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Die Straßenbahn

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23.07.2004
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Die Straßenbahn

Frederik saß in der Straßenbahn. Es war ein Tag wie jeder andere: Die Sonne schien und es sollte schön werden. Doch nicht für Frederik. Er saß am Fenster, zusammengekauert; seine Aktentasche fest umklammert. Neben ihm saß eine etwas rundlichere Frau. Aus dem Lautsprecher ertönte mit einer ruhigen, gelassenen Stimme die nächste Haltestelle.
Flurweg! brannte es sich in Frederiks Schädel. Noch zwei Haltestellen. Frederik war diesen Weg jeden Tag gefahren. Jeden Tag war er hier mit seiner Aktentasche gesessen. Jeden Tag hatte er den Namen Flurweg gehört. Er wusste, dass die dicke Frau hier ausstieg. Weil sie es jeden Tag tat. Doch heute war alles anders. Heute würde sich entscheiden, was aus Frederik in Zukunft werden würde. Konnte er weitermachen wie gehabt? Mit Sicherheit nicht... Die Straßenbahn fuhr kreischend eine Kurve. Es war ein altes Modell. Frederik musste an den Unfall denken, der sich vor zwei Wochen ereignet hatte. Er hatte es in der Zeitung gelesen: Eine Straßenbahn, gleichen Typs, sprang aus den Schienen und begrub einen Fahrradfahrer unter sich. Der Mann starb.
Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht... Nach den Geschehnissen. Aber Mut! Es wird schon weitergehen. Irgendwie... Die Straßenbahn hielt. Die dicke Frau stand auf und die Türen öffneten sich. Die leise Karnevalsmusik, die nun von draußen an Frederiks Ohren drang, klang in ihm wie ein Spott. Die Frau lächelte ihm zu. Auch diese Geste interpretierte er falsch. Ihren Blick meidend sah er aus dem Fenster. Dort war ein Riesenrad aufgestellt, wie jedes Jahr. Und er sah Kinder, die fröhlich an einem Zuckerwattestand anstanden, während sie einem Mann mit einem Spielkasten zusahen, der einen munter umherspringenden Affen mit sich führte. Aus dem Kasten kam die Musik.
Frederik kam das vor, wie das Paradies. Er wollte aussteigen; gerne wieder selbst ein Kind sein. Doch was würde dann aus ihm werden? Was würde man mit ihm tun? Sein Chef? Was wird er tun? fragte sich Fredrik immer wieder. Endlich fuhr die Straßenbahn weiter. Noch eine Station lag zwischen ihm und seiner Arbeit. Seiner Zukunft.
Frederiks Bein begann zu zucken. Er versuchte es zu beruhigen, doch er war so aufgebracht, dass er nur seine Aktentasche darüberlegen und hoffen konnte, niemand würde es bemerken.
Paul würde einsteigen, sobald die Straßenbahn hielt. Er war immer ein guter Kollege gewesen. Ein Freund.
„Nächste Haltestelle: Industriegebiet Ost/BGS“ Als Frederik die Abkürzung BGS hörte, wurde ihm bewusst, wie problematisch seine Lage war. Wenn ich Glück habe, feuert er mich nur. Doch ich fürchte, das wird nicht reichen. BGS. Bundesgrenzschutz. Genau. Vielleicht sollte ich mich an die Polizei wenden. Er wird mich bedrohen. Angstschweiß stieg in sein Gesicht. Er dachte an Paul und seine immer fröhliche Laune. Er wird mich wieder aufheitern. Fast sehnsüchtig sah er aus dem Fenster. Paul hatte ihm schon einmal geholfen. Damals, als er seinen ersten großen Fehler gemacht hatte. Was hatte der Chef ihm damals gesagt? „Wenn so etwas noch einmal passiert, mach ich Ihnen das Leben zur Hölle!“ Dieser Gedanke hämmerte sich in Frederiks Schädel ein. Das Leben zur Hölle! Für Frederik war es bereits eine. Wo war Paul? Die Straßenbahn fuhr an der Haltestelle ein und hielt an. Doch bis auf einen alten Mann stieg niemand ein.
Frederik bekam Panik Er ist nicht hier, schoss es ihm durch den Kopf. Wo ist er? An der nächsten Haltestelle musste er aussteigen. Seine Zukunft... Ihm wurde bewusst, dass er keine Zukunft hatte. Der Schweiß stand ihm im Gesicht.
„Nächste Haltestelle...“ „Ich muss mich ablenken. Nur nicht hinhören“ „Schandtatstraße“ „Dieses Wort verursachte in Frederik unaufhaltsame Schmerzen. Was kann ich nur tun? fragte er sich immer wieder. Ich werde weiterfahren. Genau. Ich steige einfach nicht aus. Aber wenn er mich findet? Oder meine Familie? Ihr zuliebe muss ich aussteigen. Frederik atmete tief durch, versuchte seinen Herzschlag zu beruhigen. Doch es half nichts. Er begann nun am ganzen Körper zu zittern.
Draußen verdeckte eine schwarze Wolke die Sonne. Es wurde dunkler um ihn. Ein Donner ertönte. Ich muss nun aufstehen! Frederik zwang sich, den Halteknopf zu drücken und seinen Körper zu erheben. Mit einem hilfesuchenden Blick sah er sich nach dem Mann um. Der lächelte ihm zu, als wolle er ihm Mut machen. Müde lächelte Frederik zurück und wischte sich über die Stirn. Dann senkte er den Blick. Die Straßenbahn hielt und die Türen öffneten sich. Ein Tropfen schlug auf den Straßenbelag vor ihm und er spürte einen kalten Wind in seinem Gesicht. Dann atmete er tief durch und trat ins Freie...

*****************


Das Haus:

Der Regen prasselte auf Frederiks Gesicht als er die Straße zu dem Bürogebäude lief. Allmälich war er dem Wahnsinn nahe. Was wird er mit mir tun? Als er vor dem Eingang stand hielt er ein letztes Mal inne. Noch weiß Martin, - sein Chef - nichts davon, hoffte er. Ich kann umdrehen, ich gehe heim und melde mich krank...

Es hätte alles so einfach sein können. Frederik hatte die Ware entgegengenommen und dann den Kontaktmann erschossen. Mit dem Geld hätte er seine Schulden bezahlen können. Er hätte sich abgesetzt und sich mit dem Rest der 4 Millionen ein schönes Leben gemacht. Wäre er doch nur nicht in Panik geraten... Aber Frederik war nie ein Mann der Nerven bewiesen hatte.
Schon als Junge traute er sich nie, im Mittelpunkt zu stehen. Er stotterte bei Referaten, bekam auf Vorlesen und Vortragen von Gedichten schlechte Noten, obwohl er eigentlich gut lesen konnte und er hatte auch tatenlos zugesehen als Swen ihm seine Freundin ausgespannt hatte.
Aber jetzt hatte er etwas tun wollen. Jetzt hatte er seine große Chance erkannt. 4 Millionen Euro...

Widerwillig drückte Frederik gegen die Tür. Er klappte sie langsam nach innen auf. Tief durchatmen, Freddi; tief durchatmen. Er holte noch einmal tief Luft und versuchte verzweifelt seine Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Seine linke vibrierte vor Anspannung, seine Rechte hatte sich in der Tasche verkrallt. Schritt für Schritt taumelte er nach vorne. Warme Luft strömte ihm entgegen. Niemand war hier. Als Frederik sich umschaute sah er keinen Menschen im Raum. Was ist passiert? Seine Augen traten hervor. Langsam verlor er völlig die Kontrolle. Sein Blick wanderte über die leere Rezeption des Hauses.
"Tina?"
Seine Stimme war zu einem Piepsen verkommen. Sind sie hier? Haben sie uns schon gefunden?
Langsam wankte Frederik dem Aufzug entgegen. Sie können uns unmöglich so schnell entdeckt haben...

Frederik hatte zu schnell gehandelt. Er hätte erst die Ware genauer kontrollieren sollen, bevor er den Kontaktmann erschossen hatte. Doch er war zu aufgeregt gewesen. Kaum hatte er die Tasche in der Hand gehabt und einen Blick riskiert hatte er die Waffe gezogen und abgedrückt. Dann hatte er zur Sicherheit noch zwei Mal geschossen und war davon gerannt. Erst als er Zuhause angekommen war hatte er noch einmal in die Tasche gesehen.

Es sind nur 25 Gramm... Der Rest ist Mehl... Nur 25 Gramm... Vielleicht merkte es Martin nicht... Er würde es kontrollieren aber wenn Frederik behauptete, er habe es bezahlt und sich nur über das Kreuz legen lassen... Selbst dann würde Martin ausrasten... 4 Millionen Euro...

Frederik war berechtigt alles zu tun um an die Ware zu kommen. Alles! Darum hatte er auch die Waffe, aber seine Verdammte Vorsichtigkeit hatte ihn in diese Situation gebracht. Jetzt war der Stoff nicht da, der Kontaktmann tot und wenn Martin erfuhr dass Frederik mit dem Geld abhauen wollte war er es auch so gut wie.

Paul war eingeweiht. Er hätte Martin beschwichtigen können... Er hätte ihn davon überzeugt dass es von Frederik ein geschickter Schachzug war, das Geld vorerst zu behalten. Wenigstens hätte er Martin überredet Frederik am leben zu lassen... Paul...

Die Tür des Aufzuges öffnete sich und Frederik betrat die Kabine. Auf einmal kam ihm der Raum so klein vor, obwohl er für 8 Personen ausgelegt war. Mit zittriger Hand presste Frederik den Knopf auf dem eine 19 leuchtete. Die Kabine schloss sich. Er presste sich die Hand auf die Augen... Ganz ruhig... konzentrier dich! Du gibst jetzt den Stoff ab, sagst du müssest gehen und bevor Martin etwas kapiert bist du längst über alle Berge mit dem Geld.

Was hätte es Martin gebracht, wenn Frederik das Geld bezahlt hätte? Für ihn musste es doch keinen Unterschied machen. Mit diesem Kontaktmann hatte Martin schon öfter Handel getrieben und nie kam ein Problem auf. Nun wollte der Mann ihn bescheißen. Also hätte ein normaler Handel zu demselben Ergebnis geführt. Ich habe immer noch das Geld. Wenn Martin es unbedingt wiederhaben will dann gebe ich es ihm! Langsam beruhigte sich Frederik wieder... Es ist nicht meine Schuld... Es ist nicht! meine Schuld!

Der Aufzug wurde langsamer und kam nach kurzer zeit endgültig zum Stillstand. Langsam öffnete sich die Tür. Auch hier war niemand auf dem Flur. Es ist noch zu früh. Daran liegt es!
Vor Frederik lag ein breiter Gang der zu Martins Büro führte. An den Seiten waren Plakate aufgehängt. Frederik las sie beim durchgehen. Es waren Werbeplakate der Firma; zumindest für die Produkte die sie offiziell herstellte. Wie bin ich hier hineingeraten?

Paul hatte ihn angesprochen. Ob er nicht auch auf der Suche nach dem schnellen Geld sei, hatte er gefragt. Frederik hatte schon damals Schulden; mehr noch als heute. Doch nicht nur aus diesem Grund willigte er ein. Er wollte etwas von dem Streberimmage loswerden das ihm, wie er jetzt bemerkte doch zu gut passte. Seit damals hatte er viel Geld verdient doch langsam wurde es ihm doch zu gefährlich. Darum wollte er es beenden. Der letzte Deal sollte ihn mit einem Schlag reich machen und dann würde er die Finger von etwas Derartigem lassen.

Frederik tastete sich zur Klinke der breiten Tür zu Martins Büro und drückte sie zaghaft nach unten. Die Tür glitt langsam zurück und Frederik trat ein. Martin saß vor ihm an seinem großen Schreibtisch und legte seine Hände auf das bräunliche Edelholz.
"Ah, Freddi", seine Stimme war überschwänglich und laut, doch Frederik erkannte in ihr einen bitteren Unterton. Sofort kehrte seine Panik zurück. Seine Stimme zitterte als er den Gruß erwiderte.
"Ist etwas nicht in Ordnung?" Martin wirkt ernsthaft überrascht, schoss es ihm durch den Kopf. Er weis es noch nicht. Fast hätte Frederik laut aufgeatmet. Er fasste sich, ging näher zu dem Schreibtisch und legte die Tasche ab.
"Ah, du hast die Ware" Martin lächelte.
"Die komplette Lieferung, wie du es wolltest", brachte Frederik hervor.
"Das ist ja Wunderbar..." Martins Freude schien kein Ende zu nehmen, bis sie plötzlich abbrach und er in ernüchterten eiskalten Worten hinzufügte: "Leider gibt es da nur ein kleines Problem..."
Frederik stockte der Atem. Sein Herz begann zu Rasen. Ein Problem? Er hat mich durchschaut! schoss es ihm durch den Kopf. Er tat einen Schritt zurück und spürte einen kalten Lauf in seinem Rücken. Frederik schreckte auf. Er wollte herumwirbeln doch er konnte sich nicht rühren. Wie angewurzelt stand er da. Das war´s, schoss ihm durch den Kopf.
"Der Kontaktmann der dir die 25g und das Mehl gegeben hat..." Er weis davon? Frederiks Augen sprangen ihm förmlich aus den Höhlen. In seinem Gesicht bildete sich pures Entsetzen ab.
"...und der mir heute Abend den Rest bringen wollte, nachdem ich die Probe gestestet habe..." Frederik schloss die Augen. Eine Träne lief ihm über die Wange.
"...ist leider heute morgen tot im Park aufgefunden worden" Die Stimme klang scharf und richtend. Martin stand auf und ging um den Schreibtisch auf Frederik zu. Dieser wagte nicht, etwas zu erwidern.
"Ich denke nicht dass du bei dem kurzen Treffen die Zeit gehabt hast alle Päckchen zu überprüfen...," fuhr Martin fort. Seine Stimme wurde lauter und erregter. Er redete sich in Rage:
"...um zu erkennen das das meiste davon nicht echt ist." Er blieb einen Schritt vor Frederik stehen und grinste ihm ins Gesicht.
"Also musst du ihn einfach so getötet haben..." Er drehte Frederik den Rücken zu und ging zu einem Fenster
"Vielleicht...", Martin tat so als müsse er überlegen.“...weil du ihm das Geld nicht zahlen wolltest?!", schrie er schließlich, während er sich erneut zu Frederik umdrehte.
"Ich wusste nicht das..." setzte Frederik an. Dann schwieg er. Man hatte ihn durchschaut; es war sinnlos. Martin ging zu seinem Tisch zurück und holte einen Ring aus einer Schublade. Dann näherte er sich Frederik während er ihn auf die Finger steckte.
"Du wolltest mich verarschen, ist es nicht so?"
Frederik vibrierte. Noch immer spürte er den harten Lauf in seinem Rücken.
"Nein ich..." weiter kam Frederik nicht. Martin hatte ihn mit dem Ring in den Magen geschlagen. Frederik sackte zusammen. Er krümmte sich auf dem Boden. "Du hast nicht nur einen langjährigen Geschäftspartner getötet, sondern wolltest mich auch noch bescheißen!" Bei diesen Worten trat Martin erneut gegen Frederiks Bauch. Dann zog er ihn hoch. Sein Gesicht berührte beinahe das von Frederik. "Und jetzt sag mir, wo ist das Geld?"
Frederik spürte den feuchten Atem des Mannes in seinem Gesicht. Er wusste dass er vorbei war. Wenn er ihm sagte wohin er das Geld gelegt hatte würde Martin ihn töten. Ansonsten so lange weiterquälen bis er ihm die Position verriet.

Frederik spürte erneut einen kräftigen Schmerz in seiner Magengegend, als er zu lange gezögert hatte. In ihm stieß es auf. Er übergab sich. Verzweifelt versuchte er die Hände auf vor seinen Bauch zu halten, als er erneut zu Boden sackte.
"In einer Hütte...", begann er. Als Martin merkte dass Frederik auspackte zerrte er ihn erneut hoch.
"Wo?", schrie er
"In... in einer Hütte vor der Stadt... Strehstraße...", Frederik fiel das Atmen schwer. Sein Magen pulsierte... "da ist eine alte Holzhütte..." zwang er hinaus.

Martin ließ ihn los und schlug ihm mit dem Ring ins Gesicht. "Wenn das nicht Stimmt...", knurrte er, dann wandte er sich dem Mann hinter Frederik zu.
"Bring ihn nach unten und pass auf ihn auf, Paul"
Paul?, schoss es Fredeik durch den Kopf. Er versuchte sich umzudrehen doch Paul hielt ihn fest. "Paul...", flüsterte er, dann wurde er zur Tür gestoßen...

 
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Hallo.
Ich bin neu hier und hoffe auf ehrliche Kritik an meiner kg.
Mit meinen 16 Jahren verfüge ich nicht über sehr viel Erfahrung auf diesem Gebiet, hoffe aber, das ihr mir helft, meinen Stil zu verbessern. Darum kritisiert nur los. Ich bin Freiwild.

gara

 

Hallo gara

erstmal herzlich willkommen auf Kg.de :)

tja, nun zur Geschichte:

mein erster Tipp: mach Absätze dann wird das ganze einfacher zu lesen als so ein Buchstabenblock.

zum Inhalt muss ich sagen, fand ich die Geschichte ganz gut, du baust spannung auf,bis zur auflöung des Ganzen die es nämlich nicht gibt.
ich habe mich nämlich gefragt, wovor Frederik sich denn an diesem speziellen tag so fürchtet, aber du beantwortest die frage nicht, somit wird sie spannung, die du aufbaust nicht aufgelöst und du lässt einen enttäuschen Leser zurück.

also, mein Urteil lautet: gute Ansätze, aber unbefriedigendes Ende

hier noch eine Stelle die du vielleicht überarbeiten solltest:

Der Mann starb. Er war tot
wenn jemand stirbt ist er tot, einmal erwähnen genügt ;)

Porcupine

 

Hallo gara und auch von mir ein herzliches Willkommen auf kg.de. :)

Tja, meine ellenlange Kritik ist grade durch eine unvorsichtige Tastenkombination verschwunden. Aber nun kann ich es ja auch kürzer machen, weil Jo mir so schon zuvorgekommen ist. :D

Du hast mit Deiner Geschichte sehr schön Spannung aufgebaut. Du zeigst an dem Verhalten des Protagonisten seine Unsicherheit, seine Angst, die sich schließlich zur Panik steigert. Die zusammengekauerte Haltung, das Festklammern der Aktentasche, das zuckende Bein: Das alles hat mir sehr gut gefallen. Damit lässt Du die Situation dem Leser lebendig werden.

Auch die Namen der Haltestellen hast Du anscheinend mit Bedacht gewählt. Sie passen zur jeweiligen Situation. Und mit den kurzen Sätzen bringst Du gekonnt Tempo in die Geschichte und steigerst die Spannung.

Aber – und damit gebe ich Jo Recht: Du baust zwar schön Spannung auf, löst diese jedoch am Ende nicht. Der Text ist für mich weniger eine Geschichte (dazu fehlt mir mehr Handlung), als vielmehr der Anfang einer Geschichte. Ich hätte gerne erfahren, was Frederik angestellt hat, warum er eine solche Angst aussteht, was für Konsequenzen ihm drohen (abgesehen vom Jobverlust; die Panik passt eher zu Angst um das Leben), warum Paul nicht kam, usw. Hier lässt Du mich (und natürlich auch andere Leser) mit einer Menge Fragen und unbefriedigt zurück. Denn die aufgebaute Spannung weckt im Leser eine Erwartungshaltung, die hier enttäuscht wird. Bau die Geschichte doch einfach noch aus. Schildere, wie Frederik zur Arbeit geht, wie er seinen Chef trifft, wie dieser sich verhält (weiß er tatsächlich von Frederiks Vergehen?), was weiter geschieht. Dann wird sicher eine gute und komplette Geschichte draus.

Zur Form:
Es ist etwas verwirrend, dass Du für Gedankengänge die gleichen Anführungsstriche benutzt wie für wörtliche Rede. So weiß man nie (oder muss es sich anderweitig erschließen), was gedacht und was gesprochen ist. Du könntest zum Beispiel das Apostroph (‚Gedanke’) für Gedachtes benutzen oder es einfach kursiv stellen.
Zudem könntest Du – um die Lesbarkeit zu steigern – mehr Absätze machen. Beispielsweise bei jeder Durchsage der Haltestellen eine neue Zeile beginnen (ist so üblich bei wörtlicher Rede). Daneben gibt es aber noch eine Fülle an weiteren Möglichkeiten, den Text sinnvoll in Absätze zu gliedern.

Einige Fehler sind noch im Text. Nichts Dramatisches. Sicher findest Du sie selbst, wenn Du den Text noch einmal genauer durchsiehst. Hier nur eine Auswahl:

„Flurweg!“ Brannte es sich in Frederiks Schädel.
„Flurweg!“, brannte es sich in Frederiks Schädel.


Irgendwie“ Die Straßebahn hielt.
Auch am Ende von Gedanken gehört ein Satzzeichen ans Ende. Das fehlt fast überall. Schau einfach den Text noch einmal durch.

Der Mann starb. Er war tot.
Stimme Jo zu: doppelt gemoppelt.

Die leise Karnevalmusik,
Die leise Karnevalsmusik,


Und er sah Kinder, die fröhlich an einem Zuckerwattestand anstanden, während sie einen Mann mit einem Spielkasten zusahen, der einen fröhlich umherspringenden Affen mit sich führte.
Zwei Mal „fröhlich“ so kurz hintereinander ist eine unschöne Wortwiederholung. Vielleicht fällt Dir für eines noch etwas anderes ein?
umher springenden (auseinander geschrieben)

Aus dem Kasten kam auch die Musik.
Woher kam sie denn noch? Nein, ich weiß schon, wie Du das gemeint hast. Aber man kann es tatsächlich auch anders lesen. Hier solltest Du es eindeutiger formulieren.

mach ich ihnen das Leben zur Hölle!“
Ihnen (Höflichkeitsformen – also „Sie“, „Ihnen“ – werden groß geschrieben)

Bei meiner ersten Kritik hatte ich noch mehr Punkte. Aber wie gesagt: Du findest einiges sicher selbst, wenn Du noch einmal genau liest.

Fazit: Schöner Spannungsaufbau, gute Atmosphäre, aber inhaltlich zu dürftig.


P.S.: Oder wolltest Du einen Paranoiden zeigen, der aus dem Nichts heraus Panikattacken durchleidet? Nur, weil heute etwas anders ist (zum Beispiel Paul kommt nicht: Vielleicht ist er einfach krank?), denkt er direkt an Verschwörung und Tod und Teufel? Nur so ein spontaner Gedanke meinerseits. ;)

 

Danke für eure Kritik:
Dass diese Geschichte ein offenes Ende hat ist beabsichtigt gewesen, gerade damit man sich, wie Katzano, selbst Gedanken machen kann. Warum Paul nicht kommt ist Frederik selbst nicht bekannt und wird daher auch nicht in der Kg erwähnt, weil sich der Leser in die Hauptperson versetzt fühlen soll. Jeder, der den Text liest denkt sich einen anderen Grund, für das Verhalten Frederiks, der ihn vielleicht noch über das Lesen hinaus beschäftigt. Zumindest sollte das erreicht werden. (Selber kreativ werden)

Ich habe nun versucht, den Text übersichtlicher zu gestalten. (Mehr Abschnitte)
Außerdem habe ich, wie es mir Katzano vorschlug, die gedanken Kursiv geschrieben.

Leider steht es um meine Rechtschreibung nicht sehr gut. Ich kenne jemanden, der mir die Geschichte verbessert hat. (An dieser Stelle: Danke) Doch er kann auch nicht alle Fehler finden.

euer

Gara
(ps. Das mit dem Stiel hätte nicht sein müssen, ich weis. Ich hätte mir meinen Beitrag noch mal durchlesen sollen)

 

Hallo gara!

Jetzt grabe ich auch noch deine erste Geschichte aus. Und: Sie gefällt mir. Meiner Meinung nach deine beste.
Die Spannung ist hervorragend aufgebaut, die fehlende Auflösung ist in der Rubrik Spannung nicht sonderlich beliebt, aber mich stört es nicht, vielleicht, weil ich auch manchmal solche Texte schreibe; aber wohl eher, weil es ein in sich geschlossener Text ist. Eine Momentaufnahme aus der Straßenbahn.

Rechtschreibfehler sind immer noch drin, mal sehen, ob ich sie alle wiederfinde.

"Es war ein Tag, wie jeder andere:" - Das Komma ist überflüssig.

"Er wusste, das die dicke Frau hier ausstieg." - dass

"Die Straßebahn hielt." - Hier fehlt ein n.

"mit einem Spielkasten zusahen" - Den Begriff Spielkasten kenne ich nicht. Sagt man das bei euch so?

"Die nächste Haltestelle musste er aussteigen." - Die gleiche Frage: Sagt man das bei euch so? Ich würde "An der nächsten Haltestelle" schreiben.

"Schandtatstraße" - Etwas übertrieben. Aber witzig.

"Ein Donner ertönte." - Unglückliche Formulierung. Ich würde schlicht "Es donnerte" schreiben.

"Jeder, der den Text liest denkt sich einen anderen Grund, für das Verhalten Frederiks, der ihn vielleicht noch über das Lesen hinaus beschäftigt. Zumindest sollte das erreicht werden." - Bei mir hast du dein Ziel allerdings nicht erreicht. Ich denke nicht über den Grund nach, habe den Text trotzdem gerne gelesen.

Grüße
Chris

 

Hi!
Das ich ein alter Text von dir, vermutlich sind deine aktuellen besser. Zu dem hier aber noch einige Korrekturen, überwiegend Grammatikfehler und Stilschnitzer. Habe mir erlaubt, gleich die korrigierte Fassung hinzuschreiben:


Er hatte gesessen.

dass die dicke Frau...

in Zukunft werden würde

einem Mann mit einem Spielkasten (sagt man da nicht eher Leierkasten?)

"darüber legen konnte und hoffte" Wie wär's mit "darüberlegen und hoffen konnte"?

wie problematisch seine Lage war

seinen ersten großen Fehler gemacht hatte

Insgesamt muss ich den adneren Recht geben, was die Spannung angeht. Es fehlt eine Auflösung am Schluss.


Aber nur immer munter weiterschreiben!


Grüße
Norman

 

Hallo Chris,
Hallo Norman,
erst mal danke für eure Kritiken über eine sehr alte Geschichte und danke für die Verbesserung, auch wenn ich mittlerweile nicht mehr glaube, dass sie mir allzuviel bringen :(

Das ich ein alter Text von dir, vermutlich sind deine aktuellen besser.
Meiner Meinung nach deine beste.
Ähm laut Chris sind die aktuellen noch schlechter :D

weil es ein in sich geschlossener Text ist. Eine Momentaufnahme aus der Straßenbahn.
ja das dachte ich auch mal. Es gibt ja Filme (sry ich bin halt die Fernsehgeneration, die ALLES mit Filmen vergleicht) die auch so enden. Am ende alles offen und das geklährte wieder in Frage gestellt (ähm... z.B. Johanna von Orleon) Aber das kommt nun mal nicht an... Man lernt aus Fehlern (ich meine, dazu muss man sie ja nicht einsehen :naughty: )

"Jeder, der den Text liest denkt sich einen anderen Grund, für das Verhalten Frederiks, der ihn vielleicht noch über das Lesen hinaus beschäftigt. Zumindest sollte das erreicht werden." - Bei mir hast du dein Ziel allerdings nicht erreicht. Ich denke nicht über den Grund nach, habe den Text trotzdem gerne gelesen.
jaja das sagt man halt so. Ich hab das Forum hier halt damals ein wenig Vergöttert (hab auch jahrelang davor schon versucht, kgs irgendwo zu veröffentlichen) Das man Geschichten ließt und vergisst, ist mir mittlerweile auch schon aufgefallen :)
Aber das man Kommentare schreibt gefällt mir...

Sagt man das bei euch so?
he! so weit weg leb ich auch nicht :lol:
Ich sag das halt so, weil ich des Hochdeutschen nicht mächtig bin und mir manchmal einfach die Worte fehlen (jaja fang nur wieder an mit: Du könntest ja auch nachforschen... :Pfeif: )

Rechtschreibfehler sind immer noch drin
Was denkst denn du? Ist schliesslich eine meiner Geschichten ;)

Er hatte gesessen.
Das finde ich nicht. Meinst du die erste Zeile (Er saß)? Das kommt mir aber nicht wirklich besser vor...
Darf ein Fehlerchen, das seit einem Jahr hier überlebt hat weiterleben?

Also noch mal vielen Dank für eure Kritiken (und für das Lob, Chris)

gruß
gara

 

Hallo gara,

Jeder, der den Text liest denkt sich einen anderen Grund, für das Verhalten Frederiks, der ihn vielleicht noch über das Lesen hinaus beschäftigt. Zumindest sollte das erreicht werden. (Selber kreativ werden)
Ich nehme dieses Zitat mal als Eingang in die Kritik, denn hier liegt ein leider häufiges Missverständnis vor.
Mann kann "Schreiben" natürlich verstehen, wie "Malen nach Zahlen", ein Gerüst bauen, das der Leser selber mit Inhalt füllt.
Du hast uns, tatsächlich spannend, die ängstliche und aufgeregte Stimmung einer Straßenbahnfahrt hingelegt. Damit hat man sicherlich auch schon Futter für die eigene Fantasie.
Und doch hinterlässt diese Form in mir, solange ich sie nicht im "Kreativitätstrainer" oder als Übungsaufgabe in einer Schreibschule finde, bei mir eine gewisse Frustration. Den Leser mitdenken zu lassen, ist eine Sache, ihm die ganze Arbeit zu überlassen eine andere.
So hatte auch ich hier leider nicht das Gefühl, einer erzählten Geschichte, sondern eher das Gefühl eines Anfangs. Und ich hatte nicht das Gefühl eines offenen Endes, sondern das Gefühl gar keinen Endes.
Damit du mich nicht falsch verstehst, bis zu diesem Punkt hast du die Geschichte gut geschrieben, sie wirkte nur dann für mich einfach abgebrochen, so als ob du die Lust verloren hättest und argumentativ aus der Not eine Tugend gebastelt hast.

Dafür sind mir außer einigen doch eher bayrischen grammatischen Wendungen keine Fehler aufgefallen. Hab auch nicht danach gesucht. ;)

Lieben Gruß, sim

 

Tag Sim,

Dafür sind mir außer einigen doch eher bayrischen grammatischen Wendungen keine Fehler aufgefallen. Hab auch nicht danach gesucht.
auch was wert ;)

Und das mit dem Ende...

hier liegt ein leider häufiges Missverständnis vor.
:hmm: ich weiß... :Pfeif: das war Lektion 1 auf kg.de ;)

Aber ich hatte, allen früheren Ausreden zum Trotz, einen Film im gedächtnis (ich weiß nicht mehr, wie er hieß) in dem jemand eine Waffe auf einen außerirdischen Planeten richten wollte (d.h mit einem Raumschiff dahin fliegen wollte). Dann war mit den Aliens ein riesen Stress so dass er keine Ahnung mehr hatte, wo er eigentlich war (das Schiff war auch komplett übernommen worden...) Mit letzer Kraft hat er dann die Waffe aktiviert... Kurzum: Der trottel hat sie auf die Erde geschossen.
Und mit dem Abschuss der Waffe endete der Film. Ich fand die Spannung zu dem zeitpunkt so atemberaubend, dass sie mir beim Schreiben dieser Kg nicht mehr aus dem Kopf ging.

alternative Ausrede:
*räusper* erstlingswerg... (wenns auch nicht ganz stimmt, da jetzt ja eine noch ältere Geschichte online ist...) ;)

gruß
gara

 

ach, wären deine Ausreden nicht so überaus kreativ, lieber gara, würde ich doch glatt schreiben, du bräuchtest keine.

Aber dann würde mir so mancher Schmunzler am Tage entgehen. ;)

 

Der Mann starb.
ach so. kannst du weglassen, weils klar ist
"Nächste Haltestelle: Industriegebiet Ost/ BGS"
Leerstelle weg
Als Frederik die Abkürzung BGS hörte wurde ihm bewusst
hörteKOMMA
Bundes Grenz Schutz
Bundesgrenzschutz
Hi gara,
die Geschichte hat mir schon wesentlich besser gefallen. Du scheinst es ja mit Frederik und Paul zu haben :)
Was mir gar nicht gefällt - wie so oft - ist das Ende. Pöh! Voll plöt :D
Voll die geile Story aufgebaut und dann so was.
Ey, mann, wenn du Bella net mal in persona getroffen hättest, und somit für mich ein Halbgott wärst, würde ich dir jetzt sagen, dass du das Ende voll vermurkst hast und du total blöd bist ;)
Na ja, schreib genau da weiter, denn die Idee hats mehr als verdient. Spast.
:heilig: Bruder Tserk

 

Tach Bruder,

Der Mann starb.
ach so. kannst du weglassen, weils klar ist
das war ein kompromiss. Früher stand da einmal: "Der mann starb. Er war tot."
das sollte eigentlich noch etwas stimmung rüberbringen.
Und was die Kommastellen anbetrifft: Ich les mir die Geschichte bei Gelegenheit nochmal durch. Aber nicht heute. Heute muss ich Mathe lernen :heul:
aber es freut mich, dass du die kg. wenigstens nicht gaaanz schlecht fandest :shy:

Du scheinst es ja mit Frederik und Paul zu haben
ja diese Namen sind aus der Not entstanden, dass mir nie welche eingefallen sind. Und ich will ja auch bewusst keine nehmen, die an bekannte vergeben sind. Ansonsten könnten sie die Geschichte auf sich beziehen...
Warum? Hast du was gegen Frederik, Paul und Marie?

gruß
gara

 

Heute muss ich Mathe lernen
du armer ... nun, ich habe ferien :cool:
ja diese Namen sind aus der Not entstanden, dass mir nie welche eingefallen sind. Und ich will ja auch bewusst keine nehmen, die an bekannte vergeben sind.
da stehst net alleine mit :Pfeif:
Hast du was gegen Frederik, Paul und Marie?
Nee, nee. ich kann mich nur schlecht an neue charaktere mit dem gleichen namen gewöhnen, wenn du verstehst ...
:heilig: Bruder Tserk

 

Hallo Gara-Deus,

eigentlich ist schon alles von den Leuten vor mir gesagt: für ein Erstlingwerk gut, Spannung aufgebaut, frustrierender Schluss ...

ja diese Namen sind aus der Not entstanden, dass mir nie welche eingefallen sind. Und ich will ja auch bewusst keine nehmen, die an bekannte vergeben sind. Ansonsten könnten sie die Geschichte auf sich beziehen...
Komisch, gerade die Sache mit den Namen macht doch Spaß! Da kann man doch Bekannte kodieren (Volker => Holger), oder endlich mal die Namen benutzen, die man selbst haben wollte, aber leider nicht gekriegt hat (Katze Bernadette), und das immer wieder neu.

Andererseits, wenn der Prot dauernd auftauscht, kriegt er nen kurzen Namen, damit ich nicht soviel tippen muss: Inga, Nora, Jan, Paul...

Damit du mal abwechseln kannst: Sebastian, Julia, Nadine, Melanie, Jan, Justus, Judith, Anne, Pascal, Sarah, Sue, Benjamin, Benedikt, Theo, ...

Und ungewöhnliche: Danuta, Darinka, Veit (ohne Tanz), Gülsen (f), Hartwig, Ottmar ...

Oh, ich komme wieder ins Schwelgen. Also, wenn du mal wieder einen Namen brauchst, kannst du mich fragen. Auch, wenn du Namen für andere Alterstufen willst.

Gruß, Elisha

 
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Ich bin der Geschichte noch ein Ende schuldig...
Das hier ist zwar nicht wirklich eines... aber wenigstens ein Anfang (vom Ende) ;)
(Für den 3. Teil nehm ich mir dann wieder 2 Jahre Zeit und sollte es dann immernoch nicht Enden lass ich es vielleicht in "Serien" versetzen. Hoffe ihr seit mir nicht böse weil ich meinen eigenen Thread wieder ausgegraben hab... aber hey das ist ja auch wieder eine Geschichte... so gesehen... ;) )

 

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