Was ist neu

Die schwere Entscheidung und die kleine, perfide Ader

Seniors
Beitritt
20.11.2001
Beiträge
7.591
Zuletzt bearbeitet:

Die schwere Entscheidung und die kleine, perfide Ader

Martin überflog die Zeilen, die aus der Chefetage kamen, musste daraufhin dringend aufs Klo, ließ alles so liegen und eilte hinaus.

Als er wiederkam, konnte er in ihren erschrocken ängstlichen Gesichtern lesen, dass sie den Inhalt des Schreibens inzwischen kannten. Von den zu Dreiergruppen gestellten Schreibtischen flehten ihn elf Augenpaare an: »Bitte nicht mich!« Sogar die Telefone blieben einen Moment lang still, als spürten sie die gespannte Stimmung.
»Ihr wisst es also schon.«
Nicken.
»Glaubt nicht, dass mir das leicht fällt.«
Martin atmete tief ein, mit einem Stoßseufzer wieder aus, und setzte sich. Vor sich ein bedrucktes Blatt Papier der Werksleitung mit einem freien Feld, in das er bis Ende der Woche einen Namen einzutragen hatte. Flugs verschwand es in einer Flügelmappe und landete in der obersten Schreibtischlade. Der zweiten Lade entnahm er einen Urlaubsschein, füllte ihn für die kommenden drei Tage aus, vermerkte als PS »brauche Zeit und Ruhe zur Entscheidungsfindung« und schickte ihn mittels Rohrpost zur Firmenleitung.
Immer noch sahen ihn manche an, andere schienen in die Leere zu starren. Die beiden Dienstjüngsten wirkten nervös, als wäre es keine Frage, dass es einen von ihnen treffen würde.

Ein Telefon durchbrach endlich die Stille, und die Frauen und Männer der Exportabteilung setzten das Klopfen auf Tastaturen und Rechenmaschinen so eifrig fort, als wollte jeder für sich beweisen, dass die Firma nicht auf ihn verzichten konnte. Martin saß da, ließ seine Blicke von einem Mitarbeiter zum nächsten gleiten. Wessen Existenz sollte er vors Nichts stellen?
Schon längst hatte er sich mit der Frage auseinandergesetzt, Massenentlassungen kannte man seit Jahren aus den Zeitungen, doch da es bislang keinen konkreten Anlass gab, musste er sie nie zu Ende denken, konnte sich der Hoffnung hingeben, das alles würde diesen Betrieb nicht betreffen.

Ein dumpfes Geräusch hinter ihm kündigte die Rohrpost an. Er entnahm der Rolle seinen genehmigten Urlaubsschein, steckte ihn mit einer Büroklammer auf seinen Kalender und sagte: »Ich bin erst am Freitag wieder da. Wenn was Dringendes ist, bin ich zuhause erreichbar.«

Da angekommen, belegte er sich vier Scheiben Toastbrot mit Schinken, schnitt zwei Paradeiser in Scheiben, verteilte sie darauf, würzte mit Salz und Oregano, als Abschluß eine Scheibe Toastkäse, und legte sie in den halb geöffneten Plattengriller. Als sie fertig waren, setzte der sich damit vor den Fernseher, um die Nachrichten anzuschauen, und biss vorsichtig von einem Toast ab, um sich nicht an einem der Paradeiser die Zunge zu verbrennen. Wäre er nicht vorbereitet gewesen, hätte er sich verschluckt. »… dem Arbeitsmarkt-Frühwarnsystem dreihundert der knapp fünftausend Mitarbeiter zur Kündigung angemeldet.« Martin blies ein »bwww« zwischen seinen Lippen hervor, biss dann mit Wucht ganze Viertel von seinem Toast ab und kaute immer wilder und fester, bis alles aufgegessen war.

»Das muss ich jetzt erst einmal verdauen«, sagte er zu sich selbst, während er den Teller in den Geschirrspüler stellte. Dann zog er sich seine Schuhe wieder an, nahm sein Funktelefon mit und spazierte die vierhundert Meter zu seinem Schrebergarten, seinem liebsten Hobby, wo er den Rest des Tages damit verbrachte, Unkraut zu zupfen und auf der Gartenliege zu lesen. Dazwischen ließ ihm die Frage keine Ruhe: Wem standen die besten Möglichkeiten außerhalb des Betriebs in Aussicht, wer hatte praktisch null Chance?
Die jüngeren, die man normalerweise zuerst rausschmeißen würde, hatten kleine Kinder, Peters Frau war gerade im achten Monat schwanger. Von Gregor und Heinz wusste er, dass sie Kredite für ihre Häuser laufen hatten, Katharina und Heidi waren geschieden und hatten ebenfalls Kinder. Und die älteren Mitarbeiter, die über fünfunddreißig, hatten doch von vornherein auf dem Arbeitsmarkt keine Chance mehr. Die ganze Umgebung war bereits offiziell zur Krisenregion erklärt worden.
Kurz vor Sonnenuntergang goss er mit dem Gartenschlauch alle Pflanzen, als sein Schwager, Karl, der den Nachbargarten besaß, ebenfalls kam. Gemeinsam tranken sie noch zwei Bier und Martin erzählte ihm, was los war. »Jetzt bin ich über dreißig Jahre im Betrieb, aber noch nie ist mir eine Entscheidung so schwer gefallen.«
Karl klopfte ihm auf die Schulter. »Du machst das schon, Martin. Wir könnten übrigens jemanden brauchen, der unsere Wohnung putzt – falls das dem, den es trifft, dann eine Hilfe ist.«

Am Abend des selben Tages, nachdem er alle Möglichkeiten noch einmal durchgedacht hatte, traf er seine Entscheidung.
Die restliche Zeit verbrachte er erleichtert und gut gelaunt von morgens bis abends in seiner kleinen Idylle. Die letzten Wochen war er nicht zu viel gekommen, so konnte er jetzt einige Arbeiten nachholen, die schon überfällig waren. Die Frage quälte ihn nicht mehr länger und er genoss das Leben. Freute sich an den Schmetterlingen, sah den Wespen zu, wie sie immer in dasselbe Loch im Holz flogen, beobachtete die Erdbeeren dabei, wie sie langsam rot wurden, aß Salat und Erbsen frisch geerntet, und er fixierte den erstochenen Gartenzwerg, den er von seiner Tochter zum Geburtstag bekommen hatte, neben dem Zaun zu seinem anderen Nachbarn, in dessen Garten die Zwerge wuchsen, wie bei ihm Obst, Gemüse und Blumen.
Er fühlte sich richtig wohl.

Als er freitags wieder ins Büro kam, erstarrte die ganze Abteilung. Er fühlte sich etwas flau im Magen und entschied sich, die Spannung noch etwas aufrecht zu halten und auszukosten. Ein Anflug eines Grinsens huschte über sein Gesicht, doch er verkniff es sich sogleich. Manche bemerkten es, zogen die Augenbrauen zusammen. Sie kannten ihn doch gut, waren schon so oft nach Dienstschluss gemeinsam beim Wirten auf ein Bier, alle duzten sich.
Martin meldete sich telefonisch vom Urlaub retour, lehnte sich dann zurück. Die Ellbogen auf den Armlehnen, die Finger verschränkt vor seinem Magen, fragte er: »Will jemand Tipps abgeben?«
»Komm, Martin«, ergriff Paul, der Älteste, das Wort, »spann uns nicht auf die lange Folter, ist doch nichts Lustiges, bei dem man Wetten abschließt. Also: Wen trifft es?«
Martin öffnete die oberste Schreibtischlade, nahm das Formular aus der Mappe, füllte es aus, steckte es in den Behälter für die Rohrpost und sendete es ab.
Dann fragte er danach, was sich die Woche über getan hat, und benahm sich, als sei ein ganz normaler Arbeitstag.
Eine halbe Stunde später wurde er in die Werksleitung gerufen. Fragende Gesichter und auch Worte verfolgten ihn beim Verlassen des Raumes und empfingen ihn wieder, als er eine Stunde später zurückkam. Endlich sagte er: »Ich kann euch beruhigen: Die Werksleitung hat bereits zugestimmt und der Betreffende weiß es schon. Wie ihr seht, ist es niemand von euch.«
Die Köpfe drehten sich zu Rainers leerem Platz, manche schauten erschrocken, wenige zuckten mit den Schultern, aber erleichtert schienen trotzdem alle. Rainer war seit zwei Wochen krank …

Abends traf Martin wieder Karl im Garten. Sie öffneten zwei Bierflaschen, stießen an. »Na, es scheint dir ja schon besser zu gehen. Hast’ dich schon entschieden?«
»Ja.« Jetzt konnte er endlich frei herauslachen. »Wann darf ich denn putzen kommen?«
Karl schaute ihn mit aufgerissenen Augen an. »Das meinst du jetzt aber nicht ernst, Martin.« Er zog eine Augenbraue hoch.
»Gut, das Putzen war ein Scherz. Aber warum sollte ich einem von den Jungen das Leben versauen, wenn ich die vier Jahre bis zu meiner Pensionierung gern hier im Garten verbringe? Ich hab alles und genug gespart, die Kinder sind erwachsen, ich hab für niemanden mehr zu sorgen, außer für mich selbst. Da wäre ich doch blöd, das nicht zu tun, oder? Paul schule ich natürlich noch als Abteilungsleiter ein, dann kann das Leben kommen.«

*

 

Wunderbar! Ich bin der Erste, sonst habe ich bei Kommentaren zu deinen Geschichten (was selten genug vorkommt) ungefähr so einen Rang wie beim Arbeitsamt, hm, oder beim Urologen. 220 bitte, 220!

Hallo Häferl!

Ich bin wirklich überrascht, welche Spannung man in einer "Gesellschafts"-Geschichte verbreiten kann. Ehrlich, in der Hälfte der Story hätte sie zumindest im Spanungs-Forum stehen können.

Eine ganz klug gewählte Situation, und auch doch wieder nicht. Denn du hast nur den einen Ausweg, der mir ein wenig schal vorkommt und nicht konsequent. Andererseits, wenn man die Konstellation klassisch betrachtet und stilisiert, auf den Grundtenor beschränkt, ohne irgendwelche Überflüssigkeiten, verbreitest du mit diesem Ende natürlichen einen warmen Optimismus, der guttut und den man gerne glauben möchte.

Der Stil ist sehr gut, geschliffen und wohlüberlegt. Man ist es gewohnt, zu konstatieren, dass du gearbeitet hast. Ich habe zwar kleinere Korinthen gekackt, die befinden sich unten, aber wie gesagt, kleinere, die kaum auffallen.

Ich hätte mit dieser Ausgangslage nicht so ruhig agieren können, mir hätte es in den Fingern gejuckt, irgendwelche Spannungs-Kacke einzustreuen. Dadurch aber, dass du das nicht getan hast, dich völlig auf die Situation verlassen und dein Ding konsequent durchgezogen hast, gewinnt die Story.

Wie gesagt, der Schluss, ich würde gern noch andere Kommentare dazu lesen, die es sicher geben wird.

Korinthen:

»Ihr wisst’s es also schon.«

Entweder das Apostroph mit dem angehängten s oder das es müsste verschwinden. Sicher ein Flüchtigkeits-Überles-Fehler.

Martin atmete tief ein, mit einem Stoßseufzer wieder aus, und setzte sich.

Das Komma vor dem und ist ebenso überflüssig.

Die beiden Dienstjüngsten wirkten nervös, als wäre es keine Frage, dass es einen von ihnen treffen wird.

als wäre es keine Frage, dass es einen von ihnen treffen würde. Oder liege ich da falsch?

Schon längst hatte er sich aufgrund der Wirtschaftslage mit der Frage

Ich empfinde diese Wendung als eine Floskel, wie sie uns in den Zeitungen und Nachrichtenmagazinen um die Ohren gehauen wird, aber in einer Story, in der es um Menschen geht, nichts zu suchen hat. Man kann das sicher anders beschreiben.

Toastkäse, und legte sie im Backrohr.

ins - sicherlich

aß er sie genüsslich und verfolgte dabei die Fernsehnachrichten.

Ich habe Probleme damit, mir gleichzeitig das genüsslich und die Fernsehnachrichten vorzustellen. Entweder das eine oder das andere. Wenn er die Nachrichten anschaut, dann sehe ich ihn am Fernseher hängen, nebenbei essen. Mag subjektiv erscheinen, aber zumindest mich stört der Ausdruck

Wessen Existenz sollte er gefährden?

Ich hätte diese Frage nicht so plakativ in den Raum gestellt. Wenn du nach einem Namen gefragt hättest, wäre der Leser allein drauf gekommen, was damit alles zusammenhängt. Das ist mein großes Thema: Den Leser fordern, seine Fantasie anregen mit einigen kleinen Formulierungen. Und hier hättest du die Möglichkeit gehabt. "Welchen Namen sollte er eintragen? Gregor oder Heinz, von denen er wusste, dass sie Kredite zu laufen hatten?..."

Und die älteren Mitarbeiter, die über fünfunddreißig

:eek:

Ich bin altes Eisen, nein, uraltes Eisen.

Fazit: Eine schöne Geschichte, die in der Gesellschaft bestens aufgehoben ist und die in jedem Falle - trotz der guten Lesbarkeit - zum Nach- und Weiterdenken anregt.

Viele Grüße von meiner Seite!

 

Hallo Häferl,

ich fand die Geschichte nicht schlecht, hat mich aber auch nicht vom Hocker gerissen, das Ende habe ich genauso kommen sehen. Nun, es ist ein ernstes Thema und wir sind hier nicht in der Rubrik Humor, trotzdem etwas Esprit würde der Geschichte gut tun. Über die älteren Mitarbeiter, bin ich auch erschrocken, werde mir beim nächsten Einkauf schon mal eine Urne zulegen, wäre doch der Renner bei Aldi, wo wir alle sparen müssen!:silly:

liebe grüße weltflucht

 

Hallo Häferl,

es war schön deine Geschichte zu lesen, wartet sie doch mit einer heiteren Botschaft aus und löst sich damit angenehm ungezwungen aus dem Reigen ähnlicher kgs, die zumeist keine derart frohe Botschaft verkünden.
Zu Anfang habe ich mich gefragt, warum du deinen Protagonisten so sympathisch zeichnest, aber mir ist dann sehr bald aufgegangen, wie er sich entscheiden wird. Eine Überraschung ist dir demnach nicht gelungen. Auf Ebene der Geshcichte mag das ein manko sein, da der Plot schnell zu durchscauen ist, aber für das Gefühl, das sie auslöst gibt es ein dickes Plus.
Du hast es geschafft Martins Leben derart harmonisch zu beschreiben, dass ich schon nach den ersten Zeilen in mir die Stimme rufen hörte: "Ich auch!"

Ob das Ende Wunschdenken ist mag jeder Leser für sich selbst entscheiden. Fakt ist, dass je mehr sagen, dies sei unwahrscheinlich, desto unwahrscheinlicher wird es auch *positives Gedankengut in die Welt send*


Schließlich wusste er, welchen Namen er in das freie Feld geschrieben hat. Und irgendwie wollte er es ihnen einfach noch nicht sagen. Oder nicht selbst sagen, so genau wusste er das auch nicht – komisch war ihm jedenfalls dabei.
Das klingt irgendwie seltsam, zudem scheint es mir unnötig zu sein. Bin beim Lesen auf jeden Fall drüber gestolpert. Kannst es dir ja noch mal anschauen...

Alles in Allem gerne gelesen

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Häferl,

worauf die Geschichte hinausläuft, ist relativ schnell zu erkennen. Da der Text nur daraus seine Spannung bezieht und du einige zu durchsichtige Schwenks einbaust, um den Leser doch noch in die Irre zu führen (der arme Rainer!), zieht sich die Geschichte für meinen Geschmack ein wenig.

Für jemanden, der mitten drin sitzt, in der kalten, zynischen und gnadenlosen Arbeitswelt liest sich dein Text (nicht nur wegen der Rohrpost - wo gibt es denn sowas noch?) sehr anachronistisch. Könnten eher die sechziger Jahre sein, die du da beschreibst.

Die Entscheidung deines Prots ist edel, verleiht der Geschichte eine Heile-Welt-Note, die ich in meinem Berufsleben nie erfahren habe und deshalb nicht nachvollziehen kann. Für mich wäre (nicht ganz ernst gemeint, bitte nicht böse sein) deshalb die Rubrik "Fantasy/Märchen" passender als "Gesellschaft". Aber es ist ja nie ganz ausgeschlossen, dass es solche aufrechten Typen noch gibt, auf dieser Welt.

Nach meinem Erfahrungen würde das Management der Firma bei dem Schritt, für den sich dein Prot entscheidet, zwei Stellen einsparen. Erst einmal die von ihm, und dann noch ZUSÄTZLICH eine weitere. Das ist die Wirklichkeit, wie ich sie kenne.

Geschrieben ist der Text ein wenig glanzlos, was aber bei diesem Thema fast Pflicht ist. Ich habe früher mal eine Weile dem "Werkkreis der Literatur" angehört, ein gewerkschaftlicher Zusammenschluss sehr politisch denkender und schreibender Literaten (weiß gar nicht, ob es die heute noch gibt), ein wenig hat mich dein Text an diese Zeit erinnert. Seufz.

Grüße von Rick

 

Hallo Hanniball!

Vielen Dank fürs Lesen, Loben und Kritisieren! :)

ungefähr so einen Rang wie beim Arbeitsamt, hm, oder beim Urologen. 220 bitte, 220!
Öhm, Du verwechselst mich glaub ich - da ist eine Null zuviel ... ;-)

Ich bin wirklich überrascht, welche Spannung man in einer "Gesellschafts"-Geschichte verbreiten kann. Ehrlich, in der Hälfte der Story hätte sie zumindest im Spanungs-Forum stehen können.
Das freut mich sehr!

Eine ganz klug gewählte Situation, und auch doch wieder nicht. Denn du hast nur den einen Ausweg, der mir ein wenig schal vorkommt und nicht konsequent. Andererseits, wenn man die Konstellation klassisch betrachtet und stilisiert, auf den Grundtenor beschränkt, ohne irgendwelche Überflüssigkeiten, verbreitest du mit diesem Ende natürlichen einen warmen Optimismus, der guttut und den man gerne glauben möchte.
Wieso kommt Dir der Ausweg denn schal und inkonsequent vor? :confused:
Und es werden schon auch die üblichen Lösungen angedeutet - die Dienstjüngsten oder die, die am meisten krank sind, zu nehmen. Aber wirklich in Betracht kommt das für den Protagonisten nicht.

Ich hätte mit dieser Ausgangslage nicht so ruhig agieren können, mir hätte es in den Fingern gejuckt, irgendwelche Spannungs-Kacke einzustreuen.
Also, die perfide Ader, daß er den Kollegen seine Entscheidung nicht gleich mitteilt, sondern sie noch schmoren läßt, hab ich eigentlich nur für die Spannung eingebaut.

Dadurch aber, dass du das nicht getan hast, dich völlig auf die Situation verlassen und dein Ding konsequent durchgezogen hast, gewinnt die Story.
:) Danke.

Entweder das Apostroph mit dem angehängten s oder das es müsste verschwinden. Sicher ein Flüchtigkeits-Überles-Fehler.
Äh, nein, das war ein offenbar mißlungener Versuch, Mundart anzudeuten, ohne wirklich Mundart zu schreiben. :D

Ich empfinde diese Wendung als eine Floskel, wie sie uns in den Zeitungen und Nachrichtenmagazinen um die Ohren gehauen wird, aber in einer Story, in der es um Menschen geht, nichts zu suchen hat. Man kann das sicher anders beschreiben.
Ich hab darüber gebrütet und hoffe, es paßt jetzt besser.

ins - sicherlich
Das kommt davon, wenn man hinterher etwas ändert, aber nicht weit genug schaut ...

Auch Deine restlichen Anmerkungen hab ich berücksichtigt - danke dafür! :)

Ich bin altes Eisen, nein, uraltes Eisen.
Am Arbeitsmarkt: ja. :p


Hallo Weltflucht!

Auch Dir danke fürs Lesen und Kommentieren!

ich fand die Geschichte nicht schlecht, hat mich aber auch nicht vom Hocker gerissen, das Ende habe ich genauso kommen sehen.
Hm. Wodurch genau hast Du das Ende denn kommen sehen?

Nun, es ist ein ernstes Thema und wir sind hier nicht in der Rubrik Humor, trotzdem etwas Esprit würde der Geschichte gut tun.
Nein, ich war mir schon beim Einbauen der Boshaftigkeit nicht sicher, ob das nicht für das Thema zuviel des Guten ist - ich will dem Thema schon noch seinen Ernst lassen.

werde mir beim nächsten Einkauf schon mal eine Urne zulegen, wäre doch der Renner bei Aldi, wo wir alle sparen müssen!
Ach, jetzt sind wir grad im zweiten Lebensdrittel - dem besten! Was sollen wir denn mit Urnen? ;-)


Hallo auch weltenläufer und Rick!

Euch beiden schon mal ein schnelles Danke - der Rest kommt irgendwann nach Sonnenuntergang! :)

Liebe Grüße euch allen,
Susi :)

 

Hallo Susi,

eine am Ende positive Geschichte aus dem weiten Arbeitsleben, Rohrpost haben wir bei uns auch noch im Einsatz, ich finde das Geräusch immer wieder sehr witzig, klingt wie Verdauungsprobleme :D

Allerdings habe ich Martin ein paar Sachen nicht abgenommen :
- wenn in dem Papier der GF so brisante Infos stehen, wie die Aufforderung, eine Person zu benennen, die entlassen wird, wieso lässt er das Blatt offen liegen ?
- wieso ist seine Reaktion auf die Aufforderung ein Urlaubsantrag ? Das erklärst Du zwar im Folgenden, doch beim lesen bin ich mehrmals daran gehakt, weil mir dieser Gedankengang zu quer war.
- wenn Martin über Personalfragen entscheiden kann, wie kann die GF dann seiner Entlassung zustimmen ? Und was ist mit seiner Abfindung, er dürfte sehr teuer sein, anders als der jüngste Single ohne Kinder im Unternehmen...

Rainer würde ich rausnehmen, es ist eh vorher ziemlich wahrscheinlich, daß er sich benennt, und mit dem Hinweis, daß es keiner der Anwesenden ist eigentlich validiert, Rainer ins Spiel zu bringen ist eine Verzögerungstaktik die man auch vermeidbare Länge nennen könnte. Ich jedenfalls nenne sie so, denn gleich im Folgeabsatz klärst Du ja endgültig auf.

Insgesamt eine freundliche Geschichte, die sich fast wie ein Märchen liest.

Grüße,
C. Seltsem

 

Hallo Häferl,

Zitat:
ich fand die Geschichte nicht schlecht, hat mich aber auch nicht vom Hocker gerissen, das Ende habe ich genauso kommen sehen.
Hm. Wodurch genau hast Du das Ende denn kommen sehen?

»Jetzt bin ich über dreißig Jahre im Betrieb, aber noch nie ist mir eine Entscheidung so schwer gefallen, und das vier Jahre vor meiner Pensionierung.«
ab hier, dann der Schrebergarten dazu und schon weiß ich, wie die Geschichte endet. Leider ist es beim Film im TV auch so, deswegen langweilen mich viele Filme.
Und das mit der Urne, meinst du wir können wirklich noch warten?:D
liebe Grüße Weltflucht

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber weltenläufer!

Freut mich sehr, daß Du auch diese Geschichte wieder gelesen hast! :)

es war schön deine Geschichte zu lesen, wartet sie doch mit einer heiteren Botschaft aus und löst sich damit angenehm ungezwungen aus dem Reigen ähnlicher kgs, die zumeist keine derart frohe Botschaft verkünden.
Kritik ist natürlich auch wichtig, und die kann sich nicht immer angenehm lesen, soll ja vielmehr weh tun. Aber man braucht auch positive Lichtblicke, um den Glauben daran, daß es auch anders geht, nicht aufzugeben. Und eigentlich schreibe ich ja viel lieber positive Geschichten, auch wenn meine Geschichtenliste das Gegenteil behauptet … :D

Zu Anfang habe ich mich gefragt, warum du deinen Protagonisten so sympathisch zeichnest, aber mir ist dann sehr bald aufgegangen, wie er sich entscheiden wird. Eine Überraschung ist dir demnach nicht gelungen. Auf Ebene der Geshcichte mag das ein manko sein, da der Plot schnell zu durchscauen ist, aber für das Gefühl, das sie auslöst gibt es ein dickes Plus.
Ich hab tatsächlich geglaubt, er wäre Euch Lesern zuerst eher unsympathisch, weil er sich so in Schweigen hüllt und dann auch noch schmunzelt und so – mein letzter Protagonist war praktisch vom selben Schlag, und bei dem kam es negativ rüber. : confused: [immer hab ich zu viele Smilies ...]
Aber das kann ich verschmerzen, wenn das positive Gefühl es ausgleicht. :-)

Ob das Ende Wunschdenken ist mag jeder Leser für sich selbst entscheiden. Fakt ist, dass je mehr sagen, dies sei unwahrscheinlich, desto unwahrscheinlicher wird es auch *positives Gedankengut in die Welt send*
Dabei bin ich da genaugenommen nur der Verstärker des Senders – erfunden ist nur das Wie bzw. das Füllmaterial, die Tatsache an sich hat einen realen Protagonisten, der mein Papa ist. Deshalb stört es mich auch überhaupt nicht, daß es fast alle für unwahrscheinlich halten, das macht mich im Gegenteil nur noch ein Stück stolzer auf ihn. Und so als Gegenstück zur berüchtigten Frau K. macht er sich doch ganz gut, nicht? :D

Das klingt irgendwie seltsam, zudem scheint es mir unnötig zu sein. Bin beim Lesen auf jeden Fall drüber gestolpert.
Ja, außerdem kam es an einer Stelle, wo er schon zuvor gegrinst hat, also zu spät auch noch. Hab den Anfang des Absatzes etwas verändert und die zitierte Stelle rausgenommen.


Hallo Rick!

Lieben Dank auch Dir fürs Lesen und Deine Meinung dazu! :)

und du einige zu durchsichtige Schwenks einbaust, um den Leser doch noch in die Irre zu führen (der arme Rainer!), zieht sich die Geschichte für meinen Geschmack ein wenig.
Gerade die Stelle mit Rainer sollte nicht nur dazu dienen, den Leser in die Irre zu führen (obwohl ich schon gehofft habe, es würde gerade an der Stelle gut funktionieren). Und ja: der arme Rainer! Was ich nämlich dabei auch zeigen wollte, ist die Gleichgültigkeit und Erleichterung der anderen, sobald es sie nicht selbst betrifft. Niemand würde etwas einwenden, weil es ihn dann wieder selbst betreffen könnte.

liest sich dein Text (nicht nur wegen der Rohrpost - wo gibt es denn sowas noch?) sehr anachronistisch. Könnten eher die sechziger Jahre sein,
Wie schon C. Seltsem bestätigt, gibt es schon noch Rohrpostsysteme, die im Einsatz sind. Ich weiß es auch von Siemens Wien und den Wiener Stadtwerken, und es war einfach praktisch für die Geschichte, weil der Urlaubsschein dadurch so schnell unterschrieben zurückkommen konnte. Außerdem gibt es in der Geschichte auch Tastaturen, wäre sie in den Sechzigern zuhause, wären das Schreibmaschinen geworden. Aber weil Martin ja gesagt hat, er sei zuhause erreichbar, sich dann aber im Garten aufhält, hab ich ihm jetzt noch ein modernes Funktelefon geschenkt. :-)
Die Entscheidung deines Prots ist edel, verleiht der Geschichte eine Heile-Welt-Note, die ich in meinem Berufsleben nie erfahren habe und deshalb nicht nachvollziehen kann. Für mich wäre (nicht ganz ernst gemeint, bitte nicht böse sein) deshalb die Rubrik "Fantasy/Märchen" passender als "Gesellschaft". Aber es ist ja nie ganz ausgeschlossen, dass es solche aufrechten Typen noch gibt, auf dieser Welt.
Es gibt sie schon, aber es sind zu wenige.

Nach meinem Erfahrungen würde das Management der Firma bei dem Schritt, für den sich dein Prot entscheidet, zwei Stellen einsparen. Erst einmal die von ihm, und dann noch ZUSÄTZLICH eine weitere. Das ist die Wirklichkeit, wie ich sie kenne.
Alle sind zum Glück nicht so, jedenfalls war die Geschäftsleitung im konkreten Fall nicht so fies. Das liegt vielleicht am starken Betriebsrat, ohne den es bestimmt noch mehr gewesen wären, vielleicht daran, daß der Betrieb zu wichtig für die Region ist und der Staat auch noch irgendwelche Eigentumsanteile und somit ein Wörtchen mitzureden hat. Damit will ich jetzt nicht sagen, daß alles auf den konkreten Fall zurechtgeschneidert sein muß, z. B. ist die Zahl derer, die den blauen Brief zu erwarten haben, auch fiktiv (die hab ich bewußt nicht nachrecherchiert), aber es sind natürlich österreichische Verhältnisse in der Geschichte, die Arbeitsmarktlage ist nicht gar so krass wie bei Euch (wobei das hier auch schon reicht), wir haben ein besseres Arbeitsrecht, stärkere Gewerkschaften und eine Arbeiterkammer als gesetzliche juristische Vertretung aller Arbeitnehmer (habt Ihr glaub ich nicht, oder?), die würden da sofort klagen, wenn die Vereinbarungen nicht eingehalten werden und der Betroffene oder der Betriebsrat sie darüber informiert.

Geschrieben ist der Text ein wenig glanzlos, was aber bei diesem Thema fast Pflicht ist. Ich habe früher mal eine Weile dem "Werkkreis der Literatur" angehört, ein gewerkschaftlicher Zusammenschluss sehr politisch denkender und schreibender Literaten (weiß gar nicht, ob es die heute noch gibt), ein wenig hat mich dein Text an diese Zeit erinnert. Seufz.
Was Du mit »glanzlos« meinst, ist mir nicht ganz klar – wenn Du mich aufklären würdest, könnte ich vielleicht noch etwas drüberpolieren?
Der Werkkreis klingt interessant, das war sicher eine spannende und lehrreiche Zeit für Dich, nicht? Und falls Du es mal rausfindest, ob es den noch gibt, würd ich mich freuen, wenn Du mir kurz schreibst. :-)


Hallo C. Seltsem!

Das freut mich ganz besonders, daß Du diese Geschichte auch gelesen hast und Deine Meinung gesagt hast! :)

ich finde das Geräusch immer wieder sehr witzig, klingt wie Verdauungsprobleme
:lol: – Ich hab das nur sehr entfernt in Erinnerung, selbst gearbeitet hab ich nie damit, kannst Du mir vielleicht eine bessere Beschreibung als »dumpf« spendieren? :-)

Allerdings habe ich Martin ein paar Sachen nicht abgenommen :
- wenn in dem Papier der GF so brisante Infos stehen, wie die Aufforderung, eine Person zu benennen, die entlassen wird, wieso lässt er das Blatt offen liegen ?
Da steht, daß er plötzlich dringend aufs Klo mußte – und geheimhalten hätte er es ja ohnehin nicht können. Vielleicht wollte er sogar, daß sie es selbst lesen? ;-)

- wieso ist seine Reaktion auf die Aufforderung ein Urlaubsantrag ? Das erklärst Du zwar im Folgenden, doch beim lesen bin ich mehrmals daran gehakt, weil mir dieser Gedankengang zu quer war.
Ich hab eingefügt, daß er vor so einer Entscheidung Ruhe brauchte.

- wenn Martin über Personalfragen entscheiden kann, wie kann die GF dann seiner Entlassung zustimmen ? Und was ist mit seiner Abfindung, er dürfte sehr teuer sein, anders als der jüngste Single ohne Kinder im Unternehmen...
Als er zur Geschäftsführung gerufen wurde, haben die natürlich mit ihm drüber gesprochen, aber er hat seine soziale Lösung offenbar überzeugend begründet. Ich hab aber jetzt noch eingefügt, daß er eine Stunde weg war, dann kann man sich wohl eher vorstellen, daß da etwas diskutiert wurde.
Und er konnte nicht über Personalfragen entscheiden, sondern sollte nur jemanden aus seiner Abteilung vorschlagen.
Die Abfertigung hätten sie ihm vier Jahre später sowieso zahlen müssen, und für die gibt es ja eine eigene Abfertigungsrücklage, dadurch ist das jederzeit gedeckt – jedenfalls in korrekt arbeitenden Firmen, was solche Großbetriebe und Konzerne eher sind als kleinere. Und wenn sie den Jüngsten rausschmeißen, schmeißen sie damit auch den mit dem niedrigsten Gehalt hinaus, wodurch die monatliche Einsparung geringer wäre. Ein Abteilungsleiter, der dreißig Jahre im Betrieb ist, ist nicht so billig, also vom laufenden Gehalt her gesehen die größere Einsparung.

Rainer würde ich rausnehmen,
Auch unter dem oben beschriebenen Aspekt?

Insgesamt eine freundliche Geschichte, die sich fast wie ein Märchen liest.
*freu*


Hallo nochmal, Weltflucht!

Danke fürs Nennen der betreffenden Stellen. Zumindest die vier Jahre hab ich da rausgenommen, weil sie ohnehin am Schluß noch einmal erwähnt werden (den hab ich auch gleich ein bisschen umformuliert), und die Benennung und Erklärung der perfiden Ader (daß er sie nur auskostet, wenn er um die anschließende Erleichterung des Gegenübers weiß) hab ich auch rausgenommen. Vielleicht hilft das ja schon ein bisschen.

Und das mit der Urne, meinst du wir können wirklich noch warten?
Ja, jetzt ist es auf jeden Fall noch zu früh. Bis Du sie dann benutzen willst, ist das Material spröde oder sie ist Dir schon dreimal hinuntergefallen und dann hast Du sie umsonst gekauft. Außerdem tut’s ja auch ein leeres Gurkenglas, das können dann Deine Ur-Urenkel bemalen und ein Guckloch lassen, falls sie schauen wollen, wie es Dir geht. :D


Danke nochmal an Euch alle fürs Lesen und Kritisieren,

schönen Sonntag und liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Susi,

mir hat die Geschichte stilistisch auch sehr gut gefallen - wie bei dir ja auch anders nicht zu erwarten. Zwei Formulierungen fand ich etwas seltsam, aber das ist sicher der kleine sprachliche Unterschied zwischen Österreich und Deutschland. Daher führe ich die jetzt hier nicht näher an.

Ein paar kleine Anmerkungen noch:

»Das muss ich jetzt erst einmal verdauen«, sagte er zu sich selbst, während er den Teller in den Geschirrspüler stellte. Dann zog er sich wieder an,
Hatte er nackt "gekocht" und gegessen? ;)

Am Abend des selben Tages traf er seine Entscheidung.
Die restliche Zeit verbrachte er gut gelaunt
Hier kannte ich schon die Entscheidung. Das ist sicher nicht von dir so gedacht, aber es ist echt zu offensichtlich.

Tja, und die 35 ist mir natürlich auch aufgestoßen. Immerhin ist das mein exaktes Alter. Ich denke, mit einer guten Ausbildung hat man damit hier immer noch ganz gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Böse wird es ab 45 - spätestens 50. Kleine Kinder haben bei dir nur die deutlich jüngeren. Zumindets in Deutschland gibt es aber einen deutlichen Trend, mit 35 bis Anfang 40 das erste Kind zu bekommen. Das wird schon völlig normal. Auch daher finde ich die 35 zu niedrig angesetzt.

Ansonsten nichts zu meckern. Nette Geschichte, deren Überraschungseffekt aber leider verpuffte.

Liebe Grüße
Kerstin

 

Liebe Häferl,

ab dem ersten Gespräch mit Karl war mir klar, wen Martin entlassen würde.
Seine Frage nach Tipps machte es dann sicher.
Ein bisschen bedaure ich ja, dass die Geschichte recht unrealistisch ist, denn wäre sie realistisch hätte Martin die Chance zu dieser Entscheidung nicht gehabt.
Der Reihe nach:

Papier der Werksleitung mit einem freien Feld, in das er bis Ende der Woche einen Namen einzutragen hatte.
Dieses Papier enthält mehr Informationen oder es wurden zuvor Parameter besprochen. Dabei geht es um einen Gehaltsbetrag, der mindestens eingespart werden muss, um die später auch erwähnte soziale Komponente. Zumindest in Deutschland muss dann bei einer solchen Entscheidung auch das Arbeitsamt der Sozialverträglichkeit zustimmen, schon, damit das Unternehmen selbst so schwer wie möglich verklagt werden kann.
Edit: Später las ich von 300 Entlassungen. Gibt es in Österreich etwas ähnliches wie hier Gewerkschaften und Betriebsräte? Bei einem Unternehmen dieser Größenordnung sind letztere auf alle Fälle auch eine Instanz, die nicht nur der Massenentlassung, sondern möglicherweise jedem einzelnen Namen zustimmen müssen (dürfte bei deiner Lösung natürlich kein Problem sein).
Nun weiß ich ja nicht, wann die Geschichte spielen soll, aber in Zeiten von E-mails ist Rohrpost eher unwahrscheinlich. Die Urlaubsanträge sind heutzutage meistens als Leerdokument auf dem Zentralserver, dort auszufüllen, auszudrucken und ungespeichert wieder zu schließen. Dann müssen sie aber trotzdem noch dem Abteilungsleiter vorgelegt werden. Da Martin das zu sein scheint, entfällt das natürlich.
Der zweiten Lade entnahm er einen Urlaubsschein, füllte ihn für die kommenden drei Tage aus und schickte ihn mittels Rohrpost zur Firmenleitung
Schon längst hatte er sich mit der Frage auseinandergesetzt, Massenentlassungen kannte man seit Jahren aus den Zeitungen,
Bei Massenentlassungen müssen normalerweise mehr als ein Mitarbeiter gehen - auch pro Abteilung. Wenn sie an Dreiertischen sitzen, kann man von mindestens sieben Mitarbeitern inkl. Martin ausgehen. Da wäre bei Massenentlassungen mindestens zwei dran.
Ein dumpfes Geräusch hinter ihm kündigte die Rohrpost an. Er entnahm der Rolle seinen genehmigten Urlaubsschein
Ich habe zwei Massenentlassungen hinter mir. In beiden Fällen hatten die Abteilungsleiter in dieser Zeit Urlaubssperre.
Wäre er nicht vorbereitet gewesen, hätte er sich verschluckt. »… dem Arbeitsmarkt-Frühwarnsystem dreihundert Mitarbeiter zur Kündigung angemeldet.
Wenn es sich dabei um 300 Mitarbeiter von Martins Firma handelt, erscheint mir der eine in seiner Abteilung erst recht zu wenig. Denn es sagt auch etwas über die Größe der Firma aus. Mittelständische Unternehmen entlassen im ersten Schritt ungefährt ein Viertel, im zweiten (wenn notwendig) noch mal ein Drittel der Belegschaft.
steckte es in den Behälter für die Rohrpost und sendete es ab.
nee, selbst, wenn er sich auf das Formular geschrieben hat, geht das nicht einfach per Rohrpost.
Okay, es geht dir um die menschliche Seite, aber es bleiben schön Fragen offen. Zum Beispiel die einer Abfindung, die er mit dieser freiwilligen Lösung eventuell riskiert. Auch finden Massenentlassungen normalerweise zugunsten von Unstrukturierungen statt. Entlässt er sich selbst, muss er entweder einen Nachfolger einarbeiten oder läuft Gefahr, dammit gleich die ganze Abteilung mitzureißen.

Vielleicht sind in Österreich die Gesetze anders, für deutsche Verhältnisse ist es im Grunde ein schönes und wünscheswertes Sozialmärchen, in dem der böse Wolf nicht böse sein will und sich stattdessen lieber gleich selbst die Baggersteine in den Bauch legt.
Die Realität sieht leider anders aus.

Lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Häferl,

noch einmal kurz zu den Punkten, die eines Nachwortes bedürfen:

Im Nachhinein ist "glanzlos" vielleicht nicht ganz so treffend formuliert. Ersetzen wir es einfach mal durch nüchtern. Ist auch in dem Sinne keine wirkliche Kritik, einfach nur eine Erkenntnis, dass diese Zurückhaltung sehr häufig speziell bei Texten über die Arbeitswelt anzutreffen ist.

Das mit der Rohrpost (sie begegnete mir zuletzt in den 80er Jahren) ist also wirklich noch in einigen Betrieben vorzufinden? Da bin ich echt baff! Ich arbeite in der Medienbranche, da gibt's das nicht (mehr).

Ob es den "Werkkreis der Literatur" noch gibt, weiß ich nicht. Ich habe mich da nie so wohl gefühlt, die hatten immer ihre gradlinige schriftstellerische Marschroute in Thema und Stil, da war ich eher ein exotischer Außenseiter.

Deinen Text hätten sie toll gefunden, wenn du noch deutlich gemacht hättest, das dein Prot aufrechter Gewerkschafter ist. Jedenfalls damals, als ich da noch mitgewirkt habe.

So, das wär's!

Grüße von Rick

P. S. Hab mal gegoogelt, es gibt ihn tatsächlich noch, den guten alten Werkkreis für Literatur.

 

Hallo Susi!

Auch ich habe recht bald gemerkt, wen Martin entlassen würde. Das tut deiner Geschichte aber aus meiner Sicht keinen Abbruch. Nur, wenn du es tatsächlich als sozialkritischen Beitrag angedacht hast, dann scheitert die Geschichte mMn an der menschlichen Realität.
Als schön geschriebene, soziale Wunschvorstellung hat es mir aber gut gefallen.

Ganz liebe Grüße,
Manuela :)

 

hallo häferl,

von gutmenschen zu lesen ist nicht so einfach,

Bei diesem Wort "Gutmenschen" rollen sich mir schon die Fußnägel hoch.

Insgesamt sagt dein Beitrag eine Menge über dich und deine Einstellung aus, Walliebhaber. Davon abgesehen ist aber ein solcher Hinweis:

keine geschichte, eigentlich, sondern ein traktat, das in jeder hinsicht einer längst vergangenen zeit angehört.
schlicht falsch. 1. handelt es sich sehr wohl um eine Geschichte, 2. gibt es immer noch Menschen mit einer sozialen Einstellung. Dazu zählen sicher mindestens drei Viertel der ehrenamtlich Tätigen, dazu diejenigen, die sich sagen: "Hey, essen wir nächsten Sonntag halt nur Kartoffeln und Spinat und verzichten auf das Schnitzel, um etwas Geld an Bedürftige geben zu können" (und vor denen ich 1.000 Mal mehr den Hut ziehe als vor dem Milliardär, der zur reinen Gewissenberuhigung oder für die gute Publicity eine Million aus seiner Portokasse lockermacht) und viele andere mehr.

Egal, es gibt solche und solche Meinungen. Dass viele soziale "Hilfsprojekte" beispielsweise nicht besonders hilfreich sind, weil sie komplett am Bedarf vorbeilaufen oder zum Teil sogar das Gegenteil dessen bewirken, was sie eigentlich erreichen wollen, weil sie schlicht schlecht geplant sind - okay. Dass somit nicht jedes soziale Engagement zu unterstützen ist - auch okay. Aber grundsätzlich zu sagen, dass soziales Engagement falsch und doof und uncool und bekloppt und antiquiert ist - nicht okay. Die Welt besteht (zum Glück) auch heute noch nicht ausschließlich aus selbstverliebten Egoisten, die über Leichen gehen, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Auch wenn wir auf dem besten Weg dorthin sind ...

 

Hallo katzano!

Du hast mich gestern mit Deiner Kritik aus einem kurz davor plötzlich auftauchenden Tief herausgeholt, deshalb sag ich erst einmal dafür danke und dann auch noch fürs Lesen und Kommentieren, und es freut mich, daß sie Dir gefallen hat! :)

Hatte er nackt "gekocht" und gegessen?
Hehe – ich lasse ihn jetzt die Schuhe wieder anziehen.
Hier kannte ich schon die Entscheidung. Das ist sicher nicht von dir so gedacht, aber es ist echt zu offensichtlich.
Hm, daran ändert wohl auch die Änderung auf …
Am Abend des selben Tages, nachdem er alle Möglichkeiten noch einmal durchgedacht hatte, traf er seine Entscheidung.
Die restliche Zeit verbrachte er erleichtert und gut gelaunt von morgens bis abends in seiner kleinen Idylle.
… nichts, oder? Ich fürchte, ich krieg das nicht mehr weg. Andererseits ist es aber auch nicht so schlimm, wenn man es schon vorher ahnt, oder? Ist ja kein Krimi. ;-)

Tja, und die 35 ist mir natürlich auch aufgestoßen. Immerhin ist das mein exaktes Alter. Ich denke, mit einer guten Ausbildung hat man damit hier immer noch ganz gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Ja, mit einer guten Ausbildung, sprich Studium oder Fachhochschule, ist das natürlich ein bisschen nach oben versetzt, aber das sind ja eher Sachbearbeiter, tw. mit einer kaufmännischen Lehre, Handelschule oder Matura, und mit dem Grad der Ausbildung sinkt auch das Alter, bis zu dem man für den Arbeitsmarkt attraktiv ist, zumal mit zunehmendem Alter auch Vordienstzeiten etc. angerechnet werden müssen (je nach Kollektivvertrag beim Lohn/Gehalt, mindestens aber bei der Höhe des Urlaubsanspruches), jünger ist also billiger. Jemand, der nach der Pflichtschulzeit eine Lehre macht, ist mit 18 oder 19 ausgelernt, hat also dann, wenn der Student seine Ausbildung abschließt, bereits eine brauchbare Praxis hinter sich, dadurch verschiebt sich auch das Alter, in dem man am attraktivsten ist bzw. ab dem eben man zum alten Eisen gehört.

Kleine Kinder haben bei dir nur die deutlich jüngeren. Zumindets in Deutschland gibt es aber einen deutlichen Trend, mit 35 bis Anfang 40 das erste Kind zu bekommen.
Ich hab zwar nicht geschrieben, daß die älteren Angestellten keine Kinder haben, da werden sie nur nicht erwähnt, weil für den Protagonisten der Grund, daß sie keine Chance mehr haben, schon schwer genug wiegt (er hat sie nicht nach Kinder/keine Kinder, sondern nach jung/älter getrennt), aber davon abgesehen halte ich den Trend des späten Kinderkriegens auch für einen der gehobenen Klasse, die nicht in diesem Büro sitzt. ;-)


Lieber sim!

Auch Dir vielen lieben Dank fürs Lesen und Meinung-Spendieren! :)

ab dem ersten Gespräch mit Karl war mir klar, wen Martin entlassen würde.
Ich werd’s wohl nicht mehr los …

Ein bisschen bedaure ich ja, dass die Geschichte recht unrealistisch ist, denn wäre sie realistisch hätte Martin die Chance zu dieser Entscheidung nicht gehabt.
Doch, hatte er. Nicht die des endgültigen Entscheidens, aber die des Vorschlagens, und er war sich sicher, daß sie seinen Vorschlag annehmen, weil er auch mit seinen Vorgesetzten ein gutes Verhältnis hatte.

Dabei geht es um einen Gehaltsbetrag, der mindestens eingespart werden muss, um die später auch erwähnte soziale Komponente. Zumindest in Deutschland muss dann bei einer solchen Entscheidung auch das Arbeitsamt der Sozialverträglichkeit zustimmen, schon, damit das Unternehmen selbst so schwer wie möglich verklagt werden kann.
Edit: Später las ich von 300 Entlassungen. Gibt es in Österreich etwas ähnliches wie hier Gewerkschaften und Betriebsräte? Bei einem Unternehmen dieser Größenordnung sind letztere auf alle Fälle auch eine Instanz, die nicht nur der Massenentlassung, sondern möglicherweise jedem einzelnen Namen zustimmen müssen (dürfte bei deiner Lösung natürlich kein Problem sein).
Natürlich freuen sie sich über die Einsparung des hoch bezahlten Mitarbeiters, und das ganz ohne Probleme. Sie wären doch dumm, wenn sie das Angebot nicht annehmen würden. Und bei jemandem, der selbst zustimmt, wird sich auch kein Betriebsrat aufregen, was bei leitenden Angestellten aber (lt. Arbeitsverfassungsgesetz) sowieso entfällt (offenbar geht man davon aus, daß die sich selbst zu wehren wissen).
Die Meldung ans Arbeitsamt beinhaltet keine Namen, aber (lt. § 45a AMFG) »die Zahl und Verwendung, … das Alter, das Geschlecht, die Qualifikation und die Beschäftigungsdauer der von der beabsichtigten Auflösung der Arbeitsverhältnisse voraussichtlich betroffenen Arbeitnehmer«. Zur Zeit der Meldung müssen also noch keine Namen feststehen, es geht hier bloß um Richtwerte, und wenn es Abweichungen in eine sozial verträglichere Richtung gibt, regt sich sicher niemand auf. Was sich nicht (nach oben) ändern darf, ist die Zahl.
Gut, theoretisch kann die Meldung erst erfolgen, wenn die Antworten der Abteilungsleiter gesammelt und mit dem Betriebsrat abgestimmt sind, aber das übergehe ich zugunsten der Kürze der Geschichte und weil sich »normale« ;-) Menschen sowieso mit solchen Details nicht so auskennen.

Nun weiß ich ja nicht, wann die Geschichte spielen soll, aber in Zeiten von E-mails ist Rohrpost eher unwahrscheinlich.
Im Thread wurden schon drei Betriebe genannt, in denen noch immer Rohrpost im Einsatz ist. Man spart sich z. B. das Herumrennen mit Zetteln, auf die eine Unterschrift muß, was per Mail ja schlecht geht. ;-)
Hat man bei uns z. B. bei der Stromabrechnung eine größere Nachzahlung und kann sie nicht auf einmal zahlen, geht man zum Kundendienst von Wienstrom, wo der Kundendienstmitarbeiter die Ratenvereinbarung ausdruckt, vom Kunden unterschreiben läßt und mittels Rohrpost in die Buchhaltung oder wasweißichwohin schickt, von wo es binnen weniger Minuten wieder mit Stempel und Unterschrift zurück ist. In diesen Minuten ist der Kundendienstmitarbeiter nicht mit einem Zettel im Haus herumgelaufen, sondern hat den nächsten Kunden bedient.

Bei Massenentlassungen müssen normalerweise mehr als ein Mitarbeiter gehen - auch pro Abteilung. Wenn sie an Dreiertischen sitzen, kann man von mindestens sieben Mitarbeitern inkl. Martin ausgehen. Da wäre bei Massenentlassungen mindestens zwei dran.
Nein, nein, bei so einer Quote wären das noch mehr gewesen – der Betrieb hatte ca. acht- bis zehntausend Mitarbeiter, wobei am meisten in der Produktion eingespart wurde. Also ich schreib das mal zu den Fernsehnachrichten dazu, damit die Rechnung stimmt. ;)

Ich habe zwei Massenentlassungen hinter mir. In beiden Fällen hatten die Abteilungsleiter in dieser Zeit Urlaubssperre.
Jetzt schreibt er seine Begründung drauf:
Der zweiten Lade entnahm er einen Urlaubsschein, füllte ihn für die kommenden drei Tage aus, vermerkte als PS »brauche Zeit und Ruhe zur Entscheidungsfindung« und schickte ihn mittels Rohrpost zur Firmenleitung.

Okay, es geht dir um die menschliche Seite, aber es bleiben schön Fragen offen. Zum Beispiel die einer Abfindung, die er mit dieser freiwilligen Lösung eventuell riskiert. Auch finden Massenentlassungen normalerweise zugunsten von Unstrukturierungen statt. Entlässt er sich selbst, muss er entweder einen Nachfolger einarbeiten oder läuft Gefahr, dammit gleich die ganze Abteilung mitzureißen.
Natürlich schult er noch seinen Nachfolger ein – das sagt er jetzt auch am Schluß.

Vielleicht sind in Österreich die Gesetze anders, für deutsche Verhältnisse ist es im Grunde ein schönes und wünscheswertes Sozialmärchen, in dem der böse Wolf nicht böse sein will und sich stattdessen lieber gleich selbst die Baggersteine in den Bauch legt.
Die Realität sieht leider anders aus.
Gut, in diesem Fall war auch der Zufall im Spiel, daß es für den Protagonisten so schön gepaßt hat, aber es ist trotzdem ein Beispiel dafür, daß es auch so geht, wenn nicht immer alle so gierig wären. Ich selbst hatte eine Kollegin, die hätte schon längst in Pension gehen können, aber sie blieb noch, denn sie hatte eine Broschüre der Pensionsversicherung, mithilfe der sie immer nachgerechnet hat, wieviel mehr Pension sie bekommt, wenn sie noch ein paar Monate und noch ein paar Monate länger bleibt. (Als sie dann endlich ging, ist sie am Tag darauf gestorben …)


Hallo Rick!

Danke fürs nochmalige Melden! :)

Im Nachhinein ist "glanzlos" vielleicht nicht ganz so treffend formuliert. Ersetzen wir es einfach mal durch nüchtern. Ist auch in dem Sinne keine wirkliche Kritik, einfach nur eine Erkenntnis, dass diese Zurückhaltung sehr häufig speziell bei Texten über die Arbeitswelt anzutreffen ist.
Danke für die Präzisierung – so stört es mich nicht, denn ich finde das für kritische Themen auch passend. :-)

Das mit der Rohrpost (sie begegnete mir zuletzt in den 80er Jahren) ist also wirklich noch in einigen Betrieben vorzufinden?
Neu installiert wird sowas wohl nirgends mehr, aber solange eine bestehende Anlage funktioniert, spricht nichts dagegen, sie noch zu verwenden. ;-)

die hatten immer ihre gradlinige schriftstellerische Marschroute in Thema und Stil, da war ich eher ein exotischer Außenseiter.
Ui, das klingt streng!

Deinen Text hätten sie toll gefunden, wenn du noch deutlich gemacht hättest, das dein Prot aufrechter Gewerkschafter ist. Jedenfalls damals, als ich da noch mitgewirkt habe.
Ja, er könnte zwischendurch allen, die noch kein Gewerkschaftsmitglied sind, eine Beitrittsanmeldung in die Hand drücken, die diese eiligst ausfüllen, damit sie nicht womöglich deshalb rausgeschmissen werden, weil sie keine Gewerkschaftsmitglieder sind … :D

P. S. Hab mal gegoogelt, es gibt ihn tatsächlich noch, den guten alten Werkkreis für Literatur.
Danke, Du scheinst aber nicht gerade Werbung dafür machen zu wollen … ;-)


Liebe Manuela!

Danke auch Dir fürs Lesen und Kommentieren meiner Geschichte!

Auch ich habe recht bald gemerkt, wen Martin entlassen würde. Das tut deiner Geschichte aber aus meiner Sicht keinen Abbruch.
Ja, ich gewöhne mich schon daran. ;-) Ich hatte zwar gehofft, daß es bis zum Rainer funktioniert, aber es macht nichts, wenn es das nicht tut.

Nur, wenn du es tatsächlich als sozialkritischen Beitrag angedacht hast, dann scheitert die Geschichte mMn an der menschlichen Realität.
Wie schon weiter oben gesagt, das Grundgerüst der Geschichte ist real, auch wenn es nicht viele Menschen gibt, die so denken. Und ja, ich wünsche mir, daß es mehr solche Menschen gibt.

Als schön geschriebene, soziale Wunschvorstellung hat es mir aber gut gefallen.
Freut mich, danke! :)


Danke nochmal an Euch alle,

liebe Grüße,
Susi :)


Ach, da ist inzwischen noch was gekommen:

Danke katzano! :)

Hallo bluefin!

von gutmenschen zu lesen ist nicht so einfach, vor allem, wenn ein konstrukt wie das deine erkennbar bemüht ist, den ton eines 70er-jahre-kirchengeminedeblattes zu treffen. du bedienst zu viele tastaturen gleichzeitig dabei; man hört die rechenmaschinen klappern.
Tut mir wirklich leid, daß ich dir das Leben so schwer mache.

abteilungsleiter, die in großraumbüros brisante briefe offen herumliegen lassen, wenn sie pipi machen gehen, sind keine guten,
So schwarz-weiß ist die Welt doch am Schönsten, gell?

und wenn sie helter-skelter eine woche urlaub nehmen können, um im kleingarten bei käsetoast und bier kontemplieren zu können, sind sie nicht wichtig.
Oder so wichtig, daß man es ernst nimmt, wenn sie etwas in Ruhe überlegen wollen.

witzig wäre vielleicht gewesen, bei der werksleitung das wissen vorauszusetzen, ein typ wie dieser würde so reagieren, und dass man ihn dergestalt indirekt (und preiswert) entsorgen wollte.
Da die Geschichte ein reales Gerüst hat, kann ich dich beruhigen: Er verstand sich mit seinen Vorgesetzten ausgezeichnet, es gab sogar private Kontakte.

leider aber konfrontierst du uns nur mit dem inneren dieses (angejahrten) altruisten, der vor lauter glück über sich selbst und seinen guten charakter eine ganze woche beschaulich im schrebergarten sandelt, bis zur seligsprechung am ende.
Erstens nimmt er sich den Urlaub, um seine Entscheidung in Ruhe zu treffen, zweitens freut er sich vor allem über die gewonnene Zeit zum Freiheit-Leben, und drittens darf jemand, der so etwas macht, auch ein bisschen stolz sein. Zumindest besteht kein Grund, darüber zu schweigen, oder meinst du, er müßte sich jetzt schämen?

Ich bin mir nicht sicher, ob du die Bedeutung dieses Wortes überhaupt kennst.


mich persönlich außen vor zu lassen und meine von dir vermuteten "einstellungen" die meinen sein zu lassen.
»vermutete Einstellungen«? Du präsentierst sie doch in deinem Kommentar.

wenn eine "geschichte" als verstaubtes traktat daherkommt wie diese, sollte man das kritisch anmerken dürfen, auch ohne dass man perönlich angepinkelt wird
Dann darf ich dich gleich vorwarnen: Ausnahmslos alle meine Geschichten sind verstaubte, linke, für das Kirchenblatt zurechtgeschneiderte Traktate, mit denen du dir nur das Leben sinnlos erschwerst. Lies sie am besten gar nicht – ich habe auch nicht vor, mich mit dem Badeschaum von dir und rosenrot, von dem nichts bleibt, aufzuhalten.

 

soweit liegen wir gar nicht auseinander, katzano
Falsch.

bluefin schrieb:
auch du begreifst den text ja als traktat, nicht als kg, wie dein aufgeregt-sozialistisches statement beweist.
Nein, ich sehe eine Geschichte. Meine Einwände und Ausführungen bezogen sich jedoch einzig und allein auf deinen Kommentar zu dieser Geschichte. Und meine persönliche Einstellung ist weitaus differenzierter, als du sie dir hier ausmalst, aber das ist ebenso meine Sache, wie deins deine Sache ist.

bluefin schrieb:
auch ohne dass man perönlich angepinkelt wird wie von dir.
Ich pinkele nie in der Öffentlichkeit. :)

 

Hallo Susi,

Mit dem Titel Die schwere Entscheidung und die kleine, perfide Ader kann ich im Zusammenhang mit dem Text nichts angangen, weil ich eine gewisse Niedertracht an keinem Protagonisten gesehen habe. Das Wort perfide im Sinne von heimtückisch und gemein, das zwar durch das Wort klein ein wenig Milde erhalten soll, passt nicht zu der Entscheidung, die einem Vorgesetzten zwar schwer fallen kann, aber nicht muss.

Es wurde schon angemerkt, dass diese Geschichte ein wenig "angestaubt" im Sinne von betagt sei. Diesen Eindruck hatte ich leider auch.
Schöner wäre es, wenn die Geschichte arbeitstechnisch lebensnaher an das Heute erzählt wäre. Ich hätte leichter Bezug nehmen können auf die gesellschaftliche Kritik, die in der Geschichte steckt. So kann ich jetzt nur vermuten, du meinst die heutige demografische Situation, die seit Anfang 2007 in Deutschlands Gesetzesgebung zur Folge hat, dass Arbeitnehmer ohne Abschläge in die Rente erst ab 67 gehen können, es sei sie haben bis 65 schon 45 Jahre gearbeitet. Leider hat man bei diesen rentenpolitisch gewollten Wandel vergessen, dass die Arbeitsmarktsituation (insbesondere 43+) nicht rosig ist.
In deiner Geschichte ist dies mit eingeflossen (das hat mir gefallen),
wenn auch ein wenig aus naiver Sicht des Protagonisten erzählt.
Er kann sich sogar freuen, dass er eine gute Pension hat (was die jüngeren in seinem Alter später nicht haben werden. Vielleicht ist das die perfide Ader?

Oder hast du die Massenentlassungen (aus Profitgier, Konsolidierung der Global Players) mit der Geschichte beäugen wollen? Aber auch dafür finde keine Anhaltspunkte, die das untermauern könnten.

Stilistisch habe ich nichts anzumerken.

LG
Goldene Dame

 

rosenrot schrieb:
deine Geschichte habe ich jetzt mehrfach gelesen. Sie hat mich nachdenklich gemacht, den Titel betreffend.
Na immerhin - jeder fängt klein an.

Was meinst Du mit „eine schwere Entscheidung“?

In meinen Augen ist das für den Boss die einfachste Lösung.

Er ist nicht der "Boss", sondern ein Abteilungsleiter, also auch ein Angestellter. Das sollte bei mehrfachem Lesen doch rübergekommen sein.

Er hat nicht mehr lange bis zur Rente, verdient vermutlich am meisten, schätzt dabei ein bescheidenes Leben, liebt seinen Garten, kann sich bis an sein seliges Ende wohl fühlen und alle seine ehemaligen MitarbeiterInnen zu Freunden haben als der, der den Kelch auf sich genommen hat, damit er an ihnen vorübergehe. Bei der Arbeit fehlt er vermutlich auch nicht, so schnell, wie er in Urlaub abdüsen kann.
Willst du mir jetzt erzählen, daß es für jeden anderen selbstverständlich gewesen wäre, so zu handeln?
Und er "düst nicht in Urlaub ab", sondern ist nur drei Tage, und das bei telefonischer Erreichbarkeit, zuhause. Wenn du die Geschichte "mehrfach" gelesen hast, hätte dir das auffallen müssen.

Wie er selbst richtig feststellt, hat er für niemanden mehr zu sorgen außer für sich selbst.
Ja, und weiter? Lebst du irgendwo, wo jeder, der nur für sich selbst zu sorgen hat, automatisch gern auf etwas verzichtet? Er hätte auch noch neun Jahre weiter sein gutes Gehalt verdienen können, weitersparen und später eine umso höhere Pension haben können.
Wenn es da, wo du lebst, keine Menschen gibt, denen das eigene Geldbörsel näher ist, sondern nur solche, die immer gerne zugunsten anderer verzichten, dann gilt meine Kritik natürlich nicht für dort und es ist verständlich, daß du den Titel nicht verstehst.

Was hat er mit seiner „schweren Entscheidung“ erreicht? Vom betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkt aus gesehen hat er die Person gewählt, bei deren Kündigung das meiste Gehalt eingespart wird.
Was er trotzdem nicht müssen hätte. Hätten sie ihn loswerden wollen, hätten sie ihn wohl nicht erst gefragt, wen er vorschlägt.

Persönlich hat er sich aus einer Arbeitssituation zurückgezogen, die zunehmend unkomfortabler zu werden droht und in der von Vorgesetzten zukünftig mehr solcher Entscheidungen gefordert werden, was natürlich nicht möglich ist, ohne schuldig zu werden.
Es ging ihm sicher nicht darum, sich vor weiteren Entscheidungen zu drücken. Wenn man von seinem eigenen sozialen Denken überzeugt ist, wird man in der Regel auch gern Entscheidungen treffen, selbst, wenn sie unangenehm sind, bevor es jemand mit weniger sozialem Denken tut. - Das war also sicher nicht sein Motiv und entspringt nur deinem eigenen Denken, nicht aus meiner Geschichte.

Mir hätte es imponiert, wenn Dein Prot. sich nicht in die Hosen gemacht, sondern seine sämtlichen kreativen und kommunikativen und sonstigen Fähigkeiten, flankiert von seiner langjährigen Erfahrung, dafür eingesetzt hätte, alle seine MitarbeiterInnen in Lohn und Brot zu halten, und noch einen dazu.
Dann wäre es wirklich ein Märchen. Außerdem hat er sich nicht »in die Hosen gemacht«, ich sehe nicht, wie du dazu kommst, so etwas zu behaupten. Und nein, ich will darauf keine Antwort von dir, jedenfalls werde ich mich mit deinen polemischen Kommentaren nicht weiter auseinandersetzen.


des autors bzw. seiner helferin aufgehalten, die mir nun - ungebeten und schrill - unter die nase gehalten werden.
katzano hat ihre Meinung gesagt, wofür ich ihr sehr dankbar bin, aber sie deshalb als meine »Helferin« abzustempeln ist schon ziemlich schräg. Daß sie das »schrill« getan hätte, kann ich nicht nachvollziehen, ich fand es sehr freundlich, wie sie dir geantwortet hat; jedenfalls gemessen an dem, wie du in den Wald hineingerufen hast.

wenn ein text so unstimmig-moralinsauer daherkommt wie der fragliche, sollte man das sagen dürfen, ohne dafür als krummer hund gelten zu müssen:
Natürlich, und ich setze mich auch mit jeder Kritik auseinander – soferne sie sachlich ist und nicht so polemisch wie deine und rosenrots.

Und spar dir dein »peace«, das im Schatten solcher Beiträge einfach nur lächerlich wirkt.

Hallo Goldene Dame!

Danke schon mal fürs Lesen – mit Deiner Antwort setze ich mich morgen Abend in Ruhe auseinander, jetzt will ich endlich mal zum Lesen kommen. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Goldene Dame!

So, jetzt komm ich mal zu Deiner Antwort – gestern war ich leider zu k.o., nachdem ich bei der Aufführung des Schulchors mit einer zweiten Mutter und ein paar Kindern das Buffet gemacht hab. Wußte gar nicht, wie schwer 2-l-Flaschen werden können, wenn man ein paar hundert Becher damit befüllt. Ich glaub, ich krieg gerade Muskelkater im rechten Arm … :shy:

Mit dem Titel Die schwere Entscheidung und die kleine, perfide Ader kann ich im Zusammenhang mit dem Text nichts angangen, weil ich eine gewisse Niedertracht an keinem Protagonisten gesehen habe. Das Wort perfide im Sinne von heimtückisch und gemein, das zwar durch das Wort klein ein wenig Milde erhalten soll, passt nicht zu der Entscheidung, die einem Vorgesetzten zwar schwer fallen kann, aber nicht muss.
Ich glaub, wir haben verschiedene Auffassungen des Begriffs »perfid«, bzw. liegt es wohl allgemein an der doch leicht unterschiedlichen Mentalität von Österreichern und Deutschen. Es muß etwas nicht ernsthaft böse oder niederträchtig gemeint sein, um »schön perfid« zu sein. Das Perfide besteht einfach darin, daß er die Kollegen noch zittern läßt – das ist gemein, aber er würde es nicht machen, hätte er sich tatsächlich für einen von ihnen entschieden. Ich hatte das auch ursprünglich deutlich so drinstehen, jedoch fanden es die anderen Kritiker als zu offensichtlich auf das Ende hindeutend, also hab ich es wieder rausgenommen. Vielleicht nehme ich es noch aus dem Titel, dazu kann ich mich aber noch nicht so recht entschließen, da die perfide Ader ja trotzdem drin ist, wenn auch nicht mehr so deutlich, und sie ist nichts anderes, als die emotionale Reaktion des Protagonisten auf die ihn betreffenden Veränderungen. Von heute auf morgen so einen lebensverändernden Entschluß zu fassen, geht an niemandem spurlos vorbei, und äußert sich oft in scheinbar unmotivierten Handlungen, die dazu dienen, die Emotionen abzulenken.

Es wurde schon angemerkt, dass diese Geschichte ein wenig "angestaubt" im Sinne von betagt sei. Diesen Eindruck hatte ich leider auch.
Schöner wäre es, wenn die Geschichte arbeitstechnisch lebensnaher an das Heute erzählt wäre.
Meiner Erfahrung nach investieren Produktionsbetriebe, die offensichtlich finanziell nicht so gut dastehen und obendrein vor allem am technischen Sektor, also bei den Produktionsanlagen, mithalten müssen, nicht unbedingt gerne in die Modernisierung des Bürobetriebs. Wobei ich nicht sehe, was denn verstaubt ist, wenn die Angestellten mit Computern arbeiten. Auch Großraumbüros sind eher eine modernere Zeiterscheinung und haben nichts von »angestaubt«.
Nur so nebenbei: Als unsere Krankenkassa aufgrund einiger Änderungen erst die Dienstgeber, dann die Ärzte zur digitalen Datenübermittlung gezwungen hat, haben erst die Kleinbetriebe, dann die Ärzte gejammert, dass sie bisher ganz gut ohne Computer ausgekommen wären und sich nun extra dafür einen zulegen mußten. – Es ziehen also keineswegs immer gleich alle mit sämtlichen Modernisierungen mit, nur weil es die Möglichkeit dazu gibt. Viele tun es erst, wenn sie dazu gezwungen werden. Daher sehe ich keinen Anlaß, einen Betrieb, der Arbeitnehmer entlassen muß, moderner zu schildern als ein gewisses Mindestmaß.

Ich hätte leichter Bezug nehmen können auf die gesellschaftliche Kritik, die in der Geschichte steckt. So kann ich jetzt nur vermuten, du meinst die heutige demografische Situation, die seit Anfang 2007 in Deutschlands Gesetzesgebung zur Folge hat, dass Arbeitnehmer ohne Abschläge in die Rente erst ab 67 gehen können, es sei sie haben bis 65 schon 45 Jahre gearbeitet. Leider hat man bei diesen rentenpolitisch gewollten Wandel vergessen, dass die Arbeitsmarktsituation (insbesondere 43+) nicht rosig ist.
In deiner Geschichte ist dies mit eingeflossen (das hat mir gefallen),
wenn auch ein wenig aus naiver Sicht des Protagonisten erzählt.
Ich weiß nicht, wie Du auf die Idee kommst, daß ich mich als Österreicherin – und die Tatsache ist Dir ja nicht unbekannt – mit der deutschen Rentenreform auseinandersetzen könnte. Wie sehr für den Mittelpunkt der Welt muß man sich dafür (als Staat) halten? :confused:

Es ging mir darum, daß man mit ein bisschen sozialem Denken und Solidarität, im Sinne von selbst auf etwas zu verzichten, wenn dadurch für andere ein kleinerer Schaden entsteht, zu menschlicheren Lösungen finden kann, als es allgemein üblich ist. Um das aufzuzeigen, ist es völlig egal, wo und wann die Geschichte spielt, und wenn Du sie als angestaubt lesen willst, kannst Du das gerne tun, die Botschaft bleibt die gleiche.

Danke nochmal fürs Lesen und Deinen Kommentar,

liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo susi,

häferl schrieb:
Ich weiß nicht, wie Du auf die Idee kommst, daß ich mich als Österreicherin – und die Tatsache ist Dir ja nicht unbekannt – mit der deutschen Rentenreform auseinandersetzen könnte. Wie sehr für den Mittelpunkt der Welt muß man sich dafür (als Staat) halten?

Alle die davon betroffen sind (Jahrgang 1964 und jünger haben durchaus Interesse. Und dass du Österreicherin bist, bedeutet doch nicht, dass du als Autorin nicht über den Tellerand schaust, oder etwa doch?

häferl schrieb:
Es ging mir darum, daß man mit ein bisschen sozialem Denken und Solidarität, im Sinne von selbst auf etwas zu verzichten, wenn dadurch für andere ein kleinerer Schaden entsteht, zu menschlicheren Lösungen finden kann, als es allgemein üblich ist. Um das aufzuzeigen, ist es völlig egal, wo und wann die Geschichte spielt, und wenn Du sie als angestaubt lesen willst, kannst Du das gerne tun, die Botschaft bleibt die gleiche.

Wunschdenken, liebe Susi, und "angestaubt" ist nur ein Ausdruck für das Zeitliche Geschehen, in der ich diese Geschichte glaubte nicht meine Meinung über die Geschichte

Lieben Gruß
GD

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom