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Die tanzende Kugel

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26.03.2006
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Die tanzende Kugel

Die tanzende Kugel

Es war einmal ein großes Wesen, das war so groß, dass man es nicht mehr erkennen konnte. Wenn man es sah, dachte man, man sähe nichts. So groß war es.
Dieses Wesen schaute auf ein kleines Kügelchen, das wie ein Staubkorn durch den Raum tanzte. War das lustig oder lästig? Ich könnte es wegpusten, dachte das große Wesen, dann wäre ich es los und müsste nicht mehr darüber nachdenken. Nun verhielt es sich aber so, daß es selbst wenige Augenblicke zuvor mit einem leichten Atemstoß die kleine Kugel zum Tanzen gebracht hatte, und was man selbst in Gang bringt, das lässt man nicht einfach los. Also beschloss das große Wesen, die kleine Kugel näher zu betrachten, fing sie mit lockerem Griff so ein, daß sie weiter tanzen konnte, und legte sie unter ein Mikroskop. Mit Mühe kniff es ein Auge zusammen und blinzelte mit dem anderen in das Gerät. Es sah jetzt, daß die kleine Kugel sich in regelmäßigen, eliptischen Bahnen bewegte. Es sah, dass eine weitere, noch viel kleinere Kugel sich um sie herum bewegte. Es sah auf der größeren Kugel ein Gewimmel von unzähligen unvorstellbar kleinen Wesen. Es sah blaue Flüssigkeit fast überall, Flüssigkeit, die nicht herunter tropfte, sondern nur ein wenig hin und her schwappte. Und wie es sich über sein Forschungsobjekt beugte, vernahm es, beinahe unhörbar, ein feines, feines Geräusch, das dem Sirren einer Mücke ähnelte. Da kam es auf die Idee, ein Mikrophon an die Kugel zu halten und das Geräusch zu verstärken. Es setzte sich zum Hören einen Kopfhörer auf. Langsam drehte es dann das Geräusch lauter, und es stellte nach anfänglichem Schrecken fest, daß es die Summe vieler tausend Klänge und Töne war, die von verschiedensten Orten auf der kleinen Kugel kamen. Und es erfand einen Trick, mit dem es die Klänge filtern konnte, sodass es nun viele Sender hatte wie bei einem Radiogerät. Zuerst hörte es Schüsse krachen und Donner rollen, was ihm so wenig behagte, daß es vor Entsetzen beinahe schon das Kügelchen zerdrückt hätte. Aber dann wurde die Entdeckung zum Genuss. Mit einemmal verstand das große Wesen, warum die kleine Kugel nach einem einzigen Anstoß nicht mehr aufhören wollte, sich zu drehen: Da war phantastische Musik überall, und zu der mußte man tanzen! Und es waren die klitzekleinen Wesen, die die Musik machten. Sie atmeten Luft ein - und Töne aus. Nicht nur aus ihren Mündern, nein, auch aus ihren selbstgemachten Schachteln und Röhrchen, die sie spielten, atmete es klangvoll in den Raum. Das rührte und bewegte das große Wesen so sehr, dass es beschloß, die kleine Kugel wie sein eigenes Auge zu hüten. Und es vergoss eine riesige Träne. Glücklicherweise fiel sie knapp an der kleinen Kugel vorbei ins Nichts.

 

Hallo, Hüter der tanzenden Kugel

ich fand deine Geschichte schön geschrieben, und es hat mich auch niicht gestört, dass man gleich wusste, was es mit dieser Kugel auf sich hat, allerdings kann ich mich mitdem Ende deiner Geschichte niht so recht anfreunden. Klingt irgendwie so, als wären dir die Ideen ausgegangen.
und die Träne, hätte die nicht irgendeine Bedeutung für unser Planetchen haben können?

Ansonsten freut es mich, mal eine Geschichte zu hören, die die Welt nicht in gar schrecklichen, sondern mal lieblichen Bildern darstellt.

grüßlichst Weltenläufer

 

Hallo pmaktiub,
ich habe gerade beide deiner Geschichten gelesen und frage mich in beiden Fällen, ob sie hier in der richtigen Rubrik aufgehoben sind. Du postest hier gleich zwei Geschichten(entwürfe), kurze Szenen, in denen du einen Gedanken bzw eine Situation kurz anreißt, dich irgendwie mit ihr auseinandersetzt und sie dann beendest. Ich finde nicht, dass die Texte hier in Fantasy gut aufgehoben sind, du wirst vermutlich noch mehr Kritiken kriegen wie meine: Ich kann mit den Geschichten nichts anfangen und denke gerade darüber nach, in welcher Rubrik sie besser aufgehoben wären. Denk mal bitte mit, denn ich finde hier wenig klassische Fantasy als vielmehr halbphilosophische Gedankenbilder.

gruß
vita
:bounce:

 

Tag auch,

zu vita kann ich eigentlich nur sagen, was ich immer sage, wenn jemand Genregrenzen zu eng zieht: Mir persönlich ist es schnurzpiepvölligkomplettegal, ob eine Geschichte "klassische" FAntasy ist. DAs Wesen ist irgendwie ja schon phantastisch im weiteren Sinne.

Obwohl das Ganze ansonsten nicht wirklich ein Geschichte ist, gefällt sie mir sprachlich (bis auf ein paar VErgleiche, wie der mit dem Radio- woher weiß das mächtige Wesen, was ein Radio ist?) Recht gut. Ich würde aber deutlich versuchen, es zu einer GEschichte mit dem nicht ganz unwichtigen Element einer HANDLUNG umzuformen. Die guten Ansätz sind da.

sweets and watery shade

CCC

 

Hallo pmaktiub,

Mir hat die Geschichte auf der einen Seite ganz gut gefallen, auf der anderen Seite ist sie mir wieder zu...ja, wie drücke ich das aus? Pädagogisch wertvoll? Lieb?

Du ziehst den etwas naiven Stil gekonnt durch, und irgendwie fand ich die Bilder auch rührend. Aber sie erinnert mich schon eher an eine Kindergeschichte.

Niedliche, manchmal witzige Formulierungen, wie zum Beispiel diese Stelle:

War das lustig oder lästig? Ich könnte es wegpusten, dachte das große Wesen, dann wäre ich es los und müsste nicht mehr darüber nachdenken. Nun verhielt es sich aber so, daß es selbst wenige Augenblicke zuvor mit einem leichten Atemstoß die kleine Kugel zum Tanzen gebracht hatte, und was man selbst in Gang bringt, das lässt man nicht einfach los.

Wobei mich der letzte Satz aussagemäßig sehr an den "Kleinen Prinz" erinnert. Und jetzt, wo ich drüber nachdenke, erinnert mich die ganze Geschichte vom Stil her daran. Aber du hältst dich immerhin mit dem moralischen Zeigefinger noch einigermaßen zurück.

Manchmal kann ich sowas lesen, manchmal wieder nicht. Aber ich habe auch den kleinen Prinzen nie zu Ende geschafft. :sealed:

Gruß,
Megries

 

Meinetwegen können die Geschichten beide in die philosophische Kategorie verschoben werden. Wie macht man das?
Über alles andere muss ich noch nachdenken. Besonders der Gedanke an mehr Handlung macht mich im Moment stutzig. Das große Wesen handelt doch! In meiner Geschichte geht es um das Zusammenspiel von planbarem Handeln, sogenannten Zufällen und/oder Bestimmung. Das große Wesen kann planen, wie es an die Kugel herangeht, nicht jedoch wohin seine Träne fallen wird.

Dass es ein Radio und ein Mikrophon kennt, beruht auf meiner Idee, dass wir Menschen eventuell nur glauben, Erfindungen gemschte zu haben. Ich kann nicht mit Sicherheit von der Existenz eines Gottes reden, aber manchmal stelle ich mir vor, ein - ja eben: ein großes Wesen schaue auf die Erde hinab und schmunzele über unsere vermeintlichen Errungenschaften, die es längst kennt oder die sogar seinem Geist entsprungen sind.
Um so schöner finde ich die Vorstellung, dass es von der Musik, die die Menschen machen, so überrascht und gerührt ist, denn darauf wäre es nun nicht selbst gekommen, d.h. die Musik ist ein absolut menschliches Phänomen, und schon ihretwegen lohnt es sich, die kleine Kugel nicht einfach wegzupusten.
Soweit erst einmal... ich mache jetzt Musik!

Ach ja, DANKE natürlich für alle Kommentare!

 

Hallo pmaktiub,
das Verschieben der Geschichte muss ein Moderator für dich übernehmen, am besten bittest du eine der zuständigen Personen aus Fantasy - vita, Der Illusionist oder Blaine - per PM darum.

Mir hat dein Text gefallen, Handlung ist für meinen Geschmack auch genug da. Es ist halt eine sehr ruhige, einfache Geschichte. Ständig würde ich sowas nicht lesen wollen, aber so ist es doch einmal etwas anderes, gut zu lesen für zwischendurch und irgendwie niedlich, wie Gott mit der winzigen Kugel hantiert. Ich habe mich zwar auch gefragt, welche Ausmaße sein Mikroskop haben müsste ;), allerdings kann man es mit der Logik ja auch übertreiben.

Also für meinen Geschmack ein netter kleiner Text, im Ton fast schon märchenhaft. Gerne gelesen.
Liebe Grüße,
Malinche

 

Auf Wunsch des Autors von Fantasy nach Philo verschoben.

 

pmaktiub schrieb:
d.h. die Musik ist ein absolut menschliches Phänomen,
Ach ja? Und was ist beispielsweise mit all den fröhlich zwitschernden (Sing-)Vögeln? Gerade jetzt zum Frühlingsanfang? Ist das etwa keine Musik? Wenn ja, weshalb nicht?

Diesen Gedanken weiterführend: Wer sagt, dass es sich bei jenen "klitzekleinen Wesen" um Menschen handelt?

Und weshalb trifft die "riesige Träne" nicht die Kugel um damit die biblische Sintflut auszulösen? Ist es dafür zu früh oder schon längst zu spät geworden?

 

Hallo pmaktiub,

eine kleine, märchenhafte Geschichte. Deine Beschreibungen der Handlungen finde ich ganz gut, hier ist es nicht so klar:


Mit einemmal verstand das große Wesen, warum die kleine Kugel nach einem einzigen Anstoß nicht mehr aufhören wollte, sich zu drehen

Meint das Wesen wirklich, die Drehung kommt von der Musik? Bei seinen sonstigen Kenntnissen unwahrscheinlich.

Als Philosophie sehe ich so nen Aufruf Entdeckerfreude zu empfinden, sich über Alltägliches als kleines Wunder zu freuen, Fürsorge zu zeigen.

Es sah mehrmals hintereinander.

Und wie es sich über sein Forschungsobjekt beugte als es sich

Und es vergoss eine riesige Träne

Freudenträne?

aquata

 

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