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Die Summe seiner Teile

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21.03.2021
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Anmerkungen zum Text

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Selbstverstümmelung, Herabwürdigung

Inspiriert durch einen Artikel über sog. Sleep-Streamer: https://www.businessinsider.com/inf...on-speech-disturb-money-subscribe-donate-view

Die Summe seiner Teile

Neue Hardware wurde erkannt. Das Gerät kann jetzt verwendet werden.‹
Wie gebannt starre ich in die nagelneue Webcam. Sie zu klauen war leicht, die Installation noch leichter. Ihr lidloses Auge glotzt mich an, stoisch, wartend … bis ich mutig genug bin, loszulegen. Mit einem Mal wird mir ganz warm. Das Herz schlägt, als hätte es zuvor nicht existiert.
Ist die Tür auch wirklich abgeschlossen? Sie ist es, trotzdem drehe ich den Schlüssel probehalber bis zum Anschlag. Regungslos stehe ich da, halte den Atem an, lausche in die Stille. Aus dem Wohnzimmer dringt gedämpft Omis rasselnder Husten. Nicht auszudenken, käme Omi herein während der Stream läuft. Nein, jetzt nicht an Omi denken, denk an die Schuhe!, schießt es mir durch den Kopf. Ja, die Schuhe, schon besser.
Makelloser Style in reinem Weiß, ›Air Jordan 5 Retro‹, für sündhafte 199,99 €.
Dann eier nicht rum, mach endlich! Ich wische die schweißnassen Hände an den Jeans ab und setze mich vor die Schrottkiste, die sich mein Computer schimpft. Klick, klackedi, klick, klick. Online passiere ich das Tor, wechsle auf die dunkle Seite. In einem anderen Tab checke ich den Inhalt meiner frisch eingerichteten Kryptobrieftasche. Kontostand: 0,00€. Beschissene Nullen. Das bin nicht ich. Ich zeig’s euch allen, ihr werdet schon sehen!
Der Mauszeiger fliegt hin und her, immer tiefer grabe ich mich durch die Schattenwelt dieses Kaninchenbaus, vorbei an Gras, Koks, Emma, Tille und lila Sprite, passiere Butterflymesser, Totschläger und Pistolen; und natürlich auch die zahllosen, sexuellen Perversitäten in allen erdenklichen Formen, Farben und Größen.
Schließlich bin ich am Ziel. Dort ist das Icon, dass der Typ mit dem Arm im Gips mir im Flüsterton beschrieben hatte, während wir beide auf dem Amt darauf warteten, dass endlich die eigene Nummer auf der Digitalanzeige blinkt: Ein blutendes Herz, von einem Jagdmesser aufgespießt.
Krieg mal deinen Puls unter Kontrolle. Du führst dich auf wie ein Mädchen, jetzt komm endlich klar! Meine Fresse. Warum stresst du dich so? Wenn es nichts für dich ist, hörst du halt wieder auf. Einmal tief durchatmen. Klick.

»…ein Junge. Was ist mit dir?«
»Hm?« Ich sehe auf. Was hat sie gesagt?
Omi schaut mich an. Die Stirn liegt in Falten, noch mehr als sonst. Sie sieht traurig aus. »Was?«, frage ich und esse noch einen Löffel der wässrigen Kohlsuppe.
Omi seufzt. »Misha … mein Junge«, sagt sie und knetet ihre knorrigen Hände, »Warum findest du keine Arbeit?« Ihr polnischer Akzent lässt das ›r‹ rollen, es klingt wie Arrrbeit. »Deine Mutter wäre so stolz auf dich, würdest du Medizin studieren, wie du es vorhattest.«
Nicht schon wieder! Wieso muss sie mir jede Woche damit kommen? »Meine Sachbearbeiterin hasst mich, Omi! Das habe ich dir doch schon erklärt. Hörst du mir nicht zu?«, frage ich, ohne vom Suppenteller aufzusehen. Außerdem habe ich jetzt Arbeit. Das waren gestern Abend hundert Euro, für fünf Minuten. Und so schlimm war es gar nicht. Nicht schlecht, für den Anfang. Das ist ein Stundenlohn von … ach, egal, sauviel. Heute noch so ein Ding und die Jordans sind auf dem Weg.
Plötzlich legt Omi ihre Hand auf meine. Ich schaue auf. Ihr eh’ schon kleiner Körper scheint noch eingefallener, wie eine schrumpelige Frucht sieht sie aus. In den Augen glänzt ein feuchter Schimmer. »Misha … ich mache mir doch Sorgen um dich. Ich habe deiner Mutter versprochen …«, sie stutzt, ihr Blick liegt auf dem Pflasterrand, der unter dem Ärmel meines Shirts hervorlugt. »Misha, was ist das?«
Bevor sie es berühren kann, ziehe ich meine Hand weg und stehe auf. »Das ist nichts, Omi. Ich bin im Bad ausgerutscht und hab mich gestoßen. Hör mal, ich bin ziemlich müde und geh’ auf mein Zimmer. Danke fürs Essen.« Fast bin ich schon aus der Küche, da kommt mir ein Gedanke: »Omi? Haben wir eigentlich eine gute Schere?«

Gott, wie ich diesen Kackladen hasse! Alles hier im Wartebereich ist grau. Die Wände, der Teppich, die Türen, sogar die Uhren. Es ist, wie der Typ im Flur letztens gesagt hat, als wollte der Staat jeden positiven Gedanken der armen Schweine, die sich hier aufhalten müssen, im Keim ersticken. Grau in Grau in Grau. Bloß keinen Mut schöpfen, es könnte ja wieder bergauf gehen. Früher habe ich mich immer davon runterziehen lassen, doch jetzt nicht mehr. Ich beuge mich vor und wackle mit den Füßen. Scheiße, sehen die Treter geil aus! Und erst in Kombi, mit der Jacke. Beinahe zärtlich gleiten meine Finger über den mattschwarzen Stoff des Ärmels. Balenciaga, 1200,00 €. Das Teil ist Killer. Erneut durchströmt mich das Hochgefühl von gestern Mittag: einfach so in den Laden zu spazieren und mir etwas auszusuchen. Und dann diese Verkäuferin. Guckt dich an, als wärst du es nicht wert, als könntest du es dir nicht leisten. Von wegen! In der Umkleidekabine musste ich aufpassen, dass die Billigpflaster nicht abfielen, und die Anprobe tat auch ziemlich weh, doch das war es auf jeden Fall wert. Du solltest dir vom nächsten Geld bessere Pflaster kaufen. Und vielleicht noch Verbände. Und Schmerzmittel. Starke.
Die Digitalanzeige ruft meine Nummer auf. Betont lässig stehe ich auf, schenke dem Securitytypen ein Grinsen, schlendre zum Zimmer 315 und trete ein.
Frau Mörwes Blick ist wie immer, leicht abschätzig, mit einer Spur Vorverurteilung, die heruntergezogenen Mundwinkel unterstreichen ihren Look. Sie ist genauso grau wie alles andere. Deshalb passt sie so gut hierhin.
»Guten Tag, Herr Sadowski. Nehmen Sie Platz«, sagt sie.
Ich öffne meine neue Jacke und fläze mich ihr gegenüber in den Stuhl.
Sie schaut mich an, ihre Augen hängen für einen kurzen Moment am Edellogo auf Brusthöhe. »Herr Sadowski, ich habe Sie heute eingeladen, um mit Ihnen über Ihre nächsten Optionen zu sprechen.«
Lächeln! »Ich bin ganz Ohr.«
Sie tippt mit zwei Fingern etwas auf dem grauen Computer. »Ihre letzten sieben Vorstellungsgespräche ergaben durchweg Absagen. Bei der Vermittlung, zur Baustelle, im Februar, hat man Sie nach wenigen Tagen aus der Probezeit entlassen.«
Kein Scheiß, Sherlock. Erzähl doch mal was Neues. »Und?«
»… Und daher denke ich, sie sollten erst einmal über Ihre grundlegende Haltung nachdenken, bevor wir es erneut mit einer Anstellung oder einer Weiterbildungsmaßnahme versuchen.«
»Was genau meinen Sie?«
Frau Mörwes lehnt sich zurück. Was starrt die denn jetzt so? Ihr gefällt die Jacke nicht. Du kannst mich mal, du graue Tante.
»Herr Sadowski, Sie wirken auf mich wie jemand, der nicht bereit ist, Kompromisse einzugehen. Sie sind doch noch jung, Sie sollten wirklich verinnerlichen, was es heißt, auch mal die Extrameile zu gehen, Teile von sich selbst aufzugeben, für ein höheres Ziel. Verstehen Sie, was ich Ihnen sagen will?«
»Teile von mir selbst aufgeben?«, frage ich. Fang jetzt nicht an zu lachen!
»Manchmal muss man sich von alten Dingen trennen, um eine neue, frische Sicht zu erhalten, Herr Sadowski. Andernfalls sehe ich bei Ihnen mittlerweile leider wenig Chancen, Sie noch erfolgreich auf dem Arbeitsmarkt zu vermitteln.«
Ich beuge mich vor, dabei merke ich, wie die Schmerzmittel langsam nachlassen. »Frau Mörwes, ich weiß genau, was Sie meinen. Aber wissen Sie was? Ich werde mich nicht länger mit Ihnen und Ihrem grauen Dasein aufhalten, denn ob Sie es glauben oder nicht, ich habe Menschen gefunden, denen etwas an mir liegt. Die mich wertschätzen, für das, was ich anzubieten habe. Und diesen Menschen habe ich unglaublich viel zu geben! Schönen Tag noch«, sage ich, stehe schwungvoll auf und gehe hinaus, ohne mich noch einmal umzudrehen.
Auf dem Heimweg beiße ich mir allerdings beinahe durchgehend auf die Zunge, denn es tut jetzt richtig weh, das Shirt scheuert über die beiden Wunden, dort, wo die Brustwarzen fehlen.

›Beep … Beep … Beep …‹.
Die Kassiererin scannt meine Einkäufe, in der Geschwindigkeit einer bekifften Schnecke. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen ist der Arbeitsplatz an der Baumarktkasse ihre ganz persönliche Vorhölle, die schäbige, senfgelbe Dienstkleidung ihr Totenhemd.
Eigentlich ist sie ganz hübsch. ›Beep … Beep‹. Ich verstaue alles im brandneuen Rucksack von Valentino. Die Abdeckplane, das Seil, den Hammer, die Kneifzange, die Gartenschere, das Teppichmesser.
»Das macht 52,44 €«, sagt sie, ohne mich anzusehen.
Als ich ihr den Hunni gebe, sieht sie dann doch hin. Die Glatze gefällt ihr nicht. Wenn sie wüsste. Die hat den Rucksack bezahlt. Und anders als Brustwarzen wachsen Haare schließlich nach. Quasi eine Kapitalanlage mit stetig steigendem Wert. Ich grinse sie an. »Stimmt so«, sage ich, als sie mir das Rückgeld geben will. Ja, jetzt findest du mich interessant, was?
»Wir dürfen kein Trinkgeld annehmen, sorry.« Sie reicht mir die Scheine und Münzen, kurz berühren sich unsere Hände. Sind das da Narben, auf ihrem Handgelenk?
»Dann lass mich dich davon zum Essen einladen«, schlage ich vor. »Wann hast du heute Feierabend?«
Während sie mich taxiert, drehe ich unauffällig den Rucksack, so, dass das Designerlogo für sie zu sehen ist. Komm schon, Baby, sag ja!
»Haste ein Auto?«, fragt sie.
»Ob ich ein Auto habe? Na klar!«, lüge ich und lache. Autsch.
»Was denn für eins?«
»Wirst schon sehen. Wann soll ich hier sein?«
»Hol mich um neun ab. Ich warte hinten, auf dem Parkplatz.«

>18:10 ›The_Rich_Kid‹ hat den privaten Stream gestartet
>18:15 ›OG_Steinar88‹ ist dem privaten Stream beigetreten

>18:15 OG_Steinar88: hallo?
>18:16 The_Rich_Kid: hi.
>18:16 OG_Steinar88: hey. na, alles klar?
>18:17 The_Rich_Kid: klar. was soll ich machen?
>18:18 OG_Steinar88: nicht so schnell kleiner. hast du das werkzeug besorgt?
>18:18 The_Rich_Kid: ja. ist alles da.
>18:19 OG_Steinar88: ich seh schon. gut sehr gut.
>18:19 The_Rich_Kid: also?
>18:20 OG_Steinar88: wie gehts dem arm?
>18:21 The_Rich_Kid: geht schon. zeckt ein bisschen
>18:22 OG_Steinar88: hast du dir die salbe gekauft?
>18:23 The_Rich_Kid: noch nicht. Keine zeit.
>18:23 OG_Steinar88: mit brandwunden scherzt man nicht. Du solltest wirklich auf mich hören.
>18:24 The_Rich_Kid: sonst noch was?
>18:24 OG_Steinar88: nein
>18:25 The_Rich_Kid: also?
>18:27 OG_Steinar88: nimm die kneifzange.
>18:29 The_Rich_Kid: okay. und jetzt?
>18:30 OG_Steinar88: deine ohrläppchen. wie viel?
>18:35 The_Rich_Kid: 8k
>18:35 The_Rich_Kid: für eins.
>18:35 OG_Steinar88: in ordnung
>18:35 The_Rich_Kid: okay es geht los
>18:36 OG_Steinar88: warte!!! gib mir ne minute
>18:38 The_Rich_Kid: bist du noch da?
>18:39 The_Rich_Kid: hallo?
>18:40 OG_Steinar88: kann losgehen. mach es langsam. und guck dabei in die kamera. schau mich an.

>18:47 ›OG_Steinar88‹ hat den privaten Stream verlassen
MyWallet.com: Zahlungseingang verzeichnet: +16.000,00€
>18
:50 ›The_Rich_Kid‹ hat den privaten Stream geschlossen

Puh, das war knapp. Da steht sie. Gottseidank hat sie sich umgezogen. Mein Puls beruhigt sich, als ich erkenne, dass ihre private Kleidung noch immer weniger Wert ist, als meine eigene.
Sie öffnet die Beifahrertür und steigt ein. »Hi. Pünktlich, auf die Minute.«
»Na klar, bin schließlich gut erzogen worden«, antworte ich.
Sie lächelt, während sie den Gurt anlegt. »Schickes Auto haste.«
»Ich wusste, es gefällt dir.« Hat sie es gesehen? Fuck, sie hats gesehen.
»Was ist denn mit deinen Ohren?«
Cool bleiben. Lächeln. »Ach so. Das war ’ne Wette.«
Sie lacht. »Hast dir selbst Löcher gestochen, oder was? Sind das selbstgemachte Pflaster?«
In gespielter Entrüstung weiche ich so weit von ihr weg, wie es der Platz im Audi zulässt. Sehr gut. »Bitte? Das ist hochwertig medizinisches, fleischfarbenes Verbandsmaterial!«
»Also … Pflaster.«
Gib ihr recht. Ja, Mull und Pflaster.
»Du bist schon ein Spinner, kann das sein?«
Ihr Lächeln ist ansteckend. Schau ihr tief in die Augen.
»Hat es sich wenigstens gelohnt?«
Häh? »Was?«
Ein Kopfnicken, in Richtung des Ohrs. »Die Wette. Hast du gewonnen?«
Ihre schlanken Knöchel zieren die Riemchen der Billoschuhe, weiter aufwärts enden die Beine unter einem schwarzen Minirock, wahrscheinlich von C&A. Unter der roten Bluse pressen die Brüste gegen den Stoff, ich sehe die Warzenhöfe durch das Rot schimmern.
»Sehe ich etwa aus wie ein Verlierer?«, frage ich und starte den Audi.

Fingernägel sind überbewertet. Alkohol in Kombination mit Schmerztabletten hingegen nicht. Alkohol hilft. Ich glaube, ohne den guten alten Jack hätte ich es nicht so weit gebracht. Der Audi ist Geschichte, ab jetzt fahre ich Porsche. Also, wenn die Wunden irgendwann verheilt sind. Im Moment bist du Porschebesitzer, kein Porschefahrer. Ich esse auch keine Kohlsuppe mehr, ich gönne mir täglich. Kurz habe ich überlegt, auch Omi etwas von Feinkost Klotzer mitzubringen, aber das wären ja Perlen vor die Säue.
Und dann, einfach so, ist Omi tot. Und du bist schuld. Warum hast du die stinkende Tupperdose nicht besser versteckt? Ich habe einfach nicht nachgedacht. Was dachtest du denn, würde mit der kranken Frau passieren, wenn sie die abgeschnittenen Brustwarzen, Ohrläppchen und herausgerissenen Fingernägel findet? Scheiße. Ja. Scheiße. Und jetzt?

Meine Unterkiefermuskeln krampfen und ich schwitze wie ein Schwein; kann mich einfach nicht entscheiden. Erneut nehme ich die Zange aus dem Mund und lege sie wieder auf den Schreibtisch, greife zur Whiskeyflasche und trinke noch einen großen Schluck.
Meine Follower drängen mich, loszulegen, Zeit ist schließlich Geld.
Aus dem Augenwinkel sehe ich den Chatverlauf und die steigenden Zahlen, das ›Ka-Ching!‹ klingelt im Sekundentakt. Fast alle wollen, dass ich mit den Schneidezähnen anfange. Ihr Wichser! Ich bin vielleicht besoffen, aber nicht blöd. Scheiß drauf. Ich greife zur Zange und sperre meine Kiefer weit auf, es schmeckt metallisch. Die Pumpe wummert wie Old School Hip Hop, unweigerlich denke ich an mein Lieblingsalbum von 50 Cent: Get Rich or Die Tryin’. Mir wird schlecht. Ich setze die Zange an einen von den kleinen, links unten, an. Der wird bestimmt nicht soo weh tun? Hör auf zu heulen, verdammt! Doch die Tränen kommen ganz von allein, ich kann nichts dagegen tun. Ein Schluchzen kriecht aus meiner Kehle und ich schließe die Augen.

Stilvolle Beerdigungen sind schweineteuer. Normale Begräbnisse kosten ja schon so einiges. Natürlich macht der Bestatter große Augen, als ich ihm den Scheck überreiche.
»Herr Sadowski! Was um Himmels willen ist denn mit Ihnen passiert?«
Autounfall! »Outounpfoll.« Sinkt die Anzahl der Zähne unter einen bestimmten Schwellenwert, ist eine klar verständliche Artikulation nur noch schwer möglich. Ein Kater ist dabei auch keine Hilfe.
»Ein Autounfall? Oh Gott, das tut mir schrecklich leid. Ich wünsche ihnen eine schnelle Genesung für …«, er gerät ins Stocken, schaut auf meine behelfsmäßig bandagierte, linke Hand. Nach der Nummer mit den Zähnen war der Griff zum Hammer ein Kinderspiel, ja, fast schon befreiend!
»Pfönpfaffa Tümmabug.« Fünffacher Trümmerbruch. Weil es fünf Finger sind. Also … noch. Dafür braucht es nun wirklich kein Medizinstudium.
»Ja, ähem, also … alles Gute für Sie. Oh … Herr Sadowski, ich glaube, diese Herren dort wollen zu Ihnen?«
Sie sind zu zweit, tragen halbwegs vernünftige Anzüge und klären mich auf. Über Omis Schulden. Die jetzt wohl mir gehören. Sie benutzen dabei Wörter wie Erbrecht und Schuldanerkenntnis. Zeigen mir einen Wisch, mit meiner krakeligen Unterschrift darauf, wenige Tage alt. Warst du so weggetreten, vom Schnaps und den Pillen? Dein Ernst? Ich bin am Arsch.

Im Gegensatz zu früher haben es Menschen mit gewissen körperlichen Einschränkungen im digitalen Zeitalter definitv leichter, ihren Alltag zu gestalten, als dies früher der Fall war. Sämtliche Streamingdienste bieten Untertitel an, Essen kann bestellt werden, ohne dass man sein Gegenüber auch nur einmal hören muss. Man braucht nicht mehr in den Puff zu gehen, sondern kann sich im Darknet die Nutten nach Hause bestellen. Diese Bitches machen für Geld einfach alles, egal wie du aussiehst. Immer vorausgesetzt, man kann sich den Scheiß leisten. Aber du hast recht. Wozu, frage ich mich, braucht man heutzutage noch Ohren?

>14:35 ›The_Rich_Kid‹ hat den privaten Stream gestartet
>23:30 ›OG_Steinar88‹ ist dem privaten Stream beigetreten

>23:30 OG_Steinar88: hey.
>23:30 OG_Steinar88: na, alles klar?
>23:33 The_Rich_Kid: nein.
>23:33 OG_Steinar88: wieso? was ist denn los
>23:40 The_Rich_Kid: zu wenig übrig
>23:40 OG_Steinar88: was meinst du?
>23:44 The_Rich_Kid: zu wenig von mir
>23:46 The_Rich_Kid: zu viele
>23:48 The_Rich_Kid: schulden
>23:49 The_Rich_Kid: zuviel
>23:49 OG_Steinar88: verstehe
>23:50 OG_Steinar88: warte mal kurz
>00:00 OG_Steinar88: noch da?
>00:01 The_Rich_Kid: ja
>00:02 OG_Steinar88: https://www.ikbonn.de/augenklinik
>00:03 OG_Steinar88: ich kenn da jemanden der dir helfen kann
>00:04 OG_Steinar88: hast du noch das teppichmesser?
>00:10 The_Rich_Kid: ja
>00:10 OG_Steinar88: gut. Hol es.

 

Hallo @Seth Gecko

Für mich war die Geschichte zwar kurzweilig und durchaus unterhaltsam, obwohl vielleicht nicht ganz im Sinne des Erfinders?
Mir gefiel die Idee, basierend auf einem absurden, schon krankhaft unkonventionellem Geschäftsmodell, sprich Vermarktung der Selbstverstümmelung, eine Horrorstory aufzubauen. Allerdings bleibst du mit der Sprache eher flapsig und distanziert, weshalb ich mit deinem Protagonisten nicht so recht mitfühlen konnte. @Rob F hat das "seichte/konstruierte" bereits angesprochen und auch für mich ist die Story eher eine Horror-Persiflage. So musste ich schon fast lachen, als dein Prota als Folge einer seiner letzten Präsentationen nur noch unverständlich brabbelte.

Seth Gecko schrieb:
»Autounfall!« »Outounpfoll.«

Ansonsten müsste mehr Tiefe, mehr Gefühl rein, Schmerz, Angst, Verlangen, all das, was mich am Horror des Unfassbaren teilhaben lässt. Auch die Anschaffung diverser Hilfsmittel, wie Webcam, Auto usw. geht relativ glatt von der Hand, was der Leser als Gegeben hinnehmen muss.

Für die Präsentation der Gedanken sehe ich es genau wie Rob. Zuerst dachte ich nämlich, er leide an Schizophrenie und eine innere Stimme gäbe ihm Anweisungen.

Seth Gecko schrieb:
»Krieg mal deinen Puls unter Kontrolle. Du führst dich auf wie ein Mädchen, jetzt komm endlich klar! Meine Fresse. Warum stresst du dich so? Wenn es nichts für dich ist, hörst du halt wieder auf. Du selbst bestimmst, wann Schluss ist.«
Vielleicht wäre da Kursiv die bessere Variante? Das schwarze finde ich zu viel Selbstreflektion, überhaupt könnte man die Gedankeneinschübe kürzer/knackiger halten.


Fazit: Kein tiefschürfender Horror, aber ein kleiner schwarzer Ironie-Happen (wenn's denn so gedacht war) für zwischendurch.
Gruss dotslash

 

Moin ihr lieben Wortkrieger,

Ich selbst bin jetzt erstmal für zwei Wochen außer Landes, wollte aber diese kleine Story vor meinem Abflug unbedingt noch einstellen.
Ich werde also eventuelle weitere Kommentare und konstruktive Kritik erst Ende August beantworten/umsetzen können. Nicht, dass sich jemand wundert. ;)

Auf die beiden schnellsten möchte ich trotzdem bereits jetzt eingehen:
Moin @Rob F und @dotslash, vielen vielen Dank für eure Gedanken und eure Anregungen.

Du könntest zum Beispiel schon zu Beginn deutlicher die Stimmung und Motivation des Prota zeigen, vielleicht etwas mehr als neue Klamotten. Es scheint ihm auch nicht schwerzufallen, sich selbst zu verletzen, was ich nicht sehr glaubwürdig finde. Formal würde ich die Gedanken des Erzählers nicht auch wie eine wörtliche Rede schreiben, das fand ich gerade zu Beginn etwas verwirrend.
Das sind Punkte, die ich definitiv überdenken werde. Wobei ich den tatsächlichen Akt der Verstümmelung nicht groß zeigen wollte, das sollte sich im Kopf des Lesers abspielen. Gleichzeitig will ich aufpassen, nicht zu viel vom Pacing zu verlieren.
Die wörtliche Rede (in Gedanken) werde ich abändern, mal schauen, ob das besser passt.

Für die Präsentation der Gedanken sehe ich es genau wie Rob. Zuerst dachte ich nämlich, er leide an Schizophrenie und eine innere Stimme gäbe ihm Anweisungen.
Verstehe ich jetzt. Tatsächlich driftete auch ich mit meinen Überlegungen gen Ende immer mehr in eben diese Richtung. Muss ich noch mal drüber nachdenken, ob ich das nicht komplett ummodelliere.

Fazit: Kein tiefschürfender Horror, aber ein kleiner schwarzer Ironie-Happen (wenn's denn so gedacht war) für zwischendurch.
Werde das Tag gleich ändern, tatsächlich war es als schnelles, böses, Ding-für-zwischendurch gedacht. Ironie-Happen? Jau, warum nicht.

Ihr zwei, danke für eure Zeit. Darf ich euch erneut verlinken, wenn ich das Teil im September überarbeitet habe?

Beste Grüße
Seth

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Seth,

eigentlich finde ich es schade, dass Du den Tag Horror gestrichen hast. Ich finde, der passt sehr gut. Gerade im Horror wird man sich den einen oder anderen Logikbruch leisten dürfen. Ich persönlich fand Deine Geschichte durchaus stark. Mit vielen Bildern. Und die große Gefahr des Horrors, dass er zur Persiflage seiner selbst wird, besteht eigentlich nur an einer Stelle. Und selbst da nehme ich Dir den aufheiternden Lacher nicht übel.

Ich habe auch nicht die Probleme meiner Vorkommentatoren:

Online passiere ich das Tor, wechsle auf die dunkle Seite. In einem anderen Tab checke ich den Inhalt meiner frisch eingerichteten Kryptobrieftasche. Kontostand: 0,00€. Beschissene Nullen.
Wenn jemand lange verzichten musste, kann so ein unmoralisches Angebot tatsächlich Reize entfalten. Ich habe einmal vor Jahren eine Doku über südamerikanische Kinder und Jugendliche gesehen, die freiwillig Organe für etwas Geld verkauften. Ein Junge stand kurz vor der Augen-OP. Er zum Reporter: Ein Auge reicht zum Sehen. Davon wird meine Familie lange satt.
Diese Welt existiert schon lange; auch jenseits des Darknet.
Der Mauszeiger fliegt hin und her, immer tiefer grabe ich mich durch die Schattenwelt dieses Kaninchenbaus, vorbei an Drogen, Waffen und zahllosen, sexuellen Perversitäten in allen erdenklichen Formen, Farben und Größen.
Kaninchenbau? Ist das ein Insider? Warum nicht einfach Darknet?
Klick. »…ein Junge. Was ist mit dir?«
»Hm?« Ich sehe auf. »Was hat sie gesagt?«
Omi schaut mich geradewegs an. Die Stirn liegt in Falten, noch mehr als sonst. »Sie sieht traurig aus.« »Was?«, frage ich und esse noch einen Löffel der wässrigen Kohlsuppe.
Gedanken schreibt man in der Regel einfach nur kursiv. Ohne Anführungszeichen.
Omi seufzt. »Misha … mein Junge«, sagt sie und knetet ihre knorrigen Hände, »Warum findest du keine Arbeit?« Ihr
Ach, die arme Omi, Die mag ich besonders. Noch stärker fände ich, wenn er auch ihr etwas kauft, was sie dringend braucht. Neue Pantoffeln oder so.
Nicht schon wieder! Wieso muss sie mir jede Woche damit kommen?«, denke ich.
Wie gesagt, einfach kursiv ohne Anführungszeichen
Scheiße, sehen die Treter geil aus! Und erst in Kombi, mit der Jacke.« Beinahe zärtlich gleiten meine Finger über den mattschwarzen Stoff des Ärmels. Balenciaga, 1200,00 €. Das
Sehr schön. Fühle mit.
Sie wirken auf mich wie jemand, der nicht bereit ist, Kompromisse einzugehen. Sie sind doch noch jung, Sie sollten wirklich verinnerlichen, was es heißt, auch mal die Extrameile zu gehen, Teile von sich selbst aufzugeben, für ein höheres Ziel. Verstehen Sie, was ich Ihnen sagen will?«
Eine starke Stelle. Sehr gut.
Autounfall!« »Outounpfoll.« Sinkt die Anzahl der Zähne unter einen bestimmten Schwellenwert, ist eine klar verständliche Artikulation nur noch schwer möglich. »Ein Kater ist dabei auch keine Hilfe.«
»Ein Autounfall? Oh Gott, das tut mir schrecklich leid. Ich wünsche ihnen eine schnelle Genesung für …«, er gerät ins Stocken, schaut auf meine behelfsmäßig bandagierte, linke Hand.
»Pfönfaffa Tümmabuch.« »Fünffacher Trümmerbruch. Weil es fünf Finger sind. Also … noch. Dafür braucht es nun wirklich kein Medizinstudium.«
Und hier ist die Stelle mit dem Lacher. Wenn Du den nicht willst, dann nehme einfach die phonetischen Wörter raus, dann denkt sich der Leser/die Leserin, wie es sich anhört.

Insgesamt finde ich, dass Du hier ein nettes Stück Horror geliefert hast. Natürlich geht es immer noch erschreckender, gruseliger – aber Du greifst hier ein Thema auf, das uns beschäftigen sollte, und lässt es entarten. Ich finde das fein.

LG
Mae

 

Hallo @Seth Gecko,

ich versuche mich hier einmal an meiner ersten konstruktiven Kritik bei deiner Geschichte. Generell tauchte ich leicht in deine Geschichte ein und fand sie unterhaltsam. Man hört so einiges über das Darknet und ich denke, deine Geschichte konzentriert sich gut auf einen Aspekt.

Mir ist aufgefallen das der Protagonist Herr Sadowski heißt. Nimmst du da Bezug auf die Marke Swarovski, also den Schwan? Den da bekomme ich unweigerlich die Geschichte "Das hässliche Entlein" in den Kopf und bei deiner Geschichte passiert ja das Gegenteil.

Neue Hardware wurde erkannt. Das Gerät kann jetzt verwendet werden‹.
Wie gebannt starre ich in die nagelneue Webcam. Sie zu klauen war leicht, die Installation noch leichter. Jetzt glotzt ihr lidloses Auge mich an, stoisch, wartend … bis ich mutig genug bin, loszulegen.
Als ich die Geschichte zu Ende gelesen habe, fiel mir beim zweiten Lesen das Foreshadowing auf – bezogen auf das Auge. Weswegen hier meine Frage wäre, ob das beabsichtig war? Wenn ja, dann würde es mir gefallen, dies stärker herauszuheben. Am Ende der Geschichte wirkt der Protagonist auf mich resigniert, ergeben. Das hat dann für mich keinen Zusammenhang mit "... bis ich mutig genug bin, loszulegen."

Der Mauszeiger fliegt hin und her, immer tiefer grabe ich mich durch die Schattenwelt dieses Kaninchenbaus, vorbei an Drogen, Waffen und zahllosen, sexuellen Perversitäten in allen erdenklichen Formen, Farben und Größen.
Mir gefällt der Vergleich mit dem Kaninchenbau sehr gut! Man weiß nicht genau wie es dort aussieht, doch Licht wird dort keines hinfinden. Ein Verbesserungsvorschlag wäre eventuell "Waffen, Drogen" durch bildhafte Begriffe zu ersetzen.

Ihr polnischer Akzent lässt das ›r‹ rollen, es klingt wie Arrrbeit. »Deine Mutter wäre so stolz auf dich, würdest du Medizin studieren, wie du es früher vorhattest.«
Gefällt mir gut, ich habe den Akzent direkt übernommen!

Frau Mörwes Blick ist wie immer, leicht abschätzig, mit einer Spur Vorverurteilung, die heruntergezogenen Mundwinkel unterstreichen ihren Look. Sie ist Innendrin genauso grau wie alles andere. Deshalb passt sie so gut hierhin.
Ich habe mir Frau Mörwes schwer vorstellen können. Ich nehme an, dass du den Namen gewählt hast mit der Ähnlichkeit zu Möwe? Vielleicht liegt das an mir, aber mir würde es leichter fallen, wenn direkt Möwe, Geier, Adler, etc. benutzt wird.

Sie reicht mir die Scheine und Münzen, kurz berühren sich unsere Hände. Ihre Haut ist angenehm warm.
Wirkt auf mich etwas Klischeehaft, eventuell entdeckt der Protagonist ein Brandmal, Tattoo, Schnitte auf ihren Händen, was ihr etwas Charakter geben würde.

Autounfall! »Outounpfoll.« Sinkt die Anzahl der Zähne unter einen bestimmten Schwellenwert, ist eine klar verständliche Artikulation nur noch schwer möglich.
Muss mich ebenfalls den vorherigen Kommentator*innen anschließen. Ein schöner Lacher!

Hoffe ich konnte dir etwas helfen bei deiner Kurzgeschichte!

Schöne Grüße,
Kosi

 

Moin @Maedy,

vielen Dank für Deine Zeit, Vorschläge und Anregungen. Bin gerade erst aus dem Urlaub wieder da, daher die verzögerte Antwort. :)
Es freut mich, dass Dir die Story zugesagt hat.

Kaninchenbau? Ist das ein Insider? Warum nicht einfach Darknet?
Sollte eine Anlehnung an "Alice im Wunderland" sein. Funktioniert vielleicht nur bedingt?

Gedanken schreibt man in der Regel einfach nur kursiv. Ohne Anführungszeichen.
Wieder etwas gelernt. Hatte Rob F ja schon bemerkt und dotslash ebenfalls. Da ich den Faktor Schizophrenie wohl erstmal außen vorlasse, hab ich die Passagen bereits entsprechend geändert.

Noch stärker fände ich, wenn er auch ihr etwas kauft, was sie dringend braucht. Neue Pantoffeln oder so.
Hm ... weiß ich noch nicht. Ich seh den eher als ziemlich egoistischen Kerl an, der die neu erlangte Kohle erst mal nur für sich alleine haben will und sie umgehend nur für eigene, materielle Dinge auf den Kopf haut.

Und hier ist die Stelle mit dem Lacher. Wenn Du den nicht willst, dann nehme einfach die phonetischen Wörter raus, dann denkt sich der Leser/die Leserin, wie es sich anhört.
Tatsächlich war die Stelle als schwarzhumoriger Lacher gedacht. Bleibt drin.


Ich guck’ mir das Teil die Tage noch mal genauer an, unter Berücksichtigung eurer Anmerkungen. Vielleicht leg ich bei manchem noch ´ne Schippe drauf und mache es tatsächlich makaberer, düsterer und emotionaler, dann passt der Horror-Tag auch wieder. Mal schauen.

Beste Grüße
Seth

Moin @Kosi,

vielen Dank für Deine (erste) Kritik und Deine Zeit! :) Ich freue mich, dass auch Du grundsätzlich etwas mit der Geschichte anfangen konntest.

Gerne gehe ich kurz auf Deine Anmerkungen ein:

Mir ist aufgefallen das der Protagonist Herr Sadowski heißt. Nimmst du da Bezug auf die Marke Swarovski, also den Schwan? Den da bekomme ich unweigerlich die Geschichte "Das hässliche Entlein" in den Kopf und bei deiner Geschichte passiert ja das Gegenteil.
Der Name ist nahezu willkürlich gewählt. Da die Oma mit Akzent spricht, hatte ich einen polnischen Namen im Sinn.


Als ich die Geschichte zu Ende gelesen habe, fiel mir beim zweiten Lesen das Foreshadowing auf – bezogen auf das Auge. Weswegen hier meine Frage wäre, ob das beabsichtig war? Wenn ja, dann würde es mir gefallen, dies stärker herauszuheben. Am Ende der Geschichte wirkt der Protagonist auf mich resigniert, ergeben. Das hat dann für mich keinen Zusammenhang mit "... bis ich mutig genug bin, loszulegen."
Tatsächlich kam mir die Idee, dass er sich mindestens ein Auge entfernt, erst fast am Ende der Geschichte. Das war also unbeabsichtigt. Was das mit dem "mutig" angeht, hast Du einen Punkt, da werde ich mich wohl nochmal dransetzen.


Ein Verbesserungsvorschlag wäre eventuell "Waffen, Drogen" durch bildhafte Begriffe zu ersetzen.
Gefällt mir. Werde ich ausprobieren.


Ich habe mir Frau Mörwes schwer vorstellen können. Ich nehme an, dass du den Namen gewählt hast mit der Ähnlichkeit zu Möwe? Vielleicht liegt das an mir, aber mir würde es leichter fallen, wenn direkt Möwe, Geier, Adler, etc. benutzt wird.
Kein beabsichtigter Vergleich. Nur ein Name. Irgendwas mit "ö". :)


Wirkt auf mich etwas Klischeehaft, eventuell entdeckt der Protagonist ein Brandmal, Tattoo, Schnitte auf ihren Händen, was ihr etwas Charakter geben würde.
Ja, die Szene im Baumarkt wurde ja bereits von einem weiteren Wortkrieger kritisiert. Auch da werde ich nochmal drüberschauen.


Hoffe ich konnte dir etwas helfen bei deiner Kurzgeschichte!
Na klar! Das waren interessante Überlegungen, die definitiv zum Nachdenken anregen.
Ich danke Dir.

Beste Grüße
Seth

 

Hallo @Seth Gecko!

Zuerst will ich dir sagen: Ich finde den Titel sehr gut gewählt. Und ich habe auch die anderen Kommentare gelesen - vielleicht liegt es daran, dass ich ein Angsthase bin und das vor allem das Thema "Selbstverstümmelung" bei mir sowieso schon das Grauen auslöst - aber mich hast du mit der Geschichte komplett in den Bann gezogen. Ich war schockiert, teilweise geängstigt und ich fragte mich, wie weit er gehen wird und mich hat es gepackt und schockiert - diese Verbindung zwischen der Geldgeilheit (die sich ja auch in seinem online Namen "Richkid" zeigt, aber auch in seiner Besessenheit von Markenklamotten - die natürlich wichtiger sind, als ein richtiges Pflaster für die Wunden) und Selbstverstümmelung. Dann noch diese unterschwellige "Sorge von OG_Steinar88, die an manchen Stellen raus kommt - wie bei der Frage, ob er sich die Salbe gekauft hat, weil Brandwunden darf man nicht unterschätzen - ließ mich einfach nur schaudern.

Schließlich bin ich am Ziel. Dort ist das Icon, dass der Typ mir auf dem Amt im Flüsterton beschrieben hatte, während wir beide im Flur darauf warteten, dass die eigene Nummer angezeigt wird
Hier war ich im ersten Moment ein wenig verwirrt - "die eigene Nummer" - mittlerweile weiß ich, dass du damit das Zettelchen gemeint hast, das man sich oft ausdrücken muss und dass die dann wohl auf den Bildschirm gestarrt haben - aber da musst ich doch einen Moment überlegen. Vielleicht wird das klarer, wenn du noch den Bildschirm irgendwie einbringst - aber soweit ich das gesehen habe, bin ich bisher die einzige, die da drüber gestolpert ist. :)

»Warum findest du keine Arbeit?« Ihr polnischer Akzent lässt das ›r‹ rollen, es klingt wie Arrrbeit.
Das mit dem polnischen Akzent fand ich klasse. Ich hab den Satz davor gleich nochmal gelesen und in meinem Kopf das "r" rollen lassen. xD
Scheiße, sehen die Treter geil aus! Und erst in Kombi, mit der Jacke. Beinahe zärtlich gleiten meine Finger über den mattschwarzen Stoff des Ärmels. Balenciaga, 1200,00 €. Das Teil ist Killer.
Das ist eine sehr gute Charakterbeschreibung von dem Typen. Einfach so ein geldgeiler "Spasti", der glaubt, Markenklamotten sind das Alpha und Omega. Meine Lieblingsart von Mensch - nicht.

Von wegen! In der Umkleidekabine musste ich aufpassen, dass die Billigpflaster nicht abfielen, und die Anprobe tat auch ziemlich weh, doch das war es auf jeden Fall wert. Du solltest dir vom nächsten Geld bessere Pflaster kaufen. Und vielleicht noch Verbände. Und Schmerzmittel. Starke.
Diese Beschreibung von ihm spricht auch einfach nur Bände. Also mir den Typen unsympathisch zu machen, schaffst du sehr gut - gleichzeitig aber fing ich an, ihn im Laufe der Geschichte immer mehr zu bedauern. Und noch einmal tragischer wird es natürlich, wenn man später darüber nachdenkt und auf sich wirken lässt, dass es solche Menschen wirklich gibt. Menschen, die bereit sind, sich zu verstümmeln, etc. - nicht nur, weil sie es müssen, sondern weil sie so unbedingt in einen Kreis der Gesellschaft aufsteigen wollen, und glauben, mit Geld genau das erreichen zu können. Irgendwie dachte ich dann auch noch das OG_Steinar88 eigentlich - was Geld angeht - genau das ist, was Richkid sein will, doch er selbst sieht das gar nicht, weil er so sehr in seiner eigenen Perspektive gefangen ist und ja ... du merkst, ich hab mir einige Gedanken über die Geschichte, den Protagonisten, etc. gemacht. Ich bin ja auch ein großer Fan davon, wenn einige Dinge nicht zu genau ausgeführt werden - nicht nur das Verstümmeln an sich, sondern generell ein paar Sachen, über die man selbst noch nachdenken kann.

»Herr Sadowski, Sie wirken auf mich wie jemand, der nicht bereit ist, Kompromisse einzugehen. Sie sind doch noch jung, Sie sollten wirklich verinnerlichen, was es heißt, auch mal die Extrameile zu gehen, Teile von sich selbst aufzugeben, für ein höheres Ziel. Verstehen Sie, was ich Ihnen sagen will?«
»Teile von mir selbst aufgeben?«, frage ich. Fang jetzt nicht an zu lachen!
Die Stelle fand ich sehr gut. Nicht nur, weil sie ein Wortspiel ist, sondern auch,weil sie zeigt, wie wenig der Protagonist in der Lage ist, über das Nachzudenken, was andere ihm sagen. Er sieht nur sich. Er sieht nur wie "toll" er ist - denn ich habe das Gefühl, er glaubt toll zu sein. Mit diesem Job und all das Geld, was er verdient - was will dieses Amtsweib ihm da auch erzählen. Er verdient ja tausend Mal mehr und schneller Geld als sie. Also scheiß auf sie.

»Hast du ein Auto?«, fragt sie.
»Ob ich ein Auto habe? Na klar!«, lüge ich und lache. Autsch.
Auch die Stelle mit der Verkäuferin fand ich gut. Sie steht für mich nicht als eine eigenständige Figur, als ein Love-Interest, sondern für all die oberflächlichen Menschen in der Gesellschaft, die eben solche Menschen hervorbringen. Das impliziert diese Standardfrage: "Hast du ein Auto?".

Puh, das war knapp. Da steht sie. Scheiße, Alter, hat die sich umgezogen?
Das wiederum ist eine Stelle, die ich nicht ganz verstehe - vielleicht weil sie zu ungenau beschrieben ist. Ich verstehe nicht, wieso er denkt: "Scheiße, Alter, hat die sich umgezogen?" gefällt es ihm? gefällt es ihm nicht? Wieso fällt es ihm auf?

Cool bleiben. Lächeln. »Hab ’ne Wette verloren.«

»Hat es sich wenigstens gelohnt?«
Häh? »Was?«
Ein Kopfnicken, in Richtung des Ohrs. »Die Wette. Hast du gewonnen?«

»Sehe ich etwa aus wie ein Verlierer?«, frage ich und starte den Audi.

Diese drei "Zitate" kommen hintereinander. Er sagt ihr ja, dass er die Wette verloren hat - wieso fragt sie ihn dann noch, ob er die Wette gewonnen hat und dann kommt noch sein Nachschub: "Sehe ich etwa aus wie ein Verlierer?" Das passt was nicht.

Und du bist schuld. Warum hast du die Schachtel nicht besser versteckt? Ich habe einfach nicht nachgedacht. Was dachtest du denn, würde mit der kranken Frau passieren, wenn sie deine abgeschnittenen Brustwarzen, Ohrläppchen und herausgerissenen Fingernägel findet?
Hier dachte ich mir nur: Igitt, das muss doch stinken. Wieso behält man das auf - keine Kritik, man hört ja ganz oft, dass Leute solche "Trophäen" aufbehalten.

Man braucht nicht mehr in den Puff zu gehen, sondern kann sich im Darknet die Partner :innen? Nein? Na gut. nach Hause bestellen.
Den Satz verstehee ich nicht. Wieso denkt er Partner:innen? Nein? Na gut? - ist das eine Anspielung darauf, dass er auf Männer steht? Ich verstehe es nicht ganz ^^"


So, das wäre alles von mir. Rundum eine sehr gute Geschichte - dass sie mir gefallen hat, brauche ich ja nicht noch einmal erwähnen, ich glaube, dass kann man aus dem Kommentar recht gut raus lesen.

LG Luzifermortus

 

Moin @Luzifermortus,

vielen Dank für Deinen Kommentar, Deine Anregungen, Deine Zeit.

Es freut mich, dass die Geschichte Dich abgeholt hat und ich merke schon, dass Du gewisse Passagen genau so wahrgenommen hast, wie ich sie beim Schreiben konstruieren wollte. Das freut mich natürlich umso mehr. Zwei Beispiele:

Also mir den Typen unsympathisch zu machen, schaffst du sehr gut - gleichzeitig aber fing ich an, ihn im Laufe der Geschichte immer mehr zu bedauern.
Er sieht nur wie "toll" er ist - denn ich habe das Gefühl, er glaubt toll zu sein. Mit diesem Job und all das Geld, was er verdient - was will dieses Amtsweib ihm da auch erzählen. Er verdient ja tausend Mal mehr und schneller Geld als sie. Also scheiß auf sie.
Ganz genau. Der Typ ist keiner, für den man Sympathie empfinden soll. Im Gegenteil, er ist ein armes Würstchen, das sich über Statussymbole definiert. Am Ende tut er einem nur noch leid. Wahrscheinlich werde ich noch ein wenig am Text feilen dürfen, um diesen Aspekt noch stärker zu veranschaulichen.

Das wiederum ist eine Stelle, die ich nicht ganz verstehe - vielleicht weil sie zu ungenau beschrieben ist. Ich verstehe nicht, wieso er denkt: "Scheiße, Alter, hat die sich umgezogen?" gefällt es ihm? gefällt es ihm nicht? Wieso fällt es ihm auf?
Guter Punkt. Ihm ist aufgefallen, dass sie schickere Klamotten anhat, also ebenfalls wie er Wert auf Oberflächlichkeiten legt. Wahrscheinlich macht ihn das ein wenig nervös. Diese Stelle werde ich noch ausbauen, danke fürs aufzeigen.


Diese drei "Zitate" kommen hintereinander. Er sagt ihr ja, dass er die Wette verloren hat - wieso fragt sie ihn dann noch, ob er die Wette gewonnen hat und dann kommt noch sein Nachschub: "Sehe ich etwa aus wie ein Verlierer?" Das passt was nicht.
Jawoll, das habe ich mehrfach komplett überlesen. Vielen Dank für den Hinweis, da muss ich nochmal ran.


Hier dachte ich mir nur: Igitt, das muss doch stinken.
Auch ein guter Punkt. Das baue ich noch mit ein.

Den Satz verstehee ich nicht. Wieso denkt er Partner:innen? Nein? Na gut? - ist das eine Anspielung darauf, dass er auf Männer steht? Ich verstehe es nicht ganz ^^"
Am Ende ist mir seine innere Gedankenwelt ein wenig zu sehr ins Schizophrene gerutscht, fast schon wie eine zweite Stimme, die sein Handeln kommentiert. Jetzt liest sich das irgendwie komisch, da bin ich bei Dir. Wird gelöscht.

Vielen, vielen Dank für diese konstruktiven Anregungen, Dein Kommentar hilft mir, den Text zu schleifen.

Beste Grüße
Seth

 

Hallo @Seth Gecko ,

die Geschichte hat mir gut gefallen, mich wirklich unterhalten, in all ihrer Tragik und ihrem absurden Horror. Du hattest mich recht schnell gepackt, so dass ich beim ersten Lesen kaum dazu kam, nach Stolperstellen oder "Flusen" zu schauen.

Neue Hardware wurde erkannt. Das Gerät kann jetzt verwendet werden‹.
Schon der Anfang ist gut. Technische Meldung und dann die Metapher lidloses Auge glotzt mich stoisch an.

Kaninchenbau? Ist das ein Insider? Warum nicht einfach Darknet?
Sollte eine Anlehnung an "Alice im Wunderland" sein. Funktioniert vielleicht nur bedingt?
Mir hat die Metapher gefallen. Auch, dass du durch ein "Tor" gehst. Sehr schön subtil.

»Manchmal muss man sich von alten Dingen trennen, um eine neue, frische Sicht zu erhalten, Herr Sadowski. Andernfalls sehe ich bei Ihnen mittlerweile leider wenig Chancen, Sie noch erfolgreich auf dem Arbeitsmarkt zu vermitteln.«
Sehr gut. Er ist ja schon dabei.

Gedanken schreibt man in der Regel einfach nur kursiv. Ohne Anführungszeichen.
Wieder etwas gelernt. Hatte Rob F ja schon bemerkt und dotslash ebenfalls. Da ich den Faktor Schizophrenie wohl erstmal außen vorlasse, hab ich die Passagen bereits entsprechend geändert.
So liest es sich auf jeden Fall flüssiger.

Noch stärker fände ich, wenn er auch ihr etwas kauft, was sie dringend braucht. Neue Pantoffeln oder so.
Hm ... weiß ich noch nicht. Ich seh den eher als ziemlich egoistischen Kerl an, der die neu erlangte Kohle erst mal nur für sich alleine haben will und sie umgehend nur für eigene, materielle Dinge auf den Kopf haut.
Beides hat was für sich.

Mir hat der lapidare, fast distanzierte Stil der Geschichte gefallen, auch wenn ich frage, wie es wohl wäre, das mit mehr Schmerzen, mehr Kampf zu erzählen. (Nicht, das ich wüsste wie, aber interessant könnte es sein.)

Gerne gelesen und kommentiert.

LG
Gerald

 

Moin @C. Gerald Gerdsen,

danke für Deinen Kommentar und Deine Zeit.

Es freut mich, dass Du mit dem Text (trotz der Thematik) eine gute Zeit hattest. Er scheint ein wenig zu polarisieren. Da gibt es zwar den Wunsch nach mehr Härte, Schmerz und Emotionen, auf der anderen Seite können einige andere mit der Oberflächlichkeit und simplen Abgestumpftheit, die ja auch der Prota mit sich bringt, viel anfangen. Ich werd’ mich am WE nochmal dransetzen und mir Gedanken über Eure Änderungsvorschläge, evtl. Richtungskorrekturen, u. ä. machen. Aufgrund des allgemeinen Feedbacks bin ich mit dem Kern aber schon ganz zufrieden.

Auch, dass du durch ein "Tor" gehst. Sehr schön subtil.
Da bist Du der Erste, der diese feine, beabsichtigte Nuance erwähnt. Freut mich. Danke Dir.

Mir hat der lapidare, fast distanzierte Stil der Geschichte gefallen, auch wenn ich frage, wie es wohl wäre, das mit mehr Schmerzen, mehr Kampf zu erzählen. (Nicht, das ich wüsste wie, aber interessant könnte es sein.)
Ja, siehe oben. Mal schauen, was da noch geht. Darf ich Dich verlinken, sobald die Änderungen vorgenommen wurden?

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und beste Grüße
Seth

 

Wobei ich den tatsächlichen Akt der Verstümmelung nicht groß zeigen wollte, das sollte sich im Kopf des Lesers abspielen.
Hallo Seth Gecko
Das ist Dir gelungen. Nachdem ich Deine Geschichte gelesen habe, bin ich auf einen Abendspaziergang gegangen und die Geschichte hat nachgewirkt, was für die Qualität spricht Die Bilder, die sie in meinem Kopf produziert hat, sind schon recht gruselig. Vor allem die Schlusskonversation mit dem link zur Augenklinik und danach der Frage, ob er das Teppichmesser noch hat. Nicht auszudenken, wie man sich selbst solche Schmerzen zufügen kann.
Mit dem Thema Darknet habe und möchte ich mich nicht auseinandersetzen. Wenn ich mir vorstelle, dass es einen Ort für solche Abgründe gibt, dann graut mir davor.
Mehr Härte und Schmerzen, die Deinem Protagonisten zugemutet werden, kann ich mir nicht vorstellen, Emotionen vielleicht schon. Wobei ich den distanzierten Stil der Geschichte passend finde.
Beim Namen Sadowski habe ich gedacht, er sei in Anlehnung an den Marquis de Sade gewählt, habe aber oben in den Kommentaren gelesen, dass er willkürlich gewählt wurde.

Gerne gelesen, obwohl nicht mein Genre.

Viele Grüsse Aida Selina

 

Hallo @Seth Gecko,

ich habe es schon einmal erwähnt, ist nicht mein Genre.
Nichtsdestotrotz war ich neugierig auf diese Kurzgeschichte, allein des Titels wegen.

Die perfide Art, sich mit verstümmelten Gliedmaßen Geld zu verschaffen, ist uralt. Das Traurige daran, dass es immer wieder modifiziert wurde. In Asien werden kleine Kinder verkrüppelt, weil das Betteln dann mehr einbringt. Ich habe auch gelesen, dass es in London und wer weiß, wo noch in Europa Banden gibt, die diese Verkrüppelung noch immer praktizieren.
In Zeiten von Webcams kann man sein Sadistisches und masochistisch Potenzial voll ausleben.
Ich weiß nicht, ob die Wirklichkeit, Deine Geschichte nicht schon eingeholt hat.


Neue Hardware wurde erkannt. Das Gerät kann jetzt verwendet werden‹.
Wie gebannt starre ich in die nagelneue Webcam. Sie zu klauen war leicht, die Installation noch leichter. Jetzt glotzt ihr lidloses Auge mich an, stoisch, wartend … bis ich mutig genug bin, loszulegen.
Würde ich streichen zumal du zwei Sätze weiter unten „jetzt“ wieder verwendest.
Nicht auszudenken, (was passieren würde,) käme Omi herein während der Stream läuft.
Finde ich knackiger.
Ich wische die schweißnassen Hände an der Jeans ab und setze mich (wieder) vor die Schrottkiste, die sich mein Computer schimpft.
Hier auch.
Das bin nicht ich. Ich zeigs euch allen, ihr werdet schon sehen!
Verstehe ich nicht: die können seinen Kontostand nicht sehen.
Dort ist das Icon, dass der Typ mit dem Gips mir auf dem Amt im Flüsterton beschrieben hatte, während wir beide im Flur darauf warteten, dass die eigene Nummer auf der Digitalanzeige blinkt:
Für mich klingt der Satz etwas unrund. Das mit der Digitalanzeige ist sowieso klar. Vorschlag: Dort ist das Icon, genauso wie es der Gipsarmtyp mir auf dem Amt zugeflüstert hatte, während
Deine Mutter wäre so stolz auf dich, würdest du Medizin studieren, wie du es früher vorhattest.«

wir im Flur auf unsere Nummer warteten.
»…ein Junge.
warum nicht gleich mein Junge oder nur Junge. So hab ich erstmal gerätselt warum? …
Omi schaut mich (geradewegs) an.
Wie sonst?
Deine Mutter wäre so stolz auf dich, würdest du Medizin studieren, wie du es (früher) vorhattest.«
Vorhattest impliziert ja schon früher. Mir würde besser gefallen: würdest du Medizin studieren, wie du es früher wolltest.
Nicht schon wieder! Wieso muss sie mir jede Woche damit kommen?, denke ich.
Könntest du weglassen, denn der Leser weiß, alles was kursiv ist denkt er.
Außerdem hast du jetzt Arbeit.
Warum nicht: Außerdem habe ich jetzt Arbeit. Da war ich verunsichert, ich dachte die Oma spricht.
ihr Blick liegt auf dem großen Pflaster, dessen Rand unter dem Ärmel meines Shirts
Ihr Blick liegt nicht auf dem großen Pflaster sondern nur auf dessen Rand. Vorschlag: ihr Blick liegt auf dem Pflasterrand der unter dem …
Hör mal, ich bin ziemlich müde und geh’ auf mein Zimmer. Danke fürs Essen.«
Das macht ihn fast sympathisch.:)
Die mich wertschätzen, für das, was ich anzubieten habe. Und diesen Menschen habe ich unglaublich viel zu geben! Schönen Tag noch«, sage
So schön schwarz.:)
Auf dem Heimweg beiße ich mir allerdings beinahe durchgehend auf die Zunge, denn es tut jetzt richtig weh, das Shirt scheuert über die beiden Wunden, dort, wo die Brustwarzen fehlen.
Das würde doch ständig bluten. (Muss das nicht genäht werden um nicht zu verbluten.)
Die Kassiererin scannt meine Einkäufe, in der Geschwindigkeit einer bekifften Schnecke. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen ist der Arbeitsplatz an der Baumarktkasse ihre ganz persönliche Vorhölle, die schäbige, senfgelbe Dienstkleidung ihr Totenhemd.
Toll.
»Haste ein Auto?«,
Der muss ja jung sein, wenn sie nach einem Auto frägut.
Mein Puls beruhigt sich, als ich erkenne, dass ihre private Kleidung noch immer weniger Wert ist, als meine eigene.
Klingt für mich nicht ganz logisch, denn eine Verkäuferin im Baumarkt trägt doch mit Sicherheit keine Markenklamotten an einem ganz gewöhnlichen Arbeitstag oder? (finde es auch unwichtig)
Sie öffnet die Beifahrertür und steigt ein. »Hi. Pünktlich, auf die Minute.«
»Na klar, bin schließlich gut erzogen worden«, antworte ich.
Sie lächelt, während sie den Gurt anlegt. »Schickes Auto
Du führst die junge Frau ein, aber ich erfahren nichts mehr über sie.
Ich esse auch keine Kohlsuppe mehr, ich gönne mir täglich.??? Kurz habe ich überlegt, auch Omi etwas von Feinkost Klotzer mitzubringen, aber das wären ja Perlen vor die Säue.

Und du bist schuld. Warum hast du die stinkende Tupperdose nicht besser versteckt? Ich habe einfach nicht nachgedacht. Was dachtest du denn, würde mit der kranken Frau passieren, wenn sie die abgeschnittenen Brustwarzen, Ohrläppchen und herausgerissenen Fingernägel findet? Scheiße. Ja. Scheiße. Und jetzt?
Würde es gruseliger finden, wenn es keine Tupperdose wäre, sondern eine Schachtel, die jetzt lebt und die Würmer ihn begrüßen …

Ich fand es nicht zu schaurig, mir hat deine Geschichte gut gefallen.
Vielleicht kannst du den ein oder anderen meiner Gedanken gebrauchen.

Liebe Grüße
CoK

 

Moin @CoK,

vielen Dank für Deinen Kommentar, den kritischen Blick und die wirklich hilfreichen Änderungsvorschläge. Vieles davon konnte ich übernehmen, Du hast mir dabei geholfen weiteren Schliff hineinzubringen.

In Zeiten von Webcams kann man sein Sadistisches und masochistisch Potenzial voll ausleben.
Ich weiß nicht, ob die Wirklichkeit, Deine Geschichte nicht schon eingeholt hat.
Jau, das will ich mir gar nicht vorstellen. Wahrscheinlich gibt es im Darknet noch viel krasseren Scheiß.

Würde ich streichen zumal du zwei Sätze weiter unten „jetzt“ wieder verwendest.
Ich wollte den Originaltext, der erscheint, wenn Du am PC neue Hardware installierst. Und ich meine, da gehört das "jetzt" einfach mit rein. Habe aber dafür das zweite gekickt, denn Du hast da mit der Wiederholung einen guten Punkt aufgezeigt.

Finde ich knackiger.
Gekauft.

Hier auch.
Ebenso. Danke Dir fürs aufzeigen.

Verstehe ich nicht: die können seinen Kontostand nicht sehen.
Das sollte mehr so ein trotziges: "Euch (der Welt/seinem Umfeld/etc.) zeig ichs, ich bin keine Null" ausdrücken.

Für mich klingt der Satz etwas unrund. Das mit der Digitalanzeige ist sowieso klar. Vorschlag: Dort ist das Icon, genauso wie es der Gipsarmtyp mir auf dem Amt zugeflüstert hatte, während
Habe den Satz nochmal angepasst, die Digitalanzeige ist aber dringeblieben.

warum nicht gleich mein Junge oder nur Junge. So hab ich erstmal gerätselt warum? …
:) Ich wollte endlich mal eine Unterbrechung einbauen, also die drei Punkte, ohne Leerzeichen an den nächsten Buchstaben angereiht.

Wie sonst?
Haste recht. Ist geändert.

Vorhattest impliziert ja schon früher. Mir würde besser gefallen: würdest du Medizin studieren, wie du es früher wolltest.
Hab das "früher" gestrichen und den Satz leicht verändert.

Könntest du weglassen, denn der Leser weiß, alles was kursiv ist denkt er.
Jau, ist weg.

Warum nicht: Außerdem habe ich jetzt Arbeit.
Geändert.

Ihr Blick liegt nicht auf dem großen Pflaster sondern nur auf dessen Rand. Vorschlag: ihr Blick liegt auf dem Pflasterrand der unter dem …
Das auch. Viel besser, danke. Dein fokussierter Blick ist top! :thumbsup:

Das würde doch ständig bluten. (Muss das nicht genäht werden um nicht zu verbluten.)
Guter Einwand. Keine Ahnung, um ehrlich zu sein. Ist hier im Forum ein Arzt anwesend?! :lol:

Klingt für mich nicht ganz logisch, denn eine Verkäuferin im Baumarkt trägt doch mit Sicherheit keine Markenklamotten an einem ganz gewöhnlichen Arbeitstag oder? (finde es auch unwichtig)
Die ganze Szene im Auto soll nur noch einmal verdeutlichen, wie wichtig es ihm ist, sich durch Statussymbole anderen ggü. überlegen zu fühlen. Zu viel des Guten?

Du führst die junge Frau ein, aber ich erfahren nichts mehr über sie.
Siehe oben. Sie ist nur das Vehikel, um ein bisschen mehr über ihn zu erfahren, der auf keinen Fall als Loser wahrgenommen werden will.

Ich fand es nicht zu schaurig, mir hat deine Geschichte gut gefallen.
Vielleicht kannst du den ein oder anderen meiner Gedanken gebrauchen.
Wie Du sehen kannst, waren Dein Beitrag und Deine Gedanken enorm hilfreich für mich und ich danke Dir sehr für Deine Zeit.

Beste Grüße
Seth

 

An sich ist Horror nicht so mein Fall und wird von mir i. d. R. gemieden, schon allein weil das reale Weltgeschehen und alle Historik zuvor Horror genug produziert – da braucht man an sich nicht noch welchen zu „erfinden“ …, aber, das vorweg,

Seth,

ich hab den kleinen Ausflug nicht bereut und Du wirst ihn auch nicht bereuen … denn schon hier stockte ich wegen des abschließenden zweiten Punktes ...

Neue Hardware wurde erkannt. Das Gerät kann jetzt verwendet werden‹.
ob der nicht „eigentlich“ noch der (formalen) wörtlichen Rede zuzuschlagen ist, also eher vor dem auslaufenden Anführungszeichen stehen sollte ...

hier fehlt was

Ihr lidloses Auge glotz mich an, stoisch, wartend …
glotzt

Nicht auszudenken, käme Omi hereinKOMMAweg! während der Stream läuft.
ja, es gibt im Deutschen Sätze, die ohne Komma auskommen ...

Ich wische die schweißnassen Hände an der Jeans ab und setze mich vor die Schrottkiste, …
„Die“ Jeans, immer Plural (sind ja auch i. d. R. zwo Beine), folglich „Ich wische die schweißnassen Hände an den Jeans ab ...“

Ich zeigs euch allen, ihr werdet schon sehen!
besser „zeig’s“

Es ist, wie der Typ im Flur letztens gesagt hat, als wolle der Staat jeden positiven Gedanken der armen Schweine, die sich hier aufhalten müssen, im Keim ersticken.
Besser „wollte“ (Konj. II; typische als-ob-Situation), wie ja auch hier. Kann auch keiner mit Prät. verwechseln infolge der Zeitenfolge ... Hier gehts doch
Bloß keinen Mut schöpfen, es könnte ja wieder bergauf gehen.

Erneut durchströmt mich das HochgefühlKOMMAweg! von gestern Mittag: einfach …

Sie ist Innendrin genauso grau wie alles andere.
Gibts die Substantivierung?
Und ist nicht „drinnen“ immer „innen“ wie außen draußen?

Ich esse auch keine Kohlsuppe mehr, ich gönne mir täglich.
Fehlt da nicht „was“?, oder sitz ich gerade auf den Augen ...

Sämtliche Streamingdienste bieten Untertitel an, Essen kann bestellt werden, ohne dass man sein Gegenüber auch nur ein mal hören muss.
einmal (oder ein Mal?)

Gern gelesen vom

Friedel,
der noch einen angenehmen Restsonntag wünscht!

 

Moin @Friedrichard,

danke für Deinen Kommentar, den kritischen Blick und die Tatsache, dass Du meine Horrorstory abklopfst, obwohl Du es doch lieber harmonisch hättest.

Für mich ist es immer wieder aufs Neue erstaunlich, wie viele Kleinigkeiten und flüchtige Makel im Text nach und nach von einzelnen Wortkriegern aufgedeckt werden, trotz zahlreicher Korrekturdurchsichten meinerseits. Ich find’s fantastisch. :)

Sämtliche Deiner Punkte wurden korrigiert, wobei ich mir beim ersten (meinem zweiten) auch nicht sicher bin. Sauberer aussehen tut es nach Deinem Vorschlag allemal.

Und wieder habe ich etwas gelernt (Stichwort: Jeans). :huldig:

Tausend Dank, beste Grüße und einen entspannten Sonntagabend
Seth

 

Hallo Seth,

ja, die Überarbeitung hat dem Text gut getan. Ist die Szene mit Frau Mörve auch ausführlicher geworden? Sie erscheint mir jetzt noch besser.

Mein Unterkiefermuskeln verkrampfen, ich kann mich einfach nicht entscheiden. Erneut lege ich die Zange auf den Schreibtisch und nehme einen großen Schluck aus der halbvollen Whiskeyflasche.
Meine Follower drängen mich, loszulegen, Zeit ist schließlich Geld.
Aus dem Augenwinkel sehe ich den Chatverlauf und die steigenden Zahlen, das ›Ka-Ching!‹ klingelt im Sekundentakt. Fast alle wollen, dass ich mit den Schneidezähnen anfange. Ihr Wichser! Ich bin vielleicht besoffen, aber nicht blöd. Scheiß drauf. Ich greife zur Zange und sperre meine Kiefer weit auf, es schmeckt metallisch. Die Pumpe wummert wie Old School Hip Hop, unweigerlich denke ich an mein Lieblingsalbum, von 50 Cent: Get Rich or Die Tryin’. Mir wird schlecht. Ich setze die Zange an einen von den kleinen, links unten, an. Der wird bestimmt nicht soo weh tun? Hör auf zu heulen, verdammt! Doch die Tränen kommen ganz von allein, ich kann nichts dagegen tun. Ein Schluchzen kriecht aus meiner Kehle und ich schließe die Augen.
Uh, ... das ist gut. "Get Rich or Die Tryin'".
Dieser Absatz gibt dem Text für mein Empfinden deutlich mehr Tiefe. Lässt mich mitfühlen, gefällt mir.

»Ja, ähem, also … alles Gute für Sie. Oh … Herr Sadowski, ich glaube, diese Herren dort wollen zu Ihnen?«
Da bin ich nochmal gestolpert. Wieso tauchen die Typen beim Bestatter auf. Macht aber nicht so viel. Es ist auf jeden Fall eine Szene die die Handlung voran treibt, die Situation zuspitzt.

Insgesamt hat die Überarbeitung mit gefallen.

Liebe Grüße
Gerald

 

Für mich ist es immer wieder aufs Neue erstaunlich, wie viele Kleinigkeiten und flüchtige Makel im Text nach und nach von einzelnen Wortkriegern aufgedeckt werden, trotz zahlreicher Korrekturdurchsichten meinerseits.
Moin Seth,

die sicherste Methode ist immer, einen andern mit der Aufgabe des Korrekturlesens zu betrauen, weil - abhängig von der Länge des Textes bzw. das wievielte Mal man selbst den gleichen Text liest - die Betriebsblindheit mit jedem eigenen Kontrollgang wächst. Vllt. ließe sich das sogar mathematisch begründen (wäre ja keine höhere Mathematik, sondern ein bissken angewandte M., Statistik halt ...) Insofern ist hierorts der ideale Boden bereitet,

findet der

FRiedel.

(ist wie bei meinem verniedlichten Rufnamen - wieso gelingt mir da immer am Anfang die "Federal Republic" abzukürzen, wobei ich den Namen doch gerne vom ollen von der Vogelweide unter den Linden ableite oder moderner als Freatle von John, Paul, George & Ringo ..., was natürlich erst mit meinem 13. Lebensjahr möglich wurde) ...

 

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