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Die Schriftstellerin

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15.10.2005
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Die Schriftstellerin

Mit seinem besten Anzug bekleidet stand David vor ihrer Haustür. Die Klingel grinste ihn höhnisch an. Auf dem Schild neben ihr stand mit geschweiften Lettern „Anne Baumann“. Er kannte ihren Namen, und es war ihr Haus.
Wie er so dastand hatte er das Gefühl, jeder auf der Straße und aus den Nachbarhäusern würde auf ihn starren, sich über ihn lustig machen, wie er mit einem Strauß Blumen in der Hand vor ihrer Tür stand und glauben konnte, dass Anne Baumann wirklich jemals etwas für ihn empfinden könnte. Doch jetzt war er hier, soweit gekommen wie er es noch nie gewagt hatte, bis zu ihre Haustür, und jetzt würde er nicht mehr gehen.
Er klingelte.
Die Tür blieb verschlossen.
Vorsichtig legte er den Blumenstrauß vor die Türe. Ein Zettel war nicht an dem Strauß; keine anonyme Liebeserklärung und auch kein romantisches Gedicht.
Dann ging er.
Auf dem Weg nach Hause hielt er an dem kleinen Café des Ortes, in dem er oft war, wenn es ihm zu schlecht ging, um allein zu sein, aber er dennoch ungestört sein wollte. Das große Transparent über dem Eingang strahlte ihn beim Betreten nichtssagend an.
Er setzte sich an den kleinen Tisch in der Ecke, die in den letzten Monaten sein Stammplatz geworden war.
Die Karte schaute er sich nicht an; die wie überall viel zu hohen Preise wollte er nicht und was anderes konnte er nicht sehen.
Die Kellnerin kam, doch sie wusste schon, was er wollte, kam merklich nur aus Höflichkeit und zur Sicherheit zu ihm. Kurz darauf brachte sie ihm wie immer freundlich lächelnd einen Kaffee.
Die Tasse war mit einem eleganten Schriftzug bestückt, vielleicht der Name des Getränkes, das man ihn sie goss. David trank seinen Kaffe, ließ seine Blicke über die Tische wandern, sah den Leuten zu, die dort saßen, Zeitung lassen, die Karte studierten, mit ihren Handy spielten oder einfach nur miteinander quatschten.
Da sah er sie. Anne saß ein paar Tische weiter, tippte auf ihrem Laptop herum, hielt ab und zu inne, um nachzudenken, um einen Schluck Kaffee zu nehmen, schrieb weiter. Vermutlich schrieb sie an einem neuen Buch; drei hatte sie schon geschrieben, keine Bestseller, aber mit viel positiver Kritik bestückt, wie David gehört hatte, was darauf hoffen ließ, dass ihr nächstes Buch einer werden könnte.
David hatte all ihre Bücher. Unbenutzt warteten sie in einem Regal bei ihm zuhause darauf, gelesen zu werden. Es waren seine einzigen Bücher, dafür behandelte er sie auch wie Schätze, hatte noch nie eine ihrer Seiten aufgeschlagen, keine Verschlechterung ihres Zustandes riskiert.
David trank seinen Tasse Kaffee eilig aus, gab der netten Bedienung wie immer ein großzügiges Trinkgeld und verließ das Cafés.
Von draußen konnte er durch die Glaswand des Cafés Anne sehen, wie sie immer noch dasaß und tippte. Wie wunderschön sie aussah, wie ihre Augen beim Schreiben glänzten, wie sich ihre Miene dem anpasste, was sie schrieb, lächelte, wenn es scheinbar etwas Lustiges, verfinsterte, wenn es vielleicht etwas Trauriges war.
Er sah ihr noch einen Augenblick zu, versuchte ihr Schönheit in seine Gedanken zu brennen. Dann verschwand er, vorbei an mit Plakaten beklebten Wänden, auf denen für ihn rätselhafte Hieroglyphen standen, und dem Wissen, dass Anne allezeit unerreichbar für ihn bleibt.

 

Hallo Mr. Arthur Heath,

gefällt mir, die Geschichte. Hat etwas! Du erzählst in einem sehr angenehmen Stil.
Beeunruhigend ist, daß David nur die Bücher seiner Angebeteten besitzt und sie fast fanatisch (so kommt es rüber) hütet. Darf man darauf schließen, daß er nicht ganz "normal" ist? ;)

Viele Grüße
stephy

 

Hallo Mr. Heath,

in deiner Geschichte ist es offensichtlich so, dass ein Analphabet sich "ausgrechnet" in eine Schriftstellerin verliebt hat.
Das ist natürlich eine sehr interessante Idee - aus der Umsetzung hast du aber meines Erachtens nicht das maximale herausgeholt.
Die Probleme, die er durch seinen Analphabetismus hat, sprichst du nur am Rande an - so knapp, das man fast überliest, worum es eigentlich geht. Hier solltest du von Anfang an mit "offenen Karten" spielen und dem Leser zeigen was Sache ist. Du könntest das durch die eine oder andere Alltagssituation noch besser zum Ausdruck bringen.

Ich persönlich hätte vielleicht eine andere Variante bevorzugt - was, wenn dein Protagonist tatsächlich mit der Schriftstellerin eine Beziehung angefangen hätte - ohne zu erwähnen, dass er nicht lesen/schreiben kann? Aber das ist natürlich nur Geschmackssache und eine Gedankenspielerei meinerseits. :)

Ein paar Textanmerkungen:

Anne saß ein paar Tische weiter, tippte auf ihrem Laptop rum, hielt ab und zu inne, um nachzudenken, um einen Schluck Kaffee zu nehmen, schrieb weiter.

"Rum" passt hier nicht so. Da du auch ansonsten keine Umgangssprache verwendest, solltest du es hier auch nicht tun.

Vermutlich schrieb sie an einem neuen Buch; drei hatte sie schon geschrieben, keine Bestseller, aber mit viel positiver Kritik bestückt, wie David gehört hatte, was darauf hoffen ließ, das ihr nächstes Buch einer werden könnte.

dass (Immer, wenn "das" kein Artikel ist und nicht durch "dieses/welches oder jenes" ersetzt werden kann, musst du "dass" schreiben).

Von draußen konnte er durch die Glaswand des Cafés Anne sehen, wie sie immer noch dasaß und schrieb. Wie wunderschön sie aussah, wie ihre Augen beim schreiben glänzten, wie sich ihre Miene dem anpasste, was sie schrieb, lächelte, wenn sie scheinbar über etwas Lustiges schrieb, verfinsterte, wenn es vielleicht etwas Trauriges war.

Das sind sehr viele "schriebs" ;). Du kannst das bestimmt das eine oder andere mal vermeiden.

Lieben Gruß, Bella

 

Hi Heath,
also ich weiss nicht, was ich aus deiner Geschichte herauslesen soll...Dass es viele einsame Menschen gibt? Dass viele Männer sich nicht für würdig genug für ihre Traumfrau halten? Oder dass die Welt schwierig für Analphabeten ist?
Es tut mir leid, wenn ich das sagen muss, aber das weiss ich alles schon. Soll nicht heissen, dass deshalb die Geschichte schlecht sein muss, aber du machst es einem nicht leichter Interesse für den Plot oder den Prot zu entwickeln, weil du auch zu wenig Information gibst.
es ist wunderbar geschrieben, ohne Zweifel, aber was bringt dir das, wenn die Leute deine Geschichte lesen und danach wieder vergessen?
Wie auch immer, der Ansatz ist nicht schlecht, aber da muss viel mehr Information rein, kann ja auch ganz subtil passieren, aber auf jeden Fall hat mich deine Geschichte gelangweilt und das ist das Letzte, was eine Kurzgeschichte tun sollte...

Er setzte sich an den kleinen Tisch in der Ecke, die in den letzten Monaten sein Stammplatz geworden war.

An die Übereinstimmung der Zeiten denken!

In diesem Sinne
Gruß
b

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey,
erstmal vielen Danke euch allen fürs Lesen und eure Antworten! :thumbsup:

@ stephy:
schön das dir die Geschichte gefallen hat :)

Darf man darauf schließen, daß er nicht ganz "normal" ist?
Na ja ein total Irrer oder Perverser ist er nicht grade aber ich denke er hat doch etwas mehr Fanatisches an sich als gut für ihn ist

@ Bella
Danke für deine Tipps (und auch die kleinen Verbesserungsvorschläge am Ende :D )

Du könntest das durch die eine oder andere Alltagssituation noch besser zum Ausdruck bringen.
Ok das ist eine gute Idee ich werd schaun was ich aus der Geschichte noch rausholen kann :) Danke!

@ Ben Wieland

aber auf jeden Fall hat mich deine Geschichte gelangweilt und das ist das Letzte, was eine Kurzgeschichte tun sollte...
Nein das sollte sie wirklich nicht. Mhh ok die Story und den Prot interessanter für den Leser machen soweit hab ich’s kapiert hoffe das krieg ich auch auf eine Kurzgeschichte übertragen ;)
Auf jeden Fall noch mal Danke für deine Kritik

Gruß
Arthur

 

Hallo Mr. Heath,

mir sagt die Grundidee deiner Geschichte sehr zu. Du hast eine kleine, nette Geschichte daraus gemacht. Du hättest aber viel mehr daraus machen können. Halte also am Kern fest, lass den Text eine Weile liegen und dann noch mal ran an die Sache. Da ist mehr drin, ganz sicher!

Grüße von Rick

 

Hi Rick,

Halte also am Kern fest, lass den Text eine Weile liegen und dann noch mal ran an die Sache.
ok werd ich machen ;)
danke für den Tipp

gruß
Arthur

 

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