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Die neuen Schuhe

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05.06.2006
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Die neuen Schuhe

Zum Geburtstag bekam Stefan ein neues Paar Schuhe geschenkt. Die Aufschrift auf dem Karton ließ vermuten, dass es keine Laufschuhe waren. Sneakers. only for walking.
Während des Auspackens kam Stefan auf die Idee, mit diesen Schuhen am anderen Tag in den Wald zu gehen und sich vor den knospenden Birken auf bestimmte Weise zu erleichtern.
„Gefallen sie dir, mein Junge?“
Erschrocken drehte sich Stefan um.
„Ja Großvater. Vielen Dank dafür.“
„Weißt du“, sagte er, „deine Mutter sagte mir, dass ihr jungen Leute heute alle diese neuen Schuhe wollt und deshalb ... Siehst du?“, er tippte mit dem Finger auf das Firmenlogo: „Echt amerikanisch. Established in Beaverton, you see.“
“Yes sir!“, parierte Stefan.
Das Gesicht des Großvaters sprühte vor Entzücken.
„Guter Junge, aus dir wird mal was.“, sagte er, während er sich mit Schwung in einen Sessel fallen ließ. „Die Amerikaner mein Junge, sind und waren schon immer Patrioten. Mit dem Herz am richtigen Fleck stehen sie dort, wo Little Big Horn einst und ... Ich habe nichts mehr zu trinken. Bist du so freundlich mein Junge und holst mir noch einen Schluck?“
„Klar Großvater. Was soll’s sein? Ein Sherry oder ein Brandy?“
„Ein Brandy, mein Junge.“

Stefan lief zu einem Tisch, an dem die meisten Geburtstagsgäste saßen. Eine Tante fragte ihn, ob der Großvater aus Connecticut noch wach sei, oder ob er bereits die ewigen Jagdgründe durchforsche.
„Nein.“, erwiderte Stefan, „Er spricht noch.“
„Gut.“, sagte die Tante, „Dann gieß ihm einen Doppelten ein. Bestimmt will er Brandy, oder?“
Stefan nickte und er bekam von ihr eine ungeöffnete Flasche mit silbernem Etikett gereicht. Mit einer kurzen Handbewegung deutete sie ihm wieder umzukehren. Stefan drehte sich wie mechanisch um seine eigene Achse und flitzte die wenigen Schritte zum Großvater zurück, der ihm bereits das leere Glas in Erwartung entgegenhielt.
„Du willst doch bestimmt auch so ein Held werden, wie unsere Jungs in Bagdad, oder?“, wandte er sich an Stefan, der das Glas auf vier Zentiliter eingoss. „Aber eure Regierung lässt euch nicht. Brücken sollt ihr bauen. So ein Kinderkram, sag ich dir. Soldaten sind zum Kämpfen ausgebildet und nicht zum Äpfel pflücken. Nein mein Junge ... der alte Donald hatte Recht. Europa ist und bleibt das alte Europa.“

Stefan setzte sich in einen nebenstehenden Sessel und legte die Hände in den Schoß. Er blickte stumm vor sich hin.
„Weißt du noch, als du bei mir warst vor Jahren? Du warst gerade mal zwölf und du wolltest unbedingt ein Gewehr haben. So eins wie die Soldaten im Fernsehen. Du wolltest unbedingt zur Fremdenlegion. Aber ich musste dir das ausreden, weil ich dir sagte, dass die Legion nur erwachsene Männer aufnehmen kann und keine kleinen Buben wie dich. Da hast du mit den Füßen gestampft und geschrieen. Es sah aus wie Napoleon bei Waterloo.“
Stefan machte ein missmutiges Gesicht.
„Ja ich weiß, aber das ist lange her.“
„Sei nicht so verlegen, mein Junge. Du hast so einen trüben Blick. ... Hörst du? Lass das!“
Mit einem Ruck hatte der Großvater Stefan an sich herangezogen. Seine gegerbte Hand klebte im Nacken des Jungen.
„Die große weite Welt liegt da draußen vor dir. Nur du kannst sie erobern. Wirf deinen Traum nicht weg und denk an deinen Großvater, der es geschafft hat von hier in die Staaten. Und ich hab’s geschafft. Verstehst du? Und jetzt trinken wir einen.“
Stefan schob die Hand aus dem Nacken und schüttelte den Kopf.
„Ich kann nicht. Ich muss morgen früh raus zur Schule. Wir schreiben eine Arbeit.“
„Heute ist dein Geburtstag, mein Junge und da trinkt man was.“, sagte der Alte mit scharfer Zunge.
„Ich hab keine Lust mit dir zu trinken. Verstehst du das?“, zischte Stefan. „Und außerdem ist das hier Europa und was damals war ist mir scheißegal.“
Der Großvater erhob sich aus seinem Sessel und stellte das Glas zurück auf den Tisch. „Was fällt dir denn ein, so mit mir zu reden?“, entrüstete sich der alte Mann. „Dir fehlt der Respekt, glaub ich.“
„Kann sein Opa.“
„Ja was ist das denn?“, schrie der Alte.
„Was meinst du?“
„Na so wie du mit mir sprichst. Ich bin dein Großvater.“
„Na und. Großmutter hat doch auch so geredet.“
„Ja deine Großmutter.“, rief der Alte. „Aber die ist doch schon längst tot.“

 

Hallo Cannam,

ich muss leider sagen, dass mich deine Geschichte überhaupt nicht beeindruckt. Es fehlt sowohl Spannung als auch die Pointe. Du erzählst von einem Großvater und, so wie ich das verstanden habe, einem kleinen Jungen, der sich für die Erzählungen seines Großvaters interessiert, später aber, wenn er älter geworden ist, hat er andere Dinge vor Augen und er respektiert sienen Großvcater nicht mehr. Das Thema an sich ist keine schlechte Idee, aber da gehört mehr dazu, als das runterleiern irgendwelcher sinnloser Meinungen und Einstellung der Personen.
Warum nennst du deine Geschichte "Die neuen Schuhe"? Falls du mit diesen Schuhe irgendetwas bezwecken wolltest, dann ist es nicht angekommen. Es fehlt einfach der Zusammenhang zwischen den wenigen Ereignissen, die du schilderst. Man erfährt auch über den Protagonisten rein gar nichts, außer, dass sich seine Meinung im Laufe der Jahre ändert.
Dieses Thema braucht noch viel mehr ausarbeitung, du könntest beispielsweise durch eine personale Erzählform auch die Gedanken des Jungen mit einbringen, wodurch man ihn besser verstehen würde.
Wenn du aber gar nciht darauf hinaus willst, was der Junge denkt, sondern nur das wiederzugeben versuchst, was der Großvater denkt, dann hat der Junge nichts mit der ganzen Sache zu tun, er könnte genauso gut Monologe führen oder gegen die Wand reden.
Hat mir leider nicht gefallen, obwohl man was draus machen könnte, denke ich.
Lg,
DaDiLa

 

Hallo cannam!

Naja, ich denke mal, du verpackst in der Geschichte sowohl Generationen- als auch Länderkonflikt. Der Großvater täuscht mit den Schuhen vor, Verständnis für die Jugend aufzubringen, allerdings geht es da nur um Äußerlichkeiten. Aus dem Gespräch zeigt sich dann, dass der Großvater eigentlich kein Verständnis hat für die Zeit, die ja nicht mehr seine Jugend ist. Und dann wird das Ganze noch gewürzt mit ein bisschen Gesellschaftskritik, fertig. Die letzte Aussage des Großvaters verstehe ich eigentlich schon als Pointe, in Verbindung mit der Aussage des Jungen:

„Und außerdem ist das hier Europa und was damals war ist mir scheißegal.“
„Ja deine Großmutter.“, rief der Alte. „Aber die ist doch schon längst tot.“
Da zeigt sich eigentlich, wie sehr die beiden aneinander vorbei reden.

Schlecht fand ichs nicht unbedingt, es ist zwar nicht die Art von Geschichten, die ich gern lese, aber das tut ja nichts zur Sache. Gut finde ich sie allerdings auch nicht, ich muss da meiner Vorposterin zustimmen, es fehlt das, was eine Geschichte auch richtig lesenswert macht. Es liest sich sehr lose irgendwie. Und dafür, dass die Geschichte den Titel "Die neuen Schuhe" trägt, ist dieses Motiv viel zu losgelöst vom Rest der Geschichte, so als würde es gar nicht dazugehören. Natürlich gehört es dazu, schon klar, aber es kommt halt zu kurz. Am Anfang wird es abgehakt, das wars.

Bisschen Textkram:

mit diesen Schuhen am anderen Tag in den Wald zu gehen und sich vor den knospenden Birken auf bestimmte Weise zu erleichtern.
Hm, das liest sich für mich, als würde er in den Wald gehen, um an den Baum zu pinkeln, und nicht um seine Schuhe zu entsorgen. ;)
“Yes sir!“, parierte Stefan in gleicher Sprache.
Ja das merkt man doch eh. Kannst du streichen, klingt nicht so gut.
„Guter Junge. Aus dir wird mal was.“, sagte er während er sich mit Schwung
Komma nach "sagte er". Und dann was allgemeines zur Zeichensetzung: Bei Aussagesätzen in der wörtlichen Rede steht kein Punkt, es sei denn, der erklärende Teil fällt weg.
Ein Cherry oder ein Brandy?“
Sherry

Liebe Grüße,
apfelstrudel

 

Also ich glaube ja, dass die bisher unerkannte Pointe hier liegt:

Sneakers. only for walk

Da will der gute Onkel echt amerikanische Wertarbeit verschenken und tatsaechlich kommen die Schluffen wohl aus China, wie das vermurkste English zweifelsfrei beweist, denn korrekt muesste es natuerlich "only for walking" heissen. ;)

Und auch das schlappschwaenzige "Yes, sir" wird einen ordentlichen Patrioten wohl nicht begeistern. Da muss es schon ein bisschen zackiger "Sir, yes, sir!" heissen.

he ho,
Captain Jack

 

Hallo ihr lieben AntworterInnen!

Vielen Dank für die orthografischen und stilistischen Anmerkungen beim Deutschen und Englischen. Ich werde mal Korrekturen vornehmen, aber nicht an allen betreffenden Punkten.

An feirefiz:

Das "Yes Sir...", wollte ich nicht ganz zu krass ausdrücken, es klänge zu parodistisch.

cannam

 

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