es war keine anstrengende Arbeit, nein im Gegenteil es war einfach zu langweilig und er hasste Langeweile! Andererseits war er froh, dass die Wachgesellschaft ihn vor ein paar Monaten eingestellt hatte. Dass man ihn ausgerechnet in diesem öden Gebiet eingeteilt hatte, gefiel ihm allerdings überhaupt nicht. Dieser fast völlig verlassene Bezirk war früher mal ein florierendes Industriegebiet gewesen. Doch mittlerweile waren nur noch ganz wenige Fabriken in Betrieb. Da die Quote der Einbrüche in die wenigen noch ansässigen Firmen sehr hoch war, musste gerade dort verstärkt Streife gefahren werden.

So fuhr Mark durch die verlassenen, dunklen Straßen. Es war totenstill und die Dunkelheit verschluckte alles um ihn herum. Nur die Scheinwerfer seines Wagens durchschnitten den schwarzen Vorhang der Nacht. Während der monotonen Fahrt dachte Mark daran, wie es früher hier ausgesehen hatte. Vor seinem geistigen Auge sah er LKW die bei den Firmen anlieferten, Lagerarbeiter fuhren hektisch mit Gabelstaplern an die Laderampen und entluden die Ware........Plötzlich schreckte er auf und trat auf die Bremse. Der Wagen hielt ruckartig. Für einen Moment verharrte Mark atemlos. Er hatte das unheimliche Gefühl, trotz der Dunkelheit, eine Bewegung im Rückspiegel wahrgenommen zu haben. Hatte seine Phantasie ihm, in der monotonen Atmosphäre der Einsamkeit, einen Streich gespielt? Doch da war es wieder. Zwar nur für den Bruchteil einer Sekunde, aber er war sich ziemlich sicher, dass sich hinter ihm irgendetwas bewegt haben musste. Er drehte sich um und versuchte in der Dunkelheit den Punkt zu fixieren, aus dem die Bewegung zu kommen schien. Er konnte jedoch nichts erkennen. Wahrscheinlich war er einfach nur übermüdet. Er sah auf die Uhr. Noch eine halbe Stunde, dann würde die Ablösung an dem vereinbarten Treffpunkt eintreffen. Mark musste gähnen und genau in diesem Augenblick war es wieder da.
Diesmal konnte er es besser erkennen. Es war das kurze Aufblitzen eines Lichtstrahls ca. 200 Meter von seinem Standpunkt entfernt. Mark wendete den Wagen und steuerte auf ein verlassenes Fabrikgelände zu, von dem das Licht zu kommen schien. Er war verärgert, während der ganzen Schicht nichts als Langeweile und nun, kurz vor Feierabend, musste er sich wohlmöglich mit Einbrechern oder Vandalen herumschlagen. Er stoppte den Wagen und stellte den Motor ab. Das Scheinwerferlicht ließ er brennen, um sich auf dem Rückweg besser orientieren zu können.

Mark stieg aus. Die Nacht war kalt und er zog den Reißverschluss seiner Jacke hoch bis zum Kinn. Er beugte sich in den Wagen und holte seine Taschenlampe aus dem Handschuhfach. Schließlich tastete er nach seinem Gürtel um sich zu vergewissern, dass er seine Pistole dabei hatte und lief los. Nach wenigen Schritten sah er wieder das Licht. Es kam aus dem Innern der Fabrik. Irgendjemand schien sich dort mit einer Taschenlampe umzusehen. Mark lief schneller. Nach kurzer Zeit stieß er auf einen Zaun. Er kletterte darüber, rannte über den Hof und erreichte nach wenigen Metern das verfallene Gebäude. Durch die eingeschlagenen Fenster konnte er wieder für einen kurzen Moment einen Lichtstrahl sehen.
Er ging um das Gebäude herum um einen Eingang zu suchen. Auf der Rückseite der Halle entdeckte er eine alte, rostige, Türe. Sie stand einen Spalt offen. Nur mit viel Kraft bekam er sie soweit geöffnet, dass er sich mühevoll hindurchzwängen konnte. Im inneren der Halle roch es nach altem Öl. Mark schwenkte die Lampe und suchte den Raum ab. Alte Maschinen, Laufbänder, Computer und leere Paletten standen, zum Teil von Spinnengewebe überzogen, in der Halle herum. Mark dachte daran, wie gut dieser Betrieb früher gelaufen sein musste. Jetzt waren die Geräte dazu verdammt hier langsam zu verrotten.

Plötzlich schepperte etwas über seinem Kopf. Er riss die Lampe hoch. Über ihm befand sich eine Brüstung auf die man über eine Eisentreppe gelangen konnte. Mark zog seine Pistole und rannte die wacklige Treppe hinauf. Am Ende des Ganges befand sich eine Türe, vermutlich kam das Geräusch aus dem sich dahinter befindlichen Raum. Die Waffe im Anschlag stieß Mark die Türe auf. Eine Staubwolke versperrte ihm für kurze Zeit die Sicht. Als sie sich lichtete stellte er erstaunt fest, dass sich außer ein paar alten Fässern nichts in diesem Raum befand. Der Raum war nicht besonders groß und die Möglichkeit sich hier irgendwo zu verstecken war sehr gering. An der Außenwand befand sich eine Reihe zerschlagener Fenster. Mark sah durch eine der zerbrochenen Scheiben nach Draußen. Deutlich konnte er die Lichter seines Wagens außerhalb des Fabrikgeländes erkennen. Gerade als er beschlossen hatte wieder hinunter zugehen, hörte er plötzlich von Draußen ein Geräusch. Es klang wie das Zuschlagen einer Autotüre. Mark schaltete die Taschenlampe aus und starrte durch das Loch im Fenster. Eine Zeitlang geschah nichts, schließlich wurde der Lichtstrahl der Autoscheinwerfer kurz unterbrochen, jemand musste vor seinem Wagen vorbeigegangen sein! Mark hielt den Atem an, als sich der Lichtstrahl einer Taschenlampe auf das Gebäude zu bewegte. Kurz darauf hörte er das Geräusch der alten Eisentüre, unten in der Halle. Mit einem Schlag wurde ihm klar, dass er in der Falle saß. Nervös drehte er sich um. Die einzige Fluchtmöglichkeit war die Türe durch die er den Raum betreten hatte! Mark machte einen unkontrollierten Schritt nach hinten, stolperte und verlor dabei seine Pistole. Die Waffe fiel mit einem lauten Scheppern gegen eines der leeren Fässer. Irgendwie klang das genau wie das Geräusch, das er vorhin gehört hatte. Er hatte jedoch keine Zeit sich darüber zu wundern, denn auf der Eisentreppe waren schon schnelle Schritte zu hören. Die Schritte verstummten plötzlich vor der Türe und für einen Moment war es totenstill. Mark hörte sein Blut in den Ohren pulsieren. Mit zittrigen Händen versuchte er die Taschenlampe einzuschalten, da flog die Türe auf. Einen Augenblick konnte er nichts erkennen, da eine Staubwolke den Raum erfüllte.
Er fand endlich den Schalter der Lampe, schaltete sie ein und leuchtete sofort auf sein Gegenüber. Der Anblick ließ ihn erstarren. Er sah in sein eigenes Gesicht!! Bevor Mark noch etwas sagen konnte, hallte ein Schuss durch das alte Fabrikgebäude.

 

Hallo Hermelin!
Deine Geschichte hat zwar Potenzial für eine spannungsgeladene Story, doch aufgrund der Kürze und der (in meinen Augen) wenig originellen Idee kommt bei mir nicht so recht Spannung auf.
Dein Erzählstil richtet sich zu sehr auf deinen Protagonisten (fast in jedem Satz wird Dein Protagonist erwähnt!). Dies halte ich für ein klein wenig problematisch, da Du keine wörtliche Rede benutzt. Mehr Beschreibungen hätten Deiner Geschichte gut getan.

Ansonsten hat mir Dein Schreibstil gut gefallen und die Sätze lassen sich flüssig lesen. Als kurze Kurzgeschichte ganz in Ordnung.

 

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