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Die Schönheitskönigin

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16.01.2009
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Die Schönheitskönigin

Totes Laub fegte über den Gehweg und erzählte die Geschichte vom längst vergangenen Frühling. Die Menschen hasteten eilig über die Straße und an ihm vorbei, während er vergleichsweise langsam dahin schritt. Wieso sollte er sich beeilen? Mit ihm begann und endete alles, er war immer der Stargast, ohne ihn durfte und konnte die Show nicht laufen. Und da nun alle Welt auf ihn wartete, weil es ohne ihn nicht funktionierte, sah er keinen Grund zu hetzen.
Er folgte dem Weg und bog dann nach links ab. Vor ihm tat sich ein großes Grundstück auf und er sah von Weitem zu dem pompösen alten Herrenhaus hinüber. Es hatte sicher schon bessere Zeiten gesehen, doch für seine Zwecke war es perfekt. Mit einem elektrischen Surren öffnete sich das gusseiserne Gartentor und gewährte ihm Zutritt. Der sandige Weg zur Eingangstür war gespickt von Bäumen, auch wenn diese momentan leider keine Blätter trugen. Dahinter breiteten sich riesige Grasflächen aus, verziert von phantasievoll gestalteten Hecken, was auf einen kreativen Gärtner hinwies. Im Sommer musste dies ein wunderschönes Paradies sein, dachte er. Ja, für Schönheit hatte er den richtigen Blick, Schönheit war sein Geschäft. Nie hätte er es in seinem Beruf so weit gebracht, wenn die Menschen nicht oberflächlich genug wären, um sich für das zu interessieren, was er ihnen anbot.
Diese alte Villa war nur ein Teil der Show, ein winziges Accessoire zur Vervollkommnung des Schauspiels. Dennoch musste er sie haben. Sie hatte das Flair und die Erhabenheit, die er von dem Gebäude verlangte, in dem er seine kostbare Winterkollektion vorstellte. Natürlich nur für einen kleinen und exklusiven Kreis von Interessenten. Nur für solche, die die Schönheit über alles in der Welt schätzten, auch über Intelligenz, Weltfrieden, innere Werte und dieses ganze Geplänkel, das diese Weltverbesserer immer zum Besten gaben.
Direkt vor dem Haus standen einige Autos, teure Spielzeuge ihrer Besitzer. Er hielt nichts von diesen Luft verpestenden, lärmenden Maschinen, sie hatten für ihn keine Schönheit an sich. Die Tür ging auf und eine kleine zierliche Frau trat in das verblassende Sonnenlicht. Ihr Teint war dunkel, das Make-up zu dick aufgetragen, die Augen zu stark betont. Sie trug einen roten Zweiteiler, der um die Taille zu eng saß und dementsprechend unvorteilhaft an ihr wirkte. Ihr Gesicht leuchtete freudig auf, als sie ihn erblickte. „Da sind Sie ja! Man wartet schon auf Sie. Ihre Kunden sind schon so gespannt darauf, was Sie Ihnen diesmal präsentieren!“ Sie machte eine Geste, die ihm bedeutete, dass er ihr folgen sollte, drehte auf dem Absatz um und lief zurück zum Haus.
Die große Eingangshalle wirkte alt und historisch. Die dunkle Wandtäfelung und der schwache Schein eines Kronleuchters vermittelten ein Gefühl der Gemütlichkeit, genauso wie es geplant war. Viele seiner Kleidungsstücke für die kommende Wintersaison waren von dem Stil vergangener Jahrzehnte beeinflusst, historisch angehaucht, aber dennoch nicht altmodisch. Genau wie dieses Haus.
Nachdem er die Eingangshalle durchquert hatte, trat er durch eine kleine Seitentür in einem Nebenraum. Von Gemütlichkeit war hier nichts mehr zu spüren. Es herrschte reges Treiben, die Models drängten sich vor den wenigen Spiegeln, um Make-up oder Frisur zu überprüfen oder zupften an Ärmelsäumen und Hosenbünden herum. Bis zum Auftritt konnte es nicht mehr lange dauern. Er sah auf seine Uhr. In der Tat, nur noch zwei Minuten, dachte er. Zeit, um den Höhepunkt der Show vorzubereiten. Er verließ den winzigen Raum auf demselben Weg, auf dem er ihn betreten hatte.
Die Eingangshalle wirkte seltsam still, nach dem Tumult in dem kleinen Zimmer. Er ging nach rechts zu einer breiten Treppe, die in das zweite Stockwerk des Herrenhauses führte. Die Stufen knarrten, während er sie hinauf stieg. Das Geräusch riss klaffende Wunden in die Stille. Vom Treppenabsatz aus konnte er in den langen Korridor vor sich blicken. Er sah bei Tageslicht freundlicher und einladender aus, als bei Nacht, stellte er fest. Er ging weiter, erst vor der letzten Tür, am Ende des Korridors blieb er stehen.

Nur er allein wusste, was sich hinter ihr verbarg. Er hatte sie selbst ausgewählt und hergebracht, das war nunmehr zwei Tage her. In dieser Nacht vor zwei Tagen, war hier keine Menschenseele, es war niemand da, der ihr Rufen hätte hören können. Heute war es still hinter der Tür, doch bei dem Lärm, den Menschenansammlungen eben machten, wären ihre Schreie ohnehin niemandem aufgefallen.
Er zog einen Schlüsselbund aus seiner Hosentasche, das Geräusch störte abermals die Schönheit der Stille um ihn herum. Als er den richtigen Schlüssel gefunden hatte, sperrte er die Tür auf. Langsam brach die Dämmerung herein und in dem Spiel von Licht und Schatten hinter der Tür, hatte er sie beinahe nicht gesehen. Dabei war sie nun wirklich schwer zu übersehen, dachte er fast belustigt.
Er trat durch den Raum auf sie zu. Sie musste geschlafen haben, jedenfalls schrak sie auf, als er direkt vor ihr stand. Sie hatte sich in eine Ecke zusammengekauert und sich so klein gemacht, wie es ihr möglich war. Die winzigen Augen starrten nun aus ihrem aufgedunsenen Gesicht angsterfüllt zu ihm hinauf. Er betrachtete sie voller Abscheu. Seine Blicke glitten von ihren Augen zu ihrem Doppel- und Dreifachkinn und weiter auf ihre riesigen Brüste und die dicken Arme. Sie trug keine Kleidung, die hatte er schon bei seinem letzten Besuch am Vorabend entsorgt. Das spärliche Licht brach sich an den Wülsten, die eigentlich die Taille hätten sein sollen und die Haut, die sich um ihre voluminösen Beine spannte, schien in ihm Wellen zu schlagen.
„Was wollen sie von mir? Lassen sie mich gehen!“ Sie sagte das beinahe fordernd. „Heute ist dein großer Auftritt, den willst du doch nicht versäumen?“ fragte er. „Sie sind ja verrückt!“ gab sie zurück, doch er wusste, dass er sich von einem derart ungestalten Wesen nicht beschimpfen lassen musste. Er würde sich nicht auf dieses Niveau herablassen. Stattdessen beschied er sich damit, ihr den Rücken zu kehren und einen Stuhl aus einer anderen Ecke des Zimmers herbeizuschaffen. „Setz dich hier hin.“ Sagte er und als sie zögerte, noch einmal lauter „Los, wird’s bald!“ Sie stand auf und die Fettmassen gerieten dabei in Bewegung, so dass ihm übel wurde.

Er zog ein langes Tranchiermesser und Klebeband aus seiner Designerumhängetasche. Mit dem Messer drohte er ihr, damit sie ihm gehorchte und mit dem Klebeband fesselte er sie an den Stuhl, indem er es mit den Zähnen abriss. Er betrachtete sie abermals. Wie konnte ein Gott, der sein Genie und seine Makellosigkeit geschaffen hatte, gleichzeitig etwas so unästhetisches hervorbringen? Doch er würde Gottes Werk gleich überarbeiten, sie so herrichten, dass sie eine Augenweide werden würde. Er konnte gar nicht verstehen, warum sie ihn so flehend ansah, schließlich würde er sie schön machen. Er hatte es schon genau vor Augen, so wie bei seiner Kollektion. Sie würde das Highlight der Show werden und seine Gäste liebten seine handverlesenen Highlights. Immer nur das Beste.
„Du bist heute meine Schönheitskönigin. Also, wieso lächelst du nicht für mich? Ein gewinnendes Lächeln zeichnet jede Schönheitskönigin aus, das überzeugt die Jury, in diesem Fall mich.“ Sagte er. Doch sie weigerte sich zu lächeln, sie hatte nichts als ein trockenes Schluchzen für ihn übrig. Das Fett an ihrem Körper zitterte. Wütend über den erbärmlichen Anblick, den sie ihm bot, nahm er das Messer, riss ihr den Mund auf und zog es sauber von ihren Mundwinkeln in ihr Gesicht. Sie schrie vor Schmerz, doch was kümmerte es ihn? Mädchen, die Schönheitskönigin werden wollten, brauchten eben Disziplin und die würde er ihr schon beibringen. Er besah sich sein Werk. Das bizarre Grinsen, das sich nun auf ihrem Gesicht abzeichnete, stellte ihn zufrieden. „Wer schön sein will, muss leiden. So ist das nun mal.“ Säuselte er vergnügt und spielte mit dem blutigen Messer in seiner Hand. „Jetzt machen wir dich noch ein bisschen schöner, mit meinem Zaubermesser hier.“ Er hob ihren rechten Arm in die Höhe und noch während sie sich schwach wehrte, schien sie langsam in die Dunkelheit hinabzugleiten. Sie hatte viel Blut verloren. Mit einem Ratschen trennte er sauber das überflüssige Fett von ihrem Arm. Dieses traf mit einem ekelerregenden Geräusch auf dem Boden auf. Ebenso erging es dem anderen Arm und den Beinen.
Immer wieder hielt er inne und bestaunte seine Taten. Die Formen des Mädchenkörpers wurden immer grotesker. Auf dem noch unversehrten Torso, aus dem die fleischigen Extremitäten ragten, prangte immer noch das bizarr lächelnde Gesicht, als würde es sich selbst verhöhnen. Es ist wie mit einem Stück Holz, dachte er, es muss von einer fähigen Hand bearbeitet werden, damit daraus am Ende eine schöne Figur wird.
Also formte er ihr noch eine Taille, indem er beträchtliche Stücke aus ihr herausschnitt, verkleinerte ihren Busen und ihren Po. Das Blut strömte aus dem nun schlanken Körper, während er sich noch an die Feinarbeit machte. Er gönnte sich keine Pause und als er fertig war, musste die Show fast vorbei sein.
Da stand er nun vor seinem vollendeten Werk, er, der Gott in seiner Perfektion übertroffen hatte. Seine Gäste unten würden begeistert sein, wenn sie sein Kunstwerk sahen. Das Blut tropfte unterdessen rhythmisch in eine große Lache, die sich unter dem Stuhl gebildet hatte.
Er ging wieder zu seiner Designertasche und holte das große Holzkreuz heraus, das er extra für sie mitgebracht hatte. Er band in mühevoller Kleinarbeit Füße, Hände und Kopf an die dafür vorgesehenen Schnüre. Gottes Marionette, dachte er und grinste in sich hinein. Nachdem er sich kurz gesammelt hatte, ging er hinüber zur Tür und öffnete sie. Von unten drang gedämpfter Applaus an sein Ohr. Nun war es Zeit für ihren Auftritt. Er nahm die Schönheitskönigin vorsichtig hoch, so als könnte die zarte Person unter seinem Griff zerbrechen und trug sie durch den Raum. „The Show must go on.“ Sagte er zu ihrem grinsenden Gesicht und trat über die Schwelle, zurück in den Korridor, bereit seinen Gästen das Highlight seiner Show zu präsentieren.

 

Hallo cut

bitte lockere doch die Formatierung auf. In diesem Block wird das kaum einer lesen. Hau ein paar Absätze rein und dann wird das ganze auch leserfreundlich.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hey,

die Geschichte ist ziemlich gut. Auch wenn weltenläufer mit der Formatierung recht hat, die ist eine ziemliche Zumutung für die Augen.
Aber die Geschichte ist schnörkellos, wenn man so will unaufdringlich, vertraut auf die leicht zu sehende „Parabel“ und funktioniert. Eine Schönheitsoperation in der Horror-Version. Schlicht und pur, gut geschrieben.

Gibt wenig zu sagen, ordentliche Nummer
Quinn

 

das muss echt ein Zaubermesser sein. Nicht so einfach, so viel Fleisch und Fett vom Körper abzutrennen, das muss ich ganz genau wissen^^. Sonst düster und spannend. Bizarr geschrieben.
mfg, Diemond

 

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