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Die Neue

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27.06.2007
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Die Neue

„Hallo, ich bin…“ „Das weiß ich.“ Die Frau mir gegenüber zieht die Hand weg und schaut mich demonstrativ nicht an.
„Toller Auftakt“, denke ich. Du stehst daneben. Ein Hauch von Verlegenheit. „Na denn. Wollen wir?“ Ich lächle trotzdem. Gebe mir Mühe, nicht die böse Exfreundin zu sein, die sie so gerne in mir sähe.
Wir steigen ins Auto. Du vorne neben mir, sie hinten. Abschätzende Blicke im Rückspiegel.

Ok. Ich versetze mich in ihre Lage. Fände es auch nicht erstrebenswert, mit meinem neuen Freund und dessen Exfreundin auf eine Geburtstagsfeier zu gehen. Vor allem dann nicht, wenn ich dort niemanden kenne. „Und? Wie gefällt es dir hier so? Die Wohnung?“ MEINE Wohnung, müsste ich eigentlich sagen. Die, die bis vor kurzem noch zur Hälfte mir gehörte. Die ich eingerichtet und sauber gehalten habe. In die ich viel Zeit und Liebe gesteckt habe. Mit der wunderschönen Terrasse, die ich bepflanzt habe. Aber das verkneife ich mir.

„Joo, is schön. Kann man was draus machen. Aber die Wandfarbe muss er noch mal überdenken. Davon kriegt man ja Kreislaufbeschwerden.“ Herausfordernde Blicke im Rückspiegel. Oh, ich kann mich erinnern. Du und ich im Baumarkt. Stundenlang. Pink? Das kannst du mir nicht antun! Das geht gar nicht! Hier schau mal, das wäre ein Kompromiss, oder? Wir einigten uns auf „irgendwie lila“. Die Farbe war schrecklich und als wir endlich fertig waren, haben wir vor der Wand gestanden und beide laut gelacht. Aber wir verteidigten sie stolz vor jedem Kritiker. Ich liebte diese Wand, weil sie so hässlich war.

„Mir gefällt´s“, sagst du und ich bin dir dankbar dafür. Sie schmollt. „Und, hast du dich schon mit den Katzen angefreundet?“ Ich versuche nett zu sein. MEINEN Katzen müsste ich sagen. Die ich mit der Flasche aufzog. Die ich mir erkämpft hatte. Klein und hilflos. Die nachts in unserem Bett schliefen, mich trösteten, wenn ich traurig war. Von denen ich mich trennen musste, weil meine neue Wohnung viel zu klein ist und direkt an der Hauptstraße liegt. Um die du dich rührend kümmerst, das weiß ich. Du hast es versprochen. Die ich so sehr vermisse. Aber ich verkneife es mir.

„Ich bin nicht so der Tierfreund, aber wir kommen schon miteinander klar.“ Ich fange an, mir Sorgen zu machen. „Luna und Olli geht es gut“, sagst du und schaust mich beruhigend an. Ich stecke mir eine Zigarette an. „Muss das sein?“, fährt sie mich böse an. „Davon krieg ich echt ´nen Brechreiz.“ In wessen Auto sitzen wir hier eigentlich? „Das hab ich ihm gleich abgewöhnt. Is ja eklig, so ´nen Aschenbecher zu küssen.“ „Wie, du rauchst nicht mehr?“ „Nein“, sagst du. „Seit drei Wochen nicht mehr.“ „Schön für dich. Na dann will ich euch nicht quälen.“ Ich werfe die Kippe aus dem Fenster.

„Wie alt bist du eigentlich?“ frage ich in den Spiegel. „Jünger als..na ja“, grinst sie zurück. „Sie ist 25“, sagst du. „Und was machst du beruflich?“ „Och, Bürokram.“ „Sie ist Diplomkauffrau“, antwortest du. „Ach ja“, sage ich. „Und du spielst den ganzen Tag mit Kindern, habe ich gehört?“ Was sie alles weiß. „So ähnlich. Ich bin Logopädin.“ Selbstständig, mit eigener Praxis, müsste ich eigentlich sagen. Eine ernstzunehmende Therapeutin, die in der Hauptsache Kinder mit Sprachauffälligkeiten und Patienten mit neurologischen Erkrankungen behandelt. Die hart arbeitet, 50 Stunden die Woche. Zwar gerne, aber unterbezahlt. Ich schlucke es runter.

Du drehst dich nach hinten. „Also so habe ich das auch nicht gesagt.“ Du bist ein wenig sauer auf sie, scheint mir. Wir sind angekommen. Ich atme durch, lächele sie an. „Also, du brauchst nicht aufgeregt zu sein. Die sind alle total nett und freuen sich, dich kennen zu lernen.“ „Schön für die alle. Aber du solltest aufgeregt sein. Für das Outfit braucht man doch sicher ne Genehmigung, oder?“ Und für deine Visage wohl auch, schlucke ich runter. Du tust, als hättest du nichts gehört. „Ach, geht schon mal vor, ich komme gleich nach. Will noch grad hier draußen eine rauchen“, rufe ich fröhlich. Ich steck mir eine an und bin total entspannt. Ich bin nicht die böse Exfreundin. Brauche ich auch nicht sein. Sie versaut es sich von ganz alleine.

 

Hallo aprilhexe,

willkommen auf kg.de. in der hinsicht passt der titel ja ;)

Was ich allerdings von deiner Geschichte halten soll weiß ich immer noch nicht. Sie lässt sich leicht lesen. Das einzige, das mich estört hat war:

Die ich eingerichtet und sauber gehalten habe. In die ich viel Zeit und Liebe gesteckt habe. Mit der wunderschönen Terrasse, die ich bepflanzt habe.

Dreimal habe hintereinander, hört sich meiner Meinung nach nicht schön an. Lässt sich bestimmt schöner formulieren.

So nun zu deiner Story, obwohl ich immer noch nciht weiß, was ich davon halten soll. Die Idee ist bestimmt nicht schlecht. Aber vielleicht ein bisschen wenig rausgeholt. Ich kann mich in die Protoganistin nicht wirklich reinversetzen und mit ihr fühlen, dafür fehlt einfach ein wenig charakterisierung und vllt. hättest du ja auch eine Erinnerung an ihren Exfreund schreiben können, also was sie mal zusammen erlebt haben oder so.

So, das wars von mir.
Liebe Grüße
Nakio

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo aprilhexe,

ich finde deine Geschichte sehr gelungen. Ok, das Thema ist nicht weltbewegend aber die Geschichte bleibt ja auch kurz und ist so sehr angenehm zu lesen (noch dazu ohne Rechtschreibfehler, soweit ich gesehen habe). Die Protagonistin steht mir gut vor Augen, ich verstehe vollkommen ihre Gründe und freue mich auch ein bisschen mit ihr über das Verhalten der "Neuen". Also, mir hat´s Spaß gemacht!

@Nakio
Die Wiederholung von "ich habe" ist bestimmt bewusst so gemacht. Mühe und Arbeit mit der ehemaligen Wohnung werden betont, aber vor allem der aufkeimende Ärger der Prot.

Frosch

 

Hallo aprilhexe,

die Situation die Du beschreibst, ausleuchtest ist wahrlich alltäglich. Die Gedanken, die Innenwelt an der ich als Leser teilhabe für die Momente des Lesens kenne ich, aus der einen und aus der anderen Perspektive, durch Erfahrung, Erleben, Beobachtung.
Damit schaffst Du sowohl, einen intimen Augenblick, Einblick zu präsentieren, dabei für mein Empfinden ausreichend in die Ausleuchtung und Tiefe zu gehen um nachvollziehbar, glaubwürdig zu sein, als auch nicht ins Banale, Beliebige abzudriften.
Oder um es kürzer und griffiger zu formulieren : Dein Erstling hier gefällt mir sehr, sprachlich und in den Bildern mitnehmend und stilistisch ohne Makel, trotz oder wegen dem naturalistischen Erzählstils.

Allerdings, Du solltest Dich einigen, ob Du die Prot nun Ex-Freundin oder Exfreundin nennst, aktuell mischt Du beides in der Geschichte.

Gerne gelesen, gerne mehr von Deinen Versuchen, nicht wahnsinnig zu werden (interessante Motivation zu schreiben, in der Tat :D)

Grüße,
C. Seltsem

PS: Willkommen noch, herzlich und auf KG.de :)

 

Hallo Nakio!
Vielen Dank für deine Stellungnahme zu meinem Text.
Du hast sicher Recht, wenn du sagst, man hätte mehr aus der Story rausholen könen.
Allerdings ging es mir eher darum, die Handlung so minimalistisch wie möglich zu halten, um nicht in Gefilde abzurutschen, die an Herzschmerz, Verlustgefühl, Rachegelüste oder anderen kitschigen Kram erinnern.
( Vielleicht bin ich auch einfach kein Freund "vieler" Worte, wo es doch um so etwas banales und alltägliches wie das "Schlussmachen" geht...)
Vielmehr geht es um die kleine Genugtuung der Protagonistin ohne viel Schnörkel- eben ein kleiner Moment, kurz und bündig dargestellt.
:-) Das Wörtchen "habe" dient tatsächlich als Stilismus ( siehe Froschkönig), aber das kann man natürlich hinterher immer behaupten!
Ich glaube aber auch, dass ich sicherlich noch viel lernen und verbessern kann und freue mich über jede Anregung!
Danke nochmals und lieben Gruß.

 

@Froschkönig/ @C. Seltsem, vielen lieben Dank, für die so positiven Rückmeldungen! Das macht Mut auf mehr! Werde mir in Zukunft Mühe geben, dem gerecht zu werden!
(aber erstmal muss ich hier durchblicken, wie das mir dem Schreiben von Nachrichten usw. funktioniert! :-) )

 

Hallo aprilhexe,

klappt es mit den Nachrichten ?

Editieren ist ähnlich einfach, bei Beiträgen von Dir siehst Du einen rot umrandeten Knopf, drauf steht "Bearbeiten", damit kannst Du an Geschichten oder Beiträgen von Dir editieren.

Und das solltest Du tun, denn :

Gebe mir Mühe, nicht die böse Ex-Freundin zu sein,
Fände es auch nicht erstrebenswert, mit meinem neuen Freund und dessen Exfreundin auf eine Geburtstagsfeier zu gehen.
Ich bin nicht die böse Exfreundin. Brauche ich auch nicht sein.

Grüße,
C. Seltsem

 

@C.Seltsem: Hey! Vielen Dank. Das hat mir schonmal weitergeholfen. Hoffe, so ist es besser?! :-)
Gruß, a

 

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