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Die Prinzessin Annika
Zu der Zeit, als die Sonne und der Mond an manchen Tagen gemeinsam aufgingen und Katzen und Mäuse noch Freunde waren, gab es ein Königreich mit dem Namen Hügelland. Dort lebten der König mit seiner Gemahlin und ihrer Tochter Annika in einem riesigen Schloss.
Oft sah man die Prinzessin im Garten des Schlosses, wo sie an ihrer Lieblingsblume, der roten Nelke, roch. Der beste Gärtner des ganzen Hofes hatte sich um diese Pflanzen gekümmert. Doch er war vor ein paar Tagen in den Ruhestand gegangen und unter Hochdruck suchte die Königsfamilie, besonders Annika, einen neuen.
Am ganzen Hofe rühmte man Annikas Freundlichkeit und Güte. Manchmal konnte man sie sehen, wie sie in ihrem rosa Lieblingskleid durch den Thronsaal tanzte. Ihre Eltern waren sehr stolz auf sie und ließen ein riesiges Portrait von ihr malen. Worauf sie es in den großen Gang, der zum Thronsaal führte, hingen.
An diesem Morgen allerdings stand die Königstochter auf dem Balkon des riesigen Schlosses und sang vor sich hin. Als sie nun so in die Ferne sah und dabei ihr blondes Haar durch den Wind wild um sie flog, da meinte sie, ein leises Geräusch zu hören. Die Könistochter drehte sich um und dann erblickten ihre blauen Augen das Ungetüm. Ein riesiger, grüner Drache flog hinter ihr, ergriff sie und entfernte sich, so schnell als der Wind, vom Schloss.
Annikas Schrei war noch im Thronsaal zu hören und so stürmten die Wachen und das Königspaar zum Balkon. Doch es war zu spät. In der Entfernung konnten sie ihre Tochter in den Klauen des Drachen gerade noch so erkennen.
In den folgenden Wochen suchte man verzweifelt nach einem mutigen Ritter, dem es möglich wäre, dem furchtbaren Monstrum entgegenzutreten. Doch keiner der Edelmänner wollte sich in den Kampf mit dem Drachen wagen, denn sie fürchteten seinen feurigen Atem und seine scharfen Krallen.
Eines schönen Tages ging durch das Tor der Stadt ein Fremder. Er hatte seine Kapuze tief in das Gesicht gezogen und die Leute um ihn herum wunderten sich, denn sie glaubten, sie hätten Geräusche gehört, die von seinem Schwert ausgingen. Der Unbekannte näherte sich dem königlichen Schloss.
„Wer seid ihr und was ist euer Begehr?“, fragte die königliche Wache am Eingangsportal.
„Ich habe gehört, ihr suchtet Ritter, mutig und stark, um die Prinzessin Annika dem Drachen zu entreißen. Ich will mich darum bemühen“, erklärte er.
„Nehmt erst einmal eure Kapuze ab“, befahl ihm die Wache.
Nachdem er dies getan getan hatte, sagte er:
„Mein Name ist Thidol, Ritter mit Tapferkeit und Treue. Würdet ihr mich bitte vor den König lassen?“
Die Wachmänner musterten ihn genau. Sein braunes Haar hing ihm etwas ins Gesicht und seine tiefblauen Augen schienen freundlich und zuvorkommend, einem Ritter würdig. Er war eher durchschnittlich groß und unter seinem Umhang konnte man jetzt die grüne Rüstung erkennen, auf der im Brustbereich das Symbol der Südlande, der Dachs, zu erkennen war.
Die Wachen kamen zum Entschluss, dass einem Ritter zu vertrauen war und führten ihn zum Thronsaal des Königspaars.
Einen kurzen Moment musste Thidol draußen, vor dem Saal, warten. Dort erblickte er das Bildnis der Prinzessin. Schön fand er sie anzusehen, aber er wusste, dass der Schein oft trug und gab deshalb nicht allzu viel darauf. Endlich wurde er vorgelassen und der König und seine Frau begrüßten den Ritter. Schnell erklärte Thidol ihnen, dass er vorhabe ihre Tochter zu retten und in ihrer verzweifelten Situation gab das Königspaar ihm die Erlaubnis dazu und erklärte, wo er den Drachen finden könnte. Dabei schwärmten sie immer wieder von ihrer Tochter, ihrer Offenheit und Liebe zu den Menschen.
Dann täuschte das Bild diesmal nicht, dachte der junge Ritter bei sich und war verwundert und erstaunt, von einer solchen Güte zu hören.
So verließ er wohlgemut das Schloss und folgte dem Wege, der zum Berg führte, wo der Drache sich aufhalten sollte.
„Hast du die labern hören. Boah, die hatten einen Redefluss. Blablablablabla. Konnte man zum Schluss kaum noch hinhören“, meckerte Flegel, sein Schwert.
Er hatte es erhalten, wie ein jeder sein persönliches Schwert erhält, wenn er die Lehre zum Ritter beendet hat. Die anderen hatten alle wunderbar gearbeitete und kraftvolle Waffen bekommen, doch er erhielt Flegel, die nervigste Hiebwaffe im ganzen Südreich. Er war sich nicht ganz sicher, aber es mochte daran gelegen haben, dass er seinem Ausbilder vor der Endprüfung aus Versehen fast den Kopf abgeschlagen hatte. Das Dumme war nur, dass es den Rittern nicht erlaubt war, ihr angestammtes Schwert zu wechseln oder wegzuwerfen. So musste Thidol Flegel immer bei sich tragen, auch wenn es ihn zumeist ungemein störte.
Auf ihrem Wege zum Berge des Drachen dachte Thidol darüber nach, wie er die Prinzessin am Besten retten könnte, denn von Angesicht zu Angesicht hätte er gegen den Drachen keine Chance. Hierbei brauchte er sich keine Illusionen zu machen. Plötzlich sah er in der Ferne einen komisch aussehenden Mann auf sich zukommen. Er trug eine blaue Robe und eine blaue Mütze, die aussah wie eine Schlafmütze, mit einem Bommel. Außerdem hatte der Mann eine unverschämt lange Nase, grüne Augen und paffte eine Pfeife, die bis zum Boden reichte. Aus ihr stiegen komische Rauchgebilde hervor. Eine Eule, wie sie sich in einen Fluss stürzte und in ihm badete, ein Elefant, wie er versuchte einen Faden durch ein Nadelöhr zu ziehen und eine Gruppe Robben, die Tee trinkend um einen Tisch saßen, waren noch die normalsten Schöpfungen des Fremden.
„Seid gegrüßt, edler Ritter, ich bin der Zauberer Trivolio Maxistimus Eteriami Treotunkel. Doch meine Kameraden nennen mich einfach den Alten Tom. Was ein mürbes Gesicht macht ihr. Möget ihr mir doch erzählen, von dem, was euch so besorget“, sagte der Magier.
„Ach, wisst ihr, ich muss einem Drachen eine Königstochter entreißen und weiß nicht, wie ich es anstellen soll“, erklärte der junge Ritter, wobei sein Schwert sich plötzlich anfing zu bewegen. Er bat um Entschuldigung, entfernte sich ein wenig vom Zauberer und zog Flegel nur ein paar Zentimeter aus der Scheide heraus.
„Hör zu!“, sagte dieser, „Der Typ hat einen an der Klatsche. Das riecht man von hier bis zu den Nebellanden im Süden. Lass dich bloß nicht mit dem ein.“
„Bis jetzt hat er doch noch nichts Falsches gesagt. Er ist ein Zauberer, die sind etwas komisch“, erwiderte Thidol.
„Ist dir der Rauch auch etwas zu sehr zu Kopf gestiegen? Das kann doch nicht dein Ernst sein“, sagte sein Schwert erschüttert.
Doch der junge Ritter ließ sich nicht davon abbringen und so ging er wieder zum Alten Tom zurück.
„Entschuldigt die kleine Unterbrechung“, sagte Thidol.
„Ihr sagtet, ein Lindwurm sei euer Problem? Dies ist kein Hindernis für einen Zauberer, wie mich. Wie ich schon in meinem Buche, „Der geflügelte Feind und seine natürliche Schwäche“, darlegte, ist ein solches Ungeheuer für einen Magier leicht zu besiegen“, erklärte der Magier.
„Das ist ja großartig“, erwiderte der junge Ritter.
„Doch, muss der Magier dafür in einer guten Position sein. Denn, wie es in meinem Werke, „Die Geschicke der Magie“, heißt, ist es dem Zauberer nicht möglich, sich einem Drachen unbemerkt zu nähern, da dieser ihn aufgrund seiner starken Aura erspüret. So müsstet ihr edler Mann ihn so lange ablenken, bis ich meinen betäubenden Zauber wirken kann“, erklärte der Zauberer ihm.
Wie soll ich das nur machen, ohne geröstet zu werden, fragte sich Thidol.
So schlug er dem alten Tom vor, erst einmal die Lage zu sondieren und dann einen Plan zu fassen, wie sie vorgehen wollten.
Als sie zusammen dem Weg zum Berg folgten, kamen sie an einem kleinen Haus vorbei. Ein Mann saß auf einer Bank davor, seine Stirn war in Falten gelegt, die blauen Augen aufgedunsen und die Hände umrahmten sein bärtiges Gesicht. Traurig wie er war, schien er von nichts Notiz zu nehmen.
Der alte Tom und Thidol gingen mit einem schlechten Gewissen, ihn einfach so dort sitzen zu lassen, an ihm vorbei. Doch sie wollten, so schnell als möglich, die Prinzessin retten.
Zu später Stunde erreichten sie die Höhle des Drachen. Der Zauberer blieb in einiger Entfernung stehen, sodass das Ungetüm, die von ihm ausgehende Magie, nicht spüren konnte.
Der junge Ritter schlich sich an die Höhle heran. Langsam lugte er hinein und erkannte den grünen Lindwurm. Er sprach gerade mit der Prinzessin.
„Du mitkommen in drei Tagen. Du werden meine Trophäe bei Drachentreffen. Ich stolz, du mein Schatz“, sagte der Drache.
Die Prinzessin antwortete nicht, saß nur verschüchtert in der Ecke. Das Ungeheuer näherte sich ihr, nahm einen kräftigen Luftzug, um sich vor der Königstochter aufzuplustern, nieste aber im nächsten Augenblick.
„Du immer noch nach die Blumen riechen. Furchtbar sein das“, ärgerte sich der Drache.
Thidol zog sich zurück. Gegen so einen riesigen Drachen, konnte er nichts ausrichten.
„Wenn der einen IQ im zweistelligen Bereich hat, bin ich ein Brotmesser“, giftete Flegel auf dem Rückweg. Nun waren sie wieder bei dem Zauberer angekommen.
„Und, ist ihm ein hoher Intellekt angeboren?“, fragte der Magier.
„Nein, aber, dann ist es ja auch einfacher für euch“, sagte Thidol.
„Nein, wahrlich nicht, die dummen sind die gefährlichsten. Wir müssen mit Bedacht vorgehen und unseren Plan sorgsamst zurechtlegen“, erklärte der alte Tom. Sie dachten lange nach, gingen dann den Weg aber wieder hinab. Sie wussten immer noch nicht, wie sie dem Drachen gefahrlos entgegentreten konnten. Deshalb wollten sie wenigstens dem Mann helfen, der traurig auf seiner Bank gesessen hatte.
Wenn wir die ganze Zeit über das Problem nachdenken, kommen wir nie auf die Lösung. Es ist wohl das Beste, es im Inneren arbeiten zu lassen, dachte Thidol bei sich.
Der junge Ritter näherte sich ihm und fragte: „Können ein Ritter und ein Magier euch vielleicht in eurer misslichen Lage helfen?“ Der Mann schüttelte den Kopf und erklärte traurig:
„Das Unglück traf mich hart. Meine Frau schied dahin und mein kleiner Sohn sitzt in seinem Zimmer und will es nicht mehr verlassen.“
„Wo ist euer Sohn denn? Vielleicht können wir ihn aus dem Zimmer locken“, fragte Thidol. Der Mann sah sie jetzt genauer an. Er konnte dies zwar kaum glauben, aber, was hatte er zu verlieren. Also öffnete er ihnen den Eingang des Hauses und zeigte auf die verschlossene Tür des Zimmers, in dem sein Sohn sich verkrochen hatte. „Wie heißt er denn?“, fragte der Zauberer, versucht sich in seiner komischen Art in Zaum zu halten.
„Maodin“, bemerkte sein Vater knapp.
Thidol klopfte an die Tür. „Mach auf, Maodin“, bat der junge Ritter freundlich, doch von innen war ein trotziges „Nein“ zu hören.
„Ich bitte dich, Maodin. Wir wollen dir doch nur helfen“, fügte er noch hinzu, aber es half nichts.
Plötzlich stieg der Rauch der Pfeife des Zauberers durch das Schlüsselloch des Zimmers. Dabei sah der Magier in höchstem Maße unschuldig aus. Erst wollte der Vater des Jungen eingreifen, doch Thidol hielt ihn zurück.
Nun war von innen etwas ganz andres wahrzunehmen, nämlich ein „Boah“.
„Wer kann denn so was?“, fragte der Junge und der Zauberer meldete sich zu Wort:
„Trivolio Maxistimus Eteriami Treotunkel kann das. Der ist nämlich ein Zauberer und besucht zumeist mit dem Ritter Thidol kleine Jungen, um sich mit ihnen zu unterhalten, was aber nur geht, wenn diese die Pforte zu ihrem Schlafgemache öffnen.“
Ganz langsam und knarrend ging die Tür auf und dahinter konnte man den völlig verweinten Maodin erkennen, dessen blaue Augen weit aufgerissen waren. Sein schwarzes Haar war furchtbar durcheinander und Sommersprossen übersäten sein ganzes Gesicht. Thidol schätzte ihn auf sieben Jahre. Der Blick des Jungen fiel auf den Zauberer, der immer noch paffend vor der Tür stand und nun wieder begann, kleine Figuren aufsteigen zu lassen.
Nur langsam konnte Maodin seinen Blick abwenden und sah nun auch den Ritter an. „Du bist also der Ehrenmann?“, fragte er. Der Angesprochene nickte und kniete sich zu ihm hinunter. „Hast es wohl ziemlich schwer?“, fragte er. Der kleine Junge nickte. „Weißt du, ich hab mal eine Zeit gehabt, da habe ich mich ziemlich ängstlich und traurig gefühlt. Weißt du, was mich wieder mutig gemacht hat?“, fragte der Edelmann weiter. Langsam schüttelte der Junge den Kopf.
„Ich war ganz mutig, als man mich zum Ritter geschlagen hat. Das darf aber nur ein richtiger Edelmann. Möchtest du vielleicht, dass ich dich zum Ritter schlage, damit du auch wieder mutig werden kannst?“
Energisch nickte der Junge und so zog Thidol sein Schwert und legte es erst auf die eine Schulter des Jungen, dann auf die andere.
Dabei sagte er: „Ich, der Ritter Thidol, schlage dich, Maodin, zum Edelmann. Von nun an bist du Maodin der Mutige und wirst, auch wenn das Leben schwer wird, tapfer bleiben.“
Noch einmal rollte dem Jungen eine Träne von der Wange und dann fiel er seinem Vater in die Arme.
Der alte Tom und der Ritter blieben zum Abendbrot und sie sprachen viel, auch über den Auftrag, die Prinzessin vor dem Drachen zu retten. Sie konnten Maodin nur knapp davon abbringen, sich selbst dieser gefährlichen Mission zu unterziehen. Er sei jetzt schließlich ein Ritter, wie er immer wieder sagte und eine Prinzessin bräuchte ja jeder Ritter.
Es gelang ihnen ihm darzulegen, dass dieser Drache nicht gefährlich genug, für einen so mutigen Ritter, sei und er deswegen besser noch etwas warten solle.
Außerdem erzählte Maodins Vater, dass er vor einiger Zeit, seinem Vater gleich, als Hersteller von Kriegswaffen, wie z.B. Katapulten gearbeitet habe. Doch nun sei er arbeitslos, da dieser König zum Glück keine Kriege mehr führen würde. Dies sei zwar gut, aber ohne Arbeit sei man trotzdem nicht glücklich.
Den ganzen Abend über regte sich Flegel über alles auf, was ihm die Möglichkeit dazu bot. Schon immer hatte sich Thidol gefragt, warum sein Schwert wohl so unzufrieden sei. Doch ein Satz von ihm ließ ihn aufhorchen.
"Ein einziges Mal Erfolg", hatte es verbittert erwähnt. Dies hatte Flegel schon öfter gesagt, aber da der junge Ritter es nun hörte, glaubte er zu erkennen, was ihm fehlte.
Bevor er das Schwert bekommen hatte, lag es bei den anderen Schwertern und man sagte von ihm, dass es niemand zuvor bekommen hätte und es noch nicht ein Abenteuer hinter sich gebracht habe. Doch habe es allerdings schon oft von anderen Waffen gehört, die sich, nach ihren erfolgreichen Einsätzen, zufrieden im Ruhm sonnten, während er nur dalag, um auf einen Besitzer zu warten.
Morgen wirst du deine erste erfolgreiche Queste durchleben, dachte Thidol bei sich und versprach sich den Drachen um jeden Preis zu besiegen, für die Prinzessin und sein Schwert.
Als sie am nächsten Morgen erwachten, war ihnen immer noch kein Gedanke gekommen, wie sie an die holde Maid hätten herankommen könnten.
Sie sahen Maodin dabei zu, wie er durch den Garten tollte und dabei mit seinem Holzschwert, das ihm sein Vater gemacht hatte, hin und her schwang.
„Wenn wir den Drachen auch mit einem Holzschwert besiegen könnten. Aber Drachen sind keine Blumen“, seufzte Flegel. Als er dies sagte, fiel es Thidol wie Schuppen von den Augen.
Er ging zum Vater, der nun wieder ganz zufrieden, auf seiner Bank saß.
„Sie sagten, sie hätten damals Kriegswaffen hergestellt. Haben sie noch ein Katapult oder Ähnliches?“
„Ja, so was habe ich noch in meiner Werkstatt stehen“, erwiderte dieser und führte den Ritter dorthin.
Am späten Abend hatten sie das Katapult in die Nähe der Höhle des Drachen gefahren. Außerdem hatte der Zauberer hatte die Vorräte von Annikas Lieblingsblume aus den Gärten des königlichen Schlosses geholt. Sie luden das Katapult und wollten die Blumen direkt in die Höhle des Drachen schießen. Dieser sollte auf diese Weise abgelenkt werden, worauf der alte Tom die Chance bekäme, den Drachen in Erstarrung zu versetzen. Dann sollte Thidol sich allein an das Ungeheuer wagen. Er musste nur das magische Zentrum des Drachen treffen, sodass dieser auch für den zweiten Zauber des Magiers verwundbar sein würde.
„Ich muss hier ja wohl jedes Mal den miesesten Job machen“, meckerte Flegel, der das Band für den Abschuss der Ladung durchschneiden sollte. „Ach komm“, sagte Thidol, schwang das Schwert und durchtrennte das Seil. Ein riesiger Schwall Blumen fiel in die Höhle des Drachen, der auch gleich zu prusten und husten begann. Unbemerkt konnte sich nun der Zauberer nähern und seinen Spruch sagen, sodass der Drache sich nicht mehr bewegen konnte.
„Erstarre im Eise, werde wie Stein, auf dass deine Bewegung nicht mal leise, sondern gar nicht mehr sein.“ Nachdem dies gesprochen worden war, sollte der Drache nicht mal mehr seinen kleinen Zeh bewegen können. Doch der Zauber hatte anscheinend nicht funktioniert.
Der Drache wand sich nun dem Alten Tom zu, nachdem er sich wieder gefangen hat. Der Zauberer war zu langsam, der Drache öffnet schon sein Maul, um seinen feurigen Atem auszustoßen, doch plötzlich kam dem jungen Ritter der rettende Gedanke. Mit aller Kraft warf er Flegel gegen die Zunge des Drachen, die sich aus seinem Schlund wand. Eine klaffende Wunde erstreckte sich und der Drache schrie auf. Der alte Tom hatte die entscheidende Sekunde mehr Zeit und nun gelang der Zauber. Der Drache erstarrte. Thidol nahm sein Schwert auf, stieg auf den Gelähmten und stieß in das Zentrum seiner magischen Aura, den Edelstein in seiner Stirn. Nun war der Drache gegen alle magischen Sprüche in höchstem Maße verwundbar. Thidol sprang vom Ungeheuer hinab, der Zauberer erhob seine Hände und sein Spruch traf das Ungetüm. Dieser wurde winziger und immer winziger, bis er nur noch die Größe eines halben kleinen Fingers hatte. Dann umschloss den Drachen plötzlich eine Art Schneekugel. Langsam ging der Zauberer auf das eingeschlossene Ungetüm zu und hob es auf. Mit fragendem Blick sah ihm der Ritter dabei zu, wie er die Kugel in seine Tasche steckte und sie verschwand.
Die Prinzessin wartete schon auf ihren rettenden Ritter, um sich bei ihm zu bedanken. Sie küsste ihn lange. Nachdem die Prinzessin sich auch beim Zauberer bedankt hatte, fragte der Ritter den alten Tom noch einmal nach dem Drachen. Er wollte ihn mal sehen.
Der Magier wollte ihn aus der Hosentasche ziehen, doch in der Kugel, die der alte Tom herauszog, war eine kleine Katze eingesperrt. Schnell legte er sie wieder in seine Tasche. „Diese Bewandnis würdest ihr mir eh nicht glauben“, erklärte der Magier schnell, bevor Thidol auch nur ein Wort sagen konnte und holte dann die richtige Kugel aus seiner Tasche. Thidol war sich nicht sicher, ob er noch etwas dazu sagen wollte. Er war sich sicher, dass er diese Geschichte wirklich nicht glauben würde.
So ritten sie zusammen mit dem Zauberer, dem Annika auch noch in die Arme gefallen war, wieder zurück zum Schloss der Königsfamilie. Diese war hocherfreut ihre Tochter wieder in die Arme schließen zu können. Während der ganzen Reise zum Schloss hatte Flegel nicht ein Wort gesagt. Der Erfolg hatte ihn wohl zum Verstummen gebracht, er schien sogar ganz zufrieden.
Zwei Wochen später heirateten Annika und der junge Ritter, wobei die beiden Trauzeugen der Zauberer und Maodin waren. Die Stelle als Gärtner am Hof übernahm der Vater von Maodin und dieser fand bald unter den Gärternerinnen eine liebevolle Frau, die auch sein Sohn gerne mochte und langsam verging ihr Schmerz, über ihren Verlust. Somit waren alle glücklich und zufrieden und es konnten bald wieder rote Nelken im Garten des Schlosses gefunden werden.